sehr scharf kritisiert und beschlossen- schleunigst eine allgemeine Versammlung der Nebenkläger abzuhalten. Me Versammlung soll schon am Montag stattsinden. In ihr soll besprochen werden ob Wittern noch das Vertrauen der Elternschaft beptzt. Wittern vertritt 76 Nebenkläger. Viele davon wollen ihm jetzt ihre Vertretung entziehen; desgleichen Planen die übrigen sechs nebenklägerischen Rechtsanwälte, die Dienstagverhand- lung — der Montag ist verhandlungsfrei — mit einer sehr scharfen Erklärung gegen Wittern und für den ursprünglichen Standpunkt der Anklage zu eröffnen.
(Hervorragende deutsche Wissenschaftler bezeichnen tatsächlich Professor Calmette als den Hauptschuldigen. D. Schristl.)
Mehrere hundert uniformierte Nationalsozialisten
verhaftet
Königsberg. 8. Nov. Die NSDAP, veranstaltete heule nach, mittag in der Reitbahn des Titteisal eine Fahnenweihe, an der meh'ece hundert uniformierte Nationalsozialisten teilnahmen. Ein grotzes Angebot an Schutzpolizei verhaftete sämtliche uniformierte Nationalsozialisten. Sie wurden in einer langen Kette von Lastautos in das Poliziigesängnis gebracht. Zu irgendwelchen Zusammenstößen ist es nicht gekommen. Die Nationalsozialisten riefen von den Autor Heil Hitler" und »D.utsckland erwache" und marschierten in den Hof des Polizeigefängnisses mit G.sang ein. Bor dem Polizeipräsidium halte sich eine nach Hunderten zählende Menschenmenge angesammelt.
800 verhaftete Nationalsozialisten
Königsberg. 8. Noo. Die Zahl der anläßlich der Fahnenweihe verhafteten umsormieriin Nationalsozialisten beläuft sich nach einer späteren Meldung auf 800 Mann. Soweit die Personalien einwand- frei sestgestellt werden konnten, wurden die Verhafteten wieder frei- gelassen.
Zurückberufung Gandhis durch die Kougretzpartei
Bombay. 7. Noo. In einer außerordenilichcn Sitzung der Kongrtßpartei wurde ein B-.schluß gesoßt, Gandhi mitzutetlen, daß se ne wettere Anwesenheit bei der Runttlschkonserenz unnötig erscheine. Sn dem Telegramm an G ndhi wurde ferner seine Ausmerksambett aus die sich schnell verschlechternde Lage tn Bengalen, der nordwest. lichen Ranbprovlnz und an anderen Orten gelenkt. Es wurde der Ansicht Ausdruck gegeben, daß seine baldige Rückkehr nach Indien wünschenswert und eine lange Reise durch den europäischen Kontinent unratsam sei.
Französisches Luftschiff zerstört
Paris, 7. Nov. Das Luftschiff V- 2 VI von der Marine- statron Rochefort geriet heute bei einer Uebungsfahrt in einen Sturm und wurde vollständig zerstört.
Vergeblich versuchte der Kommandant, eine Notlandung vorzunehmen, ließ sofort eine größere Menge Gas ab. Trotzdem das Luftschiff dadurch schwerer geworden war, wurde es vom Sturm mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Kilometer davon gerissen. Beim Ueberfliegen eines Wäldchens verlor es das Höhensteuer und die Gondel wurde Lurch wiederholten Anprall gegen die Baumkronen schwer beschädigt. Nachdem das Luftschiff mehrere Bäume entwurzelt und von einer größeren Anzahl die Kronen abgerissen hatte, gelang es endlich nach schweren Mühen, das Luftschiff auf einer Baumgruppe zum Stehen zu bringen. Die siebenköpfige Besatzung konnte sich unter erheblicher Gefahr aus der Gondel retten. Der Kommandant hat einen Armbruch erlitten, mehrere Leute der Besatzung haben Rippenbrüche davongetragen.
Aus Wsll unü i-bdGn
Der Man«, der immer Glück hatte. In St. Charles (11. S. A.) ist neunundsechzigjährig der Kaufmann James Kruck gestorben. Herr Kruck war für die Verhältnisse in St. Charles zwar ein erfolgreicher Kaufmann, aber so groß und erfolgreich war er nun doch nicht, daß es deshalb angebracht wäre, ihm einen Nachruf in der Presse zu widmen. Dafür gibt es andere Gründe. Herr Kruck war nämlich einer jener seltenen Menschen, denen das Schicksal bei ihrer Geburt einen eigenen Schutzengel mit allen Vollmachten zur Seite stellt. In St.
Charles bildete sich ein ganzer Sagenkreis um Krucks Person. Kruck mochte tun und lassen, was er wollte, es passierte ihm nichts. Kruck kletterte aus jedem rauchenden Trümmerhaufender früher einmal ein Expreßzug war, mit strahlender Miene wieder heraus. Kruck wurde von Autos überfahren und die Autos gingen kaputt. Kruck stürzte aus dem dritten Stockwerk seines Hases und fiel — aus einen Baumwollballen. Kruck rauchte wie ein Fabrikschlot, trank wie ein Bürstenbinder, aß unreifes Obst und trank Wasser darauf, und wurde dabei kugelrund. Aber Kruck wurde berühmt, als er nach der Katastrophe der „Titanic" gesünder denn je das sichere Gestade erreichte. Und der Glaube an seinen Schutzengel wurde in ganz Amerika zum Dogma, als die „Lousitania" sank und Kruck einer der wenigen war, die gerettet wurden. Jetzt ist er gestorben. Und woran? Das ist eine Geschichte für sich. Kruck machte einen kleinen Ausflug. Er kam an einen kleinen Fluß, der Fox River heißt, und der ganze zwei Fuß tief ist. Kruck zog sich Schuhe und Strümpfe aus und durchwatete den Fluß. Wurde plötzlich von Ohnmacht befallen. Fiel hin und — ertrank.
Bayerisches Geschichtchen
Hunde- und Saufntter für die Schützenbrüder
Aus einer Nachbargemeinde weiß der „Rosenheimer Anz." ein recht nettes Geschichtchen zu berichten. Spät nach Mitternacht zogen etwas stark alkoholisierte Schützenbrüder heimwärts. Dabei kamen sie an das Haus eines guten Freundes. In der Hoffnung, darin einen guten Schmaus zu finden, kletterten sie durckts Fenster wie Einbrecher herein und suchten nach köstlichen Speisen. Sie fanden dann auch noch Kalbshaxen mit verlockenden Fleischgcrüchen. eine große Schüssel Kartoifeln, einen Topf würzigen Schmalzes und bereiteten sich aus allein in fröhlicher Stimmung einen köstlichen Schmaus. Mitten in der Begeisterung des Genießens erschien in Hemd und Unterhosen der Freund, dessen Behausung sie den unerwarteten Besuch abgestattet hatten. Mit der ehrlichen Freude, der Schadenfreude, lachten sie ihm entgegen und verkündeten ihm stolz, daß sie alles aufgefressen hätten. AVer wer zuletzt lacht, lacht am besten! Nun lachte nämlich geradezu brüllend der Hausherr und frug sie, ob sie auch wüßten, was sie eigentlich verzehrt hätten. Den fragend Dreinschauenden erklärte er dann: „Die stinkenden Knochen, die der Cäsar heut nicht mehr g'wollt hat. Und die Kartoffel sind verfault und waren zum Saufutter hergerichtet. Und mit dem Schmalz — o mei, o mei! — da habts den falschen Hafen erwischt! Dös ist ja das schwarze Fett, mit dem ich die Roßhuf einfette...!" Die fröhlichen Schützen zogen schneller ab, als sie gekommen waren und sollen ihre Fröhlichkeit ziemlich verloren haben. „Das andere kann nur eine verworfene Phantasie sich vorstellen", meint der Berichterstatter, „Jeggerl-Na".
Humoristisches
Ein Amerikaner kommt nach München und läßt sich von einem alten Fiaker in der Stadt rumfahren. Als sie an der Lukaskirche vorbeifahren, fällt ihm auf, daß an den Turmspitzen verschiedene Tierfiguren angebracht sind. Er fragt: „Uas sei hier oben an der Spitz?"
Der Fiaker: „Dös, dös san Viecha!"
Amerikaner: „Viecha? allright! Uarum sein Viecha oben an die Spitz??"
Fiaker: „Dös is bei uns iazt so Mode. Bei uns san d'Viecha an der Spitz'n!"
Sportecke.
Fußball. Bezirksliga: Gruppe Württemberg: F.V. Zuffenhausen — V. f. B. Stuttgart 0:0, Union Bückingen — Germania Brötzingen 1:1, F.C. Birkenfeld — F.C. Pforzheim 0:2, SP.V. Feuerbach — V. f. R. Heilbronn 6:1. F.C. Pforzheim konnte sich seine führende Tabellenposition durch diesen Sieg behaupten, während sich Heilbronn mit 5 Punkten, Stuttgarter Kickers mit 8 P. und Zuffenhausen und Birkenfeld mit je 9 P. immer noch in Aüstiegsgefahr befinden.
Gruppe Baden: V. f. B. Karlsruhe - F.C. Mühlbur» 2:2, Phönix Karlsruhe — F.C. Freiburg 1:2, F.V. Rastatt
— Sp-Vgg. Schramberg 5:0, Sportklub Freiburg — F.C. M, langen 5:1. In Baden liegen zurzeit Villingen und Rhein- felden am Tabellenende, doch sind hier die Unterschiede noch zu gering, daß schon eine Vorentscheidung gefallen wäre Karlsruher F.V. führte die Tabelle mit 2 Pfunkten Vorsprung an, gefolgt von Freiburger F.C. und F.V. Rastatt.
Gruppe Nordbahern: V. f. R. Fürth — Sp.Vgg. Fürth 2:2, Würzburger Kickers — F.C. Schweinfurth 2:0, Sp.Vgo Weiden — F.C. Bayreuth 4:3.
Gruppe Südbayern: Bayern München — Jahn Regensburg 7:2, Wacker München — F.C. Straubing 1:2, Schwaben Augsburg — 1860 München 1:1, V. f. B. Ingolstadt — D. Sp.V. München 3:1.
Privatspiele: Stuttgarter Kickers — Karlsruher F.V. 3 : 4 , Sportfreunde Eßlingen — Teutonia München 0:4, Hertha Berliner Sportklub — F.C. Nürnberg 6:4.
Kreisliga: Kreis Enz-Neckar: V. f. R. Pforzheim — Huchenfeld 0:0, Ballspielkluü Pforzheim — Viktoria Enzberg 2:2, F.C. Dietlingen — Sp.Vgg. Mühlacker 4:1, F.V. Niefern
— F.C. Eutingen 4:0, F.V. Calw — Sportklub Pforzheim 1:1
F-Klasse: F.C. Schwann — F.V. Neuenbürg 2:2, Germania Union Pforzheim — Sp.V. Königsbach 2:0.
F.C. Birkenfeld — 1. F.C. Pforzheim 0:2 (0:0)
Der Großkamps in Birkenfeld hinter der Sonne hat die Massen wieder in den Bann gezogen. 4000 Zuschauer bekamen einen hartnäckigen Kampf zu sehen, der eine Fülle sehr schöne: Momente bot. In bezug auf Technik kamen aber die Feinschmecker in der ersten Halbzeit eine Kleinigkeit zu kurz, aber nach der Pause, als der Klub immer besser wurde — eine Umstellung zwischen Faas und Fischer brachte bedeutend mehr Schwung in die vorderste Gefechtsreihe, kamen auch diese auf ihre Rechnung. F.C. Pforzheim ließ sich in der ersten Hälfte etwas den Willen von Birkenfeld aufzwingen, das dazu noch durch Verletzung seines guten Spielers Morlock in Nachteil kam. An der Pause war es 0:0, dann kam Pforzheim durch Umstellung des Sturmes in Vorteil. Fischer ging auf Rechtsaußen, Faas in die Mitte. Fischer konnte dann zwei Schwächen der Birkenfelder Verteidigung ausnützen. Pforzheim kann durch diesen Sieg die Tabellenführung halten und Birkenfelds Verbleibsorgen werden dadurch wesentlich vermehrt. Die 77. Minute bringt den endgültigen Sieg des Klubs nach einer Merz-FIankc, die Fischer freistehend zum zweiten Treffer in den Kasten jagt. Damit war das Spiel entschieden, trotzdem Birkenfeld noch mächtige Anstrengungen machte.
Birkenfelder Familien-Chronik
Nachrichten Pom Standesamt Birkenfeld in der Zeit vom 1 . bis 31. Oktober 1931
Geburten:
1. Okt: Gerhard Reinhold, S. des Metzgers Ernst May und Marta geb. Dittus;
9. Okt.: Hermann Ernst, S. des Fassers Ernst Holl und de: Elsa geb. Hartmann;
22. Okt.: Irene Mina, T. des Mechanikers Karl Höll und
der Mina geb. Heinz.
Eheschließungen:
9. Okt.: Artur Schäfer, Mechaniker, und Elsa Oßmann;
21. Okt.: Oskar Döderlein, Kaufmann, und Hilda Elsa Ruhst
23. Okt.: Johann Georg Pfänder, Gärtner, und Marta Ma
ria Esche;
23. Okt.: Albert Kasper, Goldarbeiter, und Luise Roth geb. OIPP;
30. Okt.: Ernst Jakob Roth, Kassensekretär, und Jda Luije Vollmer. .
30. Okt.: Eugen Jckler, Stahlgraveur, und Rosa Mitscheie. Sterbefälle: Keine.
Gemeinde Birkenfeld.
Die Einspruchsfrist gegen die
Gewerbefteuerveranlaming issi
ist festgesetzt: vom 10. November bis 9. Dezember ds. 3s. Im übrigen siehe den Anschlag am Rathaus.
Ratschreiber Wucherer.
Kapfenhardt, 8. Nov 1931.
Todesanzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe, treubesorgte Gattin, unsere liebe, gute Mutter, Groß- und Schwiegermutter
Mathilde Vurkhardt.
geb. Burkhardt,
heute nachmittag 2 Uhr unerwartet rasch im Krankenhaus Neuenbürg sanft entschlafen ist.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Friedr. Burkhardt, Gemeindepfleger, mit Angehörigen.
Beerdigung: Dienstag, 10. November 1931, nachmittags 3 Uhr.
Zwangsversteigerung.
Am Dienstag den 10. November 1931, vormittags 10 Uhr, versteigere ich in Neuenbürg öffentlich gegen Barzahlung:
1 Nähmaschine.
Zusammenkunft am Rathaus.
Hildenbrand, Gerichtsvollzieher.
Atelier für Fußpflege.
Entfernung von Hühneraugen. Hornhaut und eingewachsenen Nägeln. — Behandlung in und außer dem Hause.
Marta Benjamin» Pforzheim» Weftl. 12, Tel. 1609.
vsnkssgung.
Lllr ciie liebevollen öevveise kerrlicber Anteilnahme, ciie uns 2 u äem schweren Verluste unserer teuren Lntscklakenen in so reichem /Halle entMZenZebracht rvurcien, sa^en vir unseren herzinnigsten Dank.
wsrrsnsld, November 1931.
ksmMs XsrI Leuker.
familien-
SniUstzen
Besuchskarten Verlobungsanzeigen Vermählungsanzeigelk Geburtsanzeigen Glückwunschkarten usw. liefert in
vornehmer Aufmachung
C. Meeh'sche Buchhaudlung.
Conweiler, 9. Nov. 1931.
Danksagung.
Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme, die wir beim Heimgang unseres lieben Entschlafenen
Albert Ochs.
Fuhrmann,
erfahren durften, sagen wir allen herzlichen Dank. Insbesondere danken wir dem hiesigen Militär- und Kriegerverein für seine Kranzspende, ebenso den Militär- und Kriegervereinen Feidrennach und Pfinzweiler für ihre Teilnahme, der Arbeiterschaft der Firma Heinrich Jack für ihre Kranzspende, Dank auch dem hiesigen Frauenchor für den erhebenden Gesang und allen denen, die ihn zur letzten Ruhestätte begleiteten.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Emma Ochs, geb. Dill, mit Kindern.
Waldrennach, 9. Noo. 1931.
Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, die wir beim Hinscheiden unseres lieben Entschlafenen
krorin Stricksr
erfahren dursten, für den erhebenden Gesang des Leichenchors, für alle Ehrungen, die dem Verstorbenen zuteil wurden durch den Deutschen Metallarbeiteroerband, der Arbeiterschaft der Firma Fr. Speidel für die schönen Kranzspenden, sowie auch allen denen, die ihn während seiner langen Krankheit erquickt haben, sprechen wir auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Asrrsndvn-VISck«
sind erhältlich in der
C. Meeh'schen Buchhandlung» Neuenbürg.