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Reichstagsfraktion der Sozialdemokraten nicht weiter die bürgerliche Regierung unterstützt.

Reichsminister Dr. Curtius berichtet über Genf.

Berlin, 4. Okt. Reichsaußenminister Dr. Curtius erstattete heute dem Reichskabinett eingehenden Bericht über die Genfer Völkerbundsversammlung. Reichskanzler Dr. Brüning sprach dem Reichsaußenminister und der ganzen deutschen Delegation den Dank der Reichsregierung für die diesmal unter ganz be­sonders schwierigen Verhältnissen geleistete Arbeit aus. Eine sachliche Aussprache über das erstattete Referat wird im Laufe der nächsten Woche im Reichskabinett erfolgen. Alsdann trat das Reichskabinett in eine politische Aussprache ein, in welcher der Reichskanzler über seine Besprechungen mit den Partei­führern berichtete; Beschlüsse wurden nicht gefaßt.

Ausland.

Nicht Heimatwehr, sondern Heimatsturm".

Wien, 4. Okt- Die Heimwehren haben einen von Fürst Starhemberg und Dr. Pfrimer Unterzeichneten Aufruf erlassen, der ohne jede Verhüllung ihren Willen zur Diktatur erkennen läßt und das größte Aufsehen erregt hat. Selbst das heim­wehrfreundlicheNeue Wiener Journal" spricht von einer be­dauerlichen Entgleisung und einer schädlichen Extratour. In dem Aufruf heißt es u. a.:Wenn die Heimwehr heute ihre Hand ans Ruder der Regierung gelegt hat, dann geschah das nicht, um die christlichsoziale Partei zu stützen, sondern um das Steuer für unsere Bewegung, für die Heimwehrbewegung fest­zuhalten, mit dem eisernen Entschluß, es uns auch durch eine rote Mehrheit nicht aus der Hand winden zu lassen. Die Ereignisse der letzten Tage werden auch den letzten Heimwehr­mann davon überzeugt haben, daß die parlamentarische Front unfähig ist, den Bolschewismus abzuwehren. Lange genug haben wir allen bürgerlichen Parteien die Mauer gemacht. Heute find wir der Ueberzeugung, daß es nicht genügt, den Ansturm Moskaus gegen die Heimat abzuwehren; heute wissen wir, daß es nur eine Rettung gibt, die Heimat unserem Geist zu erobern. Wir müssen aus der Abwehr zum Angriff über­gehen. Die kommenden Wahlen stehen nicht mehr km Zeichen der Heimatwehr, sie stehen im Zeichen des Heimatsturms." Das Auffälligste ist an dem Aufruf die Unterschrift Starhem­bergs, der eben erst als Innenminister den Eid auf die Ver­fassung geleistet hat.

Fast wie i« Deutschland.

London, 4. Okt. Der australische Premierminister hat aus Sparsamkeitsgründen den beabsichtigten Austausch eines australischen Kreuzers gegen einen englischen abgelehnt, ob­wohl er die Vorteile und Notwendigkeiten einer einheitlichen Ausbildung der verschiedenen Flottenteile des Weltreiches voll anerkennt. Er teilt mit, daß von der australischen Marine nur zwei Kreuzer, zwei Torpedobootszerstörer und zwei Untersee­boote in Dienst gehalten würden. Das australische Kabinett habe die Herabsetzung der Ausgaben um 80 Millionen be­schlossen, was einen günstigen Eindruck auf die Börse machte. Die Ministergehälter werden um 15, die Abgeordnetendiäten um 10 und Beamtengehälter in verschiedenen Abstufungen bis zu 15 Prozent gekürzt. Die Banken haben ihre Unterstützung für etwaige Notstandsarbeiten zugesagt, vorausgesetzt, daß diese einen produktiven Charakter tragen.

Gegen Versailles und den Uonngplan.

Washington, 3. Okt. Der Vorsitzende des Marineausschusses des Repräsentantenhauses, Fred Britton, der kürzlich bon einer Europareise zurückgekehrt ist, betonte in einer Erklärung, daß lediglich die Revidierung des ungerechten Versailler Vertrages erträgliche Zustände in Europa schaffen könnte. Insbesondere müsse der Polnische Korridor an Deutschland zurückerstrttet werden, damit ein neuer Krieg vermieden werde. Das Kon­greßmitglied Richard Bartholdt, der gleichfalls Europa bereiste, erklärte, die Bürde der deutschen Reparationslasten wäre selbst für ein reiches Land wie Amerika untragbar.

Aus Stadt und Bezirk.

Neuenbürg, 6. Okt. Wie man praktische Fremdenverkehrs­werbung betreibt, beweisen neben einer Anzahl Gasthöfe zwei aufs modernste eingerichtete Etablissements an der Hauptver­kehrsstraße. Da ist das Cafe, Restaurant und Speiselokal Hagmaher, das von dem früheren Weinrestaurant zu einem Großstadtlokal umgebaut wurde, bei dessen Betreten jedermann ob seiner gediegenen Ausstattung überrascht ist. Wein- und Speisenkarte halten an Güte und Preiswertigkeit Schritt mit der vornehmen Aufmachung. Kein Wunder, daß man zu jeder Tageszeit eine Anzahl Autos dort parken sieht. Der Schritt­

macher und Pionier aber am Platze ist das Cafö-Restaurant Möhrle. Sein Haus ist seit einer Reihe von Jahren zum Treffpunkt eines guten Publikums Einheimischer und Auswär­tiger geworden. Angefangen mit zwei kleinen, aber äußerst anheimelnden Räumen, mußte im Laufe der Zeit das ganze untere Stockwerk den wachsenden Bedürfnissen entsprecherid ausgebaut und modernisiert werden. Der Erfolg war ein der­art durchschlagender, daß seit kurzem auch der erste Stock zur Aufnahme der Gäste dient. Sonntag abend war die offizielle Eröffnung mit Konzert der Kapelle Herzog. Was Herr Möhrle mit feinem Innenarchitekten geschaffen hat, stellt beiden ein ehrendes Zeugnis aus, sie haben erreicht, daß trotz der bedeu­tenden Vergrößerung die warme, ruhige, vornehme Gesamt­wirkung geblieben ist, die von jeher das Haus Möhrle aus­zeichnete. Daß auch auf das reisende Publikum Bedacht ge­nommen ist, beweist das Anbringen von drei Lampen an der Außenseite des Hauses, deren Licht genügend stark ist, un­beleuchtet parkende Kraftwagenbesitzer vor Strafe zu schützen. Beiden unternehmungslustigen Gastgebern aber möchte man wünschen, daß dauernder Erfolg beschicken sein möge.

(Wetterbericht.) Infolge der starken Depression im Nordwesten ist für Dienstag und Mittwoch unbeständiges, zu zeitweiligen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.

Württemberg.

Gündelbach, OA. Maulbronn, 4. Okt. (Glück im Unglück.) Glück im Unglück hatte der 11jährige Schillinger, der beim Ackern unter das Pferd zu stürzen kam. Ein Landwirt konnte gerade noch den Pflug wegreiben, der den Buben sonst zerschnitten Hütte. Am Kopf erlitt der Gestürzte eine starke Flelfchwunde, die im Maulbronner Krankenhaus geheilt wird.

Hohenhaslach, OA. Baihingen, 4. Oktober. (Jagdglück.) Wil­helm Kurz in Niederhaslach hatte das seltene Jagdglück im Sers- hetmer Wald ein Wildschwein, und zwar einen 2'/- Zentner schweren Keiler zu erlegen.

Bietigheim, 4. Obi. (Ein billiger Gaul.) Ein Bürger einer Bezirksgemeinde kaufte von durchfahrendem Volk ein Pferd um acht Mark. Doller Freude über den billigen Kauf führte ec das Tier nach Hause und stellte es in den Stall. Als er am andern Morgen nach feinem Renner sehen wollte, fand er ihn tot im Stalle liegen. Er soll an Altersschwäche eingegangen sein.

Stuttgart, 4. Okt. (Zeitungsjubiläum.) Die Schwäbische Tag- wacht, das führende Organ der wüctt. Sozialdemokratie, ist heute aus Anlaß ihres 50 jährigen Jubiläums im Umfang von 88 Seiten erschienen. Die Iubiläumsnummer enthält zahlreiche Beiträge von Führern der Partei. Sie berichtet über Entstehung und Entwicklung des Blattes, über den Werdegang der württ. Sozialdemokratie und ihrer Vorkämpfer sowie über alle Zweige der sozialistischen Arbeiter­bewegung. Weitere Aussätze beziehen sich aus die kommunalen Ein­richtungen der Landeshauptstadt und die Bersassungskämpse in Württemberg.

Stuttgart, 4. Okt. (Vom Steuerverteilungsausschutz.) Am 2. Oktober ds. Fs. hat der Steuerverteilungausschuß getagt, um über die aus Gewährung des versagten oder aus Erhöhung des erhaltenen Zuschusses aus dem Ausgleichstock 1929 gerichteten Gesuche und Ein­sprache verschiedener Gemeinden zu entscheiden. Von wenigen Aus­nahmen abgesehen, konnte den Gesuchen und Einsprachen keine Folge geleistet werden, lieber den Plan zur Verteilung des Ausglcichsstocks 1930 konnten noch keine Beschlüsse gefaßt werden, weil noch mehrere Oberämter mit der Vorlage der Zuschußanträge im Rückstand waren. Nur darüber ist sich der Ausschuß schon jetzt schlüssig geworden, daß die in Art. 15, Abs. 2 Nr. 1 der Landessteuerordnung bestimmte Vor­aussetzung für die Unterstützung einer Gemeinde aus dem Ausgleichstock Ausschöpsung der ihr zu Gebot stehenden Einnahme-, Gebühren- und Steuerquellen nicht als erfüllt erachtet werden kann, wenn sie auf die Einführung der erhöhten Gemeindebierstcuer verzichtet.

Böblingen, 4. Okt. (Flieger-Erfolg.) In der kürzlich erschienenen Meldung über das Ergebnis des achten Internationalen Leichtflug­zeug-Wettbewerbs Brüssel ist ein Versehen unterlaufen. Der zweite deutsche Teilnehmer Karl Fahrbach aus Klemm 25 liegt nicht, wie gemeldet, an dritter Stelle hinter Robert Lusser, sondern an zweiter Stelle, womit die beiden ersten Plätze von Deutschen auf Klemm- Leichislugzeugen belegt wurden. Fahrbach hat außer dem Pokal Nikolatdes" noch Belg. Frs. 15000. in bar gewonnen.

Ergenztngen, OA. Rottenburg, 3. Okt. (Wie eine Garbe.) Am Dienstag abend ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Als die Arbeiten an der Dreschmaschine eben eingestellt wurden, machten sich drei Knaben an ihr zu schaffen und bestiegen den Dreschwagen. Auf bis jetzt noch unaufgekiärte Weise fiel der 13 Jahre alte Knabe des Bauführers Bauer in die Strohpresse und kam nach einiger Zeit wieder unten heraus. Der schwerverletzte Knabe war am Kopf und an den Füßen wie eine Garbe gebunden und übel zugerichlet. Aus vielen Wunden strömte das Blut. Der Verunglückte wurde sofort mit dem Auto in die chirurgische Klinik nach Tübingen verbracht, wo er in der Nacht seinen Verletzungen erlegen ist.

Plattenhardt a. F., 4. Okt. (Aufforderung zum Steuerstreik.) In der letzten Gsmeinderatsfitzung hatten die Kommunisten folgenden

. »rr vrercysregierung erlassenen Notver. ordnungen bezüglich der Erhebung neuer Steuern werden in der K mrinde Plattenhardt nicht durchgeführt. 2 . Der Gemeinderat erkA die erlassenen Notverordnungen zur Erhebung neuer Steuern als fassungswidrig and fordert die Einwohner auf, sich mit allen Min.i» gegen eine eventuelle Eintreibung zur Wehr zu setzen 3 D» m-inderat empfiehlt im letzteren Falle den Gemeindeangehörigen von dem Mittel der Steuerverweigerung und des Eteuerstretks Gebm«^

zu machen. Wie di- ,.SUüdeu.sch'e Arbeiterzeitung" 'ber8te7. wu L

dieser Antrag vom Gemeinderat einstimmig angenommen °

Schramberg 5. Okt (Kündigungen in der Uhrenindustrie.) Me dieSchwarzwalder Volksmacht" erfährt, ist in den Betrieb-» ^ Uhrenfabriken Gebr. Iunghans AG., sowie in der mit dem In«» Hans-Konzern vereinigten Hamburg-Amerikanischen Uhrensabr ltchen Angestellten und Beamten jeweilig nach ihrer Kündi». »^ Vereinbarung am 1 . Oktober gekündigt worden - Wenn au^ M' Maßnahme wohl kaum so rigoros durchgeführt werden sollte deutet sie doch für alle Beteiligten -ine gewisse Unruhe ' '

Tuttlingen. 4. Oktdr. (Ein Schweinigel.) Vor einigen brachte ein lunger Mann von etwa 20 Jahren aus Nendina-»^ einer Schachtel eine junge Wasserratte in ein hiesiges WiEakt- lokal. Im Kreise seiner Freunde ließ er, wie der SckworrmÄ?' Bote« berichtet, auf dem Tisch -sn-r Katze gleich das spielte und fing es ein. sobald es Versuche machte, auszureißen W?' von den Tischgästen schloß mit ihm eine Wette ab. wennrd den Kops abbeiße. Gesagt, getan. Der Junge biß ihr den L ln und zum größten Ergötzen der gleichaltrigen Stammttschbrüder trab er das Tier mit Haut und Haar auf. Ist es nun eine Beleidia»«« wenn man einen solchen Menschen einen Schweinigel nenn? könnte "" K diesesKunststück" den Tod zur Folge habe"

^Eng-«. 4 Okt. (Betriebsstillegung de- Zementwerks Sche k ngen.) Wie im vorigen Jahr, so muß auch Heuer das Werk Schelklingen der Portland-Zementwerke Heidelberg-Manntieim.K«,,,. gart A.-G. aus wirtschaftlichen Gründen, hauptsächlich wegen lieber! sullung der Lager, seinen Betrieb stillegen. Den 140 Arbeiternm, 15 Angestellten ist gekündigt worden, was für sie einen schweren Schlag bedeutet, denn in unserer industrtearmen Stadt ist oi/A anderweitiges Unterkommen nicht zu denken. Im Frühjahr ka kwN man, wird der Betrieb in dem Zementwerk wieder ausgenommen werden können. """"

, "1. Okt. (Wo Milch und Honig fließt.) Eine süße Anae-

l-genheit lenkte beim Stuttgarter Tor am Freitag die Aufmerksamkeit der Jugend aus eine Frau. Die treubesorgte Frau brachte vom « B!ttw"k,°Rg für die Lieben daheim. Irgendwo mußu U

Gefäß beschädigt worden sein, denn der feine Honig sank jäh und un- bk"sk^t an Taille und Rock herab. Bald waren Strümpse ffand und Gesicht voll Honig. Hilsberette Leute holten Löffel. Taffen und Teller und retteten, was noch zu retten war. indes zwei Buden fick der Säuberung des Fußwegs widmeten. Eifriges Abschaben beganu "der Honig , sprach die Frau,der ist mir Nebasach, wenn i jetzt nur net so beblg war bis an da Hals".

. "lm. 4. Okt. (Der Süße.) Eine seltsame Erscheinung begegnete einem Frühaufsteher am Freilag morgen. Auf schwankenden Men. ?"!^ 5 />oogen und Fahrrad mit leuchtender Sturmlaterne vor sich Verschiebend, den Zylinderyut auf dem Haupte, wanderte ein Mann hemdärmelig stadtauswärts. Der erste Rets lag aus den Dächern und der Marschgesang des einsamen Wanderers war weithin zu kören Es ist unschwer zu erraten, weß'Geistes" Kind des Weges zog! Ein Kuriosum in Vieser schweren Zeit, da keiner etwas übrig hat und der Humor erstirbt.

Baden.

Pforzheim, 5. Okt. Am Sonntag vormittag kurz nach 8 Uhr ist das Freilichttheater auf dem Wartberg in Pforzheim durch einen Brand fast vollkommen vernichtet worden. Ter Schaden durfte sich auf 80100 000 Mark belaufen. Verbrannt sind dre etwa 2000 Sitzplätze, die ganze Tribüne und die Garderoben.

Pforzheim, 4. Okt. Die letzte Sitzung deS hiesigen Amts­gerichts befaßte sich u. a. mit einem unverbesserlichen Gewohn­heitsdieb. Es ist ein OOjähriger hiesiger Mensch, dessen Straf­register eine lückenlose Kette von Vorstrafen ausweist, so daß er von 19191928 andauernd Gefängnis- und Zuchthausstrafen erlitt und trotz erhaltenen Strafaufschubs auf Wohlverhalten sich wieder zu einem frechen Diebstahl Hinreißen ließ. Dieses Mal hatte er es auf das kath. Pfarrhaus in Brötzingen ab­gesehen, wo er das auf einem Schreibtisch liegende Geld mit­nahm und die in dem Schreibtisch befindliche Kassette ihres Inhalts beraubte. Es handelte sich um 90 bis 100 Mark, die durch freiwillige Gaben zu wohltätigen Zwecken gesammelt waren. Der Einbruch geschah, als niemand gerade im Pfarr­haus war. Der überführtc Angeklagte erhielt eine Zuchthaus­strafe von einem Jahr und sechs Monaten.

Baden-Baden, 4. Okt. Heute mittag kurz nach 1 Uhr balg­ten sich einige Schuljungen auf dem Bürgersteig der Soffen-

Das /c/srne A/um6/rm«cko/r6/r

VON OLKD krODNKLKO

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Nachdem der erste, heftige Schmerz vorüber war, über­legte sie. was nun geschehen sollte. Frau Schmittgen streichelte sie und bat dringend, doch bei ihr wohnen zu bleiben. DerPapa" verdiene jetzt ganz gut, und wenn es mit dem Bezahlen mal nicht ganz klappe, dann wolle sie gar nicht Hinsehen. Das tue sie schon ihrer lieben, seligen Frau Elsner zuliebe.

Brigitte nickte und blieb. Bis jetzt hatte sie auch immer alles bezahlt. Mit großen, traurigen Augen ging sie ihrer täglichen Beschäftigung nach. Aber nichts war mehr in ihrem Leben, was ihr wirklich Freude machte. Sie kam sich vor wie ein Uhrwerk, das man aufzieht und das nun feinen Gang abläuft. Aengstlich mied sie die vornehme Gaststätte von Burlich. In ihr war alles tot und gestorben. Wie lange sie dieses Leben aushalten würde, darauf war sie selbst neugierig.

So verging eine Woche nach der anderen. Brigitte stand zeitiger auf, weil sie ja jetzt die Sträußchen selber binden mutzte. Frau Schmittgen hatte es erst tun wollen; doch sie hatte resigniert darauf verzichten müssen. Ihre dicken, roten Finger banden wahre Monstren. Jeder Geschmack fehlte, die Farben paßten nicht zusammen, und Frau Schmittgen meinte selbst ganz kleinlaut:

Die Dinger kaust Ihnen ja kein Mensch ab, Fräulein Brigittchen. Da machen meine Finger eben doch nicht mit, so gut ich es auch gemeint habe."

So saß Brigitte jetzt bereits zwei Stunden an der Arbeit, ehe sie ihren täglichen Weg antrat. Abends saß sie dann meist mit drüben bei ihren alten Wirtsleuten, wo derPapa" eine Zigarre rauchte und es aus der Brat­röhre nach Aepfeln roch und der große Kater sich faul aus dem Stuhl am Ofen wälzte.

Wenn sie dann drüben in den zwei Stübchen weilte, in denen einst so viel Liebe und Fürsorge gewohnt hatte, dann drückte sie manchmal beide Hände auf die Brust und dachte:

Wenn ich doch auch sterben könnte! Wenn ich doch früh nicht mehr aufzuwachen brauchte!"

Frau Schmittgen wachte mit eiserner Energie darüber, das Brigitte die guten Milchsuppen, die sie ihr kochte. Die gute Frau konnte das nicht mitansehen, wie Brigitte immer blasser und schmaler wurde. Wenn sie etwas sagte, dann lächelte Brigitte schmerzlich und sagte:

Liebe Frau Schmittgen, es wäre doch so gut für mich, wenn ich bei Mütterchen sein könnte."

Das ist aber doch man eine Sünde, Fräulein Brigitte. Man muß doch dem lieben Gott für alles danken. Run schon gar für das Lebe». Für Sie kommt schon noch Sonnenschein, weil Sie immer so ein gutes Mädel ge­wesen sind."

Brigitte streichelte die Hand der alten Frau. Mußte sie nicht dankbar sein, daß sie so gute Menschen gefunden hatte? Es hätte' doch auch noch viel schlimmer um sie sein können?

Du wirst noch einmal ein großes Glück finden, Brigitte glaube nur fest daran!"

Ganz deutlich hörte Brigitte in diesem Augenblick diese Worte, die die Mutter zu ihr gesprochen hatte. Sie faltete plötzlich die Hände und blickte auf das Bild der Mutter. Leise ging Frau Schmittgen hinaus.

Brigitte aber dachte an Dietz von Barnekow. Sie sah seine harten, grauen Augen, sah den festen, energischen Zug, der um den schöngeschnittenen Mund lag, und sie schloß die Augen.

Mütterchen, mein Glück kann nur von dieser Seite kommen, und das ist ausgeschlossen", dachte sie wieder wie schon so viele Male.

Frau von Barnekow ging langsam durch das Zimmer, das ihrem tollen Hans-Georg gehört hatte. Sie hatte auch

diesen Sohn sehr geliebt, obgleich sein Leben eigentlich nur aus tollen Streichen bestanden hatte, unter denen sie in Barnekow mehr oder minder mitgelitten hatten.

Hans-Georg war seinem Vater sehr ähnlich gewesen, der dem Leben stets das Beste abgewonnen hatte, sich nie Sorgen machte, Treue nicht kannte und seine Frau betrog.

Frau von Barnekow hatte eine tiesunglückliche Ehe ge­führt, und doch gehörte sie zu den seltenen Frauen, die eine solche Ehe nach außen hin noch geschickt verdecken. Nie­mand hatte geahnt, wie es i« Wahrheit in dieser Ehe aussah.

Barnekow hatte gespielt, hatte so die Sorgen nach dem alten Gute gebracht. Sie selbst hatte gespart, wo es irgend ging, hatte sich von früh bis spät um die Wirtschaft ge­kümmert. Dabei konnte sie ihm nicht gram sein, wenn er dann mit seinem schönen, sorglosen Gesicht vor ihr stand nach einer Nacht» die er Gott weiß wo verbracht, und ge­

beten hatte:

Sei nicht böse, Helene. Sieh mal, ich kann nun einmÄ nicht aus meiner Haut heraus, so gern ich es auch manc^ mal um deinetwillen möchte. Aber bessern will ich mich sicher."

Es war dann ein paar Wochen gegangen, und dann hatte es doch wieder von vorn angesangen. Sie hatte es längst aufgegeben, um diesen Mann zu kämpfen.

Um der Kinder willen blieb sie bei ihm. Doch er hatte jeden Wert für sie verloren. Und diesen leichten, oberfläch­lichen Charakter hatte Hans-Georg, der Aelteste, geerbt. Sie war erst untröstlich gewesen, als sie es bemerkte. Doch

nn hatte sie sich damit abgefunden.

Sie hatte ja noch Dietz! Der war nach der mütterlichen imilie geraten, hatte den ernsten, festen Charakter de tzows, von denen sie abstammte. Immer konnte sie sich f ihn verlassen, zu jeder Zeit, in jeder Lage.

Trotzdem hatte sie den leichtsinnigen Hans-Georg seyr liebt, hatte immer wieder auf ihn einzuwirken versuch. >ch genau wie sein Vater war er eine Weile zerknrricyr, l es dann doppelt toll zu treiben.

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