zu erhalten. Me unglückliche Braut versuchte, sich aus dem Fenster zu stürzen, wurde jedoch daran gehindert.

Ei« geheimuisvoller MSdchenmord. Große Erregung hat in Washington infolge der ungewöhnlich geheimnisvollen Um­stände die Ermordung eines 19jährigen Mädchens hervor­gerufen. Man hatte zunächst geglaubt, das Mädchen sei eines natürlichen Todes gestorben, aber der Vertreter des Beerdi­gungsinstituts entdeckte an dem Schädel des Mädchens eine Schußwunde die durch die sorgsam darüber gekämmten Haare verborgen war. Ms die Polizei aus seine Anzeige hin an Ort und Stelle erschien, war die Leiche spurlos verschwunden. Me Untersuchung hat jetzt zur Verhaftung eines Polizisten geführt, der regelmäßig Patrouillendienst in der Nähe des Wohnhauses des Mädchens ausführte. Es wurde festgestellt, daß er ein teures Haus gemietet hatte, in dem außer einer voll ausgestat- teten Brennerei ein großes Arsenal von Gewehren und Re­volvern gefunden wurde. Es verlautet, daß Präsident Hoover selbst eingreife und den Washingtoner Polizeidirektor ange­wiesen habe, der Sach völlig auf den Grund zu gehen.

Aus der Welt des Wissens. Me Olive kann als der Methu­salem unter den kultivierten Bäumen gelten; denn man kennt Olivenbäume, die an die 1060 Jahre alt sind, der Baum ist Überhaupt erst ganz ausgetvachsen. wenn er 30 Jahre alt ist, zu einer Zeit also, wenn die meisten Obstüänme überhaupt nicht mehr tragen. Nicht der Tiger ist das blutdürstigste Raubtier, sondern der Marder, der viel gefährlichr in seinem Blutdurst ist; aber noch grausamer ist der in den Dschungeln Nordindiens lebende Wild- oder Bluthund, der eigentlich Stammvater unseres Haushundes; während der Tiger seine Feinde nur aus Wut anfällt, mordet der Bluthund aus Lust am Morden Unsere beliebtenPralinen" haben ihren Namen dem im 17. Jahrhundert lebenden französischen Ma­rsch Praslin zn verdanken, dessen Koch die ersten Süßig­keiten dieser Art verfertigte.

Schlachte« des Weltkrieges.

Dem eben erscheinenden Schlußband (Band 36) .Kata­strophe 1918" aus dem Frontkämpfer-Standardwerk des Reichs-ArchivsSchlachten des Weltkrieges" entnehmen wir die nachstehenden Abschnitte. (Vertriebsstelle München 2 8VV, Landwehrstraße 61?)

Die Vorbereitungen zum feindlichen Angriff vom 8. Aug. 1918.

Me Reihe der Zermürbungs-Angriffe sollte mit einem englisch-französischen Vorstoß am 8. August begonnen werden mit dem Ziel, die Bahn ParisAmiens, die ja Lauernd unter deutschem Artilleriefeuer lag. frei zu machen. Hierzu war die Linie MorlancourtMöricourtHarbonniöres Hangest-en-Santerre zu erreichen. Äiach dem Ausweichen der Deutschen hinter die Vesle wurde sofort an die Vorbereitung eines zweiten Angriffes zwischen Montdidier und Noyon her­angegangen. Um diesem möglichst günstige Vorbedingungen zu schaffen, wurden am 5. August die Ziele des ersten An­griffes erweitert, und zwar bis zur Bahnlinie ChaulnesRohe.

Me Hauptaufgabe am 8. August fiel der 4. englischen Ar­mee zu. Als wesentliches Moment für das Gelingen des An­griffs wurde die Uebcrraschung der Deutschen angesehen. Dem­entsprechend vollzogen sich alle Vorbereitungen mit jeder nur Lenkbaren Geheimhaltung und unter Anwendung sorgfältig durchdachter Verschleierungs- und Täuschungsmatznahmen- Franzosen und Engländer machten sich alles zunutze, was sie in dieser Hinsicht von der deutschen Führung gelernt hatten- Sie waren aber wesentlich dadurch begünstigt, daß ihnen ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz und unbeschränkte Transport­mittel zur Verfügung standen, die es ihnen erlaubten, alle Bewegungen an Truppen und Material auf sehr viel kürzere Zeit unmittelbar vor Angriffsbeginn zusammenzudrängen, als dies jemals auf deutscher -Seite möglich gewesen wäre. Inner­halb der letzten Woche vor Angriffsbeginn wurden allein im Bereich der 4. englischen Armee, ettva 20 Transportzüge und mehr als 60 Munitionszüge gefahren. Nur die Kavallerie, die leichten Panzerwagen und ein Teil der Artillerie erreichten den Angriffsraum mittels Fußmarsches. Weiterhin kam dem Geg­ner seine gewaltige Ueberlegenheit in der Lust zugute. Bor dem deutschen Angriff gegen den Chemin des Dames am 27.

Sie «Ke Lampe.

Bon Walter Riffier, Mühlheim-Ruhr.

Die Grubenlampe hing in der kleinen Wohnstube des alten Bergmanns gleich unter dem kleinen Bild, das ihn in der dunklen Knappentracht zeigte und schon seit über zwanzig Jah­ren der Hauptschmuck des Zimmers war wenigstens solange, bis die Grubenlampe darunter gehängt wurde. Aber für den alten Wilhelm Mewes gehörten Bild und Lampe zu­sammen. und der Ehrenplatz, den er diesen beiden Dingen zu- gewiesen hatte, war gut gewählt, denn jeder Gast, der den alten Bergmann besuchte und auf dem kleinen Sofa niedersaß, hatte Bild und Lampe an der gegenüberliegenden -Wand direkt vor Augen.

Wilhelm Mewes war zweiundvierzig Jahre lang Berg­mann gewesen, bis ihm das Alter die Arbeit aus der Hand nahm und ihn zur Ruhe schickte. Aber als er nimmer ein- fahren konnte in den Berg, La wollte er wenigstens etwas mitnehmen ins Alter aus dem Reich seiner Arbeit, seine alle Grubenlampe. Er hörte nicht darauf, daß man sagte, er könne ja eine andere leicht bekommen, eine kleine, silberglän­zende Lampe, wie sie in manchen Geschäften zu kaufen sind er wollte die richtige, stabile Gebrauchslampe haben, mit der er so lange ins Bergwerk eingefahren war, und schließlich tat man dem alten Arbeiter die Freude an und überließ ihm. was er haben wollte. Wilhelm Mewes ließ sie sich stillen und nahm sie mit nach Hause, und nun hing sie sorglich geputzt unter dem Bild. Memand durste ihm daran viel kramen, und auch, als er immer älter und gebeugter wurde, putzte er noch selbst immer mit seinen zitternden, welken Händen den Staub von dem Metall, sah jede Kleinigkeit nach und hing sie ernsthaft wieder an ihren Platz.

Manche Leute, die um diese Eigenheit des alten Atannes wußten, hielten ihn Wohl für einen Sonderling und lachten darüber, aber das traf Wilhelm Mewes nicht. Er hielt sich meist von fremden Menschen zurück, und die ihn kannten, wußten auch, daß er schon vor langen Jahrzehnten seine Frau begraben mußte und da sein einziger Sohn im kräftigen Man­nesalter vom Kriege dahingerafst worden war, und sie ehrten das einsame Alter des Bergmanns. Der sprach Wohl mit nie­mand über seine stille Eigenheit, und nur einmal, als der alte Pastor ihn besuchte und ihn nach der Grubenlampe fragte, vertraute er ihnr ein Paar stille Gedanken an.

Sehen Sie, Herr Pastor." sagte der alte Mann,man macht sich ja im Alter schon so seine eigenen Gedanken über das ganze Leben, und mit der alten Lampe ist das nun so: Als ich für die Arbeit da unten nicht mehr taugte und so still meine alten Tage verbringen sollte, da Hab' ich Mir gedacht. Laß das Grubenlicht, das man von oben mitnimmt in die dunkle Erde hinein, doch das einzige ist, was überhaupt das Leben und die Arbeit im Berg möglich macht... ja, ich will sagen: Der Berg­mann unten im Stollen ist ganz abgeschnitten von der Welt, und das einzige, was einen schwachen Schein des Lebens da hineinträgt, das ist Las kleine Grubenlicht. Und glauben Sie nur, Herr Pastor, ich habe allerlei doch mitgemacht in den zwciundvierzig Jahren, die ich da unten geschafft habe so ein kleines Licht unten im Stollen kann einen? manchmal Vor­kommen wie die Helle Sonne. Mit dem kleinen Licht tragen wir ja erst das Leben hinein in die Erde, und wo Sie da

Mai 1918 war es unmöglich, die feindliche Lristerkundung aus­zuschalten, weil hierzu eine ganz erhebliche Vermehrung der vorher dort eingesetzten deittschen Flieger erforderlich gewesen wäre. Wäre das aber gesäi-eben, so hätte der Gegner daraus den bevorstehenden Angriff erkennen- können. An der Amiens- Front dagegen hatte der Gegner schon seit Monaten so zahl­reich Luststreitkräste eingesetzt, daß sie die schwachn -deutschen mühelos Niederhalten konnten.

Während der dem 8. Arigust vorhergehenden Wochen war es Ausgabe der englischen Luftflotte, die Herrschaft über die feindlichen Flieger zu gewinnen. Das wurde mit vollem Er­folg erreicht. Me Zahl der mit der Fernaufklärung beauf­tragten deutschen Flugzeuge war gering, nur wenige Maschi­nen überflogen die englisch Front und arbeiteten über deren Vorfeld. Sie wurden hierbei von der Flugabwehr und den Lüft-Sperrpatrouillcn verhindert, irgendeine nützlich Aufklä­rung zu gewinnen oder ernstlichen Schaden anzurichten.

unten schon so ein Licht sehen, da wissen Sie sofort, daß Leben ist, Menschen da find wie Sie und ich, daß Sie nicht allein und verlassen im Dunkeln sind, und daß alle, die das kleine Licht zu ihrer Arbeit hineintragen in den Berg, hier unten zusammengehören. Und wenn man dann wieder äns- sährt und an den Tag kommt, und wenn man dann die Sonne und das Licht sieht, wo doch alles Leben herkoimnt, dann habe ich immer gedacht, daß die Lampe im Pütt unsere kleine Sonne ist, mit der wir das Leben tief in die dunkle Erde tragen."

Dem alten Mewes war es gewiß nicht leicht, seine Ge­danken so in Worte zu formen, daß der Pastor sie vielleicht verstehen konnte. Er fuhr sich mit der Hand einmal durch die gelichteten Haare und sprach schließlich schwerfällig weiter: Ja, Herr Pastor, ich will das man so sagen: Mein Junge, der hat die Lampe ja auch noch da hängen sehen, und kurz bevor er gefallen ist, hat er mir noch einen Brief geschrieben: Lieber Vater ich mutz heute so oft an Deine Grubenlampe denken- Wie man so beim Licht in der Grube manchmal den­ken kann an das große Licht oben auf der Erde, so denke ich. wenn manchmal ein Paar seltene, schönere Stunden hier drau­ßen sind, daß das auch eigentlich so kleine Lichter in allem Dunkel und allem Schweren sind, auf die auch einmal eine hellere Zeit kommen muß, wie ja nach der Arbeit in der Erde, wo nur die Grubenlampe leuchtet, auch die Tagfahrt folgt ins Freie, wo die Sonne leuchtet und überall Leben ist. Das hat mein Junge damals geschrieben, und ich Hab' die alte Lampe lieb darum, weil der Gedanke daran dem Jungen ein Trost gewesen ist in der schweren Zeit."

Der Pastor hatte ernst zugehört, und schließlich sagte er: Ja, Herr Mewes, ich verstehe schon, daß Ihnen die alte Lampe lieb und wert geworden ist. Me Menschen freilich, die hier oben über der Erde wandern, vermögen Wohl nichts z» ahnen von dem Leben, das Sie mit der kleinen Lampe da unten ins tote Gestein hineintragen, un sicher werden auch nicht viele so tief darüber Nachdenken, wie Sie es Wohl manch­mal in stillen Stunden tun!"

Aber da sagte der alte Mewes:Ja, Herr Pastor, Sie sagen totes Gestein, und das ist ja auch Wohl richtig. Aber glauben Sie mir ich bin so lange Bergmann gewesen, und da habe ich oftmals gedacht, es wäre gerade, als ob da unten, tief in der Erde, altes, vergessenes Leben nur schliefe, als ob man es wieder aufwecken könnte, wenn man ein Helles Licht da hineintragen würde, und manchmal habe ich ein Gefühl gehabt, als wenn zu dem Leben, das wir in die Erde hineintragen, langsam ein anderes, stilles Leben erwackite und sich zu dem neuen Leben, zu dem Licht hin sammelt. Wissen wir denn überhaupt, ob es etwas ganz Totes auf der Erde gibt, was nicht mehr zu beleben ist?"

Alan fand den allen Wilhelm Mewes eines Tages in einem Sofa sitzend, gegenüber der alten Grubenlampe, wo er eingesckstafcn war. um nie mehr aufzuwachen. Alte Berg­knappen sorgten für die Bestattung, und einer nahm still die Lampe vom Haken, wog sie sinnend in der alten Arbeitshand und legte sie dann dein Greis zwischen die starren Hände. Der alte Pastor aber, der Wilhelm Mewes begrub, dachte sehr ernst daran, was der ihm gesagt hatte vom Leben, diesem uner- forsch-lichen. geheimnisvollen Leben in der tiefen Erde, in der es nichts Totes gebe, und er betete in stillen Gedanken zu seinem Gott, daß dem Toten auch einst eine Glocke ihr Glückauf läuten werde zu fröhlicher Tagsahrt

Dem entsprechen auch die deutschen Fliegerberichte. So sagt ein solcher beim 11. A.K. vom 4. Juli:

In der Zeit vom 26. Juni bis 3. Juli ist die erste BilL- erknndung möglich gelvesen, allerdings z. T nur durch Ueber- sichtsausnahmen kleineren Maßstabes. Der Gegner verwehrte unseren Fliegern durch starke Luftsperren über und diesseits unserer Linien jeden Einblick in sein Hintevgelände.

Dreier letzte Satz wiederholt sich« regelmäßig in den folgen­den Wochenberichten, und in dem vom 7. August heißt es:

Vom dl.7. August waren 37 Flüge möglich, davon nur je 7 Lichtbild- und Ueberwachungsflüge. Ara 2. und 5. August war kein Flugwetter. Bei 8 Lustkämpfen wurde ein eigenes Flugzeug abgeschossen, am 3. August ein feindliches bei Asse- villers zur Landung gezwungen."

Mit dieser ganz unbestreitbaren Ueberlegenheit in der Luft war eine tvesentliche Vorbedingung für die Geheimhaltung der feindlichen Angriffsvorbereitungen erfüllt. Selbstvcrständ-

/

AR ».lAM » u»«kLkivrcoaL5cttU7L!vcio.4L vsiklsreirLa.

(65. Fortsetzung.)

Der Wagen letzte sich in Bewegung Die Räder mahlten im Wasser. . .

Dann kann ich mich ja wohl . . verabschieden wollte Gerhard sagen: aber beim Anblick der kalten Flut verschlug ihm die Rede.

Der Major fuhr fort:

Gut! Ich werde mit meiner Tochter sprechen, bin aber der ganz festen Ueberzeugung. daß Vera meine Gründe würdigt."

Aber es handelt sich doch gar nicht um Vera, es handelt sich doch um. "

Weiter kam Gerhard nicht . . Der Major hatte nicht zu­

gehört, denn entsetzt kam Schäfer Quast durch den Morast angelaufen. Mit einem Ruck hielt der Wagen. Z'inächst kam der Alte nicht zu Atem, er wies immer nur mit dem Daumen über die Schulter Endlich rief er:

Dat brennt . . . dat brennt!"

Wo, wo? Doch nicht unser Gut?"

Dat olle Schloß brennt!"

Ehe es sich Quast versah, war er auf den Wagen heraus­gezogen In wilder Fahrt ging es der Stadt zu Schmutz und Schlamm schleuderten die Räder.

Wahrhaftig! Dort über der Parkstraße wälzten sich mächtige Rauchwolken empor ... ab und zu stieg schon wabernde Lohe in den dunklen Himmel.

Dat hebt se nu doarvon! Dat hebt je nu doarvon?" philosophierte Quast vor sich hin,erst hebt se sich an de Keppe kreegen, un nu brennt de janze Zinnober!"

Reden Sie keinen Unsinn, Quast!" knurrte der Major, denn er fühlte sich getroffen,wie ist das Feuer aus­gekommen?"

Jk weet nee, Herr! Keeneen weet dat! Ach, dat scheune, scheune Schloß! Dat hebt se nu doarvon! Friede ernährt, Unfriede verzehrt!"

.Die Feuerwehr ist doch bei der Brandstelle?''

De Füerwehr? Schiet! De Füerwehr? Dat weet woll de Harr goar nich? De is doch in Bergfelde w'n qroten Fest!"

Um Gottes willen!" murmelte der Major,schneller, schneller. Karl!"

Un de Wind, de Wind, de verrujeniert jo allens!"

Der Schäfer hatte recht. Wind war das schon nicht mehr zu nenne». Sturm stob vom Gebirge her!

* *

-K «

In den engen Straßen Michelstedts kam der Wagen nicht mehr weiter. Alles rannte, stürzte, raste zur Parkstraße, schauerlich läuteten die Glocken von allen Türmen . . .

Der Novemberabend fiel schnell ein . lieber dem Park stand glutender, roter Schein . Das.Gewimmel. Gedränge, Geschiebe des Volkes wurde stärker.

Nur mit Mühe bahnte man sich, einen Weg durch die auf­geregte, schreiende, johlende Menge

Platz, Platz!" klang es hohnvoll,da kommt schon wieder so'n Parlamentarier!"

Endlich hatte man sich bis zu dem von Schutzleuten be­wachten Parktor durchgearbeitet und kam vor das Schloß.

Ratlosigkeit überall völlige Ratlosigkeit!

Da stand Sperk mit Inge

Frau Renate. Edith, Vera kamen auf den Major zu­gelaufen:

So ein Unglück, Vater ... so ein Unglück!"

Inmitten der Stadtväter stand der Bürgermeister und raufte sich das Haar:

Das haben Sie von Ihrer Uneinigkeit, meine Herren, das haben Sie nun davon!"

Wie von Sinnen rannte er hin und her, schüttelte Sperk, den Major, jeden schüttelte er. der ihm in den Wurf kam Begreifen Sie denn nicht? Verstehen Sie denn nicht?! Die Feuerversicherung ist nicht erneuert!"

Warum denn nicht! Unverantwortlicher Leichtsinn!"

Nicht meine Schuld! Es sollte die Neuwahl abgewartet werden! Niemand wußte, wie man das Gebäude ein­schätzen sollte, nienrand wollte die Verantwortung über­nehmen! Und jetzt, jetzt brennl alles nieder! Ich wasche meine Hände in Unschuld!"

Er war dem Weinen nahe

Das Feuer griff immer weiter um sich .

Glutrot zersprangen die Fenster mit widerlichem Knall Es prasselten Ziegel und Glassplitter herab

Dumpf krachte das Gebälk des Daches ein. Stichflammen schossen empor . hoffnungslos das Ganze.

Dazu die Feuerwehr in Bergfelde . . . zum Kongreß . . . zum Fest!

Auch ihre Schuld, meine Herren, auch ihre Schuld!" ries der Bürgermeister,was hätten wir heute an Feuerwehr­

leuten hier! Zweitausend sind in Bergfelde! Welche Bl«, mage!"

Taghell war es im Parke. Auf der Mauer saßen die Michelstedter und sahen dasGebild aus Menschenhand be­wundernd untergehen" ...

Der Stadträte und Stadtverordneten hatte sich lähmender Schrecken bemächtigt. Sie jammerten und gestikulierten Aber handeln tat keiner.

Der einzige, der ruhig bei dem allen blieb, war Robert Hartroth. Mit verschränkten Armen, an einen Baum ge­lehnt. betrachtete er. neben Schäfer Quast, das Bild der Zerstörung Mochte alles verderben, vergehen, verlodern! Den Michelsiedtern geschah ganz recht! Das Schicksal hatte hier nicht blind zugeschlagennur folgerichtig vollendete es Las Werk der Zerstörung, das diese kleinlichen, eigenbröt­lerischen Stadtparlamentarier schon lange begonnen hatten. Mitleid konnte man mit ihnen nicht haben . . . mochten sie einen Trümmerhaufen erben!

Da endlich trat als Leiter der Schornsteinfeger Dornst auf und mit ihm Ludewig, der Rathauswart.

Was stehen Sie hier rum, meine Herren? . . Feuer­wehr? . Is nich! . Arbeiten, selbst zufassen! Immer 'rangewienert! Hab' ich jetzt nicht die schlechte Schornstein­fahrung bemängelt? Jetzt haben Sie den Salat!" rief Dornst.

Ich lehne jede Verantwortung ab!" wimmert« das Stadt­oberhaupt,die Dampfheizung sollte erst von der neue« Versammlung beschlossen werden!"

'rangewienert! Nur kerne falsche Scham! Ran! Rank" mahnte Ludewig und reihte die Stadtväter ein.

Eimer fuhr man auf einem Wagen heran, alte Feuer- eimer aus wasserdichter Leinewand . viele, viele, höchst unmoderne. Aber es war doch wenigstens etwas. Man stand nicht mehr untätig herum, konnte mit anfassen . . . helfen . retten.

Leitern wurden herangeschleift . . gegen die Wände ge­

stellt Mutige Männer klommen hinauf ... Die Quell« spendete das Wasser Gott sei Dank, daß man dis wenigstens

Durch der Hände lange Kette,

Um die Wette Fliegt der Eimer . . .

Fürwahr eine merkwürdige Kette, durch welche die Eimer eilten, zum nicht geringen Teil aus Michelstedter Parla­mentariern gebildet.

(Fortsetzung ststgt.r