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Gläubiges Warten
„Es kommt immer ganz anders!" — Das ist das wahre Wort und im Grunde zugleich auch der beste Trost, der dem Menschen in seinem Erdenleben mit auf den Weg gegeben worden ist. ' W. Raabc
In aller Fülle des Lebens ist doch nur der Vorhang, durch den eine unendlich vollkommene Welt mir verdeckt wird. Mein Glaube tritt hinter diesen Vorhang. Er sieht nichts Bestimmtes; aber er erwartet mehr als er hienieden fassen kann.
Fichte
Ich weiß keine praktischen Wege, wie es besser werden soll. Aber ich spüre, daß es besser werden muß. Uno wir haben darin zu warten. Gott schreitet. Es bleibt nicht so, wie es ist. Er wird schon zerschlagen, was zu zerschlagen ist.
Aus dem „Tagebuch eines GroßstadtpsarrerS".
An einem Wahlsonntag besteigt der Pfarrer seine Kanzel mit schwerem Herzen. Denn die Aufgabe eines solchen Tages in diesen Zeiten übersteigt fast die .Kräfte eines Herzens und eines Sinnes. Es gibt zwei Möglichkeiten; der Prediger legt den Text des Sonntags zugrunde und legt ihn so aus, als ob er überhaupt nichts von dieser Welt wüßte und keine Ahnung davon hätte, daß heute gewählt wird. Das ist eine einfache Lösung: dabei kann man niemand vor den Kops stoßen und niemals in den Verdacht irgendwelcher Parteilichkeit kommen. Wo die Wogen hoch gehen, und jeder Versuch einer Beruhigung neue Unruhe bringen könnte, da wird dieser Weg der richtige sein.
Aber sitzen nicht unter jeder Kanzel auch Männer und Frauen, denen eben der Kampf dieser Welt zu verworren scheinen will, die aus ein richtunggebendes Wort warten, die dankbar wären für eine Führung? Müssen sie nicht enttäuscht oder geradezu irregeleitet sein, wenn sie kein Sterbenswört- lein über die Entscheidung des heutigen Tages hören? Enttäuscht: denn wie auf dem Gebiet der Seele und der Ehe rurd der Familie und des Berufes, so erwarten sie auch auf dem Weg, der unser ganzes Volk betrifft, Richtlinien des Evangeliums, Willenskundgebungen des göttlichen Wortes, Meinungsäußerungen der mütterlichen Kirche. Irregeleitet: denn sie könnten aus dem Schweigen ihres Pfarrers schließen, daß er sich in keiner Weise persönlich um solche Fragen müht, und daß er es deshalb nicht für der Mühe wert hält, darüber auch nur ein Wort zu sagen. Und doch ist unter der Sraats- form, die wir heute haben und die auch für das Leben und Wirken der Kirche keineswegs gleichgültig ist, alles abgehoben aus die Parteien und auf die Wahlen. Die Parteien sind die verfassungsmäßigen Organe, mittels deren das VE sich selber regiert; und anders als durch Wahlen kann verfassungsmäßig nichts zum Ausdruck gebracht werÄdn. Sich nicht um die Wahl kümmern, heißt deshalb: sich nicht nur das Schicksal seines Volkes, nicht um die Zukunft unserer Kinder kümmern. Wer aber wollte als verantwortungsbewußter Mann oder sorgsame Frau wählen, ohne sich vergewissert xw haben, wo der rechte Weg eingeschlagen werde. Wo aber sollte man sich vergewissern, wenn nicht dort, wo msrn nach füE sich Rats holt?
Es ist eine Gewissensfrage ohnegleichen: ZMvechen hur seine Zeit; aber immer galt auch für den Prediger des' Evangeliums die Parole Luthers aus der Vorrede der Schrift „au den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen: Standes Besserung" (d. h. an die christlichen Führer unseres. Volkes über die Besserung des Zustandes unserer Christenheit), wo der Reformator schreibt: „Die Zdit des Seimuigens- ist vergangen, und die Zeit zu reden ist gekommen... Ich bedenke Wohl, daß es mir nicht unverwieseu bleiben türid) als vermesse ich mich zu hoch, daß ich verachteter, untergeordneter Mensch solch hohe und große Stände in so trefflichem; großem Sachen wage anzureden... Gelingt es mir nickst, so ho-be ich doch einen Vorteil: Es darf mir niemand eine Kappe kaufen noch den Kamm scheren... Gott helfe uns, Saß wir nicht- unsere, sondern allein seine Ehre suchen, Amen!"
Freilich, so merkwürdig es in manchen: Fällen toure, wenn: wir nichts von den Wahlen hören würden, so groß wäre- die- Entgleifung, wenn wir etwas von einer Pärrei horten, oder- auch nur „heraushörten". Soweit kann die -Mrche eben- der Verfassung nicht folgen, daß sie sich irgendwelcher Partei' annähme oder sich an irgend welche Partei anlehnte. Mögen dir Sympathien noch so stark für eine Partei sein — und es- gibt keine Partei, die nicht unter Kirchenglkederu ihre Zuneigung fände! — aber die Kirche als die Gemeinschaft, deren Haupt ein Herr ist und die durch eine Taufe und einen Glauben verbunden ist, muß uns doch unendlich viel höher stehen als die vergänglichen Gruppierungen heutiger poiltisäker Meinungen. Längst, ehe es Parteien gab, war die Kirche, und sie wird als die Mutter der Mühseligen und Beladenen aus allen Kreisen nud Schichten noch ihren herrlichem Dienst tun, auch wenn längst alles Parteiwesen den natürlichen Weg alles Irdischen gegangen ist. Für die Kirche gibt es keine Partei, sondern nur Brüderlichkeit; denn für die Kirche gibt es nur eine Not: wenn eine Seele dürstet nach dem: lebendigen Gott. Mögen wir mit unseren Füßen auch den Staub der Erde berühren und mit unseren Händen unser- täg
lich Brot schassen müssen: Unsere Heimat ist nicht hier; wir sind stolz daraus, nur Pilger zu sein. R. S.
Neuenbürg, 23. April. Heute feiert in verhältnismäßig geistiger und körperlicher Rüstigkeit Wilhelmine Walter hier ihren 84. Geburtstag. Wer kennt sie nicht, die alte typische Wäscherin, die noch bis heute in ihr hohes Alter, wenn auch in geringerem Umfang, ihrem Beruf nachgehen kann. Bon einer vor kurzem überstandenen leichteren Grippekrankheit hat sich die Greisin wieder ordentlich erholt. Wir wünschen der Juvilarin einen gesegneten Lebensabend.
Neuenbürg, 23. April. Seit gestern abend gastiert Sie alte und bekannte Sc i l tä n z e r t r up Pu Traber-Knie auf dem hiesigen Turnplatz. Der niedergegangene Regen brachte aber der Eröffnungsvorstellung nicht den Besuch, der ihr aus Grund der gebotenen Leistungen wirklich zu stmnschen gewesen wäre. Insbesondere verdienen die Borführungen des jungen. Matrosen auf dem zirka 16 Bieter hohen Masten, sowie die Leistungen der turnerischen Kräfte am einfachen und doppelten Schwebereck ganz besondere Anerkennung. Vorführungen aus schwingendem Schwebeseil, die ebenso vom Publikum mit Spannung verfolgt wurden und ein Feuerwerk bildete den Abschluß der Vorstellung. Die Pausen wurden von den Clowns ausgefüllt. Alles in allem verdienen die Veranstaltungen einen zahlreichen Besuch.
(Wetterberich t.) Im Osten zeigt sich schwacher Hochdruck, im Norden eine ausgedehnte Depression. Für Sonntag und Montag ist zwar zeitweilig aufheiterndes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.
Birkenfcld, 23. April. (Eingesandt.) Gestern abeud veranstaltete die Ortsgruppe Birkenfekd der NsDAP. eine öffentliche Wählerversammlung im Lokal „Löwen". Als Redner des Aberros war Pfarrer Schärfer von Höfen erschienen, der in sachlicher, jeder Gehässigkeit barer Weise seinen Vortrag hielt. Er ließ alle Parteien von links bis rechts Revue passieren, indem er ihre Nachteile und Fehler anführtc. Zur Diskussion meldete sich Herr Wagner von der KPD., der in begeisterten Worten von der Idee des Komurunrsmus unke den Zuständen in Rußland sprach. Die Versammlung verlier in ruhiger Weife.
Herreiralb, 22. April. Zn der Reihe der Wahlversammlungen hielt heute die Ortsgruppe Neuenbürg der Württemb. V c» l k s r c ch t p a rt e i eine solche cm Hotel „Waldhorn" hier ab. Die Leitung der Versammlung hatte cm eifriger Verfechter der Sache, Postinspektsr S ch u r - Neuenbürg, übernommen. In seiner einleitenden Ansprache begrüßte er die leider nicht sehr zahlreich Erschienenen und dankte ihnen für ihr Interesse. In markigen Worten schilderte er sodann dem Werdegang dSv'VoWsrechtPartei, welche urstwünglich eigentlich nur ein Bund der Sparer, aber keine polltische Partei seist: wollte, von allen sonstigen Parteien zerlassen aber schließlich notgedrungen doch eine solche hätte wenden müss-rn. Er sprach dann von den Zielen und bisherigen Ersetzen der Partei. Hierauf hielt anstelle des in letzter Stunde verhinderten Oberbürgermeisters Siegrist aus Karlsrwche Architekt' und Stadtrat Deichsel aus Mörzheim das Hauptrefcrat. Trotzdem ihm sein Vorredner manches vorweggen-rmmeu, hatte,, blieb ihm bei seiner: umfassenden Kenntnis der Materie nockftgenug: zu sagen. In überaus sachlicher und überzeugender Weise behandelte cr all die schwierigen Probleme, wobei insbesondere Nr Inflation und die sog. Aufmrrtung sgesetze unbihre Fotzen ausführlich behändest wurden. Aber auch die Eutschrckdungsluge, Sie verkappte neue Inflation usw. kamen arc die Reihe. Der leitende Grundgedanke seiner Rede war der, daß es in unserem Vaterland nicht besser werden könne, ehe nicht drr Glaube au Recht und Gerechtigkeit, Treu und Glauben, die durch Re neuen Notverordnungen ersten weiteren Stotz'erhalten hätten, wieder zurückgekehrt wäre. Zur Aussprache war ein Antrag eingegangen, den der Hauptredner ausführlich beantwortete, worauf der Leiter der Versammlung dieselbe mit einem' tiefgründigen ^ Schlußwort beendete. Beide Redner Hätten nach ihren Bor- - trägen starken Beifall: gesunden und eist'stärkerer Besuch der Versammlung wäre schon im Interesse dis gerechten Sache-: wünschenswert gewesen: i
Höfewa. Enz, 23: April!. Vor TorscWlß' Wlt die NSDAP.»,! Ortsgruppe Höfen, gestern abend L-9 Uhr nach eine Versa mm-> lang im „Ochsensaal*' ab: Ws Redner-sprachen Pst. Pfarrer: a. D. Oekschlagcr-Hirsau und Pg. Hildebrandt-Pförzheim. Der Erstere nahm mehr Bezug auf die LaudtagswaWen. Er beschäftigte sich zunächst mit der Wirksamkeit der. einzelnen Parteien, wobei der Christliche Volksdienst am übelsten abschnitt: Dann ging er über zur Stellung Hitlers bezw. seiner Partei' zum Christentum. Was. die Partei will? Einfluß gewinnen auf die Gestaltung dds Volkslebens. 'Wenn Volk und Staat wieder hochkbmmen wollen, werden wir arbeiten, sparen und die Beguemlkchkeit und den Luxus überwinden muffen. Der zweite Redner beschäftigte sich mehr mit der- Reichspolitik. Et beleuchtete-in temperamentvoller Weise-den moralischen Tiefstand des' deutschen- Volkes, die Erfüllungspokitik, die Notverordnungen usw:, dann zeigte er an praktischen Beispielen, wie seine Partei ooraüem der Arbeitslosigkeit und die Zinsknechtschaft zu breckieu gedenkt, um das deutsche Volk nach und: nach aus- seinem Elend heranszusühren. Beide Redner ernteten starken Beifäll. Die Versammlung, die von Fabrikant Wolfgaug Lemppenau geleitet wurde, war rm Hinblick auf frühere nur mäßig besucht. Eine Debatte fand, da die Opposition seylte, nicht statt und es konnte deshalb die Versammlung verhältnismäßig frühe mit dem: Horst Wessellied geschlossen werosn.
detllng lind Achtung avilötigt. Pforzheim ist damit in den Besitz einer Sportkampfbahn gekommen, wie sie, gemessen an Lage und Ausdehnung, keine andere Stadt Badens oder Württembergs aufzuweisen hat-
Jede Woche bringt ein anderes Thema und über der Ablehnung des Stadthaushaltplanes durch den Stadtrat und der Aushebung einer weiteren Faksthmünzeewerkstatt gerieten die großpolitischen Sorgen der letzten Wochen wieder etwas in Vergessenheit. Vom SA.-Berbok ist lediglich ein Mehr wort- als gründe reicher Zeit ungserkl ä ru ng skrie g LbriggeMebe«. Der Umsatz in Mottenkugeln hat bereits einen fühlbaren Rückgang erfahren. Es wird doch Frühling, nur etwas später als inr Kalender. Zu Bälde ist es Mai und' der politische Haß weicht mancherorts and maiicherseits der versöhnlicheren Und bekömmlicheren Liebe. Wilhelm Busch, der zweite bedeutende Jubilar dieses Jahres des Heils, der geniale Zeichner, Dichter und Kroch größere) Philosoph, bemerkt zu diesem Punkte:- »Haß, als minus und vergebens,
Wird vom Leben abgeschvieben.
Positiv im Buch, des Lebens Steht verzeichnet nur das Lieben.
Ob ein Minus oder Plus
Uns verblieben, zeigt der Schluß." st...
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Vriel aus Worrdeim
Pforzheim; 22. April 1932,
Goetheanum-Chöre — „Drei von der Zankstelle" — Walzerträume im Ufa — Die Bilanz im Buch des Lebens
Im Schauspielhaus bot am Dienstag der Sprechchor des Gothcanums in Dörnach Gedichte von Goethe in neuer „emporgehobener" Vortragsart. Was dort zwölf Damen und zwölf Herren in Schwarz und Weiß gekleidet zum Vortrag brachten, war vielen neu und — fremd. Die in Dörnach gepflegte Sprechkunst verweilt beim Wort und. Laut, erhebt sie zum Klang und Chor, der aber trotz seiner außerordentlichen Schulung für den außerhalb der Geistesrichtung Rudolf Steiners Stehenden immer fremd und beengt wirken wird. Die Kunst des Sprechens erscheint erstarrt und eingezwängt in eine engbegrenzte Ausdrucks-Möglichkeit. Ich für meinen Teil liebe Goethes Gedichte doch mehr in durchgeistigter und sinn-naher Rezitation als in zwar klangvoller Sprechchorwiedergabe, aber immer gleichem Pendelschlag. Doch konnte man dem, was geboten wurde, seine Achtung nicht versagen, so wenig wie den Beifall für die Mühe, und auch sür den Außenstehenden oder gar Ablehnenden bedeutete dieser Abend mehr, denn tags zuvor die Uraufführung im selben Theater. Der „Weltuntergang" des Pforzheimer Syndikus, zu dessen Drama ein Titel wie „Eine Nacht in Würm" ebensowenig Zusammenhang hätte (denn im ganzen Drama geht nichts unter, als eine Idee, die in Wirklichkeit keine war), ist eher geeignet, die mit der fortschreitenden Jahreszeit immer spärlicher werdende Besucherzahl vollends ganz theatermüde zu machen. Die Spielzeit hat so und das kann nicht verschwiegen werden, mit einem Mißklang -geendet, an dem auch Titel, Rang und gesellschaftliche Stellung nichts zu ändern vermögen. Vielleicht gelingt es
Peter Prang, dem rheinischen „Jong", die Wolke der Enttäuschung aus dem Keinen Theater in der Brötzinger Gaffe zu verscheuchen. Den Lachstürmen nach zu schließen, die heute Abend das Theater durchhallten, ist der Anfang dazu schon gemacht. „Die Drei von der Zankstelle" schaffen „ein tolles Drunter und-Drüber" wie es grotesker und aber auch einfallsreicher nicht mehr gegeben werden kann. Ist Peter Krangs Humor auch manchmal reichlich derb, ernstlich böse vermag man ihm nicht zrr sein und so freigebig er und sein Ensemhle mit saftigen Witzen und tollen Einfällen war, so freigebig war das Publikum mit seinem Beifall.
Das Frühjahr, auf dessen eigentlichen wirklichen Beginn wir alle schon lange warten, bringt viele wieder auf die Beine. Lud auch der letzte Sonntag nicht gerade zu großer Wanderfahrt ein, ein paar schöne regenfreie Stunden schenkte er doch dem naturhungrigen Städter. Tausende sahen im Brötzinger Tal den Club zur Abwechslung auch wieder einmal siegen und der Abend brachte gefüllte Gasthäuser und Kaffees. Ein gutes Geschäft machte Wohl das Ufa mit dem an Ulk und Heiterkeit gewiß nicht armen „Mädchen zum Heiraten". Mit seiner letzten Morgenfeier, dem Alpentonfilm „Hochlandsinfonie" hatte das Theater unverdientes Pech. Was hier gezeigt wurde aus dem Naturreichtum ewigschöner Bergwelt hätte in einer Stadt der Sport- und Bergfreuude besseren Besuch erwarten lassen und verdient. Ab heute schwingt nun Lehar, der Operettenkönig, im Ufa den Taktstock, und in „Es war einmal ein Walzer" Walzen ein bissel ernst und ein bissel komisch aber immer lieb und humorvoll vier Herzen im Dreivierteltakt über die Leinwand.
Der Mai bringt die Eröffnung einer neuen, sür Pforzheim einzigartigen Sportstätte: der Radrennbahn auf dem Buckenberg. In unermüdlicher zäher Arbeit wurde dort eine Sportarena geschaffen, deren großzügige Ausführung Bewun-
Ltuttguet, 22 . April. (Von der Notgemeinschaft für'Holz.) Der Württ. Gesandte, Staatsrat TL. Bosler, hat am 11. April im Aeichsrat bei der Beratung des Gesetzentwurfes über die Verlängerung des Rapallo-Vertrages mit der Sowjetunion eine Erklärung namens der württ. Regierung abgegeben und unter Darlegung der außerordentlich gefährlichen Lage der Wald- und Holzwirtschaft gebeten, dem Gesetzentwurf nicht znzustimmeu,. es sei denn, daß andere ausreichende Sicherungen für die Wald- und Holzwirtschaft geschaffen werden. Der Reichsrnt ist zu einer gegenteiligen Abfassung gekommen und hat mit Mehrheit der Verlängerung des Vertrages zugestimmt. Dadurch verschlimmert sich die Lage der württ. Wald- und Holzwirtschaft weiterhin. Die Notgemeinschaft für Holz, der sämtliche Wald- und holzwirtschaftlichen- Verbände Württembergs angeschloffen sind, steht keine andere Möglichkeit mehr, als die Einsetzung eines Holzkommissars: zu verlangen, dem mit gewisser Machtvollkommenheit die Vertretung der Wünsche von Wald- und Holzwirtfchaft übertragen werden. Die Notgemeinschaft für Holz hat eine Reihe von Richtlinien ausgestellt, die das Arbeitsgebiet dieses Hotzkommissars betreffen und hofft in Bälde mit der württ. Staatsregürrung. hierüber zu einer Aussprache und Verständigung-zu gelangen..
Stuttgart; 22. April. (Der Vertust der Notenbank bei Zöppritz.) Der. Mg. Winker (Soz.) hat: an Sic Regierung folgende Kleinc Landtagsanfrage gerichtet:: Die. Gerichtsverhandlung gegen Zöppritz vor dem Landgericht in Ellwangeil hat den einwandfreien Beweis erbracht, daß: die Württ. Notenbank dem Herrn Zöppritz als ihrem: Verwaltungsmitglied einen weit größeren Kredit einräumte, aG irgendeinem anderen Kunden. Trotzdem bei einer Bilanzprüfung sich manche .früheren Versicherungen von Zöppritz als unrichtig erwiesen, sind ihm ohne genauere Prüfung weiter hohe Kredite eingeräumt worden. Dadurch ist der Württ. Notenbank eiu Verlust von über 1 Million entstanden. Die Verantwortung dafür trägt neben der Direktion in erster: LLnie der Aufsichts- ratsvorsitzende der Notenbank, Finanzminister Dr. Dehlingen IJch frage das Staatsministcrium, ob es: bereit ist, die Schulwissen zur Verantwortung zu ziehen, um: die Allgemeinheit vor i Schaden zu bewahren..
Kornwestheim, 22. April. (Selbstmord auf dem Waugierbahnhof.) Eine schreckliche Entdeckung wurde in der vergarr- ! zerren Nacht auf dem Rangierbahnhof' gemacht. 30g Meter vor dem Stellwerk IZ in der Richtung: Lukrwigsüurg wurde ein an deri Hüften durchschnittener Leichnam aufgefunde». :Der Oberkörper lag zwischen den Gleisen, die -Füße außerhalb (des rechten Schumeustrangs. Nach dem Ausweispapieren zu .schließen handelt es sich um den 44 Jahre alten in Stuttgart ^ wohnhaften verheirateten Monteur Felix Seebacher: In der 'Nähe der Mordstelle lagen außer verschiedenen Kleinigkeiten auch mehrere verschlossene Briefe an seine Angehörigen, die Wohl Aufschluß über den Beweggrund'der Tat geben werden. Außerdem fand sich noch ein weiterer Brief an die Polizei vor. Darin kam zum Ausdruck, daß der SelWmord mit Ueberlegnng ausgeführt wurde.
Göppingen, 21. April. (In geistiger Verwirrung.) Zu dem bereits gemeldeten llnglücksfall, der sich am Dienstag nachmittag in Klein-Eislingen ereignete, ist noch ergänzend zu berichten, daß der junge Endriß schon seit einigen Tagen an Kopfgrippe erkrankt war. Während- nun seine Mutter bei einer Beerdigung weilte, begab sich der Kranke offenbar i» einem Zustand-geistiger Verwirrung auf die Bühne des Hauses :und zwängte sich dort durch ein kreisrundes kleines Fenster, gum alsdann auf die Straße zu stürzen. An den Folgen einer Rückenmarksverletzung, wie auch au sonstigen anderen Verletzungen ist er dann gestorben. Das Unglück trifft die Familie umso härter, als der Verstorbene das väterliche Geschäft führte und in- Sportskreisen als eifriger nud gewandter Turner bekannt war.
Tübingen, 22. April. (Die Chirurgische Klinik wird fertig gestellt.) In einer Versammlung der Deutschnationalen Bolksparter am Donnerstag erklärte Finanzminister Dr. Deh- linger, daß- man bei den Sparmaßnahmen sich auch lange mit dem Aufwand für die Tübinger Chirurgische Klinik beschäftigt habe. Er hoffe, die Summe zusammenzubringen, um den Bär weiterznführen. Ein Teil der Aufwendungen müsse allerdings auf andere Art als durch laufende Mittel aufgebracht werden. Man trachte, ihn durch Stiftungen oder besondere Anleiher zu bekommen.
Horb, 22. April. (Stillegung der Horber Uhrenfabrik) Wie das „Schwarzwälder Volksblatt" erfährt, hat die Leit«- der Uhrenfabrik Horb, die zurzeit noch ca. 110 Arbeiter beschäftigt, beim Gewerbeaufsichtsamt den Antrag auf endgültig! Stillegung des Horber Betriebs gestellt. Die Stadt Horb HÄ alles versucht, um die Stillegung abzuwchren, doch scheiterten die Bemühungen am stärkeren Diktat der Wrrtschaftsnot Wie man hört, kommen die Maschinen weg, sodaß in ein paar Monate« nur noch leere Räume an die einstige Betriebsamkeit
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