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Amtsblatt für den OberamtsbezirkNeuenbürg

Nr. 28 Donnerstag den 4. Februar 1932

gft Mer Aeichsdeutscher?

Dr. Frick verlieh im Juli 1S3V Hitler die thüringische Staatsangehörigkeit Dienstliche Angaben von Ministerialbeamte«

Berlin, 3. Fcbr. Die thüringisch Staatsregierung hat der Reichsregierung am Mittwoch Material «bergeben, das Ser Reichskanzler dem Reichsinnenminister zur staatsrecht­lichen Prüfung zugeleitet hat « aus dem hervorgeht, daß «ach Aussagen eines Oberregierungsrates und eines Ministe­rialrates gegenüber dem thüringischen.Staatsminister Dr. Käst­ner, der damalige Minister Dr. Frick etwa im Jmi 1930 eine Anstellungsurkunde hat ausstellen kaffen, wonachdem Front­kämpfer des Weltkriegs, Adolf Hitler, die damals freie Stelle des Genöarmeriekommissars in Hildburghausen übertragen wurde". Hitler habe dabei auf Dienstantritt und Besoldung verzichtet. Der Oberregierungsrat und der Ministerialrat, die diese Angaben dienstlich gemacht haben, erklärten, daß sie sich durch ein ihnen von dem damaligen Minister Frick auferlegtcs Schweigeverbot bsdrückt gefühlt hätten.

Die Einbürgerung Hitlers

Berlin, 3. Febr. Von unterrichteter Stelle wird zu der Frage der Einbürgerung Hitlers nur daraus hingewiesen, daß die thüringischen Dokumente jetzt dem Reichsinnenministerium vorliegen, dessen Prüfung man abwarten müsse. Die Tatsache, daß die thüringische Staatsregierung die Angelegenheit bei der Reichsregierung anhängig gemacht hat, läßt nach Ansicht Poli­tischer Kreise Wohl daraus schließen, daß auch sie über die Verfassungsmäßigkeit des von dem damaligen Minister Frick borgenommenen Aktes im Zweifel ist. Die Entscheidung liegt nun beim Reichsinnenministerium als der für die Versassungs- fragen zuständigen Reichsinstanz.

Die Neichslettnng der NSDAP, zum Erwerb der deutsche« Staatsangehörigkeit durch Adolf Hitler

München, Z. Febr. Zu der Meldung über den angeb­lichen Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit Adolf Hitlers als thüringischer Beamter teilt die Reichsleitung der NSDAP, mit, daß Minister Dr. Frick allerdings die Absicht gehabt habe, Adolf Hitler, der vier Jahre lang in der deutschen Armee für sein Volk gekämpft hat, dnrch Erwerb der Beamteneigenschaft in Thüringen auch formell die deutsche Staatsangehörigkeit

Ein sozialdemokratisches Arbeitsbeschaffungs- Programm

Am Mittwoch fand im Reichstag eine Besprechung statt zwischen den Vorständen der sozialdemokratischen Partei, der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, des Allgemeinen Deut­schen Gewerkschaftsbundes, des Asa-Bunües und des Allgem. Deutschen Beamtenbundes statt, in der die verschiedenen Pläne für umfangreiche Arbeitsbeschaffung ausgiebig erörtert wur­den. Die Aussprache wurde nicht beendet, sie soll fortgesetzt werden. Ueber e in st i mmang bestand unter den verschiedenen Körperschaften darüber, daß alle Pläne zur Arbeitsbeschaffung gefördert werden müssen, daß aber ebenso entschieden etwaige inflationistische Gefahren bekämpft werden müssen.

Kommunistische Zersetzungsversuche bei der Reichswehr

Berlin, 3. Febr. Der Polizeipräsident teilt mit: Am 20- Januar wurden in Bcrlin-Falkensee eine Anzahl von Per­sonen festgenommen, die in dem dringenden Verdacht standen, die Zersetzung der Reichswehr in Elsgrund im Aufträge der KPD. zu betreiben. Bei den Durchsuchungen wurde umfang­reiches kommunistisches Zersetzungsmaterial, bei einem der Beschuldigten wurden außerdem drei Pistolen, Munition, ein M.G.-Schloß, Handgranatenköpse und -Zünder gefunden. Die Festnahme eines der Täter gelang gerade in dem Augenblick, als er in einem Cafe in Berlin mit einem Reichswehrangehö­rigen saß und versuchte, von diesem über militärische Dinge etwas zu erfahren. Die von ihm hierüber gemachten Notizen hatte er vor sich liegen. Gegen die Beschuldigten ist ein Strafverfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat eingelei- tet worden. Vom Vcrnehmungsrichter wurde gegen sechs Per­sonen Haftbefehl erlassen-

Die Strafanträge im Essener KomnmnMenprozeß

Viermal Todesstrafe gefordert.

Esten, 3. Fcbr. Im Mordprozeß gegen die 12 Kommuni­sten, die eine geheime Gruppe zum Zwecke der Erschießung Politischer Gegner gebildet haben und von denen fünf in der Nacht vom 13. zum 14. März vorigen Jahres aus eine 15 Mann starke nationalsozialistische Gruppe, die sich ans dem Heimweg nach Essen-Kray befand, einen Feuerüberfall mit Pistolen verübt haben, beantragte heute der Staatsanwalt gegen die vier Hauptangeklagten Zingel, Wolfs, Berseck und

zu perschaffen. Ms Adolf Hitler jedoch von diesen Bemühun­gen, die ohne sei» Wissen seinerzeit erfolgt waren, erfuhr, bat er Minister Frick, davon Abstand zu nehmen, bezw. die ein­geleiteten Schritte rückgängig zu machen, da er nicht auf diesem Wege die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben wünsche. Demgemäß hat auch Minister Frick seinerzeit die eingeleiteten Schritte unverzüglich abgebrochen."

Die Berliner Presse Über die Aktion Fricks zur Einbürgerung Hitlers

Berit«, 4. Febr. Die Morgenblätter erörtern fast alle die von dem früheren thüringischen Innenminister im Juli 1930 eingelcitete Aktion, dem Führer der Nationalsozialisten, Hitler, durch Ernennung zum Gendarmeriekommissar die deutsche Staatsangehörigkeit zu verschaffen. DieDeutsche Allgem. Zeitung", bedauert, daß Hitler nicht bereits 1919 eingebür­gert worden sei, und sie meint, daß die Umstände, unter denen Frick es 1930 versucht habe, grotesk und geradezu humoristisch wirkten, ist der Auffassung, daß Hitler sich eine stärkere Pro­paganda als die Veröffentlichung seiner abgelehnten Bestallung im Augenblick nicht wünschen könne. Während derLokalan­zeiger" ohne besonderen Kommentar berichtet, krnisiert der Tag", daß die Reichsregierung es unterlassen habe, vor der Veröffentlichung des Matrials sich mit Dr. Frick ms Beneh­men zu setzen. Es fei unverständlich, was sich die Reichsrcgie- rnng von dieser Veröffentlichung verspreche. (Auch wir sind der Meinung, daß einem deutschen Frontkämpfer das Bürger­recht seit 1919 nicht vorenthalten Werden durste. Es ist die alte Geschichte: Zum Schädelhinhalten ist man gut genug, im übrigen aber hat man zu schweigen. D. Schrfftl.)

Reichsführertrkguns der NSDAP.

München, 3. Febr. In dem Bericht der Pressestelle der Rcichsleitung der NSDAP, über eine heute stattgefundene Reichsführertagung der Partei heißt es, daß auch die Frage der bevorstehenden Reichspräsidentenwahl erörtert worden sei. Dabei habe das einmütige Bewußtsein in absoluter Sieges­zuversicht ihren ganz besondern Ausdruck in der Feststellung gesunden, daß die nationalsozialistische Bewegung willensmäßig und organisatorisch zum Einsatz für den Wahlkampf so gerüstet stehe, daß sie nur die Parole ihres Führers erwarre,um sie zum Siege zu tragen".

Schüler die Todesstrafe, da sie sich des überlegten und vorsätz­lichen Mordes schuldig gemacht hätten: Gegen die übrigen Angeklagten wurden Zuchthaus- bezw. Gefängnisstrafen von 4 Jahren bis 5 Monaten und gegen einen Freisprechung be­antragt.

Rüstungen der Oftstaate«

Berlin, 3. Febr. Der Eröffnungstag der Abrüstungskon­ferenz gab den Berliner Sudetendeutschen gestern abend den Anlaß zu einer Protestkundgebung gegen den tschechischen Mi­litarismus, der eine Gefahr nicht nur für Deutschland, son­dern für Europa überhaupt darstclle. Der Hauptredner, Graas, wies daraus hin, daß die gesamten Vasallenstaaten Frankreichs im Osten Europas und die baltischen Randländer von der gewaltigen tschechischen Rüstungsindustrie mit Kriegs­waffen versorgt würden. 800 tschechische Flugzeuge stünden an den Grenzen Deutschlands bereit. Nur eineinhalb Flugstun­den trennten diese Geschwader von der Reichshauptstadt Berlin.

England löst sich vom Einfluß der Dank von Frankreich

London, 3. Febr. Me Bank von England hat, wie nun­mehr bestätigt wird, den Restbetrag ihres französisch-amerika­nischen Kredits, den sie in Höhe von 50 Millionen Pfund Sterling am 1. August 1931 erhielt, mit den letzten 30 Milt. Pfund abgezahlt. Die Rückzahlung geschah mit ausländischen Währung. Dieser englischen Schuldenzahlung kommt große Bedeutung zu, da sich England hiermit vom französischen Gold in gewissem Sinne unabhängig gemacht hat.

Institut mit 8 Milliarden Kapital

Bekanntlich will Präsident Hoovcr für Amerika die Re­construction Finance Corporation schaffen, die die eingesrorc- ncn Kredite wieder flüssig machen soll. Sie soll nun mit einem Riesenkapital von 8 Milliarden RM. ausgestattet werden. Da der deutsche Haushalt nicht allzu viel über acht Milliarden RM. liegen dürfte, könnte diese Firma mit ihrem Kapital den deutschen Haushalt ohne Schwierigkeiten be­gleichen! ^

Berlin, 3. Febr. Wegen weiterer Verschlechterung des Auf­tragseingangs hat die Krupp AG. in Essen vorsorglich die Entlassung von rund 2000 Arbeitern und Angestellten bean­tragt.

99. Jahrgang

Kampf um die Wufung-FortS

Schanghai, 3. Febr. Im Kampf um den Nordbahnhof konnten die chinesischen Truppen heute mittag beträchtliche Er­folge erzielen. Es gelang ihnen, die Japaner zurückzudrängen und schließlich von zwei Seiten her zu einem umfassenden An­griff gegen die japanische Hauptstellung auf dem Schießplatz der internationalen Niederlassung anzusetzen. Um 2.20 Uhr nachmittags also etwa 8 Uhr vormittags MEZ. erschienen jedoch 15 Bombenflugzeuge der Japaner über den chüresischeu Linien und eröffneten ein geradezu furchtbares Bombarde­ment, das die Chinesen zur Aufgabe ihrer Offensive zwang. Gleichzeitig eröffneten die japanischen Schiffsgeschütze ein ra­sendes Trommelfeuer, das die Häuser der Niederlassung bis in die Grundfesten erschütterte. Granatsplitter und Sprengsiücke von Flugzeugbomben fielen in solchem Maße auf den Dixwell Road nieder, daß die internationale Polizeistation gegen 3 Uhr nachmittags geräumt werden mußte. Das Stationsgebäude und zahlreiche Wohnhäuser wurden von zu weit gehenden Granaten getroffen und schwer beschädigt und drei Europäer wurden durch Granatsplitter getroffen.

Von chinesischer Seite wird erklärt, daß beim Kampf in der Gegend des Nordbahnhofs in Schanghai die Chinesen einen Sieg davongetragen hätten. Dies wird von japanischer Seite zugegeben. Trotzdem die japanischen Truppen bei ihren Angriffen von Maschinengewehren, Artillerie und Bomben­flugzeugen unterstützt wurden, gelang es den Chinesen, die Japaner zurückzutreiben, ohne daß die chinesischen Soldaten ihre Schützengräben am Nordbahnhof zu verlassen brauchten.

Das Hauptquartier der 19. chinesischen Armee gibt amtlich bekannt, daß die Geschütze des Wusung-Forts an der Mün­dung des Jangtse-Flusses einen japanischen Zerstörer zum Sinken gebracht hätten; ferner hätten die Geschütze die übrigen japanischen Kriegsschiffe gezwungen, sich kampfunfähig zurück- zuziehcn.

Protest Chinas beim französischen und amerikanischen Konsul in Schanghai

Paris, 3. Febr. Wie die Agentur Indo Pacifigue aus Schanghai berichtet, hat der chinesische Außenminister bei dem englischen und dem amerikanischen Konsul dagegen protestiert, daß Japan die internationale Konzessionszone als Basis für seine Operationen gegen die chinesischen Streitkräste benutzen dürfe. China müsse darin eine offenkundliche Unterstützung Japans sehen.

Bor einer Protestnote Washingtons an Japan?

Washington, 3. Febr. Im Staatsdepartement wird ange­sichts der unnachgiebigen Haltung Japans die Lage in Schang­hai als äußerst bedrohlich bezeichnet. Dem gestrigen Friedens- Vorschlag werde heute eine sehr scharfe Protestnote folgen, und man werde energisch auf eine umgehende Einstellung der japa­nischen Feuertätigkeit drängen. Es wurde vom Staatsdeparte­ment bestätigt, daß China bereits den amerikanischen Waffen- stillstandsvorschlag angenommen hat.

Japan gegen Artikel 15

Genf, 3. Febr. Me japanischen Delegierten Sato und Matsudeira haben heute nachmittag dem Generalsekretär des Völkerbundes mitgeteilt, daß die japanische Regierung nach wie vor dagegen Einspruch erhebt, daß Artikel 15 der Völkcrbunds- satzung aus die Gesamtheit des chinesisch-japanischen Konflikts Anwendung findet. Er könne höchstens auf die jüngsten Zwi­schenfälle in Schanghai angewandt werden, während im übri­gen der von China zuerst angerufene Artikel 11 in Frage komme.

Tokio, 3. Febr. Die japanischen Sireitkräfie sind heute abend bis in die unmittelbare Nähe von Chardin vorgedrun- gen. Die Besetzung Chardins soll morgen erfolgen.

Die Ee-Vedenkataftrophe auf Kuba

Newpork, A. Febr. Bis zum Nachmittag war es noch nicht möglich, auch nur annähernd die Ausdehnung des Schadens zu übersehen, den das Erdbeben in Santiago und Umgebung angerichtet hat, da die Erdstöße andauern. Gestern morgen wurden fünf neue Stöße gezählt. Die Kabelverbindungen sind noch nicht wieder hergestellt.

Das Erdbeben erschütterte den ganzen Ostzipfel der Insel Kuba. Man nimmt an, daß auch in den zahlreichen im Hinter­land von Santiago gelegenen Kupferbergwerken schwere Ver­wüstungen angerichtet worden sind. Die Todesopfer auf dem flachen Land und in den kleineren Städten sind aber wahr­scheinlich nur gering, da die Häuser dort leichter gebaut sind.

Am schwersten betroffen ist Santiago, wo selbst massive Gebäude cingestürzt sind, die früheren Erdbeben standgehalten haben. An verschiedenen Stellen der Stadt brach gleichzeitig Feuer aus. An das Löschen der Brände konnte gar nicht gedacht werden, da alle Wasserrohre in der Stadt geborsten sind. Im Freien wurden Nothospitälcr errichtet, nachdem auch das Dach der Kinder- und Frauen-Klinik eingestürzt war und viele Frauen und Kinder unter sich begraben hatte.

Geringere Verluste des Erdbebens auf Kuba

Newpork, 3. Febr. Nach Privatmeldungen aus Santiago de Cuba dürfte das Erdbeben bei weitem nickst so hohe Ver­luste an Menschenleben zur Folge gehabt haben, wie die bis­herigen Meldungen vermuten ließen. In diesen Privatmel­dungen wird die Zahl der Toten schätzungsweise mit 10, die der Verletzten mit etwa 70 angegeben. Eine der Associated Preß übermittelte Meldung des Bürgermeisters von Santiago berichtet, daß 8 Personen getötet und 300 verletzt worden seien.