Deutsche Memelnote
Genf, 21, April. Die Note der deutschen Delegation an die Signatarmächte der Memelkonvention enthält eine zu- sammernassendc Darstellung der zahlreichen rechtswidrigen Maßnahmen, mit denen Litauen unter fortgesetzter Verletzung des Mcmelstatuts die Willensäußerung der Memelbevölkerung bei den kommenden Wahlen zu verfälschen sucht. Sie erwähnt insbesondere die Masseneinbürgernngen von Großlitauern, die Unregelmäßigkeiten bei der Zusammensetzung der Wahlkommissionen und die Beeinträchtigung der Rede-, Versnmm- lungs- und Pressefreiheit. Mit der durch diese Maßnahmen geschaffenen Lage, die in der deutschen Denkschrift eindrucksvoll geschildert wird, werden sich die Signatarmüchte ernstlich zu beschäftigen haben, wenn sie verhindern wollen, daß das von ihnen im Haag anhängig gemachte Verfahren durch die von Litauen beliebte Politik der vollendeten Tatsachen, die den primitivsten Bölkerrcchtsbegriffen Hohn spricht, durchkreuzt wird.
593400V Arbeitslose
Berlin, 2l. April. Die Zahl der Arbeitslosen ist in der ersten Aprilhälfte um etwa 100 MO, seit Mitte März um rund 2M MO znrückgcgangen. Am 15. Slpril waren bei den Arbeitsämtern rund 6 931 OM Arbeitslose gemeldet. Der Saison- beginn brachte in den Autzenberufen eine Verringerung der Zahl der Arbeitslosen um rund 138 OM, während in den anderen, überwiegend von der Konjunktur abhängigen Berufsgruppen die Arbeitslosigkeit gestiegen ist.
Die Arbeitsaufnahme in den Saisonberufen hat sich für die Entlastung der Arbeitslosenversicherung stärker ausgewirkt als für die Gestaltung des Arbeitsmarktes, so daß seit Anfang April die Zahl der Hauptunterstützungsempsänger in der Arbeitslosenversicherung um rund 231 MO auf rund 1317 MO vom 15. April zurückgegangen ist. Auch in der Krisensürsorge ist zum ersten Male seit etwa Jahresfrist ein Rückgang der Zahl der Hauptunterstützungsempsänger zu verzeichnen, und zwar um rund 23 OM auf rund 1 721 MO.
Rußland als Helfer im Oste»?
England gegen „nutzlose" Proteste in Tokio
Paris, 21. April. Wie das „Journal" aus Genf meldet, will Stimson die Großmächte zu einer neuen Protestdemarche in Tokio zusammeubringen. Es soll den Japanern bedeutet werden, daß man den augenblicklichen Zustand in der Mandschurei nicht anerkennen werde, denn er stehe im Widerspruch zum Neunmächtevertrag von Washington von 1922.
Der englische Außenminister habe sich bisher aber beharrlich geweigert, an dieser als unnütz anzuseheuden Demarche teilzunehmen. Die Engländer wollten vor allem wissen, wohin der neue Vorstoß gegen Japan führen könnte und was die neun Mächte zu tun gedächten, wenn Japan auf ihre Demarche weiter nicht eingeht. Solle man etwa Zwangsmaßnahmen ergreifen? Solle man Japan aus der Mandschurei herausschlagen? Wer aber solle diese Exekutive vollziehen?
Rußland wäre eventuell bereit, meint das „Journal", weiter seine guten Dienste als internationaler Spezialist in der Mandschurei anzubicten, doch verlange es dafür die Herstellung normaler Beziehungen zwischen Moskau und Washington. Diesen Preis aber wage Stimson doch nicht zu zahlen.
Einsturzkatastrophe im Gerichtssaal
Paris, 21. April. Eine Einsturzkatastrophe im Justizgebäude von Bastio auf Korsika hat bisher 15 Tote gefordert. Zahlreiche Personen sind verwundet. Eine Anzahl Verunglückter liegt noch unter den Trümmern. Heute vormittag 11 Uhr fand vor dem Strafgericht eine Verhandlung statt, die ein zahlreiches Publikum von der Tribüne aus verfolgte. Plötzlich hörte man verdächtiges Krachen. Das Dach des Gebäudes war eingestürzt. Die schwere Masse des herabstürzenden Gebälks durchschlug zuerst die Decke des für besondere Zeremonien bestimmten leeren Festsaals und durchschlug dann auch die Decke des darunter befindlichen Sitzungssaales der Strafkammer. Die Decke öffnete sich plötzlich mit furchtbarem Getöse und ein Regen dicker Mauersteine, Balkenteilen und Gegenständen aller Art sauste herab und überschüttete die Hälfte des Saales. Furchtbare Schmerzensschreie gellten aus den Trümmern.
Polizei und Feuerwehr waren sehr rasch zur Stelle. Es ist zu befürchten, daß außer den 15 Toten noch mehr Opfer aus dem zusammengestürzten Gebäude ausgegraben werden.
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(Wetterbericht.) Schwacher Hochdruck liegt über dem Festland. Von England bis nach Skandinavien erstreckt sich eine Depression, die einigen Einfluß gewinnen dürfte- Für Samstag und Sonntag ist zwar zeitweise aufheitcrndes, aber nicht beständiges Wetter zu erwarten.
Arnbach, 21. April. Letzten Sonntag hielt die hiesige B c - zugs - und A b s a tz g e n o s s e n sch a f t ihre Generalversammlung im Gasth. z. „Ochsen" ab; dieselbe durste sich eines guten Besuchs erfreuen. Anwesend waren 78 Mitglieder. Aus der Bilanz war zu entnehmen, daß die Verwaltung in den letzten 2 Jahren sich alle Mühe gab, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Die übliche Tagesordnung konnte rasch abgcwickelt werden, galt es doch, noch andere zum Wort kommen zu lassen; hiezu wurden noch gewonnen Landwirtschaftslehrer Pfet sch-Calw, sowie Diplomlandwirt Jls von der Kalkstickstoffberatungsstelle Karlsruhe. Ersterer sprach in einem einstündigen, leicht verständlichen Vortrag über „Neuzeitliche Unkrautbekämpfung". Biele praktische Winke wurden gegeben, wie dem Unkraut Herr zu werden ist. Hieran schloß sich ein Lichtbildcrvortrag von Diplomlandwirt Jls. Der Redner wußte die Zuhörer humoristisch wie praktisch zu fesseln, trotzdem der Vortrag zwei Stunden währte. Keines langweilte sich und jedes hat etwas mitnehmen können. Zu wünschen wäre nur gewesen, daß die anwesenden Frauen ihre Männer und die Männer ihre Frauen hiezu mitgcbracht hätten. Um H7 Uhr konnte der Vorsitzende die lehrreiche Tagung schließen. -ö-
Birkenfelv, 21. April. Am letzten Montag hielt Dr. Dorn. Leiter der Volksheilstätte Charlottenhöhe, im Rahmen des freiwilligen Arbeitsdienstes einen Vortrag über „Die Rassen Europas unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands". Der Redner führte zuerst in allgemein verständlicher Art der Zuhörerschaft die Unterschiede und Bedeutung der verschiedenen Rassen vor Augen und weckte dadurch die Aufmerksamkeit und das Interesse für seine Ausführungen. Die dabei gezeigten Lichtbilder waren sehr wertvoll und hinterließen den Zuhörern einen dauernden Eindruck von den lehrreichen Ausführungen. Dem Redner sei auch an dieser Stelle für seinen Vortrag nochmals herzlich gedankt. — Am nächsten Montag spricht im Gemenrdehaus Fräulein Erna Glatzer über ihre Erlebnisse aus Amerika, ebenfalls an Hand von Lichtbildern. Es wird zu diesem Vortrag heute schon freundlich eingeladen.
Schömberg, 19. April. Die hiesige Ortsgruppe des Württ. Schwarzwaldvereins, die nächstes Jahr 25 Jahre lang ein starkes und lebensfähiges Mitglied des Hauptvereins bildet, hielt vergangenen Samstag im Kaffee Messing mit der angegliederten S ch n e e s ch u h a b t e i l u n g ihre diesjährige Hauptversammlung ab. Nach ehrendem Gedenstm der zwei verstorbenen Mitglieder Karl Kling-Schömberg ^ und Murschel z. „Traube" in Kapfenhardt gab der Vorstand, Schlosscrmeister Bäuerle, seinen Jahresbericht. Wir entnehmen diesem unter anderem als wichtigstes Bereinsgeschäft die Erstellung einer Sprungschanze, die nach verschiedenen anderen weniger günstigen Projekten nach dem Plan des Sachverständigen Braun-Baiersbronn durch erwerbslose Vereinsmitglieder mit einem Aufwandc von etwa 350 Mark erbaut wurde. Zu den Kosten erhielt der Verein von der Gememde Schömberg den nennenswerten Betrag von 175 Mark, durch eine freiwillige Sammlung wurden 102.50 Mark aufgebracht. Am 13. März, an dem gleichzeitig Gaujugendwettläufe und Gauwanderung ftattfanden, konnte im Beisein von etwa 1000 Zuschauern die Schanzenweihe vollzogen werden. Eine weihevolle Stimmung innerhalb der geschäftlichen Verhandlungen brachte die Mitgliederehrung. Acht Herren konnte für 25- jährige, treue Mitgliedschaft das „Goldene Vereinsehrenzeichen" verliehen werden: Herren Jakob Bäuerle, Schlossermstr., Ludwig Brechtel, Friscurmstr., Friede. Burghard z. „Löwen", Friede. Dürr, Zimmermst., Wilhelm Götz, Maler, Gg. Karle, Pensionsbcsitzer, Karl König, Sgttlermftr., Gustav Weber, Flaschnermftr. Alle diese Jübilare waren Mitbegründer der hiesigen Ortsgruppe im Jahre 1908 und gehörten vor dieser Zeit schon dem Bezirksverein Neuenbürg an. Möge ihre Treue zum Schwarzwaldverein unserer guten Sache unter der Jugend reckst viele Nachahmer finden. Den Bericht des Schriftführers und Kassiers erstattete Hauptlehrer Schick. Die Mitgliederzahl ist von 122 im Jahre 1930 auf 111 gefallen. In dieser Zahl sind die 56 Mitglieder der Schneeschuhabteilung — 29 Erwachsene und 27 Jugendliche — nicht enthalten. Bei unentwegter Mühe der Werber hofft man, auch in dieser
Notzeit den alten Bestand wieder zu erreichen. In der Kasse herrschen gesunde und geordnete Zustände. 863,79 RM. (Annahmen stehen 700,67 RM. Ausgaben gegenüber, die größtenteils an die Hauptkasse nach Stuttgart abgeführt wurden. Weg- und Wanderbericht erstattete Führer Götz. Der Sportbericht von Theo Kuppler gab eingehend Kenntnis über die Vorgänge in der Schneeschnhabteiluug. Alle Berichte wurden ohne Anssprache genehmigt und dem gesamten Vorstand Entlastung erteilt. Bürgermeister Hermann dankte zum Schluß der Vereinsleitung, ganz besonders aber dem Vorstand für seine mühevolle Arbeit. Mit einem Appell an die Einigkeit und dem Wunsche durch regere Beteiligung an den Wanderungen die Vereinsarbeit tatkräftig zu unterstützen, wurde die Versammlung in vorgerückter Stunde geschlossen-
Schwann, 21. April. (Familienabend des Kirchenchors.) Vergangenen Sonntag fand im schön geschmückten Saal des Gasthauses zum „Adler" ein F a m i l i e n ab e n d des Kirche nchors statt, dessen Verlauf als wohlgelungen bezeichnet werden kann. Der Schwanncr Kirchenchor kann ja erst auf wenige Jahre seines Bestehens zurückblickcn. Nm seine Gründung vor 7 Jahren haben sich Herr und Frau Oberlehrer Rothfuß besondere Verdienste erworben. Oberlehrer Roth- fuß leitete denselben mehrere Jahre hindurch; die rasche, blühende Aufwärtsentwicklung des Chors ist ihm zu danken. Nachdem Herr Lehrer Klumpp den Chor längere Zeit geleitet hatte, steht er nun seit anderthalb Jahren unter der Leitung des bewährten Dirigenten Herrn Hauptlehrer Schmid. Es war dem Vorstand des Kirchenchors, Herrn Gaher, eine große Genugtuung, eine stattliche Anzahl von Mitgliedern und Freunden des Kirchenchors nebst deren Angehörigen begrüßen zu dürfen. Einige gleich zu Beginn gesungene Lieder waren Zeugnis der hohen musikalischen Leistung des Dirigenten wie der Sänger und Sängerinnen. Sehr zum Dank ist der Kirchenchor Herrn Forstmeister Thomas verpflichtet, der in künstlerisch geschulter, vollendeter Form verschiedene Löweballaden zum Vortrag brachte. Musikvorträge des Streichorchesters des Jungmännervereins, das unter der Leitung von Herrn Feiler steht, bezeugten, daß der Pflege der Musik auch hier viel Mühe und Opfer mit Erfolg gewidmet werden. Ein Frauentrio, sowie Sologesänge des Herrn Pichler trugen noch wesentlich zur musikalischen Ausgestaltung des Abends bei. Deklamationen ernster und heiterer Art gaben dem Abend seine familiäre Note. Im Bewußtsein, einige schöne, inhaltsreiche Stunden miteinander zugebracht zu haben, die wesentlich auch zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls in der heutigen schweren Zeit in der Gemeinde dienen sollten, konnten die Anwesenden kurz vor Mitternacht auseinander gehen.
WürllbmbsrZ
AltheMstett, OA. Calw, 21. April. (Selbstmord.) Gestern vormittag hat sich der ledige 12 Jahre alte Taglöhner Wilhelm Weiß in seiner Scheuer erschossen. Mit einer Zimmerflinte brachte er sich einen Herzschuß bei.
Stuttgart, 21. April. (Auf dem Wege der Besserung.) Dem verunglückten Polizeikommissar Benseler, der bei dem Autounfall kürzlich eine Wirbclsäuleverletzung und starke Gehirnerschütterung erlitten hat, geht es nach einer Mitteilung der Chirurg. Abteilung des Krankenhauses Cannstatt -wesentlich besser, sodaß Befürchtung für das Leben oder für eine Lauernde Gesundheitsschädigung kaum mehr besteht.
Stuttgart, 21. April. (Abwehr der Maul- und Klauenseuche.) Durch eine Bekanntmachung des Innenministeriums ist zum Schutze gegen die im Weideverkchr begründete Seuchengefahr in Uebereinftimmung mit einer von der Regierung von Schwaben und Neuburg erlassenen Bekanntmachung bestimmt worden, daß Klauentiere aus Beständen, in denen nach dem 1. Dezember 1931 die Maul- und Klauenseuche geherrscht hat, auf Almweiden und fremde Weiden (Heimweiden, Jung-
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(60. Fortsetzung.)
Da endlich wandte sich der Arzt ihnen zu und sagte leise: „Bitte, lassen Sie Mylady allein, es hat sie zu sehr angestrengt."
Leise verließen sie das Zimmer.
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Daniela Thuille fand keine Ruhe.-!
Noch nie hatte Forst sie so abwesend bei der Arbeit ge- fehen.
„Was haben Sie denn. Fräulein Thuille?" sagte er freundlich „Sie sind heute ja ganz aus der Ruhe gerissen! Wir wollen Schluß machen."
„Verzeihen Sie. Herr Forst. . . aber ... ich habe keine Ruhe .. ich ... ach . ich ... es muß so schwer ... so bitter sein, wenn ein Mensch stirbt . ein Mensch, auf dem die Augen der Welt ruhen ... ein Mensch, den alle lieben, lieben müssen."
„Von wem sprechen Sie, Fräulein Thuille?"
„Von . . Iris . . Iris Groth . . . von seiner Frau!
Haben Sie nicht gelesen?"
„Dach . ja! Das also . .. greift Sie so an?"
Sie nickte und Tränen traten in ihre Augen.
„Ich . . . ich . . . war so schlecht... ich habe sie tausendmal in meinen Gedanken angeklagt ... alle Bitternis auf sie abgeladen . weil sie. . . an seiner Seite ging! Und heute . . heute fühle ich's nein, nicht erst heute . . . chs ich sie damals sah . . im Bilde . . bei dem Blick . . . dem Blick
der Liebe, den sie ihm zuwarf ... da habe ich gefühlt, daß sie gut. daß sie besser war. als ich. und daß sie ihn glücklich gemacht hat. Ich war ja so klein ... so schlecht . so .. oh ... ich muß mich Tag um Tag schämen . . . jener Stunde ... da ... da er von mir ging!"
„Seien Sie still, kleines Mädchen!" sagte der alte Mann ergriffen. „Wir sind alle törichte Menschen, so oft voll Unglauben, aber jeder kann gutmachen!"
„Wie soll ich es je vermögen?" rief das Mädchen verzweifelt.
„Ich weiß es nicht . . . heute noch nicht! Vielleicht kommt aber einmal die Stunde, da ich es vermag. Ihnen den Weg zu zeigen."
In der Nachl erfüllte sich ein Schicksal.
Berndt saß am Sterbebett bei Iris, deren Herz zur Ruhe gehen wollte. Sie sprachen miteinander, unhörbar fast waren beider Worte, aber sie erfühlten sie, ihre Herzen hielten Zwiesprache und jeder verstand den anderen.
Sie sprach ihm zu. sie dankte ihm für das große, gewaltige Glück, das er ihr gegeben. Sie war von einer überirdischen Fröhlichkeit, die er. der Lebende, nicht verstand, die er nicht verstehen wollte.
Er betete in diesen letzten Stunden mit aller Inbrunst, kämpfte mit seinem Herzen um das teure Leben und fühlte doch, wie es immer mehr entglitt.
Es war gegen zwölf Uhr. als sie noch einmal die Augen öffnete und' sie sah ihn an mit einem Blick . . mit jenem
Blick, der im Bilde die Menschen erzittern machte . . . jener Blick, aus dem alle Liebe sprach, aller Glaube und alle Hingebung. Dann schlossen sich die Augen wieder . , . und dann ... ein leises Zucken ging durch den Körper.
Ein Mächtiger hatte den Raum betreten.
Der Tod!
Berndt saß starr und rührte sich nicht.
Draußen im Vorzimmer waren die anderen versammelt und lauschten mit wartendem Herzen
Leise hörten sie eine beschwörende bittende Stimme: „Iris!"
„Iris!" lauter, eindringlich., wurde der Ton
Dann ein Aufschrei.
„Iris!"
Nun sanken ihre Häupter nieder.
Schluchzen ging durch den Raum. Sie wußten: Iris Groth war eingegangen zu Gott
Der Geheimrat trat tiefbewegt über die Schwelle des Toten- zimmers
„Mylady . ist. . von uns gegangen, meine Freunde."
Er faltete die Hände und sie taten es ihm gleich und sprachen im Herzen ein stummes Gebet.
Drin aber kniete am Lager der Mann, der das Liebste verloren hatte und oben wimmerte leise ein Kind , , . ein mutterloses Wesen.
Dritter Teil.
1
Tiefe Trauer ging über die Welt, als die Kunde von Stadt zu Stadt eilte: Iris Groth ist tot!
Als man Iris am dritten Tage zur Ruhe trug, waren ihre Freunde aus Nah und Fern herbeigeströmt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen
Am Grabe sprach der alte Pfarrer Enkel aus Schreiberhau.
Dieser einfache Seelsorger wuchs in seinen Worten über sich selbst hinaus, er zeichnete ein erschütterndes Lebensbild.
ein Bild des gewaltigen Kampfes dieser seltenen Krau und zwischen seinen Worten lebte das hohe Lied der großen Gattenliebe auf.
Berndt Groth stand mit versteinertem Antlitz am Grabe seines Weibes Er war zur Rübe gekommen, hatte die ungeheure Bitternis überwunden.
Resignation erfüllte ihn.
„Das Schicksal hat mich zum Leiden bestimmt!" sagte er sich. „Das Schicksal legt eine Last nach der anderen auf meine Schultern, bis . . auch ich abtreten muß!"
Iris' Bild war in ihm
Er wußte, daß er nie den Anblick der Lebenden wie der Toten vergessen würde, er wußte es Wie friedeooll war das Totenantlitz!
Er hatte kein Auge für die glänzende Versammlung der Trauergüste. es war ihm zumute, als stünde er ganz allein an den Ufern der Unendlichkeit, ein Suchender, Hilfloser.
Er spürte nicht, wie aller Augen auf ihm lagen, als er zitternd zwei Hände voll Erde dem Sarg nachwarf.
Plötzlich packte ihn eine Schwäche, und er sank in die Knie- Gish stand bereit, ihn zu stützen.
Und als er so vor dem Grabe kniete, als die vielen Meirichen erschüttert auf ihn blickten, da quoll die Erinnerung an das unendliche Glück, das sie ihm einst geschenkt hatte, wieder >o urgewaltig in ihm empor, daß seinen Lippen unter trockenem Schluchzen das Wort entfuhr, das sie so oft i» Liebe und Hingebung gestammelt hatte.
„Du!" sprach" der Mann.
„Du . " weinte er auf Zum ersten Male kamen ihm die erlösenden Tränen.
Ein tiefes Schluchzen ging durch die Reihen der Menschen um ihn. und sie fühlten alle mit einem Male seinen Sckmerj mit, es war ihnen zumute, als müßten sie selber um das eigene Liebste weinen.
Dann traten sie heran mit schweren Schritten und Scholle um Scholle schlug auf den Sarg
Kinder sangen ein altes, ergreifendes Sterbelied:
„Schlafe du in Christo,
Tod hat keine Schrecken.
Schlafe du in Christo»
Er wird dich erwecken Wird dich treulich führen Nach der Himmelstüren,
B's vor Gottes Thron Führet dich sein Sohn.
Schlafe du in Christo!"
(Fortsetzung folgte