mel Eugen Seeger, Emil Schaßbergcr, Ehrist. Schmid, Adolf Atickel, Gottl. Trollinger, Wilh. Vollmer. Vl

Hcrrenalb, 15. Sept. (Hohes Alter.) In voller körper­licher und geistiger Frische vollendet am 16. September Herr Karl Friedrich Kull im oberen Gaistal sein 86. Lebens­jahr. Der Jubilar war ein halbes Jährhundert als Holz­hauer und Waldarbeiter beschäftigt und besorgt heute noch seine Landwirtschaft und die Betreuung seines Viehes selbst. Nach drei älteren Bewohnern des Gaistals mit zusammen 258 Lebensjahreif ist er der viertälteste Bewohner des Gaistals, er hat jedoch die begründete Aussicht, noch über 90 Jahre alt zu werden, wenn er seinem Vater uachschlägt, der erst im Jahre 1911 mit 92 Jahren gestorben ist und der in diesem biblischen Alter noch täglich vier Liter Milch vom obereil Gaistal nach Herrenalb gebracht hat. Gibt es treffendere Beweise für die gesunde Luft im Gaistal?! Wir wünschen Lern Jubilar und seiner ebenfalls hochbetagten Ehefrau von Herzen Glück für ihre ferneren Lebensjahre, mögen sie ins­besondere beide nächstes Jahr gesund und froh ihre Goldene Hochzeit feiern können!

Niebelsbach, 11. Sept. Infolge des schlechten Geschäfts­gangs wird dem Weinbau in der hiesigeil Gemeinde wieder er­heblich mehr Interesse entgegengebracht als seither. Dieser nimmt zurzeit so rasch wieder zu, wie er um die Jahrhundert­wende abgenommen hat. Wurde doch Heuer die Weinbaufläche um ein Siebtel vergrößert durch Neuanlagcn. Die Gründe waren dort Aufsteigen der Industrie und schlechte Erträge aus den Weinbergen, heute Rückgang der Industrie und befriedigende Erträge schon seit einigen Jahren. Auch in diesem Jahre ist der Behang reichlich und Trauben sowie Rebstöcke trotz des anhaltenden Regenwetters überaus gesund, was der energischen Krankheitsbekämpfung zuzuschrei­ben ist- Als besonders erfreulich ist zu verzeichnen, daß die Weiiibcrgücsitzcr nun, mit wenig Ausnahmen, dahin überein- gekommcn sind, den neuen Wein am Herbst wieder wie früher üblich in die Kelter zu tun. Hhüridenwein soll davon aus­geschlossen sein. Der Zweck dieser Maßnahme ist der, dem ..Niebelsbachcr Wein" voll welchem in einer alten Oberamts- besckreibung verzeichnet ist, er habe immer etwas mehr ge­golten als der der umliegenden Orte, und diescrhalb auch der Güte entsprechend gewesen sein dürfte, wieder zu diesem Ruhm zu verhelfen.

Das Deutsche Süngerbundesfest findet statt

Ein Wiener Blatt bringt die Nachricht, daß man in Frankfurt die Erwägung anstelle, ob das Deutsche Sänger­bundesfest 1932 nicht verschoben werden solle. Die Leitung des Deutschen Sängerbundes teilt demgegenüber mit, daß diese Meldung unbegründet ist. Die Vorbereitungen nehmen vielmehr ihren ungestörten Fortgang. Die deutschen Sänger lassen den Mut nicht sinken und werden den Beweis liefern, daß sie die Spannkraft besitzen, auch in den Zeiten wirt­schaftlicher und politischer Not ihren Idealen treu zu bleiben. Darum werden sie an ihrem schon jetzt in allen Grundlinien vorbereiteten Gesangs- und Musikfest in Frankfurt a. M. un­entwegt festhalten.

Sitzung des Reichsausfchuffes für Kriegs­beschädigten- und Kriegshinterbliebenfürforge

Von der Fürsorgeabteilung des Württ. Kriegerbundes wird uns mitgcrcilt: Wie uns der Kyffhäuserverband der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen mittcilt, tagte am 8. September d. I. der Reichsausschuß der Kriegsbeschädig­ten- und Kriegshinterbliebeirensürsorgc als gesetzliches Gut­achterorgan für die Fragen der Versorgung der Kriegsopfer in Gegenwart von Vertretern des Reichsarbeitsministeiums. Diesem Ausschuß gehören sämtliche Kriegsopferorganisationen Deutschlands sowie die Vertreter der Hauptfürsorgestellen des Deutschen Reiches au. Die Organisation und die Vertre­ter der Hauptfürsorgestellen konnten in den erforderlichen Aenderungen der zweiten Notverordnung des Reichspräsiden­ten, soweit sie Kriegsopferfragen betrifft, eine Einigung er­zielen. So wurden eine Besserung der Renten für Leicht­beschädigte, eine Milderung der Anrechnung der Renten auf die Arbeitslosenunterstützung bei arbeitslosen Kriegsbeschädig­ten und Kriegerhinterbliebenen, eine Milderung der Ruhens- bestimmungen für Personen, die öffentliches Einkommen be­ziehen, sowie grundsätzliche Aenderungen auf dem Gebiete der Gewährung von Zusatzrente der Rcichsregierung empfohlen. Aus den Aenßerungen des Regierungsvertreters ist zu entneh­men, daß die Wünsche des Rcichsausschusses in einer demnächst M verkündenden Notverordnung z. T. Berücksichtigung finden.

Weinbairtagimg

Brackenheim, l t. Sept. Die Herbstversammlung des Württ. Weinbauvereins in der festlich mit Fahnen und Gewinden geschmückten Weinbau-Metropole des Zabergäus war von über 2000 Weiugärtnern ans dem ganzere Land besucht. Der Vor­sitzende, Landesökonomierat Mährten, konnte auch eine große Anzahl Ehrengäste und Vertreter staatlicher, Bezirks- und Ortsbehörden, Verbände und Vereine begrüßen. Er machte sodann Mitteilung über die Arbeit des Vereins und erwähnte eine Eingabe an die Zentralstelle, in der um Ausstellung eines Normalrebensortiments nachgesucht wird, um den Sorten- wirrwarr zu beseitigen. Darüber hinaus sollen für die ein­zelnen Weinbaugebiete engere Sortimente festgesetzt werden. Die Prämiierung von Einzelleistungen und von ganzen Ge­meinden, die sich auf Sorteneinheit einstellen, wird in der Eingabe angeregt. Eine Entschließung anerkennt die Tätig­keit der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und ihres Ver­treters Englert in Heilbronn, wünscht aber, daß dadurch die alten Weinsberger Einrichtungen zur Förderung des Wein­baus nicht verdrängt werden. Der Weinbanverein zählt heute 3M> Mitglieder. Seine Verstärkung durch weiteren Mitglic- derzuwnchs wird im Interesse der Berufsvertretung dringend gewünscht. Es folgten sodann zwei Vorträge. Zuerst sprach Bürgermeister Hiltwein über den Weinbau in und um Brackenheim, wobei er Geschichte, Entwicklung und Stand des Rebenbaus im Zabergän schilderte, die Erhaltung des Quali­tätsweinbaus in dieser Gegend unterstrich und Einzelheiten des Betriebs behandelte. Den zweiten Vortrag hielt Dr. Kra­mer von der staatl. Weinbanvcrsuckzsanstalt Weinsberg über die diesjährigen Erfahrungen in der Bekämpfung der Reb- schädlinge. Dabei ging er auf das Spritzen und die Spritz­mittel zur Bekämpfung der Peronospora, des Sauerwurms und der Kräuselkrankheit näher ein. Auf Antrag vom Reichs­tagsabgeordneten Haag-Heilbronn wurde eine Entschließung einstimmig angenommen, in der die in Bingen vom Deutschen Wcinbauverein aufgestellten Forderungen unterstützt und an die Hilfe der Reichsregierung appelliert wird. Die Weingärt- ncr fordern insbesondere die Aufhebung der Devisenbewirt­schaftung, die Annullierung der Winzerkredite und die Besei­tigung der Zuckersteuer für den Weinbau. Weiterhin werden Zollmaßnahmen und eventuell Einfuhrsperre gegenüber dem Ausland verlangt. Eine rege Aussprache schloß sich an, in der noch verschiedene Wünsche vorgebracht wurden. Landtagsäbg- Obenland machte Mitteilungen über die geltenden Bestim­mungen zum Brennen von Fallobst. Reichstagsabgeordnetcr Haag forderte die Erhaltung der kurzen fünfmonatlichen Lehr­kurse an der Weinbauschule Wcinsherg in Rücksicht auf die heutigen Verhältnisse. Ein aufmunterndcs Schlußwort des Vorsitzenden und ein Liedervortrag des Brackenheimer Lieder­kranzes, der schon zu Eingang und nach den Borträgen mit einigen frischen Chören erfreut hatte, beschlossen die anregend verlaufene Versammlung. Mit der Tagung war auch eine hübsche Ausstellung von Trauben, Obst, Blumen, Werkzeugen und Geräten verbunden.

6S. Derbandstag der württ. Gewerbevereine und Handwerksvereinigungen

Verbandspräsident Henne wiedergewählt

Hall, 13. Sept. Aus Anlaß des lOOsährigen Jubiläums des Gewerbevereins Hall fand der diesjährige 69. Verbands­tag des Verbands württ. Gewerbevereine und württ. Hand­werkervereinigungen am Samstag und Sonntag in der alten Reichsstadt Schwäbisch Hall statt. Dem Verbandstag ging voraus am Freitag die Generalversammlung des Vereins Handwerker-Erholungsheim und die Vcrtreterversammlung der Handwerkerkrankenkassc. Am Samstag vormittag tagte der Landesausschuß. An der Vertreterversammlung am Samstag nachmittag nahmen 400 Vertreter aus dem ganzen Lande teil. Die Mehrzahl der eingegangenen Anträge be­schäftigte sich mit steuerpolitischen Fragen. Mit aller Schärfe wurde erklärt, daß die Belastung des Handwerks endlich ge­mildert werden müsse. Es wurden Anträge angenommen auf Beseitigung der Gebäudeentschuldungssteuer und der Woh- uungszwangswirtschcrft, Aenderung der württ. Gewerbe­steuer, Einführung der Filialgewerbesteuer, Bekämpfung der Auswüchse im Zugabewesen, Besteuerung der öffentlichen Be­triebe, Neuregelung der Wandergewerbesteuer, Verringerung der Telefongcbührcn, Errichtung einer Schiedsstelle für das öffentliche Vergebungswcsen. Bezüglich der Frage einer Einigung zwischen dem Landesverband der Gewerbevereine und dem neuen Landesverband des württ.-hohenz. Handwerks

wurde mitgeteilt, daß Aussicht bestehe, daß die eiugeleiteteu Verhandlungen zwischen den beiden Verbänden zu einer Eini­gung führen werden. Verbandspräsident Henne wurde von der Vertreterversammlung einstimmig wiedergewählt. Als Orl für den nächstjährigen Berbandstag wurde Ludwigsburg bestimmt. Am Abend beging der Gewerbeverein Hall seine hundertjährige Jubelfeier mit einem Festbankett im Isteu- Bausaak. Dem Jubelverein wurden von Bürgermeister Dr. Prinzing, Regierungsrat Fahr vom Oberamt und Präsident Hilpert-Heilbronn für die württ. Handwerkskammern die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen.

Die Hauptversammlung am Sonntag vormittag im Neu­bausaal wies aus dem ganzen Lande einen überaus zahl­reichen Besuch auf. Als Ehrengäste waren Wirtschaftsminister Dr. Maier, Vertreter zahlreicher Behörden, sowie verschie­dene Landtagsabgeorünete anwesend. Rcichsfinanzminister Dr. Dietrich, der als Hauptredner bei der Tagung vorgesehen war, war wegen dienstlicher Verhinderung in Berlin am Er­scheinen verhindert. Der 1. Verbandsvorsitzende, Flaschner- ohermeistcr Landtagsabgeordneter und Vorsitzeirder der Hand­werkskammer Reutlingen Henne-Tübingen, eröffnete die statt­liche Versammlung mit herzlichen Begrüßungsworten. In seiner weiteren Ansprache hatte er es schwer, sich gegenüber der teilweise äußerst gereizten Stimmung innerhalb der Ver­sammlung, die sich in zahlreichen Zwischenrufen entlud, durch- zusetzen. Es gelang ihm aber bald, die Versammlung zu be­ruhigen. Für seinen ernsten Mahnruf, das Handwerk möge in dieser schweren Zeit doch nicht verzagen und verzweifeln und erst recht nicht durch Zwietracht und inneren Bruderstreit die Kräfte zersplittern, sondern setzt erst recht einig zusammen­stehen, erntete er in der Versammlung allgemeine Zustim­mung. Der Geschäftsführer des Verbandes, Syndikus Eber- Hardt-Rcutlingen, erstattete kurz den Rechenschasts- und Kassenbericht, worauf 2 Referate entgegengenommen wurden.

Als erster Redner sprach Universitätsprofessor Dr. Hor- nesfer-Gießen überMittelstands- und Wirtschaftsnot". Der Redner betonte, daß das heutige Elend nicht nur dem verlore­nen Krieg, sondern der irregeleiteten Wirtschaftsführung des deutschen Volkes selbst zuzuschreiben sei. Die immer mehr fortschreitende Sozialisierung Habe die Grundfesten der deut­schen Wirtschaft untergraben. Der Sozialismus sei nicht in erster Linie ein Kampf gegen den Kapitalismus damit fange er nur die Neidischen sondern ein Kamps gegen den Individualismus, gegen die freie setbstverantwortlichc Per­sönlichkeit. Der Dilletantismus, der von der dumpfen, ver­antwortungslosen Masse befohlen werde, habe sich heute zum Herrn über Deutschland gemacht. Es könne in Deutschland nur besser kommen, wenn der Geist und die Würdigung der Meisterschaft, der sachkundigen Führung wieder zur Geltung komme.

Als zweiter Redner sprang anstelle des verhinderten Reichsfinanzministers Dr. Dietrich der Direktor des Hansa- bundes für Handel, Gewerbe und Industrie, Mossich-Berlin, ein, der sich über finanzpolitische Gegenwartsfragen ver­breitete und sich für Beseitigung des schematischen Lohntariss, sowie der Hauszinssteuer ohne Gegenleistung aussprach. Non dem bisher bekanntgewordenen Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung sei nichts zu erwarten. Beide Redner ern­teten großen Beifall in der Versammlung.

-Bei der Neuwahl des Verbandsvorsitzenden wurde dem einstimmig erfolgten Beschluß der Vertreter-Versammlung, den bisherigen Verbandsvorsitzenden Henne-Tübingen wiederzn- wählen, ohne Widerspruch zugeftimmt.

Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, in der die württembergische Regierung ersucht wird, spätestens mit Wirkung vom 1. April 1932 ab die freien Berufe, die Filialbetriebe, die Bank-, Versicherungs- und Warenhandels- unternehmungen, sowie wie bereits in Preußen die öffentlichen Versorgungsbetriebe der württembergischen Ge- wcrbebesteuerung zu unterwerfen und die gewerbesteuerrecht­lichen Privilegien der gemischtwirtschaftlichen Versorgungs­betriebe aufzuheben. Ferner wird die württembergische Re­gierung ersucht, die Reichsregierung zu veranlassen, daß die öffentlichen Betriebe auch zur Körperschafts-, Vermögens- und Umsatzsteuer herangezogen werden. Außerdem wird die würt- tembergischc Regierung dringerrd aufgefordert, sich für ein gesetzliches Verbot der Zugaben mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln einzusetzen, um endlich einmal dem den gewerblichen Mittelstand außerordentlich schädlichen Zugabe­wesen ein Ende zu bereiten. In einer zweiten Entschließung wird die Leitung der württembergischen Gewerbevereine und Handwerkervereinignngen zu einer schärferen wirtschaftspoli­tischen Betätigung aufgefordert.

Württemberg

Ludwigsburg, 14. Sept. (Schwerer Verkehrsunsall.) Am Sams­tag abend stieß ein den Kaffeeberg abwärts fahrendes Leichtmotorrad bei der Einfahrt in die Vordere Schloßstraße mit einem von zwei Personen besetzten Kraftrad zusammen. Der Führer des Leichtmoior- rads und des Kraftrades wurden In weitem Bogen auf das Pflaster geworfen und blieben mit Schädelbrüchen und anderen Verletzungen bewutzllos liegen. Der aus dem Kraftrad sitzende Beifahrer blieb unverletzt. Beide Fahrzeige sind erheblich beschädigt worden. Die Schwerverletzten wurden sofort ins Bezirkskrankenhaus übergeführt z beide haben druck, den Unfall lebensgefährliche Verletzungen davon­getragen. Der Unfall ist dadurch entstanden, daß der Führer des Alchtkraftrades aus der linken Fahrbahn des Kaffeebergs abwärts suhr und bei der Einmündung in die Vordere Schloßstraße die Kurve rtwas Kurz nahm. (!!)

Stuttgart, 14. Sept. (Bon den Cannstatter Mammutfunden.) «ine erneute Durcharbeitung der Cannstatter Mammutsunde, vor allem "kr im Jahre 1816 gefundenen großen Stoßzahnlagers vom Seelberg Pros. Dr. Berckhemer ergab, daß in der den Fund einschließen' « Erd- und Gesteinsschicht auch Kohle- und Feuersteinreste liegen, «as den Schluß, daß Menschen dieses Lager zusammengetragen ha- wahrscheinlich macht. Daraus schließt das Württ. Landesamt ur Denkmalpflege, daß also der Mensch am Beginn der letzten Eis- M in Cannstatt gelebt hat.

Tübingen, 14. Sept. (Steuerstreikantrag.) Wegen Aufforder­ung zum Steuerstreik wurden die kommunistischen Gemeinderäte Hegel und Knies von Eningen von der hiesigen Strafkammer einem Monat Gefängnis oder zu 100 RM. und außerdem t«> « UM NM. Geldstrafe verurteilt, nachdem sie vor dem Erweiter- «n Schöffengericht sreigesprochen worden waren.

Geislingen a. St.. 12. Sept. (Milchhofzwang auch in Geis- «M-i Schon in einer früheren Sitzung hat der Gemeindcrat die '?Mung des M.lchbcarbeitungszwangs abgelehnt. Das Innen» i, M"ium gibt nun bekannt, daß es aus dem Milchhofzwang be- iim Effe und daß, wenn Re nun erlassene Verordnung die Zu- MUkig des Gemeinderats nicht finde, sie trotzdem für vollziehbar werde. In der Aussprache kam von allen Veiten zum Aus- d>° m, "E seine Zustimmung nicht geben könne, zumal jetzt auch ha« ^"ien Türkheim und Nellingen, die seither noch liefern dem Mtlchhofzwang unterworfen werden. Dadurch werde Milchverwertung G. m. b. H. eine Monopolstellung ein- auf die Zusicherung, daß bei Preiserhöhungen jeweils vor- ^ mn der Stadt verhandelt werde, dürfe man nicht allzuviel geben. vr»>- K?ffckpn Erzeugerpreis 14 Pfennig und Berbraucher- 26 Pfennig sei viel zu hoch.

Nsnüel unci Verkeiir

Stuttgart, 14. September. (Börse.) Die Börse lag heute recht schwach. Es fehlte an Anregungen. Das Angebot war zwar nicht groß, thm stand aber auch keine Ausnahmeneigung gegenüber. In­folgedessen gab es vielfach Kursrückgänge, die sich auch am Renten­markt geltend machten. Württ. Wohnungskredttanstalt verlor 1,82 Prozent. Bei den übrigen Pfandbriefen betrugen die Rückgänge nicht über 1 Prozent. An Veränderungen auf dem Aktienmarkt sind be­sonders zu erwähnen: Daimler-Äenz 12 (3), Eßlinger Brauerei- Gesellschaft 53 (2), Eßlinger Maschinenfabrik 20 (2), Farben- Industrie 97hz (7), Südd. Baumw. Kuchen 28 (2), D. Verlags- Gesellschaft 23 (2), Ver. Calw. Deck. 40 (4), W. Cattunmanufakt. 120 (plus 2), Darmstädter und National-Bank 69 ( 3hs), Württ. Hypothekenbank 82 (2).

Stuttgart, 14. Sept. (Landesproduktenbörse.) Das Angebot in Inlandsgetreide ist augenblicklich nicht stark, da die Landwirtschaft noch dringend mit Feldarbeiten beschäftigt ist. Dazu kommt, daß die Qualitäten von deutschem Weizen recht verschieden sind. Aus diesen Gründen hat sich in abgelaufener Woche ein lebhafteres Geschäft in Auslandsweizen entwickelt bei ziemlich stabilen Preisen. Es notierten je lOO Ka.: Auslandsweizen 2931 (am 7. September uno.), württ. Wetzen 2329 (unv.), Sommergerste, Roggen 2021 (unv.), Hafer 1416 (1920), Wiesenheu (lose, neu) 3 504 (unv.), Klee­heu (lose, neu) 44.50 (unv.), drahtgepr. Stroh 33.90 (unv), Wei­zenmehl Spezial 0 39 25-39 75 (unv.), Brotmehl 31.2531.75 (unv ), Kleie 9.75-10 (1010.25) RM.

Metrie kßsekrieMen

Freiburg, 14. Sept. Am Samstag erschoß, wie bereits gemeldet, der Pollzeiwachtmcister Heinrich Riesle, 32 Jahre alt, sein vier Mo­nate altes Kind und dann sich selbst mit seinem Dienstcevolver. Da­zu wird noch folgendes bekannt: das Kind, das nach Ansicht des Vaters an einer unheilbaren Knochenerkrankung litt, sollte in die Klinik gebracht werden. Der Vater glaubte jedoch, das Kind werde niemals gesunden und faßte deshalb den Entschluß, mit ihm aus dem Oben zu scheiden. Seine Frau, die im Nebenzimmer weilte, wurde durch die Tat so in Aufregung versetzt, Laß sie in die Neroenkltnik gebracht werden mußte.

Nachrodt, Wests., 14. Sept. Nach den am Freitag gepflogenen Verhandlungen wird das Gesamtwerk des Phönix spätestens am 1. Oktober völlig stttlgelegt. Dadurch werden etwa 400 Arbeiter und Angestellte brotlos.

Potsdam, 14. Sept. Prinz Friedrich Leopold von Preußen, Sohn des Prinzen Friedrich Carl, ist in Flatow in der Grenzmark einem Gehirnschlage erlegen.

Breslau, 14. Sept. Der Glriwltzer Sanitätsrat Dr. Schäfer wurde am Samstag in seiner Sprechstunde von dem Stellmacher Reinert überfallen und schwer verletzt, so daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Reinert wollte von dem Arzt ein Attest, daß er durch einen Unfall geisteskrank geworden sei. Der Arzt verwei­gerte das Attest, worauf Reinert über ihn herfiel. Reinert wurde in die Irrenanstalt des Krankenhauses gebracht.

Heteborn (Kcs. Oschersleben), 14. Sept. Die Eheleute Klump wurden heute früh im Bett erdrosselt ausgesunden. Man nimmt an. daß der Mord bereits tn der Nacht von Samstag zu Sonntag ver­übt worden ist. Nähere Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Die Magdeburger Mordkommission befindet sich auf dem Wege zum Tat­ort.

Paris, 14. Sept. Bei einem großen Automobllrennen in Lille war gestern ein Rennsahrer in die Zuschauermenge gefahren, wobei zahlreiche Personen verletzt und eine getötet worden war. Im Lause des heutigen Tages sind 2 der Verletzten gestorben, sodaß sich die Zahl der Toten aus 3 erhöht.

Dero Brach (Florida), 14. Sept. Drei Journalisten, die im Katastrophengebiet von Brttisch-Hovduras photographische Aufnah­men gemacht hatten und aus dem Luftwege zurückkehrten, stürzten hier ab und kamen dabei ums Leben.

England verkauft fein Luftschiff

Ministerpräsident Macdonald hat vor vollbesetztem Hause die Annahme des sogenanntenSparnotgesetzes" in zweiter Lesung beantragt. Im Verlauf seiner Erklärung verkündete der Ministerpräsident, daß die Arbeiterregierung ihre gefaß­ten Pläne im Luftfahrtwesen nicht einhalten könne. Das große englische Luftschiff, das Schwesterschiss desR. 101", das im vorigen Jahre bei Beauvais verbrannte, soll jetzt ver­kauft werden. Weiter ist in Aussicht genommen, den weltbe­kannten englischen Luftschisshafen in Cardington stillzulegen und nur eine ganz kleine Besatzungstruppe dort zu behalten, um den gegenwärtigen technischen Stand der Station einiger­maßen aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig werden auch die ver­schiedenen Luftschiffankermasten, die in einigen Teilen des englischen Weltreiches errichtet wurden, verkauft. Im Luft­fahrtministerium soll eine Anzahl Beamter damit beauftragt werden, die Entwicklung des Luftschiffbaues in anderen Län­dern zu beobachten und Erfahrungen zu sammeln. Durch diese rigorose Maßnahme hofft Macdonald Ersparnisse in Höhe von 110000 Pfund zu erzielen.

Durch diese Ankündigung des englischen Premiermini­sters wird deutlich der englische Standpunkt im Luftschiff­wesen klargestcllt. England hat mit seinem eichen Luftschiff