Ludwigsburg. 27. Dez. (Gas vergiftet.) Von einem tragischen Tod ist «n der Nackt zum Dienstag der frühere Brauereibesitzer. Privatmann August Knödel, in seiner Wohnung ereilt worden. Der- muilich durch unvorsichtige Handhabung des Gasofens ist diesem Gas entströmt, dos den alten, alleinstehenden Herrn betäubte. Als er am Dienstag vormittag von Hausbewohnern vermißt wurden, drangen diese in die Wohnung und fanden den Verunglückten wie schlafend in der Sosaecke sitzend tot vor. Der Verstorbene leitete bis vor etwa 30 Jahren die von seinem Schwiegervater Gemeindecat Katz über­nommeneBrauerei zum Kronprinzen" mit großer Umsicht.

Göppingen, 27. Dez. (Uneinigkeit in einem Gemeinderat.) Bei einer vieler Tage im nahen Hetningen abgehaltenen Gemeinnerats- sitzung stand auch eine Gemeindegerichtsoerhandlung auf der Tages­ordnung, der mehrere Erwerbslose zuzuhören wünschten. Dies war mehreren Gemetnderäten unangenehm, weshalb beantragt wurde, diesen Punkt unter Ausschluß der Orffeniltchkeit zu verhandeln. Der Antrag wurde mit Rücksicht auf die gesetzlichen Bestimmungen odgelehn». Daraufhin verließen sämtliche Grmeinderäte bis auf zwei den Sitzungs­saal, sodaß die S tzung ausgehoben werden mußte. Wie man hört, soll von der Aufsichtsbehörde eine Untersuchung über den Vorfall ein- geleitet werden.

Gmünd. 27. Dez. (Die Reichswehr beschert hundert Kinder und Familien.) Ein Freudenfest besonderer Art war der 18. Dezember für hiesige Kinder von drei dis 12 Jahren aus den Kinder- und Volks- schulen. Wie j des Jahr, so ließen sich auch Heuer die Soldaten der Reichswehr von ihrer Löhnung stets einen bestimmten Betrag ob- Ziehen, um den von der Schule bezeichncten Kindern eine Weihnachts­oorfreude zu macken. Außer der Kinderbescherüng veranstalteten die Angehörigen des Ausbildungsbataillons noch eine weitere Sammlung freiwilliger Spenden und brachten eine recht hübsche Summe zusam­men. So konnten wiederum 100 Familien arbeitsloser Volksgenossen bedacht werden.

Tettnang, 27. Dez. (Stadtrat, Nachtwächter und Totengräber.) Hier wird wieder der Posten eines Nachtwächters geschaffen, nachdem der Polizeioberwachtmeister wegen strafbarer Handlungen entlasten und sein Posten eingezogen worden ist. Als ein Zeichen der Zeit ist es anzusehen, daß sich um die Stelle 28 Personen beworben haben, darunter auch zwei Stadträte. Gewählt wurde Stadtrat Zimmer­meister und Feuerwehrkowinandant Brielmaier. Unter den Bewerbern befand sich auch der Nachtwächter, der vor 10 Jahren abgeboul wurde. Da der neue Nachtwächter seine anderen Aemter beibehält, so wird der seltene Fall eintretcn, daß im Gsmeinderat der Nacht­wächter und der Totengräber vertreten sind, denn bei der letzten Ge- melnderatswahl wurde auch der Totengräber zum Stadlrat gewählt.

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Imnau, 28. Dezember. (Quellenkauf.) Kürzlich fand aus dem Amts­gericht Haigerloch die Zwangsversteigerung der Mineralwasser-Heil- Quelle Imnauer Zoller-Sprudel samt allen dazugehörigen Grund­stücken statt. Besitzer war bisher Matthäus Haid aus Imnau. Die Quelle wurde von dem Gläubiger Dehner zumAdler" in Tannheim um 6000 RM. unter Uebernahme der rückständigen Steuern und 500 R.-Mark Hypothek gekauft.

Lindau, 27. Dezbr. (Aus Schreck gestorben.) In Lustenau er­zählte im Wirtshaus ein Mann seinem Nachbarn, daß er einen größeren Geldbetrag über die Grenze schmuggeln werde. Der Nach­bar zeigte für diese Angelegenheit so großes Interesse, daß dem Schmuggler der Gedanke kam, es mit einem Gendarmen in Zivil zu tun zu haben. Darüber erschrak er dermaßen, daß er vom Schlag getroffen tot zu Boden fiel. Die 52 000 Franken, die er bei sich- führte, wurden beschlagnahmt.

Die «eue Bausparkasse Wüsteurot verboten

Heilbronn, 21. Dez. Der Senat beim Reichsaufsichtsamt mr das Verstcherungsgewerbe hat, nachdem das Amt in der letzten Zeit eine größere Anzahl von Bausparkassen an Ort und Stelle geprüft hatte, entschieden, daß in 5 Fällen Antrag auf Eröffnung des Konkurses zu stellen ist. In 6 Fällen hat der Senat die Betriebs-untersagung ausgesprochen, bei 0 Bau­sparkassen hat er gleichzeitig die Aufsichrseinsetzung eines Ver- mögensvcrwalters angeordnet. Am 6. Juni 1931 hat der Reichstag ein sogenanntes Bausparkassengeseh verabschiedet. Dieses Gesetz stellt sämtliche Bausparkassen ab 1. Oktober 1931

12 Jahre LandwirMaftskammer

Die Württ. Laichwirtschaftskammer wurde im Jahre 1920 als eine der letztere Kammern im Deutschen Reich errichtet. Zwei seck^jährige .Wahlperioden sind nunmehr abgelaufen und am 21, Januar des kommenden Jahres findet die dritte Wahl der Kammermitglieder statt. Die Landwirtschaftskam­mer hat die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und den Gartenbauzu vertreten und zu fördern und alle Fragen zu behandeln, die die Landwirtschaft und ebenso auch ihre Angestellten und Arbeiter berühren. Sie hat außerdem die Landwirtschaftspflege auszuüben und sie ist von der Regierung in wichtigen landwirtschaftlichen Fragen zu hören. Die Finanzierung erfolgt in der Hauptsache durch eine Um­lage auf land- und fortwirtschaftliche Grundstücke. Sie be­trägt im Landesdurchschnitt 12 Psg. für den Morgen. Der Umlagesatz ist der niederste im Reich.

lieber die Tätigkeitder L a n d w i r t s cha ftsk am - mer in den letzten 12 Jahren enthält das Württ. Wochenblatt für Landwirtschaft Nr. 52 eine aufschlußreiche Zusammenstel­lung. Sie gibt ein interessantes Bild von dem umfassenden Tätigkeitsgebiet der Kammer. Während in den ersten Jahren nach dem Krieg unter dem Druck der mangelnden. Lebensmit­tel das Hauptziel die Produktionsförderung war, trat nach der Inflation unter dem Druck des starken Aus­landsangebots die Qualitätsförderung in den Vorder­grund. Tie Ueberproduktion auf dem Weltmarkt führte zur Absatzstockung und das neue Ziel war infolgedessen die A b - s atz f ö r d e ru n g. Der schlechte Absatz führte zu einem Preis­sturz und es begann, besonders ans wirtschaftspolitischem Ge­biet, der Kampf um die Preise. Und heute noch tobt dieser Kampf um eine Angleichung der Preise, um die Verminderung der Zinsenlast und um die Ent­schuldung der gefährdeten Betriebe. Im Betrieb selbst muß jetzt das Losungswort heißen: Produktions­verbilligung und P ro duktio n sv e r be sse r u n g ohne Steigerung der Ausgaben

Diese Hauptziele hat die Landwirtschaftskammer in ihrer 12jährigen Tätigkeit zielbewußt angestrebt. Das geht aus dem erwähnten Tätigkeitsbericht hervor, aus dem auszugsweise einige charakteristische. Zahlen im nachfolgenden mitgeteilt werden sollen:

Auf dem Gebiet des Pflanzenbaus wurden 571 Bor- Uage, ION Pflanzenbaukurse, 26 Maschincnlehrgänge und 128 Wrünlandlehrgänge gehalten. An Versuchen wurden zwecks Verbesserung der Qualität, der Sortenvereinheitlichung, der Ertragssteigerung und der Verbilligung der Erzeugung durch- gesuhrt 1031 Sort-, 1017 Düngungs-, 711 Kultur- und 430 Futteraiibauverfuche. Daneben wurden 19 sogenannte Ber- suchsringe unterhalten. 17 Mo Bodenproben wurden unter- Eaatbauwirtschaften wurden von der L.K. anerkannt, «re lieferten jährlich 30 000 Zentner anerkanntes Saatgut. l< fahrbare Reinigungsanlagen ziehen von Dorf zu Dorf, um das Saatgut einwandfrei zu reinigen. Schädlingsbckämp- tmrgsversuche sind über 2500 durchgeführt worden. 91 Ma- schlnenprufurigeil, 76 Maschinenvorführungen und viele Prü­fungen elektrischer Anlagen förderten das landwirtschaftliche

unter die Kontrolle des Reichsaufsichtsamtes für Privatver- sichernng in Berlin. Es sieht ferner vor, daß alle Bauspar­kassen zur Fortführung ihres Betriebes einer ausdrücklichen Zulassung des Reichsaussichtsamtes bedürfen. Als erste Bor­aussetzung dieser Zulassung wird verlangt, daß die Bauspar­kassen, die ihren Betrieb sortsühren wollen, im Lause des Monats Oktober 1981 einen ausdrücklichen diesbezüglichen An­trag beim Reichsaufsichtsamt stellen. Als Begründung des Antrags auf Zulassung müssen sämtliche Geschäftsgrundlagen eingereicht werden, z. B.: Tarife, allgemeine Bedingungen, alle bisherigen Jahresabrechnungen mit Bilanzen und Ge­winn- und Verlustrcchnnngen, einige Stück aller herausgege­benen Werbeschriften, Monatszeitschriften und in erster Linie die mathematischen Berechnungen, die genau von Verteilung zu Verteilung zahlenmäßig die Erfüllbarkeit der Wartezeiten Nachweisen, mit denen den Bauinteressenten gegenüber gear­beitet wird. Die Neue Bausparkasse Georg Kropp in Wüsten­rot ist dieser Verpflichtung bisher nicht nachgckommen, wes- balb das Reichsanssichtsamt vor einigen Ziagen die Fortfüh­rung des Betriebes verboten hat. Die Folge ist, daß diese Bnn'parkasse bis aus weiteres keine Sparverträge mehr ab- schlleizen darf.

Neue vindeude Lohnsestlegungen für die rottet». Metallindustrie

Stuttgart, 97. Dez. Die auf Grund der Notverordnung vom 8. Dezemuer !931 zwischen den Tarifpartcicn geführten direkten Verhandlungen über die Festlegung der Löhne der Arbeiter und Arbeiterinnen in der württembergischen Metall­industrie führten zu keinem Ergebnis. Da die württ. Metall­industrie am 10. Januar 1927 tariflos war, fehlten die ent­sprechenden Unterlagen über die Rückführung auf den Lohn­stand anfangs 1M7. In einzelnen Orten und Betrieben waren im Jahre 1925 durch Vereinbarungen oder Schiedssprüche Mindestlöhne festgelegt, die aber dem Erfordernis des arbeits- rechtlichcn Teiles der Notverordnung Z 2 Ziffer 1 nichtals die des entsprechenden Tarifvertrags für den 10. Januar 1927" angesehen wurden. Nachdem auch die am 23. Dezember vor dem Schlichter für den Bezirk Südwestdentschland, Tr. Kim- mich in Karlsruhe, stattgesundene erneute Verhandlung zu keiner Einigung führte, traf der Landesschlichtcr folgende bin­dende Festlegung: 1. Es gelten folgende Mindestlöhne: Groß- Stuttgart 71 Psg., Kornwestheim 73 Psg., Böblingen, Eßlin­gen, Ludwigsburg, Sindelsingen, Waiblingen, Vaihingen und Möhringen 72 Psg., Fricdrichshafen, Geislingen, Gmünd, Göppingen. Heidenheim, Heilbronn (mit Bückingen, Sontheim, Neckargärtackf), Neckarfulm, Kirchheim, Kreßbronn, Nürtingen, Oberriexingen, Plüderhausen, Ravensburg, Reutlingen, Schorndorf, Ulm, Weingarten und Weinsberg 67 Psg-, Aalen, Biberach, Dettingen, Owen, Rottenburg, Tübingen, Wasser­alfingen und Tuttlingen 66 Psg-, Balingen, Ebingen, Frcu- denstadt, Friedrichshafen, Jagstfeld, Kochendors, Königsbronn, Laupheim, Lcutkirch, Maulbronn, Neuenbürg und -Obern­dorf 65 Psg., Brackenheim, Hall, Metzingen, Spaichingcn, Urach, Oberkochen, Schussenried, Tailfingen, Onstmettingen, Unterkochen, Böhringen, Crailsheim, Mergentheim, Löchgau 61 Psg., Lauchcrtal, Jungingen 63 Psg., Abtsgmünd, West- Heim. Bitz, Nusplingen, Meßstetten 63 Psg., Ernsbach 62 Psg. 2. Die Lohne der übrigen Alters- und Berufsklassen errechnen sich nach dem bestehenden Schlüssel. 3. Zu den tariflickien Mindestlöhnen erhalten die im Zeitlohn beschäftigten Arbeiter folgende Zulage: männliche Zeitlohnarbciter 2 Psg-, weib­liche Zeitlohnarbeiterinnen 2 Psg., sonstige Zeitlohnarüeiterin- nen 1 Psg.; dies gilt auch bei Neueinstellungen für Zeitlohn­arbeiter. 1. Diese Regelung tritt am 2. Januar 1932 in Kraft und ist in vierwöchiger Frist aus Monatsende erstmals aus den 31. Mai 1932 kündbar. Die letzte Lohnrcgelung in der württembergischen Metallindustrie fand durch bindenden Schiedsspruch vom 17. November 1931 statt, der je nach Orts­klasse einen Lohnabzug von 67,2 Prozent brachte.

Maschinenwesen. 393 Dungstättenprämiierüngen, 1032 Fclder- prämiierungen, 1500 Feldervegehungen, 21 größere Getreide­schauen gaben vielseitige Anregungen. Der Förderung des Grünlands dienten 2018 Grünlandgärten und 25 Grünland­lehrbetriebe. Tabak- und Hopsenbau wurden kräftigst gefördert.

Auf dem Gebiet der Tierzucht wurden 704 Vorträge gehalten und 210 Lehrknrse für Schweinezucht, Schaf-, Ge­flügelzucht usw. veranstaltet. 22 Schaf- und 34 Schweine­stammzuchten, sowie die Züchtervereinigungen werden züchte­risch beraten. 5 Gcflügelstammzuchten, 77 Leistungszuchtsta­tionen und 53 Vermehrungsstativnen sorgen für leistungs­fähiges Geflügel. Leistungsprüsungen über Fruchtbarkeit, Milchergiebigkcit, Futterverwcrtuug, Woilmenge, Eierkeistung usw. wurden in großer Zahl durchgesührt. Die Erfolge zeig­ten sich in jährlich zunehmenden Leistungen. Zur Hebung des Absatzes von Vieh, Milch, Butter, Käse, Fleisch, Wolle, Eier wurden die entsprechenden Einrichtungen geschaffen.

Die Abteilung für Obst-, Gemüse- und Garten­bau hat 950 Vorträge gehalten und ebensoviele belehrende Rundgänge durch Obstanlagen veranstaltet. 262 kürzere Obst­baulehrkurse und 69 Obstbaulehrkurse von zwökfwüchiger Dauer wurden abgehalten, 803 Baumwarte und 66 OLeramts- baumwarte geprüft- Zwecks Sorteneinschränkung wurde be­sonders auch das llmpfropfen gefördert. Obst- und Gemüse- verwertungskurse wurden 310 - gehalten. Obstsammelstellen sind eingerichtet worden in Hcilbronn, Weinsbcrg, Oehriugen, Meckenbeuren. Tettnang, Ravensburg, Saulgau, Wangen, Hall, Jagstfeld, Künzelscm, Waldsee und Oberteuringen. 118 Vertragsbaumschulen werden überwacht.

Im Gemüsebau wurde der Bau von Gewächshäusern sehr gefördert. Zur Aufklärung dienten über IM Vorträge und 80 ein- bis zweitägige Gcmüsebaukurse. Im Berufs- gartenbau wurden 657 gärtnerische Lehrbetriebe anerkannt, 2116 Lehrlinge als Gehilfen und 199 Bewerber als Garten­meister geprüft.

Dic^ Forstwirtschaftliche Abteilung (Forst­wirtschaftsrat) hatte sich mit einer Reihe von Waldbau- und Holzfragen zu beschäftigen. Besonders die Steuer-, Zoll- und Absatzsragen spielten eine große Rolle. An Förderungsmatz- nahmcn für den bäuerlichen Wald kamen in Betracht: Die fachliche Beratung an Ort und Stelle, die Abhaltung von Waldlchrgängen, Waldbaukursen und Vorträgen, die Einzek- beratung im Holzauszeichnen, bei Kulturarbeiten, bei der Sortierung und Aufbereitung des Holzes und bei der Holz- Verwertung. Beispielsbetriebe und Musterbetriebe wurden im ganzen Lande eingerichtet. Für Privatwaldbesitzer wurden auf Wunsch Betriebspläne und Gutachten angefertigt.

Von der betriebswirtschaftlichen Abteilung wurden über betriebswirtschaftliche Fragen, Buchsühruugs- und Steuerfragen 111 Vorträge gehalten. An 10 Buchfnh- rungskursen beteiligten sich 900 Teilnehmer. Jährlich werden für 190 Betriebe Buchführungen und Abschlüsse gefertigt. Die BnchführuugsergeLnisse werden verarbeitet. Sie dienen zur Beurteilung des Betriebs, zur Feststellung der Vcrsckml- dung in der Landwirtschaft und sic bilden einwandfreie Grund­lagen für agrarpolitische Forderungen. Mit diesen Zahlen war es möglich, die Ueberstenerung der Landwirtschaft nach­zuweisen und aff eine Senkung der staatlichen Kataftersteuer

hinzuwirken. Diese Steuer wurde von 8 auf 5 bezw. durch Katastcrheravsetzung auf 2>< Prozent gesenkt, d. h. um jähr­lich 5 Millionen. Außerdem gelang es, die drückende Ge- bändeentschulduugsstener in Württemberg für landwirtschaft­liche Gebäude fernzuhalten.

Ein reiches Feld der Tätigkeit ergab sich in den unruhigen Zeiten der letzten 12 Jahre für die Volks wirtschaft­liche Abteilung. Ihre Tätigkeit kann nur mit Stich­worten angedeutct werden: Kampf gegen die Zwangswirt­schaft, Herstellung der landwirtschaftlichen Rentabilität, Wirt­schaftspolitik, Zollschutz, Handelsverträge, Förderung des Ab­satzes, Steuergesetze, Sozialversicherungen, sonstige Versiche­rungen, Marktbeobachtung, Preisnotierungen, Entwicklung der Preise, Stellungnahme zu Hunderten von Gesetzentwür­fen, Verkehrswesen-, Kreditwesen, Zinsen, Umschuldung, Voll­streckungsschutz, Arbeitsrecht und Arbeitsmarkt und Siedlung. Die Beratungstätigteit, besonders auch in Rcckstsfragen, wurde schriftlich und mündlich außerordentlich in Anspruch genom­men. Dieser Abteilung ist angegliedert das Siedlungs-, Presse- und Vercinswesen und die Hausfrauenberatung. Hier sei nur die Herausgabe des Wochenblattes und des landw. Kalenders zusammen: mit dem L.H.V. erwähnt. In der Hausfrauen- beratung wurden 1200 Kurse im Kochen, Mhen, Bügeln usw. veranstaltet, die von mehr als 20000 Mädchen besucht waren. Tie beiden Frauenschulen der Kammer, in Blaubcuren und Kupferzeit, haben über IM) junge Mädcl>en in halbjährigen Kursen ausgebildet.

Die V e r w a l t u n g sa b t c i t n n g in der alle Fäden zusammenlausen, hatte sich mit allen wichtigen Fragen der Landwirtschaft, der Agrarpolitik und der einzelnen Abteilun­gen zu befassen und die Vorbereitungen für Besprechungen, Sitzungen und Veranstaltungen aller Art zu treffen, sowie an den zahlreichen Sitzungen teilzunehmcn. Zur Abteilung ge­hören der Schriftverkehr, das Kastenwesen und die Registratur.

Im allgemeinen denkt weder der Landwirt noch der Städ­ter darüber nach, aus welche Weise ein Fortschritt im Pflan­zenbau und in der Tierzucht, im Gartenbau und in der Forst­wirtschaft erzielt wird. Es wird als ganz selbstverständlich betrachtet, daß die Erträge durch bessere Sorten, zweckmäßi­gere Düngung, richtige Unkrautbekämpfung und durch bessere Bodenbearbeitung gesteigert werden. Daß die passenden Sor­ten durch jahrelange, mühsame Kleinarbeit in zahlreichen Ver­suchen ausgesucht werden müssen, daß durch unzählige Ver­suche erst der zweckmäßige Dünger festgcstellt werden muß, daß die Verbreitung von anerkanntem gmem Saatgut viele Arbeit erfordert, überlegen sich nur die wenigsten. Ebenso wird die Hebung der Tierzucht durch die Körung, Herdbuch­führung, Lcistungsprüfung usw- als -eine selbstvcrständlici)e Leistung hingenommen. Auch die Affklärung im Obst- und Gemüsebau, die Ausbildung von Landwirten und von Baum­warten wird als etwas Gegebenes hingenommen. Daß hier eine ungeheure stille Kleinarbeit geleistet wird, daß die tausen­den von Versuchen ein Suchen nach den besten Sorten, nach der besten Düngung, nach den besten Beizmcthoden, nach den besten Tieren bedeutet, darüber sind sich nur diejenigen klar, die sich einmal die Mühe genommen haben, das umfangreiche Gebiet der Landwirtschastssördcrung durchzudenken. Die Lor­ten kommen nicht von ungefähr, sie werden nicht zufällig vom Landwirt gefunden, sondern sie sind das Produkt umfassender Arbeiten der Züchter, der Nachbauer und derjenigen, die sie planmä ß i g und ziclbewuht im Lande verbreiten. Wir hätten heute noch die bescheidenen Durchschnittserträge wie vor 20 und 40 Jahren, wenn nicht diese organisierte geräuschlose und rastlose Arbeit im Pflanzenbau und in der Tierzucht ge­leistet würde, die der einzelne nie leisten kann. Neben der Ertragssteigerung darf insbesondere auch die erzielte Qua­litätsverbesserung hervorgehoüen werden. Beson­ders soll daraus hingewiesen werden ,daß mit diesen Bestre­bungen auch die Verbilligung der Erzeugung als Endziel verfolgt wurde. Mit Stolz dürfen wir seststellen, daß die Leistungen aff allen Gebieten in staunenswerter Weise gewachsen sind und daß der Tiefstand der Erträge in der Land­wirtschaft unmittelbar nach dem Kriege erstaunlich rasch durch die von Jahr zu Jahr steigenden Roherträge überwunden wurde. Ohne unbescheiden zu sein, darf die Landwirtschafts­kammer für sich in Anspruch nehmen, daß sie in nicht uner­heblichem Maße zu diesen gesteigerten Leistungen beigetragen hat und daß sie daneben auch durch Vertretung der landwirt­schaftlichen Interessen Erfolge für unsere schwäbische Land­wirtschaft erreichen konnte. Die dringendste Aufgabe ist die, den Nachweis zu erbringen und die anderen Berussschichten und die Regierungen davon zu überzeugen, daß die deutsche Scholle das deutsche Volk allein zu ernähren vermag, daß wir aff Auslandszusuhrcn verzichten können und daß angemessene Preise für die landwirtschaftlichen Produkte nicht nur die zusammenbrechende Landwirtschaft retten werden, sondern mit der Landwirtschaft auch die ganze Wirtschaft und das ganze deutsche Volk.

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Stuttgart, 24. Dez. Die Abqg. Bock (Ztr.), Dr. Ströbel (BB.). Schees (Dem.), Winker (So,.), Rath (D.DP ), Mergenthaler (NS ), Bcuser (BR.) und Kling (CVD) haben im Landtag einen Initiativ» gesetzentwurs zur Abänderung des Gesetzes über die Enischädigung der Mitglieder des Landtags elnqebracht, wonach die Diäten der Ab­geordneten von 288 RM. aus 260 RM. monatlich herabgesetzt werden. Drr Entsernnngszuschlag fllr diejenigen Mitglieder, die vom Tagungs­ort mehr als 20 Km. entfernt wohnen, wird von 72 aus 70 Mark er­mäßigt. Das Gesetz soll am 1. Januar 1932 in Kraft treten.

Berlin» 27. Dezbr. Bei den zwischen dem Bankkommiffar und den Vertretern der Banken und Sparkassen geführten Verhandlungen über die Senkung des Zinsniveaus ist über einen großen Teil der zur Debatte stehenden Fragen eine Einigung erzielt worden.

Berlin, 27. Dez. Der Filialleiter Gustav Huth ist am Heiligen Abend kurz nach Geschästsschluß ermordet worden. Der Fall ist um so tragischer, als Huth am 3l. bs. Mts. nach mehr als lOjährigcr Dienstzeit pensioniert werden sollte. Den Tätern sind etwa 300 Mark in die Hände gefallen.

Paris, 27. Dez. Zur französischen Schönheitskönigin wurde vor einigen Tagen in Parts Fräulein Lyne Caisson de Sonza gewählt. Der Matin veröffentlicht aus diesem Anlaß einen Artikel, in dem er diese Wahl im allgemeinen und insbesondere auch die Familie der neuen Schönheitsköniginverurteilte", da deren Vater in Nizza ein angesehener Advokat ist. Der Vater der Schönheitskönigin richtete daher heute an den Matin eine Zuschrift, in der er miiteii«, daß sich seine Tochter gegen seinen Willen an dieser Schönheitskonkurrenz beteiligt habe, und daß er an einer derartigen Erziehung unschuldig sei, die nunmehr in der Teilnahme an einer Schönheilskonkurrenz gipfelt. Der bedauernswerte Vater beteuert, er hätte es lieber gesehen, wenn seine Tochter eine brave Hausfrau, als eine derartige Schatten­königin geworden wäre, und er tadelt alle diese Konkurrenzen, die für die Moral verderblich seien.

Amsterdam, 26. Dezbr. Gegen Mitternacht brach im Vorschiff des 8000 Tonnen-DampsersOostkerk" der Vereinigten Niederländi­schen Schiffahrtsgesellschaften, der am Dienstag mit 1000 To. Kopra sowie Soja-Bohnen, Erdnüssen, Leinöl, Holz und Stückgütern aus Pokohama eingetroffen war, Feuer aus. Ein Teil drr Ladung lallte m Rotterdam gelöscht werden, woraus der Dampfer nach Hamburg gehen sollte. Beim Löschen der Ladung schlugen plötzlich Flammen aus dem Vorschiff. Die Bekämpfung des Feuers mit etwa 25 Schlauch­leitungen wurde durch starke Rauchentwicklung erschwert. Zwei