bald folgt ein Winter srrettg und kalt". Die erste blühende Herbstzeitlose wurde in diesem anormalen Jahre am 16. August M den Hängen des Heldenberges bei Winzingen gesehen.

Die Schwalbe« rüste« z«m Südflug

In diesen Tagen halten die Sclnvalben überall Versamm­lungen ab, um sich zum Flug nach dem sonnigen Duden zu Men. Tie Abreise dürste nicht mehr lange hinausgeschoben «erden. Man kann die lieben Tiere jetzt fast jeden Tag in Leih und Glied, auf den Leitungsmasten sitzend, beobachten. Neider werden die Schwalben bei uns immer seltener, weil sie am ihren Flügen nach dem Süden und zurück zu uns, beson- Krs in Italien, grausamen Nachstellungen ausgesetzt sind.

Frauenstimmen aus dem Lande

Brief einer Mutter

,z. In einer bayerischen Provinzzeitung (Wörnitzbote", Tüikclsbühl) wird ein Brief einer Mutter veröffentlicht, nach­dem ein solcher einer anderen vorausgcgangcn war, dem wir Mendes im Auszug entnehmen:

,Die monatliche Unterstützung meines Mannes beträgt ^Mark. Davon habe ich den Haushalt meiner fünsköpfigen -rMilic zu bestreiten. Mein Mann findet nirgends Beschäf­tigung. Ich bin schon jahrelang magenleidend und jetzt auch Mus nervenleidend. Ich frage: Woher diese Beschwerden? und muß mir zur Antwort geben: vom Sparen und Sorgen ijir deine armen Kinder, damit doch genügend Brot da ist! Za, nicht einmal dieses kann ich mir genügend leisten. Des Sonntags muß ich oft noch Brot betteln gehen für meine Kinder. Mit bangem Herzen klopfe ich bei den guten Bauern auf dem Lande an, ob Wohl keine Gendarmen im Dorfe sind, die mich auzcigen müßten. Traurig solches Dasein! Zurzeit Lin ich kränklich. Daß ich zum Arzt gehen konnte, mußte ich mir 50 Pfg. schenken lassen. Das Rezept, das der Arzt an­ordnete, konnte ich nicht holen lassen, weil ich das Geld nicht hatte. Ich hatte heftige Schmerzen, daß ich eines Abends in meinem Bette lag und angesichts meiner Kinder weinte und sagte: wenn wir nur alle miteinander sterben dürsten heute nacht! Heute mittag sckmnktc mir eine Arbeitcrsfrau ihre letzten fünf Kartoffeln, damit ich doch für meine Familie zu Mittag etwas hatte. So nruß man leben! Ich denke mit meinen Genossinnen, die in ähnlichen Verhältnissen leben: Gott hat geholfen bis hieher, er wird weiter helfen. Aber das Eine, was mich so nervös macht, das ist die Ungerechtigkeit. Bon oben herab sollte man abbauen, und nicht das Volk so hungern und darben lassen. Mit uns speisen sollten einmal alle die, die höchste Verdienste einstecken, mit uns essen nur ein Vierteljahr, dann wüßten sie auch, was Not ist. Ich will mich ja zufrieden geben, aber an die Oeffentlichkeit soll es kommen, wie überall, auch in unserer Kleinstadt, die bitterste Not herrscht. Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß mein Mann kein Wirtshausgänger ist und sich auch daheim kein Glas Bier leistet, weil er sonst seine Familie noch mehr hungern sehen müßte." ^

Der Brief zeigt uns so recht die Not. wie sie auch aus einer Kleinstadt schaut. Wenn diese Zeilen dazu beitragen, daß im kommenden Herbst und Winter die Private Wohltätigkeit sich aüfrafft, wenn sie zur Hilfe aufgerufen wird, dann sind sie nicht umsonst geschrieben.

Württemberg

Ettmannsweiler, OA. Nagold, 3. Sept. (Seltenes Jagdglück.) Nachts erlegte Iagdpächter Ulrich Lörcher einen starken Achtende» Hlrsch. Der Hirsch wies das stattliche Gewicht von 260 Pfund auf. Es ist gewiß eine Seltenheit, da aus unserer Markung schon seit langen Jahren kein Hirsch mehr gesehen wurde.

Stuttgart, 3. Sept. (Personalveränderung im WUrtt. Landes­theater.) Mit Ablauf der vergangenen Spielzeit sind aus dem Verband der Württ. Landeslhcater ausgeschieden: In der Oper Kapellmeister Hans Swarowsky, Spielleiter Theodor Vogeler, Kammersängerin Anita Oberländer, Elisabeth Gritsch, Ruth Kwarnstcöm, Wilhelm von Hohenesche und Heinrich Kuppinger. Neu engagiert wurden: Valiy Brückl vom Etadltheater in Augsburg als Jugendlich-dramatische und Zwischenfachsängerin, Hanne Schmitz von den Bereinigten Landes- theatem Gotha und Altenburg, als Soubrette für Oper und Operette, Fritz Blankenhorn (Hannover) als Tenor für Oper und Operette und Hans Höfflin vom Stadttheater Magdeburg als lyrischer Tenor. Im Schauspiel ist ausgeschieden: Viktor PIlat und neu eingetreten Oscar Dimroth vom Etadltheater Innsbruck.

Stuttgart, 3. Sept. (Auszahlung der Beamtengehälter.) Nach einem Erlaß des Finanzministeriums sind die staatlichen Besoldungs- Kassen angewiesen, den Rest der vorauszahlbaren Dienstbezüge für den Monat September am 10. ds. Ms. auszuzahlcn.

Stuttgart, 3. Sept. (Keine Notariatsversammlung 1931.) Mit Rücksicht aus die ungünstigen Zeitoechältnisse und die durch die Ge­haltskürzungen verursachte Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Mitglieder hat sich die Leitung des Württ. Notariatsvereins E. D. entschlossen, die auf 4. Oktober ds. Is. in tzeilbronn a. N. geplante Mitgliederversammlung ausfallen zu lassen.

Stuttgart, 3. Sept. (Von der Landwirtschaftlichen Hochschule.) Der Staatspräsident hat den ordentlichen Professor für Tierheilkunde und Pferdezucht an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim Dr. Sohnle auf sein Ansuchen von den Amtspflichten enthoben.

Hedelfingen, OA. Stuttgart, 3. Sept. (Selbstmordversuch.) Gestern vormittag versuchte ein 23 Jahre alter lediger Gärtner auf dem Grundstück seines Arbeitgebers ourch Erschießen sich das Leben zu nehmen. Mit einer schweren Kopfverletzung wurde der Lebensmüde nach dem Katharinenhospital Stuttgart übergefllhrt.

Reutlingen, 3. Sept. (Fahrdienstleiter Reinhardt seinen schweren Verletzungen erlegen.) Fahrdienstleiter Reinhardt, der gestern früh durch einen verhängnisvollen Fehltritt unter die Räder des bereits in 3ahrt befindlichen ersten Stuttgarter Fcühzugs geriet, ist gestern abend m hiesigen Bezirkskrankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, vosort nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus mußten dem Ver­unglückten beide Beine abgenommen werden, doch trotz aller An­legungen vermochte ärztliche Kunst die versiegende Lebenskraft des pflichttreuen Beamten nicht mehr zu erhalten. Gestern abend um halb 9 Uhr verschied er, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben

Tübingen, 3. Sept. (Grobe Ruhestörungen.) In der Nacht zum Mittwoch belästigten bei der Krummen Brücke 6 Männer, von denen 4 am Nachmittag beim Mähen waren und anschließend zechten, Passanten und störten die Nachtruhe. Gegenüber einem Polizeibeamten, der cinschreiten wollte, nahmen sie teilweise mit erhabenen Sensen ttne drohende Haltung ein. Auch versuchten sie einen Festgenom- bienm zu befreien. Mit dem Säbel und der Pistole konnte der be­drängte Beamte die Angreifer im Schach halten, bis ihm Unterstütz- Aig durch zwei weitere Polizeibeamte geworben war. Fünf der -auhestörer wurden hieraus sestgenommen.

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mit meiner l^etorm- unä orikop. kmkbelrleläungl

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Osterdingen. OA. RoCckWurg. 3. Sept. (Tödlicher Bek ^kSünsaU.) Eick tragisches Ende fand ok 80jährige Frau des pn. Straßenwarts I. Grießhaber. Dl« Frau, bei der sich neben Altersbeschwerden seit einiger Ze.st auch geistige Störungen eky. ^tir« war am Samstag auf der Landstraße und sprach mit einem ö mann. Ein rasch nahendes Auto gab Warnungsfignale. Erschrsk. r sprang die Frau, statt stehen zu bleiben auf die Sette und gerade das Auto zu und wurde erfaßt, wobei sie neben anderen Verletzung«» auch einen Schävelbruch erlitt. Die Schwerverletzte wurde tn Sie chlrurg. Klinik nach Tübingen gebracht, wo sie gestorben ist.

Schramberg, 3. Sept. (Kündigungen.) Beim Iunghanekonzern, Werk Iunghans und Weck Hamburg-Amcrikanische Uhrenfabrik, wurden wettere Kündigungen ausgesprochen. Diesmal sind es etwa 40 Angestellte beiderlei Geschlechts, die aus 1. Oktobcr zur Entlassung kommen. Die Ardeitsmöglichkeiten verringern sich immer mehr am hiesigen Platz und lassen deshalb ein trübes Zukunftsbild entstehen.

Hauptstadt. Drei Dämme in der Nähe der Stadt find von den Fluten durchbrochen worden. Tausende von Menschen haben fich auf die Stadtmauer geflüchtet. Man hat Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, daß das Wasser in Nanking eindringt. Dir Lage wird als ernst betrachtet.

Madrid, 3. Sept. Als Nachspiel der großen Lustmanövrr hat heute der italienische König mit dem gesamten italienischen General- 'stad in Bologna einer Flugparade von über 600 Flugzeugen belge- whnt. Beim Start der Apparate in Ferrara ereignete sich ein ernster ^ ischensall, indem ein Mtlitärapparat infolge zu geringer Geschwin- üt außerhalb des Flugfeldes in den Rücken der Zuschauer glitt ch zweimal üderschlug, wobei drei Zuschauer getötet, drei schwer *k tzk einschlicßljch des Piloten leicht verletzt wurden-

Ps

Mischer Anschlag eines Mazedoniers gegen eine« Vulgaren

Friedrichshofen, 3. Sept. (Wie viel die 100 RM.-Geböhr ein­getragen hat.) Die Einnahme der Paßstelle Fctedrichstiascn aus der 100 RM.-Avsreise-Gebühr beträgt 1000 RM. Also zehn Personen reisten über Friedrichshofen nach der Schweiz oder Oesterreich. In Konstanz waren es 27 und in Fretburg 42 Personen.

Saclen

Pforzheim, 3. Sept. Beim Umbau der ehemaligen Wronkerschen Räume ereignete sich im Erdgeschoß an der Brüderstraße heute vor­mittag ein Unfall. Als die Arbeiter dis neue Fcuerungsanlage mit Koks beheizten, sank vlötziich einer der Arbeiter, der am nächsten an dem Kessel stand, zu Boden. Es handelte sich um Gasveratslung. Zum Glück bemerkten die etwas weiter weg Stehenden den Vorfall, prangen zu Hilfe und schafften den Mann ins Freie. Mit dem Sauerstoff-Avparat wurde der Bewußtlose im Krankenhaus erfolgreich behandelt.

unrl Vsrkskr

Neuenbürg, 3. September. (Schweinemarkt.) Dem gestrigen Schweinemarkt wurden 20 Läufer zugesührt. Bezahlt wurden 25 bis 28 RM. für das Stück.

Stuttgart, 3. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Dem Donnerstag­markt am städtischen Vieh- und Schlachthos wurden zugesührt: 6 Ochsen, (unverkauft 3), 2 Bullen, 77 (40) Iungbullen, 52 (22) Rinder, 8 Kühe, 462 Kälber, 733 Schweine. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendge­wicht: Ochsen, Bullen 2 2931 (letzter Markt: 3032), b 26 bis 28 (27-29), c 24-25 (25-26), Rinder 2 44-46 (45-47). d 38 bis 42 (unverändert), c 3236 (unv), Kühe, Kälber b 5053 (52-54), c 4348 (46 -50), ck 3440 (3843), Schweine 2 fette über 300 Pfund 61 (62), d vollfleischige von 240300 Pfund 60 bis 61 (60-62, c von 200240 Psund 58-60 (59-61), cl von 160 bis 200 Pfund 5657 (5758), e fleischige von 120160 Psund 5254 (5356), Sauen 4250 (4450) Mark. Marktverlaus: Großvieh schleppend, Ueberstand, Kälber und Schweine ruhig.

I,el2le kßsekneklen

Sept. Der frühere nationalzarantistische Abgeord- ''"ff wurde gestern nachmittag in der bulgarischen belebtesten Stelle der Hauptstraße van X ^ Oitspollzei, Ion Patoni, durch 6 Reoolver- Kesanoff ist tot zusammengcbrochen. Stefanoff edonier. Er wurde verhaftet. Er gab an, langen zu haben. Die Polizei und die *>e Maßnahmen ergriffen, um Zusammen- stoße zEch-n^d-r bül"°rffche. ' "»d der mazedvnischen Bevölkerung zu verhindern.

Nationalist^ ^che Flucht

Das Straßburger royalistische Wochenblatt richtet einen offenen Brief" an H. Fr. Poncet, "en neu ernannten Ge­sandten in Berlin. Darin werden: d». *n neugebackenen Mini­ster ganz erschreckliche Dinge gesagt. interview im

Hannoverschen Kurier" spricht u. a. vor.' lernen -Sympathien für Deutschland, die er auch während des Krieges nrcht ver­gessen habe. ....

Darob fürchterliche Aufregung und Enr ^unung in der Province d'Alsace". Es heißt da:Sie sind der gemeinste Mensch, den die Republik je zum Minister gemacht hat... Wie, um die Gunst der Deutschen zu ergattern, per raten Sie, daß Sic Ihre Pflicht während des Krieges auf d.ie leichte Schulter genommen haben?... Was wäre geschehen, wenn Ihre Untergebenen, statt Ihren Befehlen (d. h. Blnkbeseh- len), Ihrem Beispiel gefolgt wären?"

Sie machen Frankreich lächerlich <!), das noch zu ver-^ treten Sie nach solchen Erklärungen die Unverschämtheit (!) haben!" Und mit dröhnender Stimme ruft der wackere Arm­brustschütze demVerräter" in Berlin zu:Abdanken! Keine Sekunde in Berlin bleiben! Sie sind ein niederträchtiger Schuft (in Fett gedruckt), der nicht das Recht hat, ein Land wie Frankreich im Ausland zu vertreten!"

Dieser ganz unglaubliche Hetzartikel deswegen, weil der neue französische Gesandte in Berlin zu seinem Dienstantritt einige Höflichkeitsworte der Sympathie für Deutschland ris­kiert hat. O, du schöire deutsch-französische Verständigung! Der Rest ist Schweigen!"

Revolution in Chile

Saarbriickm, 3. Sept. Im oberen Saargebiet hat in der Gegend von Saarburg in Lothringen ein Wolkrnbruch großen Schaden an­gerichtet. Ein großer Teil des Ortes Bethelmingsr wurde unter Wasser gesetzt. In der Nähe von Brthelminger unterspülten die Wassermassen den Bahndamm und als ein Kohlenzug aus Saargemünd bei der Stelle vorbrifuhr, rutschten die Erbmassen ab, wobei acht Wagen des Zuges den Bahndamm hinunterstürzten und sich überschlugen. Ein Bremser des Zuges wurde unter den Trümmern begraben und konnte erst nach stundenlangem Suchen unter den Trümmern geborgen werden. Der Zugführer ließ sofort Sprengpatronen auslegen. Durch diese wurde der Führer eines Personenzugs gewarnt, der kurze Zeit später die Strecke passieren mußte. Der Zug konnte aufgehaüen und so ein größeres Unglück vermieden werden.

Hamburg, 3. Sept. Am Donnerstag fand man in Winsen an der Luhe Frau und Klick des Arbeiters Lüddecke in ihrer Woh­nung ermordet auf. Die Frau lag tol auf dem Bett. Sie hatte ein Tuch um den Hals, mit dem sie offenbar erwürgt worden war. Das Kind war an einem Wasserrohr erhängt worden. Lüdd-cke ist flüch­tig. In einem htnterlaffenen Brief gibt er an, daß er die Tat aus Schwermut begangen habe und seiner Familie tn den Tod folgen wolle. Dle Landeskriminalpolizei hat sofort die Suche nach Lüddecke ausgenommen. Lüddecke war sozialdemokratischer Bürqeroorsteher und Reichsbannersllhrer in Winsen. Auch hatte er das Kasstereramt für die Fürsorge inne. Er war seit längerer Zeit ohne Arbeit.

Zürich, 3. Sept. Ein seit zwei Tagen vermißter Wirt aus Zürich wurde mit seiner Frau und seiner 8jährigen Tochler im Luganer See tot ausgesunden. Es wurde festgestellt, daß der Mann seiner Frau und seinem Kind ein Schlafpulver gegeben und sie dann erschaffen hat. Nachdem er sich mit der Leiche seiner Tochter zusammengcbunden hatte beging er Selbstmord.

Paris, 3. Septbr. Nach einer Havasmeldung aus Nanking be­droht das Hochwasser des Pangtse nunmehr auch die chinesische

Meuterei der Flotte - Bolschewistische Forderungen Rücktritt der Regierung

N-rwhork, 3. Sept. Eine Meuterei, die fast die ganze chile­nische Flotte umfaßt, ist in Coquimbo in den frühen Morgen­stunden des Dienstag ausgebrochen. Fünftausend Matrosen haben sich gegen die Regierung erklärt und die Offiziere ver­haftet.

Nach neueren Meldungen gestaltet sich die Lage in Chile von Stunde zu Stunde ernster. Es wird erwartet, daß der Belagerungszustand über das ganze Land verhängt wird. Der stellvertretende Präsident Manuel Truccu, sowie dst gesamte Regierung haben ihren Rücktritt erklärt.

Die Matrosen sind nunnrshr zu offener Meuterei über­gegangen. Sie befinden sich im Besitz des größten Teiles der Flotte, insbesondere auch des größten südamerikanischen SchlachtschiffesAlmirante Latorre". Die Meuterer sind an­scheinend von bolschewistischen Ideen beeinflußt. Ihre For­derungen lauten auf Beibehaltung der alten Löhnung, Bestra­fung des früheren Präsidenten Jbanez sowie seiner Freunde, Sondersteuern für die wohlhabenden Bürger und Aufteilung der großen Landgüter. Die Luftstreitkräfte der Armee halten anscheinend noch zur Regierung. Da die Arbeiter sich mit den Forderungen der Matrosen einverstanden erklärt haben, er­wartet man die Ausrufung des Generalstreiks. Es erscheint fraglich, ob die Regierung den offenen Kampf aufnehmen kann, da die Marine weitaus stärker ist und eine Blockade über alle Häfen durchsetzen kann.

Ncwyork, 3. Sept. Nach einer Meldung der Associated Preß aus Valparaiso hat sich die gesamte chilenische Marine der revolutionären Bewegung angeschlossen.

Me MW schlägt Wilkins ersten Angriff ab

Nautilus- im Packeis

Von W. M. K. Stetzenkow in L. Sk. N.

Longyearcity, Adventbay, Spitzbergen, 27. Aug. 1931

Am 17. August wehten die Flaggen an den Masten über Longhear-Grubenstadt. Ein paar hundert Männer und einige Frauen und Kinder standen am Kai, riefen Hurra und wink­teil demNautilus" zu, der langsam und in Rauchwolken ge­hüllt davontöffte. Auf seinem Deck standen Wilkins, Sver- drup und die anderen Nordpolfahrer und grüßten zurück bis das Schiff zu einem kleinen, schwarzen Punkt zwischen den mächtigen Felsenufern der Fjordeinsahrt zusammen- schrumpfte. Dann ging die Arbeit monoton und Doch hastig wieder ihren gewohnten Gang. Aber selten waren Begeiste­rung und Spannung geringer und die Skepsis größer als bei dieser.

In unermeßlicher Weite erstreckt sich das Polarmeer nörd­lich Spitzbergen und birgt in sich unzählige Geheimnisse, sre den rastlosen Menschengeist locken. Zu entdecken gibt es wahr­haftig noch genug, das wissen hier alle. Ozeanographische, meteorologische, magnetische und atmosphärische Probleme har­ren ihrer Lösung, aber nicht nur sie bieten ein reiches Betä­tigungsfeld, neue Verkehrswege braucht die Welt, und der geheime Gedanke Wohl jeden Nordpolfahrers die düsteren Geheimnisse müssen aufgeklärt werden, die über dem Schicksal so mancher verschollenen Expedition ruhen. Als wir jsvoch Wilkins Schifftein sahen, da schüttelten wir die Köpfe. Mit diesem gebrechlichen Fahrzeug, das sich mit Mühe bis hierher durchgeschlagen hat, mit diesem alten Unterseeboot will er dem Nordpol zuleibe gehen? Die Gedanken schweiften un­willkürlich zurück zu jener Expedition, die vor drei Jahren, an der Nordküste des Nordostlandes mit einer schrecklichen Katastrophe endete.

Die ersten Meldungen kamen.Nautilus" arbeitete sich mit seiner einen heilen Maschine langsam ins Packeis hinein

und stand somit vor seiner eigentlichen Ausgabe, vor Lcmch- fahrten unter jener Kappe aus bis zu sechs Meter dickem Eis, die den ganzen obersten Teil unserer Erdkugel bedeckt. Auf dieser Kappe aus Eis befindet sich der Nordpol, jener seltsame Punkt, der doch nur etwas Angenommenes ist, etwas, was die Menschen selber erfunden haben. Eine seltsame Lockung geht von diesem nördlichsten Punkt der Welt aus. Viele Männer haben sich zu Fuß nach ihm aufgemacht, manche ha­ben ihn überflogen. Und nun wollte Wilkins etwas ganz anderes versuchen, wollte ihn sozusagen überlisten, sich ihm unter dem Eise nähern, etappenweise, in Eislöchern Lust schöpfen, wieder untertauchen und weiterfahren ... AVer schon sein erster Versuch dazu mutz als gescheitert betrachtet werden. Kaum hatte das Schiss am Rande der Eiskappe die erste Stel­lung bezogen, um Tauchungen vorzunehmen und die eigens konstruierten Eisbohrer auszuprobieren, so setzte die erste Of­fensive der Arktis ein, die die Expedition weit zurückwarf. Ein rasender Nord- und Nordoststurm brach los, der die un­übersehbaren, tückischen Eismassen in Bewegung brachte. Im­mer schneller trieben sic südwestwärts. Schollen und Blöcke, so groß wie Häuser, wie ganze Grundstücke, setzten sich in eiligen Marsch. Sie hatten die Wucht und Las Gewicht von Panzerkreuzern und fuhren schiebend und stoßend gegenein­ander, daß die kleineren unter ihnen in Splitter zermahlen wurden.Nautilus" mußte den Rückzug antreten, denn ehe er untertauckien konnte, war der Hexenkessel um ihn herum schon in so rasender Erregung, daß das offene Wasser, das das Schiff zu seinen Tauchmanövern notwendigerweise brauchte, ständigen Veränderungen ausgesetzt war und nur eines übrig blieb, sich nämlich durch das Eis ins offene Wasser hinaus­zuschlängeln. Und nun begann ein Wettlauf mit i>en tobenoen Schollen, die bald hier, bald dort mit schrecklicher Gewalt zu- sammenkrachten und alles, was sich zwisänn ihnen befand, zu Nichts zerquetschten. Gleichzeitig brachte der Sturm eine