Revision des Trianon-Bertrages?
Wien, 2. Jan. Im Zusammenhang mit den Erörterungen des Doua'u-Raum-Problems wird in Wiener politischen Kreisen ein Gerücht lebhaft besprochen, das, wenn cs sich bewahrheiten sollte, eine politische Sensation ersten Ranges bedeuten müßte. An Wiener Stellen will man nämlich davon wißen, daß man sich im Quai d'Orsay entschlossen habe, einer Revision des Vertrages von Trianon zuzu'timmeu. Prag
herrsche darüber grosze Unruhe und Nervosität. E'eiresch habe zwar in den letzten Monaten eine emsige Tätigkeit sur eine wirtschaftliche Zusammenarbeit der Tonau-Ltaaten entfaltet; Prag sei jedoch schwer enttäuscht darüber, daß mau in Paris über den Rahmen der voll der tschechoslowakischen Außenpolitik gesteckten Ziele weit yinauSgehe und Ungarn soweit entgegenkommend wolle, daß maii an dem durch die früheren Verträge geschaffenen Status guo im Donau-Raum rütteln wolle.' Wie cs heißt, soll Paris beabsichtigen, einer Revision der ungarischen Grenze in der Slowakei, aber auch Rumänien und Südslavieu gegenüber, znzustimmen. Der Zweck des Besuches des Köiügs Alexander von südslavieu in Paris sindc in diesem Zusammenhang seine Aufklärung. Auffallend ist jedenfalls, daß die wirtschaftliche Zusammenarbeit Ungarn- ulid der Tschechoslowakei in den letzten Monaten wiederholt das Thema politischer Reden führender ungarischer und tsche- chisck>er Politiker gebildet hat, und Bcthlens Formel, einer wirtschaftlichen Verständigung müsse eine politischen Verständigung zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei vorangchen, paßt sich in dieses Konzept gut ein. Oesterreich ist nach alledem in diesem Plane zunächst keine Rolle zngedacht. Oesterreich müsse, wenn es gelinge, Ungarn und die Tschechoslowakei zu einer Zusammenarbeit zu bringen, automatisch der neuen Gruppierung beitrctcn.
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Ein Wiener Korrespondent gibt die vorstehende Meldung unter allem politischen Vorbehalt. Es ist unwahrscheinlich, daß Frankreich um eines fragwürdigen Zieles willen das System der Pariser Borstadtfrieden selbst auflockert und damit die hartnäckig verfochtene Politik der Unantastbarkeit der Verträge mit unübersehbaren Folgen preisgibt. Das ganze Gerücht scheint uns vielmehr eine gerissene Propaganda, die Oesterreich von Grund auf der deutschen politischen Gedankenwelt entfremden möchte.
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Verbilligung von Kohlen für die hilfsbedürftige Bevölkerung
Stuttgart, 2. Jan. Laut einem Erlaß des Innenministeriums stellt die Reichsregiernng im Rahmen der Winterhilfe Mittel zur Verfügung, durch die der hilfsbedürftigen Bevölkerung für die Monate Januar bis März der Bezug von Kohle zu verbilligten Preisen ermöglicht werden soll. Zur Teilnahme an der Kohlenverbilligung sind berechtigt: die Hauptunterstützungsempfänger der Arbeitslosenversicherung und die Hauptunterstützungsempfänger der Krisenfürsorgc, in beiden Füllen soweit Familienzuschläge gezahlt werden; die von der öffentlichen Fürsorge laufend als Hauptunterstützte in offener Fürsorge unterstützten Personen nebst den Empfängern von Zusatzrentc nach dem RVG., soweit sie ausschließlich auf Rente und Zusatzrente nach dem RVG. angewiesen sind und soweit sic einen eigenen Haushalt führen. Die Empfänger von Kurzarbeiterunterstützung können an der Verbilligung nicht teilnehmen. Tie Verbilligung erfolgt auf Grund eines von der Reichsregierung herausgegebenen Bezugsscheins. Bc- zugsstellen für die verbilligte Kohle sind alle Kohlcnverkaufs- stellen, die sich bereit erklären, den Bezugsschein in Zahlung zu nehmen. Jeder Berechtigte kann monatlich 2 Zentner verbilligter Kohlen erhalten. Die Verbilligung von 30 Pfennigen muß in vollem Umfang den Unterstützungsempfängern zu Gute kommen. Die Ausgabe der Bezugsscheine erfolgt durch die Arbeitsämter und durch die Ortsfürsorgeverbände oder die von ihnen beauftragten Dienststellen/ Tie Oberämter und das Bürgermeisteramt Stuttgart erhalten zur Durchführung der Maßnahme Vorschüsse jeweils in Höhe des voraussichtlichen Bedarfs für einen Monat. Sofern den Oberämtern Mißbräuche bei der Ausgabe oder der Verwendung der Bezugsscheine bekannt werden, ist umgehend dagegen einzuschreiten. Das Bürgermeisteramt Stuttgart hat für den Bezirk der Stadtgemeinde Stuttgart die erforderlichen Maßnahmen zu treffen.
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Neuenbürg, i. Jan. Das längst erwartete Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis für die Anschlnßämter des Oberamtsbezirks Neuenbürg ist im Druck erschienen und kann ab Mittwoch dieser Woche von den einzelnen Postämtern zum Preise von 50 Pfennig erworben werden. Ein seitlich angebrachtes Register erspart beim Suchen der einzelnen Orte kostbare Zeit und läßt das große Landes-Verzeichnis als überflüssig crsckzeinen, wenigstens, sofern der Oberamtsbezirk in Frage kommt. Auch die Anschlüsse von Birkenseld, die bekanntlich durch das Fernamt Pforzheim vermittelt werden, sind aufgeführt, ebenfalls verzeichnet sind die Teilnehmer der Gemeinden Besenfeld und Simmersfeld. Wer sich wirklich Zeit und — Aerger sparen will, schaffe sich das neue Teilnehmer-Verzeichnis an.
Neuenbürg, i. Jan. (Münzenfund.) Man schreibt uns: Im Laufe des Sommers lWl wurde am «mdhang des Ncuenbürger Schloß der g s dicht unterhalb des staatlichen Geländes in einem Privatgarten ein österreichisches Drei- kreuzcr- oder Groschenstück aus geringerem Silber gefunden. ES lag in einer aus Ziegeln und Backsteinen bestehenden S-chuttschicht, die sich bis zu ziemlicher Tiefe unter der Humusschicht erstreckt und die jedenfalls von Erneuerungs- arbciten an dem Neuen Schloß unmittelbar darüber herrührt. Das gnterhaltene Stück mißt 22 Millimeter im Durchmesser und zeigt auf der einen Seite den österreichischen Bindenschild (Rot-Weiß-Rot) mit daranhängendem Feuerstein aus der Kette des Goldenen Vließes und der Umschrift: JI?LttIOVX JVSststist stl-VX-HH. Gemeint ist der deutsche Kaiser Maximilian I. (1193—1519), der in diesem Jahre 1514 Erzherzog von Oesterreich war. Auf der Rückseite sind die Wappen von Steiermark (feuerspeiender Panther), Kärnten (drei schwarze gehende Löwen in Gold gerade wie auch im schwäbischen Wappen) und Tirol (roter Adler im weißen Feld) mit der Umschrift ZDIstlb! EEXDtt DIFOI.8I (das letztere wohl fehlerhaft statt DIk?<H8).
Ta Neuenbürg an einem Verkehrsweg von der Rheinebene ins Nagold- und Neckartal lag, so läßt sich die Herkunft des Groschens leicht erklären. Möglicherweise steht die Münze aber auch im Zusammenhang mit den Beziehungen, die Neuenbürg in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zu Oesterreich hatte, Beziehungen, welche der leider allzufrüh für die Neuen- bnrger Geschichtsforschung verstorbene Archiv rat Dr. Mehring in seinen Beiträgen zur Geschichte von Neuenbürg (Besondere Beilage des Staatsanz. für Württemberg 1929, Nr. 8) aufgcdeckt hat. Nach der Vertreibung des Herzogs Ulrich im Jahre 1519 besetzte Franz von Sickingen Schloß, Stadt und Amt "Neuenbürg und hielt es bis zu seinem Tode 1.523 in seinem Besitz als Pfand für ein dem Erzherzog Ferdinand von Oesterreich gegebenes Darlehen von 20 000 Gulden. Erst nach Sickingens Tode kam Neuenbürg wieder zur Landschaft. Es war von Anfang an ans der Seite der Gegner des Herzogs Ulrich und hatte in dem Untervogt Hans Epp einen tatkräftigen Parteigänger der Oesterreicher und des Schwäbischen Bundes. Während dieser Zeitspanne wird wohl allerlei österreichisches Geld in die Stadt und i»S Amt gelangt sein. Epp besaß am Ncuenbürger Marktplatz ein Haus, Hofreite und Garten und war wohl Handelsmann. Nach Herzog Ulrichs Rückkehr 153 l wurde Hans Epp mit einem andern Ncnen- bürger, dem Stadtschrciber Jörg Wackenhut peinlich angeklagt und zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Ta er jedoch wohlhabend war, erließ man ihm gegen Bezahlung von 2000 Gulden die strafe unter der Bedingung, daß er das Städtle niemals verlasse. Der Stadtschreiber dagegen wurde von dem Stadtgericht zu Wildberg dazu verurteilt, daß dem Fünfund- siebzigjährigen vom Scharfrichter das württcmbergische Wappen auf die Stirn gebrannt, zwei Finger der rechten Hand abgehauen und er nach Bezahlung der Gerichtskosten aus dem Lande gejagt werden solle.
(Wetter b e r i ch t.) Westliche Luftströmungen beeinflussen wieder die Wetterlage. Für Dienstag und Mittwoch ist vielfach bedecktes, unbeständiges Wetter zu erwarten.
Birkenseld, 2. Jan. Ter Turnverein hielt auch in diesem Jahre eine Weihnachtsfeier ab, die erfreulicherweise sehr gut besucht war. Die Zusammenstellung des Programms war hervorragend; mit einem Prolog, der der heutigen Notzeit entsprechend gehalten war, wurde die Feier eröffnet. Nach einem Marsch der Musik kam die Jugend mit einem Vorspiel, Frei-, Stab- und Keulenübungen und Bodengymnastik. Man konnte sehen, daß die Turnwarte ihr Möglichstes getan haben und dafür auch reichen Beifall ernteten. Bei den Schülerinnen sah man etwas Neues, sie turnten am
Barren und man könnte glaube», daß das Geräteturnen bei den Mädchen bessere Fortschritte zu verzeichnen hat, wie bei den. Knaben. Weiter folgten die „Lustigen Heinzelmännchen" und „sah ein Knast ein Röslein stehn". Sodann folgte ein Volksstück „Mutter und Sohn", wobei jeder einzelne Spieler auf dem richtigen Platz stand. In den Zwisüienpausen war für gute Musik gesorgt. Es folgten Freiübungen der Jungturner; anschließend wurde von einer Turnerin eine „Tanzstuüie" vorgeführt. Weiter kamen Blitzstabübungen der Jungturner, darauf Barrentnrnen der Turner und Altersriege zur Vorführung. Ten Schluß bildeten die Leuchtkeulenübungen der Turnerinnen, die sehr schön ansgeführt wurden. In allem kann man sagen, daß der Turnverein auf eine wohlgelungene Weihnachtsfeier zurückblicken kann. 's.
Pirlcufelö, 2. Jan. Die hiesige Fe u e r w e h r k a p e ll e veranstaltete am Neujahrsfest ein in allen Teilen wohlgelungenes Konzert. Schon die Reichhaltigkeit des Programms und seines gediegenen Inhalts zeigte, daß die gut besetzte Kapelle es ernst nimmt mit ihrer Aufgabe. Es war ein glücklicher Gedanke, daß eine größere Anzahl der Mitglieder mit anderen Kräften für Streichmusik nusgebildet werden. Dadurch wurde das Konzert sehr abwechslungsreich gestaltet. Den ersten Teil der Vortragsfolge bestritt die Abteilung der Streichmusik. Sie lieferte mit ihren sechs Vortragsnummern saubere Arbeit und fand nachhaltigen Beifall. Hervorheben möchten wir nur die Stücke: „Auf rauhen Pfaden zu den Sternen" von llrbach, Ouvertüre zur Oper „Martha" von ,.slotow, Ouvertüre zur Oper „Allesandro Stradella" von demselben und „Die Welt war so schön", Marsch von Jünger. Aber auch der zweite Teil, die Harmoniemusik, kam zu ihrer vollen Geltung. Die stattliche Kapelle mit ihren gut geschulten Musikern ließ erkennen, daß sic immer an höhere Ziele sich heranwagt. Mit dem Marsch „Germanentreue" von Blankenburg haben sich die Bläser gut eingeführt. Das weiter Gebotene: Ouvertüre zur Oper „Die Zigeunerin" von Balfc, ebenso das melodische „Waldvögelein" von Mayr, „Dornröschens Brautsährt" von Rhode nötigten Hochachtung ab von den Leistungen der Spieler, die doch der Mehrzahl nach Arbeiter sind. Namentlich gefiel der Schlußmarsch aus der Oper „Die Zigeunerin", der zu einer Dreingabe Anlaß gab. Der männlich-kernigen Auffassung des Dirigenten Hcrm. Heinz entsprachen die sorgfältig aüschattierten Vorträge der mit voller Hingabe sich einsetzenden Spieler. Die Abwicklung des Programms dauerte über zwei Stunden. Das ist des Guten entschieden zu viel. Das Konzert hätte einen noch besseren Besuch vordient, ist aber mit der Not der Zeit zu entschuldigen.
Eonwctler, 3. Jan. Ohne großen Lärm und Getöse ist hier das alte Jahr in das neue hinübergeschlummert. Eine große Anzahl Menschen hatte sich bei der Kirche eingefunden und stand sinnend still, als die Glocken vom Turm den Jahreswechsel verkündeten. Feierlich erklangen die Weifen der hiesigen Feuerwehrkapelle, die die Chöre „Wieder ist ein Jahr verschwunden" und „Lobet den Herren" weihevoll zum Vortrag brachte. Von dem üblichen Neujahrsschießen, das auch früher immer von den „Bergen" gehört wurde, war fast gar nichts zu vernehmen. Auch in den Gastwirtschaften, wo der übliche Glühwein spendiert wurde, ging es ziemlich ruhig zu. Die Schwere der heutigen Zeit lastet auf allen Gemütern und einem jeden drängt sich die Frage auf die Lippen: Wird uns das Jahr 1932, aus das allerseits die größten Hoffnungen gesetzt werden, dem ersehnteil Ziele näher bringen? Möge jeder gute Wunsch des Einzelnen in Erfüllung gehen!
Gestern Nachmittag ^2 Uhr brach, jedenfalls infolge Backofendefekts in dem Anwesen des Gottlieb Fa aß Feuer aus, welches aber durch das rasche Eingreifen der Nachbarn und der hiesigen Feuerwehr rasch gelöscht werden konnte. Der Sachschaden ist unbedeutend.
Kurz nach 10 Uhr abends ertönte hier abermals Aeucr- lärm. In dem Schopf des Wilhelm Duß, Schindelmachers, brach auf bis jetzt noch ungeklärte Weise Feuer aus, das bei dem herrschenden Sturm rasch um sich griff, so daß nach kurzer Zeit die angebaute Scheuer sowie Wohnhaus in Hellen Flammen stand. Der hiesigen Feuerwehr, in Gemeinschaft mit der inzwischen eingctroffenen Weckerlinie Neuenbürg gelang es nach mehrstündiger, angestrengter Arbeit, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Schopf, Scheuer und Stallung sowie Wohnhaus brannten bis auf den Grund nieder. Der Brandgeschädigte ist versichert.
6urg!s otins 6lci5 oncs^orssri gurgis Noclrsn mit ««H/G/kF) I jetrt 90 u. 45 Mx.
Der Roman eines deutschen Detektivs. Von Kurt Martin.
Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain.
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„Ich glaube es nicht. Sagen Sie es mir doch! Nicht wahr. Sie haben sie noch?"
„Also, ja! — Noch ein paar."
„Sehen Sie! So unvorsichtig!"
„Sie liegen doch in meinem Tresor in der Villa. Wer sollte denn einen Verdacht haben!"
„Und — der Vertrag mit Neuländer? — Velügen Sie mich nicht!"
„Der liegt auch noch dort."
„Warum haben Sie den noch nicht vernichtet?"
„Weil ich das nicht für eilig halte. — Roeber ist tot. Neuländer sitzt sicher. — Also!"
„Sie waren leichtsinnig!" " '
„Ich kann Ihnen ja dann alles hierher bringen, damit Sie das Zeug verbrennen können."
„Das ist nicht nötig." .—
Rüdiger sah auf seine Hände, sah die Fesseln und fühlte eine Schwäche in sich aufsteigen. Er wankte gegen die Wand und keuchte.
„Was wollen Sie?" —
„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Herr Rüdiger! Die Paniere will ich aus Ihrem Tresor holen."
„Und Professor Dränier."
„Der ist bereits mein Gefangener."
„Oswin?"
Professor Kortmnnn lebt und ist gesund. Sorgen Sie sich nicht! — Auch Fräulein Hewald lebt."
Stein klopfte an die verschlossene Tür.
„Lotte!"
„Paul?"
„Bitte, öffne!"
Erich Rüdiger starrte auf die fick öffnende Tür. Er sah nicht die Frau, die ängstlich auf ihn blickte, sah nicht, fühlte nur das eine: Verloren, verloren!
Eine Viertelstunde später saß er im Herrenzimmer seiner Villa. Stein stand am offenen Tresor und hielt Brausers Briefe an Rüdiger in der Hand. Auch den von Neuländer erwähnten ersten Vertrag hatte er gefunden.
Der Kranke richtete sich plötzlich auf. griff an den Kopf, warf die Tücher beiseite, sprang, bis auf die Jacke fertig angekleidet, aus dem Bett und eilte zum Fenster. Er riß die Vorhänge zurück.
„Ich hole mir die Papiere selbst, Herr Rüdiger!"
Der hatte fassungslos erst auf den Menschen gestarrt, der da plötzlich so lebendig wurde, dann wandte er sich zur Tür und klinkte. Sie war verschlossen.
Paul Stein trat zu ihm. '"-5:^"','
„Die ist von außen zugesperrt. Wir sind ganz sich Es sieht uns niemand."
, Er faßte nach Rüdigers Händen.
„Erlauben Sie einmal."
Entsetzen malte sich in Rüdigers Augen. vJ „Kommissar Stein!"
„Wir kennen uns schon, nicht wahr ?"
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Er nickte zufrieden.
Das erhoffte ich hier. Sie woren derart leichtsinnig, daß Sie sogar solch schwerwiegende Beweise Ihrer Tat aufhoben! Professor Brüuser war klüger. Bei dem fand ich nichts. — Jetzt will ich einmal die Briefe der Reihenfolge nach ordnen. Sie haben ja die Umschläge mit aufbewahrt. Ich brauche mich also nur nach den Poststempeln zu richten. — Das sind die Briefe vom vorigen Jahr. Hören wir: „Ich bin soweit einverstanden und werde nächste Woche nach dort kommen, um mit Neuländer bekannt zu werden. Ich werde dafür sorgen, daß er nicht nur den neuen Vertrag annimmt, sondern daß er auch mit nach Görn zu mir geht. Dort wird sich dann alles finden. Ich habe mit Roeber so wie so noch eine alte Rechnung glatt zu machen. Das mag Neuländer besorgen." — Sehen wir weiter! — „Neuländer entspricht ganz meinen Wünschen. Roeber hat sein Kommen zugesagt. Es wird alles glatt gehen. Neuländer wird einzig und allein als Täter in Frage kommen."
Paul Stein nickre.
„So habe ich mir das gedacht. — Soll ich die nächsten Briese nach leien, oder geben Sie zu, daß Neuländer, unter dem Willen Brämers stehend, zu dem Mord an Otto Roeber gezwungen wurde, daß Sie der Anstifter waren und Brauser Ihr treuer Helfer? — Ja oder nein?"
„Und bekennen Sie, Dränier veranlaßt zu haben, Ihren Schwager. Professor Kortmann, irgendwie zu beseitigen? — Ja oder nein?"
„Ja. Aber Brauser bat mich beeinflußt. Er hat mich erst auf diese Gedanken gebracht."
„Schon gut! Damit kommen S>? mir nicht! — Nein. Sie sind der Anstifter! Sie haben Dränier? Geldgier ansgenützt und ihn sicb als Mordaenoiien aedungen! — Sie haben völlig ausgewielt! Denken Sie daran, daß ich schon lange Wochen bei Bräuset als Angestellter lebte und alle Fäden der Verbrechen — er hak noch mebr auf dem Gewissen —. in den Händen halte. — W>r fabren setzt zur Polizeidirektion. Dort werden Sie ein umfassendes Geständnis avkegen!"
Erst qeaen fünf Uhr nochmiktags kam Paul Stein in das Hotel Königshof zurück. Frau Lotte eilte ihm aufatmend entgegen.
„War das schrecklich, dies lange Warten!"
„Ich glaube es dir. Jetzt sind wir " fertig, Lottefrau!"
„Hat er gestanden?" ,
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„Alles!"
„Wie verhält er sich?"
„Er ist völlig zusammengebrochen. Sctz 'ic S:yulS
auf Brauser. — Doch jetzt Schluß damit. Ich bin am Ziel. — Heute nacht fahren wir zurück. Ich Habs schon mit dem Chauffeur gesprochen. Er ist einverstanden. — Und jetzt essen wir Mittag, Lottefrau. Ich habe sogar Sekt bestell^ denk mal, dir zu Ehren!"
„Aber Paul —" ..- - -
Er nahm ihren Kopf in seine Hände und küßte sie lange und andächtig. — —?
(Schluß folgt.)