Deutschland.

Der Abschluß der Ostreis«.

Berlin, 12. Jan. Reichskanzler Dr. Brüning. Reichsnnui- ster Treviranus. Reichsbankpräfident Dr. Luther und der Ge­neraldirektor der Reichsbahn Dr. Dorpmüller, sind am Sonn­tag um 11 Uhr abends mit den Herren ihrer Begleitung auf dem Bahnhof Friedrichstraßc wieder in Berlin eingetroffen. Die beiden Salonwagen für die Teilnehmer der Reise waren an den fahrplanmäßigen D-Zug aus Beuthen angehängt wor­den. Da'der genaue Zeitpunkt des Eintreffens und der An­kunftsbahnhof nicht offiziell bekannt geworden waren, erfolgte die Rückkehr in aller Stille.

Die Oskreise des Reichskanzlers fand gestern mit der Durch­fahrt durch die niederschlesischen Grenzgebiete ihren Abschluß. Von Breslau führte die Reise nach Nemslau und Wartenberg, Militsch nach Tracherrberg. In allen Orten fanden -Bespre­chungen statt, bei denen die Landräte, die kommunalen Spitzen­vertreter und führende Vertreter der Wirtschaft über die äußerst schwierigen Verhältnisse ihrer Grenzgebiete referierten und um baldige und wirksame Hilfsmaßnahmen baten, damit die Grenzlande auch ihren schweren Existenzkampf bestehen könnten. Von Trachenberg wurde die Reise über Guhrau nach Fraustadt fortgesetzt, wo der südliche Teil der Provinz Grenz- mark-Pofcn-Westpreußen, die bereits in ihrer« nördlichen Teil am ersten Tag der Reife durchfahren worden ist, berührt wurde. Im Landratsamt wurde der Kanzler vom Ober-Präsidenten v. Bülow, Landeshauptmann Easpari, dem Landrat und dem Oberbürgermeister von Fraustadt sowie andern Vertretern aus Stadt und Umgebung begrüßt. Der Reichskanzler erklärte, in den nächsten Wochen und Monaten würden Entscheidungen von weittragendster Bedeutung zu treffen sein. Es sei fetzt nicht die Stunde für Verzagtheit und Schwarzseherei, sondern für Erkenntnis von Wahrheit und Wirklichkeit und zur Abkehr von leeren Phrasen. Der Kanzler schloß mit einem Aufruf zur Mitarbeit mit der Rcichsregierung, durch die es gelingen müßte, die Not im deutschen Osten zu überwinden. Me Be­sprechung endete mit einer kurzen Ansprache des Oberpräsi- denten Lüdemann, der in herzlichen Abschiedsworten dem Reichskanzler und den ihn begleitenden Herren für ihre ar­beitsreiche Tätigkeit den Dank der Provinz Niederschlefien zum Ausdruck brachte. Gegen 8 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Berlin.

Ausland.

Die Bedeutung der Entscheidung.

Paris, 12. Jan. Die hiesige ZeitschriftRevue bleu" be­schäftigt sich mit der konnnenden Völkerbundsratstagung und ergeht sich in folgenden Kombinationen: Für den Fall, daß Deutschland die Frage des Korridors anschneiden sollte, La einx Einmütigkeit unbedingt erwünscht sei, wird die -deutsche For­derung notwendigerweise zurückgewiesen werden und sei es nur durch die Stimme Polens allein. Deutschland tverde sich dann ans dem Völkerbund zurückziehcn, indem es die Türe hinter sich zuschlägt. Die Folge wäre die Prestige-Schädigung eines Organs, das feine Kräfte dem Umstand verdankt, daß alle großen Nationen außer Amerika Mitglieder sind. Deutsch­land wird dann zum magnetischen Pol für alle Unzufriedenen werden und eine regelrechte Teilung innerhalb des Völker­bundes Hervorrufen: Deutschland, Italien, Ungarn, Rußland auf der einen, Frankreich, Polen, Tschechoslowakei, Südslavien und Rumänien auf der anderen Seite, während England und die kleinen Staaten als Schiedsrichter fungieren. Europa wird einem Shftem des Gleichgewichts der Kräfte näherstehen, als einein Staatenbund.

Aus Stadt und Bezirk.

Neuenbürg, 10. Jan. Der Landw. Bezirksverein hielt -am letzten Montag im Gasth. z.Eintracht" hier eine Vorstands- und Ausschußsitzung, die gut besucht war. Der stellv. Vereinsvorstand Erich Weih-Ottenhausen

begrüßte die Versammlung in einer kurzen Ansprache und hieß den Oberamisvorstand, Landrat Lempp und später auch Gene­ralsekretär Hummel vom Landw. Hauptverband herzlich will­kommen. Sodann gedachte er in längeren Ausführungen der großen Verdienste des am 18. Oktober v. I. verstorbenen lang­jährigen Vereinsvorsttzenden und früheren Vereinssekretärs, Oberaintspflsger Kübler, dessen Andenken in üblicher Weise ge­ehrt wurde. Mch Eintritt in die Tagesordnung wurde Erich Weiß-Ottenhausen für Len Rest der laufenden Wahlperiode, d. i. bis 1. Dezember 1934, zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Für den als Vorstandsmitglied ausscheidenden Vereinsvorsitzen­den Weiß wurde Bürgermeister Krauß-Jgelsloch, zum Vor­standsmitglied, wie auch zum stellv. Bereinsvorstand gewählt. Zu ordentlichen Mitgliedern der Farrenschaukommisfion für die Zeit vom 1. Mai 1931 bis 30. April 1934 tvurden Gottlieb Rentschlcr-Grunbach und Erich Weiß-Ottenhausen, zu Stell­vertretern Bürgermeister Krauß-Jgelsloch, Friedrich Gräßle- Birkenfeld und Gottlieb Oelschläger II, Schömberg, bestellt. Auf Beschluß des Ausschusses vom 24. März 1930 ist das mit der Zentralbezugs- und Absatzgenossenschaft des bad. Bauernver­eins in Freiburg bestehende Vertragsverhältnis für die Ver­pachtung des Lagerhauses und die Warenvermittlung an die Vereinsmitglieder auf 31. März 1931 gekündigt worden. Bei dieser Kündigung ist davon anegegangen worden, daß ein Zu­sammenschluß mit den bestehenden Absatzgenossenschaften, wie auch mit den Darlehenskassen zur Vereinheitlichung des Warenbezugs der Landwirte angestrebt werden solle. Bei den Verhandlungen, die teils von der Vereinsleitung, teils von Generalsekretär Hummel mit dem Verband landw. Genossen­schaften in Stuttgart geführt wurden, kam zum Ausdruck, daß dieser Verband nicht -geneigt war, den bestehenden Absatzgerws- senschaften dieselben Vergünstigungen einzuräumen, nüe sie seitens der neuen badischen Organisafion erfolgt ist; auch wurde seitens des Stuttgarter Verbands hervorgehoben, daß der Verband an einem Vertragsverhältnis mit dem Verein mit Pachtung des Lagerhauses kein Interesse habe. Auf Grund einer Erörterung im Borstandskollegium ist von der Bereins- leitung der Entwurf eines Vertrags mit den im Bezirk be­stehenden Absatzgenossenschaften ausgearbeitet worden, der nach längerer Ausspr--e zur Annahme gelangte. Äöach diesem Vertragsverhältnis wird das Lagerhaus an die Absatzgerwssen- schaften, die eine Interessengemeinschaft bilden, verpachtet. Die Mitglieder des Landw. Bezirksvereins werden Von der Inter­essengemeinschaft mit Waren beliefert, wobei dem Landw. Ver­ein ein ständiges Kontrollrecht über die Vermittelten Waren (besonders bei Saatgut) und deren Preise zusteht. Der Landw. Verein kann also Warenbestellungen seiner Mitglieder selbst entgegennehmen und für ordnungsmäßige und preiswerte Lie­ferung durch die Interessengemeinschaft Sorge tragen. Der Mitgliederbeitrag für 1931 wurde, nachdem der Beitrag an Len .Hauptverband gegenüber dem Vorfahr keine Aenderung er­fahren und nachdem Generalsekretär Hummel die Tätigkeit des Harchtverbandes und den Wert der Berufsorganisation näher dargelegt hatte, in bisheriger Höhe festgesetzt. Für die Wahl der Schätzer in Viehseuchenfällen für die Kalenderjahre 193136 wurden der Amtsversammlung Vorschläge gemacht. Als Ort der Frühjahrsversammlnng wurde Rotensol und für die Herbstversanrmlung Oberlengenhardt bestimmt. Schließlich tvurde noch auf die Bekanntmachung der württ. Landwirt­schaftskammer betr. Abhaltung von Obstbaulehrkürsen im landw. Wochenblatt Nr. 1 hingewiesen und den Ortsvereins­vorständen die Abhaltung von Versammlungen nfw. empfohlen. Nach mehr als vierstündiger Tagung dankte der neue Vor­sitzende dem Oberamtsvorstand für feinen Rat und die Unter­stützung der Landwirtschaft; sodann sprach er dem General­sekretär Hummel für seine Unterstützung des Vereins und seine allgemeinen Ausführmvgen den Dank der Versammlung aus.

Neuenbürg, 13. Jan. (Weihnachts-Familienabend der kath. Gemeinde Neuenbürg.) Die Not der Zeit ist nicht dazu an­getan, durch rauschende Weihnachtsfeiern die von der Not Be­troffenen noch schmerzlicher zu berühren. Da aber - so führte Stadtpfarrverw. Vogel in seinem Willkomm aus Weihnacksten die einzige Gelegenheit ist, wo die kath. Gemeinde sich außerhalb des Gotteshauses zusammenfiudet, so wollte sie von einem schlichten Weihnachts-Familienabend nicht Abstand

nehmen. So gab Las Fest der hl. Familie die Gelegenheit, -die kath. Gemeinde als Glaubensfamifie unter dem Weihnachts» bäume im Bärenfaäl zu versammeln- Von der gewohnte« Kinderbescherung sah man diesmal ab und wahrte Lurch et« bescheidenes Unterhaltungsprogramm die Einfachheit der Fa­milienfeier. Der trotz allem zukunftsfreudige Kirchenchor stellte er doch ein Kirchenkonzert zur Stärkung des Orgelfonds in Aussicht leitete den Abend durch den vierstimmigen Chor ein: Weihnachtszeit, o sel'ge Zeit. Nach einem Prolog, vor­getragen von Frl. Schroth, folgteNoemi", ein Weih- nachtskrippenspiel der Kinder. Noemi, das fast lahme Kind einer armen Hittenfrau, läßt sich voll Vertrauen zum neuge­borenen Heiland führen und erbittet sich in rührend kindlicher Weise die Gesundheit. Das Kind findet Erhörung. Das be­kannte MelodramaDas Glöcklein von Jnmsfär", borgetragen von Frau Paseka unter Gefangsbegleitung des Kirchenichors, feiert den Sieg tiefer Kinderliebe zur kranken Mutter über die göttliche Wundermacht. Auch ihm wird Erhörung. Der zweite Teil des Programms wurde wieder durch einen vierstimmigen Chor: Deutsche Wälder, deutsche Heimat, eingeleitct. Dann folgte: D'r Oechhofbauer, Weihnachtsspiel in einem Akt. Das Stück leitete trotz ernsten Inhalts bereits zu dem Humor über, der in dem SchlußstückEine kitzlige Verlobung am hl. Abend" zu ausgiebigem Recht kam. Die Spieler gaben in allen Stücken ihr Bestes, was ihnen der reichliche Beifall zu danken bemüht war. So kann die kath. Gemeinde auch auf diesen schlichten Familienabend mit Befriedigung zurückblicken.

(Wetterbericht.) Infolge einer nördlichen Depression hat der Einfluß des Hochdrucks, der bisher die Wetterlage be­herrschte, nachgelassen. Für Mittwoch und Donnerstag ist mehrfach bedecktes, weniger kaltes Wetter zu erwarten.

Feldrenuach, 12. Jan. Am gestrigen Sonntag fand im An­schluß an den Vormittagsgottcsdienst die Einsetzung unseres neuen Ortsgeistlichen, Pfarrer Fr. Losch, statt. Me Ein­segnung nahm Dekan Dr. Megcrlin vor. Er faßte seine Wünsche dahin zusammen, daß das Wort, das durch den Mund des neuen Pfarrers gegeben werde,, nicht leer zurückkehren möge. Als Zeugen wirkten mit: Pfarrer a. D. Dr. Losch von Ulm a. D., der Vater unseres neuen Pfarrers, Pfarrer Ren­ner von Afichelbach a. W. und Bürgermeister Schleeh, Feldrenuach In seiner tiefempfundenen Antrittspredigt hob er die gegenwärtige schwere wirtschaftliche Not und das Dun­kel, das über unserem Volke laste, besonders hervor, wobei er betonte, daß es schon zur Zeit Christi nickst anders und nicht besser gewesen sei. Aehnlich wie zur damaligen Zeit, wo ein kleiner Kreis Gläubiger mehr und mehr Anhänger fand und sich zum Licht Hindurchrang und hindurchbetete, dürften auch wir nicht verzagen, sondern müßten unsere Blicke gläubig dem Herrn zuwcnden und im Vertrauen auf ihn, den Glauben an den Sinn des Lebens nickst verlieren. Möge die Gemeinde er­kennen, wie sckstver es heute-besonders auch für einen Pfarrer ist, die Herzen der Einzelnen über die Wirrnisse der Zeit und die wirtschaftliche Mot hinweg einem allgütigen Gott entgegen- znführen und möge sie den neuen Pfarrer in seinem schweren Amt unterstützen. Wir wünschen ihm von Herzen, daß er recht lange zum Segen dex Gemeinde Feldrennach-Pfinzweiler wir­ken möge und seine Arbeit auf einen fruchtbaren Boden falle.

Gauturntag des Untere» SchwarzwaldNagold-Turn-Gaoes.

Unter reckst zahlreicher Beteiligung seitens der Gauvereine fand arn vergangenen Sonntag der Gantnrnta g im Gast­haus zrnnLöwen" in S ch ömberg statt. Der Gauausschuß war. schon am Samstag nachmittag 4 Uhr im Gasthof zur Linde" Msammengetreten, um nach herzlicher Begrüßung seitens des Gaupertreters Proß die Vorbereitungen zum Gautag zu treffen, insbesondere den Jahresplan aufzrrstellen Und zu den gestellten Anträgen Stellung zu nehmen. Der Aus-

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Von der Terrasse aus stürzt Gerhard in das Herrenzimmer. Noch erträglich ist es her. Aber aus der Diele wird es ge­fährlicher. Hier muß er laufen . . laufen . Stickiger, kaum durchsichtiger Qualm wallt von der Treppe her

Glutendes Gewoge versperr: den Weg . heiße, beizende Luft atmet er ein. schlängelnde Flammen lecken nach seiner Decke. . . Kein Durchkommen!

Geht es hier zum Turm hinauf? Ist er auf dem richtigen Wege? Balken, Gestein, Kalk stürzen dumpf herab, Funken umstieben ihn, brennen sich in die Haut . . Zurück!

Wieder steht er in der Diele ... im Rauch . . . Luft! Luft! . . . Dort, wohin der Qualm zieht, dort muß Lust sein!

Er läuft mit den jagenden Rauchschwaden um die Wette

Hat denn der Gang gar kein Ende? Er hört, wie sein Atem rasselt, fühlt lastenden Druck auf der Lunge, er stolpert . . . Vor seinen Augen flimmert es, glutrote Räder tanzen im Hirn. Es ist aus!

Auf einmal kann er wieder atmen, frische Luft weht von irgendwo, und dort . . . die Holztreppe ... da geht es zum Turm empor.

Gerhard schlägt mit der Axt die brennenden unteren Stufen zusammen, springt mit einem Satz auf den frei hängenden oberen Teil . . . Knackend schwankt die Treppe, aber sie hält noch ...

Oben am Absatz züngeln die Flammen nach dem mutigen Manne. Der beißt die Zähne zusammen, schließt die Augen und rast durch das gierige Element . . . Eine Tür stößt er auf : . .

Dort . . dort ... am Fenster liegt Robert Hartroth . . . mit verglasten Augen.

Gerhard rafft ihn auf und tritt an das Fenster.

Da braust es unken herauf . . er sieht, wie sich die Leute unten im Parke in die Arme fallen . . wie sie jubeln, wie sie winken ... «in Taumel hat sie alle gefaßt!

Und nun schwankt es langsam heran . . buntbemützte Schüler . hemdsärmelige Michelstedter . . Männer.

Frauen, alle, all« schieben sie heran, die neue große, rettende Lester . .

Aber sie reicht noch immer nicht ganz, es fehlen gut drei Meter.

Gerhard schlingt das Seif an einer Krampe fest, wirft das andere Ende zum Fenster hinaus. Dar« mmmt er Robert

in den linken Arm und läßt sich vorsichtig bis zur oberen Sprosse der Leiter herab . .

Dort stehen Ludewig und Dornst bereit und helfen weiter.

Langiam steigen sie mit ihrer Last die Leiter hinab, näher und näher kommen Gerhard die Gesichter da unten .. immer deutlicher erkennt er das verklärte Gesicht Ediths von Erl­bach ... -

Da bricht mit dumpfem Knall das Dach des alten Turmes zusammen Wie eine Riesenfackel lodert es auf!

Als Gerhard unten Robert auf die Bahre legt . . . sieht er noch, wie Edith sich über diesen wirft. Dann wird er von vielen, vielen Händen emporgehoben. Seine Augen blicken wehmütig über die brandende, jauchzende Volksmenge.

Man trug Robert abseits in eine Ecke des Parkes. Der Feuerschein warf auch dorthin sein gespenstisches Licht. Der Sanitätsrat hatte sich neben dem Ohnmächtigen nieder­gelassen, ihm Hals und Brust frei gemacht, erwartungsvoll umstanden ihn alle. Endlich erhob er sich:

Hat nichts auf sich! Ein bißchen Rauch geschluckt . . . aber mit solchem Herzen und mit solcher Lunge hält man das schon einmal aus!"

Der Arzt sah in so glückliche Mädchenaugen, daß er scherzend rief:

Am besten bleibt Fräulein Edith allein bei dem Patien­ten! Sie sollen einmal sehen, wie schnell der sich erholt . . Hab' ich es nicht gesagt: Er schlägt schon die Augen auf!"

Als Robert langsam zu sich kam, als er sich aufrichtete, als er Edith neben sich sah und sie ihm liebend über das Haar strich, da war es vorbei mit all der Atemnot. Er küßte sie so stürmisch und so lange, daß sie nun ihrerseits nach Atem rang ...

Tiefbewegt schritten Vater Sperk und der Major neben­einander her, keiner fand gleich das rechte Wort. Dann blieb von Erlbach stehen, streckte Sperk die Hand entgegen und sagte bewegt:

Herr Sperk! Zu solchem Sohne muß man Ihnen gratu­lieren!"

Sperk, noch immer in Hemdsärmeln und offener Weste, stellte verlegen an seinen Hosenträgern, zog die enge Hose prall über sein Bäuchlein, wischte sich mit der rußigen Hand über die feuchten Augen:

Jawohl! Herr Major, Gerhard ist ein prächtiger Junge! .. . Ueberhaupt... überhaupt sind ..."

. . unsere Kinder vernünftiger als wir, wollten Me sagen?"

Mir aus der Seele gesprochen . . . mir aus der Seele gesprochen!"

Die Blicke der beiden sahen auf ein Paar vor ihnen, das Arm in Arm in die Flammen blickt« . . . Inge und Heinz.

Der Major legte die Finger auf die Lippen und sah Sperk schalkhaft fragend an. Der nickte freudige Beiahuna.

Dann traten die beiden bisherigen Gegner leise heran. Der Major schlug Inge, Sperk senior dem Heinz auf die Schulter, und als die beiden zusammenzuckten und herum­fuhren, sagte von Erlbach in militärischem Kommandoton:

Familienbefchl: Herr Privatdozent von Erlbach und Fräulein Inge Sperk marschieren von jetzt ab nicht mehr getrennt!"

Und ehe sich die beiden dieser Worte bewußt wurden legte der Fabrikant und Kaufmann Paul Sperk, Mitinhaber der Firma Sperk L Co., ihre Hände zusammen, drückte sie herz­lich und sagte, während ihm die Tränen über die Wangen rollten. - '

Ich gehe mit deinem Vater konform, Heinz! . . Geht in Ordnung, geht in Ordnung!"

Da kam Frau Renate atemlos zu dieser Szene:

Detlef, Detlef! Denke dir! ... Herr Hartroth ist aus seiner Ohnmacht erwacht und küßt unsere Edith ganz öffent­lich!"

Beruhige dich, Renate, heute geht es wenig etiketten­mäßig zu!" lachte der Major.

Gnädigste Frau!" meinte Sperk, nicht ohne Anflug von Stolz auf seine adelige Verwandtschaft,das kommt in den besten Familien vor!"

17.

Jetzt, da nichts mehr zu retten war, strömten von Berg­felde her die Feuerwehrleute herzu.

Auf der Chaussee kam es heran, dem Feuerschein in Michel- stedt entgegen . . Feuerwehrleute im Laufschritt, Feuer­wehrleute mit Wagen und Pferden . - Feuerwehrleute auf

Motorrädern, Autos, Motorspritzen. Außerdem war ein Sonderzüg von Bergfelde abgelaffen.

Modernste Löschgeräte rasselten heran . kilometerlange Schläuche ringelten sich im Park . . Kommandorufe er­tönten Signalhörner schmetterten Fontänen von dicken Strahlen kühler Wonnaflut schossen empor und prassel­ten auf das ausgebrannte Schloß . .

Die Zuschauer verschwanden fast bei der Unzahl van blauen Männern mit blinkenden Helmen, mit breiten Gür­teln um die Hüften und Texten an der Seite.

Michelstedt hatte nun doch seinen Feuerwehrkongreß!

Und fidel waren die Wehrleute . . sehr fidel . das mußte ihnen der Neid lassen.

Sie hatten allesamt schon in Bergfelde tüchtig gebechert und dachten gar nicht daran, nach ihrer vergeblichen Mission hier in Michelstedt damit aufzuhören . . . weiter galt es, zu löschen, aber einen anderen Brandt

Der Wirt zumSilbernen Mond" strahlte ... er telepho­nierte in der Runde die Brauereien an. ließ Lohnkellner holen. Auf dem Dresen klapperte das Geld

(Fortsetzung folgt ) .