Mt es doch vier Atttgttcder für 2Sjährige treue Ntttgliedschaft zu ehren. Er gedachte der unvergeßlichen Verdienste, die Fritz Re nt schier nicht nur durch Mitgliedschaft sondern auch als Vorstand dem Verein geleistet hat, weiter sind es die Mit­glieder Gottlob Kiefer, Gottlieb Kappler und Emil Rau, die er den Jungen zur Nachahmung empfehlen konnte. Aber auch der Turnverein darf stolz darauf sein, daß es sein ',5. Mitglied war, das er heute zum Ehrenmitglied ernennen durfte- Angesichts dieser vielen Männer, welche die Treue gehalten haben, darf es dem Turnverein um seine Zukunft nicht bange sein. Für die Geehrten dankte Fritz Rentsch- ler und versicherte den Verein auch ihrer ferneren Hilfe. Ein brausendes Gut Heil beschloß diese Ehrung. Nach halbstün­diger Pause, die dem Verkauf des Glückshafens galt, konnte per zweite Teil des Abends mit der Aufführung des zwci- aktigeu DramasIn der Falkenschlucht" begonnen werden und war daS Lob der Spieler nur ein einheitliches. Das folgende StückSpuk in der Nacht" konnte keinen durchschlagenden Er­folg bringen, cs waren Spieler, die zum erstenmal die Bretter betraten und vom Lampenfieber geplagt waren. Immerhin sei lobenswert der Tanz der beiden Diebe und der sechs Tanzgruppen gedacht. Das SchlußstückDer Pantoffelheld" hielt die Lachmuskeln der Zuschauer in anhaltender Bewegung und den Spielern gebührt uneingeschränktes Lob. Die ganze Aufführung war ein Erfolg, wie man ihn seit Jahren beim Turnverein gewöhnt ist und auch der klingende Erfolg wird iür die Vereinskasse ein spürbarer sein. Gut Heil! ... dt.

.Horrenalb, 28. Dez. Die Weihnachtsfeiertage sind bei dem überraschenden Witterungswechsel, der am Heiligen Abend eintrat, recht still verlaufen; dagegen wiesen alle gottesdienst­lichen Veranstaltungen einen sehr starken Besuch auf. In der evangelischen Kirche vereinigten sich der Liederkranz Her- renalb und der Kirchcnchor (Lehrer Klent) unter Leitung von Oberlehrer Breymahcr zum tiefergreifenden Vortrag einer neueren Komposition der Botschaft:Ehre sei Gott in der Höhe" im Satz für gemischten Chor. Der Licderkranz wird in der Silvesternacht eine Halbe Stunde vor Neujahrsbeginn inmitten der Stadt auf der großen Brücke drei Chöre zum Vortrag bringen:Herr, bleibe bei uns", Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" undEs ist so still geworden". Das dankenswerte Vorhaben findet gewiß all­gemeinen Anklang und sollte auch künftig an Stelle von lärmvollem Treiben treten.

Wilvbad, 29. Dez. Am zweiten Wcihnachtstag gegen Mitternacht verspürten Gäste und Bewohner desWildbader Hof" in den Wirtschaftsräumen intensiven Gasgeruch, der von der König-Karl-Straße her eindrang. Sofort nngcstellte Un- rersuchungen unter Leitung von Stadtbaumeister Winkler er­gaben einen Gasrohrbruch am Hauptstrang. In den Vormit­tagsstunden des Sonntag scheint beim Suchen nach der Bruch­stelle ein durch das Graben entstandener Funke das aus­geströmte Gas in Brand gesetzt zu haben, so daß an verschiede­nen Stellen der Straße sich Gasflammen bildeten, die glück- iickurweise keinen weiteren Schaden verursachten.

Schneeberichte

Wildbad Sommerberg. Schneebericht: 25 bis Ä) Zenti­meter, davon 5 Zentimeter Neuschnee, minus 5 Grad, im Tal minus 2 Grad, klarer Himmel, Pulverschnee, Skibahn sehr gut.

Griinhütte. 35 Zentimeter Schneehöhe, davon 5 Zenti­meter Neuschnee, Pulver, minus 0 Grad, Tkibahn sehr gut.

Dobel. Schneehöhe 23 Zentimeter, davon 13 Zentimeter Neuschnee, Pulver, Nordwcstwind, minus 5 Grad, Skibahn sehr gut, Rodel gut.

Schömberg. Schneehöhe 1921 Zentimeter, Pulver, Him­mel bedeckt, minus 3 Grad Celsius, Skibahn überall sehr gut, Sprungschanze!

Sylvesteraberglaube«

Die Menschenkinder, die neugierig vor dem dunkle» Vor­hang der Zukunft stehen, versuclien immer dann ein Zipfelchen des Vorhangs zu lüften, wenn in der willkürlich von ihnen ausgestellten Zeiteuuhr ein neuer Abschnitt sich ankündigt. Ganz konsequent gilt die Silvesternacht als eine Zeitspanne, in der eine Frage an das Schicksal frei ist. Ein bißchen Aber­glaube ist fast mit allem verbunden, was mit der Silvester­nacht zusammenhängt. Die Hausfrau wird beim Karpfenkauf einen rogeuen verlangen, denn je mehr Rogenkörner der Silvesterkarpfen hat, umsomehr Geld gibt es im neuen Jahr. Eine Schuppe des Silvestzwkarpfens in den Geldbeutel getan, soll ebenfalls Wunder wirken, vorausgesetzt, daß man sie das ganze neue Jahr aufbewahrt. Die große Schicksalsfrage nach dem ersehnten Mann beantwortet ein einfaches Orakel. Die sorgfältig geschälte und zusammenhängende Schale eines Apfels wird über den Kopf nach hinten geworfen. Die Form der auf dem Boden liegenden Schale zeigt den Buchstaben des Erwählten an. Allerdings ist festgestellt worden. Laß die Apfelschale sich lieber zu L, O, O oder 8 formt, als zu ll, b oder ll- Das sichere Orakel ist aber immer noch das Blei­gießen um die Mitternachtsstunde. Die beim Bleigießen ge­wonnenen Figuren zeigen das Schicksal des Gießers im neuen Jahre an. Wie die Figuren aus den Gedärmen der Schlacht­tiere das Schicksal weissagten, so muß jetzt der Bleigießer aus den ähnlich bizarren Formen der Bleiklumpen sein Schicksal für das kommende Jahr enträtseln. Ein Kniff sei zum Schluß verraten, wie man das Bleiorakel wunschgemäß beeinflussen kann. Wenn man viel Geld fürs neue Jahr ersehnt, also vielMoos" haben möchte, so muß man den Bleigießlöffel recht nahe über das Wasser halten, dann zcrspritzt Las Blei in eine breite Masse. Vorausgesetzt, daß man die nötige Anzahl Gläser Punsch intus hat, wird cs einem dann nicht schwer fallen, zu glauben, daß trotz Notverordnung der Zaster im Jahre 1932 wachsen, blühen und gedeihen wird.

Mit zweierlei Matz gemessen?

Vom Reichsverband ländlicher Arbeitnehmer wird ge­schrieben: Was die Staatsholzhauer in Württemberg befürch­tet haben, ist eingetreten. Ihre bereits um 17 bis 27 Prozent ab 1. November 1931 gekürzten Löhne sollen nochmals um 19 Prozent gekürzt werden. Damit hätten die Holzhauer einen Lohnabbau seit März 1931 von 33 Prozent für die nieürigst Betroffenen und von 48 Prozent für etwa die Hälfte der Beschäftigten. Daß ein solcher Abbau nicht im Sinne der Notverordnung gelegen ist, wurde erst kürzlich bei einer Be­sprechung des Reichsarbeitsministers mit den Spitzengewerk­schaften zum Ausdruck gebracht. Da, wie bereits früher betont, nicht der Schlichter, sondern der Finanzminister für die Ent­scheidung zuständig ist, hat sich der Reichsverband ländlicher Arbeitnehmer durch den Abgeordneten Genglcr an diesen ge­wandt und hervorgehoben, Laß ein Beharren auf einem weite­ren Abbau bei den Holzhauern den Schein erwecken müsse, daß mit zweierlei Maß gemessen werde bei Beamten und Arbei­tern. Wie bekannt, wird bei den württembergischen Beamten der Mehrabbau gegenüber den Reichsbeamten bei >der Notver­ordnung angerechnet, während bei den Holzhauern dies an­geblich nicht möglich sein soll. Es sollte die besondere Lage der Holzhauer berücksichtigt und bedacht werden, daß es beim Abbau im Februar 1931 wie beim Abbau ab 1. Hchvember

1931 keinerlei Freigrenze gegeben hat, während eine sowie bei der Beamtenschaft bis zu 151X1 RM. bestanden hat.

In einem noch nie dagewesenen Ausmaß leiden die Holz­hauer unter den Einwirkungen der Wirtschaftskrise. Holz­hauer, die sonst seit Jahrzehnten nie ohne Walüarbeit waren, sitzen monatelang zu Hause und finden keine Beschäftigung. Die Arbeitslosenunterstützung ist bei vielen abgelaufcn und die Waldgemeinden sind nicht in der Lage, den Leuten ge­nügend unter die Arme zu greifen. Trotz wiederholter An­träge des Reichsvcrbands ländlicher Arbeitnehmer wurden die Holzhauer nicht allgemein zur Krisenunterstützüng zugelassen. Ein neuer Antrag bei der Reichsarbeitsverwaltung vor eini­gen Monaten wurde in dem Sinne beantwortet, daß eine generelle Regelung für daS Reich nicht gegeben sei, daß viel­mehr die Landesarbeitsämter von Fall zu Falk zu entscheiden hätten. Anträge bei den einzelnen Landesarbeitsämtern hat­ten teilweise Erfolg. So wurden erst kürzlich im Landesar­beitsamtsbezirk Bayern die Holzhauer zur Krisenunter­stützung zugelassen. Anträge im Südwestbezirk wurden aber bisher 'abgelehnt. Wie wir erfahren, soll nun Anfang Januar zu den Anträgen beim Fachausschuß des Ländesarbeitsamts erneut Stellung genommen werden. Es wäre zu wünsckien. daß endlich dem Verlangen der Holzhauer Rechnung getragen und sie zur Krisenunterstützung zugelassen würden.

Württemberg

Klosterreichenbach, OA. Freudenstadt, 29. Dez. (Brand.) Am Montag nachmittag brach in dem Wohnhaus des Sägers Bernhard Kallsotz Feuer aus. Da ein Ucbergreifen des Feuers aus das benach­barte Gasthaus z.Ochsen" zu befürchten war, mutzte außer der Feuerwehr von Klosterreichenbach auch der Löschzug von Baiersbronn alarmiert werden. Dos Haus des Kallfaß brannte vollitändig aus. Das Mobiliar konnte teilweise gerettet werden. Die Bcandursache ist unbekannt.

Freudenstadt, 29. Dezbr. (Schneesturm.) In der vergangenen Nach« gab es einen richtigen Schneesturm, der Ersatz für den ge­schwundenen Weihnachtsschnee geschaffen hat. Die Schneehöhe betrug heute früh zirka 15 Zentimeter.

Stuttgart, 29. Dezbr. (Einnahmen und Ausgaben des Landes Württemberg) Nach dem Ausweis über die Einnahmen und Aus­gaben des Landes Württemberg im Rechnungsjahr 1931 haben bc tragrn bis Ende November 1931 im ordentlichen Haushalt die Mehr- ausgaben 18 426 000, im außerordentlichen Haushalt die Mehraus­gaben 4 755 MO RM.

Tübingen, 29. Dezbr. (Landestr-ffsn der Schwäbischen Turner- schast.) Als Tagungsort des Landestrrffens der Deutschen Turnerichast, Kreis Schwaden, am 6. und 7. Auaup 1932 ist Tübingen ausersehen. Man rechnet mit mindestens 4000 Teilnehmern, deren Unterbringung jesock. keine Schwierigkeiten macht. Ansanvs August haben bei der Universität bereits die Ferlen begonnen, sodaß genügend Studenten- ztmmer zur Verfügung stehen. 'Auch an Massenquartieren fehlt es hier nicht.

Tailfingen, OA. Balingen, 29. Dez. (Trichinen ausgesunden.) Zu Anfang dieses Monats wurden bei zwei verschiedenen, zirka Jahre alten Schweinen, von denen das eine aus Hohenzollecn, oas andere aus Baden stammte, verkalkte Trichinen in größerer Zahl oorgesunden. Der Fund wurde von Vet.-Rat Dr. Landenberger in Ebingen und im Anschluß daran auch von dem tierärztlichen Landes­untersuchungsamt in Stuttgart bestätigt. Das Fletsch der beiden Tiere wurde ihren früheren Besitzern (Erzeugerr) in abgekochtem Zustande zurückgegeben. Die Stadtverwaltung ließ ihren beiden Tttchtnen- schauerinnen als Anerkennung für ihre Aufmerksamkeit eine Prämie von je 20 Mark zukommen.

Mm, 29. Dez. (Der nützliche Traum.) Großes Glück hatte ein Mann, der auf der Reise von Ulm nach Lauphüm den Elsenbahn- zusammcnstoß bei Laupheim miterlebt hat. Er mußte im Auftrag einer Firma zwei kostbare Speiseservice dem Besteller überbringen und man hatte absichtlich diese B söcdernngsart gewählt, well man befürchtete, es könnte den empfindlichen Porzellanen bet der Versen­dung als Expreßgut etwas zustaßen. Wie von einer Ahnung beein­flußt, holte oer Bieters bei Rißtiflen sein Handgepäck aus dem Netz und legte cs aus seinen Schoß. Als ihm ein Brkannter sagte, das sei doch noch nicht Laupheim, erwiderte der Gegcnüdersitzende:Mir hals heute nacht von Scherben träumt und j tz> Hab ich immer Angst". Im wetteren Verlaufe der Fahrt hat sich gezeigt, daß die Ahnung nicht getrogen hat.Träume sind Schäume" aber es kann auch einmal anders sein.

Hall, 29. Dez. (BangkokSchwäb. Hall.) Don einer Spitzen­leistung der Technik im F-rnsprechwesen können wir heute berichien. Am Christfestmorgen wurde eine fernmündliche Verbindung zwischen Bangkok, der Haupfftadt von Siam (Hinter-Fndien) und Schwäb. Hall hergestellt. Der Telesondraht gab oas G sprach auf den Sender tu Bangkok, der es drahtlos nach Nauen bei Berlin übermittelte, von wo aus er wieder das Telesontzabel nach Hall weiterleitete. Herr Sc. med. Otto Schwend, prakt. Arzt in Bangkok, sprach mit seinen Angehörigen in Hall. Die Verständigung war, wie man dem Haller Tagblatt" mitteilt, so gut wie bei einem Ortsgespräch.

Vom Bayerischen Allgäu, 29. Dez. (Mit 95 Jahren verbrannt.) In Looach bei Fussen hörten die Leute aus einem Hause Hilf-ruse. Sie Enkelktndrr der in dem Hause wohnenden 95jährigen Groß­mutter stürzten in die Schlafstube und fanden die Frau in hellln Flammen. Die Frau hatte einen Wachsstock angezündei: wobei ihre Kleider Feuer fiagen. Den schweren Brandwunden erlag die Frau am andern Morgen.

Noch immer Glulherde irr Stuttgart

Stuttgart, 29. Dez. An der Brandstätte des Akten Schlosses in Stuttgart ist die Motorspritze nach jetzt achttägi­ger Tätigkeit noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Der südliche Teil des ausgebrannten Ostflügels muß noch immer dauernd unter Wasser gehalten werden, da sich hier noch zahl­reiche Glutherde befinden.

Jur übrigen raucht und glimmt es noch fortwährend aus verschiedenen ausgebrannten Mauerkellen. In Fachkreisen rechnet man damit, daß der Brand sogar in einer weiteren Woche noch nicht ganz gelöscht sein wird, da mqn au die gefährlichsten Brandstellen einfach nicht herankommt. In dem ausgebrannten Mittelbau des Schlosses sind im Laufe der Nacht wieder einige Decken eingestürzt. Mit den noch weiter zu erwartenden Dcckcnciustürzen vergrößert sich natürlich auch, die Einsturzgefahr der Außenwände.

Branddirektor Wagner aus Berlin, der gestern eingehend die Stuttgarter' Brandstelle besichtigte, erklärte in einer Unter­redung mit einem Korrespondenten, bei der altertümlichen Bauart des Schlosses habe von vornherein die Möglichkeit be­standen, daß das Feuer unbemerkt tagelang in Len Decken und Wänden nistete. Die gegen die Stuttgarter Feuerwehr gerichteten Vorwürfe seien haltlos. Die Feuerwehr habe recht daran getan, rechtzeitig eine Position aufgegeben zu haben, die nicht mehr zu retten war. Ein Autzenangriff auf den Feuerherd wäre wegen des weichen Rasenbodens überhaupt nicht möglich geweserr. Außerdem hätte das auch gar nichts genützt, weil ja das Feuer nicht in den Znnmern, sondern unter den Decken brannte. Der einzige Außenangriff der Feuerwehr hätte das Zertrümmern der Leitern zur Folge gehabt. Die Taktik der Feuerwehr bei dem Schlvßbrand ent­spreche jahrzehntelangen Erfahrungen im Feuerlöschtvesen. Das Vorgehen der Stuttgarter Feuerwehr sei durchaus ein­wandfrei.

Amtliche Aufklärung zum Brand im Alle» Schloß

Stuttgart, 29. Dez. In einer Pressekonferenz heute vor­mittag gab Präsident Kuhn von der Bauabteilung des Fi­nanzministeriums über den Brand im Alten Schloß folgende Aufklärungen:

Ein Eingreifen der staatlichen Behörden in die Anord­nungen der Feuerwehr wurde nicht versucht, da sie sich bewußt waren, daß die Leitung der Feuerbekämpfung allein Sache der Feuerwehr der Stadt Stuttgart ist. Die Beamten der Finanz- Verwaltung beschränkten sich darauf, der Feuerwehr auf Be­fragen über die baulichen Verhältnisse des Schlosses Aus tun ff zu geben. Ein offener Brand wäre viel leichter zu bekämpfen gewesen. Ein Verhängnis war der versteckte Brandherd in« Zwischenbodcn. Die Mauer zwischen Südturm und Kirche, die das tiefbedauerliche Unglück verursachte, wurde Lurch den Schub des in sich zusammenstürzenden DachstuhlteUs und der Schornsteine hinausgedrückt und damit zum Einsturz gebracht. Der Mauer selbst konnte niemand von außen ansehen, daß hinter guter Vormauernng sich schlechtes Bruchsteinmaucrweff befand.

Seit 1924 wurden für Verbesserung der baulichen Verhält­nisse im Alten Schloß zwecks Erhöhung der Fenersicherheit rund 350000 RM. aufgewendet. Die schrittweise Räumung war seit Jahren wohl überlegt und auch längst in Angriff genommen: ganz allmähliche Räumung sämtlicher Wohnun­gen, schrittweise Zuteilung derselben an die Sammlungen nack Vornahme der nötigen baulichen Veränderungen in feuersiche­rer Weise. Daß gerade der Ostflügel, der zuletzt an die Räu­mung und an Len llmbau kommen sollte, vom Brand erfaßt wurde, ist ein besonderes Unglück. Die Einbau einer Zentral­heizung wäre ohne weitgehende Zerstörung der Gebälke unk Beeinträchtigung des Jnnenbaus nicht durchführbar gewesen. Der Staat müßte über viele Millionen verfügen, wenn er in allen seinen ähnlichen Bauten lediglich aus Sicherheits­gründen Zentralheizungen einrichtcn wollte. Angeregt Lurch den Brand ini Neuen Bau in lllm hat der Staat die Ge­bäude des ganzen Landes einer gründlichen Nachprüfung be­züglich Feuersicherheit unterzogen. So wurden schon 1924 i« Alten Schloß und zwar auch im abgebrannten Flügel mehrere feuersichere Trennwände eingezogen.

Aus diesen Ausführungen dürste hervorgehen, daß bei der gegebenen Eigenart eines 400 Jahre alten Schlosses alles getan wurde, was in den heutigen Zeiten möglich war. lieber !das weitere Schicksal des alten Schlosses schweben zurzeit Beratun­gen des Staatsministeriums. Bis setzt kann nur gesagt wer­den, daß eine Entschließung der Regierung über die weitere Zukunft des Alten Schlosses erst nach Beendigung der Ausrän- mungsarbeiten und Untersuchung der Mauerreste getroffen werden kann.

Die technischen Hochbau berichterstatter bei der Bauabtei­lung des Finanzministeriums, Oberbaurat Schott und Ober­baurat Kiefner erklärten, der durch den Brand angerichtete Schaden sei noch nicht zu übersehen. Die angegebene Summe von 5 bis 6 Millionen RM. sei weit übertrieben. Die eigent­liche Brandursache ist noch ein Rätsel. Kurzschluß kommt nicht in Frage.

Oberregiernngsrat Gerhard vom Staalsrcntamt teilte noch mit, daß die Aufsicht über Las Alte Schloß bei Tag der Hausverwalter, und bei Nacht ein besonders angestellter Pri­vater Nachtwächter hatte; die immer ihre Pflicht erfüllt hät­ten. Das Neue Schloß wird bei Nacht von einem Angestellten der Nachtwach- und Schließgesellschaft ständig kontrolliert. In der Akademie übt die Schutzpolizei die Wache aus.

Die Feuerwehr wehrt sich

^ Stuttgart, 29. Dez. Namens der Mannschaften der Städt. Feuerwehr erläßt Oberfeuerwehrmann. Eberhardt eine Erklä­rung, in der es heißt: Die Mannschaften der städt. Feuer­wehr, unter denen sich Leute mit 20- bis 30jähriger Dienstzeit befinden und die deshalb bei aller Bescheidenheit wohl das Recht für sich in Anspruch nehmen dürften, ihre sachtechnische Ansicht zu äußern, bedauern sehr, daß in der Oefsentlichkeit an den Feucrlöschmaßnahmen bei dem Brand des Alten Schlosses eine Kritik geübt wurde, die der Richtigkeit und Sachlichkeit entbehrt und sich nur aus der völligen Uekenntnis der tatsäch­lichen Verhältnisse und der technischen Möglichkeiten erklären und mit ihr entschuldigen läßt.

Als die Feuerwehr auf dem Brandplatz eintras, hatte jeder Feuerwehrmann den Eindruck eines größeren Balkenbrandcs. Erst nachdem das Feuer in mühevoller Arbeit durch Aufbre­chen der Decken und Böden bloßgelegt worden war, zeigte sich die große Gefährlichkeit; eine Gefährlichkeit insbesondere auch wegen der ganz eigenartigen Baukonstrnktion mit den zahl­reichen und weitverzweigten horizontalen und vertikalen Hohl­räumen, die nach der Bloßlegung durch den Zutritt der Lust wie Kamine wirkten und in denen das Feuer sich außerordent­lich rasch weiterverbreitete. In Erkenntnis dieser großen Ge­fahr hat die Leitung dann sofort Verstärkung herbcigerusen. Bis diese eintraf, hatte die Feuerwehr schon zahlreiche Ver­luste durch Rauchvergiftung erlitten.

Die Leistungen der freiwilligen Feuerwehren in allen Ehren sie haben später viel und Wertvolles geleistet, aber in diesem Stadium war für ihre Hilfe kein Raum, keine Möglichkeit zur Betätigung. Sic verfügen auch nicht über die genügende Zahl Gasmasken, die für solche Fälle dem Kops und Gesicht jedes einzelnen Feuerwehrmannes aufs genaueste angepaßt sein müssen (eingeschwitzt" sein müssen, sagt der Fachmann); außerdem erfordert die Verwendung der Rauch- schutzgeräte eine ständige Hebung, die die Mannschaften der freiwilligen Feuerwehr nicht haben können, well ihnen die Gelegenheit dazu fehlt. Hätte man die freiwillige Feuerwehr in Liesen mit undurchdringlichem Rauch erfüllten Räumen eingesetzt, so wäre eine Menge weiterer Rauchvergiftungen dir unausbleibliche Folge gewesen.

Der von dem Laien so lange vermißte Außenangrifs gegen das Feuer hätte der Mannschaft des Jnnenangrifss nur Asche und Steine, Wasser und Ranch ins Gesicht getrieben; er war zudem nur möglich über mechanische Leitern, die aber auf dem Weichen Rascnboden zu tief einsinken und dann leicht ins Schwanken geraten, die auch, wie z. B. ein tragisck-er Fall in Baden-Baden gezeigt hat, bei stärkeren Schwingungen in ihrem oberen Teil gerne abbrechen und Todesfälle im Gefolge haben. Außerdem war die Gefahr des Herabstürzens von Bauschutt nicht gering. Ein Erfolg wäre von einem Außen­angriff, solange der Jnnenangrisf fortgesetzt werden konnte, nicht erzielt worden, und er konnte nach Lage der eigenartigen Verhältnisse auch später nur bescheiden sein.' Für die Rettung dessen, was zu retten war, galt es, die Mannschaften auf den oberen und unteren Flügel zu zentralisieren, um dort ein Neberspringen des Feuers zu verhindern. Dieses Uebersprin- gen drohte umsomehr, als die Brandmauer nur bis zum Dach­stock hinanfreichtc und außerdem auch Türen und andere Oeff- nung-en hatte.

Der Einsturz der Mauer an der Dorothecnstraße war lediglich dadurch verursacht, daß das Mauerwerk, wie sich erst hinterher zeigte, großenteils aus Bruchsteinen bestand, ver­bunden mit schlechtem Mörtel, der durch die Wastermassen zum Erweichen kam und dann die Faffadcnmauer abrutschen ließ. Es war kein eigentlicher Einsturz, sondern ein Abrutschen einer mittleren Wand, der dann der obere Teil der Mauer nachMrzte.