Drei Tote durch eingemachte Bohnen. Nach dem Genuß von eingeweckten Bohnen sind der Kaufmann Degenhardt in Altona, Mitinhaber der Maschinenfabrik Groth u. Degen- Hardt, seine Frau und die Hausangestellte an schweren Vergif­tungserscheinungen erkrankt und gestorben. Frau Degenhardt hatte frische Bohnen eingemacht. Ein Glas, das nicht dicht war, wurde -zum sofortigen Gebrauch zurückgestellt und in den nächsten Tagen verzehrt. Bei sämtlichen 3 Personen stell­ten sich heftige Lähmungserscheinungen ein, die auch bald als Vergiftung erkannt wurden. Es war jedoch nicht mehr mög­lich, die 3 vergifteten Personen zu retten. Vor wenigen Jah­ren sind auch in Stuttgart mehrere Personen auf diese schreck­liche Weise ums Leben gekommen. Man kann deshalb beim Genug von Bohnen, die sich im Sterilisierglas nicht ausgezeich­net halten, nie genug vorsichtig sein.

Handel» Verkehr und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 1l. Sept. (Schlachtolehmarkt.) Dem Donnerstag­markt am städt. Vieh- und Schlachthof wurden zugesllhrt: 4 Ochsen, Bullen, 15 Iungbullen, 46 Iungrinder (unv. 26), 15 Kühe, 848 Kälber, 376 Schweine. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen, Bullen a 4952 (unv ), b 4648 (unv ), Iungrinder s 5759 (unv.), d 5055 (5155), Kühe. Kälber b 7578 (7577). c 69-73 (unv.). ck 6367 (62-67), Schweine a sette über 300 Psd. 5961 (6062), b vollfleifchige von 240-300 Psd. 61-63 (62-63), c von 200240 Psd. 6566 (64-66), ck von 160-200 Psd. 6364 (unv.), e fleischige von 120160 Psd. 6062 (6163), Sauen Mark. Marktverlauf: Großvieh schleppend, Ueberstand, Kälber belebt, Schweine mäßig belebt, sette Schweine vernachlässigt.

Neueste Nachrichten.

München, 11. Sept. Nach Abschluß seines Ferienaufenthaltes in Dietramszell hat Reichspräsident v. Hindenburg am Donnerstag mittag mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug die Rückreise nach Berlin angetreten. Aus ausdrücklichen Wunsch des Reichspräsidenten wurde von einer offiziellen Abschtedsfeier aus dem Münchener Haupt- bahnhof abgesehen. Es hatten sich lediglich Retchsgesandter von Hantel, Generaloberst Gras Bothmer und General Hammer und der Polizeipräsident eingesunden. Aus dem Bahnsteig hatte sich eine größere Menschenmenge anqrsammclt, die bei der Abfahrt des Zuges in Hurra-Ruse ausbrach. Der Reichspräsident machte einen gesunden und frischen Eindruck.

Wiesbaden, 11. Sept. In letzter Zeit sind bei der Durchsuchung von Lastkraftwagen, die von Nationalsozialisten besetzt waren und zu Umzügen oder Sammeltransporten benutzt wurden, in verschie­denen Fällen Waffen, zum Teil in ganz erheblicher Anzahl gefunden worden. Keiner der Wageninsaffen wollte sich als Besitzer der Sachen bekennen. Das Polizeipräsidium von Wiesbaden hat deshalb der nationalsozialistischen Partei und ihren Nebenorganisationen verboten, Sammeltransporte oder Durch- und Umzüge mittels Kraslsahrzeugen und Fuhrwerken vorzunehmen.

Essen, 11, Sept. Der 21 Jahre alte Student Heinz Oetting aus Gladbeck, der an den am gleichen Abend stattgesundenen Veranstal­tungen der Nationalsozialisten teilgenommen hatte und ein Hakenkreuz­abzeichen trug, wurde gestern abend von unbekannten jungen Burschen durch einen Messerstich in die rechte Brustseite so schwer verletzt, daß er kurz nach seiner Einlieserung ins Krankenhaus verstarb. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden.

Berlin, 11. Sept. Die Italiener wollen ein großes Fernsprech­kabel von Neapel nach Bari legen, hinzu kommt rin Zweigkabel, Las über Messina nach Palermo laufen soll. Dafür wird der italienische Staat etwa 45 Millionen Goldmark auswersen. Angesichts der in Italien herrschenden Arbeitslosigkeit versteht es sich von selbst, daß der Auftrag im wesentlichen nur durch eine italienische Firma ausgc- führt werden darf. Trotzdem werden diejenigen Anlagen, für die deutsche Firmen führend sind, nach Deutschland in Auftrag gegeben.

Begegnungen mit Hindenburg.

Von M. du Poel-München.

Die Huldigung.

1921. Schülertagung in Hanuover. In einer Zeit, in der der Gedanke wieder Boden gewann, daß vaterländisch denken noch keinen Hochverrat an einer Republik. bedeute, ergeht ein Särmnelruf an Deutschlands geistige Jugend, der lebhaften Widerhall findet. 3000 Schüler und Schülerinnen aus dem ganzen Reich treffen in Hannover zusammen, üm eint Arbeits­gemeinschaft aufzustellen. Die Gemeinsamkeit war, das fühlte der Einzelne, mehr eine Zeitforderung jener Tage, als die Notwendigkeit irgend eines Einheits-Organisationsprogramms für höhere Schüler. Was diesen Nachwuchs zusammenführte, War der erste Mt einer Generation, die das Große wie das Kleine und Kleinliche miterlebt und miterlitten hatte, und die sich nun einfach das Letzte, ihre nationale Gemeinsamkeit, nicht zerschlagen lassen -wollte.

Stoch galt es als reaktionär, den großen Heerführer des Wellkrieges um seiner Persönlichkeit willen zu feiern. So traf man sich zu einer Gefallenenfeier in der Stadthalle Hannovers. Generalfeldmarschall von Hindenburg,war als Ehrengast zu­gegen. Dort geschah das Besondere. Kaum war die hohe, mächtige Gestalt in den totenstillen, schwarz ausgeschlagenen Raum getreten,- kaum hatte sie die Blicke der, Anwesenden auf sich gesammelt, da durchfuhr ein Gedanke all die jungen, war­men, ihr Vaterland suchenden Herzen: Wenn eine nationale Sammlung, dann um diesen Mann, Ein brausender Jubel ging durch das ganze Haus.

Der Feldmarschall hatte seine Jungen und Mädel verstan­den. Er erhob sich fest und stand wie ein Denkmal mit über dem Säbelknauf zusammengeschlossenen Händen. Seine lang­sam und klar ausgesprochenen Worte stehen unauslöschlich in meinem Gedächtnis. Sie begann:Ich nehme die mir dar­gebrachte Huldigung dankbar an, weil ich sie neidlos über­tragen kann auf meine tapferen Kameraden in großer Zeit, besonders auf die Gefallenen, die Sie soeben ehrten." Hinden­burg hat die Huldigung auf sich bezogen, wie sie ihm spontan dargebracht worden war. Das Band war geknüpft. Jedem der 3000 gab der Feldmarschäll am Schluß die Hand. Von jedem ließ er sich den Heimatort sagen. Und jeder nahm Blick und Händedruck des großen Mannes mit nach Hause als Symbol für den Beginn des Wiederaufstiegs.

Die Jugend, die damals Hindenburg zugejubelt, steht heute 26- oder 28jährig in den Betrieben. Sie wird die Trägerin der nächsten Zukunft. Ihre staatspolitische Tätigkeit hat mit der Wahl des Reichspräsidenten begonnen, sie wird ihm weiter­hin die Treue haften.

Feldmarschall in Zivil.

1922. Zwei junge Menschen, einander Freunde und ver­wandtschaftlich verbunden, beginnen von einer oberbayerischen Bahnstation den Fußmarsch zu dem abgelegenen Gut eines Onkels. Beide sind Offizierssöhne, beide sind berufstätig, beiden hat die Not der Zeit es versagt, nach Abschluß des Gymnasiums ihr Leben zu genießen" oder Neigungen nachzugehen. Sie arbeiten jeder an einer Bank und finden, da die Jugend nun einmal Freude braucht, diese Freude an ihrer Tätigkeit. Fast sehen sie sogar etwas auf ihre Kameraden herab, die nicht gleich mit beiden Beinen in einen Beruf gesprungen sind. Stotz marschieren sie in ihren ersten selbstverdienten Anzügen auf der heißen Landstraße und vermissen nicht einmal hie sonst bevorzugten Lederhosen. Denn ein Ereignis besonderer Art

Ein großes deutsches Werk hat auch schon einen entsprechenden Be­scheid aus Italien erhalten.

Berlin, 11. Sept. Wie das Reichsverkehrsministerium mlttcilt, hat die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft das Reichsbahnzentralamt beauftragt, dem Stahlwerksverband, mit Dezember beginnend, monatlich 50 000 Tonnen Oberbaustoffe (statt bisher 20000 Tonnen) zur Lieferung in Auftrag zu geben.

Berltn, 11. Septbr. Auf dem ZielschiffZähringen" ist gestern abend nach einem Treffer im Achterschiff ein Brand ausgebrochen. Das Schiff liegt vor Holtenau vor Anker. Die Löschung des Brandes ist zurzeit noch nicht beendet.

Berlin, 11. Sept. Der Reichsverkehrsminister teilt mit, daß nun­mehr das Uebereinkommen über den Bau der drei Rheinbrücken bei LudwigshasenMannheim, Maxau und Speyer endgültig sestgelegt ist. Die DeutschetzReichsbahn-Gesellschast wird, nachdem alle Vorbe­reitungen zum Bau der Widerlager bet Speyer und zu der Herstellung der eisernen Ueberbauten für die Brücke bei LudwigshafenMannheim getroffen sind, mit der Bauausführung unverzüglich beginnen. Der Bau der neuen Rheinbrücke bet Ludwigshasen wird in den nächsten Tagen in Angriff genommen werden.

Berlin, 11. Sept. Nach der Wahlkundgebung der National­sozialisten im Sportpalast kam es in verschiedenen Stadtgeqenden zu Zusammenstößen mit der Polizei. Zum Teil wurden auch Klebe- und Abreißkolonnen festgenommen. Einige Mitglieder der radikalen Par­teien wurden wegen Tragens verbotener Uniformen zwangegestellt. Insgesamt wurden im Laufe der Nacht 86 Zwangsstellungen oorge- nommen, darunter 2l Kommunisten, die in der Gneisenaustraße aus einen NSDAP.-Zug geschossen hatten.

Ludwigslust i. M., II. Sept. Heute vormittag stürzte das Flug­zeug 1202 der Deutschen Verkehrsfliegerschule Braunschweig in nächster Nähe der Bahnstrecke SchwerinLudwigslust über der Feldmark Rostow ab. Der Motor bohrte sich tief in den Erdboden. Die Ma­schine wurde zertrümmert. Der Pilot, Arves Freiherr von Ungern- Sternberg, ein Flugschüler der Berkehrsfliegerschule, der sich aus einem Uebungeflug nach Warnemünde befand, war sofort tot.

Wesel, 11. Sept. Der Fluglehrer Störring von den Katzenstein­werken unternahm heute auf dem hiesigen Flugplatz mit einer Start­maschine einen Uebungsflug. In einer Kehre geriet die Maschine ins Trudeln und stürzte ab. Störring wurde aus der Stelle getötet.

Innsbruck, 11. Septbr. Von der Gondel einer Schwebebahn wurde heute in den Felsen eine Leiche bemerkt, die bald darauf auch geborgen werden konnte. Der Verunglückte ist der Fleischhauer Albin Schipper« aus Stuttgart, der gestern In mangelhafter Ausrüstung den Ausstieg aus die Seegrubenspitze unternommen hatte.

Paris, II. Septbr. Haoas meldet aus Genf: Die französische Regierung würde grundsätzlich nicht gegen die Zurückziehung der französischen Bahnschutztruppe» aus dem Saargebiet sein unter der Bedingung, daß die Regterungskommisston des Saargebiets sich in der Lage erklärt, die Kontinuität des Wirtschaftslebens im Saargebiet mittels geeigneter lokaler Kräfte zu sichern und nötigenfalls aus die

Rom, 14. Sept. Aus Messina wird gemeldet, daß Donnerst», vormittag der Auswurfkegel des Vulkans Stromboli auf der »W namigen Insel der Liparischen Truppe explodiert ist. Die Folge war A großer Lava-Ausbruch und ein Regen von Steinen und alükiend»

Asck- Ni? in kn« «Li err_^ 1"llvkr

Asche. Dtt Lava hat sich in das Gebiet von St. Bartolo eroaN,, und dort Verwüstungen angerichtet.

Odessa. 11. Sept. Eine furchtbare Stratzenbahnkatastrophe

der fünf Fahrgaste getötet und 50 verletzt wurden, hat sich heute bi» ereignet. Infolge des Versagens der Bremse suhr ein vollbeiek Straßenbahnwagen in ralenver Geschwindigkeit bergab, entgleiste »» begrub die Fahrgäste unter sich. """

Newyork, 11. Sept. Die Federal Reserve Bank os Minicwoli« setzte ihren Diskontsatz von 4 auf 3^°/-. herab. Damit hält nur neck die Bundes Reserve Bank in Dallas den 4prozentigen Di2 aufrecht.

Buenos Aires. 11. Sept. Der frühere Präsident Irtgoyen muri,, heute in Begleitung seiner Tochter und des ihn behandelnden P-ivai arztes an Bord des Kreuzers Belgrano gebracht, der kurz daraus ?» Plata verließ. Nach Berichten von Augenzeugen soll Irigomn den Eindruck eines gebrochenen Mannes machen. Bor seiner Abiabr erklärte er noch, daß er in der La Plata-Kaserne eine fteundlio,, Behandlung erfahren habe. ^

Aufruf der württ. Wirtschaftskammer zur Wahlbeteiligung.

Stuttgart, 11. Sept. Der Württ. Industrie- und Handels­tag, die Württ. Landwirtschaftskammer und der Württ. Hand- werkskammertag erlassen folgenden Aufruf: Am kommenden Sonntag ist ein neuer Reichstag zu wählen. Arbeitslosigkeit Finanz- und Wirtschaftsnot muß er beheben. Das Ziel kan» nur erreicht werden, wenn die künftige Regierung sich am Parteien stützen kann, die die Gesetze der Privatwirtschaft be­achten, die öfsentlichen Ausgaben abbauen und den Steuerdruck zu mildern bereit sind. Deshalb muß jeder Angehörige der Erwerbsstände sich seiner Verantwortung dem Staat und der Volkswirtschaft gegenüber bewußt werden. Wahlrecht heißt Wahlpflicht! Handwerker, Landwirte, Kaufleute und Indu­strielle, es geht um Volk und Staat! Erfüllet Eure Pflicht und wirket in Euren Kreisen dahin, daß kein Wahlberechtigter am 14. September der Wahlurne fernbleibt.

Dr.

französischen Truppen in Saargemünd zurückzugreisen. Pa ' -- - - " " ..

Zaris, 11. September. ImPopulaire" fordert Leon Blum im Hinblick auf die Bestrebungen, die europäische Föderation zustande zu bringen, die Abrüstung. Er schreibt: Erforderlich ist zunächst, das Vertrauen und die Begeisterung der Völker wachzurufen. Das können aber Presseartikel nicht zuwege bringen. Es ist ein greifbares Unterpfand nötig. Man möge entschlossen zur Abrüstung schreiten und wird dann die Genugtuung haben, daß das Volk an die euro­päische Föderation zu glauben beginnt.

Paris, 11. Srpt. Die großen Manöver in Lothringen haben am Mittwoch ihren Abschluß gefunden. Kriegsminister Maginot und General Weygand, der Chef des Großen Generalslabes nahmen die Parade ab, die sich an vier verschiedenen Orten vollzog. Der Kriegs- Minister dankte dem Leiter der Manöver, General Brocard, in einer langen Erklärung und bat ihn, auch den Truppen seine Anerkennung für die großen Leistungen auszusprechen, die sie in den schweren Tagen vollbracht hätten. Mos «.während der großen Manöver gesehen habe, überzeuge Ihn davon, daß die französische Armee in ausgezeich­neter Verfassung sei und daß Frankreich aus sie bauen könne.

Schott antwortet Dr. Bazille.

Stuttgart, 11. Sept. In einem öffentlichen Brief in der Süddeutschen Zeitung" antwortet Rechtsanwalt Dr. Schott. Stuttgart, auf den unlängst von Kultminister Dr. Bazille in mehreren Zeitungen veröffentlichten Artikel, der die Ueber- schrift trugTragödie der Deutfchnationalen Partei". Dr. Schott schreibt, daß er den jetzigen Zustand nicht als Tragödie, sondern als Gesundungsprozeß betrachte. Das Ziel der Deutsch- nationalen, eine Regierung ohne die Sozialdemokraten zu bil­den, ist in Württemberg geglückt. Dieses Ziel konnte nur er­reicht werden, wenn dem Zentrum gezeigt würde, daß bei Ver­sagen der Sozialdemokratie die Rechte nicht als Lückenbüßer zeitweilig in die Bresche springe, sondern nur dann, wenn dar Zentrum endgültig mit der Sozialdemokratie breche. Die starre Durchführung dieses Grundsatzes hat tu Württemberg das Zen­trum zum Nachgebeu gezwungen. Oft redeten die Mittelpar­teien den einzelnen Fraktionsmitgliedern zu, die Gefolgschaft

zu verim solch ver­wett und Truppe können b gierung i Deutschst sten Ver möglich i gleiche 3 keguente Taktik ei Das Ziel folgte ur Die Tru Gefolgsch

Ei, Plau Wahlvers schwer ve dortige ^ Haus ein Demonstr Polizeibe marsch ar ein, daß schußferti

M

Falke

Lersamml der Wilh lung bew Stadt. L machte de ein Auto Bor dem Menge u Demonstr mobil Fa

Letiuk-

WSIASl

platt

Sa» 8o«risldsll8 kür »okorm- miü orld. kvü-SvkIvläMff.

kor»»»» - - Vertiko»

untt Sttskst

Srrtllck emptoklen.

öouäkr-LdtsUims kür oeureltMs kllüoüvgv glS8S2gk).

steht ihnen bevor. Der Onkel, klug und voll Verständnis für die jüngere Generation, hat sie für diesen einen Sonntag zu­sammen eingeladen; seit einigen Wochen beherbergt er in aller Stille einen hohen Gast den großen Heerführer aus dem Weltkrieg; und ihn dürfen die beiden Neffen heute persönlich kennest lernen.

Als sie zwei Stunden später am Ziel ankommen, sehen sie, daß tür Schloß nichts verändert ist. Die alte Einfachheit blieb erhalttm. Der Gast scheint sich in ihr wohlzusühlen. Freilich, während man sich im Salon zu Tisch versammelt, wird unwill­kürlich gedämpfter als sonst gesprochen. Nun Schritte im Gang, die Türe öffnet sich und groß, schwer, aufrecht, mit langsamen, aber festen Schritten tritt der Feldmarschall ins Zimmer. Im Jagdanzug. Hinter ihm sein Adjutant. Der Marschall geht auf die Dame des Hauses zu und küßt ihr die Hand, er be­grüßt den Hausherrn in einer Art, die nur Gleichstellung und nicht etwa irgend etwas von Respektforderung oder Herab­lassung enthalten kann. Dann werden ihm die beiden jungen Neffen vorgestellt. Wieder ist der Moment des Gegenüber­tretens überwältigend. Das Bewußtsein: Du stehst jetzt vor dem Mann, der -Führer war im Kriege. Dessen Auslieferung ein zerrissenes, verzweifeltes, ausgehungertes Volk, das selbst den Versailler Vertrag beinahe gleichgültig hinnahm, einmütig verweigerte. Und das Gefühl: Du stehst vor einem Menschen, der vor wenigen Jahren noch der Größten einer, heute als Privatmann um Erfolg und öffentliche Anerkennung betrogen, ein einsames, beinahe verborgenes Leben führt und kein Recht, keine Macht mehr hat, in das furchtbare Geschehen rings um sich einzugreifen. Muß nicht die Verbitterung in seinen Zügen geschrieben stehen? Schon ein flüchtiger Blick belehrt Nicksts von dem. Aus diesem alten Mann spricht nur eine unendliche Würde und eine innere Festigkeit, die so stark ist, daß sie von der ganzen Gestalt Besitz genommen hat. Eine Festigkeit, die ergreift und die nicht nur die beiden jungen Gäste überwältigt. Die sonstige Ungezwungenheit des Hauses ist einer inneren Feierlichkeit gewichen, der sich niemand erwehren kann. So be­durfte es anfangs der ganzen feinen Lebenskunst des selbst zu­tiefst ergriffenen Hausherrn, um die Spannung soweit zu mil­dern, daß nicht eine für den Gast peinliche Steifheit entstand. Daß seinem Takt dies gelang, war die erste Brücke zu der jährelanaen Freundschaft, die die Familie des bayerischen Gutsbesitzers mit dem ostpreußischen Edelmann heute verbindet.

Die beiden jungen Freunde wußten am Abend nicht mehr viel von den Tischgesprächen, die geführt worden waren. Sie hatten Mühe, mit den empfangenen Eindrücken fertig zu wer­den. Aber sie wußten, als sie sich in München zum Abschied die Hand reichten, daß dieses gemeinsame Erlebnis ihrer Freundschaft aus Jahre hinaus, vielleicht fürs Leben, eine be­sondere Weihe gegeben hatte.

Reichspräsident auf Urlaub.

1930. Während an einem der ersten schönen Tage nach zahllosen Regengüssen blauer Himmel über den weichen Kon­turen einer grünen Hügellandschast den Blick unwillkürlich nach oben zieht, bringt ein Kompressor uns in schneller Fahrt zu demselben oberbayerischen Landsitz, auf dem ich vor acht Jahren zum letztenmal Gelegenheit hatte, dem Feldmarschall gegenüberzustehen. Dem Feldmarschall, der inzwischen aufs neue durch die Mehrheit eines aufwärts wollenden Volkes zum Führer erwählt worden ist, der an die Spitze des Reiches be­rufen wurde, weil zu seiner Persönlichkeit wie zu einem Sym­bol immer wieder das Vertrauen der Einzelnen wie der Massen zuruckkehrt. Wie mag der dämals doch stark alternde Mann sich

in sein verantwortungsvolles, neues Amt gesunden haben? Wie mag ihm, der mehr oder weniger schon mit der Aktivität des Lebens abgeschlossen hatte, den damals nichts aufrecht er­hielt, wie sein unerschütterlicher Glaube an die Posivität der eigenen wie der deutschen Moral, zumutt gewesen sein, als er plötzlich wieder vor die befreite Oeffentlichkeit gestellt wurde, um unter.vollkommen veränderten Verhältnissen einer Aktion Vorbild und Führer zu sein? Und dann: Was ist einReichs­präsident auf Urlaub?" Einer, der wie jeder Beamte sein Büro sich selbst überläßt und sich einige Wochen lang zur Erholung «mgar nichts kümmert"?

Der Kompressor saust den Schloßberg hinaus. Bor der Einfahrt sttht ein Mann in Zivil und besieht sich unauffällig die Ankömmlinge. Polizei... Aus dem hohen, langen Klostei- gang, den ich als Kind so oft entlanggetost bin, wird um Ruhe gebeten. Der Reichspräsident arbeitet. Arbeitet? Ja, ar­beitet. Steht sehr früh auf und arbeitet. Geht um neu» zwei Stunden spazieren und arbeitet wieder. Nachmittag» dasselbe.

Me einzige offizielle Postverbindung des kleinen, stillen Ortes mit der Bahnstatton vermittelt eine pserdebespamste, gelbe Kutsche mit einem blitzblanken, wcißblauen Postillon. Bisher genügte das. Während der Urlaubszcit des Reich»- präsidenten nicht mehr. Mehrmals täglich kommt ein motor­knatternder Kurier aus München und bringt Briefe, Briefe, Briefe. Vier Tage nur hat der Reichspräsident wirklich nus­gespannt. Da fuhr der 84jährige zur Gemsjagd in die Berge Erlegte in 1800 Meter Höhe einen starken Gemsbock; aus wem Entfernung mit sicherem Schutz; und dann noch einen zweiten. Als er znrückkam, lag ein Stoß Briese da, so groß Laß ma damit sechs von den blauen Postkästen hätte füllen können, w einer am Dorfpostamt angebracht ist. Eine eigene Telesonm- tung ich für ihn gelegt. Wichtige Akten werden von Herre ans Berlin persönlich überbracht.

Eine Anzahl junger Mädchen mit einer Fahne steht m>N vor dem Schloß und sieht sehnsüchtig hinauf zu, dm rMll. mit den grünen Läden. Schließlich sammeln sie sich rM- außerhalb und marschieren, ein Lied singend, nochmals über. Beim Essen sagt der Reichspräsident:Vorhin z S Wohl junge Mädchen vorbei? Ich habe sie singen Horen. - ich hatte zu arbeiten. Ich kann mich nicht immer stören Mil - Man sieht es ihm an, wie gerne er im Grunde den Goren unten einen Gruß zugewunken hätte. Die Pflicht gehr vo-

Berli

Borbereit renn Wo besannt. Ausgaben als der !e der Emu Millionen die Teilan durch den Lurch den Außeröerr Reichsban einen Au- ausgesetzt, genstruer, werden sa gaben erg Mark, die . airsgewenk .Reform d Millionen Len Forts

l

Nach Hunderten zählen die Zuschauem die warten,^ ms ^

Reichspräsident vom Spaziergang zurückkehrt. chaym den Hügeln und aus der Straße, von welcher Richtu 8 kommt. Dann ziehen sie sich schrittweise m die Gartenpforte zurück. Langsam kommt, auf einen Avck g I - der Reichspräsident auf sie zu. In den letzten

oer meicyvpranornr nur ne su-- - .. .

Abendsonne geht er mit festen Schritten seiner ^oeg^^ ^

einige Schritte voraus. Hält einen Augenblick an.

Hut grüßend vom Kopf. Sagt mtt einer leichten ^Verb^g^,

mit starker, doch freundlicher Stimme: . --^vten Stumm steht die Menge. Alle sind tief ergriffen. ^5 ^

Ein lautes Hurra würde hier nur stdren. d^i? Bolkst

steht, groß, aufrecht, ungebrochen, das ist des deutsch Schicksal selbst.

" Als'ich diesmal dem alten Herrn mit dem ernstes ick und den vornehmen Zügen vbschjednehmend g.

Blick

stehe, weiß ich: Er'mutz 'irgendwie weit über die Alltäglichkeüe«

seiner Umgebung erHaben sein Er ist in ^"er Kra«- -ttinoi- Treue, seiner Festigkeit des deutschen Volt

Kraft, seiner Treue, seiner Festigkeit gangenheit und Gegenwart und Zukunft

?..ftUß ge dWet wor