Württemberg
Damftelteu, OA. Freudenstadt, 24. Noobr. (Tödlicher Unfall.) Der ZOjäyrtge Schneider Hans Mater war am Samstag mit dem I Zufuhren von altem Eisen mittels eines Lastwagens zum Bahnhof s Reckarhousen für Hartwig Hiller hier beschäftigt. Er hatte sich auf »as beladene Auto gesetzt und wurde herunteraeschleudeit. Ei» Effen- ^ stück drang ihm dodet tief in den Rücken. In schwerverletztem Zustande brachte man Maier in das Krankenhaus nach Sulz, wo er in
> sec Sonntagnacht verschieden ist.
Böblingen, 24. Noo. (Eine Hundertjährige bestohlen.) Die hiesige Stadtverwaltung beschäftigte vier Erwerbslose mit der Vrrbring- ung der für die Volksküche von Erzeugern gespendeten Kartoffeln in einen Keller im Hause unserer Niesten Bürgerin, der Witwe Ktssel. Zen? vier Leute wußten, so berichtet die Schwäbische Tagwach«, bei dieser Arbeit nichts Besseres zu tun, als den Keller der genannten Frau zu erbrechen und sich an dem dort untergebrachten Wein — Spenden für Frau Kissel anläßlich ihres IOO. Geburtstags — derart zu betrinken, daß man einen per Handwagen heimtransportieren mußte.
Stuttgart, 24. Nov. (Streiks in der Lederindustrie.) Die Lederarbeiter bet der Firma Enßle, Gaisburg. stehen vom Mittwoch ab im Streik. In Eßlingen stehen laut „Süddeutscher Arbeiterzeitung" Sie gesamten Lederarbeiter im Streik.
Kornwestheim, 24. Nov. (Nack der Bllrgermeisterwahl.) Dem wiedergewählten Bürgermeister Dr. Steimle sind nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses mächtige Beifallskundgebungen zuteil geworden, zunächst vor seiner Wohnung tn der Güterbahnhosstraße, dann im Schwanensaal und schließlich auch noch in anderen Lokalen. In einer Danksagung spricht der Wiedcrgewählle seinen besonderen Dank den Frauen Kornwestheims aus, auch dem Reichsbahnpersonal mit ihren Familien sowie den Erwerbslosen. Der Kamps, auch wenn er mit sehr ungleichen und unschönen Waffen geführt wurde, müsse nun zu Ende sein. Das Wotl der Stadt verlange Friede und Ordnung, aber auch in verschiedener Hinsicht Veränderung und Umstellung. Unabhängig nach allen Seiten, mekr wie je über allen Parteien stehend, wolle er in Zukunft mit fester Hand seine Pflicht erfüllen, um das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen und sich immer mehr das Vertrauen zu erwerben. Durch offene und ehrliche Zusammenarbeit muffe man diese schwere Zeit überstehen.
Ludwtgsburg, 24. Nov. (Mathilde Planck 70 Jahre alt.) Die srühere demokratische Landtagsabgeordnete Mathilde Planck begeht am Sonntag, 29. November, ihren 70. Geburtstag. Ste ist in Ulm geboren als Tochter des schwäbischen Philosophen Karl Christian Planck. Lange Zeit war Mathilde Planck als Lehrerin taug und stand zehn Jahre lang an der Spitze des Allgemeinen würit. Lehrerinnenoereins. Ebenso war sie viele Jahre Vorsitzende des Verbands württ. Frauenoereine. Biele Jahre gehörte sie nach dem Kriege dem würit. Landtag als Mitglied der demokratischen Fraktion an. Ihren Lebensabend verbringt Mathilde Planck in dem von ihr gegründeten Altersheim in Ludwtgsburg, das ihr zu Ehren den Namen „Mathilde- Planck-Haus" trägt.
Rohr a. d. F., 24. Noo. (Drei Rehe zu Tods gehetzt.) Am Sonntag lief im Staatswald einem Einwohner, der mit srinem Hund spazieren ging, etn Rubel Rehe über den Weg. Dem Manne war es nicht möglick, seinen wtlo an der Leine zerrenden Hund sestzu- haltcn. Vier Rehe flüchteten in der Richtung aus das Freibad im Schmellbachtal und prallten dort in voller Flucht gegen den Eln- saffungsdraht. Zwei Tiere hatten schwerste Kopfverletzungen und mußten vor dem Bereneen von Mitgliedern des Badvereins getötet weroen; ein drittes, ebenfalls am Kopse schwer verletztes Reh flüchtete tn den Wald und wurde nachmittags, um es vor einem grausamen Tode zu bewahren, von dem hiesigen Förster und einem zugezogcnen Kollegen mit Hunden gesucht. Der Vorfall hatte eine größere Aufregung der Waldbesucher zur Folge.
Wüstenrot, OA. Heilbronn, 24. Nov (Revolver-Bedrohung in Wüstenrot.) Bekanntlich hat Georg Kropp im Vorjahr die „Neue Pausparkaffe" gegründet, der vor einigen Monaten eine Gegengründung »stand in der Bausparkasse „Deutsche Erde", die von Herrn Kimmecle, einem früheren Mitarbeiter Kropps gegründet wurde. Kimmerle hat inzwischen gegen die Kcopp'sche Sparkaffe in Wort und Schrift agitiert, so auch in einem Flugblatt, in dem er auch den Vertreter der Kroppkasse, Bösler, angriff. Als Kimmerle in seinem Büro von Bösler zur Rede gestellt wurde, zog, so berichtet die „Neckar-Zeitung", i Kimmerle einen Revolver und verfolgte Bösler auf die Straße, so ! daß dieser, nachdem Kimmerle ihn mit Nieverschietzen bedroht hatte, in ein Nachbarhaus flüchten mußte. Gegen Ktmmerle ist Strafanzeige erstattet, gegen seine Flugschrift sind wegen Verleumdung gerichtliche Schritte eingeleitet.
Tübingen, 24. Nov. (Uebec 3000 Studenten.) Nach dem bisherigen Uederblick ist anzunehmen, daß der Besuch der Universität in diesem Semester stärker ist als im letzten Wintersemester I930/3l, wo man 3068 Studenten zählte. Die Besuchsztffer vom letzten Sommersemester (4002) dürste jedoch bei weitem nicht erreicht werden. In Anbetracht des verminderten Zugangs in den Wintersemestern findet nur eine Immatrikulation statt, die für nächste Woche vorgesehen ist.
Spaichingen, 25. Noo. (Aushebung der Oberämter Spaichingen
> und Welzheim durch Notverordnung?) Es scheint, so schreibt der «Schwarzwälder Volksfceund", leider Tatsache zu werden, daß die
> kommende württ. Notverordnung die Aufhebung der Obcrämter ! Spaichingen und Welzheim verfügt. Die Tatsache, daß verschiedene
Es ist der Physik seit längerer Zeit bekannt, daß die höchste unvorstellbare Kraft enthalten ist im Innern der Atome — das sind die kleinsten, nicht mehr zerlegbaren Teile unserer stofflichen Welt; die Bausteine, aus denen der gesamte Kosmos zusammengesetzt ist. Diese Atome sind eine Welt für sich. Die spiegeln in ihrem Bau das gesamte Universum wieder. Ein einheitlicher Schöpfungsakt läßt Mikrokosmos und Makrokosmos — Kleinwelt und Großwelt — das Einzelne und das Ganze — nach denselben Gesetzen seine ^ Lebensbahn ziehen. In dem für menschliches Forschen und Denken nicht mehr weiter teilbaren und vorstellbaren Atom wiederholt sich der Kreislauf unseres gesamten Sonnensystems. Wie um die Sonne als Mittelpunkt Erde und alle übrigen Planeten kreisen, so bewegen sich in dem Atom um einen positiv geladenen Atomkern als Mittelpunkt viele negativ geladene Elektrizitätsteilchen — Elektronen genannt. Dabei wird die Größe eines Atomes ungefähr mit einem Durchmesser von einem Zehnmillionstel Millimeter berechnet; die Masse eines Elektrones beträgt dabei z. B. beim Wasserstoffanatom den 1800. Teil des Atoms. Die Umdrehungen öor Elektronen um den Kern sind riesig schnell; ihre Anzahl ist sehr verschieden: Wasserstoff hat 1 Elektron, während die höchste Anzahl der um den Kern im Kreislauf wirbelnden S Elektronen beim Uran-Atom 92 beträgt. In diesen Elektronen sind unvorstellbare gewaltige Energien verschlossen, die bei einer Nutzbarmachung die gesamten vorhandenen technischen Kraftquellen überflüssig machen würden. Leider widerstehen aber die Elektronen allen bisher vorgenommenen Versuchen, sie von ihrem Kern freizumachen und zu isolieren.
Es ist daher verständlich, daß die Physiker immer wieder versuchen, die Atome zu zertrümmern, um die dabei frei- werdenden Kräfte der Elektronen als Wärme, Strahlung, Licht, Kraft usw. der Technik nutzbar machen zu können. Am bekanntesten sind die Versuche der deutschen Forscher Lange,
Gemeinde» von unserem Bezirk wegstreben, scheint der Regierung den Racken gesteift zu haben, trotz allen unseren Abwehrmaßnohmen den folgenschweren Schritt zu tun.
Aus Bayer«, 24. Noo. (Die Paffionsspielerin als Hausangestellte.) Ein Berichterstatter der Daily Mast hat in einem kleinen Dorf in Sussex (England) Fräulein Anna Nutz entdeckt, die bei den letzten Oberommergauer Passionsspielen die Maria darstellte. Die als fro > m und bescheiden bekannte Passionssplelerin ist jetzt in England bet einer Frau Hones, einer Rentnerin tn Slinsold, als Hausangestellte eingetreten. Der englische Journalist fragte Anna Nutz, ob sie mit ihrem Schicksal zufrieden sei, und sie erklärte, daß sie nichts anderes wünsche, als für ihre alte Mutter und ihre noch schulpfliastigen Geschwister Geld zu verdienen. Die Dtenstherrtn erklärte, daß ihre Haust»flisjene ein Muster an Fleiß und Bescheidenheit sei.
Satten
F-rerburg, 2l. Nov. In einer Straußwirtschaft in Uffhausen gerieten einige junge Burschen mit dem Dienstknecht und Taglöhner Johann Ketterer in Streit. Der Wirt wies darauf den Ketterer aus dem Lokal, um weitere Tätlichkeiten zu verhindern. Tie Bursckren folgten jedoch dem Ketterer auf die Straße und verprügelten ihn. In der Notwehr griff Ketterer zum Messer und stach so wild um sich, daß vier der Burschen ini Alter von ll bis 17 Jahren lebensgefährlich verletzt wurden. Sie mußten sämtlich in die Freiburger Klinik gebracht werden. Ketterer wurde verhaftet.
ttanttel untt Verkekr
Stuttgart, 24. Nov. (Schlachtviehmarkt.) Dem Dienstagmarkt am städt. Vieh- und Schlachthof wurden zugefllhrt: 44 Ochsen, 28 Bullen. 347 Iungbullen (unverkauft 10). 306 Kühe. 505 (80) Rinder, 1627 Kälber. 2360 (100) Schweine, 24 Schafe, 1 Ziege. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen a 30—33 (letzter Markt: —), b 26 bis 29 (—). c 22-25 (—,. Bullen -r 23-24 (22-24), d 21—22 (20 bis 21), c 18-20 (19-20). Kühe' s 23-26 (—). b 18—28 (-). c 12—16 (—). cl 9—11 (—). Rinder s 32-36 (unv.), b 26-30 (uno), c 22-25 (23-25), Kälber d 34-37 (35-38). c 31—33 (32-34). rl 25—29 (27—30), Schweine s sette über 300 Psd. — (—), d voll» fletschtge von 240-300 Psd. 48-49 (46-47), c von 200-240 Psd. 45-47 (44-46), cl von 160—200 Psd. 41—43 (uno.), e fleischige von 120—160 Psd. 38—41 (38—40), Sauen 32-42 (—) Mk. Markt- Verlauf : Großvieh und Kälber mäßig, Fetischweine begehrt, sonst langsam.
Osiris Dßaekrieklen
Stuttgart, 24. Nov. Der Abg. Dr. Wider (BP.) hat im Landtag folgende Kleine Anfrage gestellt: Nachdem die von der Retchs- regierung den Ländern anempsohiene Vorrückungssperre im Reich selbst nicht eingesührt und in den meisten deutschen Ländern wieder rückgängig gemacht wurde, frage ich bas Württ. Staatsministerium, ob es nicht alsbald auch in Württemberg die Vorrückungssperre aufzuheben beabsichtigt.
Stuttgart, 24. Nov. Bon dem Sekretariat der Handelskammer Stuttgart wird uns milgeteilt: Nach der achten Verordnung zur Durchführung der Verordnung des Reichspräsidenten über die Devisenbewirtschaftung vom 17. November 1931 sind sämtliche Waren, die aus dem deutschen Wirtschaftsgebiet ausgefllhrt werden, für die Zwecke der Devisenbewirrschaftung ab 1. Dezember 1931 anzumelden. Diese für alle Exportfirmen sehr wichtigen Bestimmungen sind im Wortlaut durch das „Auskunftsbüro für Außenhandel" bei der Handelskammer Stuttgart kostenlos zu beziehen.
24 Tote bei einem Schiffsunglück
Amsterdam, 24. Nov. Nach Meldungen aus Buitenzorg ist bei dem Generalgouoerneuc von Niederländisch. Indien am Dienstag die Nachricht eingegangen, daß aus einem Fluß in der Provinz Djambt (Sumatra) ein Dampfer bei einem Zusammenstoß mii einer Fähre umgeschlagen und gefunken ist. Don den an Bord befindlichen Per- sonen sind 24 ertrunken. Drei Personen wurden gerettet.
Laval-Rede erst am Donnerstag
Paris, 24. Noo. Ministerpräsident Laoal wird erst am Donnerstag nachmittag zur Beantwortung der außenpolitischen Interpellationen das Wort ergreifen.
Neuer Bormarsch der Japaner
London, 24. Noobr. Während der Völkerbund in Paris noch immer erfolglos bemüht ist. eine Lösung der mandschurischen Krise zustande zu bringen, haben die Japaner einen neuen Vormarsch in die Mandschurei begonnen. Das strategische Ziel ist die Stadt Lhim- chow, wo sich 58000 chinesische Soldaten befinden. Der Angriff wurde am Montag eingesetzt und der gesamte private Eisenbahnverkehr wurde aus den nach Süden führenden Linien eingestellt. Zu Kämpfen ist es noch nicht gekommen. In Stnmintun wurden auf das japanische Konsulat Bomben geworfen.
Brasch und Urban, dic auf dem Monte Generoso im Lessin eine gewaltige Blitzfanganlage errichteten, um mittels der Millionen-Voltspaniiung eines Blitzschlages die Atomzertrümmerung experimentell zu lösen. Die Durchschlagskraft der Blitzentladung aber reichte nicht aus, so daß die Forscher jetzt zur Herstellung von künstlichen, aber stärker geladenen Blitzeii schreiten, um die Versuche der Atomzertrümmerung fortsetzen zu können. Eine solch großzügig aufgcbaute Anlage hat nunmehr die A.E.G. hergestellt, lieber die weiteren Versuche und Aussichten schreibt Dr. Heide:
Es wurde ein sogenannter Stoßgenerator gebaut, der die ungeheure Spannung von 2>1 Millionen Volt erzeugen kann. Allerdings war es mit diesem Erzeuger künstlicher Blitze allein noch nicht getan, es mußte erst noch ein Vaknum- Entladurrgsrohr gebaut werden, das so hohe Spannungen aushält, denn die bisher gebräuchlichen Röntgenröhren waren dazu in keiner Weise geeignet. Brasch und Lange haben nun ein solches Rohr konstruiert und in diesem werden Kathoden- strahlen und Gammastrahlen (Röntgenstrahlen) in oex Starre don mehreren tausend Kilogramm Radium erzeugt. Diese Strahlen haben eine solckie Durchdringnngskraft, daß sie Bleiplatten von 20 Zentimeter Dicke durchdrungen. Damit ist endlich der Weg zum künstlichen Radium frcigeworden. Welche Leistung das Entladungsrohr von Lange und Brasch zeigt, ermißt man, wenn man bedenkt, daß der ganze Weltbesitz an natürlichem Radium etwa 500 Gramm beträgt. Der Stoßgenerator, der dieses Wunder vollbringt, besteht aus einer Anzahl sehr großer Kondensatoren, die in Parallelschaltung aufgeladen werden. Aber selbst dieses gewaltige Instrument soll noch Übertrossen werden durch einen neuen Apparat, der im Staatlichen Physikalischen Institut gebaut wird, und mit dem man eine Hochspannung bis 7 Millionen Volt zu erreichen hofft.
Von größter Bedeutung werden vielleicht diese künst
lichen Radiuwstrahleu für die medizinische Forschurrg wer- den. Kathodenstrahlen von mehreren Millionen Volt Lpan- nnng haben eine derartige Turchdringungsfähigkeit, daß sie schon bei ganz kurzer BcstrahlungSzeit tief in das Körper- innere eindringen. Dic natürlichen Radiumstraylen haben bekanntlich die Eigenschaft, daß sie die bestrahlten tierisck-en Gewebe zerstören, also Operationen ahne Messer ermöglichen. Die Geschwindigkeit der Radiumstrahlen ist aber doch nicht so groß, so daß, um die ersorderlickn Wirkung zu erzielen, die kranken Stellen meist sehr lange und sehr oft bestrahlt werden müssen. Das aber bringt den Nachteil mit sich, daß möglicherweise iielreri dem kranken auch gesunde Körperteile, vor allem diejenigen, durch welche die Radiumstrahlen ihren Weg nehmen mußten, angegriffen werden. Tie Forscher Lange und Brasch haben nun mit ihren neuen Apparaten Bestrahlungsversuche an Mäusen vvrgenommen und glauben schon jetzt sagen zu können, daß die künstlichen Strahlen weit günstiger wirken, als die natürlichen Radiumstraylen. Denn durch dir sehr hohen Geschwindigkeiten werden die Bestrah- lnngszeiten außerordentlich verkürzt werden können, und dadurch werden die gesunden Gewebe des Organismus bei der Bestrahlung geschont. Es könnte möglich sein, daß die künstlichen Radiumstrahlen um diese natürlich nicht ganz zutreffende Bezeichnung zu wählen - in absehbarer Zeit besondere Bedeutung für die Krebsbehandlung erhalten. Allerdings sind sich die beiden Forscher Dr. Lange und Tr. Brasch darüber ganz klar, daß vorerst noch sehr viele Borvcrsuche gemacht und Erfahrungen gesammelt werden müssen.
Aucki ist noch nicht'abzuschen, welchen Nutzen die Lechnik aus diesen Arbeiten ziehen wird. - Sollte es wirklich gelingen, aus dem Wege über die Erzeugung bisher ungeahnter elektrischer Spannungen die Atomkräfte für die menschliche Energiewirtschaft nutzbar zu machen, — eine physikalische Möglichkeit, die von den hervorragendsten Physikern durchaus bejaht wird so würde das zweifellos eine Revolution nicht nur in der Geschichte der Technik, sondern vielleicht in der Geschichte der Menschheit bedeuten.
Hus Wett untt l>eden
Tie FamrUenanzeige in der Zeitung. In diesem Jahre kann die Zeitungsanzeige ihr dreihundertjähriges Jubiläum feiern. Tie Familienanzeige ist dagegen erst jüngeren Datums. In erster Linie hat man sich begnügt, Todesfälle durch die Anzeige bekannt zu machen. Walter Kaulfuß ist in der Lage, im „Zeituirgs-Berlag" die älteste deutsche Todesanzeige bekanntzugeben. Er hat sie aufgesunden im Jahrgang 1721 der „Wöchentlich Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten", und zwar in der Nummer vom 30. September. Sic bezieht sich auf den Lvd einer Hebamme, die im Alter von 78 Jahren gestorben war. Im Stile der Zeit ist dieser Anzeige ein Gedicht beigegeben, wie es ja auch heute nvch in manchen Gegenden üblich ist. Das Gedicht, originell und für den damaliger: Zeitgeschmack bezeichnend, hat folgenden Wortlaut:
Frau Checus, welche osft der hohen Huld genossen.
Hat, nach des Höchsten Rath, ihr Leben sanft beschlossen:
Sie ruht in Seinem Schooß, und wird von ihm erquickt.
Nachdem Er manches Leyd und creutz ihr zugeschickt.
Sechs Tausend Kinder hat sie auf der Welt empfangen.
An Jahren ist die Acht und Siebzig übergangen.
Laune des Glücks. In Danzig irr einem Kaffeehaus sitzt ein Gast, der dem nicht wenig erfreuten Oberkellner eröffnet, daß er zu seinem größten Bedauern nicht in der Lage sei, die Zeche zu bezahlen. Das ist entschieden für den Oberkellner ein Pech, da es heißt, den Betrag aus eigener Tasche zu bezahlen. Wertobjekte halte der Gast nicht bei sich, aber schließlich entdeckte er in einer Westentasche zwei Lose einer Wohlfahrtslotterie, die der Oberkellner in Pfand nahm. Beide Löse waren 10 Gulden wert, 5 Gulden betrug aber nur die Zeche. Warum sollte der Gast sie nicht wieder cinlösen kommen? Ter Gast tat dies aber nicht, und alle zarten Mahnungen des Kellners nutzten nichts. Seufzend entschloß sich der Oberkellner, die für die Zeche ausgelegten 5 Gulden aus Verlustkonto zu schreiben. Etwas voreilig von ihm, denn er hatte nicht bedacht, welche närrischen Launen manchmal das Glück hat. Er war also recht erstaunt, eines Tages zu merken, daß er aus eines der beiden Lose 200 englische Pfund gewonnen hatte. Jetzt meldete sich der ursprüngliche Besitzer natürlich auch wieder, und bot „lvyalerweise" dem Oberkellner die Hälfte der Gewinnsumme an, wenn er ihm das Los zurückerstattete. Ter glückliche Oberkellner dachte aber gar nicht daran, und nun lief der zahlungsunfähige Gast von früher zum Kadi. Die Sache ist noch nicht entschieden.
Das Auge wacht. Während des Krieges hatte ein Invalide, der ein künstliches Auge hatte, eine Abteilung schwarzer Kriegsgefangener bei der Waldarbeit zu beaufsichtigen. Mit der Zeit wurde ihm dies aber zu langweilig und er kam aus eine gute Idee, sich dieser lästigen Arbeit zu entziehen. Als er am anderen Morgen an der Arbeitsstelle angckommen war, nahm er feierlich vor seinen Schutzbefohlenen sein Auge heraus, legte es aus einen Baumstumpf und ging in die nahegelegene Wirtschaft. Die Schwarzen waren natürlich hoch erstaunt und arbeiteten, mit scheuen Blicken auf das GlaSauge, auch wenn der Wächter nicht da war. Als er aber wieder einmal von der Wirtschaft an die Arbeitsstätte kam, da lagen die Schwarzen sämtlich im Grase und schnarchten - und über das Auge war ein Hut gestülpt.
Der Autogrammsammler. Der italienische Dichter d'An- nunzio schrieb seinem Hauswirt einen Brief, mit der Bitte, das schadhafte Dach ausbcsserir zu lassen. Der Hauswirt antwortete nicht. Zwei Wochen später schrieb der Dichter einen zweiten Brief zu demselben Thema und auch dieses Schreiben blieb unbeantwortet. Das gleiche Schicksal erlitt noch ein drittes, viertes und fünftes Handschreiben, bis schließlich dem Dichter die Geduld riß und er an den Hauswirt in wenig salonmäßigen Ausdrücken ein sechstes Schreiben richtete. Diesmal mit Erfolg. Ter Wirt antwortete: „Göttlicher Meister, es war keineswegs Rücksichtslosigkeit, daß ich Ihre vielen, über alles geschätzten Briefe nicht beantwortete. Aber als passionierter Autogramm-Sammler wollte ich mir eine so günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen, die mich in den Besitz von sechs kostbaren Handschreiben unseres großen Dichters setzte. Das Dach wird heute repariert werden!"
Lumpi, der kluge Hun». Professor L. Plate legt der Oeffentlichkcit einen Bericht über zwei Sitzungen mit „Lumpi, dem klugen Hund von Weimar" vor. Lumpi, ein gescheckter Terrier-Rüde, verständigt sich durch Klopfen mit den Pfoten an ein vorgehaltcnes Buch. Prof. Plate und A. N. Sewcrtzoff legten dem Hund im ganzen 66 Fragen vor, von denen er 53 richtig, 5 halbrichtig und 2 falsch beantwortete. Dem Tiere wurden z. B. mündlich leichte Rechenaufgaben gestellt (7 4-3,7 — 3,25 — 10) vder etwa: Wieviel Monate hat ein halbes Jahr? Gegen diese Versuche kanrr man jedoch einwenden daß der Hund durch unbewußte Zeichen der Fragesteller, dic ja die Antwort wußten, beeinflußt wurde. Um auch diesen Eiuwand zu entkräften, gab mau dem Hunde dic Frage auf einer: Zettel. Die anwesenden Personen wußten von dem Inhalt des Zettels nicht. Auch jetzt noch gab der Hund richtige Antworten, wenn auch halbrichtige falsche Lösungen vorkamerr.
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Xünstlielres Radium äurcli
Von Emil Friedrich