den Proben zur Untersuchung nach Stuttgart gesandt. Bon den Kurgästen sind mehrere abgereist.
Stuttgart, 9. Juli. (Die Rache des Entlassenen.) Da der 48 Jahre alte auf dem Güterbahnhof in Stuttgart beschäftigte geschiedene Arbeiter Adolf Manz von Stuttgart ohne Grund gegen einen Obersekretär bei der Reichsbahn sich flegelhaft benahm, wurde er entlassen. Um sich dafür an dem Obersekretär zu rächen, denunzierte er ihn bei der Reichsbahndirektton und bei dem Manne einer Kanttnenpüchterin, indem er behauptete, der Obersekretär habe mit der Kantinenpächterin Zärtlichkeiten ausgetauscht, und sie auch in ihrer Wohnung besucht. Da diese Behauptungen jeder Grundlage entbehrten und von ihm nur aufgestellt worden waren, um dem Obersekretär eins auszuwischen, wurde er wegen Meineids zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, da er diese Behauptungen in dem Ehescheidungsprozeß der Kantinenpächtersfrau beschworen hatte.
Stuttgart, 10. Juli. (Kurzarbeit bei Bosch.) Die Firma Bosch hat die durch die Wirtschaftslage bedingte Arbeitszeit- Einschränkung erst mit Wirkung ab 1. September 1930 in Aussicht genommen. Die damit verbundene Gehaltskürzung wird vorerst nicht mehr als 10 Prozent betragen, wobei in der Praxis die Tarifmindestgehälter nicht berührt werden, da bei' Bosch Leistungszulagen von nicht unter 15 Prozent (im Durchschnitt 28 bis 30 Prozent) gezahlt werden. Die Firma erklärt ausdrücklich, daß es sich um keinen Gehaltsabbau, sondern nur um eine vorübergehende Maßnahme während der Dauer der Kurzarbeit handle.
Stuttgart, 10. Juli. (Kommunisten unter sich) Der gemeldete Streitfall innerhalb der „Süddeutschen Arbeiterzeitung" fand heute unter außerordentlichem Andrang von Anhängern aus beiden Lagern vor der Kammer des Arbeitsgerichts Stuttgart seine Erledigung, jedoch zu Gunsten der fristlos entlassenen 3 Schriftseher. Das Gericht kam zu der Feststellung, daß nichts Schlüssiges vorgetragen worden sei, was eine fristlose Entlassung gerechtfertigt hätte. Selbst wenn die entlassenen Schriftsetzer, die dem Betriebsrat angehörten, sich gegen die von der Leitung eingeführten Kontrollzettel ausgesprochen hätten, wäre dies kein Grund znr fristlosen Entlassung gewesen, da die Schriftsetzer dazu das Recht gehabt hätten. Falls die Leitung der „Süddeutschen Arbeiterzeitung" die Maßregelung der 3 Schriftsetzer nicht rückgängig macht, wird sie ihnen ein Jahr lang den Lohn zu bezahlen haben.
Heilbronn, 10. Juli. (Die Weckerlinie und die Putzfrau.) Große Putzerei ist gegenwärtig im Stadttheater. Hierbei kam eine Putzfrau irgendwie mit der Einrichtung des Feueralarms in Berührung. Und im Handumdrehen stand die Weckerlinie mit ihren Autospritzen vor dem Haus. Wohlgefallen war das Ende.
Pleidelsheim, OA. Marbach, 10. Juli. (Tödliches Autounglück.) Gestern abend nach 9 Uhr ereignete sich auf der Stxgße. Bei Hingen-- Pleidelshe i m ein Unglück mit tödlichem Ausgang. Der in Ludwigsburg wohnhafte Depotverwalter des Bürgerbräu Brackenheim, Karl Geiger, war mit seinem Personenwagen und einer Begleiterin auf der Heimfahrt begriffen. In.der Nähe der Brücke verlor er auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weise die Herrschaft über seinen Wagen, der über die Straßenböschung fuhr. Geiger wurde durch den Aufprall so schwer verletzt, daß er auf dem Transport ins Bezirkskrankenhaus Ludwigsburg gestorben ist, während seine Begleiterin mit leichteren Verletzungen am Kopf und an der linken Körperseite davonkam. '
Eßlingen, 10. Juli. (Sticht ganz glorreicher Friedensschluß zwischen Staat und Eßlingen.) In der gestrigen Gemeinderatssitzung streifte Oberbürgermeister Dr. Lang von Langen mit kurzen Worten die stark aufgebauschte und in Stuttgart mit etwas verdächtig warmer Fürsorge.ventilierte Angelegenheit des verweigerten Darlehens der Amtskörperschaft Eßlingen an die Reichsbahn für Eisenbahnelektrifizierung. Er wolle nicht neues Oel ins Feuer gießen, erklärte der Oberbürgermeister. Ob die Bedingungen, die die Amtskörperschaft an die Hergabe des Darlehens von 250 000 Mark knüpft, zu erfüllen sind, scheint nach allem zweifelhaft und der Krieg Eßlingen— Ministerium trägt Wohl die Zeichen eines nicht ganz glorreichen Friedensschlusses. Der Kern der Erklärungen des Oberbürgermeisters war, daß in der Amtsversammlung er und einige weitere Vertreter für bedingungslose Hergabe des Darlehens eingetreten seien, aber überstimmt wurden.
Ulm, 10. Juli. (Fahrlässige Tötung.) Ein tragisches Geschick, das zwei Kinder mitten im Spiel vom Leben abberufen hat, stand gestern zur Verhandlung. Angeklagt war der Säg- und Spaltmaschinenbesitzer Richard Graf von Mm
- wegen fahrlässiger Tötung. Graf war mit seiner Spaltmaschine in einem Hof der Mörikestraße beschäftigt. Kinder
i spielten im Sägmehl direkt unter der Maschine. Als Graf
- mit der Maschine rückwärts führ, wurden 2 Kinder, ein 1X - : jähriges und ein ö^jähriges Mädchen überfahren und getötet. > Der Angeklagte bestreitet, daß ihn eine Schuld treffen könne, i da er sich vor dem Anfahren umgesehen und gerufen habe:
Obacht, ich fahre zurück". Fast im gleichen Moment sei er auch , zurückgefahren. Er habe dann wohl den Ruf „Au! Halt!"
gehört, aber das Unglück sei schon geschehen gewesen. Der i Angeklagte bemerkte, daß eS eine leidige Tatsache sei, daß : Kinder immer wieder sich in die Nähe der Spaltmaschine ( machen, um das Sägmehl zu holen und daß er sie immer wieder weggejagt habe, in diesem Falle aber habe er keine Kinder gesehen. Festgestellt ist, daß die Kinder hinter der , Maschine, ja fast unter der Maschine saßen und so von dem Angeklagten nicht gesehen werden konnten, wenn er nicht direkt hinter die Maschine ging und nachsah. Geladen waren acht Zeugen und zwei Sachverständige. Die Zeugenaussagen waren für den Angeklagten nicht ungünstig insofern, als einheitlich bekundet wurde, daß der Angeklagte laut und vernehmbar gerufen hat „Obacht, ich fahre!". Dem einen Kinde wurde der Kopf vollständig zertrümmert und dem älteren ging das Rad über den Brustkorb. Der Staatsanwalt beantragte 4 Monate Gefängnis. Das Urteil Gurtete anstelle einer Gefängnisstrafe von 3 Wochen auf 200 Mark Geldstrafe.
Baustetten, OA. Laupheim, 10. Juli. (Bettlerfrechheit.) An einem der letzten Nachmittage war das elfjährige Söhnlein des Landwirts Wilhelm Schaible allein zu Hause. Die Haustüre war verschlossen. Plötzlich ging die Stubentüre auf und Verein kam ein noch ziemlich jugendlicher Handwerksbursche, der sich sofort als „Herr des Hauses" aufspielte und von dem erschrockenen Knaben alles Mögliche verlangte. Schließlich verabreichte er dem Kinde noch eine Tracht Prügel und verschwand unter Mitnahme von ea. 55 Pfg. und einigen Eiern durch die Stadeltür, durch die er eingedrungen war. Leider entkam der freche Bursche unerkannt.
Ochsenhausen, OA. Biberach, 9. Juli. (In der Fremde ermordet.) Aus Portugiesisch-Afrika kam nach Ochsenhausen die Kunde von der Ermordung des Farmers Emil Köstlin. Köstlin war ein Sohn des verstorbenen Landesökonomierat August Köstlin und ein Bruder des früheren Landesökonomierat Albert Köstlin, der im Ruhestand in Ludwigsburg wohnt. Köstlin scheint auf Anstiftung englischer Farmer durch Neger mit Speeren erstochen worden zu sein. Trifft dies zu, dann ist diese Tat ein Racheakt der betreffenden Engländer, weil der Ermordete als Verfechter der Eingeborenen-Jnteressn galt.
Gmünd, 9. Juli. (Die Umlageerhöhung abgelehnt. — Vor einer Zwangsumlage.) Der Gemeinderat stand gestern vor der schwierigen Aufgabe, eine Deckung für den seit der Beratung vom 6. Juni von 243 000 auf 280 000 erhöhten Abmangel zu suchen. Die neue Erhöhung des Defizits ist auf einen weiteren Ausfall der Einnahmen der städt. Betriebswerke zurückzuführen. Aber sowohl der Antrag der Stadtverwaltung auf eine zweiprozentige Nachumlage wie der Zwischenantrag des Oberbürgermeisters Lüllig auf 1L Prozent Umlage wie der Antrag der bürgerlichen Partei auf eine Nachumlage von einem Prozent wurden abgelehnt. Der Haushalt- Plan bleibt also ungedeckt. Wenn nicht noch andere Mittel und Wege gefunden werden, eine Korrektur dieses Beschlusses herbeizusühren, wird die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung eiugreifen und die Umlage fest setzen.
Ellwaugen, 9. Juli. (Dreifacher Brandstifter.) Vor dem Schwurgericht stand am Dienstag zum zweitenmal der 30 Jahre alte verheiratete, in Neresheim oeborene und in Auern- heim bei Neresheim wohnhaft gewesene Gast-' und Landwirt Georg Glaser wegen dreier Verbrechen der Brandstiftung. Die erste Verhandlung hatte vor 3 Monaten stattgefunden und mit einer Vertagung geendet, weil Zweifel an der vollen Verantwortlichkeit des Angeklagten austauchten. Er wurde deshalb zur Beobachtung seines Geisteszustandes auf 6 Wochen in die Nervenklinik in Tübingen eingewiesen. Der Sachverständige kam aber in seinem Gutachten zu der Ueberzeugung, daß es sich bei den Anfällen des Angeklagten nicht um epileptische, sondern hysterische Anfälle gehandelt babe und eine Störung der Geistestätigkeit, die die Verantwortlichkeit ausschließe, nicht in Frage komme. Entsprechend dem Antrag des Staatsanwalts sprach das Schwurgericht den Angeklagten dreier Verbrechen der Brandstiftung schuldig und verurteilte ihn zu der Gesamtstrafe von fünf Jahren Zuchthaus. Auch wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Fahren aberkannt.
Vermischtes«
Raubmord an einem Autolenker. Der seit vier Tao?« vermißte Kraftwagenführer Johann Rottmann aus Güter-w wurde von mehreren Kurgästen im Walde bei Schloß HgM ermordet aufgefunden. Die Leiche wies schwere Kopsverletziw gen auf. Rottmann ist wahrscheinlich von 2 Fahrgästen dp er am 4. Juli vom Bahnhof Gütersloh nach Schloß Ho,., gefahren hatte, erschlagen und dann seiner Barschaft beraub, worden. Die Täter hatten die Leiche in einer Mulde sestL eines Waldwegs in dichtem Unterholz versteckt, so daß sie Näher nicht gefunden werden konnte. Erst jetzt wurden Bor übergehende durch den Leichengeruch aufmerksam. Staats anwalt und Beamte der Landeskriminalpottzeistelle Bielefeld haben die Suche nach den Tätern ausgenommen. Es könnt bereits eine genaue Personalbeschreibung ermittelt werden
Die deutsche Auswanderung im Jahre 1929 . Nach da neuesten Zusammenstellung des Stat. Reichsamts wandert«, im vergangenen Jahre insgesamt 48 611 Deutsche aus, um st lleberseeländern eine neue Existenz zu gründen. Die Gesamtzahl der deutschen Auswanderer, unter denen sich etwa 26W Angehörige des männlichen und 23 000 des tveiblichen Geschlechts befanden, dürste sich einschließlich der in Amsterdam an Bord gegangen Personen auf rund 19 000 belaufen gegenüber 57 200 im Jahre 1928. Der Rückgang steht im Zusammenhang mit den verschärften Einwanderungsbestimmungen der Vereinigten Staaten. Seit dem Jahre 1926, das mit 65 280 Personen das Auswanderungsmaximnm erbrachte, st eine ständig sinkende Tendenz der deutschen Auswanderung festzustellen. Was die Herkunft der deutschen Auswanderer betrifft, so entfallen auf Preußen 21251, auf Bayern 8539, Mi Württemberg 1120, auf Baden 3705 und auf Sachsen s Personen, um nur die wichtigsten Länder zu nennen. Bo» den preußisckum Provinzen steht die Rheinprovinz mit M Auswanderern an erster Stelle, Hannover folgt mit 3717 und Westfalen mit 2359 Personen. Aus Berlin selbst stammen Atz Auswanderer. Unter den Ausreisehäfen steht nach wie vor Bremen mit rund 27 000 deutschen Auswanderern (IM 31700) an der Spitze. Hamburg folgt mit 20 500 erst a» zweiter Stelle (1928 : 21000). Außerdem sind über diese beiden Häfen im Laufe des vergangenen Jahres noch insgesamt rund 31000 Ausländer ausgewandert.
15o Tote beim Grubenunglück in Schlesien. Die Bergungsarbeiten auf der Wenzeslaus-Grube haben, wie schon berichtet, 67 Tote und 56 Lebende zutage gebracht. Alle übrigen Bergleute, die in dem Kurt-Schacht eingeschlossen sind — es werden etwa 81 Menschen sein — müssen als aufgegeben gelten. Man muß also damit rechnen, daß der Kohlensäureausbruch etwa 150 Opfer gefordert hat. Die Unglücksabteilung, die 17., iii noch immer so stark vergast, und die Kohlensäure ströurt nach immer mit so starker Gewalt aus, daß die .Rettungsarbeiten in der Nacht eingestellt werden mußten. Nähere Feststellungen über die ganze Größe des Unglücks wird man erst nach der endgültigen Ausräumung des Unglückssckiachtes treffen können. Ein Augenzeuge des Unglücks, einer der Bergleute, der kurz nach der Katastrophe in den Kurt-Schacht einsuhr, bericksiet: „Mit der Kohlensäure muß man in unserem Revier und vor allem auf unserer Grube sehr vorsichtig sein. Die Kohlen
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Wir öffnen Zimmer fünf, und ein zweites Mädchen kommt zum Vorschein. Das Mädel aus Zimmer drei bezeichnet das jetzt noch verschlossene Zimmer zwei als das Zimmer, aus dem sie die Schreie gehört habe. Ich frage den Hausburschen, was los gewesen sei. Er schwört daraus, nichts gehört zu haben. Auch die brave Frau Kranwetter weiß von gar nichts! Wir öffnen also auch Zimmer zwei. Quer über das Bett hingestreckt liegt eine weibliche Gestalt. Wir treten hinzu und sehen bald, daß wir eine Tote vor uns haben. Am Halse sind unverkennbar Würgemale sichtbar. Das Mädchen ist erdrosselt worden. Wir alarmieren die Mordkommission. Die Frau und den Burschen nehmen wir fest. Aus der Frau ist bis jetzt noch nicht das kleinste Geständnis herauszuholen gewesen. Sie heult und schreit, schwört tausend Eide, daß sie eine brave, anständige Frau sei, sie könne sich nicht immer um ihre Gäste kümmern, sie wisse nichts, und sie wisse nichts! — Der Bursche will lange Zeit im Keller Holz gehackt und ebenfalls nichts gehört und gesehen haben. Ich sage aber: Diese Frau Kranwetter hat ihre Zimmer Carlos Puenta zur Verfügung gestellt. Er sammelte in ihrem Hotel' seine Deute, um diese dann von Hamburg aus in größeren Gruppen ins Ausland zu transportieren.
Der Staatsanwalt war aufs Höchste erregt.
„Schauderhaft, wirklich schauderhaft!"
„Ja, es wird Zeit, daß dieser Mensch endlich unschädlich gemacht wird."
„Und die Tote ist Anny Regler?"
„Der Herr Kriminalinspektor hat ja vorhin meine Mutmaßungen bestätigt. Ja, Carlos Puenta hat das Mädchen hierher verschleppt. Wie es zu dem Morde kam, wird wohl nie völlig aufgeklärt werden. Ich nehme an, das Mädchen hat plötzlich der Sache nicht mehr getraut, es verlangte vielleicht fort, versuchte wohl, um Hilfe zu rufen. Da machte er sie kalt."
„Fürchterlich!"
„Kennen Sie den Mann?"
Inspektor Hansen starrte das Bild überrascht an.
„Ja, das ist denn doch — I Das ist ja Carlos Puenta! — Wo haben Sie das Bild her? — So trat er mir vor drei Jahren entgegen. Genau so!"
„Er wohnte monatelang in dem Gasthof, aus dem die ermordete Anny Regler stammt, und suchte dort als Kunstmaler Sasse Bekanntschaften."
„So also! — Dann verstehe ich alles."
Roeb stöhnte:
„Dieser Bube! — Er war dann auch einer der beiden Insassen des Schlittens!"
Stein sah ihn mahnend an.
„Nicht wahr, jetzt trauen Sie dem Schlitten auch nicht mehr?"
Inspektor Hansen riet:
„Sie müssen in Oerstadt sogleich energische Schritte unternehmen. Es kann sein, daß er sich dort noch mehr Opfer ausgesucht hat." .
Stein nickte.
„Deshalb seine öfteren Reisen!"
„Puenta arbeitet immer sehr raffiniert und dabei höchst frech. Ob er wirklich nur diese drei Mädchen dort e-in- gefangen hat?"
Roeb fuhr hoch. '
„Drei?"
„Natürlich! Dih, Anny Regler, die nun leider tot ist und die beiden anderen Mädchen, die wir glücklich aus seinen Fängen befreit und einstweilen in Gewahrsam genommen haben."
Der Staatsanwalt griff sich an die Stirn.
„Die — die stammen auch aus Oerstadt?"
Roeb war fassungslos.
„Das ist zu viel!"
Stein erklärte hart:
„Es sind bereits vier Mädchen. Die Hanna Lang ist auch sein Opfer!"
Inspektor Hansen berichtete weiter:
„Die zwei Mädchen meldeten sich in Oerstadt auf ein Zeitmrgsinserat hin, mit dem ein Herr Gutsbesitzer Engel
hardt für seinen Haushalt in Argentinien weibliche Angestellte suchte. Er erzählte ihnen, er sei Deutscher, habe eine deutsche Frau und drei Kinder; er besitze drüben ein großes Haus und viele Plantagen, sie sollten es sehr gut bei ihm haben. Da willigten sie ein, vor allem, als er ihnen noch neue Kleider und Schuhe für die Reise versprach und obendrein jeder einhundert Mark schenkte. — Die Dummheit treibt oben immer wieder frische Blüten! — Jetzt war Puenta, will sagen der Herr Engelhardt, wieder in Oerstadt und holte sich seine Beute. Es" ist Zufall, daß die beiden Mädchen ihrem Schicksal entronnen sind. Der Hausbucsche hat übrigens verschiedenes ausgeplaudert. Er will sich damit reinwaschen, was ihm aber natürlich nicht gelingt. Wir wissen jetzt, daß dieser Herr Engelhardt vor etwa drtt Wochen auch hier war, mit seiner Pacht „Venus". Das Schiff erregte keinen Verdacht. Die Lustyacht eines reiche» Mannes! — Und war für den Mädchenhandel bestimmt!-s Wir haben überall Funksprnche hingesandt; aber die Perms ist nicht auffindbar und wird wohl auch unauffindbar bleiben." —
Der Staatsanwalt und Paul Stein verhandelten hernach mit den beiden Mädchen aus Oerstadt; sie veraulaßten nach Verständigung mit Annys Vater die Ueberführung dar Leiche des jungen Mädchens in die Heimat und sichren dann voll schwerer Sorge heim.
Roeb, der auf der Hinfahrt sehr gesprächig war und immerfort plauderte, faß zusammeugesunken in seiner Ecke und starrte wortlos vor sich hin.
Stein konnte gleichfalls seine Erregung nicht verbergen. Er stand immer wieder auf und trat ans Fenster, rauchte eine Zigarette um die andere, was sonst gar nicht seine Art war. Endlich stieß er ärgerlich hervor: ^
„Wir haben viel kostbare Zeit verstreichen «aßen! vo suchten die Täter am falschen Platze!"
Roeb versuchte zu widersprechen.
„Mußten wir nicht so vermuten?"
Nein!"
„Sie trauten ja selbst der Hanna Lang nicht weit! „Ich mißtraue vielen Menschen!"
„Und die Aussage Hieblers?"
(Fortsetzung folgt.)
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