I»!l!qe Kcieg (810'/«): Freitag: Orpheus und Eurydike (8 bis »acki 10): Samslaa: Undine (7'/»10'/«): Sonntag, 15. Noo.: Der

Bauer (810°/«); Montag:: Dienstag: Der Gonvoliece des Noarn Der Bucklige des Kalifen (810'/«): Mittwoch: Orpheus M Earydike (8 bis nach 10.) Kleines Haus: Sonntag. 8 Noo.: «,r Rauv der Sabinerinnsn (3'/»6) Mademoiselle Docteur (7'/z bis nach 9°/«): Montag: Leutnant Komma (8-I0'/s): Dienstag: Zu Schillers Geburtstag: Kabale und Liebe (7'/z10'/«): Mittwoch: Mademoiselle Doctrur (?'/, bis nach S'/«): Donners.ag: Götz von B.ilichingen (7>/,10'/,): Freitag: 25. Aufführung Der Haup.mann van Köpenick (810'/«): Samstag: Mademoiselle Docteur (7'/z bis nach 9'/«)! Sonntag, 15. Noo.: Der Hauptmann von Köpentck (3h, bis 5'/«) " Mademoiselle Docteur (7'/, bis nach g'/«>: Montag: pwlnanl Komma (8'/°-10'/,): Dienstag: Mademoiselle Doctrur (8 bis Iv>/, : Mittwoch: Kabale und Liede (7'/,10'/«). Samstag.

Noo.: Großes Haus: H-aelsei» zum 100. G.'burtswg (11 Uhr): Liederballe: Sonntag, 15. Noo.: 4. Symphontekonzert-Hauplprobe gl1): Montag. 16. Noo.: 4. Symphonickonzert, Gastdlkigeni Fritz Busch (8-10) Uhr.

Schwenningen, 7. Noo. (Gemcinderat gegen Bürger- und Ge­tränk' steuer.) Der Gemeinderat Kat einstimmta dis Einführung der Aelränkestsu» und eine Erhöhung der Bürgersteuer aus 300 Prozent des L-mdesfatzss abgelehnt.

Ulm, 7. Noo. (Raubüberfall.) Gestern abend 8 Uhr drangen in dem Hause Leimgrubenwsg 18 unterhalb des neuen Krankenhauses zwei im G-sickt vermummte junge Burschen mit vorgehaitenen Pb fiolen in di-Wohnung einer dort allein anwesenden Nieren Frau ein. Einer der Burschen warf die Frau auf den Stubendoden, hielt sie bst und druckte ihr die Augen zu. Inzwischen durchstöberte der an. dere Bursche sümlliche Behältnisse der Wohnung und rauvle auß-c einer goldenen Damenuhr l500 Reichsmark. Das Geld besteht in der Hauptsache aus Hundert-, Fünfzig- und Zwanzig Markjchetnen. Auch zwei Schweizer Fims-Fcankensclpine drfiobrn sich darunter. Die Täter werden als 1922jährige mittelgroße Burschen beschriebe.

Blaubeuren, 6. Noo. (Siebzehnjähriger Mörder.) Vor einigen Tagen hauen wir berichtet, daß sich am Samstag ein 18jähriges Mädchen, das einzig: Kind acktbaer Eltern, vom B.'auselsen gestürzt ha:e. In einem hinterlasjenen Brief gestand die Bedauernswerte, daß sie sich entschlossen habe, gemeinsam mit ihrem Liebhaber in den Tod zu gthen. Dadurch wurde man aus den jungen Mann aufmerksam und nahm ihn ins Verhör. Anfangs bestritt er, dabeig-wesen zu sein. Sein Alibi ab» Halle eine Lücke von dnioiertel Stunoen. Ais man «brr am Hais des Mädchens Fmgerspuren entdeckte, muide der Bursche aufs neue ins Kreuzverhör genommen und nach hartnäckigem Leugnen gestand cr, das Mädchen am Samstag abend mit Gewali vom Felsen in die Tiefe gestürzt zu haben. Zwischen beiden bestand rin intimeres Verhältnis. Bei dem Mädchen handelt es sich um eine D-ckäuserin, dar einzige Kind ihrer Ellern, bei dem jungen Mann um einen Wwereitechnik», beide von Blaubcuren.

Göppingen, 8 Novbr. (Gründung einer Ortsgruppe der Sozia­listischen Arbeiter, Seyd.-witz-Gruppe) Am Samrtag abend wurde hier sine Ortsgruppe der Sozialistischen Arbeiter-Pariei (Seydewitz- Gruppl) gegründet. Wie man hört, will die neue Partei auch einen Kaodioaien bei dm demnächstigen Grmetnderatswahleu zur Ausstellung dringen.

Aalen, 8 Novbr. (Oer Tod aus der Straße.) Sonntag nach­mittag kurz vor 2 Uhr ins die in den Mer Jahren stehende Witwe K ppler aus dem Wege zur Kirche einem Motorradfahrer in die Fahrbahn. Dabei erlitt die Frau eine schwere Verletzung, sodaß sie kurz nach der Einlkserung ins Städtische Krankenhaus starb.

LohnfchisLssprrrch irr der württ. Metallindustrie

Stuttgart, 7. Nov. Vor dem Schlichtungsansschutz in Stuttgart fanden die Parteiverhandlimgen in der Lohnstreit- stche der württcmbergischeu Metallinduüric statt. Sie waren Sie umfangreichsten und bewegtesten feit vielen Jahren. Der verband württ. Metällindustrieller forderte einen allgemeinen Lohnabbau von 15 Prozent, weiterhin die Versetzung der Orte Lauphcim, Oberriexingen und Spaichingeu ^in niederere Orts­klassen, ferner einen Sondcrabzug für die Fabriken landwirt­schaftlicher Maschinen und Geräte. Eine Verständigung war in der über fünf Stunden hinausgebenden Parteiverhandlung nicht zu erzicleu. Die laereinbarte Schlichtungsstelle fällte nach clfstündiger Beratung folgenden Schiedsspruch: 1. Vom 2. November 1981 ab ermäßigen sich die tariflichen Mindestlöhne in allen Ortsgruppen um 5 Pfennig die Stunde. Die Akkorde ändern sich in gleichem Verhältnis. Die übrigen Bestimmun­gen des seitherigen Lohnabkommens bleiben in Kraft. 2. Soll­ten durch Gesetz, oder Notverordnung Maßnahmen getroffen werden, die die Lohnhöhe berühren, so sind die obigen Lohn­abzüge sinngemäß anznrechncn. 3. Dieses Abkommen kann unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von vier Wochen erst­mals auf 15. Februar 1932 gekündigt werden. Infolge der Ecklohnsenkung um 5 Pfennig in allen Ortsklassen gestaltet sich der Abzug nach Prozenten gerechnet im Zeit- und Akkord­lohn verschieden hoch. Er beträgt bei Groß-Stuttgart 6 Pro­zent und steigt in den einzelnen Ortsklassen bis Ernsbach aus hl Prozent.' Die Erklärungsfrist über Annahme oder Ab­lehnung des Schiedsspruchs ist auf 12. November festgesetzt.

Die Beschäftigung ansläubischer Arbeiter auf den herzoglichen Güter«

Stuttgart, 7. Nov. Zu der Kleinen Anfrage des Abg. Sinker (Soz.) betr. die Beschäftigung ausländischer Arbeiter uns Domänen teilt dasDeutsche Volksblatt" folgenden Sach­verhalt mit: Die herzoglichen Domänen, auf denen Ausländer beschäftigt werden, sind sämtlich verpachtet; verantwortlich für die Beschäftigung von Ausländern sind also lediglich die Päch­ter. Bekanntlich wird die Zulassung von Ausländern für die Landwirtschaft von der Reichsregierung in der Form geneh­migt, daß jährlich ein Kontingent festgesetzt und dessen Ver­teilung an bestimmte Bedingungen gebunden wird- Dieses Kontingent wurde in den letzten Jahren ständig vermindert und wird im folgenden Jahr voraussichtlich ganz Wegfällen können. So befinden sich auf den sechs herzoglichen Domänen >m Jahre 1931 noch 59 Ausländer, aus den drei Rechbergschen Domänen noch 18. Mehr als dreivicrtcl dieser Personen sind weibliche Arbeitskräfte, deren Ersatz aus dem inländischen Ar­beitsmarkt heute noch großen Schwierigkeiten begegnet. Ver­suche, solche Arbeitskräfte durch Umschulung zu gewinnen, haben bekanntlich gerade bei der Sozialdemokratie Gegner­schaft gefunden. Was den Hinweis auf diepolitische Ge­sinnungsverwandtschaft" des Landesarbeitsamts mit dem »katholischen Haus Württemberg" in derSchwäb. Tagwacht" betrifft, so hat sich der Präsident des Landesarbeitsamts mit her Zuteilung des Kontingents an die einzelnen Betriebe nicht befasst. Die Verteilung erfolgte durch den landwirtschaftlichen Fachausschuß beim Landesarbcitsamt unter dem Vorsitz eines Stellvertreters des Präsidenten, und dieser gehört der Sozial­demokratie an.

Tagung der Führer der gewerbl. Organisationen

Stuttgart, 7. Nov. In einer sehr zahlreich besuchten Ver­sammlung von Führern der gewerblichen Organisationen des Kammerbezirks Stuttgart sprach Wirtschaftsminister Maier überAktuelle Wirtschaftsfragen". Er betonte dabei, daß er beu Kern der Wirtschaftskraft des Landes in seinen zahlreichen kleineren und mittleren Betrieben sehe, und daß es daher auch eme der wichtigsten Aufgaben für die Wirtschaftsverwaltung

bei der gegenwärtigen Notlage in Handwerk und Gewerbe mr diese Schichten besonders sich einznsetzen. Im Interesse

der ganzen Wirtschaft aller Stände und des öffentlichen Lebens liege die Einschaltung und Erhaltung einer möglichst breiten Swicht wirtschaftlich selbständiger Menschen. Tie heutige Zeit mit ihrem Zug zu allem Aufgeblähten verkenne den volks­wirtschaftlichen, sittlichen und kulturellen Wert der Klein- und Mittelbetriebe und vergesse zu gerne, daß 10 Betriebe mit 10 Arbeitern dieselbe, wenn nicht größere wirtschaftliche Be­deutung haben, wie ein Großbetrieb mit 100 Arbeitern. Die praktischen Vorschläge des'Wirtschaftsministeriums zum Schutz des gewerblichen Mittelstandes aus dem Gebiete der Frage der Warenhäuser und der Einheitspreisgeschäfte seien von der Staatsregierung angenommen und an die Reichsregierung wcitergeleitet worden. Der Minister bekannte sich als grund­sätzlicher Gegner der wirtschaftlichen Betätigung der öffent­lichen Hand und der steuerlichen Bevorzugung sogenannter- gemeinnütziger Unternehmungen. Es könne nicht verstanden werden, daß die öffentliche Hand in der heutigen schweren Zeit mit den Steuergeldern ihren eigenen Bürgern Konkur­renz bereite, ebensowenig, daß auch vielfach unter dem Deck­mantel der Gemeinnützigkeit Betriebe, die den gewerblichen Mittelstand schädigen, aufgezogen und unterhalten werden. Er bedauerte sodann lebhaft, daß der Verwaltungs- und Wirt­schaftsausschuß des Landtags seinen Antrag ans Errichtung einer neutralen Schiedsstelle im Vergelmngswesen abgelehnt hat und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Plenum des Landtags eine andere Entscheidung treffen möge. Der Mini­ster nahm dann noch zu den unglücklichen Auswirkungen der übertriebenen öffentlichen Fürsorge und der Wohnungs­zwangswirtschaft Stellung und trat entschieden für die Er­haltung der privaten Wirtschaftsform aus selbstverständlichen Gründen ein, da das Gesamterträgnis der Voltswirtschaft ein wesentlich größeres sei als bei Gemeinschaftsbetrieben. In der Versammlung wurde die Entscheidung des Verwaltungs- nnd Wirtschaftsausschusses, des Landtags über die Errichtung einer neutralen Schiedsstelle allgemein scharf verurteilt. 11m eine Stärkung des Einflusses des Handwerks in der Kommu­nalpolitik anläßlich der bevorstehenden Gcmeinderatswahlen zu erreichen, wurde verlangt, in allen gewerblichen Organisatio­nen dafür einzutreten, daß der gewerbliche Mittelstand mehr als bisher und restlos an den Gcmeinderatswahlen sich betei­lige und auch zur Uebernahme von Mandaten sich bereit erkläre. Der Kamps gegen die handwerksmäßigen Regiebetriebe soll nach Ausführungen von Syndikus Metzger für die Zu­kunft systematisch organisiert werden. Es müsse verlangt wer­den, daß die Errichtung neuer und die Erweiterung bestehen­der werbender Regiebetriebe genehmigungspflichtig und die Schließung aller solcher Betriebe bei fehlender Wirtschaftlich­keit verfügt werden. Weiterhin wurde über die Gründung einer Entschädignngsgesellschaft für Streikverluste durch die Spitzeuverüände des Handwerks berichtet. Starke Verbitterung machte sich gellend wegen der hohen Verzugszuschläge für Steucrrückstände. Nicht um seiner selbst, sondern um der Er­haltung deutscher Wirtschaft und deutschen Volkstums willen fordert das Handwerk mit aller Schärfe schnellste und endliche Erfüllung seiner seit Jahren erhobenen Forderungen. Es ver­langt ein Wirtschaftsprogramm, das unter Abkehr von ein­seitiger Begünstigung des Sozialismus und der Großwirt­schaft dem Volk die Möglichkeit zur Arbeit wieüergibt und die Bedeutung von Handwerk und Gewerbe nicht mit Phrasen sondern durch bewußte Förderung und Beachtung würdigt Beschlossen wurde, über eine das Gewerbe aufreizende Aeuße- rung des Vertreters des Finanzministeriums im Finanzaus­schuß des Württ. Landtags, daß zur rechtzeitigen Eintreibung der Steuern nur noch die Peitsche helfe, weitere Aufklärung zu schassen.

Vsrien

Pforzheim, 8. Nov. Am Freitag abend begabcn sich vier Mäd> chen nach Geschästsschluß nach Hause. Außerhalb Dilistein auf hal­bem Wege nach Büchenbronn, wo die Mäcch-n wohnten, wurden sie von einem Mann ungehalten, der ihnen eine brcnnenve Taschenlampe entgegen kielt und rief:Geld heraus, oder ich schieße!" Er enttiß einem Mädcken vie Handtasche, in der sich ihr ganzer Wachenlohn befand und flüchtete unerkannt. Die Gendarmerie fahndet eifrig nach dem Täter.

Lahr, 7. Nov. Heute vormittag gegen '/»IO Uhr wurde beim Bahnübergang Hugsmeier das Lastauto derEdeka"-Einkaufs Ge­nossenschaft von Freiburg von dem um 9 35 Uhr aus Dinglingsn kommenden Personenzug erfaßt und etwa 100 Meter weit g schleift. Dem 39 Jahre alten Chauffeur Amts Held aus Freiburg wurden bewe B-ine abgefahren. Ec wurde io l-bensgesährlichem Zustand ias Lahrer Krankenhaus eingeliesert. Die Trümmer des Lastkraftwagens liegen aus etwa IM Meter Länge dem Bahnkörper entlang. Die Schranken waren zunächst geschloffen. Als der von Fceiburg kom­mende Schmllzug vocbeisuhr, forderte der Chauffeur den Schranken- Wärter auf, ihn noch durchzulaffen, woraus der Schrankenwärter die Schranken wieder öffnete. Auch die Lokomotive des Personenzugs ist erheblich beschädigt.

kSsmüsI unü Vsrkekr

Heutingsheim, OA. Ludwigsburg, 8. Noo. (Brüffcle-Versteige- rung in Kuinvottwar und Heutingsheim ) Am Donnerstag fand in Kleinbottwar die Wein-Versteigerung des Grast. Avrlmannschen Rent­amts (Brüssel.) statt, die ein recht befriedigendes Ergebnis hatte. Die Nachfrage war sehr flott, sodaß alles abgesetzt wurde. Sehr gut hielt sich das Rotgewächs, insbesondere Trolltngcr, der bis zu 130 NM. je Hektoliter erzielte. Etwas vernachlässigt waren Weißweine die aber auch bis zu 88 RM. je Hektoliter brachten. Insgesamt kamen 190 Eimer gegen 215 Eimer im Vorjahr zur Versteigerung.

Stuttgart, 8. Nov. (Vom O'stmarkl.) Die Lage auf dem Obst- großmackt war zu Anfang der Woche katastrophal, sie hat sich seit- dem wesentlich gebessert. Der Ansturm in Aepseln, der eine starke Preissenkung und bedeutende U.-berstände im Gffolge hatte, hat sich schneller gelegt. Die Früchte werden wieder vorschriftsmäßig, mit Holzwolle und Wellpappe geschützt, angeboten, die Zentnerkörbe ohne j gliche Einlage verschwinden immer mehr: auch die Verwendung von muffligem Orhmd und Stroh durch marktsremde Beschick» wird seltener. Mit den späten Wintertasrläpseln sollte mehr Zurückhaltung beobachtet werden. Preise für Aepftl: Bienheim, Boskoop, Berlepsch« 1012, Lond-becger, Goldparmäne, Schwaikheim» 910, Wirt- schastssorten 78 MK.: Birnen: Vereins Dechants 20, Iodotgne, Dtels Butterbirne 1014, Poltteau 89, Q lltten 1012, Walnüsse 2830, Tomaten 25, hiesige Wiwrauben 2630, ausländ. Wein- «rauben stark rückgängig, dafür überraschend starke Zufuhr in italie­nischem Blumenkohl. Kartoffeln 3.804 20 MK. pro Zu. Der Most- obsihandel belebt sich zusehends, seit die w rtoollsten Sorten: Trierer, Bohnapsel und B-ttcnfelder vorwiegen. Erlöst wurden 2 302.50 MK. Aus dem Musterobstmarkt des Würlt. Oostbauvereins in der Markt­halle reicher Vorrat in Gravensteiner und anderen Edelsortcn. Nach­frage sehr lebhaft.

Cannstatt, 7. Nov. (Die Güte des Zucksrle.) Dem chemische" Untersuchungkamt der Stadt Stuttgart war aus einem Prioatwein' kerg im Zuckerte eine Probe des diesjährigen Weinerzcugniffes zur Uitersuchung übergeben worden. Das Ergebnis dirser Untersuchung war ein überaus günstiges. Nach Mitteilung des untersuchenden Be­amten war das ursprüngliche Oechelcgewicht 82,1 Grad, die Gcsamk- säure betrug 10,8 pro Mille. Bsigefügt war folgende Beurteilung: Diesen Wein muß man so lassen, wie er ist".

Siegen, 7. Noo. Dis Sparkaffe des Amtes K ppel ist durch satzungswtdrtge Kreditgewährung ihres Rendanten um etwa 3M 000 N.-Ma:k geschädigt worden, für die die kleinen Gemeinden des Amtes als Gewähcsträger mit ihrer Sieuerkrast einzustehrn haben. Der Ren­dant, der sofort seines Amtes enthoben worden ist, hat freiwillig auf stine Ansprüche auf G hall und Pension verzichtet. Die Kredite, die hauptsächlich an zwei Firmen gegeben worben sein sollen, werden als verloren betrachtet.

Gera, 7. Noo. Am Freitag wurden in Langenberg bei Gera vie Ehrscau des seit drei Jahren arbeitslosen Schlossers Zerschke und ihre drei Kinder mit durchschnittener Kehle ausgefunden. Die Kinder sind 3, 4 und 6 Jahre alt. Die Frau hatte, nachdem sie den schla- senden Kindern mir einem Brsteckmess» den Hals durchschnitten hatte, sich selost zu entleiben versucht. Während die beiden jüngsten Kinder sofort tot waren, gaben das dritte Kind und die Ehefrau noch Lebens­zeichen von sich. Der Zustand der Frau ist bedenklich. Der Eh-mann befand sich während der Tat in der Wohnküche und wurde erst durch die Schmerzensschreie des verletzten Mädchens aufmerksam. Die Mutter scheint die Tat in geistiger Umnachtung begangen zu haben.

Marburg, 8. Noo. Der erste Vorsitzende des Vorstandes des Norddeutscke.i Lloyd, Generaldirektor Geheimrat Dr. h. c Stimming, -st in der Nacht zum Eamsiaz einer Lungenembolie im K ankenhaus Bethanien in Hamburg erlegen. Gehümrat Stimmiag weilre bekannt­lich vor wenig-n Tagen bet Verwandten in einem Hamburger Borort zu Besuch und glitt dort in der Wohnung auf tum Fußboden aus. Er erlitt eine G Hirnerschütterung, sowie andere V.-iletzunaen, die seine Usbersührung ins Krankenhaus notwendig machten, Zunächst be­standen keine Besorgnisse. Im Lause der letzten Tage hatte sich jedoch das Befinden Stimmings verschlechtert und tm Lause der letzten Nacht ist cr verschieden.

Berlin. 7. Nov Am Freitag nachmittag ereignete sich, nach einer Meldung Berliner Blätter aus Riga, in L bau ein schweres Flugzeug­unglück, bei dem s'chs Personen den Tod sanken. Zwei Militärflug­zeuge waren ausgelliegm, um Schütz-und Zielübungen tm Lustkamps zu machen. Die Besatzung der beiden Fluazeuge "bestand aus drei Offizieren, zwei Sergeanten und der jungen Frau des einen Flugpug- sllhrers. In einer Höhe von 800 Metern e folgte ein Zusammenstoß der beiden Maschinen und die Apparate fielen mit zerbrochenen Flügeln in die T ese. Die Flugzeuge stürzten in einen Friedhof in der Nähe von Libau. All- sechs Insassen konnten nur noch als Leichen aus den Trümmern geborgen werden.

Braila (Rumänin), 8. Nov. Hier ist eine Typhus- und Cholera- Epidemie ausgebrochen. Bisher wurden 124 Falle gemeldet, mehrere Erkrankte sind bereis g,starben.

T entsin. 8. Noo. Auf den ehemaligen Kais» von China wurde gestern abend ein Attentat verübt. Ein Chinese sprach vor dem vom Kaiser bewohnten Hoiel vor und überreichte einem Diener einen Korb mit Früchten als Gabe für den Kais». Als dieser spät» den Korb öffnete, fand er darin eine Bombe versteckt, die indessen niast explo- dl.r.e. Beim Eintrcffen der Polizei war der Täter bereits verschwunden.

200 OVO Arbeitern gekündigt

Gladbach-Rheydt, 7. Nov. In den Textilfabriken von Gladbach-Rheydt und Umgebung haben die Unternehmer am Freitag sämtliche Arbeitsvcrträge, die aus Grund des bisheri­gen, am 10. Oktober abgelanfenen Lohntarifs abgeschlossen waren, gekündigt. Vor Ablauf der Kündigungsfrist soll nack^ der Bekanntmachung den Arbeitern ein Angebot zur Fort­setzung des Arbeitsverhältnisses gemacht werden. Aehnliche Maßnahmen sind in fast allen rheinisch-westfälischen Bezirken von den Arbeitgebern in der Textilindustrie getroffen worden, soweit die bisherigen Lohntarise nicht mehr in Geltung sind. Von den Kündigungen werden rund 200000 Arbeiter und Ar­beiterinnen betroffen.

Sitzung der Neichslngsfraktio« de« Wirtschaftspakte!

Berlin, 7. Nov. Die Reichstagsfraktion der Wirtschafts­partei hielt an: Samstag eine mehrstündige Aussprache über politische und wirtschaftliche Fragen ab. Grundlage dieser Aussprache waren die Verhandlungen, die die Vertreter der Wirtschaftspartei in den letzten Tagen mit dem Reichskanzler geführt haben, sowie die Besprechung beim Reichspräsidenten, über die die Abgeordneten Mollath und Hermann der Frak­tion Bericht erstatteten. Tie Verhandlungen mit der Reichs- rcgicrung werden in der nächsten Zeit fortgesetzt. Die Frak­tion hat einige Unterausschüsse zur Vorberatung verschiedener wirtschaftlicher'Einzelsragen eingesetzt, in denen die Fraktion eine gesetzgeberische Initiative im Reichstag ergreifen soll.

Erregte Auseinandersetzungen im Lübecker Tuberkulose»Prozeß

Lübeck, 7. Noo. Im weiteren Verlauf der heutigen Ver­handlung im Lübecker Tuberkulose-Prozeß wurde ein Antrag von Rechtsanwalt Dr. Frey vorgelegt, Prof. Calmette kom­missarisch zu vernehmen. Der Verteidiger Dr. Altstaedts bat um Ablehnung des Antrages, da Professor Calmette genau gewußt habe, was man in Lübeck plante. Prof. Calmette habe die Stammkultur in dem Bewußtsein nach Lübeck geschickt, daß sie weiter gezüchtet werden sollte. Es kam dann zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen Rechtsanwalt Dr. Wittern und Professor Dr. Kölle. Dr. Wittern gab eine Erklärung ab, in der cr u. a. sagte:Gewiß bin ich nicht der Anwalt von Pros. Tr. Dehcke. Das entbindet mich aber nicht von der allgemeinen Pflicht der Anständigkeit dem Gegner gegenüber- Ich stehe hier als Vertreter einer großen Anzahl von Eltern, deren Kinder schwere gesundheirliche Schädigungen davon­getragen haben. Da darf ich allerdings einmal aussprechen und ich stehe mil dieser Auffassung nicht allein der Haupt­schuldige an dem ganzen Unglück in Lübeck ist Professor Cal- mclte!" Bei dieser Aeußerung ruft Professor Kölle erregt und laut in den Gerichtssaal:Das ist ja unerhört!" Daraus antwortete Dr. Wittern:Herr Professor, Sie können sich nicht so in die Lage der Eltern versetzen, die ihre Kinder haben schwer leiden sehen. Wir haben heute von einem Sach­verständigen gehört, daß er eine Tuberkulin-Probe mackfeu wollte, aber am ganzen Körper des Kindes keine heile Stelle gefunden habe, wo er die Probe ansetzen konnte. So haben die Kinder gelitten."

In diesem Augenblick griff der Vorsitzende ein und bat Dr. Wittern, sich kurz zu fassen. Dr. Wittern erklärte darauf, er habe nichts mehr zu sagen.

Nunmehr erhob sich Professor Dr. Kolle und sagte sehr erregt:Ich muß dagegen protestieren, daß hier im Gerichts­saal behauptet wird, Professor Calmette sei an vem Lübecker Unglück schuld. Ich bin Gegner des Ealmctte-Verfahrens, weil rch es für unwirksam halte; aber ich bin überzeugt, Laß das Mittel bei richtiger Anwendung unschädlich ist. Ich muß sagen, daß Dr. Wittern sich aus ein wissenschaftliches Gebiet begeben hat, wo ich ein solches Urteil (bei diesen Worten schlug Pros. Kolle mit der Faust ans den Tisch) nicht zulasten kann."

Die Eltern protestieren gegen Rechtsanwalt Witter«

Lübeck, 7. Nov. Der nationalistische Auftritt, den Rechts­anwalt Wittern in der Verhandlung des Calmette-Prozesses inszenierte cr nannte den französischen Gelehrten Len Hauptangeklagten des Prozesses hat die Lübecker Eltern­schaft in große Aufregung versetzt. In der Verhandlungs- Pause wurde von den Nebenklägern das Verhalten Witterns