desqcfiügelausstelluvg in Böblingen stattfinden. Die weiteren Punkte der Tagesordnung waren interne Angelegenheiten, so u. a. Futter­mittelbezug, Südd. Tierbörse, Preisrichterwahl.

Mehrstetten, OA. Münsingen, 3l. Mai. (Hagelwetter.) Durch das om letzten Samstag niedergegangene Hagelgewitter haben namentlich die Gemeinden Schmiechen, Ennahofen, Iustingcn und Talsteußlingen mit Teuringshofen gelitten. Das Beerenobst läßt kaum noch eine Ernte erwarten, die Gartengewächse sind übel mitgenommen worden und müssen zum Teil wieder neu gepflanzt werden. Auch der Schaden un den in voller Blüte stehenden Öbstbäumen ist bedeutend. Die kom­menden Wochen werden erst in die Erscheinung treten lassen, in wel­chem Umfang auch das Wintergetrcide gelitten hat.

Ellwangen, 31. Mai. (Amtsversammlung). Der Voranschlag des tzaushaitplans ergibt nach dem Vorschlag des Bezirksrats bei 62142 RM. Einnahmen und 366354 RM. Ausgaben einen Abmangel von 274212 RM., der durch eine Umlage von 265000 RM. (i. V. 310000) gedeckt werden soll. Der Restmangel mit 9212 RM. soll durch Einsparungen und Verwendung von Zweckvcrmögen ausgeglichen werden. Die Wenigcrausgaben sind zum großen Teil durch Abwälzung auf die Gemeinden zurückzuführen. Die Amtsversammlung stimmte den Anträgen des Bezirksrats zu mit der Ausnahme, daß die Kosten der Krisenfürsorge ganz aus die Amtskörpcrschaft übernommen werden sollen. Dadurch vermindern sich die Einnahmen um 5400 RM.

Balingen, 31. Mai. (Am Plettenberg abgcstürzt). Am Sonntag unternahm Postassistent Frick von hier einen Ausflug auf den Pletten­berg. Als er die sog. Rutsche am Steilhang des Plettenbergs auf der Talseite nach Dotternhausen passieren wollte, stürzte er, wohl infolge Etcinschlags, 1520 Meter kopfüber in die Tiefe, bis er auf eine Fichte prallte und aufgehalten wurde. Mit schweren Verletzungen, einem Unterschenkelbruch, zahlreichen Quetschungen, Schürfungen und Blutergüssen wurde er aufgesunven und von Mitgliedern des Roten Kreuzes Balingen nach Anlegung von Notverbänden zu Tal getragen und im Sanitätsauto ins Krankenhaus überführt.

Spaichingen, 31. Mai. (Amtsversammlung). Die Amtsver- fammlung des Oberamtsbezirks Spaichingen genehmigte den amts­körperschaftlichen Haushaltplan für das Rechnungsjahr 1932. Er enthält 154208 RM. Einnahmen und 384451 RM. Ausgaben, woraus sich ein Abmangel von 230243 RM. ergibt. Letzterer wird gedeckt durch eine Aktnariatsumlage von 15563 RM. und eine allgemeine Amtskörperschaftsumlage von 214680 RM. gegenüber 238000 RM. chn Vorjahr. Das bedeutet eine Umlagesenkung von etwa 10 Prozent. Angesichts der gesteigerten Fllrsorgelasten war diese Herabsetzung nur möglich durch die Besoldungskürzungen von Gesetzes wegen und vor Mm durch rücksichtslose Abstriche an den Straßenunterhaltungsaus- gaben mit insgesamt 25 Prozent des vorjährigen Betrags.

Giengen a. Br., 30. Mai. (Vom Schlußstllck einer Kanone töd­lich getroffen.) Der Schützenverein von Unterbechingen feierte am Sonntag seine Fahnenweihe. Nachmittags fand der Festzug statt, wobei der Polizeidiener von Wittislingen mit einer Kanone eine Reihe von Schüssen abseuerte. Vor Schluß des Schießens vergaß an­scheinend der Polizeidiener, das Schlußstück richtig einzusetzen, sodaß der Schuß nach hinten ging. Hierbei drang dem Bedauernswerten das Schlußstllck direkt in den Unterleib, sodaß er nach einer Stunde verschied. Ein bei der Kanone stehender Mann wurde am Kopf leicht verlegt.

Tagung des Verbandes der gemeinnützigen Baubereine Württembergs e. V.

Stuttgart, 30. Mai. Der Verband der gemeinnützigen Bauvereine Württembergs e. V. hielt am 28. und 29. Mai in Äornwestheim seinen 23. ordentlichen Vcrbandstag ab. Der Niederschlag der Beratungen wurde in einer Entschließung zu­sammengefaßt, in der es heißt: Die vierte Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen vom 8. 12. 31 hat dem Neuhausbesitzer in vielen Fallen keine nennenswerte Ent­lastung gebracht. Besonders gilt dies für die gemeinnützigen Bauvereinigungen, denn die von ihnen zum Kleinwohnungs­bau für Minderbemittelte aufgenommenen Darlehen sind zum überwiegenden Teil niederverzinslich. Hierzu kommt als wei­tere Belastung die Heranziehung vieler Neubauten zur Ge­bäudesteuer. Trotzdem die gemeinnützigen Bauvereinigungen bei Neufestsetzung der Mieten bis an die Grenze des Tragbaren gegangen sind, konnte ihre Senkung nicht in dem allgemein erwarteten und erforderlichen Maße durchgeführt werden. Dies und die immer noch anhaltende Verminderung der Ar­beitseinkommen hat zur Folge, daß viele Wohnungen zeitweise leer stehen und die Mietrückstände bedrohlich anwachsen. Aus eigener Kraft können aber die gemeinnützigen Bauvereinig­ungen die zum Teil erheblichen Ausfälle auf die Dauer nicht tragen. Wenn großer Schaden, vor allem durch Verluste öffentlicher und privater Gelder, vermieden werden soll, ist da­her eine wesentliche Verminderung der.Lasten der Neuhaus- besitzer und eine weitere fühlbare Ermäßigung der Mieten unbedingt nötig. Um dies zu erreichen, fordert der Verband von Regierung und Landtag 1) Befreiung der in den Jahren IM bis 1931 erstellten Neubauten von der Gebäudesteuer auf weitere 5 Jahre; 2) weitere weseutliche Herabsetzung der Zin­sen für die Baudarlehen der Württ. Landeskreditanstalt, nö­tigenfalls durch Heranziehung der Gebäudeentschuldungssteuer oder sonstiger Staatsmittel; 3) Aussetzen der Tilgung für die staatlichen Baudarlehen; 4) Vorbereitung von Maßnahmen mit dem Ziel, die unerträglich hohe Belastung der Neubauten aus den Jahren 1924 bis 1931, die durch die überhöhten Bau- Vreise bedingt war, mit den geänderten wirtschaftlichen Ver­hältnissen in Einklang zu bringen. Weiter hält der Verband es zur Milderung der Arbeitslosigkeit und zur Behebung des Mangels an Kleinwohnungen, besonders in den größeren -stabten, für nötig, daß auch für 1932 Mittel aus der Gebäude­entschuldungssteuer gegeben werden, um wenigstens ein beschei­denes Bauprogramm durchführen zu können.

Tagung Ser württ. Metzger

Reutlingen, 30. Mai. Die Landestagung der württ. Metzger, die am Samstag begann, war aus dem ganzen Lande stark besucht. Im Lindachsaal wurde am Samstag eine inter­essante Fachausstellung eröffnet. Bei der Eröffnungsfeier wies der Verbandsvorsitzende, Stadtrat Häußermann-Stuttgart, auf das Stück regen Gewerbefleißes hin, das die Ausstellung zeige- ÄM gewerblichen Mittelstand stecke trotz der mißlichen Ver- haltnisse immer noch ein guter Kern. Oberbürgermeister Dr. Daller pries die Ausstellung als eine anerkennenswerte Tat. Syndikus Eberhardt brachte die Glückwünsche der Handwerks- Idmmer. Am Sonntag war zunächst die Generalversammlung des Württ. Häute- und Auktionsverbands imKronprinzen" vnd abends Festabend in der Bundeshalle, bei dem Ober- dEstter Flad-Reutlingen, Oberbürgermeister Dr. Haller, Land- rat Barth und Präsident Henne Ansprachen hielten.

20 . VerbanSstag der württ. Schlossermeister

Ravensburg, 30. Mai. Am Samstag und Sonntag fand Aer der 20. Verbandstag des württ. Schlossermeisterverbandes .Mit dem Verbandstag war gleichzeitig die Feier des ^oiayrrgen Bestehens des Schlossermeisterverbauds für Würt- wmberg verbunden. Der Verbandsvorsitzende Paul Rößler­stuttgart leitete die Tagung. Begrüßungsansprachen hielten ^andrst Paradeis, Bürgermeister Walzer, der Präsident des AMsverbandes, Francois, Handwerkskammerpräsident Maier- Der Vorsitzende des Verbands erstattete den Geschäfts- oencht. In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Verband ?. scher achtunggebietenden Handwerkerorganisation ent- «Ef und umfaßt heute 33 angeschlossene Innungen. Die «MAatigkeit des Verbandes umfaßt wirtschaftliche, das , .Awsterhandwerk berührende Fragen und ist auf die Weiter-

des Berufsstandes sowie für die Heranbildung eines Uchtigcn Nachwuchses bemüht. Den Kassenbericht erstattete

Verbandskassier Schickler-Stuttgart. Mit dem Jubiläum des Verbands waren verschiedene Ehrungen einzelner Mitglieder verbunden. Der Vorsitzende des Reichsverbands, Reichstags­abgeordneter Francois, sprach dann über die Lage des Mittel­stands und des Handwerks. Der Verbaudstag 1938 fällt in den Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen. Die Tagung wurde am Abend mit einem Festbankett im Konzerthaus be­schlossen.

Der Schwindel von der Einheitsfront

Stuttgart, 31. Mai. Unter dieser Ueberschrift wendet sich dieSchwäbische Tageszeitung" gegen die Abhandlung des nationalsozialistischen Abgeordneten Wilhelm Murr über das Scheitern der Regierungsverhandlungen. Wenn man eine Front von Keil bis Körner" glaubhaft machen wolle, so sei das nur möglich, wenn man Vorgänge konstruiere und be­haupte, die niemals stattgefundcn haben. DieSchwäbische Tageszeitung" betont, daß niemals eine Konferenz zwischen den Deutschnationalen, dem Bauernbund, den Demokraten, dem Zentrum und den Sozialdemokraten stattgcfunden habe zu dem Zweck, den Volkswillen, der bei der Wahl zum Ausdruck gekommen war, zu sabotieren. Die jetzt in Württemberg be­stehende geschäftsführende Regierung sei keine Parteiregierung mehr, arbeite vielmehr auf eigene Verantwortung und durch­aus selbständig, bis es gelingt, durch eine ordnungsmäßige Wahl einen Staatspräsidenten zu wählen und eine Regierung zu bilden.

Welche Folgen hat das Scheitern der Staatspräsidentenwahl?

Stuttgart, 31. Mai. DieSchwäbische Tageszeitung" be­antwortet die Frage, welche Folgen das Scheitern der Staats- Präsidentenwahl hat, folgendermaßen: Solange eine verfas­sungsmäßige Wahl nicht zustande kommt, ist das gesamte Mi­nisterium verpflichtet, die Geschäfte der Staatsleitünq bis zur Neubildung eines neuen Ministerium weiterzuführen. Es bleibt somit das seitherige Staatsministerium, bestehend aus den Ministern Bolz, Beyerle, Bazille, Dehlinger und Maier, als geschäftsführendes Staatsministerium so lange im Amt, bis eine neue verfassungs- und geschäftsordnungsmäßige Re­gierung gebildet werden kann. Sobald also im württ. Landtag eine Mehrheit von 41 Stimmen zusammenzubringen ist, kann jederzeit beantragt werden, die Neuwahl eines Staatspräsiden­ten auf die Tagesordnung einer Landtagssitzung zu setzen und es kann dann die Wahl eines parlamentarischen Staatspräsi­denten durch die sich zusammenfindenden Regierungsparteien erfolgen. Solange jedoch die absolute Mehrheit, also bei voll­besetztem Hause 41 Abgeordnete, nicht zu erreichen ist, muß die alte Regierung die Geschäfte weiterführen. In diesem Falle gibt es keine Regierungsparteien mehr. Jede Partei ist voll­ständig frei in ihrer Handlungsweise. Mißtrauensanträge gegen ein geschäftsführendes Staatsministerium oder einen Mi­nister haben keinerlei Wirkung. Die Minister sind nicht mehr dem Parlament verantwortlich, sondern haben nur noch die Aufgabe, die Staatslcitung nach den allgemeinen Grundsätzen der Verfassung und der Gesetze zu führen. Dieser Zustand kommt der Stellung der Minister in der Vorkriegszeit wieder nahe und ist eine Stärkung der Position der geschäftsführenden Minister und eine Schwächung des Einflusses der Parteien, die nur dann eine Regierung beseitigen können, wenn sie eine Mehrheit zusammenbringen, die die Wahl eines neuen Staats­präsidenten ermöglicht. Auf der anderen Seite haben aber auch die Parteien ihre volle Handlungsfreiheit. Sie sind an keine Regierung und auch an keine andere Partei gebunden, sondern können je nachdem die geschäftsführende Regierung unterstützen, aber auch ihre Vorschläge und Gesetzentwürfe ohne weiteres ablehnen. Ob dieser Zustand auf die Dauer von Nutzen für unser Volk ist, oder ob dadurch nicht Schädigungen entstehen, wird die Zeit lehren.

Das eine steht fest, wir vom Bauernbund sind bereit ge­wesen, auf möglichst breiter Grundlage eine geordnete Regie­rung zu schaffen, wie wir auch fernerhin bereit sind, den größeren Parteien, der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei und dem Zentrum, den Weg der Verständigung zu erleichtern und eine Regierungsbildung der Leiden größten Parteien des württ. Landtags gerne zu fördern.

Wirtfchastsminister Dr. Maier zur Schlachtsteuer

Reutlingen, 31. Mai. Auf dem gestrigen württ. Fleischerbezirks­tag nahm Wirtfchastsminister Dr. Maier zur Frage der Einführung einer Schlachtsteuer Stellung. Er betonte dabei, daß die württ. Re­gierung die Einführung dieser Steuer bisher abgelehnt habe, weil es untragbar erschien, neue Steuern aufzuerlegen. Baden und Bayern hätten seinerzeit Württemberg aufgefordert, bei der Einführung dieser Steuer mitzutun. Bisher sei der württ. Etat in Ordnung gewesen und man habe deshalb auf die Steuer verzichten können. Nun aber müsse man mit einem Abmangel von 810 Millionen Mk. rechnen und es bleibe nichts anderes übrig, als diesen Fehlbetrag entweder durch neue Steuern oder durch rücksichtslose Einsparungen auszu­gleichen. Es wäre bedauerlich, wenn sich zeigen würde, daß Württem­berg auf die Schlachtsteuer nicht verzichten kann. Der Minister be­tonte im übrigen die Notwendigkeit der Erhaltung des Mittelstandes, die für den heutigen Staat eine Lebensfrage sei. Vom Bezirkstag wurde eine Entschließung angenommen, die sich gegen die Schlacht­steuer wendet.

Vernichtender Hagelfchlag. BranduugMck

Wunderdingen, OA. Ehingen, 31. Mai. Am Montag abend entlud sich ein heftiges Gewitter über der Stadt. Länger anhaltender Hagelschlag verwandelte die ganze Gegend in eine Winterlandschaft. Die niederströmenden Wassermassen fanden keinen Ablauf mehr und ergossen sich über Wege und Straßen. Besonders der untere Teil der Stadt, die Donaustraße, hatte unter den aus dem oberen Teil der Stadt niederschießenden Wasserbächen schwer zu leiden, teilweise drang das Wasser in die Häuser ein, die, dem feuchten Element ausgeseßt, selber Schaden genommen haben. Eine derartige Naturkatastrophe hat Munderkingen schon längere Zeit nicht mehr erlebt. Die bebauten Felder und Grundstücke haben sehr schweren Schaden erlitten. Die Obstanlagen wurden besonders empfindlich betroffen. Mit besonderer Heftigkeit wütete das Unwetter auch in dem benachbarten Emerkingen, während Rottenacker noch sehr glimpflich davonkam. Weniger schwer wurde auch Untermarchtal betroffen. Bevor das Gewitter sein Ende erreicht hatte, ertönten Feuerrufe durch die Stadt. Der Blitz hatte in der großen Feldscheuer der Witwe Thoma zumParadies", die in der städtischen Kiesgrube im Emerkinger Weg erst vor einiger Zeit neu erbaut wurde, gezündet. Im Nu war diese in ein Flammenmeer verwandelt: die hiesige Feuerwehr mar machtlos. Mit Feuerhaken wurde die Scheune auf einen Ruck zum Einsturz gebracht. Die brand­geschädigte Besitzerin soll hinreichend versichert sein. Eine ähnliche Unwetterkatastrophe hat Munderkingen in den Jahren 1902 und 1922 mitgemacht.

ttsnvsl unv Vsrkslir

Stuttgart, 31. Mai. (Schlachtviehmarkt.) Dem Dienstagmarkt am Städt. Bich- unb Schlachthof wurden zugeführt: 19 Ochsen, 31 Bullen, 176 Iungbullen, 236 Kühe, 315 Rinder, 1440 Kälber, 1925 Schweine, 1 Schaf. Alles verkauft. Erlös aus je I Zentner Lebend­gewicht: Ochsen s 3034 (letzter Markt:), d 2528 (), c 22 bis 24 (), Bullen a 2527 (2526), b 23-24 (22-24), c 22-23 (-), Kühe a 22-27 (-), b 17-20 (-), c 12-15 (-), ck 9-11 (), Rinder 3 35-37 (34-36), b 2832 (26-31), c 24-27 (22 bis 24), Kälber b 38-41 (38-40), c 32-37 (32-36), 6 25-30 (26 bis 30), Schweine 3 fette über 300 Pfd. 3840 (), d vollfleischiqe

von 240-300 Pfd. 3940 (37-39), c von 200240 Pfd. 3941 (3839), ck von 160200 Pfd. 38-39 (3637), e fleischige von 120 bis 160 Pfd. 35-37 (34-36), Sauen 2832 (-), Mk. Markt­verlauf: Großvieh belebt, Kälber mäßig, Schweine mäßig belebt.

Katastrophaler Starz der Häutepreise

Reutlingen, 30. Mai. In der Generalversammlung des württ. Häute-Äuktionsverbandes am Sonntag erstattete Di­rektor Häußermann den Geschäftsbericht, der die geradezu katastrophale Lage aus dem Häutemarkt widerspiegelt. Dem Auktionsverband sind 54 Verwertungen mit 9 Verladestellen angeschlossen. Das Versteigerungsergebnis für 1931 beläuft sich auf 423 871 Häute und Felle, wovon 174 683 Großvieh, 121432 Kälber bis 9, 114 421 von 9,1 bis 15 und 1313 über 15 Pfund, 2333 norddeutsche, 823 Fresser und 8863 Schaffelle. Das sind 12 000 Großviehhäute und 15000 Kalbfelle mehr als 1930 und 2500 Schaffelle weniger als 1930. Trotzdem es im ganzen 25 000 mehr Häute und Felle sind als im Vorjahr, ist doch der Umsatz mit 8000 000 Mark 2)4 Millionen Mark weniger als im Vorjahr. Die Ausfuhr betrug 12 425 Großviehhäute, 103 004 Kalbfelle und 68 Schaffelle im Gesamtwert von 1399 083 Mark. Der Durchschnittspreis betrug für Ochsen 56,5 Pfg., leichtere 45 Pfg., Rinder 65 bzw. 58, Kühe 56, Bullen 40,5 bzw. 45 Pfg. Das sind weniger gegenüber 1930 bei Ochsen 21 Prozent, Rinder 20 Prozent, Kühe 21 Prozent, Bullen 40 Prozent, gegenüber 1929 bei Ochsen 28 Prozent, Rinder 28 Prozent, Kühe 32 Prozent, Bullen 47 Prozent, gegenüber 1913 weniger bei Ochsen 30, Rinder 30, Kühe 40, Bullen 45 Prozent. Inzwischen hat der Preissturz seine Fort­setzung gefunden. Direktor Häußermann machte dann Aus­führungen, die sich mit der Frage einer eventuellen Aenderung der Verkaufsform beschäftigten. Notwendig sei cs, daß Leder­industrie und Häuteverwertungen nicht nebeneinander, son­dern miteinander gehen. Das Metzgergewerbe müsse mit der Landwirtschaft Zusammenarbeiten; wenn die Landwirtschaft untergehe, treffe das Metzgerhandwerk dasselbe Schicksal.

Pforzheim, 31. Mai. Aus einer Umfrage der Handels­kammer Pforzheim ergibt sich, daß in der Lohnwoche vom 19. bis 15. April ds. Js. bei 522 Firmen 13 347 Arbeiter beschäf­tigt waren mit 384 441 Arbeitsstunden. Setzt man die Be­schäftigung von 1928 gleich 100 Prozent, so sank die Zahl der Belegschaft auf 57 Prozent und die Zahl der geleisteten Ar­beitsstunden auf 35 Prozent (wöchentlich durchschnittlich 31 Stunden).

Oskar Düubmann

Daubmanns abenteuerliche Flucht

Daubmann, der 1915 als Neunzehnjähriger nach Konstanz eingezogen wurde und im Oktober 1916 bei den lllern in der Sommeschlacht eingesetzt wurde, wird im September 36 Jahre alt werden. Welch außerordentliches Geschick ihm in diesen 16 Jahren widerfahren ist, soll hier, so weit es jetzt schon möglich ist, aufgrund seiner eigenen Angaben erzährr werden.

Am 5. Oktober bezog seine Kompagnie Stellung bei Grandcourt an der Somme, die täglichem Trommelfeuer der gegenüberliegenden Engländer ausgesetzt war. Am 21. Oktober mittags erfolgte ein Frontalangriff der Engländer. Oskar Daubmann, der in einem Hohlweg auf Vorposten stand, wurde von den stürmenden Engländern überrannt. Wie er selbst erzählt, erhielt er einen Bajonettstich in die Magengegend und wurde am Bein durch einen Granatsplitter verletzt. Trotzdem der Bajonettstich offenbar nur eine Fleischwunde hervorrief, verlor er sofort das Bewußtsein und lag todesbleich am Boden, sodaß seine Kameraden der Meinung sein konnten, er sei ge­fallen. Als Daubmann wieder zum Bewußtsein gelangte, merkte er, daß er sich in Gefangenschaft befand. Ms in einem Gefangenenlazarctt ob es ein englisches oder französisches war, ist im Augenblick noch nicht aufgeklärt nach einigen Wochen seine Gesundheit wieder einigermaßen hergestellt war, unternahm er einen kühnen Fluchtversuch durch das Abort­fenster. Einen in der Nähe weilenden Posten machte er mit dem Schlag eines Lattenstücks auf den Kopf unschädlich. Er wurde aber wieder sestgenommen und von den Franzosen, die ihm mitteilten, daß der Posten angeblich durch den Schlag nach drei Wochen gestorben sei, zu zu 20 Jahren Zuchthaus verur­teilt. Aus seinen Angaben ist zu schließen, daß er schon Ende 1916 oder Anfang 1917 nach Konstantine in Mgier in strengste Kerkerhaft geführt wurde. In den ersten vier Jahren alge­rischer Gefangenschaft lag Daubmann mit Ketten gefesselt in einer Betonzelle. In den folgenden Jahren wurden ihm in seiner Zelle Schneiderarbciten für die Fremdenlegion über­tragen. Er mußte Socken stopfen, Uuiformstücke ausnähen usw. Erst im Dezember 1931 wurde er bei Straßenarbeiten, die größere Freiheit gestatteten, verwendet. In den ganzen Jahren durfte er, wie er ausdrücklich sagte, mit keinem Mit­gefangenen ein Wort wechseln und hatte keinerlei Gelegenheit, eine Nachricht an seine Eltern gelangen zu lassen. Da er seine Leidensgenossen durch diese ungeheuer strengen Vor­schriften nicht kennen lernen konnte, weiß er auch nicht, ob noch andere deutsche Landsleute zu dieser Zwangsabrcit verurteilt waren. Daubmann kennt auch Tillmann nicht, der 1924 von Singen aus ein Telegramm an Daubmanns Eltern schickte, daß Oskar in Frankreich lebe. Es ist ihm unerklärlich, wie der Absender dieses mysteriösen Telegramms seine Existenz wissen konnte. Als Oskar Daubmann zu den Straßenarbeiten kom­mandiert worden war, arbeitete er alsbald, von nicht zu be­schreibendem Drang nach der deutschen Heimat beseelt, einen Fluchtplan aus. Anfang Februar Wohl gelang es ihm, aus der Strafanstaltskolonic zu entkommen. Auf einem Pferd ent­rann Daubmann den Häschern und ritt so lange, bis das Pferd tot zusammenbrach. Nun setzte er, nachdem er sich Zivil­kleidung zu verschaffen gewußt hatte, seinen phantastischen Marsch an der Küste zu Fuß fort. Mehr als drei Monate dauerte diese unglaubliche Flucht.

Metrie ^seksieklon

Berlin, 31. Mai. Reichskanzler Dr. Brüning stattete heute dem diplomatischen Korps seine Abschiedsbesuche ab.