Aus Stadt und Bezirk.
Neuenbürg, 2-1. Febr. Der Krieger-Verein hielt "Sonntag nachmittag im Bären-Saal seine jährliche .Hauptversammlung ab, die sich eines zahlreichen Besuches erfreute. Vorstand Mahler gab einen Ueberblick über die Tätigkeit des Vorstandes im Berichtsjahr, streifte "den Verlauf des Bundeskriegertages in Wildbad, sowie die Durchführung des Bezirkskriegertages in Calmbach und gedachte zum Schluß der zur großen Armee eingegangenen Kameraden Emil Koch, Gottlicb Bla ich, Oberamtspfleger Kübler, Aug. Fried und Andreas Jäck. Die Kameraden ehrten die Heimgegangenen in üblicher Weise. Der Schriftführer erstattete den Geschäftsbericht durch Verlesen der Protokolle; anschließend berichtete der Kassier über den finanziellen Stand des Vereins. RM. 1139.— Einnahmen stehen RM. 1773.-- Ausgaben gegenüber, sodaß ein Zuschuß von rund 335. RM. notwendig wurde. Diese außerordentlich- Beanspruchung der Kasse ist auf die Ansckiassung einer Salntkanone im Wert von 336.— RM., sowie auf die zweimalige Inanspruchnahme der gesamten Kapelle des Musik- uereins und erhöhte Unterslützungstcitigkcit zurückzuführen, immerhin ist noch ein Vermögensstand von 1050.— RM. zu verzeichnen. Den beiden Funktionären wurde neben dem Dank für erfolgreick-e Arbeit Entlastung erteilt. Bezirksobmann Schur nahm Gelegenheit, der Versammlung mitzuteilen, welcher Achtung und. Wertschätzung sich der Bezirkskriegerverband Neuenbürg beim Bundespräsidium erfreut. Generalentnant Exzellenz v. Maur habe ihm in besonderem Schreiben Worte hoher Anerkennung ausgesprochen über den Eindruck, der ihm anläßlich des Bundeskriegertags in Wildbad vermittelt wurde. Dafür spreche auch der Bczirks- obmann herzliäien Dank allen Kameraden aus. Interessanten Einblick gab Bezirksobmanu Schur in die llnterstützungs- tätigkeit des Bundes. Nicht weniger als 111000 Mark sollen im Jahr 1931 notleidenden Kameraden zugewendet werden. Auf 10 Gesuche, die im vergangenen Jahre an den Bund gerichtet worden seien, seien annähernd 800 Mark in den Bezirk Neuenbürg geflossen, also mehr, als der Bezirkskriegerverband an den Bund abführe. Diese bedeutenden Summen, die für bedürftige Kameraden jährlich aufgebracht werden, kämen großenteils von Spenden her, die dem Kriegerbund von privater Seite für llnterstützungszwecke zur Verfügung gestellt werden. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde an sieben Kameraden, die auf 2Sjährige Zugehörigkeit zum Verein und Bund zurückblicken können, je ein Diplom mit Ehrenschild nebst Urkunde des Bundes überreicht. Es sind dies die Kameraden Obcrsteuersekretär Buck sr., Hauptkassier a. D. Fr. Beißer, Polizeiwachtmcister Girrbach, Elektro-Jnstallateur G. Knöllcr, Oberpostschaffner a. D- R. May, Wirt Karl Schumacher und Metzgermeistcr G. Stengele. Obersteuersekrctär Buck gab namens der Geehrten die Versicherung unverbrüchlicher Treue zu Bund und Verein. In.erfreulicher Einmütigkeit verliefen die Wahlen. Gesamtvorstand und Ausschuß wurden ohne Ausnahme durch Zuruf für weitere zwei Jahre gewählt. Zur Pflege der Kameradschaft sollen wieder die monatlichen Kamerad- schaftsabendc eingeführt werden, deren Termine jeweils in der Tageszeitung veröffentlicht werden. Auch auf den Bezug der Kriegerzeitung, dir ob ihres gediegenen Inhaltes für jeden alten Soldaten zur Unentbehrlichkeit werden sollte, wurde hingewiesen, des weiteren betont, daß in allen Fürsorgesachen die Anträge nüt sämtlichen Unterlagen ausgestattct sein sollen, uni unnötigen Zeitverlust und sonstige Umständlichkeiten zu ersparen. Schließlich erging die Aufforderung an die- Kameraden, bei Fcuerversicherungsabschlüssen die Württ. Pri- vat-Feuerversichckmngs-Gesellschaft in Anspruch zu nehmest, da hiebei den Mitgliedern durch getroffene Vereinbarungen mit dem Bund besondere Vergünstigungen gewährt werden. Neben anderen Fragen wurde noch die Möglichkeit der Verlegung des Krieger-Erholungsheimes Herrenalb besprochen und dem Wunsche Ausdruck gegeben, nichts unversucht zu lassen, damit dem Bezirk und Herrenalb diese Einrichtung erhalten bleibe. Vom Bezirksobmann wurden beruhigende Erklärungen abgegeben, die die Verlegungsfraae als nicht akut erscheinen lassen. Auch der Bund denke nur im äußersten Falle an eine solche Möglichkeit. Ausschlaggebend hiebei sei die Schaffung weiterer Räumlichkeiten. Mit der Mahnung zu weiterem treuen Zusammenhalt wurde die in allen Teilen harmonisch verlaufene Versammlung geschlossen.
Neuenbürg, 23. Febr. Am 1. Februar 1931 veranstaltete die Württ. Landwirtschaftskammcr einen Ziegenzucht- kurs für den Bezirksziegenzuchtverein. Der Kurs war erfreulicherweise von sämtlichen Orts-Vereinen des Bezirksvereins sehr zahlreich besucht. Der Vorsitzende, Dr. Boepple, konnte nach Eröffnung des Kurses den Kursleiter, Herrn Landwirtschaftsrat Häfele aus Stuttgart sowie als Vertreter der Amtskörperschaft Neuenbürg Herrn Landrat Äempp und Herrn Oüeramtspslegcr Kienzle begrüßen. Er führte u. a. aus, daß gerade die heutige Notzeit mehr denn se dazu angetan sei, sich wieder mehr der Ziegenzucht zuzuwenden und daß das Halten von Ziegen sowohl für den Einzelnen als auch volkswirtschaftlich eine bedeutendere Rolle spiele, als man schlechtweg anzunehmen geneigt sei. Er besprach besonders die Verhältnisse im Oberamt Neuenbürg, wobei die Gemeinde Neuenbürg, auch Calmbach und Wildbad, dahingehend erwähnt wurde, daß dort keine vollständige Ausnützung des anfallenden Futters getätigt würde. Es dürfe nicht mehr Vorkommen, wie dies geschehen sei, daß gutes Berg- mtter überhaupt nicht geerntet würde oder aber nur abgemäht worden sei, um nachher verbrannt oder aus den Düngerhaufen geworfen zu werden. Herr Landwirtschaftsrat Däfele trug in Anlehnung eines vorher ausgegebenen Stundenplanes sehr Lehrreiches aus dem gesamten Gebiet der Ziegenzucht und -Haltung vor. Es würde zu weit führen, die einzelnen Punkte hier erläutern zu wollen. Besondere Erwähnung sollen seine Lichtbilder finden, die anschaulich das Gebiet der Leistungszucht darboten. Ferner sollen erwähnt werden das Referat über Zuchtbuchführung, Körung und Bockhaltungsgesetz. Bevor die Ziegenzüchtcr zur Mittagspause sich trennten, hatte in dankenswerter Weise sowohl Herr Landrat Lempp, als auch Herr Obcramtspfleger Kienzle das Wort ergriffen, um die Anregungen des Herrn Landwirtschaftsrats Häfele zu unterstützen und ihrerseits auch die persönliche Unterstützung der Ziegenzucht im hiesigen Bezirk zuzusichern. Nach kurzer Mittagspause nahm der Lehrkurs seinen Fortgang. Die Teilnehmer unternahmen eine kleine Exkursion in die Stallung eines Neucubürger Züchters, wobei an lebenden Tieren Demonstrationen gegeben wurden hinsichtlich des Baues des Ziegenkörpcrs mit besonderer Berücksichtigung der Klaucnpflege. Der Nachmittag wurde weiter uuSgefüllt durch Vorträge über die Kapitel: LeSensverrich- nlngei, des- Ziegenkörpers, Fütterung, Wartung und Pflege wwie Lämmeraufzucht. Zum Schluß streifte der Vortragende noch das Gebiet des Vereinswesens und forderte die Zicgcn- mchtcr im Bezirk Neuenbürg auf, weitere Mitglieder zu wcr- ben und das Gehörte Pünktlich zu befolgen, damit der Be- urksvercin weiterhin blühe, wachse und gedeihe. Der Bor- Utzendc Dr. Boepple dankte zum Schlüsse dem Herrn Refe- wnten und gab dem Wunsche Ausdruck, daß es gerade Herr» landwirtschaftsrat Häfele vergönnt sein möge, vielleicht schon
in diesem Jahr gelegentlich einer Ausstellung das Zuchtmaterial des Bezirks kennen zu lernen. Die im Anschluß an den Ziegenzuchtkurs stattgehabte Jahresversammlung des Bezirksvereins verlief im Hinblick auf das Gehörte sehr anregend. Es wurde beschlossen, eine Ausstellung größeren Stils in diesem Jahre in Neuenbürg abzuhalten, bei der mit einem Auftrieb von ca. 60—70 Tieren gerechnet werden könne. Weiterhin sollten innerhalb der Ortsvereine jeweils Milchleistungsprüfungen durchgesührt werden, damit die später vorzunehmende Kontrolle der besten Tiere unter Aufsicht der Landwirtschaftskammer leichter durchzuführen sei. Der Borsitzende gedachte zum Schluß noch besonders des neugegrün- deken Ortsvereins Arnbach, der zum erstenmal bei der Bezirksvereinstagung vertreten war. Er gab sich der Hoffnung hin, daß die übrigen Gemeinden des Oberamts, in denen der Ziegenzucht einige Bedeutung zukommt, auch bald Ortsvereine gründen und sich dem Bezirksverein anschlietzen sollten. Der Vorstandschaft der einzelnen Ortsvereine gebühre für die vorbereitende Arbeit zum Ziegenzuchtknrs besonderer Dank, ebenso für die im vergangenen Jahr geleistete Tätigkeit. Die Versammlung wurde erst iu den späten Abendstunden geschlossen und der Bczirksverein Neuenbürg mit der Mehrzahl seiner Züchter darf wohl mit besonderer Befriedigung auf den lehrrreich verlaufenen Kurs und die harmonisch verlaufene Jahresversammlung zurückblicken. 8-
Neuenbürg, 22. Febr. Die hiesige Ortsgruppe des Bezirks-Obst- und Gartenbauvereins beginnt am kommenden Sonntag den 1. März ihre praktische Tätigkeit durch Unterweisung und Belehrung im Baumschnitt an Len jungen Obstbäumen im Bereinsgarten an der Alten Psorzheimcr Straße. Dieselbe beginnt vormittags 8 Uhr. Nachmittags 1 Uhr findet dann bei Mitglied Keck zur „Eintracht" ein Vortrag von Herrn Gartenbaurat H i I l e r - Stuttgart von der Württ. Landwirtschaftskammer über Obst- und Gartenbau statt. Herr Hiller ist bei uns eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit und er wird hauptsächlich den neuzeitlichen Gartenbau nach den gemachten Erfahrungen und den angestellten Untersuchungen behandeln. Zu diesen beiden Veranstaltungen ist eine rege Beteiligung seitens der Mitglieder erwünscht. Das Erscheinen der Frauen unserer Mitglieder zu dem Vortrag wäre besonders zu begrüßen, da ja gerade dieselben hauptsächlich die Anpflanzung der Gärten besorgen und durch diesen Vortrag manche praktische Winke und Ratschläge erhalten werden. Näheres folgt im Inserat. Sch.
(Wett e r beri ch t.) Infolge der Depressionstätigkeit im Norden ist für Mittwoch und Donnerstag immer noch mehrfach bedecktes unbeständiges Wetter zu erwarten.
Birkenfeld, 23. Febr. Am letzten Samstag hielt der Sängerbund seine jährliche Generalversammlung im Hotel zum „Schwarzwaldrand" ab. Vorstand Nymar erörfncte die Versammlung und gab die Tagesordnung bekannt. Zn Punkt !, Geschäftsbericht, war zu sagen, daß das vergangene Jahr in der Geschichte des Vereins ein sehr denkwürdiges genannt werden darf. An Veranstaltungen hat der Verein zu verzeichnen: Einen Maskenball, ein Konzert in der Turnhalle, Ausflug unseres Vereins zum Gegenbesuch nach BirkenseldNahe, welcher in den Herzen unserer Sänger reckt angenehme Erinnerungen hinterlassen hat. Besuch des Ealmbacher Gauliederfcstes unter Beteiligung im Ehrengcsang, als letzte Veranstaltung unsere diesjährige Abenduuterhaltnng. hei welcher unsere Spieler ganz besonderes Lob verdient haben, lieber den Stand des Vereins konnte berichtet werden, daß sowohl an Sängern als auch an passiven Mitgliedern ein erfreulicher Zugang zu verzeichnen ist. Allerdings laste auf dem Verein auch eine wirtschaftliche Depression, indem ein großer Teil unserer Sänger erwerbslos geworden sei. Trotzdem kann aber mit Freuden konstatiert werden, daß der Singstundenbesuch ein regelmäßiger geblieben ist, dies konnte allerdings nur dadurch erreicht werden, daß män die erwerbslosen Sänger von der Bcitrags- leistnng befreite. Zwei Mitglieder des Vereins sind im letzten Jahr durch Tod abgegangen und zwar Jakob Müller und Philipp Bäzncr, ihnen zu Ehren erhob sich die Versammlung von den Sitzen. Im Anschluß an den Geschäftsbericht erstattete Kassier Otto Ocl schlag er den Kassenbericht, welcher recht befriedigend ausgenommen wurde. Die Kasse selbst befindet sich laut Bericht der Revisoren in mustergültiger Ordnung, sodaß dem Kassier Entlastung erteilt werden konnte. Auch dem Schriftführer Max Oelschläger wurde für seine gut abgefaßten Protokolle besonderes Lob zuteil. Im dritten Teil der Tagesordnung wurde die Ehrung einiger Jubilare für 25sährige Mitgliedschaft vorgenommen, es sind dies die beiden Sänger Friedrich Müller und Karl Förschlcr, ferner die beiden passiven Mitglieder Paul Wendtland und Gustav Bähe r. Den schwierigsten Teil des Abends bildeten die Neuwahlen. Bevor in diesen Punkt eingetretcn wurde, überreichte der Sängervorstand Fritz Krämer dem Vorstand ein Geschenk in Form einer wertvollen Taschenuhr für die große Mühewaltung, welche letzterer in den vergangenen zwei Jahren für den Verein zu leisten hatte. Vorstand Ahmar war erfreut über dieses Geschenk, brachte aber trotzdem zum Ausdruck, daß cs ihm unmöglich sei, das Amt des Vorstandes weiterhin zu begleiten. Die Grunde, welche er vorbrachte, wurden auch allerseits anerkannt, aber als Vorstand des Sängerbundes ihn zu verlieren, dies dürfe unter keinen Ilmständen geschehen. Es entwickelte sich eine lebhafte Aussprache. Aus der Mitte der Versammlung kam schließlich ein Vorschlag, die gesamte Verwaltung ohne Acn- dcrungen wiederzuwcihlcn, was einstimmig und mit großem Beifall geschah. Vorstand Ahmar dankte im Namen der Ge- samtverwaltnng für das entgegcngebrachte Vertrauen, brachte aber zum Ausdruck, daß man ihm damit einen schlechten Dienst erwiesen habe, wenn er sich dem Drängen füge, io richte er an die Sänger einen Appell zur ferneren Unterstützung seines Amtes, was nur durch treue Pflichterfüllung und Pünktlichen Singstnndcnbesuch gegenüber dem Verein geschehen könne. Auch dem Sängervorstand Fritz Krämer wurde besonderer Dank erteilt. Punkt Lokalwahl brachte keine Acnderung, denn es wurde allgemein anerkannt, daß der Verein im gegenwärtigen Lokal gut ausgehoben ist. Von der Versammlung wurde einstimmig abgelehnt, in der gegenwärtig schlechten Zeit an einem Preissingen teilzunchmcn. Mitglied Bester kritisierte die Unterschlagungen beim Deutschen Sängerbund. Die Abführung der Gau- und Bundcs- beiträge falle den Vereinen heute außerordentlich sästver. man Zollte in der heutigen schweren Zeit, wo man überall von Preisabbau redet, auch den Vereinen etwas Entgegenkommen zeigen, wenn natürlich die Gelder zur Schnldcndcckung nach Berlin gesandt werden müssen, könne man den Vereinen nichts Nachlassen. Auch die Gebühren der Tonsctzer und Preisrichtervereinigungen wurden einer lebhaften Kritik unterzogen. Man vermisse dort allgemein den Idealismus, den man immer von den Vereinen und Sängern verlange. Es
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wurde der Antrag gestellt, bei der nächsten Gauversammlung zu beantragen, daß für erwerbslose Sänger der Gau- und Bundesbeitrag den Vereinen ermäßigt werden soll. Um 12 Uhr konnte die sehr bewegte Versammlung geschloffen werden.
Höfen a. Enz, 23. Febr. Der Gottesdienst am gestrigen .Landesbußtag war außerordentlich stark besucht und bekam eine besondere Weihe durch Vortrag des Büßliedes (Ps. 51) von Beethoven, vorgetragen von A. Schaich, auf der Orgel begleitet von Frau A. Commerell. — Bei der gestern nachmittag in Lcr „Tonne" abgehaltenen, in üblicher Weise verlaufenen Generalversammlung des Kriegervereins wurde der Ehrenschild für 25jährige Zugehörigkeit zum Württ. Kriegerbund verliehen an Gottlieb Gentner, Fritz Treiber, Hermann Binder, Hermann Krämer, Georg Großmann, Gottlob Großmann und Eberhard Bubeck. — Die Innere Mission in Württemberg hat auch in der hiesigen Kirckw ihren Film „Pflege und Fürsorge in allerhand Not" vorgeführt und dürfte mit ihrem „klingenden" Erfolg zufriedengestellt worden sein.
Sorgt für gesunde Hühnerstülle
Von Gr. P. Lieb, Landwirtschastslehrer und Tierzuchtinsp.
Jetzt im Winter sind unsere Hühner wieder weit mehr als im Sommer auf den Stall angewiesen und der gewissenhafte Geflügelhalter wird alles tun, den Tieren diesen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, nicht zuletzt in seinem eigenen Interesse, denn die Legetätigkeit wird sehr vom Wohlbefinden der Tiere beeinflußt.
Wenn man heute noch Ställe sieht, deren Boden mit den verkrusteten Schichten von Kot an die Guanolager Südamerikas erinnern und in denen auch die entsprechende Luft herrscht, so wundert man sich nicht, daß die Hennen den Nachtstall nicht zum Eierlegen benützen. Vögel sind sehr saubere Tiere und der Stall muß eine Streu bekommen, die die Zersetzung des Kotes und die Entwicklung schädliche Gase verhindert, bis der Mist entfernt wird, was nicht zu selten geschehen darf. Am besten eignet sich hier Torfmull, der von allen Streumaterialien bei weitem die größte Aussaugssähig- keit und Fäulniswidrigkeit besitzt und alle entstehenden Gase bindet. Ungeziefer kann im Torfmull nicht auskommen, während Stroh eine Brutstätte für Milben und Flöhe bildet. Das Gemenge von Torfmull und Hühnermist stellt einen ganz vorzüglichen Gartcndünger dar, der vor allem sehr stickstoff- reich ist, während ohne Torfmull der Stickstoff als Ammoniakgas entweicht und die Stalluft verpestet.
Unbedingt brauchen die Hühner im Winter auch einen bedeckten Scharraum, in dem sie sich bei ungünstiger Witterung betätigen können, Auch für diesen hat sich Torfmull, hier vermischt mit etwas grobem Sand, als das beste Streumittel erwiesen. Diese Streu erfüllt ihre Aufgabe, die Futterkörner zu verbergen und die Tiere zum Scharren zu veranlassen, in idealer Weise, macht den Tageskot unschädlich und läßt kein Ungeziefer aufkommxn. Auch wird so der Boden niemals zu stark auskälten.
Helle, lustige, aber doch warme Nachtställe, die den Hühnern einen hygienischen Nachkäufenthalt bieten, ausreichende Scharräume, in denen sie sich bei jeder Witterung betätigen können, das sind Forderungen, von deren Erfüllung nächst einer rationellen Fütterung die Erzielung von Wintereicrn abhängt.
Württemberg.
Klosterreichenbach OA. Freudenstadt, 23. Febr. (Brand.) In der Nacht auf Sonntag brach Im „Anker" ia Hssclbach Feuer aus, durch das das stattlich« Gebäude bis aus die Grundmauern eingeäschert wurde. Nur weniges Mobilar konnte gerettet werden. Der Gebäude- und Sachschaden ist bedeutend. Die Fmerwehr von Klosterreichenbach, sowie der Läschzug von Batersbronn wurden an die Brandstätte gerufen. Die Bcandursache ist bis jetzt unbekannt. Untersuchung ist im Gange.
Ludwigsburg, 23. Febr. (Zur Oberbürgermeisterwahl.) Wie die Süddeutsche Zeitung hört, hat auch Regierungsrat Dr. Dederer seine Bewerbung um die Oberbürgermetsterstelle zurückgezogen.
Ludwigsburg, 23. Febr. (Schwaben und Norddeutsche.) Bei der Bewerberoorstellung zur Oberbllrgermeisterwahl am Samstag hatte sich in der Kallstzaßenturnhalle Bürgermeister Dr. Kraft von Steinau bei Frankfurt darüber beschwert, daß die Kandidaten nicht gleichmäßig bei dieser Werbung behandelt würden, er könne es sich z. B. nicht leisten, sechs Tage lang in Ludwigsburg zu bleiben und seine Wahl zu betreiben, wie cs andere Kandidaten täten. Darauf nahm ». Ludwigsburger Zeitung Staatsanwalt Dr. Kohlhaas-Stuttgart am Schluß seiner Rede Bezug und sagte unter dem beifälligen Schmunzeln der Zuhörer: Wir gehen doch auch nicht nach Norddeutschland, um uns zu bewerben, wir bleiben da, wo wir zu Hause sind, wo wir mit den Leuten schwäbisch schwätzen können.
Tübingen, 22. Febr. (Das Urteil im Mägerkinger Wurstver- gtstungspcozetz.) Das hiesige Schöffengericht hat in dem bekannten Mägerkinger Wurstoergiftungsprozeß grobe Fahrlässigkeit seitens des angeklagten Metzgermeisters sestgcstellt und den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung zu 6 Monaten Gefängnis und wegen der Uebrrtretung des Viehseuchengesetzes zu der Haslstrafe von einer Woche verurteilt. Das Gericht war der Ueberzeugung, daß die Bazillenträaer von der Kalbsleber und dem Kalbskopf herstammen, die im Geschäft des Angeklagten sahrlässigerwnse verwurstelt worden sind. Der Angeklagte will gegen das Urteil Berufung einlegen.
Vom Unterland, 23. Febr. (Ackersalat und Wein.) In diesem Jahre gibt es ausnahmsweise viel Ackersalat. Eine alte Regel sagt, daß es in solchen Jahren auch viel Wein geben soll.
Von der bayerischen Grenze, 23 Febr. (Wegen Arbeitslosigkeit in den Tod.) Die längere Arbeitslosigkeit hatte in dem 21jährigen Bildhauer Heinrich Schönle in Penzingen eine seelische Depression hcr- vorgerufen, die den jungen Mann in den Tod trieb. Man fand ihn erhängt in der Tenne des elterlichen Anwesens auf.
Für Arrfeechterhattung der Schulzucht
Stuttgart, 23. Febr. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der Staatsanzeiger veröffentlicht eine Ver
ordnung des Knltministcriums über die Ausrechterhaltnng der Tchulzucht, die sich mit der parteipolitischen Betätigung der Schüler befaßt. Schon frühere, in den Jahren 1911 bis 1925 erlassene Verordnungen und Erlasse der Unterrichtsvcr- waltung haben sich gegen die Versuche gewandt, die parteipolitischen Gegensätze in die Schülerschaft hineinzutragen. Neuere Vorfälle, besonders auch die in der Presse lebhaft erörterten Vorgänge bei der Reichsgründungsseier vom 18. Januar in Ulm haben aber gezeigt, daß über die tatsächlich Rechtslage Zweifel bestehen. Es war daher nötig, sie durch eine neue Verordnung klarzustellen Die Verordnung geht davon aus, daß von der Schülerschaft jede Parteipolitik fern- gehalten werden muß, weil sonst der Erfolg der staatsbürger- lichn Erziehung (Art. 118 Abs. 1 der ReiMvcrfassung) und der unbedingt notwendige Schulfriede gefährdet wären, wie sich aus einer Reihe von Beispielen im Lande deutlich ergibt. ZN an darf Wo hl erwarten, daß auch der weit überwiegende Teil der Elternschaft diesen Bestrebungen der Schulverwaltung znstimmcn wird. - Die Verordnung des Knltministe- riums über die Aufrcchterhaltung der Schulzuckst, die im Staatsanzeiger vom 17. Februar veröffentlicht wird, hat folgenden Wortlaut: Um von den Schulen Einflüsse sernzu- haltcn, die geeignet sind, die staatsbürgerliche Erziehung der Schule und den richtigen Gemeinschaftsgeist unter den Schülern zu gefährden, wird folgendes bestimmt: 1. Jede Partei-