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Neuenbürg, 9. Okt. (Unlieb verspätet.) Der Schwarz- wald verein läßt sich all Jahr einmal häuslich in Höfen nieder. Das hat seinen besonderen Grund, hat doch die An­hänglichkeit die beiden Orte Neuenbürg und Höfen in treuer Verbundenheit bei der Erfüllung der Pereinsaufgaben znsam- mengehalten. Die Höfener Schar hat es noch immer verstan­den, den Besuch ans Neuenbürg zu einem kleinen Familien­fest zu gestalten, kann die Witterung sein, wie sie will; sie war ja diesmal trostlos. Der Saal imOchsen" hatte ein anderes Gesicht. Reicher Blumenschmuck strahlte eine heimat­liche Wärme auf die etwas kleine Schar in dem großen Saal ans. Mit einem neunköpfigen Orchester stand Oberlehrer Fcgert im Mittelpunkt der Unterhaltung. Das ahnten wir nicht! Was ans diesen geschulten Kräften in der Zusammen­fassung von Klavier, Cello und Violinen hcrausznholen ist, zeigte das erste Stück,Der Finnländische Reitermarsch". Alles freute sich für den Vater der Truppe, der in kurzer Zeit sich die musikliebende Jugend erzogen hat. Auch der Vorsitzende der Ortsgruppe fühlte sich an dem Platz, an dem im Jahre 1884 die Wiege seines Schwarzwaldvereins stand, recht wohl. Bei seiner Begrüßung berachte er die mannigfache Unterstüt­zung des Vereins durch eine Reihe Höfener Mitglieder zum Ausdruck. Mit dem GedichtMei Höfa an dr Enz" gedachte der Vorsitzende des st Mitglieds Ludwig Schwarz. Unsere beiden Fräulein Lustnau er, die jedes Jahr den Nachmit­tag durch Gesangsvorträge anSznschmücken wußten, erfreuten auch dieses Jahr wieder mit einigen Stücken. Das Orchester war unermüdlich und brachte eine herzliche Stimmung unter ihre dankbaren Zuhörer. Rasch verflossen die frohen Stun­den. Das nächste Jahr lesen wir wiederHöfen"; dann, Anhänger des Schwarzwaldvcreins, wißt Ihr, was Waldheil heißt.

(Wetterbericht.) Uebcr Spanien liegt Hochdruck, über der Nordsee eine Depression. Für Donnerstag und Freitag ist zwar zeitweilig aufhciterndes, aber im wesentlichen immer noch unbeständiges Wetter zu erwarten.

Calmbach, 18. Okt. (Ans dem Gemeinderat.) Die drin­gende Notwendigkeit, auch innerhalb des Rechnungsjahres bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Ausgaben des Gemeinde­haushalts zu senken, gab dem Bürgermeisteramt Veranlassung, die Verhältnisse der Gemcindefarrenhaltnng in einem Schrift­satz dem Gemeinderat darznlegen. Der Ortsviehversichernngs- Vcrcin bringt in einem Schreiben zum Ausdruck, daß das hier eingeführte Sbstem der Regiefarrenhaltnng das zweckmäßigste sei. Der Gemeinderat ist einmütig der Auffassung, daß mög­lichst Einsparungen erzielt werden sollen. Einer Neuregelung der Beziige des Farrcnwärtcrs soll näher getreten werden. Auch könnte demselben die Erlaubnis erteilt werden, ein oder zwei Stück Nutzvieh zu halten. Nach längerer Beratung wurde der Antrag, das seitherige System für die Gemeindefarren- haltnng beiznbehalten und in einer künftigen Sitzung die Gehalts- und Eigenviehhaltnngsfrage für den Farrenwärter zu regeln, angenommen. Von dem Kauf eines Farrens wird dem Gemcinderat Kenntnis gegeben. Der Vorsitzende gibt einen Entwurf des Dienstvertrags über die Anstellung des neu zu wählenden Amtsboten, ebenso eine Diensteinteilnng be­kannt. Neben der Festsetzung der Belohnung wird beschlossen, die Anstellung des Nachfolgers von Botenmeister Müller auf privatrechtlicher Grundlage mit der Bezeichnung Amtsbote vorzunehmen und einen vom Vorsitzenden entworfenen Be­werberaufruf gntzuheißen, nach welchem nur unbescholtene, tüchtige und gesunde Bewerber zur Einreichung ihrer Bewer­bung aufgefordert werden sollen. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von einem Erlaß des Oberamts, betr. Grundstocks­angriff zur Anschaffung einer Großviehwaage. Nach Be­kanntgabe der Angebote für eine solche wurde der Zuschlag zur Lieferung der Fa. P. Britz, Cannstatt, erteilt. Ein Erlaß des Bezirkskommissars für den freiw. Arbeitsdienst im Bezirk des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland, wonach der freiw. Arbeitsdienst der Gemeinde Calmbach insofern als volkswirtschaftlich wertvoll gilt, als die Förderung bis zur Dauer von 40 Wochen für den einzelnen Arbeitsdienst inner­halb eines Zeitraumes von 2 Jahren gewährt wird, wird be­kannt gegeben. Die Fördernngsfrist wurde bis I. März 19.4?. verlängert. Ab 15. Oktober 1932 wird der Fördecnngssatz von 2 Mk. auf 1,80 Mk. wochentäglich herabgesetzt. Einem Gesuch des Mundharmonikaorchesters Calmbach um Ueberlassnng eines geeigneten Lokals zur Abhaltung der Proben wurde ent-

Die Kisenbcruern

Roman von R«i»olf Utsch

(Copyright 1931 bh Verlag Alfred Bechthold in Braunschweig) 49. Fortsetzung.

Heinrich hatte sich hundertmal gesagt: Du darfst nie mehr nach Hause! Man wird dich erkennen, man verhaftet den Mörder und macht ihm den Prozeß. Du mußt deiner Mutter diese Schmach ersparen. Ihr ist es lieber, du irrst in der Welt umher, als wenn sie dich vor den Schranken des Ge­richtes, wo doch noch keiner deiner Vorfahren stand, sieht. Das hatte sie ihm beim Abschied noch gesagt.

Doch dann sah er im Geiste die Berge, auf denen er so manches Mal in jugendlichem Uebermnt hernmgetollt er sah die Sieg und vernahm ihr heiteres und verführerisches Rauschen er sah die Hütte, sein Vaterhaus und das lieb­liche Dorf am Berghang. Alles das lockte lockte unwider­stehlich; zuerst noch bedächtig und leise, dann aber immer un­gestümer und mächtiger, zuletzt befahl es und rief:

Du mußt du mußt zu mir zurück!!"

Die Sehnsucht bohrt und brennt sich tief. Auch er lernte ihren nie versiegenden Schmerz in den Jahren kennen. Sie machte ihn fast krank und nahm ihm jede Freude. In den ersten Jahren sagte er sich: Du willst so gerne in die Heimat, Werl du sic nicht mehr betreten und sehen darfst. Denn das Unerreichbare scheint dem Menschen stets das Begehrenswer­teste... Doch alles, was er sich einredete, nützte nichts. All- mahlrch gab er jeden Widerstand auf. Er mußte zurück!

Für die Seligkeit, noch einmal die Heimat sehen zu kön­nen, wollte er alles wagen alles!...

Am 15. Juli 1870 lief dieBuffalo" im Hafen von Rotterdam ein, und die Passagiere gingen über den Lan­dungssteg an Land.

Heinrich schleuderte vom Hafen, einen Handkoffer tra­gend, in das innere, der Stadt und betrachtete verwundert die vielen Eigentümlichkeiten Rotterdams.

Noch nicht allzu weit war er gegangen, da lenkten einige Jungens, die m Holzschuhen über die Straße klapperten, seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie trugen einen Packen Blätter auf dem Arm und schrien laut die große Neuigkeit des Tages. Er konnte jedoch den Sinn ihrer Rufe nicht verstehen. Pas­santen drängten sich um die Knaben und die Extrablätter gingen reißend ab. Seine Neugierde wuchs, und er fragte in englischer Sprache, die er in Amerika gelernt hatte, einen vornehmen Herrn nach dem Inhalt des Blattes. Prompt er­hielt er zur Antwort:

sprechen und wird die Kleinkinderschule zur Verfügung gestellt. Ratschreiber Kreeb wird zum ständigen L-tellvcrrreter des Gemeindepflegers in Urlaubs-, Krankheits- und sonstigen Verhinderungsfällen bestellt. Es wird bekanntgegeben, daß nach der 7. Notverordnung des Staatsmin. zur Sicherung des Haushalts der Gemeinden vom rU. September ds. Js. in allen Gemeinden, die nicht bis znm 30. September >932 die Er­hebung der Bürgersteuer beschlossen haben, die Einwohner­steuer 1932 für die Zeit vom 1. April bis 31. 'Dezember 1932 mit dem vollen Jahresstenersay von 6 Mk. zu erheben und noch im Laufe des Kalenderjahres 1932 einznziehen sei. Nach dieser Bestimmung wird in hiesiger Gemeinde die fragliche Einwohnerstener erhoben. Auf Rechnung der OrtSsürsorge- kasse werden für die örtliche Winterhilfe 100 Ztr. Kartoffeln angeschasft. Der Vorsitzende tritt ab nächster Woche seinen Erholungsurlaub an. Nach Erledigung verschiedener kleine­rer Verwaltnngssachen und einiger Fürsorgefälle wurde die umfangreiche Sitzung gegen 10 Uhr geschlossen.

Grunbach, 18. Okt. Landwirt und Sägewerksbesitzer Gott- lieb Rentschler durfte am letzten Samstag seinen 7 0. Ge­burtstag begehen. Der noch völlig rüstige Siebziger war aus diesem Anlaß Gegenstand zahlreicher Ehrungen. Allen voran hielt der Gemcinderat eine Festsitzung ab, wobei der Vorsitzende die vielfachen Verdienste Rentschlers als Gemeinde­rat und Stellvertreter des Ortsvorstehers würdigte und ihm namens der Gemeinde die herzlichsten Glückwünsche über­brachte. In gleicher Weise ließ das Obcramt durch den Orts­vorsteher ein warm gehaltenes Schreiben uberbringcn, worin Landwirt und Sägewerksbesitzer Rentsäster für seine vieljäh­rige Tätigkeit im Bezirksrat, in der Farrenschaubehörde sowie in sonstigen verschiedenen Bezirksausschüssen und für die Ver­dienste um die Landwirtschaft im besonderen Dank und An­erkennung ausgesprochen wird. Auch der Landwirtschaftliche Bezirksvercin hielt eine Vorstandssitzung in Grunbach ab, um auf diese Weise sein eifriges Vorstandsmitglied beson­ders zu ehren. Anschließend hieran verbrachte der gesamte Gemcinderat mit den Mitgliedern des Landiv. Bezirksvereins im Nebenzimmer des Gasth. z.Krone" gemeinsam mit dem Jubilar noch einige gemütliche Stunden. Abends brachte der Sängerbund seinem langjährigen Sänger und nunmehrigen Ehrenmitglied ein wohlgelungenes Ständchen. Die gesamte Gemeinde aber wünscht seinem geschätzten und verdienten Mit­bürger noch viele Jahre ferneren Wohlergehens.

Herrenalb, 18. Okt. Im ErholungsheimGrüner Wald" fand am letzten Sonntag eine über alles Erwarten gut be­suchte Erntcdankfestfeicr statt. Zur Darbietung kam eine Auf­führung in 6 Bildern, die uns in ergreifender Weise Einblicke in ein Familienleben der Gegenwart tun ließ. Es war ein äußerst lebendiges und spannendes Spiel, das von den Dar­stellern mit ganzem Ernst geboten wurde. Es gab nicht Spieler und Zuschauer, sondern man erlebte gemeinsam dies Stück der Gegenwar: mit, das uns etwas zu sagen hat für Zeit und Ewigkeit. Da nicht alle Gäste Einlaß finden konn­ten, wird auf mehrfachen Wunsch die ganze Aufführung am kommenden Donnerstag, den 20. Oktober, abends 8 Nhr, wie­derholt. Jedermann wird hierzu herzlich eiugeladen. ß.

Ein Stelldichein am Himmel

Die alten Sternweisen haben die Gestirnungen oder Aspekte der Wandelsterne am Himmel mit besonderer Sorg­falt beobachtet. Glauben sie doch, daraus die Geschicke der Menschheit deuten zu können. Besonders das enge Znsammen- treten, der Gleichschein zweier Wandler war ihnen bedeutsam. DerStern der Weisen" beispielsweise war eine dreimalige enge Konjunktion der beiden Riesenwandler Jupiter und Sa­turn. Eine ähnliche Begegnung am Himmel wird die Früh­aufsteher unter den Sternfrennden in den nächsten Tagen erfreuen, vorausgesetzt, daß der grimme Wettergott ein Ein­sehen hat. Der Morgenstern Venus, in höchstem Glanze, und Jupiter, beide im Sternbilde des Löwen, nähern sich einander immer mehr. Und in den frühen Morgenstunden des 20. Oktober zieht Venus ganz nahe an Jupiter vorüber. Der Ab­stand ist dann nur etwa ein Zehntel Grad, das heißt rund ein Fünftel des Monddurchmessers. Für das bloße Auge wer­den die beiden Sterne wie ein enger, sehr Heller Dopvelstern erscheinen ein prächtiger Anblick. Und auch nn großen Fernrohr wird es möglich sein, bei schwächerer Vergrößerung die beiden Sterne gleichzeitig im Gesichtsfeld zu haben. Die Keplerwarte auf dem Sommerberg wird, klares Wetter vor­ausgesetzt, am 20. Oktober ab 4 Uhr morgens ihre Pforte be­geisterten Sternguckern öffnen. Dr. R.

Frankreich mobilisiert!"

Wie was?... Gibt es denn Krieg?"

Oh, wissen Sie das denn noch nicht? Frankreich und Deutschland..."

Mehr hörte Heinrich nicht. Menschen schoben sich, hef­tig gestikulierend, zwischen ihn und den Sprecher.

Krieg zwischen Deutschland und Frankreich? fragte er sich und blieb, überrascht von dieser Neuigkeit, mitten auf der Straße stehen.

Sollte das möglich sein?... Krieg?

Ein Fiaker knallte mit der Peitsche nnd rief ihm un­willig zu, doch beiseite zu gehen. Mechanisch lenkre er seinen Schritt aufs Trottoir. Dort hielt er wieder ein. Die Neuig­keit konnte er nicht fassen er mußte sich stellen! Vielleicht strömte man jetzt in Deutschland schon zu den Fahnen.

Er rief mit lauter Stimme einen Kutscher herbei nnd ließ sich zum Bahnhof fahren. Auf einen Zug nach Deutsch­land brauchte er nicht lange zu warten.

Auf der Fahrt hatte er sich vorgenommen, von Köln aus ohne Aufenthalt weiter ins Siegerland zu fahren. Doch als er dort auf dem Bahnsteig stand, kam ihm die Ausführung des gefaßten Entschlusses schier unmöglich vor. Jetzt in die Heimat?... Eine entsetzliche Angst schnürte ihm fast die Kehle zu. Ihm graute vor der Heimat. Sieben Jahre lang hatte er sich in Amerika nach ihr gesehnt sieben lange Jahre. Nach schweren inneren Kämpfen hatte er sich endlich entschlos­sen, sie um jeden Preis noch einmal anfzusuchen.

Nur einige Stunden Bahnfahrt trennten ihn noch von ihr, aber er konnte sich nicht entschließen, in den Zug zu steigen, der dort zur Abfahrt ins Siegerland bereit stand. Das Scheußliche nnd Entsetzliche seiner Tat trat wieder mit außerordentlicher Lebendigkeit vor seine Seele. Er sah den Onkel im Gebüsch, fühlte den kalten Hahn der Flinte an seinem Zeigefinger, hörte das Krachen des Schusses. Dann kam das letzte Bild seines Onkels: er lag am Boden, den Kopf auf einem Baumstumpf, die Brust gerötet... Er ver­nahm seine röchelnde Stimme:Tatst du es wegen der Hilde, Heiner?"

Laut fauchend fuhr der Zug aus der Halle und nahm seinen Weg an die Ufer der schäumenden Sieg. Er starrte ihm nach, und als die Wagen in der Ferne verschwanden, spürte er es und ein unsäglicher Schmerz wühlte in seinem Innern: Du hast keine Heimat mehr für einen Mörder ist sie ver­loren !

Er hatte sich die Heimfahrt in Amerika leichter vorge­stellt. Jetzt aber, wo er wieder in Deutschland weilte, war's ihm, als ob die Vergeltung über ihm schwebe. Scheu und geduckt sah er sich um. Vielleicht erkannte ihn hier schon je­mand, denn einen Mörder vergißt man nicht leicht. Doch

80. Kreisturntng des 11. Turnkreises Schwabe« in Biberach

Das Turnerparlament des 11. Turnkreises Schwaben hielt am Samstag und Sonntag in der Wielandstadt Biberach seinen 80. Kreistnrntag ab, zu welchem sich nahezu 300 Ver­treter der 21 Gaue und eine zahlreiche Zuhörerschaft, sowie Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden einfanden. Der 1. Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Staatsmini­ster a. D. Dominikus, beehrte diese Kreistagung durch sein persönliches Erscheinen. Am SamStag mittag 12 Uhr hielt der Kreisvorstand eine Sitzung ab, welcher sich um 2 Uhr eine solche des Kreisturnausschusses anschloß, während der Kreis- ansschuß im neuen Rathanssaal von 4 Uhr ab eine längere Sitzung abhielt. Von >4 9 Uhr ab wurde zu Ehren der Gäste im Lautensaal ein gelungener Begrüßungsabend abgehalten, welcher eine frohe Stimmung aufkommen ließ. Am Sonntag früh >48 Uhr war Führung durch die Stadt zum ev. Fried­hof, wo Kreisvertretcr Hegele am Grabe des früheren Kreis- Vertreters Robert Langer mit zu Herzen gehenden Worten dessen Verdienste um unsere deutsche Turnsache würdigte und einen Lorbeerkranz niedcrlegte. Eine Minute stillen Geden­kens war unseren im Weltkrieg gefallenen Tnrnbrüdern ge­weiht. Ehrend gedacht wurde auch einiger bekannter Turner, die im verflossenen Jahre von uns geschieden sind, n. a. auch Fritz Höhn-Nenenbürg. In geschlossenem Zuge marschierte man durch die Stadt zur städt. Turnhalle, auf dem Gigelberg, wo um >49 Uhr der Kreistnrntag seinen Anfang nahm. Nach einen: herzlichen Willkommgrnß durch Kreisvertreter Hegele nnd einer Reihe weiterer Begrüßungen seitens unseres Vor­sitzenden der Deutschen Turnerschaft, Dominikus, der Behör­den nnd verwandter Sportvcrbände, sowie nach Verlesung der zahlreich eingelanfenen Glückwunschschreiben und -Tele­gramme wurde in die Beratungen eingetreten. Die Berichte der einzelnen Fachwarte wurden schon vorher im Tnrnblatt veröffentlicht. Staatsminister a. D. Dominikus hielt hierauf einen sehr interessanten Vortrag über die Gegenwartsauf­gaben der Deutschen Turnerschaft. Er streifte insbesondere die segensreiche Arbeit unserer deutschen Turnschule in Berlin, das kürzlich ins Leben gerufene Reichskuratorium für Jugend­ertüchtigung, den freiw. Arbeitsdienst, das Anslandsdentsch- tum u. a., wobei die Deutsche Turnerschaft tatkräftig und bahnbrechend mitwirke, lieber die Vorarbeiten für das 15. Deutsche Turnfest in Stuttgart berichtete der Vorsitzende des Hanptsestausschnsses, Dr. Oberweyer, mit markigen nnd be­geisternden Worten in ausführlicher Weise. Beide Vortra­gende ernteten stürmischen Beifall. Gauvertreter Salzmann- Göppingen wurde mit dem Ehrenbricf der Deutschen Tnrner- schaft geehrt. Zum Kassenbericht entspann sich eine längere Debatte wegen einer besseren Uebersichtlichkeit, die aber nichts Nennenswertes zeitigte. Mehrere notwendig gewordene Aen- dcrungen der Kreissatzung wurden nach den Vorschlägen des Kreisvorstandes nahezu einstimmig angenommen, gegenteilige Anträge einzelner Gaue dagegen äbgelehnt. Um die Heraus­gabe des Tnrnblattes aus Schwaben nicht zu gefährden, sollen die Vereine auf den Pflichtbezug (15 Mitglieder ein Exem­plar) nachdrücklichst hingewiesen werden. Auch eine genauere Angabe des Mitgliederstandes der Vereine soll künftig ange­strebt werden. Der Kreisbeitrag für 1933 wurde mit Rücksicht auf das Deutsche Turnfest auf der bisherigen Höhe von 25 Pfg. belassen, für 1934 soll der Kreisansschnß nachprüfen, ob eine Senkung desselben möglich ist. Die fälligen Neuwahlen brachten nur insofern eine Aenderung, als für die Turnerin Elsbeth Kolb-Ulm die Gaufrauenturnwarte-Versammlung einen Ersatz in den Unterausschuß zu wählen hat. Für das zum Gauvertreter des Ulmer Gaues gewählte Kreistnrnans- schußmitglied Salsmann-Ulm wurde Brodbeck-Ulm gewählt. Der Dank an die gesamte Kreisleitung fiir ihre ersprießliche Tätigkeit wurde durch Erheben von den Sitzen zum Ansdruck gebracht. Dr. Obermeyer warb noch besonders in längeren Ausführungen für das Deutsche Turnfest, das nicht ein Fest für Stuttgart, sondern ein Fest unseres Schwabenlandes sei, erwähnte verschiedene Beispiele, mit welchem Eifer in den ein­zelnen Tnrnkreisen, ja selbst im Anslande, für das Deutsche Turnfest geworben werde. Neben den Zehntausenden von Turnern nnd Turnerinnen werden auch nahezu 3 bis 4M Paddler in Stuttgart anwesend sein. Kreisoberturnwart Rupp behandelte noch die Kreisveranstaltungen im nächsten Jahre nnd empfahl den Gauen, welche ein Gantnrnfest durch­zuführen beabsichtigen, dasselbe im Monat Juni abzuhalten. Als Vertreter unserer Gangruppe zum nächsten deutschen Tnrntag wurden Gauoberturnwart Großmann und Gan- vertreter Eisele vom Albgau bestimmt. Die beiden Stellver-

die Menschen eilten gleichgültig an ihm vorbei, sie nahmen keine Notiz von ihm.

Er wollte ja nur noch einmal seine Mutter sehen, in der Nacht wollte er sich wie ein Dieb zu ihr schleichen. Aber auch dies konnte er nicht mehr. Lebte überhaupt die Mutter noch? Hatte nicht auch sie seine grauenvolle Tat ins Grab getrie­ben? Vielleicht kam er in ein Haus, wo bereits eine andere Herrin schaltete und waltete... Ein Zittern durchlief seinen Körper bei diesem Gedanken... Und wenn sie wirklich noch lebte wer sagte ihm, ob sie den Mörder mit offenen Armen empfing? Seine Mutter war stolz und streng. Vielleicht hatte sie ihn schon längst aus dem Herzen gestoßen.

Langsam nnd niedergedrückt schleuderte er in die Stadt. Ein wohliges Gefühl durchschauerte ihn, als er wieder überall heimische Laute vernahm. Vor dem Bahnhof hörte er dem Gespräch einiger Kutscher zu. Ein breiter und starker Kölner mit einem Schnurrbart, dessen hochgezwirbelte Enden fast die Ohrläppchen berührten, sagte:

Dann kriegen wir Wohl bald den Stellungsbefehl, Tün- nes, Wat?"

Hoho, vielleicht hat ihn deine Olle schon in den Fingern, Pitt, wenn du nach Hause kommst."

Junge, Wat werden wir da 'nen Schlag reinhanen!" meinte der erste wieder.

Mensch, die Geschichte ist verdammt nicht so einfach. Die Franzosen sind auch nicht von Pappe. In Nn haste einen weg nnd fliegst ins Massengrab."

Nur keene Bange! Wir werden den Franzmännern mal Anstand einbleuen. Sie sollen sich ja nnserm König gegenüber miserabel benommen haben."

Ja, ja, von wegen der Thronkandidatur. Sie wollten keinen Hohenzollern auf den Thron von Spanien haben. Der Franzose denkt eben, er könne uns ins Zeug reden. Er ist natürlich auf dem Holzwege, denn der Bismarck fackelt net lange."

Nee, der läßt sich net am Wägelchen drücken!"

Heinrich kaufte sich einige Zeitungen und ging darauf weiter in die Stadt. Uebcrall sprach man von einem bevor­stehenden Krieg. In einem Restaurant ließ er sich nieder und studierte die Zeitungen. Spaltenlange Artikel über König Wilhelm nnd Bismarck, über Napoleon und seine Minister füllten die Blätter. Die politische Lage spitzte sich zu. Nach einigen Stunden schob er die. Zeitungen beiseite. Ein Krieg war seiner Meinung nach soviel wie sicher.

Sollte er sich schon jetzt bei seinem Regiment in Magde­burg melden?... Sollte er es wagen?... Es war doch mit Bestimmtheit anzunehmen, daß man dort von seiner Tat wußte. Man würde ihn festnehmen. Auch hatte er sich, als er nach Amerika fuhr, nicht beurlauben lassen. Was sollte er anfangen? (Fortsetzung folgt.)