lliattonaldemokraten, sowie derPoledni List" des Herrn Stribrny, hierbei gegen Deutschland anschlägt, übertrifst alles bisher dagewesene. Unter der UeberschristUnerhörter An­griff des deutschen Außenministers auf die Tschechoslowakei" schreibt derNarod":Deutschland, in dem nicht nur Demon­strationen, sondern auch politische Morde an der Tagesord­nung sind, wagt es, die Prager Bevölkerung zu maßregeln, weil sie zu deutschen Provokationen Stellung genommen hat. Wie Dr. Curtius von den nationalen Manifestationen der Prager Bevölkerung spricht, ist in Inhalt und Form derartig, daß man es kaum anders bezeinchen kann als eine neue Pro­vokation gegen unser Volk und unseren Staat." Das Blatt verzeichnet dann den Wortlaut der Rede und fährt fort: Dieses Vorgehen des deutschen Außenministers ist ein einzig dastehender Fall in der internationalen Politik. Deutschland tritt hier als Protektor unserer Deutschen auf, und der deutsche Minister macht uns herunter, als wäre die Tschechoslowakei wirklich ein Vasallenstaat, der unter dem Kuratell des Reiches stehe."

Wie zu erwarten war, hat auch bereits die offiziösePra­ger Presse", das Organ des Außenministers Dr. Benesch, an leitender Stelle das Wort zu einer ausführlichen Kommentie­rung der Rede Curtius' ergriffen, in der vor allem das un­verhüllte Erstaunen über die energische Erklärung des Reichs­außenministes zum Ausdruck kommt.Wir können nicht ver­schweigen", so schreibt diePrager Presse" u. a.,daß diese Kundgebung für die tschechoslowakische Oeffentlichkeit eine Ueberraschung bedeutet. Tie Ausführungen Curtius' müssen, da die Prager offiziellen Kreise bereits zu den Vorfällen Stel­lung genommen haben, mit Verwunderung in Prag ausgenom­men werden, vor allem der Versuch, aus den Demonstrationen Abneigung und Hatz der tschechoslowakischen Bevölkerung, der Stadt Prag und der ganzen Nation gegen deutsche Kunst und das Deutschtum überhaupt abzuleiten."Mit Verwunderung müßten auch alle Schlußfolgerungen ausgenommen werden, daß es sich bei den Demonstrationen um Anerkennung oder Nichtanerkennug deutscher Kultur gehandelt habe, denn die Demonstrationen hätten sich nur gegen dasallzu große Aus­maß" deutscher Tonfilme in Prager Kinos gerichtet. Es wäre eine tendenziöse Uebertreibung, wenn diese Kundgebungen der Gesamtbevölkerung zur Last gelegt würden." Zum Schluß heißt es dann weiter:Wir bedauern die Kundgebung des deutschen Außenministers um so mehr, als er wohl von un­richtigen Voraussetzungen ausgehend selbstverständlich unrich­tige Schlüsse ziehen mußte. Wir sind der Ansicht, daß der­artige Aktionen, die alle Bereiche der kulturellen und künstle­rischen Beziehungen zwischen der Tschechoslowakei und Deutsch­land umfassen und in der Boykottierung tschechischer Bühnen­werke usw. zum Ausdruck kommen, geeignet sind, wechselsei­tigen Haß zu entfesseln und eine Atmosphäre eines unkultu­rellen Chauvinismus zu schaffen." Die Ausführungen der Prager Presse", die durch eine überaus große Betroffenheit gekennzeichnet sind, schließen dann mit dem Satz:Wir wollen also einstweilen nur sagen, daß wir die Kundgebungen des Außenministers Curtius bedauern und sie für ungerecht und damit für unrichtig halten." Man sieht, die Rede des Reichs- aüßenministers hat in Prag ihren starken Eindruck nicht ver­fehlt. Wenn das Erstaunen, das die Rede Dr. Curtius' aus­gelöst hat, dazu führen würde, daß man sich in Prag auf allen Seiten einmal überlegt, wie die Prager Krawalle im Deut­schen Reich wirken mußten, dann wäre bereits eine Voraus­setzung zur Klärung geschaffen.

Das Erdbeben im Norden.

Kopenhagen, 1. Nov. Aus vielen Orten der Inseln See­land, Fünen und Schwedisch-Schoonen liegen nunmehr Mel­dungen über die nächtlichen Erdstöße vor. Sachverständige neigen der Annahme zu, daß sich die alte skandinavische Bruch­linie im Oeresund in her Nacht geöffnet habe. Die Erdstöße waren während etwa zwei Minuten immer nur wenige Sekun­den lang zu verspüren. Wie in Kopenhagen, so bemerkte man auch auf Seeland und Fünen eine Erschütterung der Häuser. In den Wohnungen wurden Möbel von der Stelle gerückt, in einigen Orten fielen sogar Oefen um. Auf Stevns glaubte man, daß der Kreidefelsen zusammengebrochen und der Leucht­

turm ins Meer gestürzt sei, was sich jedoch glücklicherweise nicht bestätigte. Der schwedische Geoloe, Prof. Karl Grön- wald in Lund, glaubt, daß der gemeinsame Grund der Inseln Seeland und Schoonen sich verschoben habe. Möglicherweise würden sich die Erdstöße in den nächsten Tagen wiederholen, da solche Vorgänge bei Erdverschiebungen immer zu beobach­ten seien.

Die Ueberlebenden vonR. 101" sagen aus.

London, 1 . Nov. Die Untersuchung über die Katastrophe desR. 101" ging am Freitag zur Vernehmung der Ueber­lebenden über. Unter diesen befinden sich zunächst die beiden Maschinisten Cook und Leech, die im Augenblick der Kata­strophe sich in der Nebengondel befanden. Uebereinstimmend wurde von beiden ausgesagt, daß au den Motoren, außer un­regelmäßigem Oeldruck nichts Auffallendes festgestellt worden sei. Die beiden anderen Ueberlebenden, darunter der Radio­offizier Disley, vermochten einige nähere Angaben über die Vorgänge zu machen, die der Katastrophe unmittelbar voraus­gingen. Aus diesen Schilderungen geht hervor, Laß das Luft­schiff wenige Sekunden vor dem Unglück stark mit der Spitze nach unten neigte, sich sodann für einige Sekunden wieder aufrichtete, um schließlich unter einem Neigungswinkel von schätzungsweise 30 Grad wenige Sekunden später auf der Erde aufzuprallen. Nach einem nur Bruchteile einer Sekunde wäh­renden Wiederabpralleu von der Erde erfolgte der zweite Auf­stoß-, dem die Explosion und sodann zwei weitere Explosionen unmittelbar folgten. Die Zeugen sagten übereinstimmend aus, daß einige Sekunden vor der Katastrophe von der Führer­gondel durch Glockensignal der BefehlLangsame Fahrt!" in die Motorengondel weitergegeben wurde, die Ausführung dieses Befehls jedoch mit der Katastrophe zusammenfiel. Wei­ter sagten die Zeugen, daß das Luftschiff bewußt in eine Schlechtwetterzone hineingesteuert sei. Obwohl der Befehl aus­gegeben wurde, nicht unter eine Höhe von 1000 Fuß zu gehen, befand sich das Luftschiff bei der Kanalüberguerung in einer Höhe von nicht über 700 Fuß. Ohne genaue Zahlen für die Höhe während des Weiterflugs angeben zu können, sagten die Zeugen aus, daß manchmalbergauf und bergab" gefahren wurde. Unmittelbar ehe das Luftschiff sich das erstemal mit der Spitze stark nach unten neigte, kam der erste'Navigations­offizier aus der Führergondel herüber und rief:Wir sind verloren, Kameraden!" Wenige Sekunden später erfolgte dann die Katastrophe, und keiner der Ueberlebenden vermag genaue Angaben über seine Rettung zu machen. Der gerettete Radiooffizier Disley schilderte unter seelischer Erschütterung, wie er sich gegen seinen Transport ins Krankenhaus gewehrt habe, um zunächst ein Telephon zu erreichen und dem Luft­ministerium in London Mitteilung von der Katastrophe zu machen.

Aus Stadt und Bezirk.

Neuenbürg, 2. Nov. (Vom November.) Der Volksmund nennt den November denNebelmonat" und von der wissen­schaftlichen Wetterkunde wird diese Namensgebung bestätigt. Im November ist die Zeit rascher klimatischer Uebergänge meist zieht er düster mit Regenschauern, oft auch schon M nassem Schnee und viel Kälte herauf. In der Natur ist, da alle Feldarbeiten nun beendet sind, eine eigenartige besinnliche Stille eingetreten. Mit dem November nähert sich das Kir­chenjahr seinem Ende. Die Bauernregeln, die sich auf den November beziehen, drehen sich in der Hauptsack>e um das bevorstehende Eintreten von Kälte und Schnee. Sie sagen daß, wenn nicht bereits zu Allerheiligen ein sog. Nachsommer sich sehen läßt, dieser um Martini folgt:Zu Allerheiligen- fest, ein später Sommer sich blicken läßt". Dagegen:Bringt Allerheiligen einen Winter, so bringt Martini einen Sommer". Kommt der Schnee bald, so ists dem Bauern recht, denn viel und langer Schnee, gibt auch viel Frucht und Klee". Weitere Bauernregeln lauten:Fällt der erste Schnee in Schmutz, vor strengem Winter kündet er Schutz". Mariä Opferung (21. November) klar und hell, macht den Winter streng ohne Fehl. Sitzt November fest im Laub, wird der Winter hart, das glaub. Sperrt der Winter früh das Haus, hält er es nicht lange aus. Blühen im November die Bäume aufs neu, währet der Winter bis zum Mai. Wenn das Laub von Bäumen und Reben nicht vor Martini abfällt, ist ein harter Winter zu hoffen. Wenn auf Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind. An Martini Sonnen­schein, tritt ein kalter Winter ein. Der Andreasschnee (30.) tut dem Korn Weh.

Diktatur über Brasilien.

Rio de Janeiro, 1. Nov. Die neue Regierung Brasiliens wird nach der in einem Interview geäußerten persönlichen Meinung Juarez Tavoras, des Führers der siegreichen Revo­lution im Norden, eine Diktatur sein, die von Heer und Marine gestützt wird. Tavora erklärte, er spreche im Namen der Jugend, die den Sieg der Revolution erkämpft habe. Er äußerte, daß nach seiner Meinung diese Diktatur so lange herr­schen müsse, bis eine gründliche Reform des ganzen brasilia­nischen Staatswesens durchgeführt worden sei. Der Kongreß würde, so meinte Tavora, sicherlich aufgelöst und durch eine technische Kommission ersetzt werden. Tavora sprach sich ferner­hin gegen ausländische Einwanderung aus. Er erklärte, die notwendige Kolonisierung der vielen, noch mangelhaft oder gar nicht besiedelten reichen Zonen Brasiliens müsse in erster Linie den Brasilianern überlassen bleiben. Das britische Konsulat, in den: Juan Prestes, der vor dem Umsturz bereits zum Prä­sidenten Brasiliens gewählt worden war und sein Amt am 15. November antreten sollte, Zuflucht gesucht hat, wird dau­ernd streng bewacht. Der deutsche Gesandte in Rio de Janeiro hat in einem Brief an die ZeitungOglobo" erklärt, Kapitän Rolin von derBaden" Werde vor das Seeamt in Hamburg geladen werden. Dort soll geklärt werden, wer die Verant­wortung für die Beschießung derBaden" trägt.

Neuenbürg, 2. Nov. Die herbe Schwermut, die den Aller­heiligen-Sonntag bei seinem Erwachen begleitete, hielt nicht lange an. Schon in den Vormittagsstunden drang die Sonne durch, um am Mittag eine Herbststimmung zu schaffen, wie man sie sonst an diesem Tage nicht gewohnt ist. Kein Wunder, daß Jung und Alt das Freie aufsuchte, um den einzigartigen Herbstzauber über sich ergehen zu lassen. Besonders starken Besuch hatte der Friedhof aufzuweisen. In den späten Abend­stunden setzte ein ungewöhnlich heftiger Sturm ein, der den letzten Rest erstorbener Blätter von den Bäumen fegte und an Türen und Fenstern rüttelte. Am Dietrichsweg auf Markung Gräfcnhausen wurde durch eine umgestürzte Buche die Hoch­spannungsleitung zerstört. Entstandene Störungen in der Leitung sind darauf zurückzuführen. Die Wiederherstellung derselben ist in Angriff genommen. Es kann als ein Glück bezeichnet werden, daß keine Personen zu Schaden kamen.

Neuenbürg, 3. Nov. In der Weinstube Karl Silbereisen hielt Samstag abend der Motorsport-Club Enztal E. V- seine jährliche Hauptversammlung ab, die sich eines guten Besuches erfreute, wenn auch seitens der Vorstand- scksaft gewünscht worden wäre, daß bei der großen Zahl von Mitgliedern ein noch regeres Interesse an den Tag gelegt würde. Jahres- und Kassenbericht erfuhren keine Beanstan­dung, desgleichen wurde der Etat für 1031 nach kurzer Aus­sprache genehmigt. Die Besetzung der einzelnen Vorstauds- und Ausschußposten verblieb mit einer Aenderung, für die Baurat Stribel hinzugewählt wurde. Die Veranstaltungen im kommenden Jahr wurden ohne Bindung für die Durchfüh­rung eingesetzt, weshalb auch die üblichen Veranstaltungen, Herbst- und Maskenball, von dem offiziellen Programm ab­gesetzt wurden, um der wirtschaftlichen Not, die alle Kreise erfaßt hat, Rechnung zu tragen. Beitragssäumige Mitglieder werden, soweit sie die versandten Nachnahmen zurückgehen ließen, laut Beschluß der Generalversammlung mit dem Ge­richtsvollzieher Bekanntschaft machen, da der M.S.C. Enztal als eingetragener Verein nicht dulden kann, daß seine Mitglie­der wahllos Ein- und Austritt erklären. Bei dieser Gelegen­heit sei nochmals betont, dsiß jeder gewissenhafte und anstän­dige Auto- und Motorradfahrer Aufnahme im A.D.AL durch den M-S.C. Enztal findet, der ihm in Notlagen jeden nur erdenklichen Schutz gewährt und sämtliche Auskünfte, die mit dem Kraftfahrwesen und dessen etwaigen Folgen Zusam­menhängen, kostenlos erteilt.

Vvki ffMkllir» u»«kSkiurcc«7L§cttv7L-.vkit>./tö o.i-ikizreir Gkkvko

Oss Tages Last, ctes Hebens Pleiten, ves Osseins Unrnlänglicchlleiten,

Ose ctüstsen Soegen Tesusvstos Selonnte irnrnev ctee fturnov.

Mo seine stökiensonne steshlt.

Mo 6e ctas 6eane hellev matt,

Miect suase ctie Melt kein Psvaclies. vocH immerhin oft halb so mies.

Mir müslen lachen, statt ru meinen.

Mir Können beicles auch vereinen, ves lieben Nächsten Lhlimmen ffehl Setvachtet man nicht mehr so Lheel, verzeiht, belächelt, kommt Ach vor.

Dies alles säubert clee stumov.

Le ein Tröster aus Palbon. ves herben Schmevres lichter Sohn.

Vas Schönste aber- wenn er Lheint,

List, clu, o Leser, nie gemeint.

Misst hier uncl cla clu ungehalten.

Legst clu clie Stirn in böse ssalten

Gleich lachst clu Mieder frei uncl freier - fflan meint nicht mich, man meint ja ffleiee st Lies clen koman in mivree Beit Mt abgeklärter pleiterKeit.

emem lene gemurmeltenAuf Wiedersehen" schleunigst au? dem Büro verschwinden.

Auch die Arbeit des Herrn Hanf für diese Woche ist nun getan. Erleichtert aufseufzend, will er gerade den Geldschrank zuschließen, als die Tür zum Prioatkontor aufgerissen wird und ein hochroter Kopf mit schimmernder Glatze in der Tür- jpalte erscheint.

Das Verkaufsbuch, bitte!" ruft der Seniorchef Paul Sperk.

Was die nur mir dem Verkaufsbuch jetzt am Wochenende noch wollen? Mit den Gemütserregungen des Herrn Sperk ist nicht zu spaßen!

Das Verkaufsbuch, Herr Hanf, habe ich gesagt!"

Mit sicherem Griff hat der Prokurist das Buch zur Hand und reicht es dem Chef. Ein kurzesDanke", und di« Tür

fliegt unsanft zu. Nu ^

tun hört Hanf deutlich, wie das recht umfangreiche Ge­schäftsbuch im Privatbüro auf di« Tischplatte geschmettert wird. Die starke Polsterung der Tür kann nicht verhindern, daß di« immer lauter werdenden Stimmen der beiden Chefs herüberdringen. Sogar der sonst so besonnene Herr Olden- brook scheint in Harnisch geraten zu sein.

Als Hanf vor dem Kleiderhaken steht, um seine Büro-

Lüsterjacke mit dem Tagesanzug zu vertauschen, tritt er beim n blauen Sonntagsjacketts ärgerlich mst

1 .

Wochenende bei der Firma Sperk L Co.k . .

Der Kalender zeigt Sonnabend, den 20. Mai 1927, di« Kontoruhr ein Viertä nach ein Uhr.

Der alte Prokurist Ludwig Hanf knittert sorgfältig das schon mehrfach benutzte Peraament-Frühstückspapier zu­sammen, nicht nur, weil er von Natur aus sparsam ist, sondern vor allem deshalb, weil Mariechen. seine Gattin, dies seit Jahren so angeordnet hat.

Der Lehrling Kurt ist mit dem Frankieren der Briefe fertig.

Endlich kann er von dem hohen Sessel Heruntergleiten, sämtliche Geschäftsbücher in den Geldschrank schleppen »nd mit

Anblick seines guten dem Fuße auf.

Er durfte nämlich dem Drängen seiner Gattin nicht länger widerstehen, mußte sich heute ein Herz fassen und mit den beiden Chefs wegen der dringend nötig gewordenen Ge­haltsaufbesserung Rücksprache nehmen. Immer wieder hatte er die Sache mangels von Mut hinausgeschoben.

Als beim Aufstehen der neue Anzug aufgebügelt vor seinem Bette lag, ebenso die blütenweiß« frische Wäsche und die blitzblank geputzten Ausgehstiefel, da wußte er. was die Glocke geschlagen hatte.

Aber wie sollte er wagen, in dieser heiklen Angelegenheit keine Chefs zu sprechen, jetzt, wo ihre Laune offenbar auf dem Nullpunkt stand!

Sorgenvoll trat er ans Fenster und blickt« auf den Fabrik- Hof hinaus, memorierte die kleine Ansprache an Sperk L Co., die der Bitte um monatliche Gehaltsaufbesserung von fünfzig Reichsmark vorausgehen sollte.

Drinnen hatte sich Herr Sperk vo« seinem Sitze am Doppel­pult erhoben und stand in der Mitte des eleganten, mit Tep­pichen ausgelegten Raumes, ein stattlicher Fünfziger, in der Kleidung durchaus schick. Bei seiner Wohlbeleibtheit hatte der kleine, untersetzte Herr die Schlankheit seines Kompag­nons trotz Karlsbad niemals erreichen können.

Heute geriet der Impulsive wieder einmal aus dem Häus­chen. Die wenigen Haare, deren geschickte Verteilung auf der starkerhöhten Stirn" nicht wenig Organisationstalent ver­riet. siele» m verklebten Strähnen nach vorn und mußten

durch heftige Handbewegungen auf ihre angestammten WM verwiesen werden.

Der Seniorchef vertrat das ungeduldig vorwärtsdrängend bürgerlich-demokratische Prinzip, während Herr Oldenbm! niedersächsische Zurückhaltung und etwas von dem konser­vativen Geiste einesköniglichen Kaufmanns" der alle» Hansastadt Bremen mit der freien Haltung des Junggeselle» vereinte. Er kleidete sich billiger und dabei doch eleganter als sein Kompagnon.

Seine klaren, wasserblauen Augen, im Gegensatz zu den» des Herrn Sperk nicht mit icharfgeschliffenen Brillengläser» bewaffnet, blickten ruhig auf diesen herab. In dem frische» rötlichen Gesicht blieben die Züge unbewegt Nervös mit den Fingern trommelnd, saß Sperk am und iah ärgerlich auf seinen Teilhaber. Der hatte soeb» ruhig seine Shagpfeife gestopft und in Brand gesetzt, stam auf und ging, die Hände auf dem Rücken, im geräumig» Kontor auf und ab

Endlich blieb er vor Sperk stehen und sagte friedlich, die Hand auf die Schulter legend:

Lieber Paul, darf ich dir etwas sagen?" Meinetwegen!"

Es stimmt doch, daß wrr uns nur selten ernstlich stritten haben? Sstets und ständig sLanden mir dem gleichen Standpunkt!" ^ »

Stimmt!" Sperk griff wahllos in die Kiste mit Brff Zigarren, nahm eine heraus und biß, noch immer grimiA die Spitze ab.

Das steilst du also auch fest. Warum denn heute Streit?"

Sperk putzte an seinem Kneifer und sog an der kW» Zigarre, Olöenbrook bol Feuer. ,

Der Seniorchef blies Ringe an die Decke und sagte » kühler Bestimmtheit: . ,

Du weißt, Klaus, daß ich mir nicht gern in Pnm angelegenheiten Hineinreden lasse . . . auch nicht von dir Fühlst du denn gar nicht, daß es sich bei unseremS-strc» falle weniger um eine Privatangelegenheit als um eine LM handelt, di« uns alle beide, das heißt unsere Firma, angehi Jetzt fängst du also schon wieder an?l"

Ich will dich durchaus nicht ärgern, muß aber aus « Aussprache bestehen, weil ich im Kontor stets u» ständig den rein kaufmännischen Standpunkt vertiere Was willst du damit sagen?!" . ^

Einfach klipp und klar, daß du gute Geschäftsverbindung verdirbst und weiter verderben wirst..."

Sperk schlug auf das Pult und sprang erregt auf.

. . . bitte, behalte die Ruhe, Paul! So kauft, um einen hiesigen Kunden z» nennen, der S tadtgutpacym Erlbäch seine Maschinen und Gerätschaften nicht mehr uns!" (Fortsetzung folgt)

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