400
kaum zwei oder drei hübsche. Kurz und gut, die Eintretende erschien mir gerade wie ein „Gebild aus Himmelshöhen".
Ich war so geblendet und verwirrt, daß ich bei den Worten: „Bitte nehmen Sie doch Platz" mit der Hand auf den Runkelrübenhaufeu deutete. Sie lächelte und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
„Ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen," begann sie, wobei sie es vermied, mich anzublicken, wahrscheinlich um mir Zeit zu lassen, meine Fassung wiederzugewinnen.
„Und wenn Sie um ein Königreich bäten, gnädiges Fräulein," rief ich begeistert, „es sei Ihnen gewährt."
„Ich wußte nicht, daß Sie Königreiche auszuteilen haben, Herr Redakteur," sagte sie schelmisch, „ich bitte Sie also, mir eines für später zu reservieren, wenn ich es nötig haben sollte. Vorläufig nur eine Frage: ist der Zuckerrübenpreis bereits vergeben?"
„Allerdings. Der Name ist eigentlich Redaktionsgeheimnis, aber wenn Sie mich gütigsi einmal anlächeln wollen, gebe ich Ihnen denselben Preis."
Sie erfüllte meine Bitte in fo splendider Weise, daß ich, noch ehe sie zu Ende gelächelt hatte, ausrief: „Es ist der Gutsbesitzer Drescher."
Sofort verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht, ja, in ihren schönen Zügen erschien ein deutlicher Ausdruck des Schreckens.
„Unmöglich!" rief sie. „Der darf ihn am allerwenigsten haben."
„Aber die Gerechtigkeit erfordert es und daran läßt sich wirklich nichts ändern."
„Herr Redakteur, es handelt sich um mein Lebensglück," sagte sie mit angstvoller Miene. „Geben Sie den Preis meinem Vater, dem Gutsbesitzer Salzmann."
„Das wäre eine Fälschung."
„Was liegt daran?" erwiderte sie mit der den Frauen eigenen Nichtachtung der Moral in kleinen Dingen. „Es ist uns gewiß nicht um die 20 Mark zu tun. Mein Vater beabsichtigt, dieselben dem „Verein zur Verminderung landwirtschaftlicher Hypotheken" zu überweisen."
„Hat Ihr Herr Vater Sie etwa abgesandt, mein Fräulein."
„Grade nicht! Er hat keine Ahnung davon, daß ich hier bin. Es ist ihm ja nicht um das Geld, sondern um die Ehre zu tun, der Züchter der größten Zuckerrüben zu sein. Ach, lieber Herr Redakteur, wenn Sie wüßten, wie brummig mein Vater seit acht Tagen herumgeht. Er hat einen Aerger gehabt und den läßt er jetzt an seiner Familie aus. Nur wenn er daran denkt, daß er den Zuckerrübenpreis bekommen würde, verklärt sich sein Gesicht vor Freude. Ich möchte so gern, daß diese freudige Stimmung bei ihm einige Stunden anhielte — ich habe nämlich eine Bitte an ihn zu richten — eine für mich sehr wichtige, — und ich erwarte daher schon lange, daß er einmal einen Tag über gut gelaunt bleibt. Also nicht wahr, ich darf darauf rechnen, nicht Drescher, sondern Salzmann heißt der Prämiierte?"
„Seine Rübe ist erst die zwölfte in der Reihe," wandte ich ein."
„Und wenn auch! Es wird Sie ja nimand kontrollieren."
„Und mein Lohn für diese jede Moral verhöhnende Tat?"
Sie schlug errötend die Augen nieder, an denen ich einige Tränentropfen bemerkte. Diese besiegten mich sogleich vollständig.
„Werde ich Sie Wiedersehen?" fragte ich, ihre Hand ergreifend. „Werden Sie mich noch einmal hier besuchen?"
Einen Augenblick zögerte sie, dann sagte sie bestimmt, sogar freudig: „Ja gewiß!"
Nach meiner Zusage entfernte sie sich. Ich dagegen strich den Namen Drescher in meiner Notiz aus und setzte dafür Salzmann. Um mein Gewissen wenigstens einigermaßen zu beruhigen, fügte ich hinzu, daß die Rübe Dreschers die zweitgrößte sei.
Wenige Tage später erfüllte Fräulein Salzmann ihr Versprechen, sie besuchte mich, — aber in Gesellschaft eines jungen Riesen, den sie mir als ihren Bräutigam vorstellte. Beide strahlten vor Vergnügen und priesen mich als den Schöpfer ihres Glückes. Ich nahm dieses Lob mit sehr gemischten Gefühlen hin. Was mich besonders überraschte, war der Name des Bräutigams: Drescher.
„Ja, er ist der eigentliche Gewinner des Preises," bemerkte die junge Dame auf meine staunende Miene. „Der Vater war durchaus dagegen, daß wir uns heiraten sollten. Er hatte mir einen Besitzer ausgesucht, dessen Alter und dessen Gut größer ist, als das meines Bräutigams. Wenn mein Vater in besonders guter Laune ist, dann kann ich durch Bitten viel von ihm erreichen. Nun -denken Sie sich, wenn mein Bräutigam den Preis gewonnen hätte, — er würde ihn mindestens ein Jahr lang aufs Fürchterlichste gehaßt haben. Wissen sie mit welchen Worten er seine Einwilligung gab? Er sagte zu meinem Bräutigam: „Daß Du die zweitgrößte Rübe gezogen hast, beweist Deine landwirtschaftliche Tüchtigkeit, deshalb sollst Du meine Tochter haben. Aber wenn Du einmal Lust ver- spüren solltest, Dich zu überheben, so denke daran, daß Dein Schwiegervater doch noch größere Rüben züchtet als Du."
Zum Schluß will ich nur noch erwähnen, daß der „Neue" unsere Rüben-Konkurrenz durch eine Kartoffel-Konkurrenz zu überbieten suchte, aber er machte schmähliches Fiasko. Kein Landbesitzer wollte sich nachsagen lassen, daß er die größten Kartoffeln besitze.
Inln HüMMen
für Damen
empfehle meinen mit den neuesten Apparaten versehenen Friseursalon. Hochachtungsvoll
6u8lav ttammann,
Friseur.
Eingang durch die Haustüre.
ünstalt 0.kilarktpl.
ipslepdon 87.
blsussts Lünnciiiung.
Laknallmkn bei jsäsr^Vittsrunx. VerKrvsssrrmKön n-erclsu nnoll jsäem Lilä nnks sollönste ansAetillü-t. Lntnäoksln null LnvtsrtiASU von Amateur- ^.Akuallmkn.
gibt jedem MetaS d« schönsten Hochglanz. Greift nicht cm; sparsam im Gebrauch.
Packete 25 und SV ^ Offen per Pfund 1
Is. «MM
(kleine
Weinbeere)
empfiehlt in Lester trockener Ware zu billigsten Tagespreisen
Lmi! Ksoegii.
O b e r h a u g st e t t.
Einen zweirädrigen neuen
Handkarren
hat billig zu verkaufen
Michael Rexer.
Gold
wert ist ein zartes reines chestcht, rosiges tugendfrisches Aussehen, weiße, sammetweiche Kant und blendend schöner Heint. Alles erzeugt die allein echte:
Ztkckenpsnd-Wcumlih-Aeisk
v. Bergmann L Co., Sadebeul mit Schutzmarke: Steckenpferd.
L St. SV Vf- bei: K. Aeitzer, M. Schneider, K. Pfeiffer, AmaNe Aeldroea in Ealw; in MeUderstadt: Apeth. Mehttretter.
/ÄS/v/rs,?/'
Mehrere tüchtige
Maurer
für Cementarbeiten und Bruchsteinmauerwerk können sofort eintreten.
Missionsharls-Neubmt
Liebenzell (Württbg.).
S ch m i e h.
und
Brennholz-Verkauf.
DieUnterzeichnete verkauft am Mon- vk tag den 28. Mai, mittags 2 Uhr,
ein größeres Quan- MK tum Reisig und 37 Rm. Brennholz, darunter 5 Rm. Hartholz.
Zusammenkunft in der Weinstraße beim Agenbacher Wegzeiger. *
M. Rentschler Witwe.
Jüngerer tüchtiger
Mechaniker
wird für dauernde Arbeit gesucht.
H. F. Bailmamr,
mech. Kratzenfabrik.
Ein noch ganz neues
mit Federn setze dem Verkauf aus. Dasselbe ist eingerichtet zum Fahren mit einem oder zwei Hunden und für Händler besonders geeignet.
Georg Schanz,
Althengstett.
Ein solides Mädchen, gesetzten Alters, oder jüngere Frau findet als
Badewärterin
bei gutem Verdienst sofort Stelle.
Frau Maria Deker,
Oberes Bad, Liebenzell.
Suche sofort oder auf 1. Juni ein selbständiges »
Mädchen
für Küche und Haushalt.
Frau Bahnhofinspektor Böckeler, Calw.
illkl' IlLU8triink
schmeckt vorzüglich, wenn mitmeiner Mostsubstanz bereitet. Seit 25 Jahren glänz, bewährt. Viele An- eikemiungeu. Portion für 300 Liter .6.20 frco. Nachnahme. Apotheker Mehltretter, Weilderstadt.
«losets
überall anwendbar, wo wenig I oder kein Wasser zur Verfügung. 1
l. Lrsun, Liuiigai'l.
Mostbereltuna.
Muskateller-Wostnen Sultaninen, geköe,
das beste und ausgiebigste was in diesem Artikel geboten wird, empfiehlt
_ llUdenI Hssgvi»,
Telephon Nr. 9.
Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei. Verantwortlich: Paul Adolfs in Calw.