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Samstag

Beilage zu Nr. 8S.

26. Mai 1966.

Privat-Äryeigea,

Der Zuckerrüben-Preis

i Der verehrl. Einwohnerschaft von Teinach und Umgebung erlaube / mir mitzuteilen, daß ich auch für die diesjährige Saison mein

' photographisches Melier

(im Badhotel) eröffnet habe.

Ich empfehle mich in der Anfertigung von hübschen Gruppen-, « Vereins- und Familienbildern.

6 Spezialität: Vergrößerungen nach jedem Bild.

? Karl Hertlein,

V Teinach Badhotel und Stuttgart Rotebühlstr.

Wirtschaft gesucht.

Von erfahrenen, tüchtigen Wirtsleuten eine gut­gehende Wirtschaft ohne Bierzwang Pacht- oder kaufsweise zu übernehmen gesucht. Wenn rentabel ist Kauf nicht ausgeschlossen und muß Vorkaufsrecht eingeräumt werden. Offerte unterWirtschaft" an das Compt. ds. Bl. erbet.

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Eine Redaktions-Humoreske von Max Hirschseld.

Vor zehn Jahren war ich Redakteur desGroßhoher Anzeigers", ich meine: des alten Großholzer Anzeigers, dessen sich alle Großholzer Kinder noch sehr gut erinnern werden. Der später gegründeteReue Großholzer Anzeiger" war nicht halb so viel wert, das reine Käseblatt, doch ich will mich nicht selbst loben. Die Tatsachen sprechen ja für sich selbst. Während wir über volle 900 Abonnenten verfügten, brachte es derNeue" kaum auf hundert.

Natürlich war die Konkurrenz eine fürchterliche. Wir balgten uns d. h. entweder moralisch gesprochen oder durch Vermittelung unserer dienst­baren Geister um jeden einzelnen Abonnenten. Als z. B. der neue Arzt nach Großholz kam und zunächst im Hotel abstieg, brachte es derNeue" fertig, die ganze Nacht auf der Terrasse vor dem Hotel zu sitzen, um den Arzt abzupassen und ihm ein Abonnement aufzuzwingen. Und doch-

Aber ich verliere mich zu sehr in Einzelheiten. Ich will nur noch einige Konkurrenz-Manöver erwähnen, welche zum Verständnis dieser Geschichte unentbehrlich sind.

Großholz selbst zählte damals nicht mehr als etwa tausend Einwohner, die totgeborenen Kinder mit eingerechnet. Unsere Hauptstütze war daher die allerdings sehr starke Umgegend, welche fast durchweg ans Gutsbesitzern bestand, unter welchem Titel wir die kleinsten Bauern und die größten Agrarier zusammenfaßten.

Wenn ein Bauer nach unserer Expedition kam, hatte mein Verleger, ein sehr jovialer Mann, er war früher Hausierer mit Papierwaren gewesen die Gewohnheit, dem Manne, der ein Inserat aufgab oder ein Abonnement bestellte, einen Schnaps zu verehren. Dieser harmlose, patriarchalische Brauch wurde von demNeuen" plötzlich als Konkurrenz- Manöver aufgefaßt, und er besaß die ungeheure Schamlosigkeit, in seinem Blatte anzukündigen, daß er jedem Inserenten oder Abonnenten, der am Markttage nach der Stadt käme, zwei Schnäpse, sowie der Gattin desselben eine Tasse Kaffee verabreichen werde. Wir hofften zwar, daß unsere Kunden die Absicht durchschauen und sich verletzt abwenden würden, sahen uns aber getäuscht. Das Landvolk nahm das Gute, woher es dasselbe kriegte, und alte Kunden begannen zu dem Konkurrenten zu gehen.

Mein Verleger wollte in seiner Verzweiflung ankündigen, daß er am Markttag jedem Kunden ein Mittagessen gratis gebe.

Niemals!" rief ich aus,nicht auf dem materiellen kulinarischen Wege, sondern auf dem geistig moralischen wollen wir den Sieg über das freche Gezücht davontragen."

Ach, gehen Sie mir! Was Hilst mir das Geistige und Moralische, wenn die da drüben mir das Blatt mit Schnaps und Kaffee ruinieren."

Dennoch drang ich mit meinem Vorschlag durch. Ich druckte ein Preisrätsel in die Sonntagsnummer. Der Preis bestand in einem Werk über die Pferdezucht, welches sich schon lange in der Redaktion Herumtrieb und gewöhnlich dazu benutzt wurde, den wackligen Tischfuß zu stützen. Unser Erfolg ließ natürlich denNeuen" nicht schlafen. Er brachte ein Rätsel mit drei Preisen, und wieder begann sich das Zünglein der Wage auf seine Seite zu neigen.

Fast wäre ich um weitere Aushilfe in Verlegenheit gewesen, da half mir der Zufall. Ein Gutsbesitzer schickte mir eine Zuckerrübe mit dem Bemerken, dies sei unstreitig die größte Mbe, welche in der ganzen Umgegend während dieses Sommers gezogen worden sei. Da ich in landwirtschaftlichen Dingen immer mehr Instinkt, als Kenntnisse besaß, so war ich von vorn­herein von der Richtigkeit dieser Behauptung überzeugt und brachte sogleich eine redaktionelle Notiz, mit der fettgedruckten Ueberschrift:Die größte Zuckerrübe von Großholz und Umgegend."

Zu meinem Schrecken sah ich bald ein, daß mein landwirtschaftlicher Instinkt mich im Stiche gelassen hatte. Innerhalb der nächsten acht Tage erhielt ich einen ganzen Berg von Zuckerrüben, von denen wenige kleiner, die meisten aber größer waren, als die zuerst gesandte.

Was nun tun? Ich konnte doch nicht 20 verschiedene Berichtigungen bringen. Nach einigem Nachdenken zog ich mich mit Glanz aus der Affäre indem ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Ich quittierte mit wenigen Zeilen über alle Rübensendungen und setzte gleichzeitig einen baren Preis von 20 Mark für die größte, selbsterzogene Zuckerrübe aus.

Mein Verleger lachte sich ins Fäustchen. Er konnte eine ganze Wagen­ladung Zuckerrüben verkaufen, die ihm mehr als 20 Mark einbrachten. Aber das kam erst ganz zuletzt. Zunächst handelte es sich darum, wer den Preis kriegen sollte.

Natürlich der Einsender der größten Rübe!

Ja, so dachte ich auch, und eben wollte ich die Notiz abfassen, in der ich mit großem Pomp verkündete, daß der Gutsbesitzer Drescher der Glückliche sei, als an meine Redaktionstür geklopft wurde und ein junges Mädchen eintrat.

Es inag wohl sein, daß ich damals nicht besonders verwöhnt war. Großholz hatte nicht viel junge Mädchen aufzuweisen, und unter diesen wenigen