Rcrthenau erinnerte mich daran, daß er mir im Herbst N111, aus dem damals von mir bewohnten Salon im Hotel Adlon auf das Brandenburger Tor deutend, gesagt hatte: „Wenn durch dieses stolze Tor ein als Mensch interessanter und sympathischer, zum Regieren untauglicher Monarch wie Wilhelm II., rechts von sich einen total unzulänglichen Kanzler wie Bethmann, links einen so leichtfertigen Chef des Stabes wie Falkenhahn, einziehen sollte, so hätte die Weltgeschichte ihren Sinn verloren." Jetzt zeigte er aus dem Fenster des Hotel Bristol auf die belebten Linden und meinte: „Wenn ich mich dort ach den Mittelweg der Linden aufstelle und rufe: „Loch die große alte Zeit, hoch Bismarck, hoch Kaiser und Reich, hoch das alte glorreickse Preusien, hoch die alte Armee! " so werde ich vielleicht verhaftet, aber die Männer blicken mit Rührung auf nach, und die Frauen werken mir Kußhänd- chen zu."
Zum letzten Male in meinem Leben sah ich Walther Rarhenau als ich mit meiner Frau eineu von ihm in den mir so wohlbekannten Garten der Billa des Staatssekretärs veranstalteten Empfang beiwohnte. Er war sehr beglückt und gerührt durch unser Kommen rnrd dankte uns wiederholt aufs wärmste. Tie Nachricht von seinem bald nachher erfolgten Tod hat mich schmerzlich bewegt. Ein Jahrzehnt vor diesem tragischen Abschluss eines noch viel versprechenden Lebens ging ich mit Walther Kathenau ahnungslos dessen, was die Zukunft uns Trübes und Widriges bringen sollte, am Strande der Nordsee spazieren. Er sprach mir von seinen Arbeiten, ich erzählte ihm aus meinen politischen und Persönlichen Erinnerungen. Er war der erste, der mir lebhaft zuredetc. meme Memoiren zu schreiben.
Deutschland.
Krisenunterstützung m Arbciterwohnorte«.
Stuttgart, lO- Jan. Die Abgeordneten Mößner und Ulrich (Soz.) haben folgende Kleine Anfrage gestellt: Alach den Ausführungsbestimmungen des Reichsarbeitsministers vom lü Oktober MD, RGBl. S. 463, ist die Krisenfürsorge u: der Weise geregelt, daß ein Unterschied zwischen Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern und solchen rmt weniger als 10 000 Einwohnern gemacht wird. Der Präsident des Landesarbeitsamts hat jedock die Ermächtigung, bei Gemeinden mit tveniger als 10000 Einwohnern eine Ausdehnung der Krlsenfürsorge eintreten zu lagen, ivenn er ein Bedürfnis dazu anerkennt. In der Verordnung vom 13. November 1030 (Staatsanzeiger Nr. 267) hat der Präsident des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland auch eine beschränkte Ausdehnung der Krisenfürsorge in den Gemeinden unter 10000 Einwohnern eintreten lassen. Trotzdem bedeutet diese Verordnung für größere Arbeiterwohngemeinden eine schwere Härte und ungerechtfertigte Benachteiligung. Es ist natürlich, daß Arbeiterwohnorte unter der jetzigen furchtbaren Arbeitslosigkeit schwerer leiden als Städte mit gemischter Bevölkerung. Diese Leiden sollten aber nicht noch dadurch verschärft werden, daß die Arbeitslosen in Arbeiterwohngemeinden in Bezug auf Krisenfürsorge schlechter behandelt werden als die Arbeitslosen in den Städten niit über 10000 Einwohnern. Ist Las Staatsministcrium bereit, beim Präsidenten des Landesar- deitsamts Südwcstdeutschland dahin zu wirken, daß Arbeiter- wohuorte unter bestimmten Voraussetzungen in Bezug auf Krisenuntcrstützung der Erwerbslosen den Städten von mehr als 10000 Einwohnern gleichgestellt werden?
Verschärfte Bestimmungen für den Besuch höherer Schulen.
Stuttgart, 10 .Jan. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Der steigende Andrang von Schülern zu den höheren Lehranstalten und zur Reifeprüfung hat das Kultministerium veranlaßt, in einem in der neuesten Nummer , eines Anits- vlattes veröffentlichten Erlaß die Sänften anzriweifen, daß sie Schüler, die nach Begabung und Lcistrrngsfähigkeit den notwendigen Anforderungen einer höheren Schule nicht entsprechen, am Vorrücken in höhere Klassen hindern und womöglich einem für sie geeigneteren Bildungswege zufuhren. Me Lehrer und ZMrlvorstände der Volksschulen und der höheren Schulen, die bei der Aufnahme der Schüler ln die ersten Klassen der höheren Lehranstalten Mitwirken, werden ersucht, bei der Beurteilung einen strengen Maßstab anzu
legen. Die Bestimmungen für die Ausnahme werden in einzelnen Punkten verschärft. 'Bei der Versetzung in die Klassen VI! und VUl der höheren Schule soll ein besonders strenger Maßstab angelegt werden. Die Lehrer sollen schwachen Schülern vom Weiterbcsuch der Schule abraten. Die Rücksicht uns Füllung der Klassen darf bei der Entscheidung über die Versetzung keine Rolle spielen. Bei der Reifeprüfung endlich soll der Prüfungsausschuß fick bewußt sein, daß nur solche Prüflinge als reif erklärt werden könne», bei denen feststeht, daß sie die Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen, die das erfolgreiche Studium an einer Hochschule voraussetzt. Der Erlaß schließt mit folgenden Worten: „Der Schülerzahl in den höheren Schulen sind mit Rücksicht auf die richtige Erfüllung ihrer Aufgaben und im Blick auf die Finanzlage, die jede Vermehrung der Gesamtzahl der Stellen und Klassen ausschließt, Grenzen gesetzt, die nicht überschritten werden dürfen. Das Ministerium erwartet, daß die Schulvorstände und Lehrer der Volksschulen und der höheren Sänften im Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit durch Anwendung strenger und gerechter Maßstäbe bei der Beurteilung, Versetzung und Prüfung in ihrem Teil dazu beitragen, daß der Andrang zu Len Höheren Sänften und zu der Reifeprüfung in vernünftigen Grenzen gehalten wird."
Aus Stadt und Bezirk.
Neuenbürg, 12. Jan. Der Lieder kränz hielt am Samstag abend im Gasthaus zum „Schiff" seine ordentliä-e Generalversammlung ab, die sich eines guten Besuchs erfreute. Vorstand Finkbeincr erösfnete mit Begrüßungsworten die Versammlung und erstattete anichließerft» einen kurzgefaßten Jahresbericht, dem zu entnehmen ist. Laß der Verein auf ein an Arbeit und Erfolgen reiches Jahr zurückblickt und die Mitglieder auch im kommenden Jahr sehr zusarnmen- halten müssen, wenn die gestellten Aufgaben in ihrem Gesamtumfang bemeistert werden sollen. Der Mitgliederstand beträgt Aktive und Passive zusammengerechnet 163. Weiterhin gedachte der Vorstand des Erfolges anläßlich des Gausängerfestes in Calmbach, einzelner Ernennungen und sonstiger Auszeichnungen verdienter Mitglieder. Erwähnt wurde das Ableben des früherer: langjährigen Mitgliedes Oberamtspfleger Kübler, bei dessen Beerdigung der Verein seiner Ehrenpflicht genügte. Die Versammlung erhob sich von den Sitzen. Schriftführer Härtter gab Einblick irr Las mustergültig geführte Protokoll, das in späteren Zeiten eine Fundgrube von säuberlich geordneten Vereinsereignissen sein wird. Auch der Kassenbericht, von Kassier Schumacher erstattet, hörte sich erfreulich an- R.M. 1531.65 Einnahmen stehen R.M. 133S.29 Ausgaben gegenüber, soüaß sich ein barer Kassenbestand von R.M. 184.36 ergebt. Das ist nicht viel, aber bei der ewigen Pleitewirtschaft der Vereine will es schon etwas heißen, mit lleberschuß in ein neues Geschäftsjahr eurzutreten. Ganz besonders hervorgehoben sein sollen verschiedene Stiftungen einzelner Mitglieder und Funktionäre. Weniger erfreuliche Ausblicke gewährten die Wahlen, die irr stundenlangen Verhandlungen ein Ergebnis zeitigten, welches bei gutem Willen auf aller: Seiten in einem Bruchteil an Zeit und rhetorischen Leistungen zu erreichen gewesen wäre. Wredergewählt wurden als erster Vorstand Eugen Finkbeiner, -Schlossermeister, zweiter Vorstand Eugen Bucht er, Prokurist, Kassier Karl Schumacher, Gvgenrechner. Anstelle von Schriftführer Adolf Härtter, Prokurist, der eine Wiederwahl ablehnte, wurde Wilhelm Reichert, Kaufmarin, einstimmig gewählt. Dem Ausschuß gehören an die Mitglieder Robert Schee rer, Karl Finkberner, Adolf Härtter und Fritz Bischer, wozu noch zwei Ehrenmitglieder treten, die jährlich dem Alphabet' nach bestimmt werden. Vertreter der passiven Mitglieder im Ausschuß bleiben wie bisher Stadtpfleger Es sich und W- Steinmetz. Die übrigen Posten wurden wie seither besetzt. Beschlossen wurde nach Kenntnisnahme der Vorschläge des Chorleiters Bofsert ein größeres Konzert des Männer- und Gemischten Chores mit.Orchesterbegleitung im Frühjahr. Einmütigkeit herrschte darüber, daß der Verein in der Dirigentenfrage eine glückliche Hand hatte und mit Oberlehrer B o s s e r t - Dietlingen unentwegt höheren Zielen zustreben kann. Der traditionelle Mai-Ausflug soll beibehalten werden. Wahl von Zeit und Ort bleibt dem Ausschuß überlassen. Au
vorgerückter Sturrde schloß Vorstand Fink deiner nnt mahnenden und aufmunternden Worten die Versammlung.
Neuenbürg, 12. Jan. Verwaltungskandiüat Albert Theurer von Bieselsberg, zurzeit beim Bürgermeisteramt Feld- rennach, wurde gestern mit 35 Stimmen Mehrheit zum Bürgermeister der Gemeinde Münklingen, OA. Leonberg, gewählt.
(Wetterbericht.) Infolge des die Wetterlage beeinflussenden Hochdruckgebiets ist für Dienstag und Mittwoch immer noch vielfach heiteres und kaltes Wetter zu erwarten.
Schihcil! Ihr Buben und Mädel!
Von der Jngendabteilung des Schneelauf-Vereins erhalten wir folgende Zuschrift: Es war einmal — und das ist noch gar niclrt lange her, daß man im Winter einen bitterbösen frostigen Schneegreis sah, vor dessen Eishauch nrarr am besten in der: hintersten Ofenwinkel flüchtete und bedauerte, nicht auch einen Dauerschlaf halten zu können wie DachS und Murmeltier. Das hat sich gründlich geändert. Wenn am Sonntag abend die Wintersportzüge in den Bahnhof der großen Stadt einlaufen, dann bringen sie viele tausend fröhliche und sonngebräuntc Schrleutc von der Fährt zurück, und in der weiten Halle erklingt ihr Heilruf auf den schönen Wintertag so hell, daß auch ganz abgestumpfte Zuschauer spüren: Das sind Menschen einer neuen Zeit! So ist es auch. Vielen von ihnen ist der Winter so lieb geworden wie der Frühling als Abzeichen tragen sie darum eine Winterblüte, das wundervolle Weiße Schneekristall arrf tiefdunkelblauem Grund. Schon 5000 schwäbische Buben und Mädel stehen unter dem Zeichen des Bundessterns; hört einmal, was sie euch erzählen! Sie berichten von jenem kalten Morgen auf dem Schliffkopf, in toller: Wirbeln trieb der Oststurm den Schneestaub über die kahlgefegte Hochfläche. Rotleuchtend ging die Sorrne auf. War es lischt, als gleite man durch flüssiges Feuer? Oder von der Mondnachtfahrt über die sanft gewellten Albhöhen, vorbei an rauhreifumhülltei: Bäumen im Silberlicht; wie zwei kleine üunkelschnäuzige Hunde liefen die Schispitzen voraus, hinaus in die warme Geborgenheit der Schihütte am Hochwaldrand. Oder gar von jener Gipfelstunde auf dein Steinmanndl im kleinen Wcftsertal, wo der heiße Anstieg in der Ostsonne durch eine herrliche Fernsicht belohnt wurde — Bodensee und Flachland aber unter einer dicker: Nebelwolkendecke lagen, die keinen Sonnenstrahl durchließ. Das alles und noch viel mehr haben sie nnt ihren Führern erlebt und die Freude darin gefunden, die nur dem zuteil wird, der sie durch eigene Leistung erringt. Jeder echte Bub möchte hier mittun. Und ebenso jedes Mädel. Kommt zu uns! In den Jugendgruppen des Schwäb. Schneelaufbundes findet ihr Rat und Anleitung; tüchtige Schilehrer unterweisen euch in der Weißen Kunst und erfahrene Jugendführer -ziehen mit euch hinaus ins weite Winterland/ Wir wissen, Latz wir heute alle sparen müssen, daß eure Eltern nur solche Ausgaben verantworten können, denen auch ein wirklicher Gegenwert gegennbersteht. Es gibt keine Sportübung, die Geist und Körper so stählt und so frisch erhält wie der Schilauf. ^Acht Tage Wintersonne sind mehr wert als zwei Wochen Sommer! Die Zugehörigkeit zu einer Jugendgruppe bietet euch außerdem die Verbilligung von Aufenthaltskosten und'Fahrpreisen, sowie den heutzutage unerläßlicher! Versicherungsschutz. Jeder Bub und jedes Mädel sollte Schneeschuhe haben . nur ein an gesundes und einfaches Leben ge
wöhntes Geschlecht wird die Aufgaben meistern, die ihm be- schieden sind. Der Schneelauf hilft dazu! Und darum: Jugend heraus! Zieht mit uns in die Winterwelt, der Sonne, der Zukunft entgegen!
Württemberg.
Stuttgart. 10. Jan. (G.-Währung von Strafaufschub durch di« Süasoollstrkckung-dehöiden.) Durch eine Verordnung des Iusti». Ministeriums sind mit Zustimmung des Slaatsprüsidenten di- Stiai- vollstr-ckungsbehörden ermächtigt worden, in ollen Fällen in denen die Vorauss tzuirgm der 88 455 und 456 der Slrcrsprozeßordnunq nicht Vorlagen, im Wege der Gnade einfachen Strafaufschub bi° »u der Höchstdauer von 6 Monaten zu gewähren und in den Fällen des 8 456 der Slrasprozeßordnunq den Zeitraum von vier Monaten im Wege der Gnade ans sechs Monate ou-zmrhnen -"wnai-n Stuttgart. 10. Jan. (Mozarts 175 Geburtstag.) Am 27 Januar 1931 sind 175 Jahre vergangen, seit W. A Mozart in Salzburg ge- dorm wurde An die em Tage ist laut einem Erlaß des Kaltministeriums an allen Schulen im Unterricht in einer dem Alter der Schüler
vc>8 ti.lokkilr O oEskkkkErcMiL-vkkGL o.tikinkir,vEo/w
(66. Fortsetzung.)
Wenn der Kommunist oben auf der Leiter „Wasser!" brüllte, regten sich die Herren fieberhaft, der Sozialdemokrat neben dem Bolksparteiler, dieser neben dem Demokraten und dem Deutschnationalenl Hier gab es keine Partei, keinen Standesunterschied, hier gab es nur noch helfende, durch die Not zusammengefchweißte Menschen, die gegen eine furchtbare Naturgewalt zusammenstehen mußten . gegen das Schicksal, das da mit wachsender: Feuersäulen als ein unheimliches, riesiges Fanal gen Himmel bleckte.
Es war belustigend, daß sich die Gegner beim Zureichen der Eimer gar nicht anschauten. Das ging aber aus die Dauer nicht. Man mußte sich schon in die Augen iehen, mußte schaffen, einträchtialich schaffen. Die Eimer flogen gar ichnell, und Dornst und Ludewig kommandierten weiter von ihrer Leiter: Wasser, Wasser. Wasser!
Was wollten hiergegen Herr von Erlbach und Herr Sperk machen? Konnten sie aus der Kette heraus, aus dem helfenden Ring, aus der Schicksalsgemeinschaft? Nein! Aber, daß man ausgerechnet nebeneinander stand l Wie es sich gehörte, stellte man sich vor: „Sperk." sagte der Fabrikant und warf das Jackett von sich, „von Erlbach," erwiderte der Major und entledigte sich des Kragens.
Zuerst hatte Sperk seinen Eimer mit einer Art offizieller -erbeugung überreicht, und der Major hatte ihn mit ähn- cher, steifer Verbeugung angenommen. Da dies aber zu sehr nstreugte, hatte man diese Förmlichkeit bald aufgegeben . Der Bürgermeister ging die Kette auf und nieder: er- -ütternd klang sein Jammern:
„Arbeiten Sie. retten Sie. mein« Herren! Die Feuerver- cherung ist nicht erneuert'."
Aber was half das bißchen Wasser gegen diese Riejen- runstl
Dü stand sie nun, die neue teure Motorspritze, mitten im ark. Man hatte sie mit den Pferden des Stadtguies heranschafft. Aber keiner vermochte mit ihr umzügehen. Sie ffte, knallte, stank, stieß blaue Oelwolken von sich, aber beiten wollte sie nicht, und die ganze dicke Saugleitung, man bis zum Wonnafluß hinter dem Park gelegt hatte. - nutzlos . . .di« Fachleute fehlten, dazu die neuen .auchwagev in Dergfelde.
Hier am Schlosse ist nichts mehr zu retten!" rief Dornst,
„die alten Schläuche an die Hydranten und die Nebengebäude sichern!" —
„Wir müssen uns damit beruhigen, daß kerne Menschenleben vernichtet sind," tröstete der Oberpfarrer, „auch die Habe der neuen Mietleute ist noch gerettet worden!"
Auf dem Rasen lagen Betten. Decken, Schränke. Stühle, Tische und allerlei Hausrat wirr durcheinander.
„Gott sei Dank, daß mein Kram auf der Bahn rollt!" jagte Robert und sah zu Edith hinüber, die am Arme der Mutter ins Feuer starrte.
Das ganze obere Stockwerk ein Flammenmeer . . nur der trutzige, wuchtige Turm stand noch fast unberührt, grell von den Flammen beleuchtet . ab und zu sprangen mit knatterndem Geräusch Schieserpi-ftren ob. Aber auch er war verloren. Schon geisterte verdächtiger blauer Schein an dem alten Gebälk, und leichter, weißer Ouatrn wallte aus den Dachritzen
Da! . Was ist das?! . . . Jetzt »och einmal!
Entmenscht gellte eine Stimme:
„Hilfe! . . Hilfe!"
Tausend Hände weisen aus Las Turmfenster t . - m . und wahrhaftig . . wenn der Sturm stärker weht, wenn er die Rauchfetzen tiefer dahinjagt, dann sieht man am Fenster das todesbange Gesicht eines Menschen ... Alles schweigt vor Entsetzen.
Nur das Prasseln des Brandes, das Heulen der Windsbraut hört man.
Da! Jetzt wieder der Ruf aus höchster Not
„Hilfe! Hilfe!"
„Das ist Johann.'" blitzschnell fährt es Robert durch den Kopf, „gesoffen hat der Kerl wieder! Jetzt ist er ausgewacht!".
Robert läuft zum Hausportal, die Freitreppe empor, unter einem tollen Regen von Ziegeln, glühenden Holzspänen. Er hört, wie eine Stimme seinen Namen ruft . . . „Robert, Robert!" Ediths Stimme ist es. Dann ist er verschwunden!
Man läßt alles stehen und liegen, denkt nicht mehr an die Sicherung der Nebengebäude. Zwei Menschenleben sind in Gefahr!
Edith stützt sich schwer auf den Arm der vor Entsetzen gelähmten Mutter. Die Hände hält sie gefaltet. Ihre Lippen murmeln Gebete für den Mann, der dort sein Leben ernsetzt. ... für Robert Hartroth. Ihre Augen hängest an dem kleinen Turmfenster da oben.
Alle starren hinauf: . bange Sekunden tropfen träge . . .
Aber jetzt! Ein Jubekschrei aus Men Kehlen!
Oben lllm Turmfenster erscheint die Gepalt Robert Hart- roths Mit wuchtigen Beilhieben haut er die Fensterrahmen entzwei, schafft Luft. Er winkt, legt die Hände an den Mund:
»Ein Sprungtuch! Ein Sprungtuch!"
Man eilt - den verstreuten Habseligkeiten da auf dem Rasen . such:, wühlt, prüft, verwirft ' . . Aber nun, nun hat man es gefunden . . . eine Seqeltuchplane. ... die Rettung!
Kräftige Hände ergreifen, breiten, halten sie . . . man steht unter dem Fenster:
„Abspringen! Abspringen!"
Die Flammen lecken oben schon am Turmgebälk . . . höchste Zeit wird es.
Oben am Fenster spielt sich, grausig bestocken von züngelnden Flammen, ein Ringkampf ab. Johann will nicht springen, wehrt sich mit Händen und Füßen. Zum Lachen mär s, wenn nicht so furchtbar ernst!
Robert drängt ihn an die Fensterbrüstung, ein Stoß . . . und Johann saust fünfzehn Meter zu Tal . ins Sprungtuch. Gut zwei Meter reden er empor . . . Daun liegt er still mit großen Augen . . . gerettet
Die Menge jauchzt, winkt, jubelt
„Hoch Härrroth!" Edith birgt ihren Kopf an Musters Schulter und weim vor Freude.
Das Sprungtuch ist wieder ausgevreitet. Freudig leuchtende Männeraugen blicken aufwärts:
„Springen! Springen!"
Aber der Einsame da oben am Fenster nn Rauch springt nicht, wie geistesabwesend lächelt er. bricht, die Hände aut das Fenstergesims gestützt, langsam zusammen . . und wird nicht mehr gesehen
Entsetzen packt die Menge . - Edith schreit wild auf,
reißt sich von der Muter los. ruft außer sich:
„Rettet! Helft! Rettet!"
Man stellt Leitern an den Turm . . sie reichen reicht . . .
Johann läuft hin und her. das Gewissen schlägt ihm - - - verfluchter Suffl
Der Turm zeigt schon klaffende Risse ... im Gebälk oben knistert und knackt es verdächtig Lange hält der nicht mehr!
Edith ist von Sinnen, fiebernd rennt sie die Terrasse empor, dem Eingänge zu, nur mit Mühe können Heinz und Olden brook sic zurückhalten
Als sie in ihre irren Augen sehen, wissen sie alles!
„Ich gehe hinauf!" sagte der Gelehrte, rückte seine Brille zurecht und schreitet geruhig dem Flammenmeer entgegen
„S—paren Sie sich die Mühe, Herr von Erlbach, halten Sre meinen Mantel! Ich r—pringe ein!" sagte Oldenbrook
Da eilt Gerhard an den beiden vorbei, eine nasse Decke um die Schultern, eine Asbestmaske vor dem Gesicht, ein Seil über der Schulter.
Da hilft kein Jammern Inges, kein Zetern von Sperk senior, Gerhard geht seinen Weg 1 . den Weg dnrrtz die Flammen
Nnd wieder wartet alles atemlos. (Fortsetzung folgt )