WürllSmksrZ

Heilbronn, 81. 2cm. (Die Abrechnung des Poslnenbnues.) Zu Äer Meldung über die Abrechnung des Postncubaus gibt die Ficma Knobloch <L Bolz, in deren Bauteil die beanstandeten Berechnungen fallen, die Erklärung ub, daß ihr selbst von diesen Verrechnungen nichts bekannt gewesen sei, bis die Nachprüfung der Rechnungen durch den Stuttgarter Prüfer die Unstimmigkeiten feststellte, die in der Tat bestehen. Es handelt sich dabei um den Grundsockel, der auf zwei Meter Tiefe ausgeführt wurde, während in den Rechnungen -ine Tiefe von vier Meter ausgeführt ist. Die Differenz, die sich aus dieser Mehrberechnung ergibt, beträgt rnnd 27 000 Mark. Die ört­liche Bauleitung über den Postncuban war dem Architekten Moas- tirnggcr übertragen worden, der als Bauführer den Architekten Hert- wcck von Bückingen anstellte, der auch die Abrechnung hcrzustellen hatte, in der die nachgewiesen unzutreffenden Angaben erschienen sind, tzertweck stellt dies nicht in Abrede, will sie aber auf einen Irrtum zurückführen, der durch die verschiedentlich geänderte Bcrechnungs- weise ermöglicht worden sei. Die postamtliche Untersuchung, die im Gange ist, wird diese Angaben nachzuprüfen haben. Gerüchte, die in diesem Zusammenhang von einer Unsicherheit des Untergrundes wissen wollen, sind, so schreibt dieNeckar Zeitung", absolut unzu- iresfend. Es besteht nicht der geringste Grund zu Besorgnissen.

Stuttgart, l. Febr. (Keine weitere Verzögerung der Elektrifi­zierung der Reichsbahn.) Durch die Presse ging dieser Tage eine Meldung, wonach infolge der schlechten Beihäitnstse auf dein Kapi­talmarkt die Vollendung der Elektrifiziernngsarbeiten der Reichsbahn aus der Strecke AugsburgUlmStuttgart nicht zur vorgesehenen Zeit fertig werden könne. Wie derSchwab. Merkur" erfährt, Kitt jedoch keinerlei Verzögerung ein, es kann vielmehr eher mit einer gewissen Beschleunigung gerechnet werden. Der Stuttgarter Nah­verkehr wird bis Frühjahr 1933 in' elektrischem Betrieb genommen werden können, der Fernverkehr AugsburgUlmStuttgart minde­stens im August 1933. Bon einer neuen Verzögerung ist also nicht die Rede.

Stuttgart, 1. Fcbr. (Aus dem Fenster gestürzt.) Heute vor­mittag stürzte in einem Hause der Focststrahe eine acht Jahre alte Lchisterin aus dem Abortfenstcr des vierte» Stockwerks in den Hof. Sic trug einen schweren Schädelbruch davon und mußte in das Kinder- hospitni ausgenommen werden.

Stuttgart, 1. Februar. (Sozialdemokratische Kandidaten zum Landtag.) Einstimmig und ohne Debatte faßte die Kreis-General­versammlung der Sozialdemokratischen Partei für den dritten Wahl­kreisverband den Be.chluß, an die ersten beiden Stellen der Kandi­datenliste für den Landtag Wilhelm Keil und Einil Schüler zu setzen Auf der gestrigen Reutlinger Walstkreiskonfereuz der Lberämtcr Reutlingen, Herrenbera, Münsingen, Urach, Rottenburg und Tübingen wurde der bisherige Abgeordnete B. Heymann in den erstgenannten fünf Obeiämtern wieder als Spitzenkandidat gewählt. Für die Be- zirksliste Tübingen wurde der kaufmännische Angestellte Stadtrat Kalbfell (Reutlingen) an erster Sielte gesetzt, für den Bezirk Reut­lingen steht er an zweiter Stelle. Die Kandidaten der einzelnen Oberämter werden noch von einem Wahlausschuß bestimmt. Die Kreisversammlung beschloß, den Abgeordneten Rais (Reutlingen) wieder der Landesliste zu empfehlen.

Btldechingen, OA. Horb, 31. Jan. (Todesopfer der Explosion.) Zu der Explosion in der Schnäpslnennerei Wörner wird noch ge­meldet, d»ß der Besitzer der Brennerei, Fritz Wörner, unter großen Schmerzen verschieden ist. Der Fall ist umso tragischer, da die Frau des Verunglückten vor l h's Jahren jäh durch einen Blitzschlag getötet wurde und jetzt die beiden Kinder ganz elternlos geworden sind. Der materielle Schaden ist sehr erheblich, da durch die Explosion die ganze Brennereianlnge schwer beschädigt wurde.

Blaubeure», 31. Jan. (Seltener Fang.) In den letzten Tagen ereignete sich ein ganz seltener Iagdvorgang. Als der hiesige Revier- Jäger Bux für einen alten schlauen Rotrock ein schweres Schlageisen gestellt hatte und in aller Morgenfrühe darnach sehen wollte, machte i er die Entdeckung, an Stelle des schlauen Iuchses ein starkes Wild- I schwein im Eisen gefangen zu haben. Die Gefangennahme schien aber von kurzer Dauer, denn der Schwarzkittel hatte sich in der Nacht befreit, indem er ein Drittel vom ersten Borderlauf im Eisen ließ, das er sich abgebissen halte, sodaß er die Freiheit erlangte. Das Eisen war so zugerichtet, daß der Nimrod die Schmiede in Seißen aufsuchen musste, um den Laufstummel zu befreien und das Eisen wieder in Ordnung zu bringen.

Tettnang 31. Jan. (Der Lustmord in Nitzenweiler.) Zu dem Lustmord in Nitzenweiler ist weiter zu melden, daß der Täter, der sich zur Zeit im Bezirksgesüngnis in Bregenz befindet, nicht nach Deutschland ausgeliefert, sondern in Oesterreich, und zwar vor dem Geschworenengericht in Feldkirch abgeurteilt werden wird. Er hat die Tat eingestanden und zugegeben, ein Eittiichkeitsverbrechen geplant und schon im Stall den Anfang gemacht zu haben. Als die Frau sich zur Wehr setzte und flüchtete, hat der Bursche sie mit dem be­reitgelegten Maucerhammer in scheußlicher Weise bearbeitet Der An­blick der blutüberströmten Frau hat den Täter dann abgehalten, sein ursprüngliches Vorhaben auszufühlen. Auf der Flucht hatte er nur das eine Bestreben, so schnell als möglich die österreichische Grenze zu erreichen, da er wußte, daß drüben die Todesstrafe ab- geschafst ist. Dies.s Berhaben ist ihm auch geglückt und er hat sich daüui ch seinen Kopf gerettet. Sein Vater hat nämlich die österreichische Staatsangehörigkeit nicht ausgegeben und der Sohn ist somit Oester- reicher durch Abstammung.

Mergentheim, 31. Jan. (Neue Bad-Gesellschaft.) Am Freitag nachmittag fand eine Gemeinderatssitzung statt, an der auch der Be­zirksrat teimahm. Nach eingehenden Verhandlungen über eine neue Badgesellschast ist die Einigung über den Vertragsentwurf gelungen, dem sowohl der Bezirksrat wie der Gemeinderat zustimmts. Die neue Gesellschaft wird Bad Mergentheim G.in.b.H. heißen. Mit der Gründung dieser Gesellschaft ist die Grundlage geschaffen, aus der Bad Mergentheim als Kurort und seine Zukunft gesichert ist.

Monatsbericht über die wirtschaftliche Lage in Württemberg

. Stuttgart, 1. Febr. Der Industrie- und Handelstag be­richtet über die wirtschaftliche Lage im Monat Januar: Die - allgemeine Wirtschaftslage in Württemberg hatte durch das Weihnachtsgeschäft eine gewisse Belebung erfahren. Diese war jedoch nicht ausreichend, die stetige Verminderung der wirt- l lchaftlichen Tätigkeit auszuglcichen oder gar aufzuhalten. Als besonderes Merkmal der Entwicklung im ersten Monat des Jahres kann die auffallende Zunahme der wirtschaftlichen Un­sicherheit bezeichnet werden. Allgemein, mit Ausnahme eini­ger weniger Zweige der Textil-Jndustrie, ist eine wachsende Zurückhaltung der Abnehmer zu beobachten. Die Ansätze , für das Frühjahrsgeschäft sind noch sehr gering und lassen > noch keine günstigen Aussichten für die weitere Entwicklung D- lieber die Auswirkungen der Preissenkungs-Notverord- uung aus das Geschäftsleben kann auf Grund der bisherigen praktischen Erfahrungen gesagt werden, da Liese nicht nur eine lehr starke Störung in das gesamte Preiswesen gebracht haben, sondern vielfach auch zu sehr erheblichen Erschütterungen der Lubstanzverhältnisse geführt haben. Ob die durch die er­rungene Senkung der Preise für die Masse der kaufenden Bevölkerung cingetretenc kleine Erleichterung die auf der anderen Seite infolge der Wertminderung der Waren ent- nandenden Verluste volkswirtschaftlich betrachtet ausglcichen tonnen, bleibt sehr fraglich, -denn es darf nicht übersehen wer­ben, das; die Preise auf Grund der natürlichen Marktregulie- Mg ohnehin schon fallende Tendenz hatten. Auf alle Fälle und zwangsmäßige Eingriffe in die Preisgestaltung in der- c artigen Krisenzeiten wie heute immer äußerst gewagt. Die ' Kaufkraft des Binnenmarktes ist jedenfalls bis jetzt dadurch ' Moch nicht gestärkt worden. Dem Preisdruck steht keine Er­

leichterung der öffentlichen Belastungen gegenüber. Durch die Erschwerungen und Rückgänge der Ausfuhr werden immer mehr Waren auf den deutschen Markt gedrängt, die dieser bei der allgemeinen Kaufkrastmindernng, besonders auch der der Landwirtschaft, trotz des vorhandenen Bedarfs aufzunehmen nicht in der Lage ist. Die allgemeine wirtschaftliche und be­sonders außen- wie innenpolitische Unsicherheit verschärfen die Lage. Ter Unternehmungsgeist alter Wirtschaftender wird auf eine harte Probe gestellt.

Die Zahl der schulpftrchUgen Kinder in Württemberg

Stuttgart, 1 . Febr. Der Zugang zu deu Volksschulen in Württemberg war in deu Jahren 192225 als Folge des Ge- bnrtenausfalls während des Kriegs verhältnismäßig schwach. Dieser Geburtenaussall wirkt sich in der Zahl der schulpflich­tigen Kinder noch bis 30. April 1932 bzw. bei achtjähriger Schulpflicht bis 30. April 1933 aus. Die geburtcnreichen Jahre 1919/22 haben anschließend au deu vorausgegangenen Tiefstand ein umfangreiches Anwachsen der Zugänge für die Schuljahre 19261929 ausgelöst. Ende April 1935 bzw. 1936 werden die Kinder dieser Geburtenjahrgäuge das schulpflich­tige Alter durchlaufen haben. Daun erst ist wieder eine ge­wisse Beständigkeit in den Abgängen sowie in der Besetzung der einzelnen Schuljahre zu erwarten. Bei den Zugängen setzt bereits mit Beginn des Schuljahres 1930/31 die Beruhig­ung der Zahlen ein. Im Mai 1930 sind etwas Uber 1-1000 Kinder schulpflichtig geworden, bis 1938 wird die Zahl der Neuzugänge dem durch die absinkende Säuglings- und Klein­lindersterblichkeit in der Auswirkung allerdings etwas gemin­derten Geburtenrückgang folgend unter Schwankungen aus rund 10 000 fallen. Für den Schulbeginn von 1932 muß mit 1115 000 neuen Schulkindern gerechnet werden. Die Gesamt­zahl der schulpflichtigen Kinder wird ihren Höchststand bei siebenjähriger Schulpflicht im kommenden Schuljahr 1932/33 mit rund 335000, bei achtjähriger Schulpflicht im folgenden Jahr mit 378 000 erreichen. In den anschließenden Jahren ermäßigen sich die Zahlen entsprechend dem Geburtenrück­gang, und zwar bis 1935A6 um etwa 33X- Prozent, später aber um 11)4 Prozent. 193637 werden die letzten Kinder des Geburtenjahrgangs 1922 dem schulpflichtigen Alter ent­wachsen sein. Damit sind dann die Störungen im Alters­aufbau der Schulkinder beseitigt. Im folgenden Schuljahr 1937/38 schwankt die Besetzung der einzelnen Schuljahrgängc nur noch zwischen 11700 und 11500. In den letzten Jahren sind aus der t. Grundschulklasse im Durchschnitt rund 18 Pro­zent in höherführende Schulen abgewandert. Das 8. Schul­jahr der Volksschule besuchten im laufenden Jahr nur 8205 Kinder. Dabei besteht im Geschäftsbereich des evang. Ober­schulrats für etwa die Hälfte und im Geschäftsbereich des kath. Oberschulrats für etwa ein Drittel der Kinder die achtjährige Schulpflicht.

Stuttgart, 1. Fcbr (Landesproduktcnbörse.) Auf dem Getreide- markte sind in abgeiaufener Woche keine wcsentiichen Veränderungen eingeireten. Die Stimmung bleibt fest bei schwachem Angebot von in­ländischem Weizen und Roggen. Es notierten je 110 Kg.: Württ. Weizen 23.25 25.25 (am 25. Jan. 22.7525), Sommergerste 18 50 bis 20 (unv.), Futtergcrste 16.5018 (uno.), Roggen 21.5022.50 (unv.), Hafer 14 16 (unv.), Wiesenheu 4.505 (5-5.50), Kleeheu

5.50 6 (5.506.501, dralstgepteßtes Stroh 3.504.25 (uno.), Weizen­mehl 39 -39.50 (38.5039), Brotmehl 31 31.50 (30.50-31), Kleie

8.50 9 (unv.) Mk. Der diesjährige Frühjahrssaatfruchkmarkt findet am 8. Februar 1932 von vorm. 10 Uhr ab im Lokal der Börse, Handelskammergebäude, Kanzieistr. 35, statt. Zum Verkauf kommt nur anerkanntes Saatgut, das zuvor untersucht und auf Keimfähig­keit geprüft wurde.

Staatsfoztalismus oder freie Wirtschaft?

In einer Versammlung der Reichspartei des deutschen Mittelstandes sprach im Leipziger Zentraltheater der General­sekretär des Reichsverbandes des deutschen Handwerks, Reichs­tagsabgeordneter C. Hermann, über das vorstehende Thema. Er stellte an den Anfang seiner Ausführungen, daß man eigentlich heute aus dem Gipfelpunkt des Weltkrieges stehe. Der Fluch der Tribute laste auf allen Völkern. Nur die Franzosen glaubten noch eine Insel der Seligen innerhalb des Chaos in ihrem Land aufrechterhalten zu können. Der Reichskanzler Brüning sei gut beraten gewesen, wenn er eine weitere Ver­längerung des Moratoriums mit einem glatten Nein ab­gewiesen habe. Man müsse sich damit abfinden, daß der Kampf um die Entlastung von Tributen weitergehe, und zu ihm müßten sich alle Deutschen über Stand und Partei hin­weg die Hände reichen. So befinde sich das kapitalistische Sy­stem in einer außergewöhnlichen Krise. Bei der außerordent­lichen Arbeitslosigkeit in der ganzen Welt sei es begreiflich, daß Menschen an diesem System irre würden. Man dürfe aber die Schuld nicht allein aus das System schieben und es nun etwa restlos zerschlagen, denn es habe sich auch in der Kriegs- und Nachkriegszeit gezeigt, daß alle kollektivistischen Unternehmungen völlig versagt hätten. Durch politisches Dik­tat habe sich in Deutschland ein Wirtschaftssystem herausgebil- det, das zwischen Kapitalismus und Sozialismus hin und her schwanke. Dies sei der schwerste Fehler, denn nun mache man das kapitalistische System für die Fehler des Sozialismus ver­antwortlich. In all den Jahren sei aber kein ernsthafter Ver­such gemacht worden, die Mängel im Wirtschaftssystem in Deutschland zu beseitigen. Was man jetzt habe, sei keine Wirt­schaftsordnung, sondern Wirtschafts-Unordnung. Zwischen Privatwirtschaft und Sozialismus könne es kein Kompromiß geben. Mau müsse wieder zu einer planvollen Marktwirt­schaft kommen, die auf dem deutschen Mittelstand aufgebaut sein müsse. So seien grundlegende Reformen nötig.

Auch die Landwirtschaft werde die Dinge nicht lediglich mit Subventionspolitik durch Zölle meistern können. Für das Kreditbedürfnis des Mittelstandes müsse man neue Wege finden, ihm ein zentrales Kreditinstitut schassen. Reformen seien aber vor allem bei der Verteilung der Lasten, bei der Finanz- und Steuergesetzgebung nötig. Vor allem müsse man sich aber gegen die Zwangslohnpolitik wenden. Sie habe es veranlaßt, daß sich unzählige Volksgenossen keine Handwerks­arbeit mehr leisten könnten. Hier könne das Handwerk auch von der letzten Notverordnung nicht befriedigt sein. Im Vordergründe müsse der berufsständische Gedanke der Selbst­verwaltung stehen. Die Sozialpolitik dürfe nicht mehr im luftleeren Raum getrieben werden Die Sozialversicherung müsse Arbeitgebern und Arbeitnehmern in berufsstäudischer Zusammenarbeit überlassen werden. In diesen Zeiten der Not müßten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenfinden zu gemeinsamer Arbeit, der Mittelstand werde aber auch dann Mittler und Ausgleicher zwischen Kapital und Arbeit sein. In einer künftigen Gestaltung der deutschen Wirtschaftspolitik müsse dem selbstverantwortlichen Menschen der rechte Platz eingeräumt werden und so gelte der Zukunstskampf der Er­haltung der Persönlichkeit im Wirtschafts- und Staatsleben.

Hus Well unci Welsen

Rheumatismusheilung durch Bienengift. Die Bienengift­

behandlung zur Heilung von Rheumatismus beruht, genau wie viele andere derartige Einspritzungen, auf einer Reiz­wirkung und Umstimmung des gesamten Körpers. Dr. Siegfried Becker berichtet in derTherapie der Gegenwart" über 120 Fälle solcher Bienengifteinspritzungen, die er an der medizinischen Universitätsklinik in Wien vornahm. Er hatte glänzende Erfolge bei Muskelrheumatismus, Gelenkrheu­matismus, Ischias und Nervenschmerzen zu verzeichnen. Was die Nebenwirkungen angeht, so waren schwere Schädigungen niemals zu beobachten; nur gelegentlich traten leichte Kopf­schmerzen, Schwindelausälle und Schweißausbrüche auf. Dr. Becker meint allerdings, bei chronischen Fällen besonders von Gelenkrheumatismus trotz der neuartigen Behandlung auch die altbewährten Heilmethoden mit Heißluft und Glüh­lichtbädern nicht außer acht lassen zu können. Dr. L. B.

Bananenpulver als Kindernahrung. Dr. Haas teilt in einer englischen Fachzeitschrift mit, daß es neuerdings gelun­gen ist, reife Bananen zu pulvern. Bei geeigneter Herstel­lung sind in dem Pulver sämtliche Bestandteile der Banane niit Ausnahme ihres Wassergehalts enthalten. Allerdings geben 10 Pfund der Frucht nur ein Pfund Pulver. Durch die Konzentration der für die Ernährung wirksamen Bestand­teile der Banane ist aber der ungeheure Vorteil erreicht, auch Säuglingen die Banane in genügender Menge zuzuführen. Die Banane zeichnet sich nämlich durch besonders hohen Ge­halt an lebensnotwendigen Nährstoffen, den Vitaminen, aus, ohne die auch die reichlichste Nahrung nicht anschlägt. Haas hat bei Verwendung des Bananenpulvers das Längenwachs­tum in den ersten sechs Lebensmonaten um etwa 20 Prozent beschleunigt. Die Kinder sahen besonders frisch und kräftig aus und wiesen besonders gute, harte, weißglänzende Zähne auf. Natürlich erschienen die Zähne durch die Bananennah- rnng nicht eher als sonst.

Schlechtes Wetter 1932 ? Eine sehr unangenehme Wetter­prognose für 1932 stellt der schwedische Meteorologe Sand­ström vom Meteorologischen Institut in Stockholm. Er prophezeit für 1932 den ungefähr gleichen Temperaturver­lauf wie im Jahre 1929. Der Frühling werde demnach ziemlich kalt bleiben, der Sommer regenreich und der Winter gemüßigt sein. Sandström kommt zu dieser Schlußfolgerung auf Grund der Beobachtungen, die er im Auftrag des Stock­holmer Instituts über das Verhalten des Golfstroms gemacht hat. Diese Wanne Strömung des Atlantik, die bekanntlich Europa ein weit wärmeres Klima verschafft, als es andere Länder gleichen Breitengrades haben, soll nach den Beobach­tungen Sandströms in dem jetzt verflossenen Halbjahr die gleichen Veränderungen aufgewiesen haben wie im Herbst und Winter 1928. Der schwedische Meteorologe schließt da­raus, daß auch die auf diese Beobachtungsabschnitte folgenden Wetter-Perioden sich einigermaßen ähnlich sehen würden. Das Frühjahr 1929 sei aber fast das kälteste seit 100 Jahren und der darauffolgende Sommer reich an Regenfällen gewesen.

Für gar zu ängstliche Gläubige setzen wir gleich die Voraussage eines andern Wetterkundigen hierher. Nach ihm soll das Wetter 1932 folgend aussehen: Der Frühlingsanfang des Jahres 1932 fällt auf den 20. März. Der Sommer be­ginnt am 21. Juni um 16 Uhr 23 Minuten, der Herbst am 23. September um 7 Uhr 16 Minuten, der Winter am 22. Dezember um 22 Uhr 15 Minuten. Die Wettervoraussage für 1932 ist günstig. Das Ende des Winters wird ziemlich mild sein. Der Frühling dagegen trocken und kühl. Im Gegensatz zu 1931 wird der Sommer heiß und trocken sein. Besonders Juli und August werden Hitzewellen bringen. Der Herbst wird den schütten Sommer fortsetzen, und auch der Winter 1932 wird nicht allzu kalt werden. Im großen und ganzen wird das Jahr überwiegend trocken sein. Einer wird nun recht behalten. Hoffen wir der Zweite!

Eigenschaften des Tuberkelbazillus

In den Berichten über den Lübecker Tuberkulose-Prozeß ist sehr häufig von zwei Arten des Tuberkelbazillus die Rede: vonhumanen" und vonbovinen" Bakterien. Was heißt das eigentlich?

Der Erreger der Tuberkulose ist vor etwa einem halben Jahrhundert von Robert Koch gefunden worden, und dieser geniale Forscher hat bereits entdeckt, daß

zwei verschiedene Arten des TuberkuloselmMus zu unterscheiden sind: die eine verursacht die Rinüertuber- kulose und wird daherbovin" (das Wort ist aus dem Latei­nischen abgeleitet) genannt, während diehumane" Form die menschliche Tuberkulose verursacht.

Der Tubcrkulosebazillus läßt sich auf geeigneten Nähr­böden so lange Zeit fortzüchten, daß heute noch Kulturen existieren, die bereits von Robert Koch angelegt worden sind! Eine für den menschlichen Standpunkt sehr unangenehme Eigenschaft des Tuberkelbazillus ist die, daß er

weit widerstandsfähiger ist, als viele andere Bakterien; deshalb kann unser Körper auch nicht künstlich zur Bildung von Schutzkräften gegen diesen gefährlichen Feind angeregt werden, wie es sonst bei vielen Krankheiten möglich ist. Auf der Fähigkeit des Organismus zur Bildung derartiger Schntz- stosfe (Immunität) beruht ja die Wirkung der Impfung gegen die Pocken usw. Bei der Tuberkulose ist leider eine solche Impfung unmöglich. Das Calmette-Verfahren will bekannt­lich den Schutz des Körpers gegen die Angriffe der Tuberkel­bazillen dadurch erreichen, daß ihm lebende, aber abge­schwächte Bazillen zugeführt werden; allerdings ist sich die Wissenschaft wie der Lübecker Prozeß deutlich gezeigt hat über den Wert dieses Verfahrens noch keineswegs end­gültig im klaren.

Wir find übrigens den Tuberkulosebazillen durchaus nicht wehrlos ausgeliefert;

das geht schon aus der Tatsache hervor, daß die Aerzte bei fast jeder Sektion eines erwachsenen Menschen die Spuren einer früher überstandencn ausgeheilten Lungen-Tuberkulose im Körper finden. Fast jeder von uns hat also schon einmal an dieser Krankheit in leichter Form gelitten und hat in den meisten Fällen gar nichts davon gemerkt nur ein kleiner Kalkherd in der Lunge legt dann später Zeugnis davon ab, daß der Körper einen siegreichen Kamps mit den eingedrunge­nen Bazillen geführt hat. Diese allgemeineDurchseuchung" unserer Bevölkerung mit Tuberkulose stellt sogar einen wert­vollen Schutz gegen schwerere Anfälle dieser Krankheit dar, weil durch das Ileberstehen einer solchen leichten Infektion die Abwehrkräfte des Körpers gegen die Tuberkulose wesent­lich gesteigert werden, wenn auch eine wirkliche Immunität dadurch nicht erzielt werden kann. Dr. L. Enders.

Geschöfttiches

Zuschneide-Kursus. Am Mittwoch, den 10. Februar 1932, beginnt in Pfozrheim durch die beiden Innungen für Herren­schneider und Damenschneiderinnen je ein Znschneidekursns für Herren- und Damen-Garderobe. Diese Gelegenheit, die jekt in Pforzheim geboten wird, ist sehr zu begrüßen und es sollte jeder, um den Anforderungen seines Berufes gerecht werden zu können, am Kursus teilnchmen. Gleichzeitig findet am Mittwoch, 3. Februar, nachmittags 5 Uhr, im Gasthaus zurEintracht" in Neuenbürg eine Versammlung zur Auf­klärung statt. (Siehe gestriges Inserat.)