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8. Fortsetzung.

Der letzte Beamte, der an diesem Tage seinen Bericht erstattet, hat Erkundigungen über Matuschka in einem Cafch am Margaretenplatz eingeholt. In diesem Cas^haus Pflegte Matuschka, wenn er in Wien war, jeden Nachmittag einzu­kehren. Dort spielte er mit Bekannten Schmch Er war ein beliebter, aber gefürchteter Schachspieler. Seine Kombrna» tionen waren immer verblüffend, aber mathematisch richtig, und er wurde im Schachspiel fast nie geschlagen. Von den Geschäftsfreunden, die dort auch zu Verkehren pflegten, hat der Beamte erfahren, daß Matuschka eine seltsame Marotte hatte. Er war in der Lage, bei den wichtigsten und für ihn einträg­lichsten Geschäften plötzlich auszuspringen, seinen Hur zu neh­men und seinen Mantel, ein Taxi anzurufen, von irgendeinem Bahnhof fortzusahren und seine Geschäfte im Stich zu lassen.

Erst nach Tagen, manchmal erst nach Wochen kam er zurück. Er verlor lein Wort über das Ziel und den Zweck seiner Reisen. Wie immer saß er dann im Casä, machte gute Geschäfte und spielte seine Partie Schach.

Eine Marotte," sagten seine Freunde, die Matuschka im übrigen für einen geschickten, ehrlichen und anständigen Kauf­mann hielten.

*

Noch lange sitzen die Beamten an diesem Tag zusammen.

Was ist das für ein Mensch, dessen Leben sich vor ihren Augen in zwiefacher Beleuchtung abspielt?

Einmal ist er ein Mann, der so lebt, wie sie alle leben, ein guter Bürger, ein anständiger Mensch, das andere Mal aber ist es ein Kerl, der sich im Dunkel bewegt.

Aber stimmt auch das, was die Detektive ermittelt haben?

Jetzt werfen sich die Kriminalbeamten selbst aus die Er­mittlungen und mit noch größerer Anstrengung. Stoch sorg­fältiger, mir einem ganz großen Aufgebot von Beamten über­prüfen sie das, was die Detektive gemeldet haben.

Aber alles bestätigt sich, es ist so. Das Bild bleibt so, wie es nach den ersten Berichten der Detektive ausleuchtete. Matuschka ist ein Mann, der ein Doppelleben führt. Ma­tuschka ist einmal der solide, anständige Bürger, ein anderes Mal ein unheimlicher, lasterhafter, seltsamer Geselle.

Kann das sein? Kann ein Mensch ein solches Doppelleben führen? Welche von den beiden Gestalten ist der wirkliche Matuschka? Der Mensch, der das Licht des Tages nicht zu scheuen braucht, oder der, der das Dunkel der Nacht um seine Laster und seine Begierden breitet?

Ein berühmter Psychiater wird von den Kriminalbeamten um seine Ansicht über diesen Fall befragt. Der Psychiater erwidert, daß es Wohl möglich sei, daß sich die Seele^ eines Menschen derart spalte, wie das hier der Fall zu sein scheint. Es sind zwei Ich, die in derselben Gestalt wohnen. Aber welches Ich dominiert? Ob das gute Ich so viele Hemmungen in die Waagschale werfen kann, in der die bösen Taten des anderen Ich schlummern, das ist eine Frage, die der Psychiater zunächst nicht beantworten kann. So bleibt alles noch im Dunkeln und wird auch nicht klarer dadurch, daß der Psy­chiater erklärt, daß ein solcher Fall von Zweispaltung des eigenen Ich einmal vielleicht in hundert Jahren der Wissen­schaft bekannt wurde. Im jetzigen Stand der Untersuchung aber kann Matuschka den Wissenschaftlern noch nicht über­antwortet werden.

Die Kriminalbeamten beraten wieder, und sie kristalli­sieren das Ergebnis ihrer Untersuchungen, Nachforschungen und Erkenntnisse dahin, daß sie sagen:

Es steht fest, daß Matuschka ein Mann ist, der ein Doppel­leben führte. Daran ist nicht zu zweifeln. Das ist aber noch nicht der geringe Beweis dafür, daß Matuschka an dem Atten­tat schuldig ist. Dafür gibt es vorläufig keinerlei Anhalts­punkte. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, daß ein so kom­plizierter stnd kluger Mensch wie Matuschka, wenn er schuldig ist, ein Geständnis ablegen wird, es sei denn, daß die Krimi­nalbeamten ihm irgendeinen Umstand vorwerfen können, der nir ihri außerordentlich belastend ist und den er nicht leugnen kann. Auf das Geständnis dieses Mannes kann man mchi rechnen. Infolgedessen bleibt den Beamten nichts anderes übrig, als so viele Verdachtsmomente gegen Matuschka zu sammeln, soviel Indizien und Beweisstücke gegen ihn zusam­menzutragen, daß er unter der Last dieser Beweismittel entweder überführt wird, oder sich zu einem Geständnis be- quemt. Die Beamten gehen an die Arbeit.

*

In dem Wiener Haus Matuschkas, in der Hofgasse 9, kehren die Detektive bei einer Haussuchung das unterste zu oberst. Verzweifelt und weinend steht die Frau Matuschkas herum. Sein Töchterchen sieht verständnislos dem Treiben der Männer zu, die da gleich scharenweise in das Haus ein­gefallen sind. Die Beamten finden bei dieser Haussuchung die Knickerbockers, die er erwiesenermaßen in Bia-Torbagy getragen hat. und dann finden sie einen Gepäckschein mit der Nummer 89, auf den irgend jemand etwas in der Gepäckablage des Budapester Ostbahnhofes deponierte.

Dann stellen die Beamten durch eingehendes Befragen der Frau Matuschkas fest, daß ein Koffer, der sonst immer da war, fehlt. Ein Vulkanfiberkoffer.

Gleichzeitig fahren Beamte hinaus nach Tattendorf. Sie finden dort eine leerstehende Fabrik, in der fast nichts mehr an Maschinen und Fabrikutensilien vorhanden ist. Neben der Fabrik liegt ein kleines Haus, in dem früher die Beamten und leitenden Angestellten der Fabrik gewohnt Häven. Etwas zurück liegt eine Billa, ein schönes, komfortables Haus, in dem der Fabrikbesitzer selbst gewohnt hat, bevor er seine Fabrik an Matuschka verkaufte.

Die Tritte der Beamten Hallen Wider in diesem Haus, denn auch diese Villa ist leer und ausgeräumt. Sie gehen von Zimmer zu Zimmer. Nirgendwo ein Möbelstück, nirgend­wo ein Teppich. Kein Hausgerät ist zu finden.

Die Kriminalbeamten erkundigen sich, fragen hier, fragen dort und stellen fest, daß Matuschka alles, was in dieser Villa nicht niet- und nagelfest war, verkauft hat.

Die Zimmer sind öde und leer, die Tapeten hängen zer­rissen von den Wänden. Keine Lampe ist mehr im Hause. Kein Klingelknopf, nichts, gar nichts mehr. Die Beamten klettern bis unter das Dach, steigen hinab bis in den Keller. Dann fangen sie wieder von vorne an, suchen und suchen-

Plötzlich, in einer Bodenkammer, bleiben sie stehen. Das einzige, aber auch das einzige, was sie in den nackten Räumen des Hauses befindet, ist ein Draht.

Die Beamten Wickeln diesen Draht vorsichtig auf und .»ringen ihn als Ergebnis ihrer Durchsuchung nach Wien.

Der Detekiivinspektor Antal fährt mit dem Gepäckschein, der die Nummer 89 trägt, nach Budapest. Dort erhebt er bei der Gepäckniederlage auf diesen Schein einen Hut und einen Covercoatmantel, die dort schon am 3. September deponiert wurden. Als der Beamte sie abholt, zeigt der Kalender das Datum 11. Oktober.

Dann erkundigen sich die Beamten genau nach Tag und Stunde, in der Matuschka in der Sprengstoffabrik in Wöl- lersdorf Ekrasit kaufte. Dann stellen sie fest, an welchem Tag der Schornstein in Tattendorf umgelegt worden ist, denn für diesen Schornstein brauchte ja Matuschka das Ekrasit. Für dieseUmlegung" verwendete er diesen gefährlicher: Spreng­stoff.

Matuschka erscheint in Wien wieder vor den Kriminal­beamten. Die sitzen an einem langen Tisch, vor ihnen, in einenr Sessel, beherrscht, liebenswürdig, aus der Haft vor­geführt, Matuschka. Er ist sauber rasiert, sein Haar ist Pein­lich glatt gescheitelt, sein Anzug ist sorgfältig gebürstet. So- sitzt er da und wartet aufmerksam und höflich auf das, was man ihm sagt.

Oberkommissar Dr. Böhm:Wir müssen nun, Herr Matuschka, die Angelegenheit zu Ende bringen. Sie wissen, daß Sie verhaftet wurden, weil einige Indizien gegen Sie sprechen, aber wir haben nicht die Absicht, einen unschuldigen Mann auch nur eine Minute länger in Haft zu behalten, als wir verantworten können.

Wir haben, Herr Matuschka, uns noch einmal genau alle Umstände überlegt, und wir haben vor allen Dingen noch einmal umfangreiche Ermittlungen angestellt, die sich mit Ihrer Person befassen. Es sind da noch einige Unklarheiten, die Sie durch Ihre Aussagen hoffentlich und wahrscheinlich, wie wir auch annehmen, bald klären können:

Sagen Sie uns, da ist zunächst einmal die Sache mit dem Ekrasit, das Sie gekauft haben. Wenn Sie sich gütigst er­innern wollen, sagten Sie zuerst, daß Sie das Ekrasit für einen Steinbruch brauchten"

Aber, Herr Oberkommissar, ich habe mich geirrt, ich sagte nachher klar und deutlich, daß ich das Ekrasit brauchte, um einen Schornstein umzulegen."

Gewiß, so wollte ich auch fortfahren. Sie haben klar und deutlich gesagt, daß Sie einen Schornstein umlegen woll­ten. Welcher Schornstein war das eigentlich?"

Das war der Schornstein der Fabrik in Tattendorf."

Haben Sie das Ekrasit denn tatsächlich für diesen Zweck gebraucht?"

Meine Herren, ich habe auch darüber nachgedacht. Ich möchte nicht, daß Sie jetzt annehmen, ich hätte Ihnen damals die Unwahrheit gesagt. Ich entsinne mich jetzt genau an diese Sache- Zwar habe ich das Ekrasit gekauft, um den Schorn­stein umzulegen. Ich brauchte es aber nicht in Anwendung zu bringen, denn ich fand eine andere, ungefährlichere Me­thode, diesen Kamin umzuwerfen."

Oberkommissar Dr. Böhm:Sie kauften also, und so ist es gewesen? das Ekrasit, um den Schornstein zu spren­gen, brachten es aber nicht in Anwendung, sondern ließen den Schornstein auf andere Art und Weise umwerfen?"

So ist es."

Also, bei dieser Aussage bleiben Sie?"

Selbstverständlich, denn sie ist die Wahrheit."

Das ist nicht die Wahrheit, Herr Matuschka. Sie sagen nicht die Wahrheit, mein Herr, denn an dem Tage, an dem Sie in der Fabrik in Wölkersdorf das Ekrasit kauften, an diesem Tage war der Schornstein schon von Ihnen umgelegt. Sie können es also nicht für diesen Zweck erworben haben, was haben Sie dazu zu sagen?"

Matuschka, ganz unsicher, sieht an dem Beamten vorbei, fährt sich in die Haare, nestelt an seinem Kragen:

Sollte ich mich so irren?"

Dr. Böhm sagt höflich:Nehmen wir an. Sie irren sich, Herr Matuschka! Kennen Sie dieses Kleidungsstück? Das wurde in Ihrer Wohnung gefunden."

Der Beamte zeigt auf eine Knickerbockerhose, die auf einem Stuhl liegt.

Selbstverständlich," sagt Matuschka,selbstverständlich, das ist die Hose, die ich beispielsweise in Bia-Torbagh trug."

Ist das sicher? Trugen Sie die Hose in Bia-Torbagh?"

Ja, aber selbstverständlich, ich bin doch auch photogra­phiert worden. Selbstverständlich kann ich Nachweisen, daß ich diese Hose in Bia-Torbagy getragen habe. In diesen Knickerbockers reise ich immer-"

Oberkommissar Dr. Böhm:Es ist für uns von großer Wichtigkeit, daß Sie Nachweisen können wie Sie sagen, daß Sie diese Hose in Bia-Torbagy trugen. Haben Sie die Güte und nehmen Sie das Kleidungsstück einmal in die Hand und drehen Sie bitte die Taschen nach außen."

Matuschka tut das. Das Futter der Taschen ist vollkom­men gelb.

Oberkommissar Dr. Böhm:Warum sind diese Taschen gelb? Was hatten Sie in den Taschen der Hose, die Sie in Bia-Torbagy trugen, Herr Matuschka?"

Ich habe mir in Budapest Kalium Hhpermangan gekauft. Ich hatte eine kleine Hautkrankheit und behandelte sie mit Kalium Hhpermangan. Das habe ich einmal in der rechten, einmal in der linken Tasche getragen, und beide Male hat die Verpackung dieser Droge nicht gehalten. Es ist etwas ausgelaufen, und davon find die Taschen gelb geworden."

Sie irren sich, Herr Matuschka, Sie irren sich zum zweiten Male. Wir haben diese Taschen bereits chemisch und mikro­skopisch untersuchen lassen. Es ist nicht Kalium Hhpermangan, das die Taschen gelb gefärbt hat, es ist es ganz bestimmt nicht! Wissen Sie, was das für eine Droge war, die so ab­gefärbt hat? Sie wissen es nicht? Dann werde ich es Ihnen sagen: Vas war Ekrasit."

Ekrasit?"

Ekrasit!"

Nun gut," erregt sich Matuschka,nun gut, und wenn es Ekrasit war, was wollen Sie damit beweisen? Dann habe ich mich geirrt. Ich besitze einen Steinbruch, ich habe die Erlaubnis, Ekrasit zu kaufen, und wenn es mir Spaß macht, auch in den Taschen zu tragen."

Gewiß, Herr Matuschka, gewiß. Aber ich möchte nur feststellen, Sie haben sich zum zweitenmal geirrt. Sehen wir weiter. Wie viele Koffer haben Sie eigentlich?"

Das weiß ich nicht so genau."

Das kann man auch nicht von Ihnen verlangen. Aber wir haben uns bei Ihrer Frau erkundigt, und Ihre Frau hat uns genau und Präzise erklärt, daß ein Koffer, den Sie immer mit auf Ihre Reisen zu nehmen pflegen, nicht mehr da ist. Sie haben ihn von Ihrer letzten Reise nicht mehr zurück­gebracht. Das war ein Vulkanfiber-Koffer. Wissen Sie, was wir in Bia-Torbagy an der Bombe gefunden haben? In diese Höllenmaschine hinein war das Schloß eines Koffers montiert, der aus Bulkanfiberstoff hergestellt war. Ein solcher Koffer fehlt unter Ihren Sachen, Herr Matuschka."

Aber das sagt doch gar nichts!"

Nun gut, Herr Matuschka, nun gut.". Oberkommissar Dr. Böhm drückt aus einen Klingelknopf. In die Tür tritt der Budapester Detektivinspektor Peter Hain. Er trägt nr der Hand einen Covercoatmantel und einen Hut.

Oberkommissar Dr. Böhm:Bitte, Herr Matuschka, sehen Sie sich den Mantel und den Hut an."

Matuschka:Ja, warum soll ich mir die Sachen ansehen? Ich kenne den Hut und den Mantel, ich kenne beide Stück ganz genau, denn sie gehören mir."

Dr. Böhm:Wir haben diese Stücke in Budapest ge­funden. Sie haben Sie in der Gepäckablage des Bahnhofs deponiert. Warum haben Sie das eigentlich getan? Die Sachen liegen dort seit dem 3. September. Sie führen doch einen so ordentlichen Haushalt. Man läßt doch nicht einen Hut und einen Mantel zwecklos in einer Gepäckablage herum­liegen. Können Sie uns erklären, warum Sie das taten?"

Ja, wissen Sie, ich wollte mich dieser Sachen entledigen. Der Mantel ist doch schmutzig und abgetragen, der Hut auch. Ich wollte die Sachen los sein."

Dr. Böhm:Sehen Sie, Herr Matuschka, Sie haben sich in der Unterhaltung, die wir miteinander gepflogen haben, zweimal geirrt. Außerdem haben Sie uns einige Antworten gegeben, die uns nicht befriedigen. Was Sie in diesen Ant­worten gesagt haben, ist unlogisch oder unverständlich. Ich möchte, daß Sie sich jetzt bei der letzten Frage etwas zu­sammennehmen. Ich möchte nur noch eine Frage an Sie richten, Herr Matuschka, aber eine Frage, die vielleicht über Ihr Leben entscheidet: Sehen Sie sich hier das an, Herr Matuschka. Das ist ein Draht. Wir wollen ihn einmal den Draht Nummer 1 nennen, und jetzt sehen Sie sich dies hier an, das ist auch ein Draht, der Draht Nummer 2. Hier ist eine Bruchstelle und da ist eine Bruchstelle. Man hat den Draht auseinandergebrochen. Sehen Sie einmal genau hin, bitte kommen Sie her, sehen Sie sich das an. Sie werden mir recht geben, wenn ich behaupte, daß die beiden Bruch­stellen haarscharf aufeinanderpassen. Stimmt das?"

»Ja, ja, das stimmt."

Draht 1 und Draht 2 waren einmal zusammen, es ist! derselbe Draht." !

Aber das ist ja lächerlich, ein Draht ist wie der andere." '

Sie als Fachmann, Herr Matuschka, sollten wissen, daß > das nicht wahr ist."

Gut, dann ist das nicht wahr. Aber dieser Draht ist gelb und dieser ist schwarz." '

Das ist wahr, der eine Draht ist schwarz, der andere ist! gelb. Aber wissen Sie, warum dieser Draht gelb ist? Weil Ekrasit bei einer Sprengung abfärbte und den früher schwar­zen Draht in einen gelben verwandelte. Die Bruchstellen passen aufeinander. Wir haben das Material untersuchen lassen. Es ist derselbe Draht. Der Draht Nummer 1 wurde in Ihrem Hause in Tattendorf gefunden. Wissen Sie, Herr , Matuschka" Oberkommissar Dr. Böhm springt auf! wissen Sie, Herr Matuschka, wo Draht Nummer 2 gefunden, wurde? An der Bombe bei Bia-Torbagy! Leugnen Sie nicht! mehr, Matuschka. Ich will nicht behaupten, daß Sie das Atten-' tat in Bia-Torbagy verübt haben, aber ich behaupte, daß Sie, zumindest die Materialien für dieses Attentat besorgt haben. Ich klage Sie dieser Beihilfe an! Was haben Sie zu sagen?"

Matuschka schwieg. Er steht neben seinem Stuhl. Er hält sich an der Lehne fest. Er schwankt ein wemg. Er ist bleich.

Sind Sie schuldig?"

Nein! Ich verstehe Sie nicht, meine Herren. Ich bin in diesem Zug gefahren. Ich kann doch unmöglich die Ab­sicht gehabt haben, mich mit dem Zug selber in die Lust zu sprengen. Ich habe doch eine Fahrkarte gehabt. Ich habe Ihnen doch die Fahrkarte gezeigt. Der Kondukteur har M doch gelocht!"

Dr. Böhm geht an seinen Tisch. Er nimmt ein großes gelbes Kuvert heraus. Dann sagt er:

Der Kondukteur, Herr Matuschka, lebt nicht mehr. Er kann nicht mehr für Sie zeugen. Aber vielleicht erkennen Sie den Kondukteur, Herr Matuschka! Oeffnen Sie doch bitte einmal das Kuvert, da sind Photographien. Suchen Sie mir einmal den Kondukteur heraus."

Die Beamten sitzen schweigend um den Tisch. Sie kennen diese Photographien. Sie kennen sie. Aber sie sind so ent­setzlich, daß sie nicht den Wunsch haben, sich diese Photogra­phien noch einmal anzusehen. Diese Bilder zeige» die KM der Opfer des Anschlags.

Zweiundzwanzig Bilder find in diesem großen, gelben Kuvert, zweiundzwanzig grauenvolle Bildnisse. Auf den Pho­tographien erkennt man deutlich das Entsetzen der Menschen, die hier plötzlich durch das Attentat vom Leben zum Toir kamen. Alle diese Gesichter zeigen schreckliche Verwundungen. Zum Teil sind die Augen der Toten noch offen und sehen jetzt noch von den Bildern den Beschauer starr an.

Die Kriminalbeamten sitzen schwitzend. Das sind Männer, die den Tod, den gewaltsamen Tod, den ein Mensch erleiden kann, in mancher Art und in mancher Darstellung gesehen haben. Aber noch nie in ihrem Leben wurden sie so erschüt­tert wie bei der Betrachtung dieser Bilder.

Wie sie nun alle um diesen Tisch sitzen, kommt ihnen der Gedanke, daß es ein Gottesgericht ist, vor dem Matuschka steht.,

Wie wird er sich benehmen, wenn er diese fürchterlichen) Photographien zu Gesicht bekommt?

Er nimmt das Kuvert aus der Hand des Oberkonmnsstr»- Eine Sekunde wendet er es hin und her, dann öffnet er es und nimmt ein Bild nach dem anderen heraus. Er hält w in den Händen, betrachtet sie aufmerksam, kein Muskel zück in seinem Gesicht. Er bleibt vollkommen gleichgültig. Er legt die Photographien auf dem Tisch zurecht. Er breitet stk alle in einer Reihe vor sich aus. Dann packt er sie wieder zusammen, breitet sie noch einmal aus. Er betrachtet sie, M i nach der anderen. Dann sagt er gleichgültig:Das hier ist der Schaffner." (Fortsetzung folgt.)