fr- Die letzte Woche gab es reichlichBunte Abende". Man merkt, daß Fastnacht in der Nähe ist. Man lacht ent­schieden gerne einmal, und der Sündsunk verfügt über Kräfte und Gäste, die die Hörer in Ulm, Heilbronn, Eßlingen und anderwärts dauernd zu Lachsalven hinrissen. Und doch ist man nicht so recht von Herzen dabei. Denn ein Blick in Reich und Welt ist von erschütterndem Ernste. Da möchte einem das Lachen vergehen, wenn nicht Gottvertrauen und Zukunfts­glaube wären... Der Zeitbcricht vom Montag:Der End­kampf um die Reparationen" erwies allein schon, was derzeit für uns auf dem Spiele steht. Schade, daß diese Berichte im­mer erst um die zehnte Abendstunde angesetzt werden können. Die Gefährdetenfürsorge war das Thema der Frauenstunde vom Dienstag. Wie viel Aufgeschlossenheit fehlt da noch über­all! Wie schwer mag es in der Tat für einen gefallenen, aber zur Besserung und Umkehr entschlossenen Menschen sein, wieder zurückzufinden in die Gesellschaft. Denn der neu erwachte sittliche Wille wird mißachtet, Brot und Stellung werden entzogen, sobald herauskommt, daß z. B. das eben ein­gestellte Dienstmädchen, geheilt aus dem Krankenhaus ent­lassen, eine bisherige Prostituierte war... Und doch ist es für die Gesellschaft wertvoll und notwendig, daß sie die Hand zur Rettung bietet, anstatt unglückliche Menschen wieder ins Sklavenjoch der Leidenschaften und all ihre Entwürdigung zurückzustoßen... Das Singspiel vomlieben Augustin" vom Dienstag aus Frankfurt bot einen grausigen Ausgangspunkt: ein Berauschter stürzt in eine Grube, in welcher Pestleichen beerdigt sind, die er in der Betrunkenheit nicht kennt... Der Mittwoch brachte in Elisabeth Bischofs eine Geigerin, deren Namen man sich merken muß, denn ihre Tongröße und -be- seelung werden noch weiter die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Das Goethejahr brachte am Mittwoch einen Vortrag über die -Goethe nahesteherrden Geschwister Bardua, die mit dem Dich­ter die Weimarer Zeit teilten. Die Art, wie Dr. Rothart das Goethejahr für Len Hörerkrcis des Rundfunks nutzbar zu machen strebt, verdient alle Anerkennung. Gut ist auch der Gedanke, die Nobelpreisträger dem Hörer näher zu bringen. Denn es sind doch ungewöhnliche Charaktere und Leistungen, die durch den Nobelpreis die verdient öffentliche Wertung und Ehrung erhalten. Die Wandererfürsorge behandelte einen Vortrag von Helene Hofsmann v. Sokolowskaja, Gencralsekre- tärin der Internationalen Wandererschutzkonferenz. Das Thema verdient in unseren Tagen, in denen Ungezählte aus der Straße liegen, stärkste Beachtung. Wie groß ist hier die Gefahr des Abgleitcns aus Bahnen, von denen es nur schwer wieder den Weg zurück gibt, und auch erst, nachdem man durch Nächte von Leid und Schwere geschritten. Der sittliche Halt ist nie mehr in Gefahr, als in Zeiten, in denen unfreiwilliger Müßiggana einBeruf" wurde. DieBöhmischen Musikan­ten" vom Freitag, ein Singspiel, geboten aus Stuttgart, bot prickelnde Musik, war aber in der Handlung schwer zu ver­folgen. Die Woche schloß am Samstag abend mit einer Hör­folge aus Wien, einer Reichssendung, über Oesterreichs Not und Größe: ein erschütterndes Zeitbild der Nachkriegszeit. Uraltes Land, zwischen Ost und Wut gestellt, kämpft um ein Neues, kämpft um ein Altes, kämpft um sein Leben, kämpft für seine Kinder, kämpft um sein Recht, nachdem der Wider­sinn der Gewaltverträge gerade gegenüber Oesterreich sich in seiner grotesken Größe, seinem ganzen Widersinn und Unver­stand zeigte und zeigt...

Hinweise

Auf Veranlassung des Alldeutschen Verbandes wird Gene­ral d. Inf. a. D. Wöllwarth am komnienden Donnerstag, den 4. Februar, in der Gaststätte Schumacher in Neuenbürg in öffentlicher Versammlung sprechen überDer Krieg der Zu­kunft". General Wöllwarth ist aus dem württembergischen In­fanterieregiment 124 hervorgcgangen, und hat den größten Teil seiner Dienstzeit im Generalstab verbracht. Ende 1928 schied Wöllwarth als General der Infanterie aus dem Heeres­dienst aus. Die glänzende militärische Laufbahn von General Wöllwarth beweist, daß wir einen hervorragenden Fachmann als Redner gewonnen haben, der das aktuelle Thema mit Sachkenntnis zu behandeln im Stande ist. Wir müssen der Wirklichkeit offen ins Auge schauen und dürfen uns nicht ver­hehlen, daß unsere Entwaffnung keine Bürgschaft dafür ist, daß wir keinen Krieg mehr haben. Die Ausführungen von General Wöllwarth dürften deshalb des größten Interesses gewiß sein.

Gemeinde Langenbrand.

Nadelholz- und Stange«-Verlauf.

Die Gemeinde verkauft am Montag den 8. Februar 1932. nachmittags 3 Uhr, auf dem Rathaus im öffentlichen Aufstreich:

Tannen: II. 5,08 Fm.. III. 1,33 Fm.. IV. 2,77 Fm., V. 16,73 Fm., VI. 20,04 Fm.; Nadelholzstangen.

Fichten: Baustangen I. 25 Stück, II. 73 Stück, IV. 191 Stück, V. 169 Stück; Hopfenstangen I. 304 Stück, II. 200 Stück;

Tannen: 3 Gerüststangen. I. 50 Stück, II. 243 Stück, III. 72 Stück, IV. 25 Stück, V. 181 Stück; Hopfenstangen I. 29 Stück.

Auszüge und Auskunft durch das Bürgermeisteramt.

Gemeinderat.

Krieger-Verein Neuenbürg.

Am Sonntag den 7. Februar 1932, pun! 6 Uhr abends, findet die jährliche

im Lokal (Gasthof zumBären" hier) statt, wozu die Kameraden zur zahlreichen Beteiligung hiermit sreundlichst eingeladen werden.

Tagesordnung: 1. Jahres- und Kassenbericht, 2. Ehrung der Fubilare. 3. Verschiedenes.

Die Borstandschaft.

IW. Ab 8 Uhr abends findet am selben Tag ebenfalls imBären" ein Lichtbilder-Dortrag des Kam. Hof­photograph Stadelmann hier überErlebtes in Flandern mit der 54. Res.-Inf.-Dio." statt, zu dem auch Gönner und Freunde unserer vaterländischen Sache herzlich ein­geladen sind.

Eintritt pro Person 20 Pfg. zur Deckung der Unkosten.

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Das Rätsel Matuschka, seine Verbrechen und sein Doppelleben

Nachdruck verboten Von H. R. Berndorff Copyright 1931 by Dieck <L Co., Verlag, Stuttgar

10. Fortsetzung.

Es war für die Polizei nicht leicht, die gerade Linie des Lebens des Mannes Silvester Matuschka festzustellen, denn schon im ersten Augenblick der Untersuchung tauchten groteske Verwirrungen auf. An der Spitze einer Räuberbande soll Matuschka gestanden haben. Er soll ein verbrecherischer Weiß­gardist gewesen sein, ebenso berichtet man aber auch, daß er sich als Kommunistenführer mit nihilistischem Einschlag be­tätigt habe. Viel hat die Phantasie bei diesen Meldungen mitgespielt, viel, aber vor allem die Tatsache, daß im ersten Stadium der Untersuchung Silvester Matuschka mit einem Mann verwechselt wurde, der Karl Matuschka heißt, der tat­sächlich damals unter den Weißgardisten gestanden hat, der mit Silvester Matuschka nichts gemein hat als den Namen

*

Das ist das Leben des jungen Matuschka:

In einem kleinen Häuschen sitzt auf einem Schemel ein alter Mann und hämmert Tag und Nacht den Stoff aus die Holzsohlen der Pantoffeln, die er herstellt. Dieses Häuschen steht in dem ungarischen Dörfchen Csantaver. Csantaver liegt 18 Kilometer von der Stadt Szabadka.

Es ist das Jahr 1907.

Der Mann, der still und fleißig seine Pantoffeln häm­mert, ist der Pantofselmacher Josef Kömüves. Er ist zufrieden mit der Welt und mit den Umständen, unter denen er aus dieser Erde Wellen darf. Er war ein vermögensloser, ganz armer Pantoffelmachergeselle. Er arbeitete bei dem Mann, dem einst das Häuschen gehört hat, in dessen einziger Stube er an seinen Pantoffeln arbeitet, bei seinem ehemaligen Mei­ster, dem Pantofselmacher Anton Matuschka. Eines Tages erkrankte Anton Matuschka und wenige Tage genügten, um ans seiner Frau eins Witwe, ans seinem siebenjährigen Sohn ^ Silvester eine Halbwaise zu machen. Josef Kömüves beschloß, dieses Haus, in dem er Unterkunft, Arbeit und Verdienst ge­funden hatte, nicht zu verlassen. Einige Monate nach dem Tod des alten Matuschka sprach er, die Mütze in der Hand mit seiner Dienstgeberin, und nachdem wiederum einige Zeit verflossen war, stieg er von der schmalen Pritsche, die in der Bodenkammer des Häuschens ausgeschlagen war, hinab in das Schlafgemach. Er hatte sich mit Frau Matuschka verheiraten Das Dorf billigte einstimmig den Beschluß der Witwe Ma­tuschka, denn Joses Kömüves war ein fleißiger, solider und bescheidener Mensch. Seine hervorragendste Eigenschaft war die Sparsamkeit, und wenn man im Dorf von dem jetzt acht­jährigen Silvester Matuschka sprach, dann hatte man die Ucberzeugung, daß der Stiefvater etwas aus dem Jungen machen würde.

Ter Lehrer des Dorfes, Herr Der, war zunächst anderer Meinung. Die ersten Zeugnisse, die Silvester Matuschka nach Hause brachte, waren nickst ungewöhnlich gut. Sie zeigten öfter das Prädikatmangelhaft" als das Prädikatgenügend", und nur im Singen und Turnen wies das Zeugnis das Urteilsehr gut" auf.

So, wie er es verstand, bemühte sich der Stiefvater, seinem Sohn die Einsicht beizubringen, daß es bester für ihn sei, auch in den anderen Schulfächern außer Singen und Tur­nen aus der Höhe zu sein. Die Tatsache, daß Silvester in Religion ebenfalls das Prädikatmangelhaft" aufwics, erboste die frommen Eltern besonders, und wenn der Junge mit der­artigen Zeugnissen nach Hause kam, so Pflegte das Ehepaar ihm abwechselnd reichlich und eindringlich seine Prügel zu ver­abreichen. Ein wenig besserte sich Matuschka schließlich in der Schule. Vielleicht trüg dazu die Tatsache bei, daß er sich mit der Tochter des Lehrers Der anfreundete. Das Mädchen und der Junge waren bald unzertrennlich. Sie spielten zusammen und erledigten auch ihre Aufgaben gemeinsam. So kam Ma­tuschka immer mehr in das Haus des Lehrers. Er empfing von dem alten Der manche Anregung und er wurde schließlich ein so guter Schüler, daß man es immerhin wagen konnte, ihn aufs Gymnasium zu schicken. Zu diesem Zweck siedelte der Junge nach Zenta über und wurde dort bei braven Leuten in Pension gegeben. Der Versuch schlug fehl. Silvester Ma­tuschka war der schlechteste Schüler seiner Klasse. Vielleicht war die Tatsache daran Schuld, daß er seine Spielgefährtin, seine Kameradin, die Tochter des Lehrers, Irene, nicht mehr

sah. Das ist heute alles nicht mehr festzustellen. Sicher ist nur, daß ihn sein Vater kurzer Hand nach Hause holte, von wo >.r jetzt täglich mit dem Zug nach Szabat aufs Gymnasium fuhr. Wieder arbeitete er gemeinsam mit Irene Der, wieder verkehrte er im Hause des alten Der, und wieder war alles gut und in Ordnung. Nach vier Jahren entschloß sich Irene Der, Lehrerin zu werden. Kurzerhand folgte ihr Silvester in diesem Entschluß. Er siedelte vom Gymnasium auf die Präparandie über und damit auch nach der Stadt Baja. In seinem 15. Lebensjahr, während er auf dieser Präparanden- schule weilte, trat in seinem Leben ein Ereignis ein, das den jungen Menschen zunächst einmal vollkommen aus der Bahn warf.

An einem Herbsttag machte er allein mit seinem Rad von Baja aus einen Ausflug ins Land. Er hatte unterwegs eine Panne gehabt, er verspätete sich und mußte in der Dunkelheit nach Hause fahren. Schon war es Abend, als er über den Marktplatz der kleinen Bauernstadt Kalocsa fuhr. Auf dem Marktplatz hielt der 15jährige Präparand an, denn auf diesem Platz herrschte ein reges und ungewohntes Leben. Auf der einen Seite des Marktes ragte ein kleines Gerüst in die Höhe, auf dem vier Stühle standen, lieber diesen vier Stühlen lag ein großes und breites Brett. Auf dem Gerüst standen ein paar Stangen, an denen Petroleumlampen hingen, die ein Helles Licht auf eine Kulisse warfen, die hinter dem Brett hoch und seltsam stand. Von dieser Kulisse aus blickten den Prä- paranden Figuren an, in deren Gesichtern die Angen fehlten. Sie waren aus der Leinwand herausgeschnitten, und aus den Augenhöhlen flimmerte das Mondlicht. Der Junge sah sich um. An den Wänden der Häuser, überall klebten große Pla­kate, aus denen ein Mann zu sehen war, der ein bleiches Totengcsicht hatte, aus dem tiefschwarze Augen den Beschauer anstarrten.

Der Junge schüttelte sich, das was für ihn unheimlich.

Er ging ein wenig näher an das Gerüst heran. Er sah sich wieder um. Er stand inmitten einer schweigenden Menge von Bauern, die neugierig aber doch furchtsam, auf diese primitive Bühne starrten, deren Leinwandkulisse ein wenig im Abendwind flatterte.

Silvester Matuschkas Leben war bis zu diesem, seinem 15. Lebensjahr, vollkommen frei von allen Dingen gewesen, die irgendwie mit Illusionen, mit seltsamen Abenteuern oder unheimlichen Dingen zusammenhängen. Seine Eltern waren fromm und gottesfürchtig, auch der Lehrer, auch die Tochter, seine Kameradin. Ruhig und gleichmäßig waren seine Tage verflossen, abwechselnd zwischen guten und schlechten Schul­tagen, zwischen guten und schlechten Zensuren, ausgefüllt von Arbeit und Spiel.

Und nun stand er plötzlich am Anfang eines Vorganges, dessen erste Spuren ihn schon vollkommen verwirrten. Er hatte sein Rad achtlos an eine Hauswand gestellt und stand jetzt ganz vorne an einer Stange, die diese kleine Arena von den Bauern trennte, von den Bauern, die sie in immer dich­teren Scharen umdrängten. Die Hand auf die Barriere ge­stützt, den Kragen seines kleinen Mäntelchens hochgeschlagen, die Mütze über die Ohren gezogen, so stand der Präparand da und starrte auf die augenlosen Figuren der Kulisse. Dann schrak er zusammen. Irgendwo hinter der Leinwand schlug je­mand aus eine Trommel. Nun wird es still auf dem Platz.

Plötzlich steht im Hellen Schein der Petroleumlampen ein großer, hagerer, schwarz angezogener Mensch aus dem Brett- Sein Gesicht ist bleich, und zwei scharfe Falten zerreißen es. Seine Augen liegen tief in den Höhlen, sein Kopf zeigt eine Glatze, nur an den Seiten stehen die schwarzen Haare wie Borsten. Das volle Licht der Lampen fällt auf den Mann. Das ist ein Gaukler, ein Hypnotiseur, ein Mann, der der Po­lizei bekannt ist, und der noch heute in den ungarischen Dör­fern und kleinen Städten genau so herumzieht und genau dasselbe Spiel treibt, das er an diesem Abend des Jahres 1S07 in Kalocsa aufgeführt hat. Er spricht ein paar Worte zu den Bauern, ein paar derbe, eindeutige Scherze Ziegen über den Marktplatz. Die Erstarrung der Bauern legt sich etwas, sie lachen. Aber plötzlich verstummen sie. Der Hypnotiseur ist von der Bühne gestiegen, er steigt wieder hinauf. An jeder Hand hat er einen Mann, der ihm ohne weiteres und ohne zu zögern folgt.

(Fortsetzung folgt.)

Jede überflüssige Lir^akr von

mackt eine denr- seüeZnvMe ein! Zickr arbeitslos.

6000 st M Jndustriewarm oder von 2250 st M stoknulgsmittkln

imioi'lf'tz'»"!

M.M

MM.

Ünö 7 kr sckasft

Arbeit und vrot

Forstamt Neuenbürg»

Vrennholr-

Veriaus

am Montag den 8. Februar 1932, nachmittags 2 Uhr, am Dreimarkstein aus Staats­wald Abt. 34 Hüttwald, 48 Schnepsenrain, 36 Harntann­halde, 46 Schillingssitz, 76 Scheppele: Rm.: Buchen: 156 Scheiter, 95 Prügel, 3 Klotzholz, 39 Anbruch; Nadelholz: 19,5 Stempel (2,5 bis 3 m lang), 9 Anbruch (teils Spaltholz). Losoerzeich- gisse durch die Forstdirektion, G. f. H.

3 bis 4 Zimmer-

auf 1. Marz oder 1. April zu vermieten.

Postlagernd Herrenalb N. 109.

Bir ke nf e ld.

Katze verlassen.

Ein weiß-grau geflecktes

Kätzchen verlausen.

Abzugeben

Vahnhofstratze 21.