Französisches Geld in Bayern?
,8. Es hat sicherlich seinen guten Grund, daß Frankreich seinen Gesandten in München, Graf d'Ormesson, zum^ Gesandten 1. Klasse beförderte. Welches sind seine Verdienste in Bayern? Sinn, in München erscheint bekanntlich die Wochenschrift „Allgemeine Rundschau". Sie wurde kürzlich verboten, weil sie einmal zu deutlich wurde, indem sie ganz unverblümt die Ansicht vertrat, Frankreich und Bayern gehören viel eher zusammen als Bayern und Preußen. Dieser Gedanke liegt ganz in der Richtung der französischen Politik, Süddeutschland von Preußen zu trennen. Dr. Mönius, der Herausgeber der Zeitschrift, vertritt ja auch immer die Anschauung, daß östlich der Elbe das unechte Deutschland liege.
Auch sonst vertrat Dr. Mönius ganz auffällig stark immer wieder französische Auffassungen, besonders in all den deutsch- französischen Streitfragen, Reparationen, Abrüstung, polnischer Korridor niw. Der gesunde Menschenverstand mußte zweifeln, ob dies hier mit rechten Dingen zugeht. Woher hatte überhaupt Dr. Mönius die finanziellen Mittel, die „Allgemeine Rundschau" zu übernehmen und herauszugeben?
Ein Aufsatz in der Wochenschrift „Der Deutschenspiegel" bringt hiefür eine Erklärung, die sehr beachtenswert ist. lieber diese finanziellen Mittel heißt es nämlich dort:
„Diese fließen ihm über ein geheimnisvolles Bankkonto in Zürich zu, dar mit Mitteln gespeist wird, deren Quelle in Frankreich entspringt. Und am Ursprung dieser Quelle sitzt als gefälliger Mittelsmann oder vielmehr als der wahre Herausgeber der „Allgemeinen Rundschau", für die Dr. Mönius nur nach außen bin die Verantwortung trägt, Herr Professor Friedrich Wilhelm Förster! An allen trüben Quellen, aus denen die französi'che Politik in Deutschland gespeist wird, kann man diesen „deutschen" Professor finden, der vorsichtshalber seinen Wohnsitz in Paris genommen hat.
Es wäre wirklich am Platze, wenn sich endlich der Staatsanwalt etwas eingehender mit dem Fall Dr. Mönins beschäftigen würde. Für die Französliug-Wochenschrift „Allgemeine Rundschau" sollte in Müncl)en und überhaupt in Deutschland kein Platz mehr sein! Die Angaben des Deutschenspiegels aber, für die wir selbstverständlich die Verantwortung dem betreffenden Organ überlassen müssen, fordern gebieterisch eine sofortige strenge Nachprüfung!
Die Eommerzbank für Wagemann-Plan
Diö Commerz- und Privat-Bank befaßt sich in ihrem Februar-Bericht u. a. auch ausführlich mit dem Wagemann- Plan. Wenn auch die an diesem Plan geübten Bemängelungen in einigen Punkten nicht der Berechtigung entbehrten, so schienen doch die Hauptstücke schon deswegen einer eingehenden Erörterung wert zu sein, weil sonst zur Verwirklichung geeignete Ideen nicht vorlägen und weil ein aktives Vorgehen notwendig sei, um den Schrumpfungsprozeß der Wirtschaft und damit der Steucreingänge abzudrosseln.
Eine Vermehrung des Notenumlaufs sei mit der Schaffung eines deckungsfreien Notenkontingents von 5 Md. RM. kaum verbunden, da die bisher eingefrorenen Kredits der Banken, Sparkassen usw. an die Kommunen lediglich durch liquide Guthaben bei der Reichsbank ersetzt und den Banken und Sparkassen damit höchstens ein Teil der im vorigen Jahre verlorengcgangenen Bewegungsfreiheit wiedergegeben würde. Von den 3 Md. RM. wären im übrigen etwa 1 Md. RM. zu kürzen, der von den Sparkassenorganisationen über die Akzept- und Garantiebank bereits als Kredit bei der Reichsbank in Anspruch genommen worden sei. Die Sparkassen würden in die Lage versetzt werden, Finanzwechsel von etwa 1 Md. RM. zurückzunehmen. Für die Banken würde nach der beschriebenen Auswechselung ihrer illiquiden, aber verzinslichen Außenstände bei den Kommunen durch liquide, aber unverzinsliche Guthaben bei der Reichsbank eine Wiederanlegung dieser Beträge, also eine erweiterte Kreditgewährung an qualifizierte Kreise des Handels und der Industrie möglich sein. Selbst wenn sich unter den heutigen Verhältnissen ein Mangel an kreditwürdigen Kreditnehmern ergeben sollte, so würde mit einem Verfahren der beschriebenen Art eine Auflockerung des Geld- und unter Umständen des Emissionsmarktes sowie vielleicht sogar ein Druck auf die bestehenden Zinssätze möglich sein.
Geheimnisvolle Bankenpliine
Die Entscheidung über den Bankenplan der Reichsregierung dürfte schon in den nächsten Tagen zu erwarten sein. Es ist ein engerer Ausschuß gebildet worden, der sich ausschließlich mit diesen Fragen beschäftigt. Ihm gehören Geheimrat Norden, vom Rcichsfinanzministerium, der Bankenkommissar Dr.
Ernst sowie der eigens für diesen Zweck beurlaubte Reichsbankdirektor Friedrich an. Außerdem arbeitet Direktor Ritscher von der Reichskreditgesellschaft an diesen Plänen mit. lieber die Absichten der Regierung selbst herrscht noch immer völliges Dunkel, so daß man noch kein Bild gewinnen kann, wie die Entscheidung ausfallen wird. Es wird jedoch mitgeteilt, daß bereits die letzten Besprechungen im Gange seien. Wie weit die Geheimhaltung der Regierung geht, kann man auch daraus ersehen, daß der Reichskanzler in der Sitzung des Bankenausschusses des Reichstags am Donnerstag sich erst dann über die Bankcnfrage geäußert hat, als die anwesenden Beamten und Referenten die Sitzung verlassen hatten. Wie verlautet, soll das „neue Projekt" ein Gesamtprojekt sein. Unter den verschiedenen Versionen werden auch Absichten der Regierung genannt, eine Anlehnung zwischen der Dresdener Bank und der Danatbank, jedoch nicht im Fusionswege her- beiznführcn. Nebenher scheinen auch die alten Pläne der Jndustriebank bei den Besprechungen eine Rolle zu spielen. Trotz der Dementis der Regierung erhält sich auch das Gerücht. daß die Danatbank nicht als selbständiges Institut wei- tcrgeführt werden soll. Hierbei dürfte es sich jedoch mehr oder weniger um Kombinationen handeln. Man gewinnt jedoch den Eindruck, daß die Regierung jetzt hartnäckig bemüht ist, möglichst schnell eine Lösung der Bankfrage zu finden.
Bor dem Beginn der Abrüstungskonferenz
Genf, 31. Jan. Die Abrüstungskonferenz wird, wie entgegen allen Bertagungsgerüchtcn heute bestimmt erklärt wird, nur Dienstag den 2. Februar, um 16'/? Uhr zusammentreten. Die Sitzung ist auf den Nachmittag verlegt worden, um auch der amerikanischen Oeffent- j lichkeit das Anhären der durch Radio übertragenen Rede des Präsidenten Henderson zu ermöglichen. Die Konferenz wird sich in ihrer ersten Sitzung wahrscheinlich daraus beschranken, je einen Ausschuß zur Prüfung der Voümachten und zur Aufstellung der Geschäftsordnung cinsetzen. Der Beginn der allgemeinen Aussprache ist frühestens Ende der Woche zu ernjarte». Bon da an rechnet man auch mit dein Eintreffen einiger der maßgebenden europäischen Staatsmänner, insbesondere des deutschen Reichskanzlers und des englischen Premierministers.
Litauen dementiert Putschabfichten
Berlin. 31. Jan. Der litauische Gesandte Saulys suchte gestern den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes auf und lenkte unter Uebcrrcichung einer Note die Aufmerksamkeit der Rcichsregierung auf die in der deutschen Presse verbreiteten Nachrichten, die litauische Regierung, bezw. der Gouverneur in Memel bereiteten einen Putsch im Memelgebiet vor, um die international garantierte Autonomie dieses Landes abzuschaffen. Der Gesandte erklärte im Aufträge seiner Regierung, daß diese Behauptung jeglicher Begründung entbehre, und versicherte mit allem Nachdruck, daß die litauische Regierung stets ihre internationalen Verpflichtungen i» Bezug auf das Memelgebiet halten und achten werde.
Die »Depeche de Toulouse" für Rückgabe Togos und Kameruns au Deutschland
Paris, 31. Jan. In der „Depeche de Toulouse" fordert der Politische Direktor dieses Blattes, Hac, die Rückgabe von Togo und Kamerun au Deutschland. Der Tag, au dem man den Mut haben werde, so schreibt er, anzukündigen, daß wir bereit sind, dem Völkerbund unser Mandat über Kamerun und Togo zurückzugeben, damit es dem besiegten Deutschland übertragen werde, allerdings unter dem Vorbehalt, daß die irgend welche Rechte habenden Nationen ebenfalls auf ihr Mandatsrecht verzichten. An diesem Tage werde es in Deutschland nicht eine Stimme geben, die den großmütigen Charakter unseres Näherkommens bestreitet. Vielleicht werde mau hierdurch viel zur Annäherung in Frankreich beitragen. Er lehnt den Einwand ab, daß man bei dieser Geste von einer Schwäche Frankreichs sprechen könnte und vertritt den Standpunkt, daß durch sie die deutschen Forderungen, wie sie bis jetzt gestellt worden seien, wesentlich abgeschwächt werden würden.
Dortmund, 31. Jan. Im Verlaufe einer nationalsozialistischen Versammlung kam es zu Zusammenstößen mit Kommunisten. Die beiden Landjäger drängten die Kommunisten aus dem Saal, während die Nationalsozialisten zurückblieben. Als ein Trupp Kommunisten in Richtung Dortmund-Loh zog, fielen plötzlich aus der Nähe zwölf Schüsse. Zwei Arbeiter wurden getötet, ein dritter schwer verletzt. Von wem die Schüsse abgeseuert worden sind, steht noch nicht fest.
Agram, 31. Januar. Der Konflikt zwischen China und Japan scheint eine Konjunktur für die Schweinehändler Iugoslaviens ausgelöst zu haben, da die chinesische Regierung zur Verproviantierung ihrer Streitkräftc 20000 Schweine bestellt hat. Verläuft der Trans- port der Tiere normal, so sollen weitere Bestellunaen gemacht werden.
Hus 8tsÄl unü I-sncl
Neuenbürg, 1. Febr. Der Fremde «Verkehrs Verein hielt Samstag abend im Nebenzimmer Kiefer seine Hauptversammlung ab. Wenn auch der Besuch nicht gerade als schlecht bezeichnet werden kann, so hätte er in Anbetracht der gemeinnützigen Bestrebungen des Vereins doch ein besserer sein dürfen, und namentlich aus den Reihen der unmittelbaren Interessenten. Die hartnäckige Interesselosigkeit einzelner Geschäftsleute war es auch, welche dem vergangenen Geschäftsjahr den Stempel aufdrückte. Vorstand Heinz el- mann kritisierte dies und den schlechten Besuch der wichtigsten Versammlung im Jahre. Im großen Ganzen sei der Fremdenverkehr des letzten Jahres trotz erheblich aufgewendeter Mühe durch Prospektversand, Anzcigenreklame und schriftliche Korrespondenz im Zeichen des schlechten Wetters und der katastrophalen Danatbankkrise gestanden. Immerhin seien einige gelungene Veranstaltungen zu verzeichnen. Dafür sagte er allen Beteiligten herzlichen Dank.
Der Kassenbricht, vorgetragen durch Kassier Möhrle, eröffnete, falls der Verein in seiner bisherigen Struktur weitergeführt werden sollte, düstere Zukunftsaussichten, denn der Beitragseingang ergab eine Mindereinnahme von 265 RM. Den Einnahmen von 376 RM. stehen Ausgaben in Höhe von 641 RM. gegenüber. Trotzdem weist die Kasse noch einen Barbestand von 72 RM. auf. Waren im Jahre 1928 noch 202 Mitglieder in der Liste aufgeführt, so sind dieselben aus IM zusammengeschmolzen. An und für sich wäre dieser Mit- gliedcrschwund immer noch tragbar, wenn von den verbleibenden IM Vereinsangehörigen mit einem festen Beitragssatz gerechnet werden könnte. Um dies zu ermöglichen und einen soliden Jahresetat ausstellen zu können, soll der Verein mit neuen Statuten ausgestattet werden. Vom Ausschuß mit der Bearbeitung derselben beauftragt, brachte Stadtpflegcr Essich eine Mustersatzung zur Verlesung, welche im großen Ganzen den Beifall der Anwesenden fand. Die endgültige Fassung auch bezüglich der Bcitragshöhe soll dem Ausschuß überlassen bleiben
Die Neuwahlen nahmen geraume Zeit in Anspruch. Vorstand Heinzelmann legte sein von ihm seit einer Reihe von Jahren eifrig verwaltetes Amt in Len Schoß des Vereins zurück mit der Bitte, die Wahl so zu treffen, daß dem Gesamtinteresse gedient ist. In der sich anschließenden Aussprache kam allgemein zum Ausdruck, daß der bisherige Vorsitzende mit Umsicht und Gewissenhaftigkeit seines Amtes waltete, daß es aber andererseits von nicht zu unterschätzendem Vorteil wäre, wenn der Stadtvorstand sich dieses Amtes annähme, und sei cs auch nur, um den Schein der Parteilichkeit von diesem Amte zu nehmen. Bürgermeister Knödel, der durch die auf ihm ruhenden Sorgen und Arbeiten für die Stadtverwaltung in den jetzigen Zeiten stark in Anspruch genommen ist, konnte sich erst nach längerem Zögern entschließen, zunächst für ein Jahr Las verantwortungsvolle Amt des Vorstands zu übernehmen. Seine Bitte, mehr als seither durch die Interessenten unterstützt zu werden fand lebhaften Anklang. Diese Unterstützung müsse sich auch auf die Reinhaltung der Waldwege und -Hänge und noch vieles andere ausdehnen. Ein Ort, der nicht auch in seiner Umgebung auf die peinlichste Sauberkeit Wert lege, könne keinen Anspruch erheben, von den Fremden besucht und geliebt zu werden. Die Bestrebungen des Fremdenverkehrsvcreins können tatkräftig unterstützt werden auch durch intensiven Versand von Ansichtspostkarten unserer von den Schönheiten der Natur so reich beschenkten Stadt.
Der von seinem Posten entbundene Vorstand Heinzelmann beglückwünschte den Verein zu der getroffenen Wahl des neuen Vorstandes und forderte zu tatkräftiger Unterstützung desselben auf, damit er zu den Arbeiten nicht auch noch Undank und Aerger ernte. Die weiter folgenden Wahlen verliefen ebenfalls in erfreulicher Einmütigkeit. Schriftführer und Kassier behielten ihre Aemter. Als ständige Ausschußmitglieder wurden Stadtpfleger Essich, Stadtbaumeister Jetter, Oberbahnhofvorstehcr Grauer und Oberpostinspektor Lutz gewählt. Die Interessenten sind vertreten durch die Kaufleute Fieß, Lindemann, Martin Lutz, Karl Scheerer, Wirt Schumacher, Metzgermeister Silber- eisen, Bäckermeister Mayer und Privatier Paschke.
Die Verkehrswerbung soll auch in diesem Jahre energisch durchgeführt werden, wozu in erster Linie die Zeitungswerbung in den in Frage kommenden Gebieten Deutschlands weiter betrieben wird. Unterstützt soll diese Werbung werden durch die Herausgabe eines neuen, zugkräftigen Prospektes. Photograph Stadelmann gab wertvolle Aufschlüsse über den Begriff Nah- und Fernwcrbung, wahrend Prokurist Gührer beherzigenswerte Ratschläge erteilte inbezug auf
>55 vol^AW
I-iedesromsa »us krläeririaoiscker 2eit voa k » u I H » ! a.
1931 kowLn6iev5t Oizo. Lertin VV 30.
25. Fortsetzung.
Köckeritz wich in die Ecke neben der Tür zurück. Im Augenblick, da der andere sorglos hereintrat, wollte er ihn sofort an sich ziehen, die Tür zuwsrfen. Alles andere mußte schnell gehen — Kleiderwechsel, Fesselung des Aufsehers, und dann — ade, Spandau!
Ein toller Streich.
Der Schlüssel klirrte im Schloß.
Köckeritz stand zum Sprung geduckt. Alles hüte er sich genau ausgedacht: Zuerst die Faust auf den Mund des Opfers. Kein Schrei durfte gehört werden.
Noch eine Sekunde —
Jetzt!
Er sprang zu. Die Faust nach vorn. Ja, Donnerwetter, ein Köckeritz überlegt sich jo was. Nun die Tür zu. damit kein Laut draußen —
Da prallte Köckeritz zurück.
„Zum Teufel "
„Ah — Himmel, Kreuz und Flintensröcke, sind Sie wahnsinnig, Köckeritz?"
Der stand völlig überrascht und starrte Dropsen, den stellvertretenden Fesiungskommandanten, wie ein Gespenst an.
„Sie sind es?"
Der zupfte sich die Halsbinde zurecht und fuhr sich mit dem Aermel über das Gesicht.
„Zu dienen, Herr von Köckeritz — meine Wenigkeit!"
Der untersetzte, wegen seiner Gemütlichkeit allgemein geschätzte Dropsen schnitt eine Grimasse, die etwas böse aussah.
„Ich dachte, der Aufseher wär's", stieß Köckeritz hervor.
„Und waren im Begriff, den schneidigsten Ausbruch zu riskieren. Viel Glück! Man hätte Sie im Hof über den Hausen geschossen."
Köckeritz zuckte die Achseln.
..Wer weiß", sagte er ironisch.
Dropsen hatte sich wieder gefaßt und lächelte.
„Ihr Glück, daß ich kam. Bester."
„Wie man es nimmt. Also —?" -
„Hm, ick wollte Sie nämnch persönlich bitten, mir gütiost zu folgen."
„Wohin?"
„In mein Amtszimmer."
„Ah, das Gericht hat endlich Beine gekriegt? Sie sehen, es war auch höchste Zeit."
„Hab' ich gemerkt", antwortete Dropsen spitz. „Aber nun kommen Sie schon."
Etwas verwundert folgte ihm Köckeritz.
Dann stand er dem Kommandanten in dessen Zimmer gegenüber. Auf dem Tisch lag der Degen, den man ihm abgenommen hatte. Den sah er zuerst. Und dann bemerkte er, daß Droysens Gesicht ernst und gewichtig, beinahe feierlich aussah.
Er hielt ein Schriftstück in der Hand.
„Ich lese Ihnen vor", sagte er.
„Bitte."
„Kabinettsorder, von Seiner Majestät eigenhändig gesiegelt und unterzeichnet. Ich bestimme, daß der Monsieur von Köckeritz, Hauptmann beim Garderegiment, sofort auf freien Fuß zu setzen ist. Das eingeleitete Verfahren gegen ihn ist hiermit niedergeschlagen. Wenn er mir auch einen gehörigen Aerger zugefügt hat, so sei ihm das in Gnaden verziehen. Er hat sofort wieder seinen Dienst anzutreten und sich bei mir zu melden. Friedrich Rex."
Köckeritz stand wie ein Standbild.
Das war mehr, als er erhofft hatte.
Dropsen sagte mild: „Sie sehen, der König ist Ihnen wieder wohlgesinnt. Ihr Degen, Kamerad!"
Er nahm den Degen vom Tisch und reichte ihm Köckeritz, der wie aus einem Traum erwachte und ihn mechanisch umschnallte.
„Ich bin doch nicht verrückt?" sagte er behutsam, sich im Zimmer umblickend. „Und Sie, Sie sind Dropsen? Keine Vision? Sie leben?"
Da lachte dieser schallend heraus.
„Kommen Sie zu sich, Kamerad! Es hat alles seine Ordnung. Sie sind durchaus normal und haben richtig gehört.
Sie sind frei. Sie gehen als Edelmann wieder nach Potsdam. Und das von vorhin — wollen wir beide als nichtgeschehen betrachten, wie? Es braucht niemand davon zu wissen. Also, gute Reise, Herr von Köckeritz."
Er reichte ihm die Hand, in die dieser kräftig einschluq. j
„Dank! Ein Vivat Seiner Majestät!" !
Er fühlte eine wunderbare Leichtigkeit und Fröhlichkeit in ^ der Brust. Und als er eine Weile später im Freien stand, > hätte er alle Welt umarmen können. i
Zurück nach Potsdam! — ^
Mit Begeisterung empfingen ihn die Kameraden. Er fragte Schlegel nach Ilsabe und erfuhr, daß sie fort war — unbe- ! kennt, wohin!
Das war der erste Dämpfer auf seine Freude. Aber er war nicht mme Hc"nung.
„Ich finde sie, und wenn Seydlitz sie in einem Mauseloch versteckt hielte." ^
Aber vorerst mußte er zum König. Was konnte den bewogen haben, ihn so urplötzlich wieder in Freiheit zu setzen? Hatte er seine Ungerechtigkeit eingesehen? Genug, er mußte sich melden.
Der König empfing ihn mit den Worten:
„Da ist Er also wieder! Und sieht trotz Festungsmcnage so proper aus wie zuvor. Ist Er zufrieden mit mir?"
Köckeritz lächelte versöhnlich.
„Danke, Eure Majestät!"
„Bon. Ich Hab' mir's überlegt gehabt. Jemand riet mir, die Sache noch einmal zu überdenken. Da bemm die Affäre ein anderes Aussehen. Für die heimlichen Stelldicheins in Sanssouci war es Strafe genug."
„Vollkommen, Majestät."
bedank' Er sich nur bei der Demoiselle Seydlitz!"
Köckeritz glaubte seinen Ohren nicht zu trauen
„Majestät —"
„Schon gut. Ich denk' auch, ich kann jetzt jeden Offizier besser gebrauchen als in den Kasematten. Er führt einen guten Degen, ich weiß das von Hohenfriedberg und Soor her.'Also, Herr Hauptmann, tu Er alles, um bald zu avancieren, damit Er Seine Liebste nicht zu lange warten läßt."
„Majestät, wo ist sie?"
Friedrich lächelte still.
(Fortsetzung solgt.j