Gandhi Weicht dei der Konferenz am Runden Tisch

London, 15. Sept. Dic heutige Atzung des Ausschusses für den burrdessmartichcir. Aufbau Indiens war insofern be­merkenswert, als auf ihr Gandhi zum ersten Male daS Worr ergriff. Er erklärte in seiner Rede, er sei nach London ge­kommen, um im Geiste deS friedlichen Zusammenwirkens alle seine Kräfte dafür einzusetzen, dass die Boraussetzungen für eine Vereinbarung gefunden würden. Er wünsche nicht, die Behörden in Schwierigkeiten zu bringen oder eine Obstruktion gegen sie zu entfesseln. Allerdings werde er sich ohne Zögern zurückziehen, wenn er zu der Auffassung kommen sollte, das; es nicht möglich sei, nutzbringend zu arbeiten.

Nachdem Gandhi in seiner Rede vor dem Ausschuss für den bundesstaatlichen Ausbau Indiens betont hatte, daß er lediglich im Aufträge deS Indischen Nationalkongresses handle, laS er das ihn bindende schriftliche Mandat des Kongresses vor, in dem eS heißt, der Kongreß wünsche, es möge bei den Verhandlungen am Runden Tisch daS Ziel der vollständigen Unabhängigkeit Indiens nicht aus dem Auge gelassen werden. Die Delegation des Kongresses sei verpflichtet, alle ihre Arbei­ten auf die Erreichung dieses Zieles einzustellen. Im einzel­nen bedeutet dies, das; der indischen Station das Recht ein- geräumt werden müsse, daS Heer, die auswärtigen Angelegen­heiten, die Finanzen und die WirtschaftS- und Steuerpolitik unter ihre Kontrolle zu nehmen. Die finanziellen Maßnah­men der britischen Regierung in Indien wären durch eine un­parteiische SchiedSinstanz zu untersuchen, die auch die Aufgabe hätte, die von Indien und England in Zukunft zu überneh­menden gegenseitigen Verpflichtungen festzusetzen, wobei beiden Parteien daS Recht Vorbehalten bleiben soll, jederzeit ihrer Verbindung ans freiem Willen ein Ende zu machen. Aller­dings ermächtigt das Mandat die Kongreßdclcgation auch, solche Vereinbarungen zu treffen, von denen sie annimmt, sie seien im Interesse Indiens gelegen.

Nach der Verlesung deS sogenannten Karachi-MandateS erläuterte Gandhi die von ihm vorgctrngenen einzelnen Punkte, wobei er insbesondere erklärte, daß der Kongreß eine Partnerschaft Indiens mit England wünsche. Möglicherweise eine unauflösliche Partnerschaft, wie er sagte, aber keinesfalls eine solche, dic von einer Nation der anderen nuferlegt ist. Es liege auch im Interesse Englands, ein Indien an seiner Seite zu haben, das nicht versklavt und rebellisch ist, sondern die Sorgen Großbritanniens mitträgt. Gandhi deutete dabei an. daß ein solcher wertvoller Partner England auch wirkliche Hilfe bei den Bemühungen um die Regelung seiner Finanzen zu bringen vermöchte. Er schloß, es wäre sein Wunsch, er könnte mit der lleberzeugung London verlassen, daß sich eine ehrenvolle und gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Groß­britannien und Indien anbahne.

Ms de« Spuren der Täler

Wie die ungarische Polizei mitteilt, haben die Nachfor­schungen nach den Eisenbahnattentätern von Torbagy durch Vergleich der Handschrift mit einem vor längerer Zeit von der Polizei beschlagnahmten Brief dazu geführt, daß ein be­kannter kommunistischer Agitator als Schreiber des bei dem Viadukt aufgefundenen Schreibens einwandfrei festgestellt wer­den konnte. Dieser Kommunist, der nach den Feststellungen noch in der Nacht des Attentats nach der Tschechoslowakei flüch­tete, ist der nach Deutschland zuständige Ludwig (oder Ste­phan) Leipnik, der sich im Auftrag von Moskau in den letzten Jahren sehr oft als kommunistischer Agitator in Budapest aufgehalten haben soll. Die Photographie von Leipnik wurde im Laufe des Vormittags an alle europäischen Polizeidirek­tionen übermittelt.

Spure« im Eiseubahnauschlag bei Bia Torbagy

Budapest, 15. Sept. Bei der Forträumung der Trümmer aus der Unglücksstätte bei Torbagy wurde heute vormittag der Leichnam des vermißten StaatSbahnbcdiensteten gefunden.

Es ist nunmehr fcstgcstellt worden, daß die Handschrift auf dem am Tatort gefundenen Zettel identisch ist mit der auf einem Meldezettel eines bis 1930 in Budapest ansässig gewesenen Eisendrchers, der erwiesenermaßen im Dienste der Sowjetunion schon zahlreiche Reisen ins Ausland unternom­men hatte. Weiter wurde gestern abend unweit der Fundstelle

der Reste der Höllenmaschine ein Briefumschlag gefunden, auf dem verwisckste stenographische Aufzeichnungen zu sehen waren. Diese Aufzeichnungen konnten im stenographisckten Büro des Abgeordnetenhauses nicht entziffert werden, so daß man glaubt, daß es sich um eine chiffrierte Schrift handelt. Ein Alieisentchndler teilte ferner mit, daß ihn am 7. September auf der Landstraße ein deutsch sprechender junger Mann an- gchalten und ersucht habe, ihn auf seinem Wagen eine Strecke mitzunehmen. Er erklärte danist daß er überzeugter Kommu­nist sei und in Deutschland feste Verbindungen besitze. DaS Gespräch kam ins Stocken, als ein Automobil angeiabren kam das auf ein Zeichen des Deutschen anhielt und ihn nach Buda­pest mitnahm. Die Gendarmerie ist nun bemüht, diesen ge­heimnisvollen angeblicl>en Chemiker ausfindig zu machen. Bei der politischen Station der Polizei laufen seit gestern, wo die Prämie von 50 000 Pengö ausgeschrieben wurde, Hunderte von anonymen Briefen ein. Täglich melden sich Männer und Frauen, um der Polizei Winke und Weisungen über die Er­greifung der Täter zu geben.

Umfassende Sicherheitsmaßnahme« aus den deutschen Bahnen

Im Zusammenhang mit dem furchtbaren Attentat auf den Schnellzug BudapestWien muß darauf verwiesen werden, daß im Gebiete der Deutschen Reichsbahn schon nach dem Anschlag von Jüterbog umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden sind, um einer Wiederholung solcher Attentate vorzu­beugen. Für alle Hauptstrecken Deutschlands wurde, wie schon früher mitgeteilt, ein verstärkter Streifendienst und Bahn­schutz eingeführt. In den betreffenden Dienstanweisungen wurde ausdrücklich darauf verwiesen, daß erhöhtes Augenmerk auf alle Kunstbauten, Brücken, Tunnels usw. zu richten ist. Der Anschlag auf den Budapester Schnellzug wird den Anlaß bieten, diese Sichcrungsmatznahmen wenn möglich noch weiter zu verschärfen, damit alles getan wird, um den deutschen Eisenbahnverkehr vor Terrorakten zu schützen. Die zuständigen Stellen des deutschen Bähnschutzes haben sich bereits mit der Kriminalpolizei in Verbindung gesetzt, um Einzelheiten über die offiziell an der llnglücksstellc bei Budapest getroffenen Fest­stellungen zu erfahren.

Die Angaben über den Rüstuugsstand

Genf, 15. Sept. Die Frist, bis zu der nach einem Be­schluß des Bölkerbundsrates dic zur Abrüstungskonferenz ein­geladenen Staaten die Angaben über ihrer; Rüstungsstnd ciri- reichen sollten, ist heute abgclaufen. Von den mehr als 50 eingcladenen Staaten haben bis jetzt lediglich 15 die erbetenen Angaben geliefert.

Abbruch der Manöver bei der englischen Atlantikflotte

London, 15. Sept. Die Admiralität teilt mit: Nach Meldung des Kommandanten der Atlantikflotte hat die Be kanntgäbe der Toldherabsetzungen für die Marine bei einem Teil -er Besatzungen Erregung ausgelöst. Infolgedessen hat man es für wünschenswert gehalten, die Durchführung des Manöverprogramms einzustellen und dic Schiffe wieder in die Häfen zurückzuschicken. In der Zwischenzeit sollen die Be­schwerden über die durch die neue Soldregelungen hervor- gerufenen Härten geprüft und der Admiralität zu weiterer Beschlußfassung zugel-eitct werden.

Die Beamte« Klagen gegen die preußische Sparuotverordnnng

Berlin, 15. Sept. Zu der soeben veröffentlichten Notver­ordnung der preußischen Staatsregierung hat der sofort zu­sammen berufene Vorstand des Landesverbandes der höheren Beamten Preußens folgendermaßen Stellung genommen:

Die Notverordnung greift in das Beamtenrecht willkürlich und mit dauernder Wirkung abändernd ein. Sie Überschreitet den Rahmen der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 21. August, die nur Maßnahmen vor vorübergehender -Dauer zum Ausgleich des Haushalts Vorsicht. In Wahrung des Rechtsgedankens, der nicht nur dic Grundlage des Beamten­tums, sondern auch des Volksstaates selbst bildet, wird der Landesverband eine Entscheidung über dic Rechtsgültigkeit der getroffenen Maßnahmen im ordentlichen Rechtswege herbei- führcn."

Bundeskanzler Dr. Buresch über den Heimwehrputsch

Genf, 15. Sept. Der österreichsiche Bundeskanzler Dr. Bu­resch gewährte dem Genfer Vertreter des WTB. eine Unter­redung über die augenblickliche Lage in Oesterreich, wobei er u. a. erklärte:Ich habe den Weg zum Komitee des Völ­kerbundes persönlich unternommen, weil das, was hier für Oesterreich auf dem Spiele steht, von größter Bedeutung iss Ich konnte diesen Schritt umso leichter cun, als die Bewegung die am Sonntag in einem Teil von Oberösterreich und Steierl mark ausgebrochen war, nun restlos liguidiert ist. Die de« Bund zur Verfügung stehenden Machtmittel, das Bundeshcer dic Gendarmerie und die Polizei haben ihre Aufgabe restlos erfüllt und das bloße Erscheinen dieser Exekutivorgane de» Staates bewirkte schon, daß die Heimwehransammlungen, die übrigs auf ein enges Gebiet beschränkt waren, sich ohne Wider­stand auflösten. Hervorzuheben ist, daß die Heimwehrforma- tiviren in den übrigen Bundesländern, insbesondere die Tiro­ler, dic niederösterreichische und dic Wiener Hcimwehr sich ent­schieden gegen dieses Vorgehen aussprachen und es eindeutig verurteilten. Gegen die Führer des Unternehmens wird mit aller Strenge des Gesetzes vorgcgangen werden. Die Regie­rung hat alle zweckdienlichen Maßnahmen ergriffen, so daß eine Wiederholung solckzer Zwischenfälle durchaus nicht zu be­fürchten ist. So beklagenswert aber die Vorfälle des letzte» Sonntags, denen im Grunde genommen freilich nur die Be­deutung einer Episode znkommt, ersäieinen mögen, so zeigen sie doch auch, daß die ungeheure Mehrheit des österreichische» Volkes jeder Gewalt und jedem Abenteuer abhold ist, und daß die Bundesregierung über die notwendigen Mittel verfügt und jederzeit in der Lage ist, die öffentliche Ordnung und die politische Stabilität, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes so notwendig sind, unter allen Umständen zu ge­währleisten."

Dr. Pfriemer auf der Reife nach Laibach

Belgrad, 15 Sept. Dr. Pfriemer ist mit feiner Fra«, einem Sohn und mehreren Emigranten heute früh in Mar­burg eingetroffen und wurde vou den jugoslavischen Be­hörden zur Weiterreise nach Laibach aufgefordert. Er dürfte bei Hadkersburg die Grenze überschritten haben.

lieber das Eintreffen von Dr. Pfriemer in Marburg wist gemeldet: Gestern gegen 10 Uhr abends traf Dr. Pfrieme: in Marburg nnt einem ordnungsmäßigen Paß mit seine: Frau ein. Zwei seiner Kirrder hatte er bereits nach Marburg geschickt. Dr. Pfriemer "meldete sich heute früh berm Polizei- kommissariat. Sein Bruder sagte u. a. beim Verhör, daß das Manifest Pfriemers in seiner Druckerei in Judenburg her- gestellt worden sei. Die Flüchtlinge haben bei der Polizei um Aufenthaltsgenehmigung nachgesucht.

Preußische »Kutturtat"!

i8- Sie müssen staunen, wenn Sie folgendes lesen:

Die größte Gefahr droht der Ehe von der Luftschisscchrt

Unsere Agrarproblernc werden einmal die Flieger lösen.

Die Arbeitslosigkeit ist leicht zu beseitigen.Beschäftgungs- lose Handlungsgehilfen könnten etwa die Anfgave erhalten, Lehrbücher der Handelswissenschaft in möglichst guter Schrift zu kopieren."

Die Judenfrage ist noch einfacher zu lösen:Der Jude braucht nur mit gutem Beispiel dem kapitalistischen Absturz vorauszugehen und man wird ihn hochachten. Entsaget euren Kapitalien, werdet des Unwerts eurer irdischen Güter innc. Laßt ab vom eitlen Mammon!"

Diese wunderbaren Geistesproben, deren es aber noch mehr gäbe, befinden sich in einem BuchNatur und Gesellschaft" von Dr. Karl Fries. Das Buch enthält, wie dieLiterarische Welt" dazu bemerkt, im Vorwort folgende sehr bemerkens­werte Mitteilung:

Verehrungsvoller Dank dem Herrn Minister für Wissen­schaft, Kunst urrd Volksbildung, der die Veröffentlichung dieses Buches durch eine Druckkostenunterstützung hochgencigtest för­derte... Berlin, Ostern 1931".

Es handelt sich, um keine andere Minister in Verdacht geraten zu lasten, um den preußischen Unterrichtsministcr.

Also auf preußische Staatskosten wird solch man ver­zeihe das harte aber begreifliche Wort! Blödsinn gedruckt und verbreitet. Auf diese preußische Kulturtat braucht Ber­lin wirklich nicht stolz zu sein. Man scheint aber dort immer noch in Geld zu schwimmen.

Der Weg der Brigitte Andreas.

Roman von OlfridoonHanstein.

Onp^eixiiit 1927 dv Karl Köhler L Co.. Berlin-Zehlendorf.

30) «Nachdruck verboten.)

Und wenn es fünf Millionen, die Hälft« unseres ganzen Gel­des gewesen wäre", rief Robert aus.Sie hätten fünf Millionen zahlen meisten!"

Ich habe mich wahrscheinlich sehr überschätzt. Der Preis war nichts weiter, als meine eigene Ehre."

Brigitte!"

Er schrie ihren Namen laut, und dann fügte er dumpf hinzu: Dieser Lump!"

Sie trat dicht vor ihn hin.

Brauchte ich es nicht zu tun?"

Er faßte ihre Hand.

Sie haben recht getan, Brigitte ..."

Sie nickte langsam und schwermütig. Dann stand sie auf und sagte in etwas festerem Ton:

Jetzt also heißt es die Folgen trogen. Don IosS und der Amerikaner halten zusammen. Zum wenigsten dürfen die fünf­hundert Deutschen, die von dem Werke leben, jetzt nicht brotlos werden. Wollen Sie mir einen letzten Liebesdienst tun?"

Befehlen Sie über mich."

Ich werde Ihnen eine Vollmacht ausstellen. Nehmen Sie mir den letzten, schrecklichen Weg ab. Gehen Sie morgen ganz früh zu Elliot. Ehe er abreist. Sagen Sie ihm, daß ich seine Vorschläge annehme, wenn er telegraphisch das Geld nach Deutschland sendet. An das Andreaswerk. Ich selbst will nichts, als daß ich und meine deutschen Angestellten wieder in die Heimat kommen. Darum wollte ich Sie bitten. Nicht wahr. Sie ersparen mir diesen Weg?"

Sie standen einander stumm gegenüber. Robert hielt ihre Hand, sie konnten beide nicht sprechen. Still wendete sie sich ab, ihre Kraft war erschöpft. Sie weinte laut auf.

Nicht weinen, um Himmels willen, nicht weinen."

Diese hemmungslose Tränen, dieses laute Schluchzen brach ihm das Herz. Sie schwankte, eine Schwäche kam sie an. Er fing sie in den Armen auf, sonst wäre sie zusammengebrochen.

Die Tür wurde aufgeriffen. Zwei fremde Männer traten her- ein. Ohne anzuklopfen, mit harten Schritten. Mit ihnen eine Frau. Unwillkürlich fuhr Brigitte auf, Robert wendete sich um. Beide glaubten zu träumen. Die Frau war Hilma, die beiden Männer kannten sie nicht, aber der eine von ihnen sagte mit lauter Stimme zu Hilma:

Das genügt vollkommen, Senora."

Hilmar Lippen umspielte ein triumphierendes Lächeln, wort­los ging sie hinaus. Robert hatte Brigitte auf den Stuhl gleiten lasten.

Was soll das? Wer sind Sie?" rief er die Männer an. Wie können Sie es wagen, in das Zimmer dieser Dame zu drin­gen?"

Der eine richtete sich auf.

Don Ermano Sanchez, Kriminaloffizier."

Sie wünschen?"

Ich erkläre Sie für verhaftet."

Mich?" ,

Er wollte auffahren, aber der Fremde winkte ab.

Bleiben wir Caballeros. Sie werden Ansehen, daß jedes Leugnen zwecklos ist. Wir leben in einem Lande von strenger Mo­ral. Es genügt nach unserem Recht vollkommen, wenn ein verhei­rateter Mann zur Nachtzeit in dem Zimmer einer fremden Dame betroffen wird, um den Ehebruch oder wenigstens den Versuch eines Ehebruchs und die sträfliche Absicht zu beweisen,"

Brigitte schrie laut auf und starrte den Sprecher an.

Dazu die zärtliche Stellung Sie begreifen"

Rodert war wieder vollkommen ruhig geworden.

Das ist Wahnsinn, Heller Wahnsinn", ries er aus.Es war eine ganz einfache, sehr eilige geschäftliche Unterredung. Ich bin der Angestellte dieser Dame."

Ich habe nicht nach diesen Geschäften zu fragen. Ich fordere Sie auf, mir ohne unnützen Widerstand zu folgen. Ich will der Dame das Peinliche einer Verhaftung ersparen, wenn sie mir ihr Versprechen gibt, das Haus und dieses Zimmer nicht zu verlassen. Mein Kollege wird im Vorzimmer Zurückbleiben."

Ich protestiere."

Da Sie Ausländer sind, wird die Sache sofort dem Präsi­denten unterbreitet werden; dort können Sie auch Einspruch er­heben."

Brigitte bedeckte das Gesicht mit den Händen. Robert über­legte.

Ich verlange, daß sofort der Vertreter Deutschlands benach­richtigt wird."

Das alles werden Sie morgen früh dem Richter sagen. Ich habe hier nichts zu tun, als meinen Auftrag zu erfüllen."

Robert sah, daß jeder Widerstand fruchtlos war, und daß seine Gegenwart Brigitte mehr schaden als nützen konnte.

Ich gehorche Ihnen", sagte er kurz.

Brigitte erwachte aus einem dumpfen Schlaf. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Sie öffnete ihre Zimmertür. Ein Polizist stand davor-

Senorita", jagle er,>n einer Haiden Stunde müssen Sie am zum Richter folgen."

Eine Glutwelle überflutete ihr Gesicht. Aber sie war ganz ruhig, nur empört. In einer Halden Stunde sollte sie sick vor dem Richter wegen Ehebruchs verantworten! Lächerlich war das. Aber . . . Robert war im Gefängnis die Stunden drängle». Sie mußte nun doch selber mit Elliot verhandeln.

Ich muß notwendig einen Besuch machen", sagte sie zu dem Polizisten.

Das geht nicht ..."

Dann aber kann ich einen Brief an den deutschen Geschäfts­träger senden?"

Ich muß ihn lesen."

Mühsam ihren Zorn beherrschend, ging sie ins Zimmer zurück. Was hatte es für einen Zweck, mit diesem Beamten zu hadern, der nur seine Pflicht tat. Sie setzte sich nieder und schrieb. Bat den Geschäftsträger um seinen sofortigen Besuch, bat um die größte Eile.-

Robert war nicht in das Gefängnis, sondern in eine Kaserne gebracht, wo ihm ein kleines Zimmer im obersten Stockwerk ge­geben wurde. Auch Zigaretten hatte man ihm hingestellt, sicherlich sollte jede Härte vermeiden werden. Er fragte de» wachbadenden Offizier, aus westen Veranlassung er verhaftet worden sei.

Eine Anzeige sei erstattet worden; mehr wußte der Offte-

nicht.

Von Hilma? Von Hilario? Hatte sic Don Hilario gekapert, und wollte sie ihn jetzt los sein? Das hätte sie billiger haben kön­nen! Er dachte an Brigitte und wurde zornig. Brigitte von Hünia und Hilario als Ehebrecherin angeklagt! Vor dem Präsidenten. Demselben Präsidenten, der gestern abend gewagt hatte, sie aujs tiefste zu beleidigen. Der Gedanke war ihm unerträglich.

Diese entsetzliche, langsam schleichende Nacht wollte kein End» nehmen. Endlich wurde seine Tür geöffnet.

Der Richter erwartet Sie", meldete der Offizier.

Welch eine Farce? Er und Brigitte vor dem Richter! Zn»r Glück war das Auto geschlossen, in dem er fuhr. Brigitte war kurz vorher angekommen. Der Richter war ein älterer, sehr höflich" Mann von durchaus ruhiger Sachlichkeit. Brigitte stand mit stol­zem Gesicht neben dem Tisch und verschmähte den angebolencn Stuhl. Robert war erregt.

Ich protestiere", begann er sogleich,ich bin bereit, zu be­schwören, daß nur eine rein geschäftliche Unterredung mich >n oa Zimmer meiner Prinzipalin führte. Es ist selbstverständlich, oni» zwischen uns auch nicht das allergeringste vorgekommen ist-

(Fortsetzung folgt.)