Sitzung des natioualsoz. Fraktionsoorstandes

Berlin, 3. 2kr. Im ReickMag versammelte sich am Sams­tag mittag vollzählig der nationalsozialistische Fraktionsvor­stand, um sich mit den Ausgaben der nationalen Opposition nach dem Wiederzusammentritt des Reichstags zu beschäftigen- Es wurde ein gemeinsames Borgehen der nationalen Opposi­tion beschlossen irr der Form, daß zwar nicht gemeinsame, aber doch gleichlautende Anträge im Parlament eingebracht werden. Zu der bevorstehenden grossen politischen Aussprache wird von der nationalen Opposition zunächst nur ein Mißtrauensantrag gegen das Gesamtkabinekt gestellt werden. Bon einem Mitz- trauensantrag gegen Reichsaußenminister Dr. Eurtius im be­sonderen, wie es die Nationalsozialisten gleichfalls in Aussicht genommen hatten, soll Abstand genommen werden, weil offen­bar Dr. Eurtius nach den Richtlinien gehandelt habe, für die der Reichskanzler selbst die Verantwortung trägt. Sollte aber der Mißtrauensantrag gegen das Gcsamtkabinett abgelehnt werden, so würden die Nationalsozialisten auch für den kom­munistischen Antrag gegen Eurtius stimmen. Ferner beschloß der Fraktionsvorstand, die Gesamtfraktion für den 13. Oktober vormittags, also einige Stunden vor Beginn der ersten Ple­narsitzung des Reichstags, einzuberufen.

Der Fraktionsvorstand beschäftigte sich weiter mit der Bil­dung einer Arbeitsgemeinschaft der nationalen Rechten, einem Plan, der nunmehr seiner Verwirklichung nahe zu sein scheint. Dieser Arbeitsgemeinschaft werden nicht nur die parlamen­tarischen Vertretungen der Rechten, also die nationalsoziali­stische, die deutschnationale Partei und die drei aus der Land- volkpartci ausgeschiedenen Reichstagsabgeordneten angehören, sondern auch eine Anzahl außerhalb des Parlamipits stehender nationaler Verbände.

Unterschlagungen als Ursache der chinesischen Aeberschwemmungen

Aus Nanking wird geschrieben: Bei ver NaNonalregjc- rung in Nanking sind Anzeigen gegen den Bürgermeister von Hankau, Liu-Wen-Tao, und gegen den Leiter des Flutzbau- amtes, Peng-Tschieschih, wegen riesiger Unterschlagungen öf­fentlicher Mittel eingelaufen. Wie es in den Anzeigen und Beschwcrdeschriften heißt, hätten diese unterschlagenen Mittel ausgereicht, um die Ueberschrvemmungskatastroph.: dieses Som­mers abzuwenden.

Dem Bürgermeister von Hankau wird vorgeworsen, daß er in den drei Jahren seiner Amtszeit 50 Millionen Mark unterschlagen habe. Der größte Teil dieses Betrages wurde in Form von Steuern zum Zwecke der Flutzregulierung er­hoben, ist aber seiner Bestimmung niemals zugeleitct worden. Die katastrophalen Folgen dieser Unterschlagung sind bekannt: die letzten Ueberschwemmungen kosteten sausende von Men­schenleben und richteten Sachschäden in Höhe von ungezählten Millionen an. Aehnliche Beschuldigungen werden auch gegen den Leiter des Flußbauamtes erhoben. Er soll das Geld für die Flutzregulierungsarbeiten einfach in die eigene Tasche ge­steckt haben, ohne die Arbeiten jemals in Angriff nehmen zu lassen. Wie die chinesische Presse berichtet, soll die Korruption in Hankau und in der Provinz Hupeh in letzter Zeit^ er­schreckenden Umfang angenommen haben. Staatliche und städ­tische Beamten sollen in der Lage gewesen sein, sich in weni­gen Monaten große Vermögen beiseite zu schaffen. Bei Revi­sionen mußte immer wieder die nackte Tatsache festgestellt wer­den, daß die öffentlichen Mittelverschwunden" waren. Zur Beruhigung" der Oeffentlichkeit berichtete die amtliche Unter­suchungskommission aus dem Ueberschwemmungsgebiet, daß man die Katastrophe selbst dann nicht hätte verhlnvern können, wenn die vorgesehenen Arbeiten ordnungsgemäß durchgeführt Worden wären. Die Fluten hätten eine derart beispiellose Höhe erreicht, daß sic auch die neuen Dämme und Deiche über­stiegen hätten. Allerdings wird zugegeben, daß die ordnungs­gemäße Verwendung der öffentlichen Mittel zur Flußregulie­rung die Ausmaße der Katastrophe erheblich herabgemindert hätte.

Eine neue Neberschwemmungskatastrophe in China

Schanghai, 3. Okt. China ist von einer neuen Ueber- schwemmungskatastrophe hcimgesucht worden, die 25 000 Todes­opfer gefordert hat. Der amerikanische Ingenieur B. L. Pond, der die internationale Hilfsaktion für die Opfer der Dangtsc- Flutkatastrophe in die Wege leitet, hat an die Hungerhilss- kommission folgendes Kabel gerichtet:5000 Ouadratmeilen um Mntsing sind durch dauernde Regenfälle völlig über­schwemmt. 25 000 Chinesen sind ertrunken. 800 000 Menschen werden von der Katastrophe betroffen. Die Ernte ist vollkom­men vernichtet l,5 Millionen Dollars sind zur ersten Hilfe notwendig. In einigen Distrikten hält der Regen noch immer an." Die Hilsskommisston hat den Hilferuf an die zuständigen Regierungsstellen weitcrgeleitet-

/kus Stuckt unck >.snck

Herbstmorgenbttd

Wie sich im Morgenglanze sonnen Die Berge bis zum tiefsten Hang!

Vom Kirchturm, weinlaubrotumsponnen.

Lobsingt des Glöckleins Klingeklang.

Und hinten wirft die fleißigen Arme Die alte Mühle durch die Luft,

Als schaufle sie das sonnenwarme Früligold aus morgenrotem Duft.

Richard Zoozmanu.

*

X Neuenbürg, 3. Okt. Nun haben wir seit Samstag mittag den T.A.-Betrieb im Telephon und können auch ^ei Nacht telephonieren, wohin wir wollen. Dieser erfreuliche Fortschritt ist neben den anderen Vorzügen ein sicheres Mittel für die hiesigen Teilnehmer, um bei Nacht sofort Hilfe bei Ver­stößen gegen Ordnung, Ruhe und Sicherheit herüeizuholen- In jedem Fall, der das Einschreiten der Polizei erforderlich macht, rufe man diese unter der Nr. 457 an. Die dauernde Besetzung der Polizeiwache bei Nacht birgt für sofortige Ant­wort. Für 10 Pfg. kann man sich so vor mancherlei Un­annehmlichkeiten schützen.

Neuenbürg, 1. Okt. (Berichtigung.) In den^ vorgeschicht­lichen Aufsatz vom letzten Freitag über den Schloßberg hat sich ein Versehen eingeschlichen. Am Schluß des ersten Abschnitts muß es statthohler Bronzemeißel" heißenhohler Bronze- r i n g".

(Wetterbericht.) lieber Spanien und Frankreich liegt ein Hochdruckgebiet, das die Wetterlage maßgebend beeinflußt, während eine nördliche Depression vorerst nicht zur Geltung kommt. Für Dienstag und Mittwoch ist deshalb mehrfach heiteres und trockenes Wetter zu erwarten.

Höfen a. Enz, 1. Okt. Der heutige Sonntagmorgen zeigte ein ganz lebhaftes Gepräge. Um 6Li Uhr war Besichtigung der gesamten Feuerwehr durch Bezirksfeuerlöschinspektor Bau­rat S t r i b c l - Neuenbürg. Zuerst wurden im Oberdorf Ord­nungsübungen und Tchulübungen an sämtlichen Geräten vor­geführt, worauf alle Mannschaften mit Trommler- und Pfeif­ferchor nebst der Blasmusik ins Unterdorf zu einer Angriffs­übung zog. Gedachr als Brandobjekt war das neue Gemeinde­haus. Es klappte alles tadellos, was auch der Besichtigende in anerkennenden Worten zum Ausdruck brachte. Nach dem Gottesdienst gab die Kapelle des Musikvereins in den Anlagen vor der Kirche ihr letztes diesjähriges Standkonzert. Das zog viele Zuhörer an, wurde dankbar ausgenommen und machte den Musikern und ihrem Dirigenten Eitel-Calmbach alle Ehre.

Schömberg, 5. Okt. Das seltene Fest der Goldenen Hochzeit konnten am gestrigen Sonntag Gottlieb Fuchs, fr. Maurermeister, und seine Ehefrau Margarete, gcb. Hart­mann, im t-0. und 73. Lebensjahr stehend, feiern. Die Feier fand unter Teilnahme der ganzen Gemeinde in der schön ge­schmückten vollbesetzten Kirche statt und war umrahmt mit Chören des Gesangvereins und des Kirchenchors. Die Glück­wünsche des Herrn Kirchenpräsidenten, des Oberkirchenrats und des Kirchengemeinderais übermittelte Pfarrer Gaiser unter Ueberreichung eines Jubiläumsgesangbuches, die des Herrn Staatspräsidenten, der Gemeinde und des Gemeinde­rats vermittelte Bürgermeister Hermann unter Ueberreichung eines Gedenkblattes und einer Ehrengabe der württ. Staats­regierung. Mögen die Jubilare ihren Lebensabend noch viele Jahre in Gesundheit, Glück und Gottes reichem Segen ver­bringen.

Württemberg

Aach, OA. Freudenstadt. 3. Okt. (Die Holesche Kunstmühle ab­gebrannt.) Die ganz alleinstehende ehemalige Holesche Kunstmühle zwischen Aach und Glatten fiel Freitag nacht einem Brand zum Opfer. Da der Besitzer mit seiner Familie nicht zu Hause war, wurde der Brand zuerst von einem Mann in Dietersweiler entdeckt, der so­fort die Einwohner weckte. Als die ersten Personen aus den Brand­platz kamen, stand schon der ganze Dachstock in Flammen. Da die Türen verschlossen waren, konnte vom Mobilar und den vorhandenen Maschinen nichts mehr gerettet werden. Die Feuerwehr mußte sich auf die Rettung der danebenstehenden Oekonomiegebäude beschränken. Das Wohnhaus ist bis aus die Grundmauern hcruntergebrannt. Ueber die Brandursache ist noch nichts bekannt.

Mühlacker, 3. Okt. (Motorradunfall.) Freitag nachmittag sind zwei Motorradfahrer an der Ecke Bahnhof- und Poststraße derart zusammengeprallt, daß einem Fahrer aus Großvillars ein Bein ab­

gedrückt wurde und der Soziussahrer (der Vater des Fahrers) Quet. schlingen und Schürfungen erlitt, sodaß beide ins hiesige Krankenhaus verbracht werden mußten. Der andere Fahrer, der aus Eternenselsin wurde nicht verletzt. '

Kornwestheim. 3. Okt. (Am 22. November BUrgermeisterwahN Der Gemeinderat hat die Wahl für die erledigte Stadtvorstandsitelle auf Sonntag, 22. November 1931, festgesetzt. Die Gemeinderats, ergänzungswahl findet am Sonntag. 13. Dezember 1931 statt.

Stuttgart. 3. Sept (Weitere ungünstige Arbeilsmarkt-Entwick- lung.) Im Monat September ist aus dem kaufmännischen Stellen­markt noch keine Beruhigung eingetreten. Der Schrumpfungsprozeß der Wirtschaft nimmt seinen Fortgang. Betriebseinschränkangen und -Stillegungen, vornehmlich im westdeutschen Bezirk, halten unvermin- dect an. Neue Verschärfung und Schwierigkeiten in Handelskreisen brachte der Sturz des englischen Psundkurses. Die jetzige Lage aus dem kaufmännischen Arbeitsmarkr wird gekennzeichnet durch die für die Stellenvermittlung des Deutschnationälen Handlungsgehtlsen-Ber- bandes errechnet« Andrangsziffer (Bewerber auf eine neugemeldete Stelle) 78,7 im September 1931 gegenüber 79,2 im August I93l und 32,5 im September 1930.

Stuttgart, 3. Oktober. (Tariskündigungen in der württ. Metall- industrie.) Laut HellbraunerNeckarecho" hat der Verband württ. Mctallinvustrieller E. B. am 30. September der Bezirksleitung des Deutschen Metallarbeiteroerbandes gegenüber dos am 7. Januar 1931 getätigte Lohnabkommen aus 3l. Oktober 1931 gekündigt mit der Begründung, daß die Lage der deutschen Wirtschaft und damit auch die der württ. Metallindustrie sich derart gestaltet habe, daß es um möglich erscheine, die bisherigen tariflichen Bindungen der Löhne auch weiterhin zu übernehmen. Das Abkommen hat durch seine Brrbindlich- keitserklärung Geltung für über 400 Betriebe, in denen in normalen Zeiten 60 bis 70000 Arbeiter und Arbeiterinnen der Metallindustrie beschäftigt wurden. Aus den gleichen Zeitpunkt kündigte der Verband Elektrotechnischer Büros in Württemberg und tzohenzollern E. V. ebenfalls das Lohnabkommen, ebenso der Schloffecmeisteroerband für Württemberg und Baden.

Göppingen, 4. Okt. (Zunehmende Arbeitslosigkeit. Von eine« Personenkraftwagen angesahren.) Die so schlechte wirtschaftliche Lage wirkt sich in der Industrie immer krasser aus. Nachdem zunächst die Göppinger Papierfabrik die Schließung ihres Betriebs angekiindigt hat, ist die württ. Metallwarenfabrik, Zweigniederlassung Göppingen, ebenfalls dazu übergegangen, die Belegschaft weiter einzuschränken. Besonders die Angestelltenschaft wurde von dieser Maßnahme betroffen. Unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist und unter Berück­sichtigung des Kündigungsschutzgesetzes wurden eine größere Anzahl neuer Angestelltenkündigungen ausgesprochen, weil einzelne Abteilungen mit dem Hauptwerk Geislingen zusammengelegt werden sollen. - Am Freitag morgen wurde der 57 Jahre alte Schosser Hans Me in Uhingen von einem Stuttgarter Personenkraftwagen angesahren und zu Boden geschleudert. Er erlitt erhebliche Verletzungen, die ärzt­liche Hilfe notwendig machten. Ueber die Schuldfrage ist behördliche Untersuchung eingeleitet worden.

Tübingen, 3. Okt. (Feuer bei den Schießständen.) Freitag nach- mittag brach in dem der Militärverwaltung gehörigen Unterkunsis- Haus bet den Schießständen Feuer aus, durch das zwei Werkstätten und der zur Ausbewahrung der Scheiben dienende Raum zerstört wurden. Der Weckerlinie, deren wirksame Tätigkeit durch Wasser­mangel erschwert wurde, gelang es, den Teil des Hauses, in dem sich eine Wohnung befindet, zu erhalten. Um ein Uebergrejfen des Feuers auf den Wald zu verhindern, waren die Feuerlöschmannschaften des Bataillons an den Branvplatz kommandiert wordin. Das Feuer ist wahrscheinlich in einem als Reparaturwerkstätte benützten Raum ent­standen, in dem am Vormittag gearbeitet worden war. Die Entstehungs- ursache ist vorerst nicht bekannt. Vorsätzliche Brantstistung ist anzu­nehmen.

Oberndorf, 4. Ekt. (Acbeiterentlaffungen.) In den Mauserwerken wurde innerhalb 14 Tagen 365 Arbeitern und 35 Angestellten ge­kündigt. Ein Teil der Arbeiter ist schon entlasten. Betroffen wurden in der Hauptsache ältere Arbeiter und solche aus den benachbarten Orten. Veranlaßt wurde die Entlastung durch Mangel an Austrägen und durch die Sistierung eines größeren Auslandsauftrags.

Grausamer Kindsmord

Stuttgart, 3. Okt. Zum drittenmal innerhalb einer Woche lautete vor dem Schwurgericht Stuttgart der Strafantrag des Anklagevertreters auf Todesstrafe. Diesmal wurde diese schwerste Sühne, die das Strafgesetz kennt, gegen den ledigen Kaufmann Josef Oesterle von Eggingen, LA. Blaubeuren, ge­fordert, der mit der ledigere Kontoristin Hilde Rommel von Böblingen ein Verhältnis unterhalten hatte, das nickt ohne Folgen geblieben war. Da der Angeklagte an das Leben hohe Ansprüche stellte und bei seinem Geltungsbedürfnis mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln an eine Heirat nicht denken konnte, stand für ihn fest, daß das Kind nickt lebend auf der Welt verbleiben dürfte. Insgeheim hoffte er und auch die Rommel, das Kind werde tot zur Welt kommen. Im anderen Falle war er entschlossen, dem Kind sofort die Lust abzustellen, wie er sich ausdrückte. Innerlich war die Rommel damit nicht ohne weiteres einverstanden, stimmte aber dann

VObl 6OU7 5!07>-ISCCO

Lopyrlxkt dv Msrtin beucktwsnx-er. NsNe «8-ls!e>

- s16

Um so besser, Harald. Ich wollte es dir längst er­zählen, fand aber den Mut nicht. Du wirst doch niemals im Ernst geglaubt haben, daß ich als Künstlerin naiv in der Liebe sei wie ein Kind?"

Er schüttelte den Kopf, sah sie aufmerksam an.

Nein, Saschi, das habe ich nie gedacht. Aber ebenso dachte ich nie an eine Heirat mit dir. Es tut mir leid, daß du mich dazu herausforderst, dir das zu sagen."

Du hast mich geliebt, Harald leugne es nicht, ebenso wie ich nie leugnen werde, dich über alles geliebt zu haben."

Er fuhr sich über die Stirn, strich mit einer kurzen Be­wegung da«- dunkle Haar zurück.

Ich habe dich geliebt, Saschi! Aber ich habe immer gewußt, daß es eines Tages zu Ende sein wird."

Und warum ist deine Liebe zu mir erloschen?"

Ehrlicher Schmerz sprach aus ihren Augen, ihren Worten.

Er sagte langsam:

--Ich weiß es nicht, Saschi! Vielleicht, weil ich keiner Frau die Treue halten kann. Ich glaube auch nicht, daß ich einer großen, alles vergessenden Liebe je fähig sein werde."

Du heiratest aus Vernunftgründen? Oder hat man dich dazu gezwungen?"

Harald Kardoif sagte langsam, jedes Wort scharf zirkelnd:

Ich stelle eine Frau sn meine Seite, die noch kein Mann berührt Hai."

Saschi Orlano duckte sich. Sie sah aus wie ein schönes, gefährliches Raubtier, das sich zum Sprung anschickt.

Der Mann musterte sie kalt. Dann sagte er:

Lies dieses Papi-rr, Saschi I"

Sie nahm es an sich, sah den ungewöhnlich hohen Be­trag und Unterzeichnete, daß Harald Kardorf sie ab- gefnnden habe.

Harald Kardorfs Lächeln vertiefte sich. Er war um eine Erfahrung reicher, wenn er es auch von vornherein nicht anders erwartet hatte.

Er schied von dieser Frau mit einer leichten Verbeugung und einem Dankeswori für schöne Stunden. Aann war diese Episode für ihn erledigt.

* §- * *

Er hatte Arbeit, viel Arbeit. Und so viel stand fest für ihn: nach Hagenhöhe durften Brigitte und ihre Mutter nicht. Sein zukünftiger Schwiegervater sollte sich ruhig hier wohlfühlen, aber diese beiden Frauen durften sich hier nicht einnisten, was sie jedoch als selbstverständlich anzu­sehen schienen. Darüber würde noch eine kurze Aussprache erfolgen müssen.

Er erledigte diese Aussprache in seiner eleganten, leich­ten Manier.

Lieber Papa, ich hoffe, Sie sind einverstanden, hier im Rosenhause zu bleiben. Ich möchte geteilte Wirtschaft. Die Vorräte werden von meinem Inspektor zugeschickt, zeit­weilig selbst hergefahren werden. Zudem würde es Ihnen allen selbst nicht gefallen, dort, wo Sie einst die Herrschaft waren, nur die zweite Rolle zu spielen. Eva kann ja her­überkommen, so oft es ihr gefällt, und lieber Papa, Ihnen wäre ich natürlich sehr dankbar, wenn Sie sich ein bißchen um den Kram kümmerten, wenn ich einmal ab­wesend bin."

Es wurde so verbindlich vorgebracht, daß absolut nichts dagegen einzuwenden war. Und doch fühlten seine Zu­hörer genau heraus, das ihnen jetzt die Rollen, die sie im Leben dieses Gewaltmenschen spielen würden, zngcteilt worden waren.

Frau von Hagen faßte sich zuerst.

Oh, wir hatten nicht die Absicht, nach Hagenhöhe zu kommen. Ein junges Paar bleibt wohl am besten allein", sagte sie; aber ihre Augen redeten dabei eine andere Sprache.

Ich freue mich sehr, liebe Mama, daß wir auch hierin übereinstimmen", sagte Kardorf lakonisch.

Eva saß still da. Sie wandte ihre Augen nicht von der feinen Handarbeit ab. Kunstvoll zog sie Faden um tzaden durch die weiche Seide. Sie wußte nicht, wie verhaßt dem verwöhnten Harald Kardorf Frauen mit Handarbeiten waren. Er konnte das einfach nicht sehen.

Er zog ja überhaupt zwischen der Braut und eleganten Frauen, die er kannte, keinerlei Vergleiche; doch er konnte eine schöne Frau nur beim Sport, in großer Abendtoilette oder lässig auf das Ruhebett geschmiegt bewundern.

Trotzdem sprach er freundlich mit Eva. Er war Welt­mann genug, gerade hier im väterlichen Heim der Braut nicht merken zu lassen, wie es in Wahrheit in ihm ausD.

Als er ging, sah Eva ihn an. Sie wußte es ganz ge­wiß nicht, wie offen sie ihm durch diesen Blick ihre Liede zeigte.

Er sah es, und wieder war das grausame Freuen in ihm.

Er würde ihr nie weh tun; sein dem Vater gegebene» Versprechen würde er halten. Aber seine Liebe würde sie wohl nie, auch nicht eine Sekunde lang besitzen, und das mochte ihre Strafe sein für die Forderung, sie für- die alberne Kutzgeschichte zu heiraten. Als er sich von ihr ver­abschiedet, war er mit seinen Gedanken schon längst wo­anders.

In Eva aber stieg eine unsagbare Angst hoch' ^ Angst vor der Zukunft an der Seite dieses Mannes, d- sie zur Frau begehrte und doch stets nur ein paar freun - liehe Worte mit ihr sprach. Nie sagte er ihr ein Wort tun von, daß auch er sie liebe. Und wenn er das nicht konnte sie an seiner Seite denn dann erwarten? sie war ihm verfallen mit Leib und Seele. Sie liebte ly mit der ganzen Innigkeit der ersten Liebe. .

Ein seltsames Verhältnis zwischen euch, das ist wnlUck nicht zu viel gesagt. Eine Manier hat dieser Mann, u - glaublich! Und wie er uns schon heute liebevoll au Hagenhöhe verwiesen hat wirklich einzig war da . Uno du hast dir das natürlich bieten lassen." (Forts, folgt)

*