Milderung-der Milchleistung steht im Zusammenhang mit den Verhältnissen in den Futtererträgen. Diese waren in den Jahren IM und INI höher als in den Jahren 1927 und 1928. Die größte Milcherzeugung besieht in den beiden Allgäubezirken Mngen und Leutkirch mit der Riesenmenge von 1687 und 1328 Liter aus den Kops der Bevölkerung. Sie verdanken dies ihrem großen Biehreichtum, sowie der hohen Milchleistung des Allgäuer Viehs. Auch die übrigen oberländischen Bezirke zeich- E sich durch hohe Milchertragsmengen aus, ferner die angrenzenden Bezirke Ehingen, Münsingen, Blaubeuren, weiterhin die fränkisch-hohenlohischen Bezirke Gaildorf, Hall, Oehrin- gen, Künzelsau, Gerabronn, Ellwangen, außerdem Welzheim, Herienberg und Spaichingen. Das Gegenstück bildet der Stadtbezirk Stuttgart, wo aus dem eigenen Milchertrag nur 6 Liter auf den Kopf der Bevölkerung entfallen, sowie die unterländischen Bezirke Eßlingen, Heilbronn, Ludwigsburg und der Bezirk Reutlingen, in denen der Kopsbctrag zwischen 100 und M Liter schwankt. Sie sind deshalb auch mit der Deckung ihres Milchbedarfs auf den Bezug aus weiterer Entfernung angewiesen. Der Netto-Milchertrag, d. h. der nach Abzug der Verfiitterungsmilch für die Aufzucht der Kälber und Ziegenlämmer verbleibende Milchertrag stellte sich im Jahr 1931 auf W774 100 Liter. Es ist das diejenige Milchmenge, die für die Bevölkerung bleibt und von der übrigens ein Teil auch zur Berfütterung als Vollmilch an Schweine, besonders in den hohenlohischen Schweinehochzuchtbezirken verwendet wird. 52 Prozent der Nettomilchmenge werden für den Frischmilchverkehr der Bevölkerung verwendet, 48 Prozent auf Milchprodukte verarbeitet.
Württemberg
Calw, 18. Mai. (Tödlicher Unglücksfall.) Beim Abladen von Kipssäcken wollte der 14jährige Sohn des Zollsekretärs Stähle behilflich sein. Infolge einseitiger Belastung kippte der Lastwagenanhänger um und schleuderte den Knaben gegen eine Hauswand, wobei er einen tödlichen Echädelbruch erlitt.
Sulz OA. Nagold, 19. Mai. (Der Staatspräsident im Hochwassergebiet.) Unter den Tausenden, die auch gestern wieder zu Fuß, auf Wagen, Fahr- und Motorrädern, in großen Omnibussen und Autos unser verwüstetes Dorf besuchten, war auch Staatspräsident Bolz, der sich in Begleitung von Ministerialrat Schmitt vom Innenministerium, Landrat Baitinger und Oberregierungsrat Mailänder von der Zentralstelle für Wohltätigkeit befand. Die Herren kamen von Gültlingen her und wurden hier von Bürgermeister Henig eine Stunde lang Lurch die Stätten der Zerstörung geführt) Als sie Stück für Stück der grauenhaften Verwüstung empfunden hatten, waren sie erschüttert vom Ausmaß dieser Katastrophe. Bürgermeister Henig bat in dringlichster Weife, besonders auch im Hinblick aus den vorjährigen Schaden, der hart bedrängten Gemeinde zu gedenken. Ihm wurde sowohl vom Innenministerium wie von der Zentralleitung für Wohltätigkeit weitgehendes Entgegenkommen in Aussicht gestellt.
Besigheim, 19. Mai. (Vom Starkstrom getötet.) Der 56 Jahre alte Betriebsleiter der hiesigen Neckarwerke AG. Heinrich Simon war am Pfingstfest mit Umschaltungen beschäftigt, wobei er mit dem Strom in Berührung kam und getötet wurde.
Stuttgart, 18. Mai. (Neue Fahrplanausgaben.) Von der Reichsbahndirektion Stuttgart wird mitgeteilt: Zum Fahrplanwechsel (21./22. Mai d. I. Mitternacht) erscheinen im Bezirk der RBD. Stuttgart außer dem vollständig umgearbeite- ren Aushangfahrplan wieder neu: der amtliche Taschenfahrplan der Reichsbahndirektion Stuttgart, die amtlichen Kursbücher für Südwestdeutschland und Schweiz, für Mittel-, Ost- und Westdeutschland (je besonders), für Bayern rechts des Rheins, das Mitropa-Kursbuch sowie die große und die kleine Ausgabe des Reichskursbuchs.
Rottweil, 19 Mai. (Tödlich verunglückt.) Der 15jährige Sohn Richard des Verbands-Revisors Heuschmid, Schüler der 6. Klasse des Gymnasiums, zimmerte sich am Dienstag mittag auf dem Speicher aus Latten eine Dunkelkammer. Dabei stellte er sich auf einen Stuhl, dieser muß durchgebrochen sei», wobei der Junge durch einen unglücklichen Zufall in den kreuz und quer aufgehängten Waschseilen hängen blieb, die sich so unglücklich an seinem Hals zusammenzogen, daß er sofort erstickt sein muß. Als die heimkehrende Mutter ihn rufen wollte, fand sie ihren Sohn leblos vor. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg.
Nürtingen, 18. Mai. (Neues Opfer der Wirtschaftskrise.) Ueber das idyllisch im Tiefenbachtal gelegene Walderholungsheim und Kurbad „Schwäbischer Iungborn" ist nun auch der Konkurs verhängt worden. Vor etwa zwei Jahren wurde das Unternehmen von einem Eßlinger Konzern käuflich erworben, durch umfangreiche bauliche Veränderungen der Neuzeit entsprechend eingerichtet, Gärtnerei und Geflügelzucht ausgenommen, doch war, wie sich jetzt erweist, die aufgewandte Mühe vergebens. Die Besucher fanden sich nicht in der erwarteten Zahl ein und somit konnte von einer Rentabilität keine Rede sein
Essingen OA. Aalen, 18. Mai. Ueber die Bluttat bei Essingen werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Während des Gottesdienstes am Pfingstfest war das beinahe achtjährige Mädchen des Landwirts Matthäus Borst von hier mit Nachbarskindern im Wald. Plötzlich erschien ein Mann aus dem Dickicht und bot sich an, dem Kinde beim Maikäferschütteln helfen zu wollen. Die Marie Borst blieb zurück, während die andern Kinder weitergingen. Der Mann verübte an dem Kinde einen Lustmordversuch; dieses setzte sich stark zur Wehr- Die Kleider sind vollständig zerrissen, Kopfhaar in Menge ausgerupft. Das Kind wurde durch Würgen am Schreien verhindert, und schließlich erhielt es von dem Unmenschen im ganzen 11 Stiche an Stirn, Hals, Oberarm, Schulter und Hinterhaupt. Die Hinterhauptswunde ist zweieinhalb Zentimeter lang. Gutsbesitzer Beintmann vom Prinzeck fand das Kind bei seinem Heimgang von der Kirche in furchtbarem Zustand und trug es auf die Straße herunter, von wo es ein zufällig des Wegs kommendes Auto vollends nach Hause brachte. Der Arzt hofft, wenn keine Infektion üazukommt, das Kind am Leben erhalten zu können. Demnach dürften die Stiche nicht zu tief gehen. Der Rohling scheint sich auf feiner Flucht sich zunächst ostwärts gegen den Stürze! gewandt zu haben, dann wurde er in Lauterburg und Bartholomä, zuletzt in Heubach gesehen. Die Landjägermannschaft nahm sofort die Verfolgung auf und es wäre ihr Wohl auch am Montaa schon gelungen, den Täter festzunehmen, wenn er nicht durch eine Motorradpanne eines Landjägers Vorsprung erhalten hätte. Die Persönlichkeit des Verbrechers konnte aber durch die Landjägermannschaft noch vor Eintreffen der Mordkommission von Stuttgart festgestellt werden. Der Täter hatte von Samstag auf Sonntag in Lauterburg übernachtet und stammt nach dem dortigen Eintrag von Nürnberg. Es handelt sich um den 31 Jahre alten Josef Baumgartner, geboren in Sulmbach, wohnhaft in Nürnberg. Die Suche wird eifrig fortgesetzt. Das Mädchen ist außer Lebensgefahr und befindet sich verhältnismäßig wohl.
Essingen OA. Aalen, 19. Mai. (Wieder freigelassen.) Der am Dienstag in Königsbronn verhaftete Handwerksbursche wurde gestern dem angcfallenen Mädchen und den in Betracht kommenden Leuten in Lautern gegenübergestellt. Es ergab sich dabei, daß er als Täter nicht in Betracht kommt. Sein nachgewiesenes Alibi stimmte. Vom eigentlichen Täter fehlt bis jetzt noch jede Spur.
Biberach, 19. Mai. (Von einem Langholzstamm tödlich getroffen.) Am Dienstag abend ist der 31 Jahre alte ledige
Chauffeur Bernhard Sorger beim Abladen von Langholz tödlich verunglückt. Er wurde von einem schweren Stamm auf den Leib getroffen. Die schweren inneren Verletzungen führten im Krankenhaus zu seinem Tode.
Vom bayerischen Allgäu. 19. Mai. (Felssturz. — Zwei schwere Verkehrsunfalle.) In der Brestachklamm ist ein Felsstück von etwa 20 Kubikmeter Größe am sog. Zwing abgestürzt. Geländer, Brücke und Weg wurden von dein Felsblock mit fortgerissen Wenige Minuten vorher ivaren an der Stelle acht Arbeiter beschäftigt. Die Klamm war infolge des Felssturzes während der Psingstseiertage nicht passierbar. — Unweit Altusried stürzte die 32 Jahre alte Karoline Haggen- müller von Reichholzried vom Rade und erlitt einen Schädelbruch, der ihren Tod zur Folge hatte. — Der Bahnhofsvorsteher Rind von Heising, der mit seinem Fahrrad nach Hause fuhr, mußte an der unübersichtlichen Steige von Staudach einem anderen Radler aus- weichen. Dabei fuhr er in ein entgegenkommendes Auto und erlitt schwere Kopfverletzungen.
Von der bayerischen Grenze. 19. Mai. (Nur noch eine leblose Masse.) Das 3jährige Söhnchen des Schloßbesitzers Georg Weiß in Tapfheim schaute dem futterschneidenden Knecht zu, kam in seiner Neugierde der Transmission zu nahe, wurde an der Schürze erfaßt und so fest ins Getriebe verwickelt, daß das Kind erst nach dem Ausschalten des Motors nur mehr als leblose Masse herausgezogen werden konnte.
Landtagszttsammentritt am 24. Mai.
Stuttgart, 19. Mai. Vom Landtagspräsidium wird mitgeteilt: Der Landtag wird am Dienstag, den 24. Mai, nachmittags 4 Uhr zu einer neuen Sitzung zusammentreten.
Auf der Tagesordnung der am 2l. Mai stattfindenden zweiten Sitzung des neuen Landtags steht ein Ansschußbericht über die Prüfung der Mitgliedschaft der Landtagsabgeordne- ten, ferner der demokratische Antrag betr. die Geschäftsordnung des Landtags, außerdem eine kommunistische Anfrage über wirtschaftspolitische Forderungen. Weitere inzwischen an den Landtag gerichtete Anträge betr. die durch das Hochwasser verursachte Not dürften gleichfalls demnächst zur Beratung kommen. Auch die Wahl des Staatspräsidenten gehört zu den ersten Aufgaben des Landtags. Weitere Besprechungen in der Regierungsfrage haben indessen in der Zwischenzeit nicht mehr stattgefunden. Immerhin wird angenommen, daß am Samstag und Montag die Besprechungen und zwar in Anwesenheit der Zentrumsvertreter wieder ausgenommen werden. Bevor das Plenum des Landtags am kommenden Dientsag Zusammentritt, wird der Aeltestenausschuß eine Sitzung abhalten.
Weitere Hilfe-Anträge für die Unwettergcschädigten
Stuttgart, 19. Mai. Die Fraktion des Bauernbunds hat folgenden weiteren Antrag an den Landtag gestellt: das Staatsministerium zu ersuchen: 1. Ueber die Unwetterkatastrophe, die am Pfingstmontag Württemberg heimgesucht, besonders in verschiedenen Weinbaugemeinden der Oberämter Brackenheim, Besigheim und Vaihingen sowie im Nagoldtal großen Schaden angerichtet hat, unverzüglich die erforderlichen Erhebungen anzustellen; 2. dem Finanzausschuß des Landtags über das Ergebnis zu berichten und Vorschläge darüber zu machen, auf welche Weise und in welchem Umfang den Geschädigten Hilfe geleistet werden kann.
Die kommunistische Landtagsfraktion hat im Landtag einen Antrag eingebracht, den durch das Hochwasser vom Pfingstmontag schwer geschädigten Kleinbauern einen vorläufigen Betrag von 150 000 RM. zur Verfügung zu stellen, bei solchen Kleinbauern, bei denen der Hochwasserschaden 100 RM. übersteigt, alle Steuern für das Jahr 1932 zu erlassen, für alle Schäden, die an Gebäuden verursacht wurden, zinslose Kredite in der vollen Höhe des Schadens zur Verfügung zu stellen, alle Schäden sowie die Verteilung der Mittel nur durch Komitees die von den Bauern selbst gewählt wurden, verrechnen zu lassen.
Auch die nationalsozialistische Landtagsfraktion hat sofort nach Bekanntwerden des Hochwasserunglücks im Nagoldtal einen Antrag im württ. Landtag eingereicht. Er fordert für die geschädigten Viehbesitzer Unterstützungsbeträge zur Anschaffung von neuen Tieren anstelle der verendeten, ferner staatliche Gelder für den freiwilligen Arbeitsdienst, damit nicht nur schnellstens aufgeräumt werden kann, sondern damit die Gemeinden auch in der Lage sind, durch Bachkorrekkionen und entsprechende Hochwasserschutzvorrichtungen derartigen Katastrophen entgegenzuwirken. Ferner werden steuerliche Erleichterungen und staatliche Mittel zur Wiederherstellung der beschädigten Gebäuden, Schuppen, Straßen, Wegen, Brunnen, Schächten, Maschinen usw. sowie zur Neubeschaffung von beschädigten oder zerstörten Wohnungs- und gewerblichen Einrichtungen, Warenvorräten usw. verlangt.
Ist der Ortsporsteher Vorgesetzter des Gemeinderatsmitglievs?
Stuttgart, 19. Mai. Ein ehemaliger Schultheiß hatte gegen mehrere Gemeinderatsmitglieder beim Oberamt die Einleitung eines Disziplinarverfahrens beantragt. Das Schreiben enthielt Aenßerungen und Vorwürfe, die als Beleidigung anfgefaßt werden konnten, weshalb das Oberamt zum Zweck der Stellung eines Strafantrags das Schreiben an das Bürgermeisteramt schickte. Die angegriffenen Gemeinderäte lehnten die Stellung eines Strafantrags ab. Darauf stellte, wie das „Deutsche Volksblatt" berichtet, der Bürgermeister in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gemeinderats Strafantrag, worauf die Staatsanwaltschaft das Verfahren von amtswegen gegen den Briefschreiber übernahm. In der Verhandlung erster Instanz erschien einer der Beleidigten mit seinem Rechtsanwalt, der beantragte, seine Partei als Nebenkläger zuzulassen. Diesem Antrag widersprach der Verteidiger des Angeklagten mit der Begründung, die Strafantragsfrist sei abgelanfen und daher der Beitritt als Nebenkläger nicht mehr zulässig. Weiter wurde eingewendet, der Strafantrag durch den Bürgermeister sei nicht rechtswirksam und es werde deshalb die Einstellung des Verfahrens auf Kosten der Staatskasse beantragt. Das Gericht lehnte nach längerer Beratung die Zulassung der Nebenklage ab, hielt aber den vom Bürgermeister gestellten Antrag für rechtsgültig, weil der Gemeinderat i. S. des Paragraphen 359 StGB, als Beamter anznsehen sei, auch müsse der Bürgermeister nach der Gemeindeordnun-g als Vorgesetzter der Gemeinderäte gelten. Nach durchgeführter Beweisaufnahme verurteilte das Amtsgericht unter teilweiser Anwendung des Paragraphen 193 StGB, den Angeklagten wegen Beleidigung eines der Gemeinderäte.
Jahresbericht des Landesverbands der Wirte Württembergs
Stuttgart, 18. Mai. Nach dem Jahresbericht über das 47. Geschäftsjahr 1931/32 des Landesverbands der Wirte Württembergs hat sich die wirtschaftliche Lage des Gast- und Schankwirtschaftsgewerbes ständig weiter verschlechtert. Das Gastwirtsgewerbe ist den Konjunkturschwankungen der Wirtschaft am meisten ausgesetzt. Die Verschuldung ist daher immer weiter fortgeschritten. Viele Inhaber oft älterer angesehener Geschäfte sind in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Fast allgemein ist eine Abwanderung der Hotelgäste in billigere Speisehäuser zu beobachten. Die Saalgeschäfte sind ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Hinblick auf die Notlage lehnt eine große Anzahl von Menschen jedes Vergnügen und jede Festlichkeit ab. Diese Einstellung ist im volkswirtschaftlichen Sinne höchst verwerflich. Die Lustbarkeitssteuern sind viel zu hoch. Ebenso ist es mit den Pachtsummen. Der Kampf der Perbandsleitung galt im' vergangenen Jahre hauptsächlich der
Einführung der Gemeindegetränkesteuer. Glücklicherweise ist sie in Württemberg nur vereinzelt eingeführt worden. Hinsichtlich der Konzessionierung des Flaschenbierhanüels hat die württ. Regierung eine entsprechende Gesetzesvorlage in Aussicht gestellt. Eine umfangreiche Tätigkeit entfaltete der Verband in bezug ans die Abänderung des bestehenden Lohn- und Mantelabkommens. Ein bedeutender Abbau muß erfolgen, wenn die Betriebe nicht' restlos zusammenbrechen sollen. Der Bierverbrauch ist bis zu 60 Prozent zurückgegangen. Der Zwangsein- grisf des Preiskommissars in die Preisgestaltung des Wirtsgewerbes war eine ungeheure Ungerechtigkeit. Eine große Konkurrenz für das Bier bildet' der Wein, ebenso der billige Most. Ein Höhepunkt im Verbandsleben des vergangenen Jahres bildete die Durchführung der 4. Südd. Gastwirts- und Nahrungsmittelmesse in Stuttgart, die über 170 000 Besucher aufweisen konnte. Einen glänzenden Verlauf nahm auch der mit der Messe verbundene 56. Deutsche Gastwirtetag in Stuttgart.
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Pforzheim, 17. Mai. (Schlachtviehmarkt.) Aufgetrieben waren 525 Tiere, und zwar: 8 Ochsen, 7 Kühe, 38 Rinder, 20 Farren, 67 Kälber, 385 Schweine. Der Markt verlies mäßig belebt. Der Ueber- stand betrug 5 Stück Großvieh und 11 Schweine. Die Preise für ein Pfund Lebendgewicht waren: Ochsen s 31—33, b 27—30, Farren a 26, b und c 24—22, Kühe a 24, d und c 20—12, Rinder a34—36, d 30—33, Kälber d 47—50, c 42—45, Schweine b und c 40—41, cl 38—40.
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Halle, 18. Mai. Die Frau eines Wächters der Wach- und Schließgesellschaft hat sich in der vergangenen Nacht in Abwesenheit ihres Ehemannes mit ihren zwei Kindern, einem 8 Jahre alten und einem Istgährigen Knaben durch Einatmen von Gas das Leben genommen. Nach Angaben des Mannes soll seine Frau die Tat wegen Familienstreitigkeiien begangen haben.
Mehlsack (Kreis Heiligenbeil), 18. Mai. Die Frau eines Bäckermeisters vergiftete sich selbst und ihre drei Kinder, von denen das älteste 16 und das jüngste 9 Jahre alt waren, mit Gas. Die Frau scheint die Tat in einem Anfall von Schwermut begangen zu haben.
Lemberg, 18. Mai. In einem benachbarten Dorf fanden fünf Knaben eine aus dem Weltkrieg stammende Granate und spielten mit ihr. Dabei explodierte die Granate. Bier von den Jungen wurden in Stücke gerissen, dem fünften wurde die linke Hand weggerissen. Er mußte in hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus gebracht werden.
Kopmo, 19. Mai. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, steht die Niederschlagung des Verfahrens gegen den^ Reichsdeutschen Becker und Schulrat Meyer kurz bevor, falls die weiteren Ermittlungen des Untersuchungsrichters keine belastenden Momente mehr ergeben, was man für unwahrscheinlich hält. Die Freilassung Beckers und Meyers dürfte nach der Rückkehr des Untersuchungsrichters aus Kowno, die für morgen oder übermorgen zu erwarten ist, erfolgen.
Graz, 19. Mai. Die Landesleitung des Heimatschntzverban- des hat ihre Loslösunq von der politischen Bundesführung, die im österreichischen Nationalrat durch acht Abgeordnete vertreten ist, beschlossen. Sie erklärt jedoch bereit zu sein, „die militärische Abwehrfront gegenüber dem Bolschewismus" anf- rechtznerhalten.
Newyork, 19. Mai. Vom Teterboro-Flugfeld in New-Jersey ist heute nachmittag die bekannte Fliegerin Amelia Earhart- Putnan nach Harbonr-Grace abgeflogen, von wo sie zu einem Transatlantikflug nach Eirropa starten will. Sie will, wie seinerzeit Lindbergh, dieses kühne Wagnis allein durchführen.
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Bierhefe zum Brotbacken. Angesichts der gewaltigen Mengen von Bierhefe, die alljährlich abfallen und auf eine zweckmäßige Verwendung harren, erscheint die Frage von nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Bedeutung, ob dieses Abfallprodukt nicht nutzbringend zu verwerten wäre. Der Gedanke lag nun nahe, die Bierhefe zum Brotbereiten zu verwenden, zumal sie nicht nur von hervorragendem Nährwert ist, sondern auch wertvolle Verdammgsftosfe sowie in reichlichen Mengen das für unsere Ernährung unerläßliche Vitamin B enthält, dessen völliger Mangel ja bekanntlich die gefürchtete Beriberi- Krankheit erzeugt. Ein nicht minder wichtiger Bestandteil der Hefe ist ihr hoher Eiweißgehalt. Diesen wertvollen Eigenschaften der Bierhefe steht aber ihr aus den Hopfenharzen herrührender intensiv bitterer Geschmack gegenüber, der sie als Zusatz zu Nahrungsmitteln vollkommen ungeeignet macht; als Zusatz bei der Brotbereitung könnte sie jedenfalls nur in Frage kommen, wenn sich dieser bittere Geschmack hinreichend entfernen ließe. Von Interesse sind daher die Versuche M. Ä. Kosch- kins, dem es gelang, Lurch wiederholte Waschung der Hefe mit Wasser, durch Absetzen und Abfieben die Bitterstoffe auszuscheiden. Die so gereinigte Hefe wurde in großen Mengen den Brotteigen zugesetzt und die ausgebackenen Brote sodann ans Geruch, Geschmack und Verdaulichkeit untersucht. Dabei zeigte sich, daß erst sehr hohe Zusätze von Hefe Geruch und Geschmack des Brotes bGinträchtigen, wobei sich noch herausstellte, daß die Verdaulichkeit dieser Bierhefebrote bedeutend größer war, als bei geringerem Zusatz.
Eine köstliche Anekdote wird von dem bekannten Mathematikprofessor Gotthelf Kästner von der Göttinger Universität erzählt. Er war wegen seiner Grobheit und Bissigkeit im Umgang überall gefürchtet. Eines Tages hatte er Len Professor für orientalische Sprache, Michaelis, an der gleichen Universität, schwer beleidigt; schlug aber jede geforderte Genugtuung glatt aus, bis die Regierung drohte, ihn seines Amtes zu entheben, wenn er den Streit über die Beleidigung seines Kollegen nicht durch eine Abbitte beilege. Angesichts dieser Drohung entschloß sich denn Kästner auch zu dem schwersten Schritt seines Lebens. Er erbat Verzeihung. Aber wie er das machte, ist vielleicht nur ein einziges Mal auf der ganzen Welt vorgekommen und zeigt so recht die witzige und verschlagene Art des Gelehrten. Nämlich: mitten in der Nacht, da schon alle Häuser verschlossen waren, machte sich Kästner auf, klopfte an die Haustür des Michaelis, und als dieser erstaunt öffnete, wer noch zu so später Stunde bei ihm vorzufprechen wünsche, sagte Kästner kurz und grob: „Oh, verzeihen Sie bitte!"
Die Stadt Prag sucht einen Henker, nachdem der letzte seines Postens vom Justizministerium enthoben worden war, da er allerlei Begebenheiten aus seiner Tätigkeit in der Ocf- fentlichkeit erzählte. Ein Nachfolger wurde noch nicht ernannt. Der seines Amtes enthobene Henker betreibt zur Zeit einen kleinen Silberladen in Prag, fühlt aber offenbar Sehnsucht
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mit meiner Ikekorm- und ottkop. ffukbeltlelklung!
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