Die Wirtschaft im Scheinwerfer
Täglich laufen bei der Reichsbank 50000 Gesuche um den Kauf von Devisen ein, für deren Erledigung heute über 1<M Personen angestellt sind.
Der Borstand des preußisch» Landkreistages faßte eine Entschließung, wonach von der neuen Reichsregierung mit größter Beschleunigung die Arbeitslosenhilfe unternommen werden müsse, da sonst zahlreiche Landkreise finanziell zusammenbrechen.
In der Schweiz erhält ein Briefträger und Straßenbahn- schafsner im Monat -100 RM.!
Im April nahm der Umlauf an Pfandbriefen der deutschen Bodenkreditinstitute wieder um rund 20 Will. RM. ab.
In den Bereinigten Staaten brechen monatlich allein 3000 Handelsunternehmungen zusammen.
Seit einiger Zeit geht in Deutschland die Zahl der Konkurse und Vergleichsverfahren zurück.
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Während zu Anfang des Jahres Drahtberichte behaupteten, Amerika hätte 7,5 Millionen Arbeitslose, sollen jetzt dort 10,5 Millionen Menschen ohne Arbeit sein!
Die deutsche Lernmittelproduktion schrumpfte von 100 Prozent aus nur mehr 5 Prozent zusammen. Große deutsche Schulen müssen auf den Lichtbilderunterricht verzichten, da die 20 RM. für die Glühbirne fehlen.
In den letzten vier Wochen mußten die amerikanischen Reservebanken Gold in Höhe von fast einer Viertelmilliarde Dollar abgeben, davon in den letzten acht Tagen allein über 100 Millionen Dollar.
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Jn England verkaufen zahlreiche Personen wegen der hohen Steuern ihren Landbesitz. Um seine Steuerschuld zu vermindern, ließ der Besitzer von Lambton Castle einen Schloß- slügel niederreißei:.
Vom Schmuggel au der deutschen Westgrenze leben bis zu 300000 Personen. In jeder Woche gibt es bei den Schmuggler- kämpsen einen Toten und mehrere Verletzte. 1931 wurden im Bezirk des Hauptzoüamtes Aachen u. a. beschlagnahmt: 700 Zentner Kaffee, über 1t Millioneil Zigaretten, 650 Zentner Getreide, von Januar bis April 1932: 450 Zentner Kaffee, 300 Zentner Mehl. Der Schmuggel ist einträglich. 250 Gramm Kaffee kosten verzollt 1,5 RM., unverzollt 75 Prg., 20 belgische oder holländische Zigaretten verzollt 1,4 RM., unverzollt 0,50 RM.
Durchlöcherter Sowjet-Sozialismus
„Wofür haben wir eigentlich gekämpft?"
Die Sowjetregierung, die noch vor verhältnismäßig kurzer Zeit alle Organisationen des Privathandels vernichtet hatte, ist jetzt, unter dem Druck der Hungersnot und der erregten Bevölkerung, genötigt, zum System des Privathandels zurückzugreifen.
In erster Linie kehrt man in Sowjetrußland zum Marktsystem zurück. Die Sowjetpresse begrüßt mit Genugtuung die Eröffnung des ersten „Sowjetbazars" in Petersburg. Zuerst erschienen Bauern mit Gemüse, das zum Privatkauf freige- gcüen war. Darauf wurde ein Fleischstand errichtet. Zugleich wurden Stände mit Kleidern, Mützen und dergleichen eröffnet, endlich auch mit Möbeln, Geschirr usw. Die Wiedereröffnung des Markt- oder „Bazar"-Verkaufs wurde von der Bevölkerung zwar mit Freude begrüßt, aber auch mit einer gewissen Aengstlichkeit. Sowohl Käufer als Verkäufer fürchten sich immer noch vor einer Strafe, da diese Art des Privathandels noch vor kurzem streng verfolgt wurde. Sie glaubten, es sei dahinter irgend eine geheime Gefahr verborgen und alles würde, wie sonst, mit Verbannung und Gefängnis enden.
Auch in der Provinz wurden Bazare eröffnet, wobei es aber zu blutigen Zusammenstößen zwischen Käufern und Verkäufern kam. Die Bauern hatten die Preise für ihre Produkte so in die Höhe geschraubt, daß sich die Stadtbevölkerung dies nicht gefallen ließ und sogleich zur Rache schritt. An manchen Orten wurden die Verkaufsstände auch von der hungernden Bevölkerung, die kein Geld hatte, sogleich geplündert, sodaß die Tscheka eingreifen mußte. An der polnischen Grenze waren einige Händler so unternehmend, die Grenze zu überschreiten, in Polen billige Einkäufe zu machen und sie in Sowjetruß- land teuer zu verkaufen.
In der kommunistischen Partei sind erregte Sitzungen abgehalten worden, in denen die Losung aufgestellt wurde: „Genosse Stalin, wofür haben wir eigentlich gekämpft!!?"
kus Llactt unü L.SNÜ
(Wetterbericht.) Von Westen rückt Hochdruck vor. Für Donnerstag und Freitag ist wieder mehr aufheiterndes und trockenes Wetter zu erwarten.
Arnbach, 6. Juni. (Einges.) Die Nationalsoz. Deutscch Arbeiterpartei hatte auf gestern nachmittag in das Gasthaus zum „Ochsen" hier zu einer Versammlung eingeladen, für welche als Redner Rektor (nicht Studienrat, wie es irrtümlicherweise im Ausschreiben hieß) Dr. Wolter-Stuttgart gewonnen war. Hauptlehrer Herr-Ottenhausen leitete die Versammlung, die von auswärts gut besucht war. Bevor Dr. Wolter auf das eigentliche Thema „Nationalsozialismus und Schule" einging, sprach er zu aktuellen Fragen der Gegenwart. Ausgehend vom Kriegsende schilderte der Redner, wie vom heutigen System dem Volk Versprechungen über Versprechungen gemacht, aber nicht erfüllt worden seien. Jetzt sei das System zu Ende. Das Interessanteste dabei sei, daß Dr. Brüning durch das Mißtrauen des Reichspräsidenten gefallen sei und, daß auch der Zentrumsturm stürzte. Der neue Reichskanzler, Herr v. Papen, habe versucht, eine Brücke zum Zentrum zu schlagen. Die Nationalsozialisten ständen der Sachlage Gewehr bei Fuß gegenüber. Er bezeichnte das neue Kabinett als llebergangskabinett. Vorläufig müßten einmal die Wahlen abgewartet werden. Sodann befaßte sich der Redner mit der Frage der Arbeitslosigkeit. Es sei durchaus unrichtig, wenn in Beziehung aus die heute bei uns herrschende große Arbeitslosigkeit immer wieder dem Krieg die Schuld zugeschoben werde, er sei überzeugt, daß die heutige Lage auch eingetreten wäre, wenn es keinen Krieg gegeben hätte, denn Deutschland habe sich zu sehr auf die Weltwirtschaft eingestellt gehabt und dabei den Binnenmarkt vernachlässigt. Dieser sei heute völlig lahmgelegt. Wenn von einer Krisenarbeitslosigkeit gesprochen werde, dann müßte man eigentlich annehmen, daß die Arbeitslosigkeit eine vorübergehende Erscheinung sei. Seit Jahren aber werde die Beschäftigungslosigkeit immer größer, deshalb könne man von einer Krisenarbeitslosigkeit nicht mehr sprechen. Die Hoffnung auf eine Besserung sei trügerisch gewesen.
Es sei ein Teufelskreis, in den wir alle hineingezogen werden. Wenn eine Besserung eintreten soll, dann müßten andere Maßnahmen ergriffen werden. Als eine solche bezeichnte er die Kolonisation des Ostens. Nicht nur Landwirtschaft dürfte dort angesiedelt werden, auch Industrie wäre dorthin zu verlegen. Das sei schon deshalb notwendig, damit die Landwirtschaft auch Absatz für ihre Erzeugnisse habe. Die Siedlung müßte rasch ausgeführt werden, auch müsse man trennen zwischen Bauernstellen und Heimstätten. Selbstverständlich sei nicht jeder Industriearbeiter zur llebernahmc einer Bauernstelle geeignet, daher kommen für solche in erster Linie landwirtschaftliche Arbeiter in Betracht. Die Siedlung soll großzügig im Wege des freiwilligen Arbeitsdienstes erfolgen und kämen für diesen selbstverständlich nur gewisse Jahrgänge in Frage. Zunächst sollen 500 000 Arbeitsdienstwillige herangezogcn werden, später noch einmal 500000, zusammen also 1000000. Der Plan für die. Durchführung der Siedlung liege bereits vor und sei gut durchgearbeitet. So wie seinerzeit Scharnhorst die allgemeine Wehrpflicht eingeführt habe, so müsse heute die Arbeitsdienstpflicht eingeführt werden, aufgebaut auf Kameradschaft und gegenseitiger Hilfsbereitschaft.
Ans die Währung zu sprechen kommend, führte Dr. Wolter aus, daß bezüglich dieser viele Lügen verbreitet seien. Die Pläne Helfferichs seien von Hilserding bekämpft, im November 1923 aber dann doch ausgenommen worden. Die Währung inüsse aus dem Verdienst — Ertrag — der Landwirtschaft ausgebaut sein. Der gesamte Goldbestand der Erde betrage 50 Milliarden Mark, die internationalen Schulden dagegen beliefen sich aus 1500 Milliarden Mark. Es sei ein Unding, unter solchen Umständen an der Goldwährung festzuhalten. Bezüglich der Reparationen meinte der Redner, Dr. Brüning hätte'sich falsch ausgedrückt, wenn er gesagt Habe, wir können nicht mehr bezahlen, er hätte sagen müssen, wir wollen nicht mehr bezahlen. Er erinnerte an die Prägung der Vier- Pfennig-Stücke, die aus ganz bestimmten Gründen erfolgt sei. Hiebei verwies er auf die Verhandlungen Dr. Brünings mit Frankreich im Herbst vorigen Jahres. Die Nationalsozialisten wollten keinen Krieg, doch müsse mit allen Mitteln daraus hingewirkt werden, daß die Tributzahlungen aushören. Insbesondere müsse die rechtliche Seite der Reparationen, d. h. die Kriegsschuldlüge, ausgerollt werden, wozu besonders die 14 Punkte. Wilsons, die Mantelnote zum Versailler Vertrag und die Lansingnote Anlaß böten. Wirtschaftlich interessiert an den Tributen seien nur noch zwei Staaten, nämlich Frankreich und Belgien. >
Große Aufgaben stünden uns bevor. Nicht Partei sein sei die Losung, sondern Bewegung sein, immer und immer wieder. Die Lehrerschaft habe dabei eine besonders schwere, aber dankbare Aufgabe. Die bestehende Schule müsse ausgebaut werden zur deutschen Grundschule, auf welcher wiederum sich die höheren Schulen aufbauten. Es dürfe keine sog. Standesschüler geben, jedem müsse der Besuch der Schule möglich ge-
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15. Fortsetzung. (Nachdruck verboten )
Was bedeutete das alles?
Ja, was?
Etwa — etwa Zuneigung? Liebe gar?
Evelyne lachte trotzig aus.
Lächerlich, an so etwas überhaupt zu denken? Auf sie oarteten andere Pflichten, als die, eines Mannes geringeachtete Hausfrau zu werden! Und ausgerechnet diesen sattermann! Diesen dünkelhaften Inspektor! Ausgerechnet den, wo sie nur die Hand auszustrecken brauckte um ings umher die ganze männliche, heiratslustige Nachbar- chaft rebellisch zu machen!
Nichts da! Fort mit dem unsinnigen Gedanken!
Liebe?!
Das war ja zum Lachen! In Romanen, in albernen, »ummen Romanen mochte es so etwas geben, aber nicht bei hr, nicht in ihrem Leben. Niemals!
Und doch fand Evelyne in langen, stillen Nächten, in ^nen 'st sonst stets für die Ziele der Frauenbewegung ge- irbeitet hatte, keinen klaren Gedanken. Nacht für Nacht agen die knappen, flüchtig notierten Stichworts eines Ar- ikels vor ihr, ohne daß es ihr gelungen wäre, über die eweilige Ueberschrift hinwegzukommen Immer wieder, venn sie die Gedanken mühsam gesammelt, tauchte das luge, fe''geschnittene Antliv stnes schlanken Mannes vor hr auf und lächelte sie an. Und zum Teufel war alle Kon- entration! Dann legte Evelyne seufzend die Feder aus »er Hand und sah still in die Nacht hinaus —
Bis dann auch eines Tages die Bombe platzte, denn luch Leo war sich über seine Gefühle langst einig geworden:
Diese Frau und keine andere!
Aber w i e sie erringen?
Was half es, wenn er tausendmal den Gedanken ver- vünschte, der ihn zu der Annahme dieser Stelluna ver.
leitet und durch den er sich selbst alle Wege zum Herzen des geliebten Weibes verscherzt und versperrt hatte, denn zu all seinen Zweifeln gesellte sich mehr und mehr der vernichtende E 'fall, Evelyne würde ihm fein Komödienspiel niemals ve. -ihen können.
Es war zum Verrücktwerden?
Da fand er nun endlich die Frau, nach der er sich jahrelang gesehnt hatte — und anstatt sie zu erobern, zu besiegen, zu erringen, statt sie in seine Arme zu ziehen vor überschäumendem Glück — statt dessen schindele er sich vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit dem Gesinde herum, kümmerte sich um die bevorstehende Herbstaussaat und kroch in den Viehställen umher. Er hätte sich rechts und links ohrfeigen mögen.
Aber eins stand für ihn fest: So konnte es nicht weitergehen. Hier gab es jetzt nur noch zweierlei — entweder oder!
Entweder kurz entschlossen der Komödie ein Ende machen, vor sie hintreten und ihr reinen Wein einschenken — oder zu verschwinden, um einer unausbleiblichen Blamage zu entgehen!
Daß sich Leo von Heigel für das Erster« entschloß, lag auf der Hand.
Auf Evelyne sang- und klanglos verzichten? Nimmermehr! Es müßte denn sein, sie jagte ihn wie einen Aussätzigen vom Hofe —
Den Nachmittag seines dreizehnten Jnspektordaseins hatte er sich für seinen Angriff auf die Festung vorgesehen. Doch sonderbar, so siegesgewiß er früher gewesen, jetzt verließen ihn plötzlich alle sicheren Erwartungen und machten bangen Zweifeln Platz.
Aber er biß die Zähne zusammen und betrat gegen drei Uhr nachmittags, bis zu den Ohren mit Entschlossenheit geladen, das Herrschaftshaus, um sich bei ihr melden zu lasten. Nicht viel später fübrte ihn das freundlich« Dienstmädchen aus Sachsen in Evelynes Arbeitszimmer und meinte: „Nähm' Se Blatz, Herr Jnschpekdor, das Freilein Geßler wird gleich gomnien!"
Mit den geteiltesten Gefühlen marschierte Leo auf dem dicken, farbenfrohen Teppich hin und her. Zum erstenmal
macht werden und ausschlaggebend sein könne nur die Leistungsfähigkeit. Die kommende deutsche Schule dürfe aber keine reine Lernschule sein, aber auch keine reine Arbeite- und Spiel- schale, sie müsse vielmehr die Grundlage für die Charakterschule bilden. In diesem Zusammenhang wies der Redner auf den Führer der Nationalsozialistischen Partei, Adolf Hitler, hin, der der erste und beste Nationalsozialist sei. In der Schule sollen beide konfessionellen Richtungen gleichberechtigt sein, beide streben nach demselben Ziel, beide seien Christen. Dem Bolschewismus und der Gottlosenbewegung müsse ent- gegengewirkt werden; der Bolschewismus reiche weiter als wir ahnen. Tie Schule müsse den Boden bereiten dafür, daß diese Leiden Bewegungen unterbunden würden. Es müsse eine Schulkammer eingerichtet, ebenso ein neues Schulgesetz geschaffen werden. Das dritte Reich müsse ein wirklick>er Volksstaat sein und Träger der Kultur, in dem die Schule restlos dem Staate unterstehe, die deutsche Staatsschule als christliche Gemeinschaftsschule. Der Redner erntete für seine Ausführungen reichen Beifall. Eine Diskussion fand nicht statt. Anschließend an die öffentliche Versammlung fand noch eine Besprechung des Redners mit den anwesenden Lehrern im Nebenzimmer statt.
Conweiler, 6. Juni. Der hiesige R a d f a h re r v e re i n „S ch wabe n" beteiligte sich am vergangenen Sonntag an dem 25jährigen Jubiläum des Radfahrervereins „Edelweiß" Untergrombach bei Bruchsal. Dabei gelang es dem Verein, mit 34 Teilnehmern (30 Herren, 4 Damen) unter der Konkurrenz von 16 Vereinen den Ig-Preis (die beste Leistung -des Tages) im Korsofahreu zu erringen. Außerdem erhielt der Verein noch den Fernpreis. Der Besuch der obengenannten Veranstaltung galt zugleich als Vereiusausflug für den Sommer 1862.
Der Kampf mit de» Kraukheitskeimen
Hausputz, Desinfektion und Sterilisation sind die Waffen, die uns im Kampfe gegen die Krankheitserreger in Staub und Schmutz zur Verfügung stehen. Durch den Hausputz und die Schmutzbeseitigung wird den Keimen teilweise der Nährboden entzogen, obwohl sich hierin im Laufe der Zeit eine Umstellung vollzogen hat. Anfänglich sah man die Hauptgefahr für die Ausbreitung ansteckender Krankheiten in den Keimen, die an toten Gegenständen sich befinden. Heute wissen wir. Laß im Gegenteil der erkrankte Mensch oder das erkrankte Tier während seiner Krankheit die Hauptgefahr darstellt. Ferner wissen wir heute, daß die für uns gefährlichen Mikroben sich vorwiegend im erkrankten Meirichen oder Tiere vermehren können. Mit den Ausscheidungen des Kranken in die Außenwelt gelaugt, vermögen sie sich zwar eine Weile ansteckungsfähig zu halten, können sich aber nur unter besonders günstigen Bedingungen vermehren. Früher fürchtete man aus Unkenntnis der Dinge die schweren Erkrankungsfälle als besondere Gefahrenquelle für die Ausbreitung einer Seuche, heute wissen wir, daß umgekehrt die leichten Fälle die größte Beachtung verdienen. Der -Schwerkranke liegt in seinem Bett; die von ihm eventuell ausgehende Gefahr ist gebannt durch unsere Abwehrmaßnahmen, aber auch der leichtkranke, sich gesund fühlende Mensch lebt unerkannt als solcher unter der gesunden Bevölkerung und verbreitet so die Erreger. Der gesunde Bazillenträger unter Mensch und Tier ist die größte Gefahr! Kennen wir doch Fälle, in denen ein Keimträger jahrelang z. B. immer wieder von neuem Typhuserkraukungcn verursacht hat, ohne es selbst auch nur zu ahnen. Mit viel Recht nimmt man heute an, daß diese Keimträger den Herd bilden, in dem sich ein Krankheitsstoff in einer Bevölkerung am Leben erhält, und daß von ihnen die gehäuften Erkrankungen von Zeit zu Zeit ausgehen. Aus alledem ergibt sich, daß das Betätigungsfeld der Desinfektion im Laufe der Zeit einen gewissen Wandel erfahren hat. Von vornherein will man jetzt nicht nur durch die Schlußdesinfektion, sondern auch durch die „laufende Desinfektion" die Keime sofort vernichten, sobald sie den Kranken verlassen haben. Diese laufende Desinfektion muß ja mehr Erfolg versprechen, da der Weg der Krankheitskeime, wenn sie einer Desinfektion entrannen und in die Außenwelt gelangt sind, für uns kaum zu ermitteln ist.
Gartenbau — Der Rase»
Wer möchte nicht gerne eine Rasenfläche in seinem Garten haben? Gibt es eigentlich eine schönere Zier als ihr frisches Grün? Wie ladet sie uns im Sommer zum Sonnen ein — wie gern tummeln sich die Kinder auf ihr, und ist nicht der Rasen zum Bleichen eine Freude der Hausfrau? Freilich muß es sich um eine schön geschlossene Narbe handeln, die kräftige Pflanzen voraussetzt, wenn alle eine reine Freude am Rasen haben wollen. Gar oft wird der Fehler schon hei der Ansaat gemacht. In gutgemeintem Eifer wird die Saat zu zeitig vorgenommen. Warum soll der junge Rasen nicht auch einen leichten Nachtfrost vertragen können — er muß doch später sogar den Winter überstehen. Das junge Gras ist aber gegen Kälte sehr empfindlich. Wärme und Feuchtigkeit hingegen fördern das Aufgehen der Saat. Erfahrungsgemäß
befand er sich in diesem Raum. Aber all die hübschen Dinge, bei den gediegenen, wuchtigen Möbeln angefangen bis zu den zierlichen, winzigen Pantöffelchen herab, di« verstohlen unter der Chaiselougne hervorlugten, beachtete er kaum. Nur den eigenen Duft, der diesen Raum durchzog, sog er durstig ein — der Duft, der ihm ihre Nähe vorgaukelte —
Klipp und klar wußte er, was er sprechen würde, wenn er ihr gegenüber stand!
„Gnädiges Fräulein!" würde er sagen. „Sie sehen in mir nicht den, der ich in Wirklichkeit bin. Ich bin nicht August Lattermann, bin auch kein Eutsinspektor. Erschrecken Sie nicht, wenn ich Ihnen jetzt ein Geständnis mache, das mich schon lange quält. Es ist das Geständnis eines Mannes, gnädiges Fräulein, der sich bis zur Selbstvergessenheit in eine Frau verliebt hat, eine Frau, die ihm zum Höchsten, zum Begehrenswertesten geworden ist So hören Sie denn, wer ich bin. Man nennt mich —"
Leo stand plötzlich wie erstarrt. Sein Name, den er soeben schwungvoll über die Lippen bringen wollte, erfror zu Eis, ehe er ihn geboren.
Ein Bild war daran schuld — ein Bild, das harmlos aus dem schriftenüberladenen Schreibtisch stand und aus welches sein Blick unwillkürlich gefallen war — ein Bild, das zwei Frauen darstellte — eine jüngere und eine ältere — Mutter und Tochter —
Es war dem Baron, als wank« der Boden unter ihm Die Möbel um ihn her schienen von einem plötzlichen Wandertrieb ergriffen zu werden, denn sie liefen hin und her. drehten sich im Kreise und standen erst wieder still, als es Leo gelungen war, des lähmenden Schwindelgefühls Herr zu werden.
Wachte er? Träumte er?
Das-das war — das war ja einfach undenkbar!
Wie — um Eotteswillen — wie kam das Bild hierher?
Aber nein, er mußte sich getäuscht haben. Seine Sinne waren erregt — hatten ihm gewiß ein lächerliches Trugbild voraezaubert —
(Fortsetzung folgt.)