Aus Stadt und Bezirk.
Eintragung der Aufwertung im Grundbuch.
Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die Frist für Anträge auf Eintragung der Aufwertung von Hypotheken, Grundschulden und Reallasten geht ihrem Ende zu. Wird der Antrag nicht spätestens bis 31. März 1331 beim zuständigen Grundbuchamt gestellt, so erlischt das Recht und der Eintrag hierüber wird ohne weiteres im Grundbuch gelöscht. Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenbriefe sind rechtzeitig auf neue Reichswährung umzuschreiben. Andernfalls treten sie kraft Gesetzes von selbst außer Wirkung.
(Wetterbericht.) Unter dem Einfluß einer nördlichen Depression ist für Dienstag und Mittwoch vielfach bedecktes und zu Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
Calmbach, 22. Febr. Die am Samstag stattgefunüene Versammlung der Deutsch nationalen Volkspartei, Ortsgruppe Calmbach, wies einen guten Besuch auf. Justizrat Se e g e r - Stuttgart, ein Sohn Neuenbürgs, jahrelang im Elsaß tätig, durch die Willkür der Franzosen vertrieben, sprach über das Thema: „Der Kampf um den deutschen Rhein". Nachdem er seiner Freude Ausdruck gegeben, vor seinen lieben Schwarzwäldern sprechen zu dürfen, führte er etwa folgendes aus: Sein Thema sei zwar kein rein politisches, sondern ein geschichtliches. Doch Politik könne man ja nur verstehen, wenn man dir Geschichte kenne. Unser Kampf um den Rhein sei eine hochpolitische Tätigkeit. Wenn das deutsche Volk einig sei, seine ganze Kraft zusammennehme, nicht verzweifle und stets denke, was unsere Väter konnten, können wir auch, dann werde der Rhein stets deutsch sein und bleiben. Ein Streifzug durch unsere Geschichte zeige, einem fortlaufenden roten Faden gleich, wie Frankreich immer wieder Ansprüche auf den Rhein geltend mache. Drei Punkte seien es, auf die es sich stütze. 1. Sie seien die lltachkommen des großen Franken Karls des Großen. 2. Frankreich müsse den Rhein haben seiner Sicherheit wegen. 3. Der Rhein iei Frankreichs natürliche Grenze. Was den dritten Punkt anbetreffe, so liege ja klar auf der Hand, daß ein Fluß nicht trennend wirke, sondern verbindend. Das habe sich ja oft genug im Kriege gezeigt. Eine natürliche Grenze könnte ja nur der Vogesenkamm bilden. Die beste Grenze wäre Wohl die Sprachgrenze, aber sie habe nie eine Rolle gespielt, umso mehr, als es ja Dörfer gebe, wo man fast sagen könne, die eine Seite der Straße spreche deutsch, die andere französisch. Mn zeigte der Redner an Hand der Geschichte eines Jahrtausends, wie es stets das Bestreben der französischen Politik war, den Rhein nicht nur als Frankreichs Grenze, sondern als Frankreichs Strom in die Gewalt Frankreichs zu bringen. Auszugsweise sei nur an den Vertrag von Verdun, an Karl den Kühnen von Burgund, an den 30jährigen Krieg, die Raubzüge Ludwigs XIV., die Revolutionskriege, an Napoleon I- und III. erinnert. Wenn auch manches den Zuhörern bekannt war, so war es doch hochinteressant, zu hören, wie Frankreich schon vor Jahrhunderten mit den gleichen Phrasen arbeitete wie heute noch. 1870/71 habe Frankreich nie vergessen, selbst das Volk nicht, deshalb -114 Jahrzehnte lang das Revnnchegeschrei. Deutschland hätte oft günstige Kriege führen können, aber Bismarck habe cs abgelehnt mit den Worten, man dürfe der Vorsehung nicht vorgreifen. Wenn nun heute gesagt werde, wir müßten uns mit Frankreich versöhnen, so sei das alles recht und gut, wenn wir die Gewißheit hätten, daß es Frankreich ehrlich meine. Doch solange dort der poineare'sche Geist hcrrsäw, könne man an keine ehrliche Gesinnung und Verständigung glauben. Doch könnten wir nie hoch kommen, wenn wir uns gegenseitig, wie einst die Gladiatoren Roms, die Köpfe verhauen, sondern nur, wenn wir zusammenstünden und auch bereit wären, Opfer zu bringen. Die Hanprsache dürften nicht materielle Gründe sein, sondern ideale, vor allem die Liebe zum Vakerlande, nicht allein wirtschaftlickic Verständigung, sondern auch Sickierung unseres Friedens. Reicher Beifall lohnte den Redner für seine tiefschürfenden Ausführungen. Auch der Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe und Leiter des Abends, Sägewerksbesitzer Keppler sprach ihm Dank und Anerkennung aus, wäre doch auch Lurch den Vortragsabend wieder der nationale Gedanke gestärkt worden. Sein warmer Appell zur nationalen Einigkeit, wie auch seine Aufforderung, kauft deutsches Obst, deutsche Butter, deutsche Auto, fand starken Widerhall.
Enztal, 22. Febr. Die Meisterprüfung für das Schmiede- Handwerk hat Fritz Gengenbach von hier vor der Handwerkskammer Mannheim mit der Note „Sehr gut" für das Meisterstück bestanden.
Württemberg.
Heilbronn, 21. Febr. (Der Kanaloertraq vom Reichsverkehrsminister genehmigt.) Der Vertrag über den Kanaldurchstich ist, wie der Hellbrauner Abend-Zeitung von maßgeblicher Sette mitgeteilt wird, vom Retchsmrkehrsmintster genehmigt, er ist keinen weiteren Schwierigkeiten begegnet und wird demnächst unterzeichnet. Er befindet sich zur Zeit im Umlauf bei den Ländern. Mit den Arbeiten wird demnächst begonnen.
Ludwigsburg, 22. Febr. (Kandidaten-Vorstellung zur Ober- dürgermetstcrwahl.) Von den insgesamt 3g Bewerbern (12 württem- bergischen und 18 nicht-württembergischen) um den Oberbürgermeister- Posten waren bis zum Samstag, dem Tag der Kandtdatenoorstellung, nachdem 6 offiziell ihren Rücktritt erklärt hatten, noch 24 übria geblieben, von denen sich aber nur 14 (11 Württemberger und 3 Nicht- Württemberger) den Wählern vorstellten. Die Vorstellung fand am Samstag nachmittag in den drei Turnhallen der Stadt gleichzeitig statt. Jedem Bewerber war eine Redezeit von 20 Minuten zuerkannt worden, iodoß die Vorstellung über -pft Stunden dauerte. Die Reihenfolge der Redner war durch Los bestimmt worden. Es sprachen: Stadtrat Schreibe r-Stuttqart (Komm ), Handelsschuldtrektor Dr. Bonnet-Ludwigsburg, Regierungsrst Dr. Fetze »Stuttgart, Rechtsanwalt Dr. Zeitl er-München-Fürstenfeldbruck, Bürgermeister Dr. Rienhardt- Backnang, Rechtsanwalt Dr. Schauat - Stuttgart, Bürgermeister Dr. F r a n k > Eberbach, Baden, Regierungsrat Dr. Battenberg-Stuttgart, Rechtsrat Dr. Waldmüller- Stuttgart, Direktionsbeamt-r Weisfenbach-Ludwigsburg, Regie- rungsrat F a b e r - Stuttgart, Regierungsrat Dr. D e d e re »Stuttgart, Staatsanwalt Dr. Kohlhaas-Stuttgart und Bürgermeister Dr. Kraft-Steinau bei Frankfurt a. M. Die Bürgerschaft, die überaus zahlreich zu den Versammlungen erschienen war, folgte den Kandtdaten-Reden mit gespannter Aufmerksamkeit. Sämtliche Redner fanden in den Versammlungen Beifall. Die Wahl findet am nächsten Sonntag, 1. März, statt. — Handelsschuldtrektor Dr. Bonnet- Ludwigsdurg hat seine Bewerbung um den Oberbürgermeisterposten zurückgezogen.
Stuttgart, 21. Febr. (Politische Gefangene.) Das Vorgehen der wurttembergischen Behörden gegen die Kommunistische Partei und die iympathisierenden Arbeitermassen hat lt. Südd. Arbeiter-Zeitung bisher schon zu einer Berhaflung von mindestens 51 Arbeitern und Säuern geführt. Von diesen sind aber nicht alle kommunistische Parteimitglieder. Drei, die wegen der Vorgänge in Nagold verhafteten
Anleger und Breuning (Robrdorf) und Eiper (Oeschelbronn), sind lm Gefängnis in die Kommunistische Partei eingetreten.
, Stuttgart, 21. F?dr. (Abbau der Mieten — Ein Anfang.) Man ichreibt uns: Die Kürzung der Löhne und Gehälter kann aus die wauec nur ertragen werden, wenn ihr eine entsprechende Senkung Amtlicher Kosten der Lebenshaltung solgt. Dazu gehören auch in
erster Linie die Mieten. Bisher wankten diese noch nicht. Nun hat die Baugenofsenschast der Finanzbeamten in Württemberg uud Hohen- zollern, die in Stuttgart und im ganzen Lande zahlreiche Wohnungen vermietet hat, einen Anfang gemacht. Sie setz« ihre Mieten ab 1. Februar 1931 um 5 Prozent herab. Dieser Beschluß ist überaus zu begrüßen, und es wäre im Interesse der Gesundung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse nur zu wünschen, daß er bei privaten und aenossenschastlichen Permietern weitgehendst und bald Nachahmung findet.
Stuttgart, 21. Febr. (Dr. Friedrich Wolf und eine Aerzttn verhaftet.) Dr. Friedrich Wolf, der bekannte Stuttgarter Arzt und Schriftsteller, der Verfasser des gegen den Abtreibungsparagraphen gerichteten Stücks „Cyankali", ist, wie die Württemberger Zeitung berichtet, vorgestern wegen Verbrechens nach tz 218 verhaftet worden. Ebenso die Stuttgarter Fachärztin für Hautkrankheiten Frau Dr. Else Iocobowitz-Ktenle. Dr. Friedrich Wolf und vie Aerztin haben in gegenseitigem Einverständnis gehandelt. Dr. Wolf stellte Frauen, die sich hilfesuchend an ihn wandten, ein Zeugnis aus, daß die Unterbrechung der Schwangerschaft aus gesundheitlichen Gründen notwendig sei, und wies sie an die Aerztin, dis dann häufi r Eingriffe vornahm. Man spricht von 100 bis 150 Fällen. Da Dr. Wolf und die Aerzttn Honorare angenommen Haber, sollen, wird vermutlich die Anklage wegen gewerbsmäßiger Abtreibung erhoben werden. Dr. Wolf ist 43 Jahre alt, die Aerzttn 31 Jahre. Die Verhastuna Dr. Wolfs wurde am Donnerstag abend in seiner Wohnuna in Stuttgart vorgenommen, die der Aerztin am gestrigen Tag. Der Fall erregt überall ungeheures Aussehen, da Friedrich Wolf einer der Führer im Kamps gegen den Abtreibungsparagraphen im deutschen Strafgesetzbuch ist.
Auf zahlreiche dringliche Anfragen seitens der Presse in der Strafsache gegen Dr. Friedrich Wolf und Frau Dr. Iakobowltz-Kienle geben deren Rechtsvertreter folgende Erklärung ab: „Wir haben uns bis jetzt jeder Aeutzerung enthalten, um eine Beunruhigung der vielen Frauen und Familien, die in diese Sache verwickelt werden können, zu vermeiden. Eine Erklärung zur Sache selbst bitten wir im Augenblick unterlassen zu dürfen, da wir es nicht für geboten erachten, der gerichtlichen Aufklärung des Tatbestandes vorzugreifcn. Wir heben lediglich hervor,daß unsere Mandanten auf das entschiedenste bestreiten, sich straffällig gemach» zu haben. Wir werden Haftentlassungstermin beantragen, der entsprechend den gesetzlichen Vorschriften nicht über eine Woche nach dem Eingang des Antrags hinaus anberaumt werden darf." Die Erklärung ist gezeiä net als Verteidiger für Herrn Dr. Friedrich Wolf von Rechtsanwalt Dr. Aps l-Berlin und Rechtsanwalt Hans Elsas-Stuttgart, als Verteidiger für Frau Dr. Iakobo- witz-Kieaie durch Rechtsanwalt Otto Heusel-Stuttgart und Rechtsanwalt Hans Elsas-Stuttgart.
Hemmendorf, OA. Rottenburg. 21. Febr. (Messerstecherei). Drei Handwerksburschen aus der Oberpsalz wollten gestern abend im hiesigen Dorf übernachten. Einer von ihnen bekam Händel mit einem Schirmmacher aus Talheim. Im Verlaufe der Auseinandersetzung stach der Schirmmacher auf diesen ein und verletzte ihn so stark, daß er ins Spital nach Rotierburg eingelicsert werden mußte. An seinem Auskommen wird bezweifelt.
Friedrichshafen, 21. Febr. (Stahlhclmtag am Bodensee.) Wie die Pressestelle des Landesverbandes Württemberg-Baden des Stahlhelms mitteilt, findet am 5. und 6. September dieses Jahres am Bodensee ein Südoeutschland-Aufmarsch der Frontsoldaten und des Jung- Stahlhelms statt. Es beteiligen sich daran die würitembergischen, badischen und bayerischen Stahlhejm-Verbände, voraussichtlich auch Abordnungen aus dem übriqen Reich, sowie der Frontkämpfer vom österreichischen Arlberg und Tirol. Sametag, den 5. September sammeln sich die Gruppen in allen deutschen Orten des Bodensees von Konstanz bis Bregenz. Am 6. September vormittags ist eine Dampfer- anfakrt nach Konstanz geplant, wo ein kurzer Appell zum Gedächtnis der Gefallenen staltsinden soll. Anschließend fahren sämtliche Teilnehmer des Aufmarsches in geschloffener Dampferflotte nach Friedrichshofen. Dort wird der Stahlhelmtag mit einer Ehrung des Grafen Zeppelin seinen Abschluß finden.
Vom Bayerischen Allgäu, 21. Febr. (Furchtbares Erlebnis eines Skisahrers.) Aus Reutte wirb gemeldet: Ein furchtbares Erlebnis in den Bergen hatte der Teilnehmer einer Reisegesellschast aus Dresden, Karl Frankensteiner. Er unternahm von Reutte aus allein eine Skitour aus den Hahnenkamm. Bet der Abfahrt kam er an eine abschüssige Stelle die er sür zu gefährlich hielt, so daß er die Skier auszog. Er kam alsdann nur sehr langsam vorwärts, weil er immer wieder in den tiefen Schnee einsank. Plötzlich löste sich eine Staublawine los, die Frankensteiner mit sich riß und ihn in eine Felsenhöhle hineintrieb, in der er zwar bewußtlos, aber jedoch ohne Perletzungen liegen blieb. Als er wieder zu sich kam, versuchte er weiter zu gehen, verirrte sich aber und gelangte endlich zu einem Heustadel, in dem er erschöpft liegen blieb. Nahezu acht volle Tage verbrachte er ohne Nahrung in grimmiger Kälte in der Hütte. Während dieses Zeit zog er sich schwere Erfrierungen zu. Ein Jäger, der zufällig zu der Hütte kam, fand endlich Frankensteiner in bejammernswertem Zustand. erschöpft, halb erfroren und verhungert, aus. Frankensteiner wurde von einer Rettungsexpedition geholt und ins Krankenhaus nach Reutte verbracht, wo schwere Erfrierungen am ganzen Körper fest- gestellt wurden.
Seltene Roheit.
Stuttgart, 20. Febr. In angetrunkenem Zustand begingen der 23 Jahre alte ledige Kaufmann Engen Seibold und sein Sportskamerad, der 21 Jahre alte ledige Schlosser Albert Maile, beide aus Fellbach, eine ungewöhnlich rohe Tat an dem 22 Jahre alten Gipser Fuchs. Die beiden kamen am heiligen Abend nach der Polizeistunde in eine Wirtschaft und verlangten Bier. Da ihnen dies verweigert wurde, fingen sie Streitigkeiten an, die damit endigten, daß sie über den Gipser herficlen und ihn niederschlugen. Dieser erlitt hierdurch einen Nervenschock, der kurz darauf seinen Tod herbeiführte. Die beiden Sportskameraden traktierten den leblos am Boden Liegenden weitcr durch Fußtritte uud Seibold sprang dem Unglücklichen mit beiden Füßen gleichzeitig auf den Leib. Als einer der Gäste gegen diese Roheit einschreiten wollte, zog Seibold ein Messer, doch der Gast konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Als dann die beiden Burschen von dem Gipser abließen und ein Arzt hcrbeigerufen wurde, konnte dieser nur noch den Tod feststellen. Der Staatsanwalt beantragte Verurteilung wegen Körperverletzung mit nach- gefvlgtem Tode. Das Urteil lautete bei Kaufmann Eugen Seibold wegen Körperverletzung mit Todcsfolge auf 3 Jahre Gefängnis und bei Schlosser Älbcrt Maile wegen Raufhän- dels auf 8 Monate Gefängnis.
Tie Gaisburger Autokatastrophe vor Gericht.
Stuttgart, 21. Febr. Nachdem sich bereits der Stuttgarter Bezirksrat mit der Gaisburger Autokatastrophe befaßt hatte, den Fall damals aber zurückstellte, gelangte setzt vor dem erweiterten Schöffengericht Stuttgart das Gerichtsverfahren gegen den 52 Jahre alte» Naturhcilkundigen Alfons Müller von Stuttgart-Gablenburg zur Durchführung. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung. Der Angeklagte fuhr am Samstag, den 22. November, in der Schurwaldstraße mitten in eine Sängergruppe hinein, die einem Sangcsbruder ein Ständchen brachte. Dabei wurde eine Person getötet und 32 teils leichter, teils schwerer verletzt. Trotzdem seststnnd, daß auch die Sänger nicht die nötige Sorgfalt walten ließen, da sie in der Dunkelheit keine Beleuchtung mit sich führten, und daß auch die sonstige Beleuchtung gerade nicht vorteilhaft war, kam das Gericht zu der Ueberzeugung. daß der Angeklagte verantwortlich zu machen ist und verurteilte ihn zu 4 Monaten Gefängnis.
Neueste Nachrichten.
München, 22. Febr. Eine zwischen dem Brandkopfsattei und der Seekarhlltte bei Lengsris niedergehende Lawine hat eine aus sieben Personen bestehende Skiläufergruppe erfaßt. Da die Rettungsarbeltrn sofort einsetzen konnten, wurden sechs Personen lebend geborgen. Der Tourist Michael Staffier aus München wurde getötet. Wie aus Inns
bruck gemeldet wird, ist am Patscherkojel beim Grünen Boden eine aus 5 Personen bestehende Skiläusergruppe von einer Lawine verschüttet worden. Einer der Verschütteten konnte sich selbst befreien, eine Dame wurde mit gebrochenen Beinen geborgen. Die übrigen find noch unter den Schneemaffen begraben.
Berlin, 21. Febr. Wie die Deutsche Allgemeine Zeitung mitteilt, muß sie ihr Ericheinen bis aus weiteres einstellen, weil das technische Personal der Verlagsdruckerei sich geweigert hat, den vom Reichsorbeltsminister für verbindlich erklärten Schiedsspruch anzunehmen und unter Einstellung der Arbeit Weiterbeschäftigung zu dem alten Tarif gefordert hat. Diese Forderung habe von dem Unternehmen, wenn es sich nicht selbst einer Verletzung der geltenden einschlägigen Bestimmungen schuldig machen wollte, nicht erfüllt werden können.
Berlin, 21. Febr. Mit vorgehaltenen Revolvern drangen am Samstag früh gegen Nft Uhr zwei junge Burscken in die Zweigstelle der Kreissparkaffe des Kreises Ntedrrbarnim in Hohen-Reuendors rin. Sie erbeuteten etwa 3000 Mark und entkamen mit einem Auto. Der Uebersall hatte nur wenige Minuten in Anspruch genommen. Dadurch, vaß die Räuber nicht geschaffen haben, und ihre Kommandos einander leist zuriesen, konnte es geschehen, daß Leute die in dem Nebenzimmer waren, von dem ganzen Vorfall nichts merkten. Die Räuber hatten nicht für nötig gehalten sich zu maskieren.
Innsbruck, 21. Febr. Das gerichtliche Verfahren gegen den reichsdeutschen Hauptmann a. D. v. Maltitz wurde eingestellt. Er wird sofort auf freien Fuß gesetzt werden.
Angora, 22. Febr. Durch das Hochwasser der Maritza wurden in Avrionopei 47 Häuser zerstört. Die Reisenden des Expreßzuges wurden in Automobilen von Mustafa Pascha nach Karakaisch gebracht. Die Maritza hat inzwischen wieder ihren normalen Wasserstau!) erreicht.
London, 21. Febr. In einer Unterredung mit englischen Preffe- vectrelern sagte der spanische Außenminister Gras Romanones, daß bei der Ausschreibung von Wahlen keine Gefahr für die Monarchie bestehe. Da nicht die entfernteste Möglichkeit einer repubiikanffchen Mehrkeit bestehe, komme die Ausrusung einer Republik nicht in Frage. Das Kabinett habe die Absicht, der Stellung des Königs eine gesunde und dauernde Grundlage zu geben, indem es ihm zum konstitutionellen Monarchen, ähnlich dem englischen, machen wolle. Eine allgemeine Amnestie komme im gegenwärtigen Augenblick nickt in Frage. Er hoffe, daß sich Spanien jetzt einer Zeit politischen Friedens erfreuen würde.
Konstantinopel, 22. Febr. Der Kapitän und die Mannschaft des im Hasen von Smyrna vor Anker liegenden Schiffes „Rustemiye" sind nach Genuß einer an Bord bereiteten Mahlzeit schwer erkrankt. Der Kapitän starb nach kurzer Zeit. Der Bftitzer des Schiffes, der gleichfalls an Bord gegessen hatte, sowie 7 Mann der Besatzung wurden in besorgniserregendem Zustande ins Krankenhaus eingeliefect. Die Staatsanwaltschaft ist mit der Untersuchung der Angelegenheit beschäftigt.
Empfang der Internationale« Arbeitsgemeinschaft der Kriegsopferverbände beim Staatspräsidenten und Oberbürgermeister
Stuttgart, 21. Febr. Die Vorstände der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Kriegsopfer und Kriegsteilnehmer, der gegenwärtig in Stuttgart tagt, wurden am Freitag vom Staatspräsidenten Dr. Bolz in der Villa Reizenstein empfange». Die ausländischen Gäste wurden durch das Vorstandsmitglied, Reichstagsabg. Roßmann, mit einer Ansprache vorgestellt, in der er betonte, daß ganz im Gegensatz zu einem extremen Nationalismus, der gegenwärtig in vielen Ländern sein Haupt erhebt und namentlich die heranwachsene Jugend mit einer unwahren Kriegsromantik zu erfüllen trachtet, die Mitglieder der internationalen Gemeinschaft aus der bitteren Schule der Krieges die Lehre gezogen haben, an die Stelle des Hasses die Liebe zum Nächsten, an die Stelle der Gewalt die Verständigung zu setzen. Die Arbeit der Gemeinschaft bezwecke, den Kricgcsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen überall eine Versorgung und Fürsorge zuteil wird, die dem Kultnrstande des 20. Jahrhundert würdig ist, außerdem aber auch, den Weltfrieden zu sichern. Staatspräsident Dr. Bolz dankte für den Besuch und fügte hinzu: Möge Ihre Tagung dem Gedanken des Näherrückens der Völker, dem besseren Verstehen, der Forderung des Friedens dienen, auch wenn es nicht um Umbildung der Nachkriegsverträge in wirkliche Friedensverträge handelt. Die Not, unter der die heutige Welt seufzt, ist in erster Linie auf das Zcrstörungswcrk des Krieges und die gewaltsamen Unterbrechungen und Veränderungen der wirtschaftlichen Beziehungen der Völker zurück- zusühren. Darum wird auch kein Volk für sich allein aus eigener Kraft das Elend überwinden können. Den. Völkern sind Aufgaben von gigantischer Größe gestellt. Sollten sic gelöst werden, dann ist mehr als je Erkenntnis, vor allem aber guter Wille nötig. Die schwere Verantwortung, die alle Völker tragen, sollte diesen guten Willen schaffen. Leider sehen wir erst einen kümmerlichen Anfang des Erkennens und des Wollens. Das darf uns aber nickt entmutigen, sondern muß Anlaß für verstärkte Arbeit sein. Der Staatspräsident wünschte in diesem Sinne der Tagung einen guten Erfolg. Der Präsident der Vereinigung, Henry Pichot-Paris, dankte dem Staatspräsidenten in deutscher Sprache für den Empfang und bcsoüdcrs dafür, daß der Staatspräsident cs verstanden habe, in so herzlicher Sprache die Gefühle auszusprechen, die alle diejenigen erfüllt, die einst Feinde waren und sich jetzt als Freunde und Kameraden am Wiederaufbau Europas und der Welt gefunden hätten. Der Staatspräsident zog dann einzelne Teilnehmer ins Gespräch, besonders den um Augenlicht und Hände gekommenen, schwerbeschädigten Kameraden Hirsch-Wien und seine Gattin, denen er Mut zusprach, ihr schweres Schicksal mit Geduld und Würde zu tragen. Nach dem Empfang beim Staatsministcrium begaben sich die Vorstandsmitglieder zum Oberbürgermeister Dr. Lautenschlagcr, dem sie durch den Abgeordneten Roßmann mit einer Darstellung der Ziele der Vereinigung vorgestellt wurden. Der Oberbürgermeister gab seiner besonderen Freude darüber Ausdruck, ausländische Gäste in Stuttgart zu sehen, das bisher bis zu einem gewissen Grade im Verborgenen blühte, dessen Ruf als schöne und gastfreundliche Stadt allmählich aber iu alle Welt dringt Er bat die Gäste, diesen Ruf im Ausland zu unterstützen. Tie ideale Zielsetzung der Gemeinschaft, den Opfern des Krieges zu helfen und für die Sicherung des Friedens alle Kräfte einzusctzen, finde seine volle Zustimmung. Die Sorgen der Gemeinschaft seien auch die Sorgen der Stadtverwaltung. Dem Oberbürgermeister dankte der Präsident Pichot mit kurzen herzlichen Worten. Tie Stadtverwaltung ehrte die Delegierten durch Ueberrcickmug von künstlerisch ausgeführten Ansichten der Stadt und der Werbeschrift „Das schöne Schwabenland". Der Gattin des Kriegsblinden Hirsch überreichte der Oberbürgermeister ein prachtvolles Blnmen- geüinde. Beide Empfänge haben bei allen Teilnehmern den vorzüglichsten Eindruck hintcrlassen.
Begeisterter Empfang der Transozeanflieger in Rom
Rom, 20/ Febr. Balbo und die anderen Transozean- flicger, die heute vormittag von Genua nach Rom abgereist waren, wurden unterwegs aus sämtlichen Bahnstationen von den Vertretern uud der Bevölkerung begeistert begrüßt. Um 7.15 Uhr abends trafen sie in Rom ein, wo sic auf dem Bahnhof vom Bert euer des Königs, Mussolini, den Mitgliedern der Rl'giernng, dem diplomatischen Korps und Staatswürdenträgern empfange» wurden- Als Balbo Len Zug verlassen hatte, wurde er von Mussolini umarmt und ebenso, wie seine