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hinaus aber ist angekündigt worden — zunächst fürsorglich —, das; ab 1- August an Stelle der Wstündigen Arbeitswoche die Mündige eingeführt wird. DaS bedeutet natürlich eine Halbierung deS GehalteS. Ter Auftragseingang hat sich verzögert, er ist auch heute noch nicht sehr groß. Die Heinrich Lanz A.-G. beschäftigt heute 2250 Arbeiter und Lehrlinge und etwa 700 Angestellte. Auch in anderen Mannheimer industriellen Unternehmungen, bei den Strebelwerken, bei der Südd. Drahtindustrie und bei Bopp u. Reuther sollen Entlassungen vorgesehen sein bezw. die Kurzarbeit ausgedehnt werden.
Die Tat eines Deutschen in schwerer Zeit.
Kehl, 1. Juli. Biele wußten in den letzten Tagen von Erinnerungen und Vorkommnissen während der Besatzungszeit zu berichten und nicht immer waren es erfreuliche Erlebnisse oder edle Taten, von denen sie erzählten. Am 1. Juli 1923 aber rettete der Gastwirt „Zum Rössel", Max Fladt, ein ehemaliger Ofsrzier des bad. Pionierbataillons Nr. 11, zwei fran- zösisüie Soldaten vom Tode des Ertrinkens. Die ^„Badische Presse" berichtete in jenen Tagen: „11 bis 15 französische Ponton^ waren mit Fahr- und Ankerwursübungeii oberhalb des Uebimgsplatzes „Schloßjockelskopf" im großen Rhein beschäftigt. Nach Beendigung der Hebung gelang eS sämtlichen Fahrzeugen bis auf eines, ihre Anker zu lichten und von, großen in den kleinen Rhein zu fahren. Auch das Rettungsboot hatte sich bereits entfernt. Dem zurückgebliebenen Ponton, das etwa 20 bis 30 Meter vom badischen Ufer entfernt war, gelang es anscheinend sehr schwer, seinen Anker zu heben. Wahrscheinlich zufolge falscher Steuerung schlug das Boot, das mit einem Korporal'und vice Mann besetzt war, um und versank. Der Korporal und ein Mann konnten sich retten, während zwei Soldaten sich an ein Ruder klammerten und in vie Mitte deS Stromes abgetrieben wurden. Der Korporal rannte hilflos am Ufer hin und her. während die beiden am Ruder Hängenden jämmerlich um Hilfe schrien. Da der Korporal sich nicht anschickte, seinen .Kameraden zu Hilfe zu kommen, sprang Herr Fladt, der in einiger Entfernung von der Unglücksstelle badete, in den Rhein und schwamm den beiden Soldaten, die bereits 50—60 Meter vom User vorbeitrieben, nach und brachte sie die schon reichlich Wasser geschluckt hatten, unter Aufbietung aller seiner Kräfte ans User, Vor Freude über die erfolgte Rettung fielen die beiden Soldaten Ihrem Lebensretter um den HalS'und küßten ihn. Nun erst sprang der Korporal längs des Users dem vierten Soldaten nach und schwamm, als er aus dessen Höhe gekommen war, auf ihn zu, ohne ihm jedoch beistehen zn können. Nachdem man dem Soldaten ein Seil zugeworfen hatte, konnte er weit unterhalb der Unsall- stelle noch lebend an Land gezogen werden. Da der Rhein damals einen sehr hohen und gefährlichen Wasserstand hatte, so ist die edle und opfermütige Tat des Herrn Fladt in einer Zeit, in der die französische Militärherrschaft in schärfster Weise die Bewohner deS besetzten Gebietes drangsalierte und Deutsche zum Tode verurteilte, vom menschlichen Standpunkt aus umso anerkennenswerter." Am Tage nach dieser heldenmütigen Tat empfing Herr Fladt den Besuch eines Majors der französischen Garnison in Straßburg, sowie deS Delegierten der Rheinlandoberkommission, Oberstleutnant Reh, die ihm ihre Anerkennung zollten. Fladt wurde aufgesordert, einen Wunsch zu äußern, de» man ihm erfüllen würde. Und da wünscht sich dieser tapfere, uneigennützige Mann Begnadigung für die sieben, während des Ruhrkampfes zum Tode verurteilten Deutschen! Auf Anraten deS damaligen Generals der BesatzungStrnPpen reichte Fladt ein Gesuch ein, das befürwortet cm die zuständige Stelle weitergeleitet wurde. Die heldenmütige Tat dieses Deutschen konnte auch ihre Wirkung nicht verfehlen: Die sieben Verurteilten wurden zu Zwangsarbeit „begnadigt". Die Londoner Amnestie brachte den Begnadigten dann die völlige Freiheit. Einer von den Sieben dankte nach seiner Freilassung seinem Retter, nur einer — Herr Fladt verdient in diesen Tagen besonders genannt und uni seiner edlen ^at willen gewürdigt zu werden, denn nicht zweien, nein, neun Menschen hat er das Leben gerettet.
Vermischtes«
Ein unheimlicher Fund. Wie ans Weilheim (in den Bergen) berichtet wird, stieß der Landwirt Georg Färber in Wielenbach bei der Arbeit im MooS, als sein Sohn Liren von einem den Winter über gelagerte» Hausen wegnehmen wollte, auf eine große Menge Nattern. Die Schlangen fielen ihn zischend und pfeifend an, so daß er alle Kraft aufbieten mußte, um mit seiner Gabel sich der Ottern zu erwehren. Baker und Sohn, sowie ein in der Nähe arbeitender Landwirt konnten sich schließlich nicht mehr anders helfen, als daß sie den Haufen Streu anzündeten. Färber schätzt die Zahl der umgekommenen Schlangen auf mindestens 100 große und über 100 kleinere.
Tragödie im Wanderzirkus. In einem Wanderzirkus, der zurzeit in Opato in Polen spielt, traten seit zwei Monaten unter dem Namen „Die fliegenden Sterne" drei Schwestern Voigis auS Neukölln am fliegenden Trapez auf. Die drei hübschen Mädchen wurden viel umschwärmt; sie lebten jedoch nur ihrer Kunst. Der 25 Jahre alte „Beleuchter" Ferdinand Korkes, ebenfalls ein Deutscher, verfolgte die älteste der Schwestern mit seinen LiebeSanträgen. Obwohl daS Mädchen chn verschiedentlich in nicht mißzuverstehender Weise abwies, gab er seine Zudringlichkeiten nicht auf. Am Mittwoch, als die Künstlerinnen sich in ihrer Garderobe zur Probe umkleideten, sprang Korkes, der sich in der Garderobe versteckt hakte, hervor. Durch diese Unverschämtheit aufs höchste empört, verabreichten die Mädchen dem Beleuchter eine gehörige Tracht Prügel und warfen ihn hinaus. Auf die Beschwerde der drei Künstlerinnen wurde dem Mann gekündigt. Kortes, der am b Juli seine Stelle verlassen sollte, beschloß, sich an den Mädchen zu rächen. Ani Montag, als niemand im Zirkus anwesend war, schloß er die drei Trapeze an die Starkstromleitung an. Als die drei Mädchen am Abend bei ihrer Schluß- nnmmer angelangt waren — sie arbeiteten in der Kuppel des Zrrkus ohne Netz — schaltete der Rachsüchtige plötzlich die Starkstromleitung ein. Mit einem markerschütternden Schrei Itürzten die drei Künstlerinnen in die Manege hinab, wo sie wit gebrochenem Genick tot liegen blieben. Bei der furchtbaren Panik, die unter den Zirkusbesuchern und dem Künst- lerpersonal entstand, achtete niemand auf den Urheber des Verbrechens, dem es infolgedessen gelang, den Zirkus nübe- Erkt zu verlassen. Ruhelos irrte er bis zum andern Tage E ^Valde umher, dann sagte er sich eine Kugel in den Kops
sühnte mit dem Leben seine furchtbare Schuld, die er auf Och genommen hatte.
Neueste Nachrichten
^ Darmstadt, 6. Juli. Im Elisabethen-Städt.»Krankcnhaus er- «rankten am Genuß von Puding etwa SO Personen, Patienten und Hausangestellte. Bisher sind drei Todesfälle zu verzeichnen. Der enaus größte Teil der Erkrankten befindet sich auf dem Wege der An» «"0-Die Ursache der Infektion ist noch nicht restlos aufgeklärt. «!„'»A.°-?"^'"atznahmen sind getroffen» um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhüten.
Köln, 6. Juli. Von den heute morgen in Trier gestarteten SO Teilnehmern am Rheinlandbefreiungsflug sind 4g, die in Düsseldorf zur letzten Etappe aufgestiegen waren, hier eingetroffen. Damit hat der Rheinlandslug sein Ende gesunden.
Berlin, 7. Juli. Bor der heute beginnenden Beratung der Deckungs» Vorlage im Reichstag treten die meisten Fraktionen noch einmal zusammen; auch zwischen Kanzler und Fraktionssührer finden noch Besprechungen statt. In parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, daß die Deckungsvorlage bis Freitag auch in den Ausschüssen durchberaten ist.
Berlin» 7. Juli. Wie der „Montagmorgen" aus Düsseldorf meldet, soll der angebliche Düsseldorfer Massenmörder Kürtens einen Teil seiner früheren Geständnisse widerrufen haben. Kürtens will nicht mehr der „Düsseldorfer Massenmörder" sein und leugnet jetzt auch die zahlreichen sonstigen Geständnisse, die er zunächst nach seiner Verhaftung auf sich genommen hat. Die Untersuchung gegen Kürtens ist infolgedessen auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen. Ihr Ergebnis ist noch völlig unbestimmt, da, dem Blatt zufolge, für die Täterschaft Peter Kürtens in den einzelnen Düsseldorfer Verbrechen über seine eigenen Geständnisse hinaus bisher Beweise noch nicht erbracht werden konnten.
Berlin, 6. Juli. Die Reoisionsverhandlung gegen Oberbürgermeister Büß findet vor dem II. Senat des Oberverwaltungsgerichies statt, jedoch voraussichtlich erst im Herbst. Es kann infolgedessen als ausgeschlossen gelten, daß Berlin noch im Jahre 1930 einen neuen Oberbürgermeister bekommt.
Danzig, 6. Juli. Am Samstag brach aus bisher noch unbekannter Ursache in der Großtischlerei der Parkettsabrik Behrendt in Danztg-Langsuhr ein Brand aus, der mit großer Schnelligkeit um sich griff. Das Feuer verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus das große Fabrikgebäude, das vollständig niederbrannte. Außer den großen Holz- und Parkettbrständen waren größere Oelvorräte in Brand geraten, was eine riesige schwarze Rauchentwicklung zur Folge hatte. Das Feuer griff nack etwa einer Stunde auch auf die daneben liegende Schokoladenfabrik Baltto über, in der sich auch noch das Lager einer Kartonnagenfabrik befindet. Auch diese Fabrik, sowie ein daneben liegendes Pförtnerhaus standen bald in Hellen Flammen. Die Feuerwehr muß sich daraus beschränken, die durch die Hitze gefährdeten Nachbargebäude, Fabriken und Siedlungshäuser zu schützen. Der Schaden der Firma Behrendt beläuft sich auf etwa 800000 Danzigcr Gulden. Vier Feuerwehrleute haben sich leicht verletzt oder hatten leichtere Rauchvergiftungen erlitten.
Danzig, 6. Juli. 2n einer hiesigen Gastwirtschaft gerieten in der Nacht vom Samstag auf Sonntag drei Matrosen des englischen Kriegsschiffes Centauer und zwei Danziger Arbeiter in Streit, der sich auf der Straße fortsetzte und schließlich in eine Messerstecherei aus- artete. Die beiden Arbeiter stachen aus die Matrosen ein und ver- letzten sie schwer. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr. Dieser Vorfall hat hier peinliches Aussehen hervorgerusen.
Zara, 6. Juli. Das italienische Motorschiff Francesco Morosioi, das sich auf der Fahrt von Zara nach Spalato befand, stieß in der vergangenen Nacht in der Meerenge von Pasman mit dem südslawischen Dampfer Parageorgewitz zusammen, der schwer beschädigt wurde. Die 400 Passagiere wurden von dem italienischen Schiff übernommen und nach Zara gebracht. Bier Personen wurden bei dem Zusammenstoß getötet, 17 schwerer Verletzte mußten nach der Landung sofort ins Krankenhaus gebracht werden.
London, 6. Juli. „Sunday Victoria!" will aus gut unterrichter Quelle erfahren haben, daß die englische Regierung die Absicht habe, Gandhi aus der Hast zu entlassen, um ihn zur Teilnahme an der Konferenz England und Indien nach London einladen zu können.
Moskau, 6. Juli. Die Stellungnahme der Sowjetunion zur Paneuropa-Denkschrift Briands wird voraussichtlich in einer öffentlichen Erklärung erfolgen, die allen Großmächten zugehcn soll. Sow» jetrußland steht dem Plan Briands vollkommen ablehnend gegenüber. Ein Paneuropablock, gegen Rußland und gegen die Bereinigten Staaten gerichtet, könne keine politische Entspannung bringen.
Newyork, 6. Juli. Die Feier des amerikanischen Unabhängig- keststages forderte wie alljährlich zahlreiche Opfer, obgleich die übliche wilde Feststimmung durch die Wirtschaftskrise in diesem Jahr stark gemildert war. Insgesamt fanden im ganzen Gebiet der Bereinigten Staaten über 200 Personen durch die Explosion von Feuerwerkskörpern, durch Autounsälle und beim Baden den Tod. Die Zahl der Verletzten beträgt mehrere Tausend. In Rewyork allein zählte man 20 Todesopfer.
New-Park, 6. Juli. In der Stadt Emelle tm Staate Alabama ereigneten sich ernste Zusammenstöße zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung, in deren Verlaus bisher sechs Personen getötet wurden. Die Streitigkeiten begannen im Laden eines Weißen. Es entspann sich eine Schlägerei, wobei ein Weißer ntedergeschossen wurde. Drei Neger flüchteten in ihr Wohnhaus, das der Pöbel sofort umstellte und an mehreren Stellen anzündete. Die Neger verbrannten bei lebendigem Leibe. Ein vierter Neger wurde dann von der Menge ergriffen, fortgeschleppt und an einem Baum aufgehängt. Es sind Staatstruppen angeforder», um die Ordnung wieder herzustellen.
Rheinlandbefreiungsfeier des Württ. Bunds für Grenz- und Heimatschutz.
Stuttgart, 6. Juli. Der Württ. Bund für Grenz- und Heimatschutz veranstaltete am Sonntag vormittag zusammen mit dem Verein der Rheinländer, dem Verein der Rheinpfäl- zer und der Württ. Saarvereinigung eine „Ernste Feier" im Gustav-Siegle-Haus aus Anlaß der Räumung der Rheinlande. MS Gäste waren anwesend Landesfinanzamtsprästdent Pei-sfer für die Reichsbehörden, Ministerialrat Cloß für die Landes- behörden, ferner Staatspräsident a. D. Dr. v. Hieber, Generalleutnant a. D. Exz. v. Maur, der bahr. Gesandte Dr. Tischer, Generalkonsul Dr. Wanner vom Auslandinstitut, Ministerialdirektor a. D. Dr. Götz, Frau LandtagSabg. Rist, die Staatsräte Bürgermeister a. D. Krämer und Prof. a. D. Weitbrecht. Stach der Begrüßung des 1. Vorsitzenden Tr. med. Gottschalk hielt in Vertretung des bei der Einweihung eines Stresemann- Denkmals in Mainz abgehaltenen Staatssekretärs im Reichs- ministerium der besetzteil Gebiete. Schmid, Oberregierungsrat Prof. Dr. Rühlmann vom Reichsministerium der besetzte« Gebiete die Hauptausprache, in der er betonte, daß die Rheinland- räumung ein Vorgang von epochemachender Bedeutung sei, weil es die Ausgabe der machtpolitischen Ziele Frankreichs bedeute. Aber über dem Rhein schwebt der Flucht den Entmilitarisierung. Zum Schluß wies der Redner darauf hin, daß die Lage durchaus noch nicht geklärt sei, daß alles von der Entwicklung der Außenpolitik abhänge. Deutschland solle die außenpolitische Option so lange wie möglich hinausschieben und gegen die unwürdige Einrichtung der entmilitarisierten Zone ankämpfen. Diese soll entweder beiderseitig gemacht werden oder aufhören. Die Feier war von Gesangsvorträgen des Stuttgarter Liederkranzes umrahmt. Am Nachmittag fand in der Silberbnrg ein Sommersest statt.
Wirtschaftsminister Dr. Maier zerpflückt das Gutachten des Reichssparkommiffars.
Biaulbronn, 6. Juli. Am 5. Juli fand hier eine Versammlung der deutschen demokratischen Partei statt, bei der Wirt- schastsmiuister Dr. Maier vor einem großen Zuhörerkreis sprach. Er befaßte sich u. a. mit dem Gutachten des Reichssparkommissars, wobei er nur seine Persönliche Ansicht wiedergab. Das Gutachten des Reichssparkommissars hat in der Oeffentlichkeit einen nachhaltigen Widerhall im Sinne eines wirklichen Willens zur Reform nicht gesunden. Der positive Wert der Arbeit liegt in der Anregung der Vereinfachung des Jnstanzenzugs und insbesondere in der kritischen Hervorhebung zahlreicher Einzelheiten, die umständlich, zeitranbend, teuer sind und die vereinfacht werden können. Was die sog.
Oberamtsausteilung anlangt, so hat uns das Gutachten praktisch keinen Schritt vorwärts gebracht. Im Gegenteil, die politischen Schwierigkeiten sind dadurch, daß rund 40 Oberamtsbezirke aus den Aussterbeetat gesetzt sind, stark gewachsen. Der politische Widerstand, der von allen Kreisen der betroffenen Oberämter aus sämtliäie Parteien einschließlich der Oppositionsparteien sich auswirkt, ist so zusammengefaßt, daß auch die sog. „Kleine Reform" durchaus in Frage gestellt ist. Die Teile des Gutachtens, die sich mit der Neueinteilnng des Landes befassen, enthalten sachlich die stärksten Angriffspunkte. Viele der neuen Verwaltungsbezirke sind ganz unglücklich ausgefallen. Unpsychologisch ist z. B. das neue Oberamt Tübingen mit Rottenburg und Horb: Tübingen protestantisch, Horb und Rottenbnrg katholisch, letzteres Sitz des Bistums. Es ist auf Empfindsamkeiten keine Rücksicht genommen, die man ohne schädliche Folgen für den ganzen Plan nicht übersehen darf. Ueberwiegend ist aber auch die räumliche Gliederung anfechtbar. Für Altwürttemberg und den nördlichen Landes-keil sind unmögliche Lösungen vorgeschlagen. Fenerbach, vor den Toren Stuttgarts liegend, soll nach Bietigheim kommen. Crailsheim, das ein Eisenbahnknotenpunkt und dadurch ein Verkehrs- und Verwaltungszentrum ist, wird nach Mergentheim „eingemeindet", obwohl es kein Hinterland hat und im äußersten nördlichen Zipfel des Landes gelegen ist. Ein Schlag ins Gesicht gegen den Rationalisierungsgedanken ist die Verteilung der Gemeinden des mittleren und unteren Remstals, die heute schon alle nach der Landeshauptstadt tendieren, die aber nach Backnang und Gmünd geleitet werden. Einzigartig unnatürlich ist es, daß zum neuen Oberamt Eßlingen Dörfer aus der Albhochfläche gehören sollen. Die Aufzählung solcher Kuriosa läßt sich beliebig vermehren. Das Gutachten steht selbst auf dem Standpunkt, daß es als Ganzes auszufassen sei und nur als Ganzes Geltung haben könne. Tatsächlich kommt, wenn man einen Stein aus dem Plan herausnimmt, der ganze Plan ins Wanten. In Bezug aus die Neueinteilung sind Teile unbrauchbar und daraus ergibt sich die zwingende Schlußfolgerung, daß in dieser Beziehung das Gutachten nicht als praktisch brauchbare Lösung anzusehen ist. Zudem ist eine Garantie, daß wirklich Ersparnisse erzielt werden, keineswegs gegeben. Am Anfang der Vereinfachung stehen vielmehr große Ausgaben! Sehr bedenklich muß die Bemerkung stimmen, das Land Württemberg verfüge über so gute Finanzen, daß es auf sofortiges Eintreten der Einsparungen nicht angewiesen sei. Die Behörden der großen Verwaltungsbezirke müssen selbstverständlich großzügiger und repräsentativer aufgezogen werden und mari muß befürchten, daß dies mehr kostet als die bisher sehr einfach, schlicht und -sparsam verwalteten Oberamtsbezirke. Immer größere Zweifel müssen geltend gemacht werden in der Richtung, ob es richtig sei, die kleinen Oberamtsstädte. die eben doch wirtschaftliche und kulturelle Zentren sind, zu Dörfern zu degradieren. Die Landflucht, die nicht wünschenswerte steigende Konzentrationen in der Großstadt tritt als ganz wichtiges, innerpolitisches Problem in den Vordergrund. Man muß starke Anklammerungspnukte auf dem Lande erhalten und nicht zerstören. Wo durch Flurbereinigungen Oberamtsbezirke aufzulösen sind, muß unbedingt für eine Entschädigung gesorgt werden, die sich in mehrfacher Form denken läßt. Zum Schluß betonte der Minister, daß die demokratische Landtagsfraktion bereit sei, zusammen mit den übrigen Parteien des Landtags in diesem Sinne die Frage zu fördern und einer gerechten Lösung zuzuführen.
Grundsteinlegung zum Stresemann-Denkmal in Mainz.
Mainz, 6. Juli. Unter starker Beteiligung der Bevölkerung fand heute nachmittag am Fischtorplatz die feierliche Grundsteinlegung zum Stresemann-Denkmal statt: Unter den Anwesenden bemerkte man u. a. den Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Frhr. Langwerth von Simmern, und als Vertreter der Familie Stresemann Wolfgang S.tresemanm Um 12 Uhr wurde die Feier nach dem niederländischen Dankgebet eröffnet. Sodann ergriff der Vorsitzende der Deutschen Vvlkspartei, Tr- Scholz, das Wort zu einer groß angelegten Rede, in der er die Verdienste Dr. Stresemanns um die Rheinlandräumung würdigte. Nach einer weiteren Ansprache des Oberbürgermeisters von Mainz, Dr. KülP, erfolgten unter sinnvollen Worten die Hammerschläge auf den Grundstein, der mit einer Fülle von Blumen und Kränzen geschmückt war. ^,. Schüsse bei einer Separatisten-Verfolgung. - ..
Wiesbaden, 6. Juli. In dem Vorort Glockenheim kam es am Samstag zwischen Demonstranten und einem früheren Separatisten zu einer Schießerei. Zahlreiche Personen zogen vor das Haus eines gewissen Kunz, der während des. passiven Widerstandes in engen Beziehungen zu den Franzosen gestanden haben soll und bewarfen es mit Steinen- Kunz und seine Söhne erwiderten das Steinbombardement mit scharfen Schlüssen. Auch die Feuerwehr und die Schutzpolizei wurden mit Feuer empfangen. Als diese ebenfalls schossen, ergab sich Kunz. Durch die Schüsse wurden 6 Personen verletzt. Nur mit Mühe gelang es, Kunz und seine Söhne vor der Lynchjustiz zu schützen. Bei der Durchsuchung des Hauses wurde eine größere Anzahl Schußwaffen und Munition gefunden.
„Graf Zeppelin" in Köln.
Köln, 6. Juli. „Graf Zeppelin" ist heute früh um 7 Uhr in dem Kölner Flughafen Bntzweilerhof glatt gelandet. Nach einem Aufenthalt von 22 Minuten stieg das Luftschiff zum Rheinlandbefreiungsflug aus und verschwand nach einer kurzen Lchleifensahrt über der Stadt in westlicher Richtung.
Köln, 6. Juli. Nach seinem großen Rundflng über dem Rheinland erschien um 5.20 Uhr imcknnittags „Graf Zeppelin" von Norden kommend wieder auf dem Flugplatz Butzweilerhof und landete 10 Minuten später glatt. Kaum waren die Haltetaue gefallen, erschien von Düsseldorf kommend der andere Lnftriese. das Flugzeug s) 2000. das den großen Bruder umkreiste. Die Führer und Passagiere des „Graf Zeppelin" wurden von Vertretern der Behörde und der Presse begrüßt. Der Kölner Verein für Luftfahrt ließ Dr. Ecken-er und den drei Kapitänen einen silbernen Pokal und drei silberne Becher als Erinnerungsgabe überreichem. Kurz vor 6 Uhr trat „Graf Zeppelin"^die Rückfahrt nach Friedrichshafen an. Inzwischen war das Flugzeug O 2000 gelandet, in das sich nunmehr die Vertreter der Behörden begaben, um einen kleinen Rundflug zu unternehmen.
Friedrichshafen, 6. Juli. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" war um 2t.O^ Uhr auf dem Werftgelände glatt gelandet. Trotzdem größte Dunkelheit herrschte, konnte die Landung ohne Benutzung von Halteseilen vor sich gehen.
Das Saarland will heim zum Reich.
Trier, 5. Juli. Im Rahmen der Trierer Befreiuilgskund- gebung trat heute in Trier die 10. Tagung des Bundes der Taarvereine unter dem Protektorat des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Reichsminister a. D. Dr. Fuchs, und einem Ehrenausschuß, welchem der Regierungspräsident Dr. Sassen, der Landeshauptmann Dr. Horion, Oberbürgermeister Dr- Weitz-Trier und Oberbürgermeister Dr. Neikes-Saar brücken angehören, zusammen. Vor der geschäftlichen Sitzung fand im engeren Arbeitsausschuß für die Bundestagung eine Besprechung statt. Es lag u. a. der Geschäftsbericht des Leiters der