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hoffen wir auch auf eine möglichste Berücksichtigung dieser zum Teil sehr wichtigen Fragen. Zu dem am 7.—10. Juni ds. Js. in Lindau am Bodensee tagenden deutschen Fischereitag werden der Vorstand und der Sekretär als Vertreter des Vereins entsendet. Noch ehe die Verhandlungen beendigt waren, erschien der Vereinsvorstand, Hr. Regierungsrat Voelter, von der Versammlung lebhaft begrüßt. Nach Erledigung der Gegenstände schloß der Vorsitzende den geschäftlichen Teil, worauf man zu dem vom Verein gegebenen Fischessen überging, wozu Mitglied Andler die Forellen in dankenswerter Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte. Die ganze Versammlung ist in harmonischer Weise verlaufen und wünschen wir, daß der Verein auch ferner blühen, wachsen und gedeihen möge.
2 . Wildberg 22. Mai. Letzten Sonntag hielt der W ürttembergisch e Schwarzwaldverein seine Generalversammlung hier ab, die trotz des ungünstigen Wetters gut besucht war. Die Verhandlungen nahmen um 12 Uhr ihren Anfang im Rathaussaal, wo Stadtschnltheiß Mutschler die Vertreter der Bezirksvereine namens der Stadt willkommen hieß. Die Beratungen dauerten ohne Unterbrechung bis 4 Uhr. Als Ort für die im Laufe des Sommers stattfindende Hauptversammlung des Vereins wurde Dornhan, als solcher für die Frühjahrsversammlung 1907 Herrenalb bestimmt. Das hierauf im Schwarzwaldbräuhaus eingenommene Mittagessen war von einer Reihe trefflicher Reden gewürzt. Des anhaltenden Regens wegen mußte der für den Abend geplante Spaziergang aufs Sulzer Eck, woselbst der hiesige Bezirksverein vor einigen Jahren eine Schutzhütte erstellen ließ, von der man eine herrliche Aussicht genießt, leider unterbleiben. Möge der; werten Gästen aus der Nähe und Ferne der kurze Aufenthalt hier in angenehmer Erinnerung bleiben!
Döffingen 22. Mai. Gestern mittag 5 Uhr fielen die beiden 4- und 6jährigen Knaben des Andreas Seher an der sogenannten alten Brücke in die Schwibbe. Der ältere Knabe wollte den jüngeren noch retten, was ihm aber leider bei dem hohen Wasser nicht gelang. Beide Knaben mußten ertrinken und konnten trotz eifrigen Suchens bis jetzt noch nicht aufgefunden werden.
Stuttgart 18. Mai. Der 21. Verbandstag des Landesverbands der Wirte Württembergs findet vom 5.-7. Juni in Rottweil statt. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Punkte: Die bevorstehende Landtagswahl und die Bedeutung derselben für das Wirtsgewerbe in Bezug auf das Umgeld, Alkoholbewegung, sowie Bericht über den Stand des Flaschenbierhandels, Beratung und Genehmigung der Statuten für die Gründung eines Reichsverbands deutscher Gastwirte. Außerdem kommt zur Beratung ein Antrag des Wirtsvereins Tübingen betreffend Beseitigung des hauptsächlich noch im Remstal üblichen Eintretens der Trauben.
Stuttgart 22. Mai. Die Kammer der Standesherren trat heute in Anwesenheit sämtlicher Mitglieder des Staatsministeriums (mit Ausnahme des erkrankten Ministers v. Soden) sowie der Herzöge Albrecht und Ulrich in die Beratung über die Verfassungsrevision ein. Fürst Quadt-Jsny bemerkte vor der Berichterstattung, daß die Abfassung des gedruckt vorliegenden Berichts in allem Einverständnis mit Geheimrat v. Heß erfolgt sei. Nach Beendigung der Verlesung der Einleitung des Kommissionsberichts nahm Ministerpräsident v. Breitling das Wort, um auf die hohe Bedeutung des Reformwerks hinzuweisen. Die von der Kommission beschlossenen wesentlichen Aenderungen seien allerdings geeignet, den Abschluß des Werkes zu erschweren. Die Regierung hege jedoch die Erwartung, daß trotz aller entgegenstehenden Schwierigkeiten ein Ausgleich auf gerechter Grundlage geschaffen wird. Notwendig sei, daß auch die Mitglieder dieses hohen Hauses an der Verständigung tatkräftig Mitwirken. Der Gang der Verhandlungen in diesem hohen Hause müsse zeigen, ob ein Ausgleich geschaffen werden kann. Ter Erbprinz von Löw enstein vertrat einen reformfreundlichen Standpunkt, trat für die Rechte des hohen HauseS ein und begründete insbesondere die von der Kommission beschlossenen Abänderungen. Positive Anhänger der Revision seien die Standesherren nicht, trotzdem würden sie auch kein Hemmschuh sein. Der Fürst von Löwenstein-Wertheim, welcher besonders das Budgetrecht gewahrt wissen wollte, gab insofern eine hochbedeutsame Erklärung ab, als er die Erhöhung der Mitgliederzahl des anderen Hauses nicht für eine so schwerwiegende Frage ansehen konnte. Diese persönliche Meinung des Fürsten bezeichnte der Ministerpräsident für sehr wertvoll und für eine Verständigung geeignet. Die Angriffe auf das hohe Haus wurden allgemein verurteilt, aber auch nicht sehr tragisch genommen. Insbesondere betonte Geheimrat von Heß, daß jedem Verfassungsentwurf das andere Haus den größten Widerstand entgegenbrachte. Die Wohnsitzklausel sowie die Aufgabe des Kronrechts bezügl. der Ernennung neuer erblicher Mitglieder wurden für unannehmbar erklärt. Die Sitzung wurde um 12'/» Uhr geschlossen. Die Weiterberatung auf morgen Vormittag 10 Uhr festgesetzt.
Stuttgart (Württ. Automobilklub.) Der nunmehr 150 Mitglieder zählende Württ. Automobilklub veranstaltete am Sonntag den 13. d. eine Zuverläffigkeitsfahrt mit Preisbewerb. Es beteiligten sich daran 18 Wagen, die von ihren Besitzern, Klubmitgliedern, gesteuert wurden. Von den nach ihrer Stärke in 3 Klaffen eingeteilten Wagen konnten 8 mit ersten und 5 mit zweiten Preisen bedacht werden, was angesichts der bedeutendsten Anforderungen, welche die 348(1. Kl.), 242 (2. Kl.) und 173 km (3. Kl.) langen Strecken sowohl an den Fahrer als auch an den Wagen stellten, als ein sehr gutes Ergebnis bezeichnet werden muß. Ein Festmahl im Hotel Marquardt mit daran anschließender Preisverteilung vereinigte abends die Klubmitglieder mit ihren Damen, wobei das Ergebnis des Preisbewerbs verkündigt wurde.
das Deck strömenden Wasser schnell aufgefischt waren, wurden sie ihm wieder übergeben, und er sprach nunmehr ganz gelassen:
„Dies ist das Brot, welches wir erhielten; keiner von uns hat es angerührt; wir wollen bitten, daß Sie es ansehen, denn es könnte ja sein, Sie wüßten nicht, was der Steward an uns austeilt."
„Reiche einen trockenen herauf," sagte der Kapitän. Da die zur Stelle befindlichen mehr oder weniger durchweicht waren, lief ein Mann schnell nach dem Kastell und brachte einen trockenen. Der Kapitän nahm ihn, brach ein Stück los, roch daran, kostete und reichte dann auch dem Maat ein Stück, welcher ebenfalls erst daran roch und es dann aß. „Weiter," befahl der Kapitän. Es trat nunmehr ein Mann mit einer der Zinnschüsseln vor und sprach:
„Hier ist das, was wir als Schweinefleisch bekommen; ich will kein ehrlicher Mann sein, wenn es einem wegen seines verfaulten Zustandes nicht den Magen umdreht."
„Gieb die Schüssel her," befahl Coxon kalt.
Nachdem er sie in Empfang genommen, stocherte er mit einem Messer darin herum, schnitt ein Stückchen von dem Fleisch ab und steckte es in den Mund. Ich erwartete er würde vor Ekel ein Gesicht schneiden, aber er tat nichts dergleichen; ohne eine Miene zu verziehen, reichte er die Schüssel an Duckling, der nun auch seinerseits das Fleisch sehr genau besichtigte, dann aber die Schüssel, ohne von ihrem Inhalt zu kosten, ruhig beiseite stellte.
„Der nächste," sagte der Kapitän kurz.
„Dies, Sir, soll Sprup sein; eher alles andere nach den vielen Schalen zu urteilen, schätzen wir das Zeug auf gekochte Schwaben."
„Zeig" her," stieß Coxon, jetzt schon etwas unwillig hervor.
Er prüfte den Inhalt des Gefäßes scheinbar mit großer Aufmerksamkeit, denn er kippte es hin und her, kostete aber diesmal nicht und nur
Erste Preise erhielten in 1. Klasse: R. Bosch auf Mercedes, C. Bareiß auf Mercedes, H. Balz auf Mercedes, P. Wächtler auf Adler, Gg. Baumann-Calw auf Mercedes; in 2. Klasse: H. Honold auf Renault, A. Hirth auf N. A. G.; in 3. Klasse: P. Grotz auf Adler.
Cannstatt 21. Mai. Heute Abend kurz vor 6 Uhr stürzte sich ein Unbekannter auf der hiesigen König-Karlsbrücke in den Neckar; es gelang nicht, dem Lebensmüden zu Hilfe zu kommen, auch die Leiche desselben ist noch nicht geborgen.
Rotenberg OA. Cannstatt 22. Mai. Der 84 Jahre alte Weingärtner und Bienenzüchter Wilhelm Fr. Lutz von hier befand sich am Sonntag Vormittag in seinem hart über einer 2'/- m hohen Mauer seines Gartens gelegenen Bienenstand um nach seinen Völkern zu sehen. Durch die heftigen Regengüsse der letzten Tage kam nun das Erdreich plötzlich ins Rutschen und der Bienenstand wurde samt dem darin befindlichen Lutz von den nachstürzenden Erdmassen und der einfallenden Mauer buchstäblich begraben. Lutz wurde von herbeieilenden Personen schwer verletzt hervor^ezogen.
Wann weil OA. Reutlingen 22. Mai. Flaschner Bader von hier ertrank in der Nacht vom 19. auf 20. Mai, nachdem er zuvor die Witwe Gonser, Adlerwirtin, und ihre 4 Kinder aus der Ueberschwemmung gerettet hatte. Ueber die näheren Umstände wird jetzt noch bekannt, daß Bader einen an den Steg angeschwemmten Baumstamm, welcher das Wasser zur Stauung brachte, entfernen wollte. Däs Wasser spülte jedoch den Steg weg und riß den daraus stehenden Mann mit sich fort. Sämtliche Bemühungen, an das Land zu gelangen, mißlangen, der Unglückliche sank unter und ertrank.
Reutlingen 21. Mai. Beim Fabrikgebäude Wendler stürzte infolge des Hochwassers heute mittag eine Mauer ein und begrub den Maurermeister Gackeler und einen Arbeiter unter sich. Die beiden konnten noch lebend, jedoch mit schweren Verletzungen wieder herausgezogen werden. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle. — Der in Wann weil ertrunkene Sattler Bader wurde bei Nürtingen geländet.
Bühlertal 21. Mai. Hier ertranken heute 4 Kinder, darunter drei des Flaschnermeisters Weck, deren Mutter erst am Samstag gestorben ist; das eine Kind fiel nämlich in den hoch angeschwollenen Bach, die andern drei sprangen nach, um es zu retten, und ertranken alle.
Neckarsulm 21. Mai. Nachdem der Neckar uns gestern ein Hochwasser gebracht hat, wie es seit dem Jahre 1882 nicht mehr zu sehen war, geht es seit nachmittags 4 Uhr langsam zurück. Das ganze Wiesental von Heilbronn bis Jagstfeld ist in einer Breite von 1 km und darüber ein
mit den Worten: „Hier nehmt," und „was giebt es noch mehr?" gab er das Töpfchen zurück.
Seiner Frage folgte sofort die Antwort':
„Das hier soll Tee sein!" Der Mann, der dies rief, hielt dabei ein Geschirr mit einer dunklen Flüssigkeit hin und fuhr fort: „Es muß wohl aber eine ganz besondere Sorte sein, denn Tee, wie er auf dem Lande verkauft wird, ist es nicht und Tee wie man ihn sonst an Bord anderer Schiffe bekommt, ist es auch nicht. Es ist vielleicht Tee für den, der ihn dafür giebt, aber nicht für den, der ihn dafür trinken soll. Kann sein, daß er in England gewachsen ist, denn einen Duft von China hat er nicht. Er ist zu schwach für Tabakblätter und nicht süß genug für Lakritzen. Fisch hier meint, es käme vom Schimmel, daß er wie Sennesblätter schmeckt."
Nun trat eine Pause ein, während welcher die Leute den Kapitän erwartungsvoll anstarrten. Ich bemerkte einige zornige, ja sogar drohend aussehende Gesichter, und der Koch blickte mit einem wahrhaft teuflischen Ausdruck auf den Maat. In der Sprache und dem Benehmen der Leute lag aber bis jetzt noch nichts, was selbst den allerängstlichsten Kapitän hätte erschrecken können. Mir machte ihr ganzes Verhalten bei der Sache den Eindruck, daß wenn ihnen nur einiges Wohlwollen und freundliches Entgegenkommen, ja selbst nur der gute Wille zur Beseitigung ihrer Klagen gezeigt würde, aus ihnen eine ganz willige, arbeitsame Mannschaft werden könnte. Nachdem der Kapitän eine Zeitlang geschwiegen und nur ab und zu mit Duckling Blicke ausgetauscht hatte, fragte er, ob noch mehr Klagen vorzubringen wären. Die Leute murmelten einen Augenblick unter einander und dann antwortete Johnson: „Nein."
„Gut also," sagte er, „wenn ich auch Eure Beschwerden anerkennen wollte, seht Euch doch um," und dabei zeigte er rund auf der See umher, „kann ich denn Abhilfe schaffen? Es tut mir leid Euch sagen zu müssen, daß Ihr bis Valparaiso warten müßt." (Fortsetzung folgt.)