einen gestaffelten Abzug vvrzunehmcn, der mit 15 Prozent bei den oberen Gehältern beginnen und auf 2 Prozent bei den unteren Gehältern sinken soll. Das Reich hält dem Standpunkt der Länder entgegen, dag die Kürzung der Gehälter bei Länder- und Gemeindebeamten eine Ersparnis von 300 Millionen bedeuten würde, so daß, wenn das Reich für sich selbst 100 Millionen abzieht, den Ländern immer noch ^ des ersparten Betrages verbleiben würde. Insgesamt wird die Kürzung der Beamtengehälter eine Ersparnis von 514 Millionen Mark bei öffentlichen Körperschaften bedeuten, und zwar entfallen davon auf das Reich 62 Millionen, auf die Reichspost 62 Millionen, auf die Reichsbahn 90 Millionen, auf Länder und Gemeinden 300 Miionen. Dem „Berliner Tageblatt" zufolge verlautet in Reichsratskreisen, datz jetzt auch die sächsische Regierung erwägt, ihre mehrere Millionen betragenden Zinsansprüche aus der Abtretung der sächsischen Eisenbahnen an das Reich geltend zu machen.
Das Abstimmungsergebnis in der Metallindustrie.
Berlin, 30. Okt. In später Abendstunde wurden die Resultate der gestrigen Abstimmung der Metallarbeiter bekannt. Nach der Mitteilung des Deutschen Metallarbeiterverbands haben sich im ganzen 73 278 Personen, und zwar gewerkschaftlich Organisierte und Unorganisierte, au der Abstimmung beteiligt. Davon stimmten für Streik 32 847, für Wiederaufnahme der Arbeit 40 431. Unter den Stimmen, die für Wetterführung des Ausstandcs abgegeben wurden, befinden sich auch in erster Reihe Kommunisten, die von der revolutionären Gewerkschäftsopposition abkommandiert waren, um nach Möglichkeit ein Abstimmungsergebnis zu verhindern, das im Grunde genommen, lediglich das Abkommen zwischen dem Verband Berliner Metallindustrieller uud dem Deutschen Metallarbeiterverband bestätigen sollte. Am gestrigen Tage hat- len bereits 62163 Metallarbeiter die Arbeit wieder ausgenommen und dadurch zu erkennen gegeben, daß sie ihren Beschluß von der Abstimmung der Streikenden nicht abhängig machen wollten. Rechnet mau diese hinzu, so haben sich rund 100 000 Mann für das Ende des Streikes uud nur 32 000 dagegen ausgesprochen. Dieses Ergebnis ist deshalb besonders wichtig, weil damit die große Mehrheit der Berliner Metallarbeiter auch sich entschlossen hat, den Schiedsspruch anzuerkennen, der erst in der nächsten Zeit gefällt werden wird. Eine abermalige Abstimmung über den neuen Schiedsspruch ist nicht möglich, da beide Parteien von vornherein sich verpflichtet haben, diesen Spruch, wie er auch immer lauten möge, anzuerkennen.
Ministerbesprechung über die Abrüstungsfrage.
Berlin, 30. Okt. Nachdem der Auswärtige Ausschuß des Reichstags in seinen letzten Sitzungen eingehend über den Stand der Frage der allgemeinen Abrüstung beraten und die in der Presse veröffentlichte Entschließung gefaßt hat, hat, wie verlautet, heute über die gleiche Frage unter Vorsitz des Reichskanzlers und unter Hinzuziehung der Chefs der Heeres- und Marineleitnng auch eine Besprechung zwischen den beteiligten Reichsministern stattgefunden. Gegenstand dieser Besprechung war die von Deutschland in der Abrüstungsfrage zu befolgende Politik, sowie insbesondere diejenigen Punkte, die mit dem Programm der in der nächsten Woche in Genf zusammentretenden Vorbereitenden Abrüstungskommission Zusammenhängen. Die Führung der deutschen Delegation für diese Kommission ist wiederum dem Botschafter a. D. Graf Bernstorff übertragen worden. Der Delegation gehören außerdem als Vertreter des Reichswehrministeriums der Admiral Freiherr von Frehberg und der Oberst v. Schönheinz, sowie einige weitere Sachverständige an.
Grüner dankt Heye.
Berlin, 30. Okt. Der Reichswehrminister hat an Generaloberst Heye folgenden Brief gerichtet:
„Sehr verehrter, lieber Herr Generaloberst!
In schwierigen Zeiten haben Sie die Heeresleitung übernommen. Auf der von General von Seeckt geschaffenen Grundlage haben Sie den Wiederaufbau des Heeres in unermüdlicher Arbett weiter gefördert. Wichtige Probleme aus der langen Dienstzeit harrten ihrer Lösung. Ihr Verdienst ist es, diese Probleme mit freiem, weitem Blick tatkräftig angepackt zu haben, insbesondere auf den Gebieten der Erziehung und Ausbildung. Auf beiden Gebieten sind bedeutende Fortschritte gemacht worden mit dem Ergebnis, daß hohe Persönlichkeitswerte durch alle Dienstgrade vom einfachen Mann bis zum General erzielt worden sind. Dieses Verdienst ist nicht
hoch genug einzuschätzen für unsere kleine Wehrmacht, deren freie Entwicklung durch unerträgliche politische Fesseln gehemmt ist. Ihre Leistung wurde getragen durch die hervorragend loyale und vornehme Haltung Ihrer eigenen Persönlichkeit. Damit haben Sie jedem einzelnen Offizier ein unübertreffliches Beispiel gegeben. Das ganze Offizierskorps, das ganze Reichsheer und ich in erster Linie danken Ihnen und werden Ihre Tätigkeit und Ihre Leistungen nie vergessen. Diesen Worten, die ich bereits am Schluffe der Herbstübungen in Gegenwart des Herrn Reichspräsidenten vor versammelten Kommandeuren an Sie gerichtet habe, möchte ich heute bei Ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst ganz besonderen Nachdruck verleihen, indem ich Ihnen nochmals den wärmsten Dank für Ihre verdienstvolle Tätigkeit als Chef der Heeresleitung zum Ausdruck bringe. Auch in anderen Stellungen, vor allem als Kommandeur der ersten Division, haben Sie sich hervorragende Dienste um die junge deutsche Wehrmacht erworben. Sie sehen auf eine lange Dienstzeit im Frieden und Krieg zurück — glänzend im Aufstieg bis auf die höchste Sprosse — und können mit hoher Befriedigung auf Ihre Lebensarbeit zurückblicken. Wir empfinden mit Ihnen und gedenken auch des Chefs des Generalstabes des schlesischen Landwehrkorps, mit dessen Ruhm Sie aufs engste verwachsen sind. Mit kameradschaftlichem Gruß und besten Wünschen für Ihre uud Ihrer Familie Wohlergeben verbleibe ich, lieber Herr Generaloberst, in alter Gesinnung Ihr stets aufrichtig ergebener (gez.) Gröner."
Dr. Schacht über internationale „Kooperation".
Berlin, 30. Okt. Der frühere Reichsbankprüsideut Dr. Schacht schreibt im „Berliner Börsenkurier" über das Repara- tiousproblcm: Es ist eine ökonomische Binsenweisheit, datz Deutschland Reparationen nur zahlen kann, wenn es gelingt, einen entsprechenden Exportüberschuß zu entwickeln und natürlich hat dies Deutschland veranlaßt, nach dieser Richtung alle denkbaren Anstrengungen zu machen. Trotzdem ist Deutschland bisher nicht im Stande, für einen längeren Zeitabschnitt einen Exportüberschuß auszuweisen, selbst wenn verschiedentlich die Exporte die Importe überstiegen. Im Durchschnitt der Jahre 1924 bis jetzt hat der deutsche Außenhandel einen jährlichen Importüberschuß von 2 Milliarden Mark ansgewiesen. Wenn Deutschland wirklich Reparationen bezahlen soll, dann muß der deutsche Außenhandel um wenigstens 40 Prozent erhöht werden, was natürlich nur auf Kosten Englands, Amerikas und anderer Staaten möglich wäre. Es bleibt aber abzuwarten, ob es sich unter diesen Umständen für England, Amerika und die anderen bezahlt machen wird, auf der Entrichtung der deutschen Reparationen zu bestehen. Amerika ist so eng mit dem Rest der Welt verknüpft, daß eine Isolierung für Amerika selbst ungeheuren Schaden bedeuten würde. Amerika kann nicht einmal seine überschüssigen Rohstoffe an andere Nationen verkaufen, ohne dafür als Kompensation Waren anzunehmen. Notwendig ist eine Steigerung des Verbrauchs und eine Vermehrung des Welthandels, was dazu führen würde, den gegenwärtigen Mangel an Vertrauen zu beseitigen. Dies ist nur möglich durch die Investierung von Kapital in bisher unentwickelten Ländern. Das Gefühl des Mißtrauens und der Untreue ist gegenwärtig in der ganzen Welt so verbreitet, daß in meiner Auffassung ein derartiges Projekt die einzige Möglichkeit auf Erfolg bietet. Freilich ist dafür internationale Kooperation notwendig. Befriedigende Ansätze zu derartigen Kooperationen sind bereits gemacht: einmal in der Zusammenarbeit der Zentralbanken und dann auch durch den Uoungplan, der einen Mechanismus für ständige internationale Kooperation enthält. Ich glaube, daß die Zeit jetzt gekommen ist, ein internationales Gremium aufzubauen, das diese Entwicklung durch die Konzentrierung bisheriger Aktionen in die Hand nehmen kann, und das Autorität genug hat, eine Gefolgschaft des investierenden Publikums zu entwickeln und dem Anlagepublikum das Gefühl der Sicherheit wiederzugeben. Ein solches internationales Gremium müßte aus Industriellen und Bankiers aller interessierten Nationen zusammengesetzt sein. Niemals war die Notwendigkeit einer gemeinsamen ökonomischen Aktion größer als heute.
Erdbeben in Mittelitalie«.
Rom, 30. Okt. In Ancona wurde heute morgen 8.15 Uhr ein heftiges Erdbeben verspürt, das wellenförmig begann und dann den Charakter eines Stoßbebens annahm. Dem Beben ging ein unterirdisches Rollen voraus. Zahlreiche
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Für die Instandhaltung der Kleinenztalstraße will die Amtskörperschaft Neuenbürg einen Straßenwärter gegen Privatdienstoertrag anstellen.
Geeignete Bewerber, die ihren Wohnsitz in Calmbach haben sollen, werden aufgefordert, ihr Gesuch unter Anschluß eines Leumundszeugnisses und eines Lebenslaufes spätestens bis zum 8. November d. I. bei Bezirksbaurat Stribel einzureichen.
Neuenbürg, den 31. Oktober 1930.
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Häuser sind beschädigt bezw. abgedeckt worden. Die Marnior fassadc des Palastes der Proviuzialverwaltuug ist auf die Piazza Roma hrrabgestürzt. Der Turm der Kirche der Hcj ligen Sakramente ist zum Teil eingestürzt. Einige Personen wurden verwundet und müßten sofort ins Krankenhaus ge schafft werden. Ihre genaue Zahl ist noch nicht bekannt. Die Seismographen des Meteorologischen Instituts in Rom habe« um 8.13 Uhr das Erdbeben registiert, dessen Mittelpunkt etim 25v bis 3vv Kilometer entfernt ist. Das Meteorologische J„ stitut vermutet den Mittelpunkt in der Adria und zwar in der Richtung Rom—Senigallia (nördlich von Anconas. Die Rem- strierung dauerte etwa 2v Minuten. Nach Mitteilung des stituts hat sich das Erdbeben von Ravenna längs der Küste der Marken ausgedehnt. Aus Fabriano und Deruta wird gr meldet, datz die Bevölkerung nach dem Erdstoß in größter Bestürzung auf die Straße flüchtete. Schaden sei jedoch nicht zu verzeichnen. In Padua wurde ein erster Erdstoß um 8.iz Uhr und ein zweiter eine Stunde später wahrgenommen.
Rom, 3v. Okt. Nach den letzten Meldungen über das Erdbeben in Mittclitalien wurden bisher 25 Tote und gem« Sv Verletzte festgestcllt. Es steht aber noch nicht fest, ob dich Zahlen endgültig sind.
Es bestätigt sich, daß der Mittelpunkt des Erdbebens bei Senigallia gelegen hat, wo etwa 20 Tote und schwere Sachschäden zu beklagen sind. Das Erdbeben ist in mehreren Provinzen verspürt worden, besonders heftig in den Provinze« Anrona, Pesaro und Macerata. In Ancona sind außer bedeutenden Sachschäden zwei Tote und 50 Verletzte, in der Gemeinde Eassaro ein Toter und 2 Verwundete, in Fornetto 2 Tote zu beklagen. In weiteren 13 Ortschaften der Provinz Ancona sind Sachschäden festgestellt worden. Zu dem Rettungswerk sind Truppen und Miliz aufgeboteu, außerdem wird a« der Wiederherstellung der zum Teil beschädigten Telegraphe«- leitungen gearbeitet. Das Erdbeben wurde auch in Trieft und in Neapel verspürt, wo es aber weder Schäden anrichtete, noch Panik hervorrief.
Grubenunglück bei Charleroi.
Charleroi, 3V. Okt. Auf der Zeche „Forte Taille" in Montigny le Tilleul ereignete sich ein Bergwcrksungliick durch einen Schwefelgasausbruch. Fünf Bergleute — drei Italiener, ein Pole und ein Belgier — haben sämtliche durch Erstickung das Leben eingebüßt. Ihre Leichen tragen keine Brandwunden. Zwei Mitglieder der Rettungsmannschaft waren nahe am Ersticken.
Putschgefahr in Athen.
Athen, 30. Okt. In Athen sind im Laufe des Donnerstag über 100 Personen wogen umstürzlerischer Umtriebe verhaftet worden. In der Nacht zum Donnerstag versanrmelten sich über 100 Offiziere unter der angeblichen Führung des früheren Diktators Pangalos in einem Privatgebäude in der Hauptstadt, um die letzten Vorbereitungen für einen Putsch zu treffen, der noch tu der gleichen Nacht losbreckfeu sollte. Bei den Verschwörern handelt es sich um Leute, die mit der Außenpolitik Venizelos' uud dessen Reise nach Angora unzufrieden sind und darin eine Verletzung des griechischen Mtio- ualstolzes erblicken. Die Beteiligten wurden jedoch schon seit längerer Zeit von der Geheimpolizei beobachtet und diese schritt darauf im gegebenen Augenblick ein. Pangalos selbst ist es gelungen, der Polizei zu entkommen. Die Bewegung hatte auch bereits auf die Marine übergegriffen. Wie verlautet, soll das Ossizierkorps den Verschwörern günstig gesinnt sein, weil die Armee und Marine angeblich die Abnüstungsmaßnah- men der griechischen Regierung, die Einigung mit der Türkei und schließlich die Angora-Reise Venizelos' mißbilligen. Die Regierung verfügte hastige und übernervöse Maßnahmen; die Erregung wird dadurch noch gesteigert. Man erwartet weitere Verhaftungen. Gegen die Schuldigen soll sofort ein Prozeß wegen Hochverrats angestrengt werden.
Stimson zur Moratoriumsfrage.
Washington, 30. Okt. Schatzsekretär Stimson erklärte, daß die amerikanische Regierung ihren Standpunkt hinsichtlich der Fragen der Kriegsschulden und Reparationen nicht geändert habe, die sie nach wie vor als vollständig getrennte Probleme betrachte. Stimson fügte noch hinzu, daß dem Staatsdepartement nichts von einer Bewegung für ein Moratorium bekannt sei.
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