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Der «nztälsr.

Anzeiger für Sas Engtal unS Umgebung.

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Deutschland.

Berlin, 31. Okt. Trotz desVorbehalts" des Reichsmini- fters des Innern, Dr. Wirth" ist das Land Braunschweig noch rechtzeitig zum 1. November in den Besitz der Polizei- lostengelder gekommen. Die Auszahlung ist unzweifelhaft auf das direkte Eingreifen des Reichskanzlers Dr. Brüning znrück- zuführen, der im gegenwärtigen Augenblick alles Interesse daran hat, sich mit den Länderregierungen gut zu stellen. Er hat an die Regierung in Braunschweig ein Telegramm ge­richtet, das den Rückzug etwas mildern soll. In der Form deckt er den Reichstnnenminister. Auch er stellt fest, daß sich das Reichskabinett die weitere Entscheidung Vorbehalte. In der Sache selbst ist aber Herr Wirth preisgegeben, was ja schon aus der Ueberweisung der Polizeizuschüsse hervorgeht.

Diplomaten-Uufug.

Stuttgart, 1. Mo. Unter der UeberschriftMplomaten- Uchig" geht ein offenbar von einer Korrespondenz ausgehen­der Artikel durch die württembergische Presse, der sich mit derinnerdeutschen Diplomatie" beschäftigt. Es wird dort behauptet, daß es elf Ländergesandte bei Preußen und zehn Gesandte in den Länderhauptstädten gebe, weiter werden die Konsuln, die die einzelnen Länder in den verschiedenen Städ­ten haben, aufgezählt. Es wird gesagt, jeder dieser Diplo­maten beziehe ein ganz anständiges Geheckt, man müsse stau­nen über diese Verschwendungssucht. Was Württemberg, das in dem Artikel mehrfach genannt ist, anlangt, so liegen die Dinge so: Der Vertreter Württembergs bei der Reichsregie- nmg, der zugleich stimmführender Reichsratsbevollmächtigter ist, ist nach altem Herkommen auch bei Preußen und Sachsen beglaubigt; selbstverständlich erhält er aber dafür, daß er neben seiner Tätigkeit beim Reich und im Reichsvat zugleich Gesandter bei Preußen und Sachsen ist, keine besonderen Be­züge. Ebenso ist es bei anderen Ländern. Statt der W be­sonders besoldeten Gesandten, die der Artikel errechnet, gibt es tatsächlich 4, nämlich den Gesandten des Reichs in München, den Gesandten Preußens in München, den bayerischen Ge- sandien in Stuttgart, den württembergischen Gesandten in München. Die württembergische Gesandtschaft in München ist im Haushaltplan als künftig Wegfällen- erklärt, d. h. sie wird beim Ausscheiden des derzeitigen Gesandten nicht wieder besetzt. Die fünf württembergifttzxn Konsuln, die übrigens keinerleidiplomatische" Aufgaben haben, üben ihre Tätig­keit ehrenamtlich aus; sie erhalten keine-Bezüge oder Auf­wandsentschädigungen..

Die Promotion des Ministers Frick.

Heidelberg, 1. Nov. Vom Dekan der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg geht dem Wolfs-Büro folgende Er­klärung zu:Die Promotion des thüringischen Ministers Frick ist in der letzten Zeit mehrfach in der Presse erörtert worden. Da eine gedruckte Dissertation Fricks nicht vorliegt, wurde die Vermutung ausgesprochen, daß Minister Frick den Doktortitel zu Unrecht führe, eine Unterstellung, die sich schließlich zu Angriffen gegen die juristische Fakultät Heidel­berg verdichteten. Demgegenüber stelle ich fest, daß Minister Dr. Frick am 19. November 1901 in Heidelberg die juristische Doktorprüfung bestanden hat. Ein Differtationszwang, der erst im Jahre 1901 an der Heidelberger juristischen Fakultät eingeführt wurde, bestand damals noch nicht. Der Kandidat hafte vielmehr die Wahl, ob er zwei vom Dekan zu bestim­mende Textstellen zu bearbeiten oder eine später zu druckende Dissertation einreichen wollte. Von jener ersten Möglichkeit hat, wie es damals durchaus der Regel entsprach, Dr. Frick Gebrauch gemacht. Solche Bearbeitungen von Textstellen wur­den nicht veröffentlicht, sondern blieben in Verwahrung der Fakultät.

Lohnende Gehaltskürzung.

Berlin, 1. Nov. Nach langem Hin und Her und manchem Weh und Ach hat der Aufsichtsrat der Berliner Verkehrsgesell- Mft gestern sich endlich entschlossen, die Herabsetzung der Kanmnft-Gehälter der Verkehrsdirektoren vorzunehmen. Ach verhältnismäßig kurzer Beratung wurde beschlossen, die «ektorengehälter neu festzusetzen und das Direktorium selbst chu zu organisieren. Zudem soll ein Mitglied des Direkto- nyM abgebaut werden. Direktor Lüdtge, der gestern zum präsidierenden Vorstandsmitglied gekürt wurde, erhält statt wsher 110 MO Mark nur mehr 48 MO Mark im Jahre. Die "övzüge der übrigen Direktoren sind von 72 OM auf 36 MO reduziert worden. Außerdem hat der Aufsichtsrat beschlossen, den einzelnen Direktoren nach zehnjähriger Dienstzeit eine Pension von 12 MO Mark jährlich zu gewähren. Man wird Kgeben müssen: es hat sich gelohnt.

Gcheimrat Duisberg über den Weg aus der Krise.

Berlin, 31. Okt. Geheimrat C. Duisberg-Leverkusen sprach Mte im Rundfunk über das ThemaDer Weg aus der ^rise'. Er eröffnete damit eine Reihe von Vorträgen, die Eheste Wirtschaftsführer in diesen Tagen auf derDeut- Wn Welle" über die Wirtschaftslage halten werden. Ge- dennrat Duisberg führte u. a. aus: Die wenigen Tage Reichs- W^rrbeit haben gezeigt, daß es trotz des alle Welt über

yaoen gezeigt, oag es iroy ves ^chmden Wahlausganges dem Kabinett «rüning gelang,

-- ^ überwiegenden Mehrheit des Reichstags die Zustim­mung zu seinen Reformplänen zu erlangen. Heute sehe ich E Page so an, daß wir mit eigener Kraft den Weg aus der

Ase zu suchen haben; ich bin nicht der Meinung, daß es sich ^unserer gegenwärtigen wirtschaftlichen Notzeit nur um

öwairgslausigkeiten handelt, auf die die wertschaffenden Ten­nen keinen Einfluß nehmen könnten. Ich bin im Gegenteil

---zen reinen Einfluß nehmen könnten. Ich bin cm Gegenleck Ps Neberzeugung. daß die Ueberwindung der Krise von der "aMußkraft, der Opferbereitschaft eines jeden einzelnen am

Montag de» r. Rooember M«.

Wirtschastsprozeß Teilnehmenden, sei es mittelbar oder un­mittelbar, abhängt und ebenso von der reibungslosen Zusam­menarbeit aller Kräfte. Die schwelende Vertrauenskrise flammte als sofortige Reaktion aus das Wahlergebnis von neuem auf. Sie zog bedenkliche innerwirtschaftliche Erschei­nungen nach sich und schien für kurze Zeit den deutschen Kredit im Auslande zu erschüttern. Die Reichsregiernng hat den energischen Willen bekundet, mit allen Mitteln die gegen­wärtigen Schwierigkeiten zu überwinden, und einen klaren Plan vorgelegt. Alan kann zu ihr das Vertrauen haben, daß sie mit allen Machtmitteln des Staates jeden Versuch, die gegenwärtige Notzeit zu Unruhen auszunützen, im Keime er­sticken wird. Der Reichstag hat in seiner entscheidenden Ab­stimmung bewiesen, daß trotz radikalen Lärms die politische Vernunft eine überwiegende Mehrheit beherrscht. Die wich­tigste Aufgabe ist zunächst so rasch wie möglich die Reste der Vertrauenskrise, die noch vorhanden, zu beseitigen. Dies liegt allein in unserer Kraft. Mag der Winter auch schwer werden, Grund zur Mutlosigkeit haben wir noch lange nicht. Wesent­lich schwieriger ist die Ueberwindung des zweiten Krisenele­mentes: der innerwirtschaftlichen finanz- und wirtschastspoli- tisckien Krise. Zwangsmäßig mußte zu Entlassungen von Ar­beitskräften geschritten werden. Durch mangelnde eigene Kapitalbildung ergab sich Weiter in vielen Betrieben der Ztvang zu weitgehender Verschuldung. Der Reichshaushalt geriet immer mehr in Verwirrung. Das Reichskabinett ist gesonnen, aus finanzpolitischem Gebiet so rasch wie möglich Ordnung zu schaffen. Es will die Quellen der Gefahr, die bisher den Etat erschütterten, ausschalten. Natürlich ist der Plan noch kein ideales Reformwerk, sondern nur ein erster Schritt, um Ordnung in den Haushalt, Vernunft in die Wirt­schaftspolitik zu bringen. Neben den Steuern fallen als fixe Produkttonskosten besonders die Lohn- und Gehccktssunrmrn ins Gewicht. Auch ihre Senkung ist nicht mehr zu vermeiden. Härten können aber durch gleichzeitiges Sinken des Preis­niveaus ausgeglichen werden. Die vielerörterte Kürzung der Arbeitszeit ist ein Mittel, das nicht generell durchführbar ist. Der Plan, einen Teck der Arbeitslosen von der Straße weg- znbringen, ist nur möglich, wenn dadurch die notwendige Sen­kung der Selbstkosten nicht beeinträchtigt wird. Möglichst viele Arbeiter wieder einzustellen, dazu scheint es mir zweckmäßig zu sein, wenn ein freiwilliger Lohn- und Gehaltsabban die notwendige Grundlage schafft, die es den Betrieben ermög­licht, die Produktion auszudehnen und sF neue Arbeitskräfte wieder organisch einzngliedern. Nur dieser Weg führt zum Ziele. Daneben ist ein rascher und energischer Ausbau des. inneren Marktes durch Sanierung und Modernisierung der Landwirtschaft und rasche Hilfe für den Osten nach den Vor­schlägen des Reichsverbands der Deutschen Industrie, die sich heute als die einzig brauchbaren erweisen, Voraussetzung. Aber selbst, wenn uns alles gelingt, werden wir zn einer echten und dauerhaften Gesundung nur unter zwei weiteren Voraus­setzungen kommen: 1. Ausschöpfung aller Revisionsmögltch- keiten des Nonngplanes und Senkung von dieser Seite her. 2. Sicherung einer Exportbasis, um die gesteigerte Produktion unterbringen zu können. Unsere Lage macht es zur Pflicht, alle Möglichkeiten cmszuschöpsen, um zu gegebener Zeit aus legalem Wege zu einer neuen Diskussion über die Repara­tionsfrage zu kommen. Die Folgen einer überspannten Be- lastungspolitik zeigen sich heute auf das eindringlichste. Die Sicherung unserer Exportbasis ist durch die Weltkrise wesent­lich schwieriger geworden. Große Märkte sind entweder durch politische Erschütterung oder Krisen der Ueberpoduktton und Nebeindustrialisierung unsichere Faktoren in der Absatzfrage geworden. Je mehr ein Land seine Wirtschaft aus die welt­wirtschaftliche Verflechtung eingestellt hat, umso größer ist die Rückwirkung von Krisen und Störungen auf seine eigene Wirtschaft. Deutschland, die Tschechoslowakei und zum Teil Oesterreich sind hoch industrialisierte Staaten. Dagegen sind Rumänien. Jugoslavien und zum Teil Ungarn reine Agrar­staaten. Hier ist ein Ausgleich notwendig. Die Agrarstaaten haben schon die Initiative ergriffen und in einigen Konfe­renzen versucht, unter sich zu einem geschlossenen Block zu kommen. Für sie kommt es heute darauf an, sichere Absatz­gebiete für landwirtschaftliche Produkte zu finden. Diese liegen in der Hauptsache nur in den industrialisierten Weststaaten. Andererseits wird es möglich, daß diese Länder eine größere Aufnahmefähigkeit für industrielle Produkte erhalten, wenn ihr agrarischer Export gesichert ist. Ohne Schädigung der agrarischen Interessen dieser Länder müßten deshalb Deutsch­land, die Tschechei und Oesterreich für ihre industrielle Ueber- Produktion Absatz suchen. Es wird Aufgabe ihrer zielbewnß- ten Außen- und Wirtschaftspolitik sein, alle Möglichkeiten, die für uns im mitteleuropäischen Raum gegenwärtig gegeben sind, sorgfältig zu Prüfen, um im geeigneten Moment die Initiative zn ergreifen.

Kapitän Ehrhardt zu den Verständigungsvorschlägen Herdes.

Berlin, 1. Nov. Arnold Rechberg hat Kapitän Ehrhardt aus telegraphischem Wege den Inhalt eines ihm von dem fran­zösischen Publizisten Gustav Hcrve zugesandten Telegramms mitgeteilt, in dem er ihn bittet, Ehrhardt über seine Vorschläge zur deutsch-französischen Verständigung zu befragen. Kapitän Ehrhardt ist dieser Aufforderung zu einer Meinungsäußerung in einem Antworttelegramm an Rechberg nachgekommen, in dem es u. a. heißt: Da ich mit meiner persönlichen znstimmen- den Meinung zur deutsch-französischen Einigung bereits her-, vorgetreten bin, so halte ich es nunmehr für erforderlich, eine breitere Basis zu schaffen. Ich werde daher meine politischen Freunde, von denen viele ihre Arbeitskraft den größeren natio­nalen Verbänden und Parteien gewidmet herben, befragen, wie der einfache deutsche Frontsoldat über die amtliche Beillegung des jahrhundertealten Streites zwischen Deutschland »nd

88. Jahrgang.

Frankreich, für den beide Äöationen ihr wertvollstes Blut ver­gossen haben, denkt.

Die Lage in Finnland.

Berlin, 1. Nov. Zu den letzten politischen Vorgängen in Finnland wird von gutnnterrichteter finnischer Seite folgendes mitgeteilt: Im Lande und in der Armee herrscht Ruhe. Kosola hat mit dem Minister des Innern nichts in Sachen des verhafteten Generalstabschefs Wallentus verhandelt, eben­sowenig hat die Leitung der Lappo-Bewegung Wallentus' Freilassung verlangt. Seine Vernehmung am 30. Oktober und die Untersuchung der im Generalstabe befindlichen Detumente haben nicht erwiesen, daß die Entführung des früheren Staatspräsidenten Stahlberg außenpolitische Bedeutung ge­habt habe. Es steht darin nichts von Plänen gegen Rußland, oder etwas, was als solche Pläne gedeutet werden könnte. Me Gerüchte von militärpolitischen Bündnisverträgen sind u. a. schon deshalb als grundlos anzusehen, weil das Außenmini­sterium des Generalstabschess Tätigkeit stets sehr genau ver­folgt und von ihm nach seinen Reisen immer eingehende Be­richte erhalten hat. Wallentus, der früher schon einmal in Warschau gewesen ist, hätte auch keine Bündnisse schließen können, da er keine Vollmachten gehabt hat.

Die Altonaer Urteilsbegründung.

Altona, 1. Nov. In der Urteilsbegründung im Bomben­legerprozeß, die vom Vorsitzenden im Anschluß an die Ver­kündung des bereits gemeldeten Urteils verlesen wurde, heißt es: Me Angeklagten haben im wesentlichen geschwiegen. Das war ihr gutes Recht, das ihnen keinen lliachteil bringen durste, aber sie müssen überführt werden. Ihr Schweigen darf nicht als Schuldbekenntnis gewertet werden. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme und die früheren Geständnisse, die die Angeklagten mit Ausnahme von Hein und Behling in der Voruntersuchung abgelegt haben-, hält Las Schwurgericht sie für überführt. Die Geständnisse decken sich bis ins Einzelne hinein und ergänzen sich gegenseitig, wo Lücken vorhanden sind. Me Verhandlung hat nichts ergeben, was Zweifel an der Richtigkeit der Geständnisse aufkommen lassen könnte. Me Frage, ob das Sprengstoffgesetz in Anwendung zu bringen sei, hat das Schwurgericht bejaht. Bezüglich der Beteiligung der einzelnen Angeklagten hat das Gericht keine Feststellungen machen können, die vom Eröffnungsbeschlutz abweichen. Für die Behauptung, Frau v. Oertzen sei als Agent provocateur aufgetreten, ist auch nicht der Schatten eines Beweises erbracht. Ein widergesetzlicher Notstand, wie er weiter von der Vertei­digung behauptet wurde, kann nicht als vorliegend erachtet werden. Die Angeklagten hängen mit heißem Herzen an ihrer Scholle. Heim hat sein ganzes Vermögen seiner Idee geopfert, aber so dringend war die Not nicht, daß ihnen gar kein ande­rer Weg übrig blieb, sie abzuwenden und auch eine unmittel­bare und anders nicht abwendbare Gefahr für den Staat, für die Volkswirtschaft bestand nicht. Deshalb mußten die An­geklagten verurteilt werden. Hinsichtlich der Beteiligung Reh­lings an dem Sprengstoffdiebstahl in Mühlheim mutzte das Gericht trotz seiner Bedenken aus Freispruch erkennen, weil einige Zweifel an seiner Schuld nicht ausgeräumt werden konnten. Dem Angeklagten v. Salomon ist nicht nachzuweisen, daß er von'dem Attentat Kenntnis hatte. Er mußte deshalb freigesprochen werden. Haukens hat sicherlich davon gewußt. Er hat somit die gesetzliche Anzeigepslicht verletzt und mußte deshalb verurteilt werden. Der Angeklagte Bolck konnte nicht geringer bestraft werden, denn er ist derjenige, der diesen un­glückseligen Gedanken der Aktivierung der Landvolkbewegnng gefaßt hat, und er hat auch den noch jugendlichen Angeklagten Schmidt, sowie die völlig harmlosen Eheleute Holländer über­redet. Sämtlichen Angeklagten wird die Untersuchungshaft voll angerechnet. In Anbetracht der Höhe der erkannten Strafen werden die Angeklagten Bolck, Luhmann und Becker sofort in Hast genommen.

Ausland.

Prager Blätter toben gegen Curtius.

Prag, 1 . Nov. Me Erklärungen des Reichsministers des Aeußern, Dr. Curtius, über die Vorfälle in Prag im Auswär­tigen Ausschuß des Reichsrats erregen hier geradezu sensatio­nelle Aufmerksamkeit. Es ist seit dem Bestände der tschecho­slowakischen Republik das erstemal, daß der verantwortliche Leiter der deutschen Außenpolitik in so klarer und scharfer Form zu dem deutschfeindlichen Kurs in der tschechoslowaki­schen. Metropole Stellung genommen hat. In den sudeten­deutschen politischen Kreisen wird dieses Eintreten Deutsch­lands für das deutsche Ansehen dankbar begrüßt und als ein Zeickien dafür gewertet, daß man an den maßgebenden Stellen in Berlin nunmehr auch praktisches Verständnis für die Lage der deutschen Minderheiten im Auslande aufzubringen be­ginnt. Abgesehen hiervon ist die Antwort, die Dr. Curtius auf die Straßenkrawalle in Prag und die Unterdrückung des deut­schen Tonfilms erteilt hat, die einzig mögliche, um die reiä)s- dentschen Interessen in wirksamer Weise zu schützen. Me Stel­lungnahme Dr. Curtius ist auch aus dem Grunde zu begrüßen, weil sich in den letzten Wochen die ganze Wut eines Teils der tschechischen Presse gegen die wenigen reichsdeutschen Korres­pondenten in Prag ausgetobt hat. Die offenen Worte Dr. Cuxtius lassen keine Zweifel darüber, daß auch die Reichsregie­rung gegenüber den bedauerlichen Prager Vorfällen keinen anderen Standpunkt einnimmt, als er in den Berichten der reichsdeutschen Presse aus Prag von Anfang an vertreten wurde. Von den Mittagsblättern nimmt selbstverständlich die Rechtspresse in der schärfsten Form gegen Curtius Stellung und protestiert leidenschaftlich gegen diesen Vorstoß, der als unbefugter Eingriff in die Innenpolitik der Tschechoslowakei bezeichnet wird. Der Ton, den derlltarod", das Blatt der '