Vlmrd-Vevise fester
London 2. Okt. Bielfach will man aus den Kursentwick- lunaen der 'letzten beiden Tage schließen, daß der Pfund-Ster- ling-Kurs jetzt eine Basis erreicht hat, auf der er für eure Zeitlang ziemlich fest und unverändert beharren wird.
Vor einigen Tagen war das englische Pfund auf den Dollarnotierungen umgerechnct nur 14 Shilling 5 Pence wert. Inzwischen ist es beharrlich auf 16 Schilling 1 Pence gestiegen. Man führt die augenblickliche Festigung auf zwei Momente- zurück Zunächst hat der Monatsultimo die Spekulation gezwungen, sich einzudecken. Darüber hinaus aber will man in verschiedenen Ländern, die den Goldstandard beibehalten haben, Anzeichen der Unsicherheit beobachtet haben. Optimisten gehen soweit, zu behaupten, daß sogar Amerika und Frankreich durch das Vorgehen Englands auf die'Dauer in eine sehr gefährliche Lage gezwungen werden könnten. Dem steht jedoch bisher die Tatsache entgegen, daß der Goldstrom nach Paris und Newyork noch keine Unterbrechung erfahren hat. Die Beträge, die von beiden Plätzen etwa an Länder wie die Schweiz und Holland abgegeben werden mußten, wurden durch Goldsendungen aus Südamerika und dem Fernen Osten mehr als gut gemacht. Die derzeitige Lage ist also dadurch gekennzeichnet daß die Mängel der einseitigen Goldverteilung in der Welt, die diese Krise herbeiführen halfen, höchstens noch stärker hervortreten.
Die feste Haltung der Reichsbehörden gegen jede Art von Inflation hat die Wirkung gezeitigt, daß jetzt der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" allen Gerüchten dieses Inhalts in scharfer Weise entgegentritt. Schon der amerikanische Einfluß, so sagt der Gewährsmann, wird Deutschland davon abhalten, einen entsprechenden Kurs wie England einzuschlagen. Vom Standpunkt des amerikanischen Handels aus gesehen sei es ein Unterschied, ob kleine Länder, wie Schweden und Dänemark, oder große Staaten, wie etwa Deutschland und Italien, dem britischen Beispiel folgen. Washington würde seinen Handelsinteressen zuliebe zweifellos zu Opfern bereit sein, um die Abkehr Berlins und Roms vom Goldstandard zu verhindern. Zum Schluß verweist"die gleiche Quelle auf die entschlossene Stellungnahme des Reichskanzlers und des Reichsbankpräsidenten gegen jede derartige Politik.
Was ein Franzose aus Hindenbnrgs Handschrift liest
Ein französischer Schriftdeuter, G. E. Magnat, entwarf während des Krieges folgendes „graphisches Porträt" von Hindenburg:
„Was wird die Nachwelt von diesem Namen, diesen Titeln zurückbehalten? Wie wird man in kommenden Jahrhunderten von diesem Manne sprechen? Kurz, welches Wort drückt, alles in allem genommen, seinen Charakter aus? Nur dies eine kann es sein: Hindenburg, der Tapfere.
Ein alter Kriegsmann hat diese festen Zeilen niedergeschrieben. Darin ist kein Zweifel möglich. Jeder Zug ist sozusagen graviert. Jeder Buchstabe ist Zeuge eherner Energie und Willenskraft. Keine Hast, aber auch kein Zaudern. Der ganze Mann scheint in einem Guß gegossen, wie Balmung, das berühmte Schwert Siegfrieds, keine Grazie, keine Finesse, aber ein klares Bewußtsein der Pflicht. Diese Pflicht ist einfach, klug und gläubig erfüllt.
Das ist nicht alles. In diesem harten, starken, unbeugsamen Krieger lebt ein von Grund auf rechtlicher und guter Mann. Seine Güte ist männlich, wie die Güte des Stahls, die keine Schwäche duldet.
Es ist eine vollendete Persönlichkeit. Alles in ihm zielt auf einen Zweck: die Tat.
Deshalb ist Hindenburg ein Charakter, ein ganzer „Kerl". Er erinnert an die alten Helden des Nibelungenliedes. Er hat ihre Tugenden: Treue, Glauben, Tapferkeit."
Bei Uebersendung dieser Ausführungen schrieb Herr Magnat an den Herausgeber der „Guerre Mondiale": „Ich lege Wert darauf. Ihnen zu sagen, daß ich Franzose von ganzem Herzen, ja sogar „überzeugter Lateiner" bin, und deshalb den deutschen Geist herzlich verabscheue. Aber ich habe meine Bewunderung für einen Charakter, wie den Hinden- burgs, nicht bemäntelt. Diese Studie ist daher fast ein Lobgesang geworden. Desto schlimmer! Einen solchen wollte ich nicht verfassen, sondern eher ein Porträt in eisengrau."
Hus Stskil unck k.snck
Es herbstet
Durch trübe Scheiben weint die Welt: Herbstbraune Berge. Nackte Felder.
Groß hat im Flor der Abendfelder und still der Tod sich hingestellt.
G. Mall.
Wir wollen, wenn es nun kalt wird und rauh, was uns der Sommer gab an Schönem, still mit nach Hause nehmen und uns dran freuen und es hüten, damit es durch die Wintertage uns einem neuen Mai entgegcntrage.
Cäsar Fleischlen.
Der Herbst ist nicht des Frühlings Tod, sondern des Frühlings Erfüllung; denn die Blüte hat sich umgewandelt in Frucht. Lienhard.
(Wetterbericht.) Die von Westeuropa vordringende Druckstörung wird sich bei uns nur durch Bewölkung äußern. Für Sonntag und Montag ist vorerst trockenes und warmes, zeitweise wolkiges Wetter zu erwarten.
Neuenbürg, 3. Okt. Heute Samstag mittag 12 Uhr wird das neuerstellte Selbstanschlußamt in Betrieb genommen. Außer der Oberamtsstadt Neuenbürg sind ihm die Bezirksorte Arnbach. Conweiler, Dennach, Engelsbrand, Feldrennach, Gräfenhausen, Niebelsbach, Obernhausen, Ottenhausen, Pfinzweiler, Rotenbach, Schwann und Waldrennach angeschlossen.
Zu beachten ist: Anruf des Fernamts, der Auskunftsstelle und der Telegramm-Annahme geschieht durch Wahl der Ziffer 00, der Störungsstelle durch 7.
Die für das S.A.-Amt erforderlichen Räume sind durch Aufstockung des Anbaues am Postgebäude, in dem sich bisher die Fernsprechumschaltestelle befunden hat, gewonnen worden. Orts- und Ferngespräche können nunmehr Tag und Nacht geführt werden.
Die Dienstzeit der öffentlichen Sprechstelle beim Postamt wird von heute ab an Werktagen auf 8—12.30 und 14—10 llhr, an Sonntagen auf 11—12.30 festgesetzt.
Wildbav, 2. Okt. Der 50jährige städtische Vorarbeiter Wilhelm Horkheimer machte seinem Leben Lurch Vergiftung mit Leuchtgas ein Ende. Was den Mann zu dieser Tat veranlaßt hat, konnte bisher noch nicht festgestellt werden.
Zum Welttierschutztag!
Morgen, am 4. Oktober, wird zum erstenmal überall, wo Menschen leben, die Anschluß an die moderne Kultur gefunden haben, der Tiere gedacht werden. Das Verhältnis des Menschen zum Tiere ist ja leider nicht bei allen Menschen so, wie der Tierfreund es sich wünschen muß. Denken wir nur an unsere heimischen Verhältnisse! Welch wertvolle Dtenste leistet uns gegen den geringen Lohn des Futters, der Unterkunft und Pflege das Pferd! Und wie undankbar und grausam wird es oft mißbraucht, geschunden und gequält, wenn es die zugemutete Arbeit nicht leisten kann. Herzlos wird es an Tierschinder verkauft, wenn es für den Dienst im eigenen Betrieb zu alt wird, anstatt daß es ein zuverlässiger Pferdeschlächter durch einen raschen und schmerzlosen Tod vor einem traurigen Los bewahrt. Unbeschreibliche Qualen werden ihm bei dem sinn- und zwecklosen Kupieren bereitet. Das Rind, das uns in seinem Leben reichlich mit Milch versorgt und von dessen Kindern, den Kälbern, wir nach und nach die meisten aufessen, hat auf seinem letzten Wege, dem zur Schlachtbank, oft noch unglaubliche Mißhandlungen zu erdulden. Verlanget doch von dem Käufer, daß er es im Wagen abholt, damit ihm der ungewohnte Fußmarsch erspart bleibt! Und wie werden dem treuen Freund Hund, dem Wächter von Haus und Hof, dem freundlichen Gespielen der Kinder, dem unermüdlichen Gehilfen auf der Jagd, seine Dienste vergolten! Man kettet ihn an wie einen Verbrecher, obwohl dies gar nicht oder doch nur für kurze Zeit nötig ist. Man gibt ihm oft nicht einmal den nötigen Schutz gegen Wind und Wettet, gegen Regen und Sturm. Wer seinen Hund lieb hat, gibt ihm auch einen warmen und zugfreien Unterschlupf. Verkauft eure Hunde niemals an Unbekannte. Die wenigsten Menschen wissen, welchen Schmerzen die klugen Tiere dadurch zugeführt werden. Unser Verhalten zu den Tieren wird ohne besondere Regeln gut und richtig, wenn wir einen Ausspruch des Dichters Peter Rosegger zur Richtschnur nehmen, den der Württem- bergische Tierschutzverein allen Menschen, die es mit Tieren zu tun haben, fürs nächste Jahr als Losung ausgeben möchte:
Das Tier hat ein fühlendes Herz wie du,
Das Tier hat Freude und Schmerzen wie du.
Das Tier hat den. Rang zum Strebeü wie du. Das Tier hat ein Recht zu leben wie du.
Brief aus Pforzheim
Pforzheim, 2. Oktober IM.
Der scheidende Landrat — Stadthaushalts-Sorgen — Auer berichtet — „Heuriger" — Der Musikwcnter
Landrat Dr. Holderer ist in den Ruhestand getreten. M Jahre war er in überaus tüchtiger und gerechter Weise als Leiter des Bezirksamts tätig und hat umsichtig und besorgt sein nickt immer allzu leichtes Amt ausgeübt. Doch nicht nur als Beamter, auch als Forschungsreisender hat sich der scheidende Landrat einen Namen gemacht. Seine der naturwissenschaftlichen und vor allem auch der geographischen Ausbeute gewidmeten Reisen führten ihn um die ganze Welt, brachten ihn auch mit Wilhelm Filchner zusammen und schufen die Grundlage zu einem mehrbändigen wissenschaftlichen Werke. In seinen Ruhestand begleiten ihn sowohl Vonseiten seines Wirkungskreises wie auch aus der Oeffentlichkeit viel aufrichtige herzliche Wünsche.
Im Stadthaushalt hat man wieder große Sorgen. Der Fehlbetrag des anfänglich ausgeglichenen Haushalts für 1981 beträgt für das Jahr insgesamt 2 200000 Mark. Nach Ersparnissen, und Einsparungen verschiedener Art verbleibt immer noch 'ein ungedeckter Fehlbetrag von 1135 200 Mark. Die Einführung einer Getränkesteuer, die Verdoppelung der Biersteuer und die Erhebung der Bürgersteuer mit dem Dreifache» des Landessatzes würde etwa 520 000 Mark ergeben. Me dadurch geschaffene Voraussetzung einer Reichs- und Landeshilfe würde etwa 38S500 Mark beschaffen, so daß noch ein ungedeckter Fehlbetrag von 225 700 Mark verbliebe. Stadtrat und Finanzausschuß lehnten jedoch in ihrer Sitzung zum Beginn der Woche die neuen Gemeindesteuern ab und nun wird sich die Staatsaufsichtsbehörde mit der Decknug des Fehlbetrags zu befassen haben.
Von der Sitzung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin wußte Sparkassendirektor Auer die! Interessantes und und in der heutigen Vertrauenskrise auch Begrüßenswertes zu berichten. Kann doch im allgemeinöffentlichen Interesse die Sicherheit der deutschen Mark nicht klar und deutlich genug bestätigt und bewiesen werden. Eine neue Inflation brächte nur vorübergehende Scheinblüte und Wirtschaftsaufstieg. Das dicke Ende solcher Währungspolitik kennen wir alle zur Genüge. Das Beispiel Englands darf uns nicht zur Nachahmung verleiten.
Draußen ist es Herbst geworden und mancherorts keltert man schon den „Heurigen". Der des Vorjahres soll allenthalben besser gewesen sein. Aber mit der allgemeinen Lage ist es ja auch so. Wohl den meisten Mitbürgern ging es im vergangenen Jahre erheblich besser und vielleicht sehnen wir uns im nächsten Jahre nach dem „Heurigen". — Mit dem Herbst erwacht auch wieder das musikalische Leben unserer Stadt. Der Orchesterverein eröffnet morgen mit seinem erste« Konzerte den Konzertwinter. Der Name von Generalmusikdirektor Seeber van der Floe ist hier nicht unbekannt. Der Montag bringt das erste Konzert des Musikvereins, das Symphonie-Orchester wird bald folgen, und so dürfte der kommende Winter an Darbietungen dieser Art nicht arm sein. Das Schauspielhaus beschert uns neben der wöchentlichen Operetten-Neuaufführung Bruno Franks „Nina" als neuste der Komödien, und in den Vortragssälen unserer Stadt beginnt der Großbetrieb. l....
Schenkt freudig wie der Daum
Laß nicht den Armen Hunger leiden:
Ein Haus, ein Herd, ein Volk, ein Gott —
Du selbst erduldest bittre Not und Seelentod Läßt du den Bruder Hunger leiden.
Laß ihn nicht Herzeuskälte spüren.
Gib gern, schenk freudig wie der Baum So frei, so schön im sonnigen Raum —
Schenk wie der Baum!
Laß du nicht Herzenskälte spüren.
Vielleicht stehst du mit leeren Händen Auch einmal La — vergiß das nicht!
Laß leuchten warm wie ein Gedicht
des Herdes Licht
Für dich und ihn. Schenk armen Händen!
Otto Moß, Hornberg
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In dem kleinen, verwilderten Hinteren Teile des Gartens zwitscherte es aus vollen Kehlen. Ein Sonnentag war das heute! Der Sommer schien an diesem Tage alle Gaben auf einmal auszustreuen.
Wie eine Lichlgestalt lehnte Eva von Hagen am Stamm der Akazie und flickte Sem hochgewachfenen Manne entgegen, der auf sie zu kam und aus dessen Äugen sie etwas streifte, vor dem sie erschauernd zusammenzuckte.
„Wollen Sie meine Frau werden?"
Nach einigen oberflächlichen Worten die schicksalsschwere Frage. Der Mann stellte sie so. als ob er irgend etwas Gleichgültiges feststellcn wollte. Ein grausam-harter Zug in dem braunen Gesicht, ein spöttisches Aufblitzen in den dunklen Augen.
Furcht und Abwehr rangen in Eva. Sie schreckte zurück wie vor einer großen Gefahr, die sich langsam, drohend, sie vernichtend vor ihr aufrichtetc.
Und der Mann mit dem spöttischen Lächeln kam ihr nicht zu Hilfe. Abwartend stand er da.
Er sah den Kampf. Und ein grausames Freuen war in ihm, daß er es ihr zeigen konnte, wie sehr er eine Gemeinschaft mit ihr nicht wünschte, und daß er sich nur einem verhaßten Zwange beugte.
Seine mächtigen, dunklen Augen glitten über sie hinweg, stellten mit kühlem Erstaunen fest, daß das kleine Mädchen schön war, selten schön sogar, und doch schlug sein Herz nicht schneller. Es blieb nur eine oberflächliche Betrachtung. diese Feststellung — nichts weiter.
Eva aber blickte in die dunklen Augen des Mannes. Wie gebannt blickte sie da hinein, ohne sich zu rühren. Und wie unter einem geheimen Zwang sagte sie leise:
»Ja, ich will Ihre Frau werden.'
Ein kurzes Ueberlegen, dann rra: Harald Kardorf einen Schritt vor, sah einen Augenblick lang in die blauen Augen des Mädchens; dann legte er die Arme um die feine, biegsame Gestalt. Ein Kuß streifte die weiße Stirn.
„Ich danke dir, Eva!"
Ringsum duftete es. Oh, wie es duftete! Schwer und süß sandten die Rosen ganze Wellen herüber. Eine sie einschläfernde Seligkeit war über das Mädchen gekommen. Diesen Tag, zwischen Sonne. Blumen und Vogelgezwitscher, würde sie nie vergessen. Nichts hatte mehr Raum in ihr, nur das Bewußtsein: Gerade mich hat er begehrt, und ich konnte auch nur eine Minute schlecht von ihm denken!
Daß Brigitte wegen schwerer Migräne sich den ganzen Tag nicht blicken ließ, daß die Mutter sie fast feindselig musterte, das alles konnte dieses beglückende Bewußtsein nicht trüben.
Eine offizielle Verlobungsfeier sollte nicht sein. Man wollte nur am anderen Tage einige Verlobungskarten bestellen und sie dann verschicken, dorthin, wo es nötig erschien.
Mit einem kühlen Handkuß schied .Harald Kardorf von seiner jungen Braut, und fast mit Haß ruhte sein Blick auf den halbseidenen Strümpfen und dem lächerlich einfachen Kleidchen.
Dabei aber dachte er an das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte und das da lautete, daß er Eva nie ! ein Leid zufügcn wolle. !
Nun, er würde ihr kein Leid zufügen, wie er sie auch nie in seinem Herzen dulden würde. Sie gehörte eben von nun an mit zu seinem Leben, ohne daß sich an den Gewohnheiten dieses seines Lebens auch nur das geringste ändern würde. Von Freiheit-Aufgeben konnte keine Rede sein. Dieses blonde Kind würde ihn niemals festhalten, wenn sein Weg irgendwie zu anderen Frauen führen sollte. Diese Macht traute er ihr nicht zu. und er würde ihr derartige Rechte auch gar nicht erst zugestehen.
So vorgezeichnet lag von nun an Evas Weg.
Bildhauer Lehrter hatte ein paar Zeilen an Kardorf geschrieben, ehe er Studien halber nach San Remo reiste. Zwischen den Zeilen Lehrters leuchtete die Zufriedenheit über Kardorfs Verlobung hervor.
„Merkwürdiger Kerl", dachte Kardorf kopfschüttelnd, „von ihm hätte ich an letzter Stelle moralische Anwandlungen erwartet."
Und eines schönen Tages — es war ein außergewöhnlich schwüles Wetter — erhielt Kardorf den Besuch Saschi Orlanos. Die Tänzerin war außer sich. Sie erging sich in lauten Vorwürfen, und zuletzt weinte sie bittere Tränen.
„Ich habe an deine Treue geglaubt, Harald. Wie konntest du mir das antun und diese Gans zu deiner Braut machen? Mein Gott, sie sah damals im Walde aus wie das Kindermädchen der Frau Pastor oder so.
Und ich lasse mich auch nicht beiseite schieben wie die erstbeste, daß du es nur weißt", sagte sie dann noch und zitterte vor Empörung am ganzen Körper.
Da er sie nur interessiert betrachtete, weil sie ihm in ihrem Zorn immerhin gefiel, sagte sic:
„Daß ein solches Mädchen imstande ist, sich zwischen uns zu schieben, begreifen alle unsere gemeinsamen Bekannten nicht. Lavor hat sich schon deutlich genug ausgesprochen. wie er über deine Handlungsweise mir gegenüber denkt. Und so wie er denken noch andere!"
„Du irrst dich, Saschi! Meine Braut hat sich nicht zwischen dich und mich geschoben. Ich war schon längst mit dir fertig. Und nun weine auch nicht mehr, ich hasst Tränen. Ueberhaupt solche, die im Zorn geweint werden. Beruhige dich doch. Ich traue dir die Klugheit zu, nicht im Ernst etwa an eine Ehe zwischen uns gedacht zu haben.
„Warum soll ich das nicht gehofft haben?"
Ihr schönes Gesicht war ihm zugewandt.
„So? Im Ernst, Saschi? Das tut mir leid. Zwischen uns standen der Graf Hertlinger und Bankier Malten- hein."
Saschi war zusammengezuckt. Ihre Augen hingen an ihm in verzehrendem Feuer.
- .wrisetzung folgt.)