Ein Brief des Reichskanzlers an Pastor von Dodetschwiagk

Berlin, 5. März. Reichskanzler Dr. Brüning hat an­läßlich des l 00. Geburtstages des Gründers der Bethelanstal­ten, Pfarrer von Bodelschwingh, an seinen Sohn, den jetzigen Leiter der Anstalten, ein persönliches Schreiben gerichtet, und darin in anerkennenden Worten des Werkes seines Vaters ge­dacht-

Senkung des Privatdiskouts

Berlin, 5. März. Der Privatdiskont ist für beide Sichten um je Prozent ermäßigt worden.

Noggenzoll ans 20 Reichsmark erhöht

Berlin, 5. März. Gemäß Veröffentlichung im Deutschen Reichsanzeiger hat die Reichsregierung auf Grund des Zoll­ermächtigungsgesetzes den Roggenzoll mit Wirkung vom 6. März 1931 aus 2V Reichsmark je Doppelzentner erhöht. Die Vossische Zeitung" schreibt hierzu: Es handelt sich hierbei offenbar um eine Abwehrmatznahme gegen das Eindringen größerer Mengen von russischem Roggen, die zu so billigen Preisen ans den Weltmarkt geworfen werden, daß sie in West­deutschland mit deutschem Roggen konkurrieren konnten. Durch eine 25 v. H.-Erhöhung des Zolles ist diese Gefahr fitr den deutschen Roggen beseitigt worden. Gleichzeitig mußte aber die Relation des Roggenzolles zum Weizenzoll, der 250 Reichsmark je Tonne beträgt, beträchtlich verschoben werden.

Die Friedhöfe von Derdu«

Paris, 5. März. Am Schluß der gestrigen Kammersitzung kam das Thema der französischen Nationalfriedhöfe, auf dem die Kriegsgefallenen beigesetzt worden sind, zur Sprache. Der keiner Parteigruppe angehörenüe Deputierte Haye kritisierte in einer längeren Darstellung die unzulängliche Verfassung der Heldenfriedhöfe und verlangte die Bereitstellung staatlicher Mittel in der Höhe von 50 Millionen Franken. Noch skanda­löser seien'ine Zustände in der Umgebung von Verdun. Der Staat habe seine Pflicht nicht erfüllt und müsse heute die Opfer nachholen, die am Schluß des Krieges zu bringen waren.

Der der Marin-Gruppe angehörige Deputierte von Ver­dun, Schleiter, bemühte sich, die aussehenerregenden Berichte über die Zustände der Totenhäuser von Douaumont abzu­schwächen und die Angehörigen der Gefallenen zu beruhigen. Auf dem Schlachtfelde von Verdun gab es nach seiner Dar­stellung eine Anzahl von zerstreut liegenden Gebeinen, die nicht identifiziert wurden. Sie wurden abschnittweise gesam­melt und in einem provisorischen Totenhaus untergebracht. Alle Interventionen um eine finanzielle Beteiligung des Staates an einem würdigen Totenhaus seien bisher ergeb­nislos verhallt. Eine nationale Sammlung hätte durchaus nichts Entwürdigendes an sich. Er selbst wolle sich mit einer sehr großen Summe an die Spitze der Sammlung stellen. Der Staat dürfe sich aber nicht weiter uninteressiert zeigen.

Aus Stadt und Bezirk.

Neuenbürg. Gemcinderatssitzung am 3. März. In nicht­öffentlicher Sitzung der Ortsfürsorgebehörde wurde eine Anzahl Fürsorgesachen beraten. Die aus Neujahrs- wunscljenthebungSkarten eingegange-en Gelder kamen an 10 bedürftige Konfirmanden bzw. Erstkommunikanten zur Ver­teilung. Der Voranschlag der Ortsfürsorgekape für das Rech­nungsjahr 1931 ivurde beraten und festgestcllt mit Einnahmen 1805. RM.

Ausgaben 10225.Mc,

somit Abmangcl 8120. RM.

welcher im Voranschlag der Stadtpflege als Zuschuß zur Orts- fürsorgekassc einzustellen ist. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Mehr von etwa 3000 RM., welcher davon herrührt, daß für die Lasten aus der Wohlsahrtserwcrbslosenfürsorge ein entsprechender Betrag vorgesehen war.

In der anschließenden Sitzung des Gemeinderats wurden zwei Konfirmationsgcschenke an Kriegerwaisen aus der Kric- gerdankstiftung bewilligt. Die Kraft-Schlahe r'sehe Handwerkerstlftung erhielt für Heuer der Realschüler Karl Silbereisen, Metzgermeisters Sohn.

Aus Anlaß der Beratung des Entwurfs LeS Stadtbau­amts über die Erbreit erung der Wildbader- straße kam zum Ausdruck, daß es zweckmäßig wäre, in den Stratzenkörper gleich den Kanalisationsstrang emzulegen. Das Stadtbauamt hat deshalb hierüber einen Kostenvoranschlag ausgearbeitet. Die Herstellung des Kanals von der katholischen Kirche bis zum Postamt würde einen Aufwand von 61 OM Reichsmark erfordern; die Teilstrecke von der katholischen Kirche bis zu den Häusern Lutz-Seegcr etwa 32 000 RM. Diese Strecke hätte aber dann keine Ausmündung. Da Mittel hiefür nicht zur Verfügung stehen und auch nicht beschafft werden können, auch der Strang bis zur späteren Wetterfüh­rung totes Kapital darstellen würde, so muß dle Kanalisa­tionsfrage ausscheiden. Da die Staatsstraßenbauverwaltung verschiedene Aenderungen an dem Straßenerweiterungspro­jekt wünscht, werden der Vorsitzende und Stadtbaumeister Jetter beauftragt, bei der Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau vorstellig zu werden. Gleichzeitig soll mit der Württ. Wohnungskreditanstalt wegen der Aus­sichten für die Darlehensgewährung zu den projektierten Woh­nungsneubauten Fühlung genommen werden.

Im Einverständnis mit dem Ausrufer Stutz wird die Ausschell gebühr für hiesige Einwohner von 2.50 RM. auf 2. RM. ermäßigt.

Von dem Erlaß der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung vom 23. Januar 1931 betr. Haus­haltplan für das Rechnungsjahr 1931 nimmt der Gemeinderat Kenntnis.

Die Reichsbahndirektion hat auf einen weiteren Antrag des Bürgermeisteramts wegen der Fahrprcisnachzah- lungen nach Neuenbürg-Württ. und Stadt mitgeteilt, daß, solange der Preis der Sonntagsrückfahrkar­ten Neuenbürg-Stadt und Württ. der gleiche ist, Sonntags­rückfahrkarten 3. Klasse mit dem Ausdruck Neuenbürg (Württ.) und Stadt bis Psorzheim oder Wildbad ausgegeben werden, außerdem in Neuenbürg-Stadt noch besondere Rückfahrkar­ten 2. Klasse Neuenbürg (Württ.) bis Wildbad; ferner wer­den in Neuenbürg (Württ.) neben den bestehenden Karten noch Sonntagsrückfahrkarten 3. Klasse mit dem Ausdruck Neuenbürg (Württ) und Stadt - Pforzheim oder Wildbad zum Preis von 70 Psg. und solche 2. Klasse nach Pforzheim zum Preis von 1. RM. ausgegeben werden. Nachdem schon früher bekannt gegeben wurde, daß ab 1. März die Fahrkarten von über 30 Kilometer Entfernung wahlweise nach Neuen­bürg (Württ.) oder Stadt berechtigen, sind die Hauptanstände beseitigt. Das Entgegenkommen der Rcichsbahndirektion muß anerkannt werden.

Nachdem noch eine Anzahl kleinerer Angelegenheiten er­ledigt. wurde die Sitzung um 10 Uhr geschlossen. K.

(Wetterbericht.) Die Wetterlage wird wieder vom Hochdruck beherrscht, der indessen noch keine Beständigkeit ver-

Pensionsminister Champetier de Ribes bemühte sich, die Haltung des Staates zu verteidigen. Die militärischen Bei­setzungsorganisationen hätten ihre ganze Pflicht erfüllt. Die Grausamkeit des letzten Krieges trüge die Hauptschuld an der gegenwärtigen Lage. Nach dem Waffenstillstand sei es un­möglich gewesen, methodisch die in den neutralen Zonen ge­fallenen Soldaten cinzusammeln. Der Minister stellte eine Beteiligung für eine würdige Bestattung der Kriegsopfer in Aussicht.

Der Etat im württ. Finanzausschuß

Stuttgart, 5. März. Der Finanzausschuß des Württ. Landtags setzte am Donnerstag zunächst die jüngst abgebro­chene Beratung über den Vertrag mit der Norddeutschen Ha­gelversicherung fort. Der Zuschlag zum Staatshagclfonds soll von seither 80 Prozent ans IM Prozent erhöht werden; hier­gegen richteten sich die Bedenken bäuerlicher Abgeordneter. Präsident Springer und Finanzminister Dehlinger begründen diese Maßnahmen damit, daß es in Württemberg sehr viel hagele. Im Etat seien nur 350 OM Mark vorgesehen, während durchschnittlich 910000 Mark erforderlich gewesen seien. Nach lebhafter Debatte, in welcher Vertreter der Landwirtschaft an ihrem gegenteiligen Standpunkt festhielten, Wurde mit 15 Stimmen bei Stimmverwcigerung der Demokraten beschlos­sen, den Zuschlag zur Ätettoprämic in der seitherigen Höhe (80 Prozent) zu belassen.

Dann trat der Finanzausschuß in die Beratung des Etats ein. Bei Kapitel 1 (Landtag) wurde festgestcllt, Laß die Ge- samtersparnis durch die 20prozentige Diätenkürzung und den Oprozentigen Abzug am Gehalt der Beamten des Landtags 98 510 Mark beträgt. Kapitel 1 wird genehmigt. Es folgt die Beratung des Justizetats. Der Justizministcr gab einen Neberblick über die Geschäftszahlen der Justizbehörden und wies daraus hin, daß trotz erheblicher Steigerung der Ge­schäftsfälle eine Vermehrung des Personals der Justizbehör­den nicht stattgcfunden habe. Die Landesarbeitsgerichte Heil- bronn. Rottweil und Ravensburg seien aufgehoben worden. Auch einige Arbeitsgerichte wurden eingezogen. Für Armen- anwaltskosten gebe jetzt der Staat 150 OM Mark aus. Der Mi­nister betonte, daß er vom Begnadigungsrecht weitgehenden Gebrauch gemacht habe. Von insgesamt 36M Begnadigungs­fällen hätten jedoch 1011 unberücksichtigt gelassen werden müs­sen. In der Debatte brachten kommunistische und sozialdemo­kratische Redner Klagen und Einzclbeschwerdcn vor. Ein Mgevrdneter der Volksrechtpartei begründete einen Antrag auf Benachrichtigung der Altgläubiger bezüglich der Erlösch­ung ihrer Rechte, der aber später eine ablehnende Stellung­nahme des Ministers fand. Ein Zentrumsredner, ein Redner des Cbristl. Volksdienstes, des Bauernbundes und der Deut­schen Volkspartci sprachen sich anerkennend über die Arbeit der Justizverwaltung aus. Ein Demokrat hält die Justiz­verwaltung auf der Höhe ihrer Ausgabe stehend. Die Justiz­verwaltung möge die Vergleichsverfahren, wenn möglich, überwachen. Die Weiterbcratung wurde auf Freitag vertagt.

spricht, sodaß für Samstag und Sonntag wieder mehrfach bedecktes und veränderliches Wetter zu erwarten ist.

Birkenfcld, 6. März. Gestern früh X-10 Uhr fiel der bei einem hiesigen Bauunternehmer beschäftigte Maurer Wil­helm Regel mann beim Ablassen von Scheunengebälk aus 3X> Meter Höhe herunter. Dir Gestürzte brach beide Hände und erlitt Quetschungen und sonstige Verletzungen. Der Schwerverletzte mußte ins Bezirkskrankenhaus verbracht wer­den.

Conweiler, 6. März. Für die nächsten Sonntag den 8. März stattfindende Kirchengemeinderatswähl wurde hier ein einheitlicher Wahlvorschlag aufgestellt mit 9 Kandidaten. Es sind dies: R. Langenstein, Bürgermeister; Rapp, Joh-, Amts­diener; Wacker, Fritz, Kettenmacher; Rapp, Fritz, Gold­schmied; Jäck, Wilh., Schreiner; Grimm, Christian, Vorar­beiter; Bischer, Wilh., Fässer; Duß, Christian, Fässer; Duß, Karl, Maurer. Einige Mitglieder vom früheren Kirchenge­meinderat haben altershalber eine Wiederwahl abgelehnt. Von den neun angeführten Kandidaten sind sieben zu wäh­len und sind somit zwei Namen zu streichen. Die Wahl findet von morgens lt bis nachmittags t Uhr in der Kirche statt.

Feldrennach, 6. März. Heute am 6. März feiert der äl­teste Einwohner unserer Gemeinde, Ludwig Riegsinger, langjähriger Mesner und Totengräber, seinen 91. Geburts­tag. Wir gratulieren dem heute noch- rüstigen Soldaten von 1866 und 1870 und wünschen, daß er noch etliche Jahre seinen Lebensabend gesund und im Frieden fristen darf.

Schömberg, 1. März. Vergangenen Sonntag veranstaltete der hiesige Kirche nchor mit einem abwechslungsreichen Programm imLöwensaale" einen Gemeindeabend. Neben gesanglichen Darbietungen gemischten Chören von Mendelssohn, Kreutzer, Ambrosianischer Lobgesang und drei Aufführungsstücken hat sich der Posaunenchor Unter­reichenbach in selbstloser Weise in den Dienst der Sache ge­stellt und den gut besuchten Abend durch Märsche und Lieder bereichert. Me Aufführungsstücke waren der württembergi- schen Geschichte und dem täglichen Leben entnommen. Auf fröhlichen Ton waren abgestimmt: Der musikalische Wett­streitGuter Mond, du gehst so stille" und eine erweiterte Ausgabe desTreuen Bartel", der treue Schäfer von Mark­gröningen, in welchem Schäfer Bartel trotz böser Versuchun­gen und Verleumdungen dem Grafen von Markgröningen unbedingte Treue hält. Die schlechten Diener werden bestraft und zu Ehren des Schäfers wird der Schäferlauf zu Mark­gröningen gestiftet. In einer Zwischenszene, die mit ganz be­sonderem Beifall ausgenommen wurde, traten Landsknechte auf und bei einem Siegesfeste verlieh der Kaiser dem Grafen von Markgröningen die Reichssturmfahne. Dieses Verknüpft- scin der Reichssturmfahne mit einer deutschen Stadt ist eine merkwürdige Verbindung, die aber in einer kaiserlichen Ur­kunde vom Jahre 1326 ausgesprochen ist, allerdings in der Form, daß der damalige Kaiser Ludwig dem Grafen Ulrich von Württemberg und seinen Nachkommen die Reichssturm­fahne zu führen übergibt und als Zubehör derselben die Stadt Markgröningen verleiht. Auch ein ernstes Stück wurde geboten, ein Stoff, wie man ihn im Mittelalter in vielen Ländern, besonders in England, den Niederlanden und in Deutschland (Hans Sachs) zum Gegenstand öffentlicher Volks­aufführungen gemacht hat, das JedermannsspielFrau Welt", das als handelnde Personen keine besonderen mensch­lichen Typen brachte, sondern Spiegelbilder von einem jeden von uns und unserer Umgebung. Den Reichen (Frau Welt), den Armen (Arme, Schuldnerin), den Schmeichler (Vertraute, Freundinnen), den Mitfühlenden (Dienerin), den Leichtsinni­gen (Närrin), den Ernsten (Mutter, Dienerin). Auch die Mutterliebe trat als führendes Motiv in Erscheinung. Das Innenleben, des Menschen und seine Auswirkungen waren durch allegorische Figuren (Glaube, Liebe. Dämon Gold) charakterisiert. Me Brücke von Leben zu Tod schlugen der Tod, der Engel, die Teuflin. Da sämtliche Spieler ihr bestes gaben, und Musikbegleitung und -Einlagen, ausgeführt von

Frau - Hauptlehrer -Schi ck (Klavier) und Herrn Dipl.-Ing. Obenland (Violine), in guten Händen lagen, so war de« Spiel in allen seinen Abteilungen das harte Herz, lustiges Leben, des Todes Mahnung, Freunde in der Mt, ernstes Sterben - der Erfolg beschieden, den der Stoff nach For« und Inhalt verdient. Das Spiel wird seine Wirkung nicht verfehlt und nachhaltige Eindrücke hinterlassen haben. Daß der Abend gelungen ist und allen seinen Darbietungen voller Erfolg beschieden war, ist der treuen Hingabe aller Mitwir­kenden zu verdanken und der Kirä-enchor unter Leitung von Hauptlehrer Schick hat das Lob verdient, das ihm Pfarrer Gaiser unter würdigender Anerkennung seiner bisherigen Leistungen in alter Kirchenmusik am Schluß in seinen Dan- keswvrten ausfprach.

Waldrennach, 3. März. Trotz größten Frostes und tiefen Schnees konnte der hiesige Ob st bau Verein praktische Un­terweisungen im Baumschnitt wie in der Baumpflege über­haupt durchführen. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Bür­germeister K achter, hieß die zahlreich erschienenen Obst­baufreunde und Landwirte herzlich willkommen. Sein besonderer Dank galt aber Herrn Gartenbaurat Hiller von der Württ. Landwirtschaftskammer in Stuttgart, welcher in unserer Gemeinde Wohl das erste Mal tätig ist, sowie auch dem Vorstand der Ortsgruppe Neuenbürg, Herrn Schee rer. Nach einleitende!: Worten durch Herrn Gartenbaurat Hiller wurde der Rundgang begonnen, nachdem Herr Scheerer na­mens seiner Mitglieder und des Bezirksvereinsvorsitzenden Herrn Bürgermeister Knodel-Neuenbürg beste Grüße und Wünsche überbracht hatte. Herr Gartenbaurat Hiller konnte in vierstündigem praktischem Vortrag über Rückschnitt des Spalierobstes, Nachbehandlung eines im Vorjahr veredelten Kirschbaumes die Teilnehmer fesseln und unterhalten. Der Schnitt der Jungbäume konnte in einer im letzten Herbst ge­pflanzten und von der Württ. Landwirtschaftskammer be- zuschußten Baumanlage gezeigt werden. Man sah, wie leicht die Formierung der Jungbäume vor sich geht, wenn der Baum schon vom ersten Verpflanzen an treu gehegt und ge­pflegt wird. Me Spur des Hasenfraßes mußte leider auch festgestellt werden, weshalb vom Vortragenden Fachmann die Anbringung von Drahthosen allgemein empfohlen wurde. Als Gegensatz zu dieser Junganlagebehandlung wurde die Behandlung vier- und mehrjährig sitzender Bäume gezeigt. Gerade hier konnte beobachtet werden, wie schwierig es sogar für den Fachmann ist, ältere unbehandelte Bäume nachformie­ren zu müssen, und was dem Obstzüchter durch Nichtbehand­lung seiner Bäume von Jugend auf an Wachstum und spä­terem Ertrag verloren geht. Unter großer Befrievigung der Teilnehmer beendigte man den Rundgang, um nachmittags 2 Uhr im Rathaussaal dem Vortrag des Herrn Gartenbaurat wiederum lauschen zu können. Herr Hiller verstand es, in beinahe zweistündigem Vortrag die zahlreiche Zuhörerschar über die Pflege des Baumes und seine Düngung zu unter­halten. Er weist besonders darauf hin, daß gerade, weil unser Boden nur Buntsandstein als Unterlage habe, umso mehr gedüngt werden müsse, wie dies im Unterland der Fall sei. Er führte aus, wir müßten hauptsächlich für Humus sorgen, wel­cher durch Stalldünger, Torf und Komposterde beschafft werden könnte. In kurzen gemeinverständlichen Worten sprach Herr Hiller sodann noch über den Wert der Honigbiene, welche für den Obstzüchter und Landwirt von ungeheurem Äiutzen sei. Die Biene stelle nicht nur einen hohen volks­wirtschaftlichen Wert dar, sondern sie sei gerade dem Obst­züchter und Landwirt durch ihre Blütenbestäubung unent­behrlich. Obstzüchter, Landwirte und Bienenzüchter müßten daher mehr denn je Zusammenarbeiten, wenn sie ersprießliche Arbeit in ihrem ureigensten Interesse leisten wollen. Nach kurzer Aussprache dankte der Vorsitzende Herrn Gartenbaurat Hiller für seinen hervorragenden und mit großer Befriedi­gung aufgenommenen praktischen und theoretischen Vortrag mit dem Wunsch, daß es ihm, dem Meister des Obst- und Gartenbaues, noch recht oft möglich sein möge, den hiesigen Büvgersfrauen und Bürgern mit Rat und Tat an die Hand gehen zu können. Unter allgemeiner Dankeserstattung an die Teilnehmer des hiesigen Vereins sowie an die anwesenden Landwirte schloß der Vorsitzende die Versammlung mit der Bitte, sie mögen tatkräftig Weiterarbeiten, das Gehörte weiter­verbreiten und für sich in die Tat umsetzen zum Segen und Frommen des Obstbaues und der Bienenzucht sowie zum Wohl des schwer darniederlieoenden deutschen Vaterlandes.

Wildbad, 5. März. Im Monat Februar 1931 beförderte die Bergbahn Wildbad insgesamt 16 577 Personen. Es ist dies die höchste Berkehrsziffer in einem Wintermonat seit Bestehen der Bergbahn.

Ablauf wichtiger Aufwertungsfristen

Wichtige Aufwertungsfristen laufen am 31. Marz ds. Js. ab. Anträge auf Umschreibung der noch in Papiermark ein­getragenen Aufwertungshhpotheken in Goldmark, sowie An­träge auf Wiedereineintragung gelöschter Hypotheken müsse« spätestens am 31. März ds. Js. bei dem zuständigen Grund­buchamt eingegangen sein. Ist der Antrag nicht rechtzeitig gestellt, so erlischt die aufgewertete Hypothek und wird die alte Papiermarkhypothek von amtswegen gelöscht. Es gibt keine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. T«r Gläubiger verliert sein Recht durch Versäumung der Frist endgültig. Grundstückseigentümer können den ihnen durch das Auswer­tungsgesetz gewährten Rangvqrbehalt ebenfalls nur noch bis zum 31. März ausnutzen. Es empfiehlt sich dringend, die An­träge rechtzeitig zu stellen und nicht bis zum letzten Tage z« warten.

Württemberg.

Stuttgart, 5. März. (Eine Erklärung des Verbandsvor­standes der Polizeibeamten.) Der Landesverband der Poli­zeibeamten Württembergs E. V. schreibt u. a.:ImN.-S-- Kurier", der nationalsozialistischen Tageszeitung für Würt­temberg und Hohenzollern, ist vor kurzem ein Artikel erschie­nen, der den Eindruck erwecken kann, als ob der Landesver­band der Polizeibeamten Württembergs E. V. parteipolitisch orientiert sei. Dazu erklärt der Vorstand des Landesverbands der Polizeibeamten Württembergs E .V., daß der Landesver­band eine parteipolitisch und konfessionell neutrale Berufs­organisation ist. Er hat sich bisher jeder Parteipolitik ent­halten und es abgelehnt was er auch in Zukunft tun wird sich in parteipolitische Auseinandersetzungen einzumischen. Deshalb verbittet sich der Verbandsvorstand, daß politische Parteien in interne Verbandsangelegenheiten sich einmischen, für die der Verbandsvorstand lediglich seinen Mitgliedern und den von diesen berufenen Organen verantwortlich ist. Der Landesverband wird aus staats- und beamtenpolitischen Gründen sich für den Schutz der Republik einsetzen und seine Mitglieder entsprechend aufklären."

Ludwigsburg, 1. März. (Nachwehen der Stadtvorstands­wahl.) Me Stadtvorstandswahl hat die Gemüter der Bürger­schaft sehr in Wallung gebracht. Auch das Wahlergebnis bil­det noch den Gegenstand lebhafter Erörterungen. Für die Zersplitterung der bürgerlichen Kreise wird ein Sündenbock gesucht. Dr. Kaltenböck wehrt sich in derLudwigsburgcr