handgreiflichste. Die hündische Bewegung solle , die deutsche Jugend erziehen, ihre Führer sollten dre Finger von der Parteipolitik lasten. Auch die „Deutsche Tageszeitung" unterstreicht das Interesse der nationalen Erziehung der Jugend und begrüßt die Befreiung des Jungdo von der Umklammerung der Elemente, die für ihn auf die Dauer nach der weltanschaulichen wie nach der Nationalen Seite hin den Ruin hätte bedeuten mästen.
Die Leichenparade in Beauvais.
Paris, 7. Okt. In Beauvais fand am Dienstag die feierliche Neberführung der 47 Todesopfer der Luftschisskatastrophe nach Boulogne-sur-Mer statt. Schon in den frühen- Morgenstunden hatten die Bewohner der Stadt vor dem Rathaus Aufstellung genommen, wo die 48 Särge seit Montag abend im großen Saal aufgebahrt waren. Kurz nach 11 Uhr erschien Ministerpräsident Tardieu in Begleitung des französischen Kriegs- und Marineministeriums. Sämtliche Gebäude der Stadt hatten halbmast geflaggt. Zwei französische Flugzeug geschwader, die aus Le Bourget eingetroffen waren, zogen ihre Kreise über der Stadt, um den Toten die letzte Ehrung zu erweisen. Truppen bildeten bis zum Bahnhof Spalier, als kurz nach 12 Uhr der lange Trauerzug das Rathaus verließ. Militärkapellen spielten den Trauermarsch von Chopin. Direkt hinter den Särgen schritten die drei übriggebliebenen Mitglieder der Besatzung, die die sterblichen Ueberreste ihrer Kameraden und der Fluggäste nach England begleiten, dann folgten die offiziellen französischen und englischen Persönlichkeiten und schließlich der unübersehbare Zug der Bevölkerung, lieber eine Stunde zog sich der Trauerzug in langsamem Marsch durch die Straßen der Stadt und gegen 14 Uhr fand die Ueberführung der Särge in den Sonderzug am Bahnhof statt. Auf dem Bahnsteig wurden die Särge noch einmal in langer Reihe aufgestellt und die französischen Truppen marschierten zum letzten Male im Gleichschritt vorüber. Totenstille herrschte überall, die nur durch das Dröhnen der Ehrensalven unterbrochen wurde. Um 14.15 Uhr setzte sich der Zug langsam in Bewegung. In Boulogne wurden die Särge nach einer kurzen Parade des 104. Marine-Jnfanterie-Regiments auf die beiden englischen Kreuzer „Tempest" und „Tribüne" verladen. Wieder gaben die Hafenbatterien den Trauersalut von 101 Schüssen ab, während die Musik der Marine-Infanterie die englische und französische Nationalhymne spielte. Um 5 Uhr lichteten die beiden englischen Kriegsschiffe die Anker und fuhren mit ihrer traurigen Last der Heimat zu. Bon den vier Verletzten des Luftschiffes, die noch in Beauvais im Hospital zurückgeblieben sind, befinden sich drei auf dem Wege der Besserung. Der vierte, der Mechaniker Church, hat eine sehr
schwere Nacht hinter sich. Man fürchtet ernstlich für sein Leben.
Die Untersuchung
des gemischten englisch-französischen Ausschusses am Montag hat wesentlich zur Klärung der furchtbaren Katastrophe beigetragen. Ingenieur Leach hat zunächst seine früheren Erklärungen wiederholt und besonders unterstrichen, Latz nach seiner Auffassung bereits ein Teil der Steuerung Schaden erlitten habe, bevor das ^Schiff gegen die Böschung gestoßen sei. Er betonte, daß vielleicht ein Teil dieser Steuerung die Hülle durchschlagen habe und daß dann die ausströmenden Gase durch den durch die elektrische Uebertragung der Steuerung entstehenden Funken zur Explosion gebracht worden seien.
London, 7. Okt. Der Zerstörer „Tempes" ist mit der: Ueber- resten der Opfer vom „R. 101" nach unruhiger tleberfahrt um 9.33 Uhr abends in Dover angekommen. Die Opfer werden am 10. Oktober in dem historischen Westminstersaal aufgebahrt werden, der ein Teil des Parlamentsgebäudes ist.
Dr. Eckener fährt nach England.
Friedrichshafen, 7. Okt. Dr. Eckener erklärt uns heute abend, daß er, wenn nicht wichtige Dienstpflichten ihn abhalten, selbst nach England fahre, um an der Trauerfeier für die tödlich verunglückten Opfer der Katastrophe des englischen Luftschiffes als Vertreter des Luftschiffbaus Zeppelin teilzunehmen.
Die Lage in Brasilien.
Newhork, 7. Okt. Wie Associated Preß aus Montevideo berichtet, planen die Führer der Aufständischen in Brasilien, die Armeen des Staates Rio Grande do Sul zu teilen. Ein Teil soll gegen Sao Paulo entsandt werden, ein zweiter Teil gegen Rio de Janeiro. Während der erste Teil Sao Paulo angreift, soll der andere, falls dies notwendig ist, Verstärkungen ans anderen Staaten abwarten, ehe er zum Angriff auf Rio de Janeiro schreitet. Radiotelegramme von der Front kündigen die Ankunft der Aufständischen an der Grenze von Sao Panlo an. Aus Rivcra eingetroffene Meldungen behaupten, daß ein Bataillon des 16. Infanterieregiments in Sw Panlo rebelliert habe. Aus Rio Granco wird gemeldet, daß sich die ganze Garnison der Stadt Jagujaro den Aufständischen an- geschlosten habe. Laut Associated Preß teilte die brasilianische Regierung mit, daß die Revolution in den Staaten Para und Parana ohne Blutvergießen unterdrückt werde. Ein Teil der Marine sei nach den Südhäfen, ein anderer nach Pernam- buco in See gegangen. Es sei gewiß, daß die ganze Flotte die Regierung unterstütze, und daß Zehntausende der im Gebiet von Rio de Janeiro befindlichen Truppen treu zur Regierung hielten.
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