überwunden ist, muß das Werk auf dem Wege der Arbeitsbeschaffung und Siedlung weiter fortgesetzt werden.
Für ein überparteiliches Präsidial-Kabinett gibt es nur einen Weg, das Herz des Volkes zu gewinnen und dem Parteihader Einhalt zu tun. Es ist der Weg der in die Tat umgesetzten sozialen Gesinnung. Der Begriff „konservativ' vermag demjenigen nicht das mindeste zu geben, der arbeitslos, hungernd und frierend in seiner kahlen Wohnung sitzt. Es gibt irr Zukunft in Deutschland keine andere Aristokratie mehr, als eine Sozial-Aristokratie! Es gibt keinen anderen Nationalismus mehr, als einen sozialen Nationalismus! Wer sich dieser Erkenntnis widersetzt, über den geht das Rad der Geschichte hinweg. Wer sie jedoch meistert, dem gehört die deutsche Zukunft!
Sie Tarif-Notverordnung
Verordnung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vom 5. September 1932
w. Berlin, 6. Sept. Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten zur Erhaltung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialversicherung vom 14. Juni 1932 und der Verordnung zur Belebung der Wirtschaft vom 4. September hat die Reichsregierung eine Verordnung erlassen, die in drei Teilen insgesamt 13 Paragraphen umfaßt.
Teil 1: „Vermehrung der Arbeitnehmerzahl" bestimmt u. a.:
Werden in einem Betrieb oder in einer Betriebsabteilung mehr Arbeiter beschäftigt als am 15. August oder im Durchschnitt der Monate Juni, Juli und August 1932, so ist der Arbeitgeber ohne Aenderung des Arbeitsvertrages berechtigt, während der Dauer der Erhöhung der Arbeiterzahl, jedoch nicht für die Zeit vor dem 15. September 1932, die jeweiligen tarifvertraglichen Lohnsätze für die 31. bis 49. Wochenarbeitsstunde zu unterschreiten.
Die zulässige Unterschreitung beträgt während einer Vermehrung der Arbeiterzahl von
mindestens 5 v. H.: 10 v. H-, mindestens 10V.H.: 20V.H.,
mindestens 15V.H.: 30 V. H.,
mindestens 20 v. H. : 40 v. H.,
mindestens 25 v. H. : 50 v. H.
Entsprechendes gilt bei Erhöhung der Zahl der Angestellten für die Gehaltssätze.
Diese Vorschrift gilt im allgemeinen nicht für gewerbliche Betriebe, die regelmäßig nur während einer bestimmten Zeit des Jahres oder in einer bestimmten Jahreszeit außergewöhnlich verstärkt arbeiten, wenn diese Zeit in die Monate September bis März fällt.
Der Arbeitgeber hat der Belegschaft durch Aushang Kenntnis von der Zahl der am 15. August oder im Durchschnitt der Monate Juni, Juli und August beschäftigten Arbeiter oder Angestellten und von der vorgenommenen Vermehrung ihrer Zahl und den ermäßigten Lohn- oder Gehaltssätzen zu geben. Dem Schlichter ist Anzeige zu machen. Er kann dem Arbeitgeber die Berechtigung zur Unterschreitung der tarifvertraglichen Lohnsätze ganz oder teilweise entziehen. Me Entscheidung des Schlichters ist bindend. Er ist berechtigt, bei Aenderung der Verhältnisse seine Entscheidung abzuändern oder aufzuheben.
Während in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Monatsdurchschnitt mehr Arbeiter beschäftigt als in dem entsprechenden Monat des Vorjahres, so ist der Arbeitgeber ohne Aenderung des Arbeitsvertragsrechts berechtigt, für diesen Monat, jedoch nicht für die Zeit vor dem 15. September 1932, die jeweiligen tarifvertraglichen Lohnsätze zu unterschreiten. Die hiernach zulässige Unterschreitung der tarifvertraglichen Lohnsätze beträgt bei einer Vermehrung der Arbeiterzahl von mindestens 5 v. H.: 2 v. H-, von mindestens 10 v. H.: 4 v. H., von mindestens 15 v. H.: 6 v. H., von mindestens 20 v. H.: 8 v. H., von mindestens 25 v. H-: 10 v. H.
Bei Arbeitern, deren tarifvertragliche Sachbezüge dem Werte nach die tarifvertraglichen Lohnsätze übersteigen, verdoppeln sich die Hundertsätze der zulässigen Unterschreitung.
Entsprechendes gilt bei Erhöhung der Zähl der Angestellten für die Gehaltssätze.
Teil 2: „Erhaltung gefährdeter Betriebe" besagt u. a.:
Gefährdet die Erfüllung der dem Arbeitgeber obliegenden tarifvertraglichen Verpflichtungen die Weiterführung eines Betriebes oder seine Wiederaufnahme infolge besonderer Umstände, so kann der Schlichter den Arbeitgeber ermächtigen, die tarifvertraglichen Lohn- und Gehaltssätze im bestimmten Umfang ohne Aenderung des Arbeitsvertrages zu unterschreiten. Den Umfang der zulässigen Unterschreitung setzt der Schlichter fest. Er darf dabei nicht über 20 v. H. der tarif- vertraglichen Lohn- und Gehaltssätze hinausgehen.
Im Falle der Ermächtigung ist der Zeitpunkt festzustellen, mit dem sie wirksam wird. Die Ermächtigung kann befristet werden. Die Entscheidung des Schlichters ist bindend. Er ist berechtigt, bei Aenderung der Verhältnisse feine Entscheidung abzuändern oder aufzuheben.
Teil 3 „Gemeinsame Vorschriften" verfügt u. a.:
Die für die Betriebe geltenden Vorschriften gellen auch für die Verwaltung. Für die Durchführung dieser Verordnung ist der Schlichter zuständig, in dessen Bezirk der Betrieb seinen Sitz hat. Der Schlichter und seine Stellvertreter sind bei
Reichstagspräfident Göhring über itmerpolilische Fragen
Berlin, 7. Sept. (Eig. Meldung.) ,Reichstagspräsident Göhring führte in einer nationalsozialistischen Versammlung am Dienstag abend in der Bock-Brauerei in einer Rede u. a. aus, man habe Hitler den Vizekanzlerposten angeboten. Das Amt eines Stellvertreters sei aber für Hitler ausgeschlossen. Reichstagspräsident Göhring erinnerte sodann an das Jahr 1923, als die Nationalsozialisten der „Reaktion" gegenüberstanden. Er selbst habe damals an der Spitze der von ihm kommandierten SA. zwei Kugeln wegbekommen. Das zweite Mal würden die Nationalsozialisten der „Reaktion" nicht so bequem in die Maschinengewehre hineinmarschieren. Zu den umlaufenden Meldungen über Verhandlungen mit dem Zentrum erklärte Göhring, mit dem Zentrum unterhandeln, wäre eine Sünde Wider den heiligen Geist. „Wir unterhalten uns zunächst nur noch", so sagte der Redner. Man habe so spekuliert: Wenn das Zentrum und die Nationalsozialisten zusaminen- gingen und man den Reichstag dann auflösen würde, müsse das Zentrum 10 und die Nationalsozialisten 50 Sitze verlieren an die neue „Papen-Partei". Nach mehrmaligem Auflösen glaube man, eine Mehrheit für die Papen-Partei gesammelt zu haben. Damit könne man die Nationalsozialisten nicht schrecken. Sie wählten gerne noch einmal. Bei der nächsten Wahl würden die Nationalsozialisten viel Zulauf haben. Am 31. Juli hätten noch 4 Millionen deutscher Arbeiter für die SPD. wählen zu können geglaubt. Man fürchtete, so fuhr Göhring fort, daß Papen zu uns gehört. Jetzt ist ja dafür gesorgt, daß auch den Dümmsten klar sein muß, wie wir mit Papen stehen. Einen etwaigen neuen Kampf werden wir mit klarer Front führen und wie wir den „bürgerlichen Mischmasch" beseitigt und die Sozialdemokratie besiegt haben, so werden wir auch die Reaktion zum Teufel jagen.
Ablehnende Haltung des „Völkischen Beobachter"
München, o. Sept. Der „Völkische Beobachter" kritisiert die neuen Verordnungen der Reichsregierung, denen er sozialreaktionäre Grundsätze vorwirft. Das Blatt sagt, der Nationalsozialismus lehne die Verordnungen ab, weil sie die heute gestellte Aufgabe, neue Arbeit zu schaffen und das Arbeitslosenelend zu beseitigen, nicht zu erfüllen vermöchten. Weiter spricht der „Völkische Beobachter" von einem „Anschlag auf das Tarifsystem", mit dessen Durchlöcherung nun in weit-
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Die Kisenbarrern
Roman von Rudolf Utsch
(Copyright 1931 bh Verlag Alfred Bechthold in Braunschweig) 7. Fortsetzung.
Da öffnete sich die Tür des Hauses. Zuerst kam ein großer Hühnerhund freudig bellend herausgesprungen, dann folgten. Arm in Arm, die Hilde und sein Onkel. Sie lachten und scherzten. Heinrichs Herz preßte sich bei ihrem Anblick zusammen und begann heftiger zu schlagen. Das Blut stieg ihm in den Kopf. Die beiden schritten jetzt, von dem Hunde begleitet, auf die Stelle zu, wo er sich befand. Der Hund kam auf ihn zu, schnupperte an ihm herum und begann zu knurren. Er beachtete das Tier nicht, sondern schaute unverwandt den zweien nach, die heiter plaudernd dem Dorfe zu- schritten. Der Hund ließ endlich von ihm ab und folgte den beiden.
Auf einmal veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er lachte kurz auf und schlug sich mit beiden Händen vor die Stirn.
„Ich Dummkopf!... Doch ich merke, es sitzt sehr tief. Vernarrt bin ich in sie bis über die Ohren!" Mit schmalen Lippen fügte er leise hinzu: „Es muß Schluß sein — ich muß sie vergessen, sonst... bei Gott, es wäre zu entsetzlich!"
Er staunte über den Onkel. Noch nie war er ihm so jung und schneidig vorgekommen wie eben. Die beiden waren zweifellos ein schönes Paar. Die Hilde brauchte sich wahrhaftig des Schulzen nicht zu schämen.
, Ein Liedchen vor sich hinvfeifend ging er zu einem Haselnußstrauch und schnitt sich mit dem Taschenmesser einen Stecken los. Keck das Holz zwischen den Fingern drehend, folgte er dem Brautpaare.
Noch nicht weit war er gegangen, da kam ihm der Hühnerhund entgegengelaufen — und gleich hinter ihm erschien die Hilde. Sie hatte Friedrich offenbar nur ein Stück Wegs begleitet und wollte jetzt wieder nach Hause zurück. Als sie Heinrich so Plötzlich vor sich sah, erschrak sie etwas, doch sie faßte sich sofort. Sie verdoppelte ihre Schritte und lachte ihm freundlich entgegen.
„Heiner, du? ... Wolltest du uns besuchen?"
„Nein, ich habe nur einen Spaziergang unternommen, und der Weg führte mich hier vorbei." Er sprach kalt und gleichgültig.
„Aber, Heiner, daß du so an uns Vorbeigehen willst, das ist wirklich nicht schön. Komm, du bist noch nicht weit — geh' wieder mit mir zurück..."
Er schüttelte den Kopf und versetzte bestimmt:
„Ich habe keine Zeit — muß nach Hause..."
„Keine Zeit?" Sie sah ihn ungläubig an. „Heute auf den lieben Sonntag keine Zeit?"... Das ist kaum glaublich, Heiner!"
„Meine Mutter wartet mit dem Vesperbrot!"
„Ah so! Oh, du kannst auch bei uns vespern. Kuchen und Kaffee sind da. Komm, ich bitt' dich, geh' mit!"
Er wurde verlegen. Weshalb wollte sie so mit aller Gewalt seinen Besuch haben?... Eigentlich war ja nichts dabei. Zurückgekehrte Soldaten hatte man stets gern zu Gast. Dann wollte sie vielleicht auch gerne den Neffen ihres Bräutigams bewirten. Mag sein. Vielleicht sollte er ihr auch allerhand erzählen und ihre Neugierde befriedigen. War auch möglich. Aber er hatte keine Lust, den wieder aufglimmenden Funken einer Leidenschaft durch einen näheren Umgang mit ihr noch mehr zu entfachen.
„Ich kann nicht mitgehen, Hilde — ich muß nach Hause!" sagte er entschlossen.
Sie lächelte fein, kaum merklich.
„Wenn du natürlich nicht kannst, so will ich nicht weiter drängen. Auf Wiedersehen, Heiner!"
Rasch eilte er hinweg. Sie ging still und nachdenklich nach Hause...
Jn den nächsten Wochen sah Heinrich die Hilde selten. Nur Sonntags begegnete er ihr, dann begrüßte er sie flüchtig, aber höflich und freundlich. Einen Besuch machte er im Forsthaus nicht. Seine Mutter und auch der Onkel wunderten sich darüber und fragten ihn oft, ob er gegen den Förster etwas habe. Er gab stets ausweichende Antworten, behauptete sogar einmal bei dem Onkel, er könne den alten Förster nicht mehr leiden und habe durchaus keine Lust, ihn stundenlang mit Erzählungen aus der Garnison zu unterhalten.
Er stürzte sich mit aller Kraft auf die Arbeit; sie war, er merkte es Wohl, die beste Arznei für ihn. Er arbeitete Werktags von morgens bis abends. Er lief viel in den Grüben herum und schuftete „vor Ort" manchmal eine ganze Schicht lang mehr als ein Bergmann.
„Der hat bei den Soldaten wahrhaftig das Werken nicht verlernt", sagten die Dörfler, „der ist nicht aus der Art geschlagen — er ist genau so veranlagt wie sein Vater und der Schulze."
Eines Abends besuchte er auch den Schulmeister Stendl. So liebevoll und mit solch ungekünstelter Freude war er noch in keinem Hause ausgenommen worden. Der kleine Lehrer geriet fast aus dem Häuschen, als er den großen und stämmigen Kürassier im Türrahmen erblickte. Man räumte ihm den Ehrensitz in der Stube ein, und die Marie mußte sogar eine Nasche Wein aus dem Keller holen — vielleicht war es die einzige, die Stendl besaß.
Seit dieser Zeit kehrte Heinrich oft bei dem Schulmeister ein. Es waren Stunden der Erholung, die er dort, nach einem harten Tagwerk, verbrachte. Den guten Dorflehrer
Durchführung der -Verordnung als Beauftragte des Reichsarbeitsministers tätig und an seine Weisungen gebunden.
Die öffentlichen Behörden und die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung haben den Schlichter bei der Durchführung der Verordnung zu unterstützen. Die Reichsanstalt hat ihm die dazu erforderlichen Hilfskräfte kostenlos zur Verfügung zu stellen. Me Reichsanstalt trägt auch die den Schlichtungsbehörden aus der Durchführung der Verordnung erwachsenden Kosten.
Me Verordnung tritt, soweit es sich um Maßnahmen zu ihrer Durchführung handelt, am Tage ihrer Verkündung, im übrigen am 15. September 1932 in Kraft. Die Vorschriften unter Teil 1 treten am 31. März 1933 außer Kraft.
Der Reichsarbeitsminister ist ermächtigt, zur Durchführung und Ergänzung dieser Verordnung Rechtsverordnungen und allgemeine Verwaltungsvorschriften zu erlassen.
Die Verordnung ist unterzeichnet von Reichskanzler von Papen, Reichsarbeitsminister Schaffer, Reichswirtschaftsminister Warmbold und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Frhr. v. Braun.
gehendem Ilmfange von der Regierung Papen begonnen werde, und von einem „Experiment mit den Steuergutscheinen", das in seinen Auswirkungen das Gegenteil dessen erreichen werde, was man beabsichtige: Die 1>4 Milliarden würden dem Finanzkapital geopfert, und das Arbeits- und Wirtschaftselend werde nachher größer sein als vorher. Von einer soliden neuen Arbeitsbeschaffung könne keine Rede sein.
Sozialdemokraten und Kommunisten beantragen Aufhebung der Notverordnung
Berlin, 6. Sept. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat, wie wir erfahren, einen Antrag eingereicht, in dem die Aufhebung der Notverordnung zur Belebung der Wirtschaft vom 4. Sept. und der Verordnung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vom 5. Sept. verlangt wird.
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Die kommunistische Fraktion hat im Reichstage zwei Anträge eingebracht, in denen sie die sofortige Aufhebung der Verordnungen des Reichspräsidenten zur Belebung der Wirtschaft vom 4. Sept. und der Verordnung der Reichsregierung zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit vom 5. Sept. fordert.
Schleicher in Ostpreußen
rv. ElbrnS, 6. Sept. Reichswehrininister General von Schleicher nahm am heutigen Schlußtag der Divisionsübungen im Raume östlich Elbings persönlich an den Hebungen teil Nachdem die Manöver gegen 1 Uhr mittags abgeblasen waren, unterhielt der Minister sich mit den im Manövergelände anwesenden Vertretern der Presse, ließ sich den empfangenen Eindruck schildern und richtete darnach an die Pressevertreter eine Ansprache, in der er unter anderem ausführte:
Die Provinz Ostpreußen fühle sich besonders bedroht. Unleugbar sei zweierlei notwendig, einmal eine moderne Bewaffnung, die aber nicht mehr zu kosten brauche, zum andern aber, daß jeder Ostpreuße für die Zukunft wisse, wie und wo er sein Vaterland im Ernstfälle zu verteidigen habe; denn einen Anspruch auf Verteidigung des Landes, wie man ihn zum Beispiel der Schweiz zübillige, müsse auch Deutschland, insbesondere Ostpreußen, erheben dürfen. Das Recht eines jeden Staates, sich im Angriffsfalle zur Wehr zu setzen,gebühre auch Deutschland. Traurig, daß es Blätter gebe, die der gegenwärtigen Regierung die Vertretung der Forderung nach Gleichberechtigung in diesem Sinne nicht zusprechen wollten.
Nach Meinung des Ministers habe jede nationale Regierung das Recht, den nationalen Schutz des Landes zu fordern. Der Minister sei der Auffassung, daß darüber Einigkeit im ganzen deutschen Volke herrsche, und deshalb habe jede deutsche Regierung das Recht und die Pflicht, für die Lösung dieses Problems einzutreten. Das müsse hier in Ostpreußen besonders gesagt werden.
Anschließend gab der Reichswehrminister auf Anfrage eines ostpreußischen Pressevertreters noch die Erklärung ab, daß die Regierung auf jeden Fall das durchfuhren werde, was für die nationale Verteidigung notwendig sei. Er könne Ostpreußen versichern, daß alle Mittel zu seiner Verteidigung im Notfall auf dem Seeweg beschafft würden. Deutschland lasse es sich nicht länger gefallen, als eine Nation zweiter Klasse behandelt zu werden.
hatte er stets geliebt und verehrt, und wenn der Alte musizierend vor seinem Tafelklavier saß und die bleiche Marie still lächelnd neben ihm auf dem Sofa Platz nahm, dann fühlte er sich Wohl.
Bald mutmaßte man im Dorf schon allerlei... Die Burschen glaubten, die Marie habe sich deshalb von ihnen fern- gehalten, weil sie auf den Heiner gewartet habe. Me Mädels fragten sich in neidischem Tone, was denn ein so kränkliches Frauenzimmer wie die Marie in dem Haushalt eines Eisenmannes anfangen wolle; darin benötigte man viel derbere Hände; die Lehrerstochter könne nicht viel arbeiten und tauge nicht für den Heiner.
Heiner wußte nichts von dem Gerede der Leute.
Er brauchte Arbeit und etwas Abwechslung — mehr suchte er nicht. Arbeit bot ihm seine Wirtschaft übergenug, und Abwechslung brachten ihm die Stunden in der Lehrerwohnung.
Er wollte vergessen — wollte eine Liebe Niederkämpfen.
Und er fühlte jetzt schon in sich. Laß es ihm gelang.
3. Kapitel.
Auf dem Wege, der von der Grübe „Habicht", die dem Schulzen und seinem Neffen gehörte, hinab zum Dorfe führte, stürmte ein Mann zutal.
Keuchend lief er Len Weg hinab. Schweiß strömte über das mit grauem Bergstaub bedeckte Gesicht und grub Rinnen in Stirn und Wangen. Er stolperte — er fiel... Laut artf- heulend erhob er sich wieder, beobachtete nicht die zerschun- denen Hände, sondern strebte weiter. Er verlor den Hut — ohne es zu merken, hetzte er fort...
Im Dorfe blieben die Leute, die ihn sahen, erstaunt stehen, mit besorgter Stimme den Vorbeirennenden nach dem Grund seiner Eile, aber sie erhielten keine Antwort. Da kam der Schrecken über sie; sie ahnten nichts Gutes. Wenn ein Mann in solcher Hatz aus den Bergen eilte, dann war dort etwas geschehen. Me Ungewißheit peitschte ihre Gemüter auf.
„Hast du den Bergmann Paul gesehen, Kathrin?"
„Was ist los?"
„Ein Unglück...?"
Sie ließen alles stehen und liegen und liefen dem Manne nach. Die Mütter bebten, und die Kinder fingen an, in ihren Armen zu weinen. Männer wurden bleich... Selbst die Hunde fingen an, in langgezogenen Tönen zu heulen.
Unglück lag in der Luft!... , . .
Der Manu rannte in das Haus des Schulzen und stieg die Tür zum Arbeitszimmer auf. Der Schulze saß vor seinen Büchern. Beim Anblick des Bergmanns erschrak er.
Schulze — Schulze!!" . -
Der Mann klammerte sich an Len Schreibtisch, sein Atem flog, die Zähne klapperten laut aufeinander, er brachte sonst keinen Laut hervor. . ^
(Fortsetzung folgt.)