solche Kälte mit sich daß eine andere, nicht minder schreckliche Gefahr drohte, die Gefahr des Vcreisens oder wie die Eis­meerleute treffend sagenNiedereisens" des Schiffes. Bei starken Stürmen wird das an sich schon kalte Wasser über das Schiff gepeitscht und bleibt, sofort zu Eis erstarr!, an Bord­wänden an Tauen, Reeling und am Deck hän-gen. Jede neue Woge die das Schiff überspült oder auch nur übersprüht, täht neue Eisklumpen zurück und das Gewicht des Fahrzeugs wird mit jeder Minute größer. Stunden um Stunden kämpfte Nautilus" einen Kampf auf Leben und Tod. Auch im Schiffe wurde es immer kälter. Zit den äußeren Gefahren kamen noch die inneren. Bekanntlich istNautilus" ein Untersee­boot das von der amerikanischen Marine bereits außer Dienst gestellt worden war. Es sollte als altes Eisen verkauft wer­den. Ein Mann der Besatzung ging nach den traurigen Er­fahrungen, die schon bei der Ueberguerung des Atlantischen Ozeans gemocht wurden, von Bord, ehe noch der erste Bor­stoß ins Eis unternommen wurde. Er berichtete etwa das Folgende: NachdemNautilus" von der Marine außer Dienst gestellt worden war, verankerte man das Schiff in einem abgelegenen Hafenbassin und entnahm ihm seine gesamte innere Maschinerie, die in einem Schuppen gelagert wurde- Wilkins ließ dann alles wieder zusammenbauen, doch zeigte es sich daß fast nichts mehr richtig funktionierte. Auf dem Atlantik streikten beide Maschinen, die eine von ihnen ist bis heute noch nicht wieder im Gange. Die elektrischen Kabel bra­chen an verschiedenen Stellen und zeitweise war man in einem Unterseeboot ohne Licht und ohne Wärme!

Alle diese Unannehmlichkeiten machten sich der Reihe nach auch im Polareisc wieder bemerkbar. Zwar berichtet Wilkins selbst nichts über die Strapazen und unangenehmen Ueber- raschungen, die die Männer im Innern des Schiffes ertragen mußten, während der Polarsturm das Fahrzeug in jedem Augenblick zu zerschmettern drohte, doch kann sie sich jeder selber denken. Endlich gelang csNautilis" dann, einigermaßen freies Fahrwasser zu gewinnen. Man konnte wieder aufatmen und sich die erlittenen Schäden besehen, nachdem man von drinnen schon bemerkt hatte, daß irgendwo ein Leck sein mußte. Bug und Schiffsseiten hatten arge Beulen bekommen und das Schlimmste: die Eisstrudel hatten das ganze Tiefensteuer zu beiden Seiten des Hecks fortgerissen!

Kaum hatte man so einen Ueberblick gewonnen, als aber­mals ein Sturm heranbrauste, diesmal von Süden. Dieser setzte dem verwundeten Schiffe dermaßen zu, daß es sich wieder ins Eis Hineinslüchten mußte, um nur einigermaßen Schutz zu finden. Aber an Umkehr dachte Wilkins sonderbarerweise noch immer nicht. Im Gegenteil, er meldete unverdrossen, daß man erst jetzt richtig an die Sache Herangehen würde, und die erste Tauchung bevorstehe. Ueber die wissenschaftliche Arbeit, die ausgeführt worden war, wurde berichtet, daß Lotungen der Meerestiefe mit Erfolg durchgeführt wären. Da begann man in Longhearcith ernsthaft und erstaunt die Köpfe z« schütteln. Es wurde von Hilfsexpeditionen gemunkelt, die sich nun allmählich zur Ausfahrt hcreitmachen müßten. Diese Sache konnte doch kein gutes Ende nehmen! Und die Meeres­lotungen, die man auf dem 81. Breitengrad machte, welche Bedeutung konnten die haben? Das Meer ist an der Stelle, woNautilis" sich zu der betreffenden Zeit befand, sehr oft eisfrei und man braucht kein Unterseeboot zu entsenden, um es dort auszusorschen.

Aber man soll nicht urteilen, ehe die Aufgabe zu Ende geführt worden ist. Ter Meinung sind auch die Bewohner der Grubenstadt Longyearcity. Ehe weiterdiskutiert wird, muß man die Rückkehr des stählernen Walfisches abwarten. Bis dahin spuckt man sich in die Hände und ladet Spitzbergenkohle in die Dampfer, die ungeduldig am Kai liegen und darauf warten, in südlichere und gemütlichere Gegenden verschwinden zu können.

Keine Funkverbindung mitNautilus"

Oslo, 2. Sept. Wie die Funkstation Bergen mitteilt, hat

diese seit denk Morgen des 3«. August mit Wilkins Untersee­bootNautilis" keine Funkverbindung bekommen können, ob­wohl sie in jeder Nacht das Rufzeichen gab. Man hat in Ber­gen auch Vorkehrungen zum Abhören bei Lage gegebener Meldungen desNautilis" getroffen; aber sämtliche bisherigen Meldungen sind bei Stacht gegeben worden. Der Leiter der Funkstation Bergen erklärt, daß man vielleicht deshalb keine Nachricht vomNautilus" erhalte, weil die Funkvorrichtung des U-Boote, unter Wasser nicht dieselbe Leistungsfähigkeit habe wie an der Oberfläche.

Die Unklarheiten über das Schicksal des »NautilUS-

Oslo, 3. Sept. Wie von maßgebender Seite mitgcteilt wird, ist man eifrig bemüht, Klarheit über das Schicksal von Lir Wilkins UnterseebootNautilus" zu bekommen. Man glaubt, daß die Besatzung das Unterseeboot verlassen hat und versucht, vom Eise aus vermittels einer tragbaren Funkstation die Funk­verbindung wieder aufzunchnren.

Die angeblichen Rufzeichen desNautilus"

Oslo, 3. Sept. Der Kapitän des norwegischen Kohlen- dampfersJngertre" hat der Funkstation Bergen auf eine Anfrage gemeldet, daß die schwachen Signale, die das Ruf- zeickien desNautilus" WSEA darstellten, nach der Höhe des Bell-Sundes (Spitzbergen) vorgestern um 21.50 Uhr wahr- genommen worden seien. Es sei auch Text gesandt worden, jedoch nicht möglich gewesen, Worte herauszubekommcn oder auch nur die Sprache festzustellen. Die Signale seien auf Welle 600 gehört worden.

Ter Leiter der Funkstation Bergen erklärt hierzu, Wilkins habe diese neue Welle in seinen vorherigen Funkverbindungen mit Bergen und Amerika niemals verwendet. Er könne sie zwar verwenden, er müßte aber wissen, daß er mit dieser Welle Mitteilungen nur auf kurze Entfernungen senden könne. Da aber keine der Funkstationen auf Spitzbergen ihn gehört habe, sei es der Station Bergen zweifelhaft, ob die Signale tatsäch­lich vomNautilus" herrühren.

^us Wett un 6 Lieben

Eine scharfe Zunge verbunden mit viel Geist ist eine ge­fährliche Waffe, über die der kürzlich verstorbene französische Maler Forain verfügte. Am gefürchtetften war die scharf um- rissene Knappheit seines Ausdrucks. Darüber werden zwei treffende Begebenheiten berichtet. Eines Tages befand er sich im Salon einer ebenso eingebildeten wie angejahrten Schrift­stellerin, deren Redeschwall er schweigend und mit der schläf­rigen Miene, die ihm bei solchen Gelegenheiten eigen war, über sich ergehen ließ.Sehen Sie," erklärte ihm der mit Puder und Schminke zurechtgemachte Blaustrumpf,ich Lin heute zu einer bündigen Schlußfolgerung gckommcri. Das Leben gehört der Jugend, nur sie hat eine Existenzberech­tigung. An dem Tage, an dem ich mich nicht länger darüber täuschen kann, daß ich alt werde und auf Liebe und Bewun­derung verzichten muH, werde ich einen Revolver nehmen..

Feuer!" kommandierte mit erbarmungslosem Hohne Fo­rain, der Plötzlich aus dem Schlafe zu erwachen schien. Noch grausamer spielte er einer berühmen Schauspielerin der Comedie Francaise" mit. einergroßen Naiven", die noch immer nicht darauf verzichten wollte, die Soubrcttenrollen zu spielen. Im vergangenen Jahre war dieewig junge" Büh­nenkünstlerin in Aegvpten und hatte natürlich nicht verfehlt, der großen Sphinx, die sich seit über -10 Jahrhunderten aus dem Wüstensande emporreckt, den obligaten Besuch äbzustatten. In beweatem pathetischen -von erzählte sic ihren Gästen den Verlauf der Audienz, bei der sie sich nicht hatte enthalten können, das Steinbild mit den bombastischen Worren zu apo­strophieren:O Sphinx, die du die Weisheit der vergangenen Jahrhunderte bewährst und das Geheimnis der zukünftigen

Jahrhunderte kennst, sage mir, ich flehe dich an, das Wort da mich zur Selbsterkenntnis führt."Und was sagte di Sphinx?" fragte ein Unvorsichtiger aus der Gesellschaft - Mama," rief Forain inmitten des tiefsten Schweigens dieses eine kleine Wort wirkte wie ein Blitz." ' ^

Zurück zur Petroleumlampe!

Wohin die Politik der Gebührcnerhöhmigen (Gas, Eli». trizität usw.) führen kann, davon erwähnt derRosenh.' ch,,» eine interessante Tatsache. In Rosenheim, das von der Regie­rung aufgefordert wurde, zum Ausgleich des Etats die gaben einzuschränken und gleichzeitig die Einnahmen u. a. auch durch Gebührenerhöhung zu steigern, sind schon verschiedentlich Familien zur Petroleumlampe zurückgekehrt. Dies kennzeich­net sowohl die zunehmende Slot und schrumpfende Kaufkraft wie die verkehrte Politik der öffentlichen Hand und Monopole die statt durch sinkende Preise den Umsatz beleben, durch deren' Erhöhungen den Verbrauch drosseln. Im Zeitalter höch'ch Entwicklung zurück zur Petroleumlampe! Ein warnendes Aist für diejenigen, die es angeht!

Uebrigens wird uns ähnliches aus dem Allgäu berichtet wo die Landbevölkerung verschiedentlich ebenfalls wieder zm Petroleumlampe greift.

Letzte Möglichkeiten

Die unheilvolle Entwicklung der letzten Wochen hat wohl jedem die Augen über die wahre Lage unserer Wirtschaft uni unseres Volkes geöffnet. Was zu tun ist, um einer völligen Katastrophe zu entrinnen, ist klar: Neben einer mit allen Mitteln zu fördernden Ausfuhr ist Einfuhrminderung das Gebot der Stunde. Unser ausgesogenes Deutschland kan» sich nicht mehr den Luxus gestatten, täglich Millionen und Abermillionen Reichsmark für entbehrliche fremdländische Waren ins Ausland fließen zu lassen. Volkswirtschaftlich wich­tige Waren werden natürlich nach wie vor cingeführt werden müssen. Es gilt aber vor allen Dingen, die Einfuhr jener Waren zu verhindern, die wir in gleicher Güte und zu gleichem Preise auch im eigenen Lande erzeugen können.

lieber 7 Milliarden R.M. wandern jährlich ins Ausland. Wenn jeder immer daran denken würde, die gleichwertige gute deutsche Ware dem entbehrlichen Auslandserzeugnis tror- zuziehen, würde sich sehr bald das Bild der deutschen Wirt­schaft wesentlich ändern. Die Erleichterung würde spürbar werden an allen Ecken und Enden. Der deutsche Arbeiter der deutsche Kaufmann und Landwirt, die heute verzweifelt in eine graue Zukunft starren, würden wieder Lebensmut und Zukunftsfreudigkeit bekommen. Unserer Frauenwelt, durch die 80 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel getätigt werden, muß das Gewissen geschärft werden. Man muß es von einem Haus zum andern sagen: Eine verantwortungs­bewußte Frau kauft vor allem deutsche Waren. Von der Frau muß der Einfluß auf den Mann ausaehen. Es mag einmal sein, daß man ausländische Ware nehmen muß, weil deutsche gerade nicht zur Hand ist, aber man soll wissen, daß Las eigentlich nicht sein dürfte, und daß man zur deutschen Ware zurückkehren muß, sobald das irgend möglich ist. An der Versorgung des deutschen Volkes mit industriellen Erzeug­nissen nimmt heute der ausländische Fabrikant in erheblich Höherem Grade teil als vor dem Kriege. Deutschland gehen dadurch cinaml sehr große Kapitalbeträge verloren, zahllose Betriebe verschulden und fallen der Neberfrcmdung anheim, zum andern fördert man geradezu auf diese Weise die Arbeits­losigkeit unseres Volkes. Ganze Industriezweige stehen vor dem völligen Ruin, wenn wir es weiterhin vorziehen, aus­ländische Gebrauchsgegenstände im bisherigen Ausmaße zu benützen. Es ist durchaus nicht so, daß wir einem unentrinn­baren Schicksal ohnmächtig gcgenüberstehen. Nur dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Jeder Einzelne kann helfen! Denn es gibt ein Hilfe, die wirksam ist in der Hand jedes Einzelnen. Diese Hilfe heißt: Kauft o rutsche Waren!

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Gemeinde Birkeufeld.

(Oberamt Neuenbürg.)

Bekanntmachung.

Die vom Gemeinderat am 26. Februar 1931 ausge­stellte Ortsbausatzung wurde durch Ministerialerlaß Nr. 3286 vom 10. August 1931 genehmigt.

Dieselbe tritt mit dem heutigen Tag in Kraft. Ein Exemplar der Ortsbausatzung liegt für jeden Bezieher dieser Zeitung bei und ist sorgfältig aufzubewahren. An Nichlab- nehmer dieser Zeitung wird auf dem Rathaus die Ortsbau­satzung abgegeben.

Birkenfeld, den 3. September 1931.

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