ermuntert habe, nur recht fleißig zu beten, auf daß Lüdtirol bald wieder befreit und sie deutsch würden. Obwohl dies eine offensichtliche Verleumdung war, hat man dennoch die Gerichte, und, um die Spesen zu erhöhen, sogar das Gericht in Verona mit der Angelegenheit besaßt, bis sich eben herausstellte, daß die ganze Anzeige nur auf persönlicher Gehässigkeit beruhte. Immerhin sind dem Geistlichen große Advokatenkosten und viel Aerger erwachsen. Anstatt nun auf diesen Justizirrtum Rücksicht zu nehmen, beginnt man erneut, den Pfarrer, der seine Pflichten gegen den Staat stets erfüllt, zu guälen!
Der Bahnfchutz wird zurückgezogen.
Paris, 5. Juli. Die bevorstehende Zurückziehung des französischen Militärbahnschutzes im Saargebiet wird nunmehr amtlich bestätigt. Wie verlautet, soll sich die französische Regierung jedoch angeblich nur unter dem englischen und belgischen Druck zu dieser durch die Rheinlandräumung und die durch daS Abkommen vom Jahr 1927 selbstverständlich gewordenen Maßnahmen entschlossen haben, lieber den Zeitpunkt der Zurückziehung liegt noch keine Nachricht vor.
Tie französische Soldatenlöhnung.
Die französische Regierung hat der Kammer einen Entwurf vorgelegt, der eine Erhöhung der Soldatenlöhnung fordert. Es ist bezeichnend für die französische Sparsamkeit, daß die gegenwärtige Löhnung, die im Jahre 1915 festgesetzt und trotz allen WährungSrückgangS aufrechterhaltcn wurde, täglich 25 Eentimes beträgt, d. h. nicht einmal 5 Pfennig. Sie soll auf einen.Francs, d. h. etwa 16 bis 17 Pfennig erhöht werden. In der Begründung wird festgestellt, daß der französische Soldat die geringste Löhnung von allen Soldaten der Welt erhält. ES wird ferner darauf aufmerksam gemacht, daß die Soldatenlöhnung seit dem Altertum nicht in demselben Maße gestiegen ist wie die Bezahlung für andere Beschäftigungen. So erhielten die griechischen und römischen Soldaten eine Löhnung von etwa 30—10 Pfennig am Tage.
Entführung kommunistischer Abgeordneter in Helsingfors.'
Helsingfors, 5. Juli. In den Sitzungssaal deS Grundstücksausschusses des Reichstag drangen heute vormittag vier unbekannte Männer ein und entführten zwei kommunistisch Mitglieder des Ausschusses, setzten sie in AutoS und verschwanden. Einer der Eindringlinge wieS das Abzeichen eines Kriminalbeamten vor. Der Vorsitzende deS Ausschusses zeigte den Vorfall beim Staatsministerium an.
Eine Bemerkung Borahs zur Mussolini-Erklärung.
Newhork, 5. Juli. Wie „Herald Tribüne" aus Washington erfährt, erklärte Borah zu den Aeußerungen Mussolinis über Vertragsrevisionen, daß er stets die Ansicht vertreten habe, Europa werde nur dann in dauerndem Frieden leben, wenn die Revision des Versailler Vertrages und anderer Friedensverträge erfolge. DaS Bestreben, diese Verträge unverändert aufrechtzuerhalten, sei eines der Haupthindernisse einer europäischen Union.
iluv Stadt und Bezirk
— Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung hat bestätigt: die Wahl des Verwaltungs- Praktikanten Karl Knödler in Nrich zum Ortsvorsteher der Gemeinde Langenbrand.
Neuenbürg, 6. Juli. Gelegentlich der Hauptversammlung des Bezirks-Obst- und Gartenbauoereins in Höfen weilte Herr Obstbauinfpektor Schaal-Stuttgart hier zu einem kleinen Rundgang. Infolge seiner.Inanspruchnahme für den Nachmittag mußte die beabsichtigte Demonstration auf den Junkeräckern fallen gelassen werden. Dagegen ging man dem starken Befall der Birnbäume durch den Gitterrost zu Leibe. Es zeigte sich ganz deutlich, daß die Birnbäume in der Nähe der Sapiue- bäume sehr stark befallen sind, wodurch eine Fruchtbildung völlig ausgeschlossen ist und die Bäume letzten Endes zu Grunde gehen müssen. Die betreffenden Bäume sollen im Einverständnis mit der Eigentümerin so rasch wie möglich entfernt und verbrannt werden, um einer weiteren Verbreitung dieses schädlichen PilzeS vorzubeugen. Auch der Spitzenbohrer wurde vielfach festgestellt. Derselbe nistet sich in die frischen Triebe ein und übt dann sein verheerendes Werk auS, wodurch die Bäume schweren Schaden erleiden. Dieses Auftreten erfordert eine scharte Beobachtung der Bäume, um ein größeres Auftreten dieser Schädlinge zu verhindern. Sch.
Neuenbürg, 6. Juli. Eine freudige Ueberraschung bereitete gestern abend der Turnergesangverein seinem aus Amerika auf Besuch eingetroffenen treuen Mitglied Christian Müller
durch ein wohlgelungeueS Ständchen mit Vortrag passender Heimatlieder. Sichtlich gerührt begrüßte der Geehrte die Sänger und dankte herzlich für die ihm dargebrachte Ehrung. Im „Felsenkeller" vereinigte man sich zu einem gemütlichen Beisammensein mit unserem lieben Turnfreund, wo ihm namens deS Turnvereins ein herzlicher Willkommgruß entgegengebracht wurde. Der Turnergesangverein ließ sich noch verschiedene Male hören und so die alte Turnersreundsckmft wieder aufleben. Sch.
Neuenbürg, 7. Juli. Auf die heißen Tage, mit welchen der Juli begann, folgte heute in den Vormittagsstunden vorübergehend Regen, der allen Lebewesen und der lechzenden Natur chic ersehnte Abkühlung und Erfrischung brachte.
Neuenbürg, 7. Juli. Am Sonntag morgen brachte der ^Zug eine stattliche Anzahl Wanderlustiger vom Schwarz- Waldverein nach Höfen, um von dort aus mit den Höfener Freunden die geplante Frühwanderung ins Eyachtal auszuführen. ES war schon warm, als wir in Höfen ankamen, aber manchem wurde es noch wärmer, als er den steilen Weg vor sich sah, der den Eiberg hinausführte. Mit frischem Mut ging es jedoch bergan. Wenn es auch manchen Schweißtropfen kostete, bis die Höhe erklommen war, so wurden wir doch dadurch belohnt, daß wir an reicbbehangenen Erdbeerplätzen vorbeikamen und uns die köstliche Frucht gut munden ließen. Nach zweistündiger Wanderung erreichten wir die Eyachmühle, wo unter Gesang und Scherz einige gemütliche Stunden verbracht wurden. Allzu rasch rückte die Zeit der Heimkehr heran„ welche zum Teil mit der Bahn und mit Auto erfolgte.
(Wetterbericht.) Da der Hochdruck im Nordosten fortbesteht, ist für DicnStag und Mittwoch immer noch mehrfach heiteres, zu vereinzelten Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Herrennlb, 6. Juli. (Säug er besuch von der Saar.) Der Männer-Ouartettverein Saarbrücken I besuchte im Verlauf einer dreitägigen Sängerreise in der Stärke von 50 Mann auch unsern Kurort und beteiligte sich heute vormittag an dem Konzert der Kurkapelle. Kurgäste und Einwohnerschaft, auch Passanten in stattlicher Zahl nahmen die prächtigen Vorträge der hochwertig ansgebildeten Sängerschar mit Begeisterung auf und dankten durch einmütigen Beifall, für den sich der Verein durch mehrere Zugaben erkenntlich zeigte. Auch die Kurkcchelle hatte mit ihren Konzertstücken einen außerordentlichen Erfolg. Nachmittags besuchten die Saarsänger den Männergesangverein „Freundschaft" Ettlingen.
Württemberg.
Horb, 6. Juli. (Der Staat sucht einen Unternehmer zur Hilfe für eine Gemeinde.) In der Gemeinde Lützenhardt steht ein Fabrik» gebände schon längere Zeit leer. Auf Bitten der Gemeinde um staatliche Unterstützung stellte das Wirtschaftsministerium in Aussicht, zu versuchen, einen geeigneten Unternehmer für das Anwesen zu interessieren, dem ein unverzinsliches Darlehen bis 20000 RM. gewährt werden könne. Nach Darlegung in der Amtsversammlung würde der Staat die Hälfte des Darlehens übernehmen, während die Amlskörperschaft die andere Hälfte zu leisten und die Bürgschaft für die staatliche Hälfte zu übernehmen hätte. Der Unternehmer hätte für das gesamte Darlehen hinreichende Sicherheit zu leisten. Demgemäß wurde von der Amtsversammlung beschossen.
Heilbronn a. R., 5. Juli. (Ein roher Bursche.) Gestern nachmittag gegen 6 Uhr entstand in der Fleinerstraße, einer der Hauptverkehrsstraßen der Stadt, ein großer Menschenauslauf. Der arbeitslose, 20jähr. Schlaffer Mühleck hatte sein Mädel im Kino ansgestöbert und auf der Straße geschlagen. Das Mädchen flüchtete in eine Seilengaffe, wo sich dem ganz rabiat gewordenen Burschen der Flaschnermeister Moser und einige Küsergesellen entgegenstellten und ihn zu beruhigen suchten. Der Bursche entriß aber einem von ihnen einen schweren Hammer und schlug damit den Moser und einen der Gesellen auf den Kopf, so daß sie bewußtlos zu Boden fielen. Herbeigerufene Polizei verhaftete dann den Burschen, der gefesselt werden mußte und gegen den sich ein Teil des Publikums empört wandte
Heilbronn a. N., 5. Juli. (Ein 17jähriges Mädchen verbrannt.) In der Deutschhofstraße ist ein gräßliches Unglück passiert. Ein 17 Jahre altes Mädchen namens Frida Dürschel ging mit einem offenen Licht in den Keller, um Besorgungen zu machen. Hierbei haben ihre Kleider Feuer gefangen und die Bedauernswerte erlitt so schlimme Brandwunden, daß sie daran im Krankenhaus gestorben ist.
Münfingen, 6. Juli. (Das Südd. Portlandzementwerk bleibt erhalten.) Zu dem Verkauf des Iura-Oelschieserwerks Holzheim-Göppingen an das Zementsyndikat schreibt der „Reutltnger Generalanzeiger": Die Stillegung des Göppinger Iurawerks ist vom allgemeinen wirtschaftlichen Standpunkt aus sehr zu bedauern und wir verstehen auch den Protest der Sozialdemokratie gegen die beabsichtigte Stillegung. Bei der ganzen Beurteilung und Entscheidung dieses Vorgangs war für das württ. Wirtschaftsministerium der Gedanke ausschlaggebend,
welche Stadt. Münfingen oder Holzhelm-Göppingen, unter Stillegung am meisten zu leiden hat. In diesem Fall mußte M singen den Vorzug bekommen, da Göppingen an sich eine weit Wlrtschastsgrundlage besitzt und vielmehr Arbeitsmöglichkeiten bk als das auf der Albhochfläche gelegene isolierte Münfingen ^ Rottweil, 5. Juli. (Pfarrhaus-Einbrecher mit Autobetrieb > n Pfarrhaus-Einbrecher, die kürzlich im Oberland von sich ^ machten, haben das Feld ihrer Tätigkeit nunmehr in die Gegend» Rottweil verlegt. Sie statteten in der Nacht zum 2. Juli dem Bf Hof in Hausen o. Rottweil und in der Nacht zum 4. Juli dem M Hof in Dautmergen einen Besuch ab. wobei sie. um die Nachforschun, zu erschweren, Masken trugen. Sie bedrohten die U-berfallenen Pistolen, nahmen mit, was sich ihnen bot und fuhren nach Erledig« ihrer „Geschäfte" im Auto wieder davon. Selbstverständlich Hallen dafür gesorgt, daß dieses Auto, ebenso wie sie selbst, unkenntlich b>i Seitingen, OA. Tuttlingen. 5. Juli. (Totgefahren.) Der La, wirt Josef Münch war mit seiner 43jährigen Frau Klara, geb R Holz, nachmittags auf dem Felde mit Kartoffelhäufeln'beschfU beide fuhren abends mit Fahrrädern heimwärts. Die Frau woj einen oorausfahrenden beladenen Heuwagen überholen und -m rechtsfahrend. Dabei ist sie allem Anschein nach, da der Durchs ziemlich schmal war. an das Bankett gefahren, kam zu Fall e unglücklicherweise direkt vor die Räder des beladenen Wagens über den Körper hinweggingen. Ein Schrei und die Frau war Ihr Mann, der etwa 30 Meter hinter ihr herfuhr, war Zeus» erschütternden Vorfalls. "
Ulm. 5. Juli. (Fahrlässige Tötung.) Der Landwirt Joses 8, von Bechtngen (Riedlingen) war wegen fahrlässiger Tötung anaekb! Im April ds. Jahres ließ er in seiner Scheuer einen HeuauL bauen. Sein 7^ jähriger Sohn war ihm beim HInausbcsördern Latten behilflich. Nach der Arbeit blieb der Junge mit einem and, Schulknaben noch kurze Zeit in der Scheuer auf dem Gebälk M lich fiel der Junge herunter und starb nach wenigen Stunden ad, das Bewußtsein nochmals erlangt zu haben. Der Vater wird ri beschuldigt, nicht die nötige Vorsicht geübt und so den Tod des Iunae der sein einziger Sohn war. verschuldet zu haben. Er hätte bei, auspaffen sollen. Der Vater behauptet aber, daß er seinen Zum gewarnt und gemahnt habe, vorsichtig herunterzukommen, wie ek die Kinder seien, sie folgen nicht aufs Wort. Zu der Verhandle waren drei Zeugen und ein Sachverständiger geladen. Es ersole Freisprechung. Maßgebend für das Urteil waren die Aussagen dl Sachverständigen. Verteidiger war Rechtsanwalt Braig.
Biberach, 5. Juli. (1 Million Darlehen an die O.E.W) z der letzten Amtsoersammlung wurde zur Frage einer Darlehens Währung an den Bezirksverband O.E.W. Stellung genommen Di O.E.W beabsichtigt, einen Teil ihrer schwebenden Schulden in lang fristige Darlehen umzuwandeln: sie ist bereit, von den in Beirat,! kommenden Amtskörperschaften Darlehen anzunehmen. Für die Amis Körperschaft Biberach käme nach dem bestehenden Plan ein Darlch im Betrage von 1 Million Reichsmark in Frage. Sparkassendirekli Schutz erklärte aus Befragen, daß die Obcramtssparkaffe in der Lasel, ein Darlehen von einer Million RM. abzugeben, ohne daß dadurch di Liquidät gefährdet werde. Nach kurzer Aussprache genehmigtes Amtsversammlung die Darlehensgewährung von einer Million M
Baden.
Karlsruhe, 5. Juli. Am Freitag abend kurz nach 7 l!d: wurde der Taglöhner Rudolf Speck auS Daxlandeir, der ai Morgen seine Stieftochter erwürgt hatte, in der Han-s-Thomi Straße von Kriminalbeamten festgenommeu. Ter Ärimimi Polizei war kurz vorher die Mitteilung zugegangen, das; Spei beobachtet worden sei, wie er von Eggeustein aus sich mi einem Fahrrad in Richtung Karlsruhe bewegte Am Zamsta vormittag wurde der Ämter von Staatsanwalt Tr. Pseiisci der die Untersuchung dieses Verbrechens leitet, eingehend ver nommen. Speck bestritt bei dieser Vernehmung, das; er sein Stieftochter habe ermorden wollen. Er habe ihr nm eine: Denkzettel geben wollen, da sie ihn öfters beschuldigt habe, Lai er sie belästige. Speck hatte die Absicht, den Tod im Rhein zi suclien, fand aber dazu nicht den Mut. Die Sektion der Leich, der ermordeten Lydia Keck, die am Freitag nachmittag Ml fand, hat einwandfrei de» Tod durch Erwürgen ergeben.
Triberg, 5. Juli. Einer der größten SchwarzwalLW wurde durch Blitzschlag eingeäschert. Es ist dies der aus dm Rensbcrg bei Schonach gelegene Rombachhos. Obwohl dt Feuerwehr sofort mit Postomnibussen zum Brandplatz befisi dert wurde, konnten sie nichts mehr retten. Der Schaden ü noch nicht bekannt. Der Hof war erst vor zwei Jahren vollständig erneuert worden und galt als Musterwirtschaft. Tcbs: vor AI Jahren wurde der Rombachhof durch Blitzschlag eic geäschert.
Mannheim, 1. Juli. Die Heinrich Lanz A.G. hat a: 1. Juli tt) Angestellten gekündigt, zum Teil sollen diese Km! im Arbeiterverhältnis weiterbeschäftigt werden. Darübe
21 koman von Kurt lAaeiin
„Ich sah ja sonst weiter niemand. Im Auto saß auch kein weiterer Fahrgast."
„Haben Sie denn genau in das Auto gesehen?"
„Die Tür stand ja offen. Es lagen die dicken Pelze und die Reisedecken drin, — noch ein paar neue, ein ganzer Berg. Sie sagten, sie hätten in Oerstadt noch einige gekauft, es sei so sehr kalt während der Fahrt."
„Rufen Sie jetzt den Wirt! Ich muß ihn sprechen."
Als aber der Wirt endlich kam, konnte er Paul Stein auch nichts weiter berichten, und die Hausangestellten gleichfalls nicht."
Stein forschte nach dem Auto. „Wie. sah es aus?" .
„Grau."
„Welche Marke?"
„Das wissen wir nicht."
„Welche Nummer?"
„Wir achteten nicht darauf."
„War es ein großer Wagen?"
„Ein Sechssitzer. Sehr elegant ausgestattet."
Mehr brachte er nicht aus den Leuten heraus. Mißmutig fuhr er endlich nach Oerstadt zurück.
7. Kapitel.
Staatsanwalt Roeb hatte stillschweigend den Bericht Paul Steins angehört. Er hatte ihn nicht ein einziges Mal unterbrochen. Nur ab und zu hatte er sich Notizen gemacht. Als Stein schwieg, lehnte sich Roeb in seinen Sessel zurück und sah den Kriminalinspektvr prüfend an.
„Wie stellen Sie sich nun zu dem Fall, — zu dem Mord meine ich?"
„Sasse —"
„Halt! Ich unterscheide z-wei Fälle. — Hören Sie, zwei! Der eine heißt: Ermordung des Försters Lang, der zweite: Entführung der Anny Regler. Ich halte diese beiden Fälle ganz getrennt voneinander, und das ist das einzig Richtige! Der eine Fall hat mit dem anderen gar nichts zu tun! — Ich
weiß. Sie ziehen Fäden von dem einen Geschehen zu dem anderen Geschehen. Da gehen wir aber ganz fehl. Sie mißtrauten schon vor der Entführung der Anny Regler diesem Kunstmaler Sasse. Ich weiß. Sie brachten diesen und jenen Grund vor. Aber jetzt bedenken Sie doch: Anny Regler ist entführt, und ihr Entführer ist dieser Sasse oder wie er sonst in Wirklichkeit heißen mag. Das haben Sie ja festgestellt und das wird auch stimmen. Sie haben auch festgestellt, daß ein Kunstmaler Sasse weder in Berliner, noch in Münchener? Fachkreisen bekannt ist, daß er nie in Berlin oder München Bilder ausgestellt hat, daß seine Reisen, die er während seines Aufenthaltes in der Waldschenke unternahm, also nicht dem von ihm genannten Zwecke dienten, das heißt, zu den Ausstellungen seiner Bilder zu fahren. — Sie haben ferner festgestellt, daß Sasse hier auf dem Hauptbahnhof zwei Fahrkarten erster Klasse nach Hamburg löste und mit Anny Regler bis Hamburg fuhr. Weiter konnte die Spur bisher nicht t verfolgt werden. In keinem Hamburger Hotel ist ein Karl Sasse angemeldet. Schluß! — Das sind die Feststellungen in dieser Entführungsgeschichte. Ob wir überhaupt eine Ursache zum Einschreiten gegen diesen Sasse haben, ist noch sehr zweifelhaft. Das Mädel ist ihm freiwillig gefolgt. Er hatte Wahrscheinlich schon während seines Aufenthaltes in der Waldsclienke alles mit Anny Regler besprochen. Es genügten die paar Zeilen, die er ihr sandte, um sie zur Abreise zu veranlassen. Sie traf sich in Oerstadt mit ihm und fuhr freiwillig mit ihm nach Hamburg!"
„Allerdings! — Es fragt sich nur, ob Anny Regler auch in Hamburg, oder wo er sie sonst hingebracht hat, weiterhin freiwillig bei ihm blieb. Sie schien doch schon im Hotel Dille irgendwie Bedenken bekommen zu haben."
„Natürlich! — Das will ich nicht bestreiten. Die Person dieses Sasse ist sicherlich eine zweifelhafte. Es stimmt vieles nicht bei ihm. Er kann das Mädel irgendwohin verschleppen wollen. Was er da einmal zu dem Forstgehilfen Funk sagte, klingt ja auch verdächtig. Es kann einem wenigstens verdächtig Vorkommen! — Wir haben ja Wer die ganze Sache eingehend nach Hamburg berichtet und auch sonst das Erforderliche zur Klärung des Falles veranlaßt. Aber nun passen Sie auf: Wenn Sasse die Anny Regler entführt hat, dann scheidet er doch unbedingt aus dem Fall Lang aus."
„Weshalb?" ^
„Aber ich bitte Sie! — Hütte er den Förster und m die Hanna Lang ermordet, dann würde er sich schwerlich d' als Liebhaber hierher gewagt haben und ganz frech in O stadt in einem Hotel abgestiegen sein. Er würde dann d durch die Entführung des Mädels absichtlich die Verfoü auf seine Spur Hetzen; denn damit muß er doch rechnen, d ' der Wirt Regler sogleich die Polizei alarmierte. Hätte aber mit der Hanna Lang gemeinsam gearbeitet und r ihrer Hilfe den Raubmord im „Tannenhof" begangen, ds: «würde er gleichfalls jetzt nichr als Entführer hier aufgetrck sein. Die Hanna Lang wäre ja dann seine Geliebte, — eine Vermutung hatte ja die Anny Regler einmal ausc sprachen —, na, und er würde dann die jetzt wohl nic irgendwo sitzen lassen und sich die Wirtslochter holen. Mm
„Und wenn er doch zu den rätselhaften Insassen « Schlittens in Beziehung steht, die auf so verdächtige Leb am Abend des 23. Januar aus Korbin herüberkame» ur auf Schleichwegen wieder zurückfuhren, ohne die Dreh stationen zu passieren?"
„Aber ich bitte Sie! Die haben einen groß angeleO Schmuggel durchgeftihrt!"
„Möglich, aber wo kamen sie dann her, nls.ssj^ „Tannenhof" vorbeifirhren? In Oerstadt ist der Schliv-
nicht beobachtet worden."
„Er kann ja außerhalb gehalten haben. Der eine d fasse war übrigens ein Rotbart und der andere Hane e Glatze!"
„Das will nichts besagen!"
„Ja, was denn aber! — Sollen die denn den FR- ermordet haben? — Und die Hanna Lang?" , ^ „Kann von ihnen mitgenommen worden sein. „Aber —" ^ -
„Sie kann unter den Decken im Auto gelegen haben. „Wie? Tot?" ,
„Tot glaube ich nicht. — auch Hanna Lang kann eins
worden sein."
Der Staatsanwalt sprang auf. ^
„Aber das ist ja! — Ich bitte Sie, das rst ja g^nz
l ^ ^Beide Mädchen, die Hanna Lang und die Anny Regl können Mädchenhündlern m die Hände gefallen sein.
(Fortsetzung st»gn-