Fürst Starvemderg verhaftet
Fürst Starhemberg wurde, wie bekannt Wird, trotz seiner Lohalitätserklärung im Eisenbahnzug in der Gegend von Weitzenkirchen in Oberüsterreich verhaftet. Desgleichen wurden in Linz die früheren Generale Puchmehr, Englisch und Pappa- rich festgenommen.
Nach privaten Meldungen sind am Sonntag vormittag 3-10 Heimwehrleute, die nach Steiermark fahren wollten, verhaftet worden. Im Laufe des Nachmittags tvuöde eine etwa 300 Mann starke Heimwehrtruppe bei Weidling in einem durch Vorposten geschützten Lager gestellt. Sie ergaben sich kampflos einer Militärabtcilung aus Klosterneuburg.
Die Gründe «och ««geklärt
Ueber die Gründe der Aktion Pfriemcrs ist man bisher immer noch auf Vermutungen und Kombinationen angewiesen, da die zuständigen Regierungsstellen über die Ergebnisse ihrer Untersucknrng noch nichts mitgeteilt haben. Die Heimwehren in Steiermark verweisen auf Meldungen von einem Zusammenstoß zwisä^en Heimwehrleuten und Sozialdemokraten, der die unmittelbare Ursache zum Mobilisierungsbefehl gewesen sei. Einer solchen Erklärung widerspricht aber die Tatsache, daß in dem bekannten Aufruf von Pfriemer ausdrücklich auf die Ue bernahme der Macht im Staate hingewiesen worden ist.
Völlige Ruhe i« Oesterreich
Bisher zwei Todesopfer des Heimwehrputsches
Wien, 11. Sept. In ganz Oesterreich ist die Ruhe völlig wiederhergestellt. Im Laufe des Tages wurden zahlreiche Verhaftungen von Unterführern durch die österreichischen Behörden oorgenommen. Es wurde eine erhebliche Menge vou Waffen beschlagnahmt. Dr. Pfriemer ist heute nacht nach der Staatsgrenze zu geflüchtet. Ob er diese überschritten hat, konnte noch nicht sestgestellt werden. Die Familie Dr. Pfrie- mers ist von ihrem Wohnsitz Judenburg abgerersl.
Die Gendarmerie hat in Bruck, Toerl, Kindberg, Trieben und Rottenmann Waffen beschlagnahmt. In Bruck wollte» die Kommunisten nachmittags eine Versammlung abhalten, die jedoch verboten wurde. Ansammlungen der Kommunisten wurden von der Gendarmerie zerstreut. Der am Sonntag in Kapfenberg schwer verletzte Franz Geister ist heute im Brücker Spital gestorben Der gestern in Pcrnegg durch einen Schuß schwer verletzte Heimatschützler Alois Münzer ist dort ebenfalls gestorben. Ein weiterer Schwerverletzter liegt hoffnungslos darnieder.
Die österreichische Regierung zur Auslösung der Heimwehreu entschlossen
Wien. 14. Sept. Wie die „Neue Freie Presse" erfährt, ist die Regierung fest entschlossen, aus den gestrigen Ereignissen die Konsequenzen zu ziehen und die Heimwehren aufzulösen und zu entwaffnen.
Das Eisenbahnattentat in Ungarn
Augenzeuge« des Zugunglücks
Budapest, 14. Sept. Ein Augenzeuge der Katastrophe, ein Bewohner der Ortschaft Bia-Torbagh, gibt folgende Schilderung über das nächtliche Unglück: Stach 12 Uhr nachts schreckte eine gewaltige Detonation die Ortschaft aus dem Schlaf. Alles sprang sofort aus den Betten und rannte ins Freie. Da wurde bekannt, daß ein schweres Eisenbahnunglück passiert war. Die Männer eilten im Laufschritt zur Bahnstation, wo schon die Gendarmerie auf den Beinen war. Alles rannte dann zum Viadukt, wo gewaltige Flammen gegen den Himmel loderten. Man sah sechs Waggons des Schnellzugs in der Schlucht liegen, brennend. Die letzten Wagen standen noch unversehrt auf den Schienen. Man hörte ohrenzerreißendes Jammergeschrei der Verletzten. Die Bevölkerung und die Gendarmerie versuchten sich mit Stricken in die Tiefe zu lassen. Einigen gelang es, zu den abgestürzten Waggons zu gelangen und Verwundete zu bergen. Bon den abgestürzten Waggons sind vier Personenwagen, die zwei anderen Post- Waggons.
Der Ort der Katastrophe wie auch das Dorf Bia-Torbagh wurden von der Gendarmerie abgesperrt, um den Attentätern
leichter auf die Spur zu kommen. Auch die Bevölkerung der benachbarten Dörfer wurde durch die Gendarmerie aus dem Schlaf geweckt, um zu Hilfe zu eilen. Wegen großer Kälte wurden Feuer angezündct, um die Verletzten zu wärmen. Es wurden auch Tote gefunden, jedoch konnte in der Finsternis ihre Zahl und ihre Identität nicht festgestellt werden.
Ein Reisender aus dem letzten Wagen gibt folgende Darstellung: „Ich bestieg in Budapest den vorletzten Wagen und legte mich zum Schlaf nieder. Stur diesem Umstand habe ich es zu verdanken, daß ich mit dem Leben davongekommen bin. Bald nach der Abfährt des Zuges ereignete sich das Unglück. Ich wurde durch eine furchtbare Detonation und ein ohrenbetäubendes Getöse aus dem Schlaf geweckt, im gleichen Augenblicke erloschen sämtliche Lichter. Die Passagiere wurden von ihren Plätzen geworfen, niemand wußte im ersten Augenblick, was geschehen war. Erst als Hilferufe ertönten und die Verwundeten furchtbar stöhnten, wurde man sich dessen bewußt, daß eine Katastrophe eingetrcten sein mußte. Da vollkommene Finsternis herrschte, tonnte vorerst überhaupt nicht an Rettungsarbeiten gedacht werden. Eine Stunde später trafen die Feuerwehren ein, die jedoch vergessen hatten, Fackeln mitzubringen. In aller Eile wurden dann Scheiterhaufen errichtet. bei deren Schein an die Rettungsarbeiten geschritten wurde."
Heber die Täter
Budapest, 14. Sept. Der Polizei gehen zahlreiche Angaben zu, die die Person des Attentäters betreffen. Die wichtigste Angabe stammt von der Inhaberin eines Trafiks aus einer Vorstadt Budapests. Sie gab an, daß schon Samstag nachmittag ungefähr 12 Minuten vor dem Attentat eine junge Fabrikarbeiterin bei ihr erschienen sei, die von ihr eine Zeitung verlangte, in der die Katastrophe von Bia-Torbagh beschrieben sei. Die Inhaberin des Trafiks sah in allen Zeitungen nach, konnte den gesuchten Bericht aber nicht finden. Sie gibt eine ausführliche Beschreibung dieser jungen Frau und die Polizei hofft, ihr bald auf die Spur zu kommen. Die Polizei war den ganzen Tag über in Bereitschaft. Alle Bahnhöfe, Eisenbahnbrücken und öffentlichen Betriebe werden streng bewacht, da mar: neue Attentate befürchtet.
Die Beisetzung der Opfer von Bia Torbagy
Budapest, 14. Sept. Das Begräbnis der 25 bei dem Eisenbahn- attenlat bet Bia Torbagy ums Leben gekommenen Personen findet unter allgemeiner Nationaltraucr am Donnerstag nachmittag 3 Uhr von der Ofener Generalwiese aus statt. An der Trauerkundgebung nehmen außer den Vertretern der B Hörden zahreiche Delegationen aus dem ganzen Lande, sowie viele gesellschaftliche Vereinigungen teil.
Forderungen der Holzrvirtfchaft
Kassel, 14. Scpt. Die 12. Hauptversammlung des Reichsverbandes Deutscher Waldbesitzer-Verbäude nahm in schärfster Form gegen die französische Grenzsperre für die deutsche Holz- einfuhr Stellung. Es wuvde beschlossen, dem Reichskanzler eine Entschließung zu übermitteln, in der die Reichsregierung aufgefordert wird, unverzüglich alle Maßnahmen zu ergreifen, um den jetzt unmittelbar bevorstehenden völligen Zusammenbruch der gesamten deutschen Fortwirtschaft durch die französische Holzeinfubrsperre zu verhindern. Außerdem wird gefordert, daß die Eisenbahntarife abgebaut, steuerliche Erleichterungen durchgesetzt und Holzzölle, namentlich für Schnittholz. erhöht werden.
„Do. X- vom Blitz getroffen
Newhork, 14. Sept. Während eines heftigen Gewitters schlug der Blitz in das Flugzeug „Do. X" im Flughafen Northbeach ein. Ein Mitglied der Besatzung, das mit anderen unter einer Tragfläche des Flugschiffes Schutz gesucht hatte, wurde bewußtlos zu Boden geworfen und mutzte ins Hospital geschafft werden. Andere Personen wurden gleichfalls zu Boden geworfen, blieben aber unperletzt. Das Flugschiff selbst wurde nicht beschädigt.
London, 13. Septbr. Wie aus Lissabon gemeldet wird, find die deutschen Flieger Rody und Iohannsen in Begleitung eines Spaniers am Sonntag um 9 30 Uhr zum Atlantikflug gestartet. Das Flugzeug war bekanntlich vor einiger Zelt von Berlin nach Lissabon geflogen.
Hus Llsül unü L.2NÜ
Neuenbürg, 15 . Sept. Die vor etwa vier Monaten i, Angriff genommene Erbreiterung der Wildbader Straße „Sckiff" bis zur Einmündung der alten Waldrennack^ Steige ist nunmehr soweit beendet, daß sie bereits in den lei^>. Tagen schon dem Perkehr übergeben werden konnte. Die Fahrbahn beträgt 0-4 Meter und dürfte nun auf lange hinaus den Bedürfnissen des Verkehrs entsprechen. Der Geb weg an der Enzfront ist 2 Meter, derjenige an der Häust^ front bis zu 1-4 Meter breit und macht die gesamte Anlaae auf Fremde wie Einheimische einen wirklich guten Eindruck Die Betonmauer an der Enz mit der Ucberkragung dürfte zugleich einen Teil der späteren Enzverbesserung darstellen Mit der Ueberkragung des Gehwegs war es gleichzeitig aucd möglich, die schon mehr als ein halbes Jahrhundert alte Allee zu erhalten, die mm die Fahrbahn vom euzseitigen Gehwca trennt. Ein Teil des vorhandenen Granitgroßpflasters konnte wieder Verwendung finden, während der restliche Teil der umgebauten Straße mit Granitkleinpftaster versehen worden ist. Auch die Abhebung der Straße vom „Schiff" bis zum Martin Lutz'schen Anwesen hat sich als notwendig erwiesen und die neu errichteten Gehwege links und rechts den Häuserfronten bieten einen, ob ihrem schmalen Zustand bescheidenen Schutz für die Passanten. Trotz der Ungunst der Witterung ini Laufe des Sommers ist es gelungen, die Straße in verhältnismäßig kurzer Zeit fertig zu stellen und auch die Hochwassertage am 7. Mai (am zweiten Tage nach Beginn der Umbau-Arbeiten) und am 7. August '(nach Fertigstellung der Ufermauer) haben nennenswerten Schaden an dem Umbauwcrk nicht verursacht. Die Umleitung des Verkehrs, der namentlich Sonntags mit Kraftfahrzeugen sehr rege war, konnte durch die enge Brunnenstraße sehr glücklich gelost werden und wickelte sich auch in 7 Wochen ohne bedeutende Störungen und ohne irgend welche Unfälle glatt ab.
So konnte in den letzten Monaten nach Ueberwinöung größerer Schwierigkeiten mit Hilfe eines ganz erheblichen Statasbeitrags eine Notstandsarbeit ausgeführt werden, bei der ein großer Teil der Erwerbslosen von hier über diese Zeit Arbeit gefunden hat und deren Zustand nun auf lange Zeiten hinaus dem sehr starken Verkehr auf dieser Strecke gewachsen sein dürfte. M.
Neuenbürg, 15. Scpt. (Jagdglück.) Vor einigen Tagen wurde im Arnbacher Wald, dem Jagdrevier von Kommerzienrat Schmidt, vou Alfred Wieland ein prächtiger 12er Kronenhirsch erlegt. Das stattliche Tier wog ausgenommen mit Geweih 2,75 Ztr
<We t t erber ich t.) Westlicher Hochdruck beeinflußt die Wetterlage. Für Mittwoch und Donnerstag ist zeitweilig aufheiterndes, aber noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.
Arnbach, 14. Scpt. Anläßlich seines einjährigen Bestehens hatte der hiesige Geflügel- und Kaninchenzüchter- Verein zusammen mit einigen Neueubürger Züchterfreunden am vergangenen Sonntag eine gelungene Jungtierschau auf- gebaut, deren zugkräftige Bedeutung durch die angeschlossenc lehrreiche Wanderausstellung des Birkenfelder Nachbarvereines nicht unwesentlich erhöht wurde. Sämtliche Tiere boten in dem Hellen Saale des Gasthauses zum „Hirsch" einen wohlgepflegten Eindruck; die Mühe des Unternehmens lohnte ein guter Besuch, somit war auch pekuniär dem jungen rührigen Verein ein voller Erfolg beschiedeu. — Au Rassen waren nur die berufenen Vertreter unserer heutigen Leistungszucht erschienen: Orpingtons, Whandottcn und Italiener verschiedener Farbenschläge, Rhodeländer, Barnevelder, Welsumcr, Minorkas, Russische Orloffs, Leghorn, Reichshühner, Rheinländer, verschiedene Stämme an Wassergeflügel sowie gute Exemplare von Kaninchen,
Die Bewertung lag in den bewährten Händen des Herrn Fritz Adam-Pforzheim und erbrachte folgende Preis- gewinner:
Arnbach: Adolf Ahr, Fritz Bauer, Emil Buckster, Fritz Buchter, Otto König, Heinrich Reutschler, Fritz Schaudt, Hermann Wilhelm, Fritz Wolfinger, Gustav Wolfinger.
Neuenbürg: Karl Frautz, Wilh. Neuhäuser.
Birken feld: Willi Bauschlicher, Theoü. Bcchtold, Karl Bott, Christ. Bräuninger, Ferd. Christmann, Emil Enghofer, Karl Enghofer, Fritz Ganzhorn, Jakob Gengenbach, Karl Grob, Karl Kult, Alfred Martin, Karl Müller, Joh. Oel- schläger, Albert Rieth, Karl Rieth, Gottlob Roller, Phil. Rmn-
Der Weg der Brigitte Andreas.
Roman von Ots 1 id v 0 n Hanstein.
Oopzn'iLllr 1027 bv Karl Köhler L Lv., Berlin-Zchlendorj.
(Nachdruck oervotcn.i
Da ging sie beleidigt und tieftraurig fort. Ließ sich noch einmal bei dem Präsidenten melden. Obgleich es später Nachmittag war, wurde sie sofort empfangen. Don Iosö schien sehr guter Laune zu sein: „Siehe da, aüerschönste Frau!" rief er ihr entgegen.
Seine Art verletzte Brigitte, aber sie trat zu ihm.
»An Präsident, Sie müssen mich einen Augenblick anhören. Unser Werk braucht das Geld, die erste Rate von zehn Millionen." ^ „Gie werden gezahlt, sohald alles am User des Desaguadero
„Dazu müssen Sie uns die Wagen verschaffen."
„Sie wissen, daß ich es nicht kann."
„Dann müssen Sie auch zugeben, daß der Vertrag erfüllt ist. Wir haben das unsere getan. Alles Material ist in Bolivien. Unsere Schuld ist es nicht, daß sich der Transport verzögert. Sie rönnen also unbedingt die erste Rate anweisen."
„Ich bin kein absoluter Herrscher", antwortete er vollkommen Ä ^ ^ Präsident einer Republik und muß als solcher
Rechenschaft oblegen. Ich muß mich genau an den Vertrag halten. Uebermvrgen ist die letzte Sitzung der Kammer. Können Sie dann den Beweis liefern, daß alles Material an der Baustelle und zum Einbauen bereit ist. so erhalten Sie augenblicklich die Zah- lungsanweisung eingehändigt. Wenn aber der Vertrag nicht er- Mit ist, dann müssen Sie ein halbes Jahr warten."
„Ich flehe Sie an, Herr Präsident!"
lassen wir doch das!" wehrte er jetzt mit ganz ab-„ „Es ist ein Verbrechen um jede Minute, in von Geschäften spricht. Wie sehen ? aus Ihnen geworden! Geben Sie den Plan
aus, der Sie selber zugrunde richtet. Lassen Sie Elliot den Bau. Sie kommen doch nicht gegen ihn aus. Er wird dafür sorgen, daß die Andre^werke weiter bestehen, wenn auch unter amerikanischer Flagge. Was kümmert Sie Politik. Ich weiß wirklich Besseres Sw lind eine Dame von Geist, eine ganz außergewöhn- liche Dame. Sie stehen turmhoch über allen bolivianischen Frauen. Ich bewundere Sie ich bete Sie an — werden Sie meine Frau?
Voller Empörung war sie aufgesprungen. Wie ein widerlicher, berauschter Faun kam er ihr vor.
' „Ich bin hier, um Gerechtigkeit zu erflehen, nicht, um mich verspotten zu lassen", sagte sie, und cs fiel ihr schwer, die Tränen zu unterdrücken.
„Ich spotte nicht. Ich liebe Sie. Ich, der Präsident, biete Ihnen meine Hand, verstehen Sie mich doch recht, ich bitte Sie!"
Sie lachte bitter auf.
„Erst will der Sohn mir Gewalt antun und jetzt soll ich mich dem Vater verkaufen!"
„Ich verstehe wirklich keine Silbe!" rief er aus.
„Lassen Sie sich nur von Ihrem Sohn erzählen, wie er sich auf dem Dampfer, als er mich wehrlos glaubte, gegen mich benommen hat!"
Don Iosö wurde erregter.
„Mein Sohn — ich werde ihn zur Rechenschaft ziehen — ich werde —"
„Lassen Sie Vergangenes ruhen, Don Iosö."
„Erhören Sie mich."
Der Rausch übermannte Don Iosö, er vergaß sich vollkommen, er trat zwischen sie und die Tür.
„Ich liebe Sie. Mein letztes Wort: Morgen reist Elliot auf s einige Wochen nach Lima. Seien Sie klug. Wenn ich nun für > einen Kuß — für eine zärtliche Stunde — wenn ich Ihnen Elliots Maschinen und Wagen für einige Tage borgte? Wenn ich es Ihnen schriftlich gebe — jetzt — hier — Senorita Brigitta?"
Sie stand vor ihm, zitterte vor Schreck und Entsetzen, seine Hände griffen nach ihr, seine Augen funkelten.
Sie stieß ihn zurück.
„Schämen Sie sich, Don Iosö! Ich bin nicht hierher gekommen, um mich beleidigen zu lassen. Ich will augenblicklich fort!"
Ec starrte sie an, kam zur Besinnung, trat zurück, und ehe er noch ein Wörtchen, sagen konnte, hatte Brigitte das Zimmer verlassen und eilte auf die Straße.
Um sie brandete das Leben. Es schien ein anderes, ein lebendigeres Leden zu sein als sonst. Männer standen in Gruppen zusammen und flüsterten, in allen bebte Erregung. Brigitte merkte von alledem nichts. Ging ganz langsam, blickte starr vor sich hin. Jetzt wußte sie, das alles verloren war. Wußte, daß jetzt nicht einmal der deutsche Geschäftsträger, der morgen zurückerwartet wurde, noch etwas erreichen konnte. Nun war der Präsident ihr erbitterter Feind.
Und das alles nur, weil sie ein Weib war, ein schönes Weib. .Ein begehrenswertes Weib . . .
Sechstes Kapitel.
Es war später Abend. Brigitte richtete sich auf. Etwas Unfaßbares war geschehen, trotz aller Aufregungen hatte sie ein paar
Stunden geschlafen. Sie stand auf und schaltete das Licht ein. Noch jetzt klang von draußen die Musik des Platzes, aus dem die Ein
wohner die Nacht zum Tage machten, zu ihr herüber.
Sie klingelte nach dem Mozo. , ) -
„Ist Herr Robert Schubert im Hotel?"
„Ja, Senorita."
„Bitten Sst ihn zu mir."
Der Mozo eilte fort, grinsend. Es war ja auch für iyn er- heiternd, wenn die deutsche Senorita um elf Uhr in der Nachr Herrenbesuch wünschte. ,
Nach einigen Minuten trat Robert ein. . Er war tief erlchM- ken, als er Brigitte anjah. Sie wac totenblaß. Wie war es möglich, daß ein Mensch in wenigen Tagen so elend werden, so verfallen konnte?
„Um Himmels willen, was ist geschehen?"
„Es ist alles vorbei, wenn es nicht durch ein Wunder gelingt, in drei Tagen die Maschinen zur Baustelle zu schaffen:"
„Ohne die amerikanischen Lokomotiven, ja selbst mit ihnen, Yi das unmöglich." .
„Dann ist alles zu Ende." Vollkommen erschöpft ließ sie M auf einen Stuhl fallen. ,
Rodert war. erschüttert. Nie war ihm Brigitte so groß," edel in ihrem reinen, tiefen Schmerz erschienen, wie jetzt. Er fuhlü, daß er Brigitte bewunderte, daß er sie anbclen konnte. Wie unerw- lich hoch, wie rein stand diese Frau über der andern, an die er ge- sesselt war und an die er jetzt nicht denken wollte.
„Fräulein Brigitte." ,
Sie schreckte zusammen und sah aus. Ihre Augen standen groß und traurig in ihrem Gesicht. „
„Robert, ich habe Sie lange für meinen Freund gehalten, sagte sie leise.
„Ich siehe Sie an, tun Sie es auch jetzt."
„Wollen Sie mir eine Frage beantworten? Ganz offen, ganz ohne Schonung meiner Person, als handele es sich um eine vo kommene Fremde?" «
Er begriff nicht, aber er fürchtete sich vor dieser Frage- mußte etwas unfaßbar Trauriges sein. Sie sagte mit scheu Stimme: ^
„Ich hätte das Werk retten können für Deutschland. Ich M es in der Hand, und ich habe es nicht getan." .
„Was wollen Sie damit sagen?" fragte er jäh überrasch!- „Der Präsident bot mir an, uns die Maschinen und -wag zu geben — morgen schon —"
„Und Sie haben sie nicht genommen! Brigitte. , .
„Der Preis schien mir zu hoch", antwortete sie todeslrau u- (Fortsetzung folgt.)