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Der Lnztäler

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.H§ 181.

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Ae Lage der Staatsfinanzen. - Der Kampf um die Mineral waffersteuer.

Stuttgart. 30. Juni. In der Samstagsitzung des Finanz­ausschusses des Landtag vettrat Finanzminister Dr. Dehlingcr die einmütige Auffassung des Staatsministerium, daß das Er­tragnis der Mineralwassersteuer nicht den Gemeinden, sondern dem Staate gehöre, in dem die Regierung die Mineralwasser- steuer schon berücksichtigt habe, als sie die Zuwendungen an die Gemeinden erhöhte. Damals sei schon das Erträgnis aus den neuen Reichssteuern den Gemeinden mit 2.2 Millionen! Mark garantiert worden. Der Finanzminister teilte weiter über die Lage der Staatsfinanzen mit, daß der ungedeckte Abmangel rechnungsmäßig 8.5 Millionen Mark betrage. Dieser Ab- mangel würde sich um 1.3 Millionen Mark erhöhen, wenn die Mneralwassersteuer den Gemeinden überlassen werde. Auch sonst habe sich die Finanzlage verschlechtert, so insbesondere die Einnahmen aus den Forsten um 2 Millionen. Dazu kämen Mehrausgaben für die großen Hagelschäden. Aus den Rest Mitteln von 1928 könne allerdings das Defizit von 1929 gedeckt werden. Es bleibe dann noch ein Restbetrag -für 1930 übrig, der aber für die völlige Deckung des Abmangels nicht genüge. Ein Zentrumsredner und ein demokratischer Redner bezeich­nten die Finanzlage des württ. -Staates nach wie vor als sehr gut und betonten, daß im Vermögen der Wohnungskredit- anstalt eine große stille Reserve stecke. Diese Redner, wie auch die übrigen Redner sprachen zu gunsten der Gemeinden. An­genommen wurde dann ein sozialdemokratischer Antrag, der das Staatsministerinm ersucht, dem Landtag einen Gesetz­entwurf vorzulegen, in dem die reichsrechtlich vorgeschriebene Unterverteilung des Aufkommens an der Mineralwassersteuer aus die Gemeinden geregelt wird.

Die badische Regierung zur Räumung des Rheinlandes. Karlsruhe, 30. Juni. Das badische Staatsministerinm veröffentlicht aus Anlaß der Befreiung des besetzten Gebietes Kehl eine Kundgebung an das badische Volk, in der es u. a. heißt: Freudig bewegt begrüßt die badische Staatsregierung und mit ihr das ganze badische Volk dreien lang ersehnten Augenblick. Die vorbildliche Treue zum großen deutschen Vaterland und zur engeren badischen Heimat, der edle Gemein­schaftsgeist, mit dem alle Ächten getragen wurden, werden stets in dankbarer Erinnerung bleiben und auch kommenden Ge­schlechtern ein Beispiel sein. Die badische Staatsregierung und das ganze badische Volk entbieten dem nunmehr befreiten Ge­biet zum Besreinngstag aufrichtige Glückwünsche. An Landrat Schindele in Kehl hat die badische Regierung ein Telegramm gerichtet, in welchem sie der ganzen Bevölkerung des bisher besetzten Gebiets aufrichtigen Gruß entbietet mit dem Ausdruck des Dankes für die vaterländische Haltung in schwerer Zeit- Kundgebung des Evang. Kirchentags gegen die Religions­verfolgungen in Rußland.

Nürnberg, 30. Juni. Der in Nürnberg versammelte Deutsche Evangelische Kirchentag nahm am Samstag eine Kundgebung zu den Christenverfolgungen in Rußland an, in der es u. a. heißt:Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist weit davon entfernt, in die politischen und wirtschaftlichen Ver­hältnisse eines anderen Staates hineinreden zu wollen; er mutz jedoch ans einem wachsenden Gefühl brüderlicher Gemein­schaft heraus die schwere religiöse Not im Osten als eigene tiefe Not empfinden. Er erhebt daher seine Stimme zum Protest, zur Fürbitte und zur Mahnung."

Kundgebung der bayerischen Staatsregierung zum Freihettstag München, 30. uni. Die bayerische Staatsregierung erläßt an die Bewohner der Pfalz zum Tage der Befreiung von der Mmdcn Besatzung eine Kundgebung, in der es u. a. heißt: chne elfjährige Leidenszeit hat ihr Ende gefunden, der letzte Muide Soldat hat das pfälzische Gebiet verlassen. Mit unse- Dank gegen die Vorsehung verbuchen wir den Dank an E,..die zu diesem Erfolge beigetragen haben. Der heutige Tag w chr die Pfalz vor allem ein Tag dankbaren Gedenkens an tapferen deutschen Krieger. Er mahnt uns an die Zeit schmerzlicher Trauer, da nach dem Abschluß des Waffenstill- Mndes unsere Pfalz von fremden, Weißen und farbigen Sol­lten besetzt und von jedem Verkehr mit dem übrigen Deutsch- -ailü abgeschnitten wurde. Die wachsende Mt jener Zeit stärkte w den Pfälzern den Entschluß, über alle innerpolitischen Gegensätze hinaus gegen jede Gewalt zusammenzuhalten, die wr Deutschtum bedrohte. Dank gebührt Len Vertriebenen, we dm Last der Heimatlosigkeit tragen mußten, Dank den Scannern, die wegen ihres Gehorsams gegen deutsche Gesetze ^ Gefangenschaft geschmachtet haben. Dank allen den Pfäl- »enr, die in den Leidensjahren 19231924 trotz aller Stö- wngsversuche Recht und Ordnung im unterdrückten Lande erhalten haben. Den Verbrechen landfremder Sepa- ansten hat die deutsche Pfalz ein zwingendes Halt geboten.

Erfolg hat mit schweren Opfern erkauft Werden müs- Der heutige Tag ist ein Markstein in der Geschichte der Mlz. Ex bringt ihren Bewohnern mit dem Abzüge der Be- Mvg als Lohn für ihr tapferes Ausharren das beglückende wesnhl der Freiheit und der äußeren Wiedereingliederung in s?,^.utsche Rechtsordnung. Möge alsbald eine neue glückliche ^Rrcklung Wohlfahrt einsetzen, um die sich die bayerische Kraatsreaieruno iin Verein mit dem Reich mit allem

«^tsregierung weiterhin im '«rchdruck bemühen wird!

Der Prozeß wegen des Eisenbahnunglücks bei Bnir.

Köln, 30. Juni. Vor dem Erweiterten Schöffengericht be- ^eu^e die Verhandlungen wegen des Eisenbahnun- brr Buir, das der Lokomotivführer istordhaus und der Mbcchnobersekretär Fischer verschuldet haben sollen. Es

Mittwoch dm L.« MV

88. Jahrgang

handelt sich um die Katastrophe vom 25. August v. Js., an welchem Tage der Schnellzug ParisWarschau bei Buir ver­unglückte. 15 Personen wurden getötet, 56 verletzt. Dem Loko­motivführer wurde zunächst vorgeworfen, einen schriftlichen Befehl des Fahrdienstleiters Fischer, der Langsamfahren an der Unglücksstelle vorschrieb, nicht beachtet zu haben. Im Lause der Untersuchung stellte sich jedoch heraus, daß Fischer dem Nordhaus einen falschen Befehl übergeben hatte. Deswegen wurde Fischer in Anklagezustand versetzt. Auch Nordhaus mußte unter Anklage gestellt werden, weil er ein Warnungs­signal, dessen beide Flügel hochgerichtet waren, kurz vor der Unfallstelle übersehen hatte. Als erster der beiden Angeklagten wurde Nordhaus vernommen. Er sagte aus, er sei am Un­glückstage mit vier Minuten Verspätung von Aachen abge­fahren und habe sich die größte Mühe gegeben, diese Verspä­tung wieder einzuholen. Die Verhandlung dürfte am Diens­tag zu Ende geführt werden. Im weiteren Verlauf der heu­tigen Schöfsengerichtsverhandlung über das Eisenbahnunglück bei Buir setzte der angeklagte Lokomotivführer Nordhaus die Schilderung der Augenblicke vor dem Unglück fort. Er hat den Vorsteher mit dem grünen Vorsichtsbefehl gesehen; zu gleicher Zeit kam das Abfahrtssignal. Den- Befehl bekam der Zugführer, der dem Lokomotivführer znrief: Nur 30 Kilo­meter! Er habe möglichst vor der Umbaustrecke die verlorene Zeit herausholen wollen. Die erste Weiche passierte ich, so schloß Nordhaus seine Aussage, dann fing die Maschine an zu schwanken und ich hatte noch das Gefühl, daß es gut geht. Dann schlug die Maschine um. Ich verlor die Besinnung. Die Geschwindigkeit muß weit unter 80 Kilometer gewesen sein. Der Verteidiger Frank-Dortmund wies darauf hin, daß die Anweisung Nummer 32 in Hamm am Brett nicht angeschla­gen war. Solange dies nicht geschehen, so könne sie nicht als in Kraft getreten gelten. Er bitte um Vernehmung der in Hamm Verantwortlichen-. Auch der Staatsanwalt erklärte, daß das ein außerordentlich wesentlicher Punkt sei. Trotz alledem sei er überrascht, daß der Angeklagte mehrmals gesagt habe, er habe die Dienstanweisung gelesen. Ein Werkstellenvor­steher aus Hamm wurde darauf informatorisch vernommen. Er sollte die Beamten nennen, die für das Anschlägen der Dienstanweisungen verantwortlich sind. Die Ladung dieser Zeugen wird angeordnet. Aus der Aussage des angeklagten Fahrdienstleiters Fischer ist hervorznheben, daß er seit 1905 in Dienst war und 1908 den Fahrdienst übernahm, aber nur dreimal in jedem Jahr, zu Ostern, zu Pfingsten und zu Weih­nachten. Im August, also in der Zeit des Unglückes, waren verschiedene Leute beurlaubt. Deshalb übernahm er wieder den Dienst. Am Donnerstag vor dem Unglück ging ein Tele­gramm ein, wonach Dienstanweisung 32 am Samstag in Kraft treten sollte. Dieses Telegramm gab er an den Fahrdienst weiter. Erst am Samstag wurde bekannt, daß er am Sonn­tag, dem Tag des Unglücks, Fahrdienst hatte. Morgens bei der Dienstübergabe hat er auch das Dienstbesehlsbnch bekom­men, aufgeschlagen mit der Dienstanweisung 32. Nach Ver­nehmung eines Oberbahnsekretärs wurde die heutige Verhand­lung geschlossen und Lokaltermin auf Dienstag 2.20 Uhr fest­gesetzt.

Das Explosionsunglück in der Landsberger Allee in Berlin vor dem Reichsgericht.

Leipzig, 30. Juni. Die strafrechtliche Seite der folgen­schweren Berliner Explosionskatastrophe in der Landsberger Allee vom 5. Januar 1928, die 17 Menschenleben forderte und bei der zahlreiche andere Personen an ihrer Gesundheit ge­schädigt wurden, fand jetzt vor dem III. Strafsenat des Reichs­gericht ihren Abschluß. Es wird Wohl immer ungeklärt bleiben, ob das Unglück infolge eines Defekts an der Ammoniakanlage oder bei den Gasleitungen entstanden ist. Jedenfalls hat setzt auch das Reichsgericht dahin entschieden, daß der Rohrleger Friedrich Geske, dem anfänglich die Schuld an dem Unglück zngeschoben wurde, vom Landgericht I Berlin zu Recht frei­gesprochen -worden sei.

Ausland.

Das Unterhaus gegen den Kanal-Tunnel.

London, 1. Juli. Mit einer Mehrheit von 7 Stimmen lehnte heute nacht das Unterhaus in freier Abstimmung einen von 100 Abgeordneten aller Parteien eingebrachten Antrag zu Gunsten des Baues eines Kanaltunnels ab. 179 Abgeordnete stimmten gegen und 172 für den Antrag. Der Hauptredner und zugleich -Sprecher für die Regierung war Macdonald, der sich entgegen seiner früher vertretenen Auftastung gegen den Bau des Tunnels aussprach und darauf hinwies, daß auch die Führer der Leiden anderen Parteien mit der Regierung gegen den Bau des Tunnels einig seien. Er begründet seine ableh­nende Haltung auf das vor einiger Zeit über das Projekt von der Regierung herausgegebene Weißbuch, in dem sowohl die Landesverteidigung, wie in erster Linie die finanziellen Schwierigkeiten des Planes eine große Rolle spielen.

Aus Stadt und Bezirk

Neuenbürg, 2. Juli. (Der Begriffarbeitslos".) Vom Reichsversicherungsamt ist der Begriffarbeitslos" gesetzlich sestg-elegt worden. Darnach ist im Sinne des tz 397 A.V.G. arbeitslos, wer noch als zum Kreis der Arbeitnehmer gehörig anzusehen ist. Wer eine Angestelltentätigkeit nur im Neben­beruf ausübt und hauptberuflich anderweitig tätig ist, gilt nicht als arbeitslos, wenn lediglich der Nebenberuf -wegfällt. Auch derjenige, der ein eigenes Geschäft oder eine selbständige Vertretung übernimmt, gilt als aus dem Kreis der Arbeit­nehmer ausg-eschieden, wobei die Höhe des Einkommens völlig gleichgültig ist.

Neuenbürg, 2. Juli. (Bauernregeln für den Monat Juli.) Auch der Monat Juli hat naturgemäß eine Fülle von sog. Bauernregeln, die in der Hauptsache auf die kommende Ernte Bezug nehmen. Folgende sind weit verbreitet:Die Juli­sonne arbeitet für zwei. Was der Juli nicht kocht, kann der September nicht braten. Juli Regen, nimmt den Ernte­segen. Im Juli warmer Sonnenschein, macht alle Früchte reis und fein. Wechselt im Juli stets Regen und Sonnen­schein, so wird im nächsten Jahr die Ernte reichlich sein. Ohne Tau kein Regen, heißt's im Juli allerwegen. Sind die Monate Juli und August trocken und warm, so verspricht man sich guten Wein. Sind die Hnndstage hell und klar, künden sie ein gutes Jahr. Wenn recht viel Goldkäfer lausen, braucht der Winzer den Wein nicht zu taufen. Geht Maria über's Gebirge naß, so regnet's ohne Unterlaß. Regnet's am Siebenbrüdertag (10. Juli) hat man sieben Wochen Regenplag. Vinzenzen <19.) Sonnenschein, füllt die Fässer mit Wein. Ist es drei Tage vor Jakobus (25.) schön, so wird gut Korn geraten aus den Höhn, so es aber an diesen Tagen regnen wird, zeigt's, daß das Erdreich wenig gebiert. Wenn Jakobi kommt heran, man den Roggen schneiden kann. Warme, Helle Jakobi, kalte Weihnachten. Bläst St. Jakob weiße Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten- zu vielem Schnee. Regnets an Unserer Lieben Frau Tag, 40 Tag der Regen nicht aushören mag.

Neuenbürg, 2. Juli. Montag abend stattete der Gemeinde­rat Marbach a. N., welcher sich auf einer Besichtigungsfahrt der Schwarzwaldknrorte befand, unserer Stadtgemeinde einen kurzen Besuch ab. Unter Führung- der Stadtverwaltung be­sichtigte derselbe die Feueralarm-Anlagen, die Motorspritze und die neuerbaute Freischwimmanlage. Nach kurzer Rast im Gasthof z.Bären" erfolgte die Rückfahrt mittels Kraftwagen. Wie man hört, soll unsere Stadt aus die Gäste einen sehr guten Eindruck gemacht haben.-

(Wetterbericht.) Ueber Mitteleuropa liegt ein Hoch­druckgebiet, unter dessen Einfluß für Donnerstag und Freitag vielfach heiteres, jedoch zu Gewitterstörungen geneigtes Wetter zu erwarten ist.

Herrenalb, 1. Juli. (Rheinischer Abend.) Die gestrige Veranstaltung der Kurverwaltung aus Anlaß der Rheinbefreiung sah eine Menschenmenge im festlich be­leuchteten Kurgarten, wie sie gleich groß nur in ganz seltenen Fällen zu beobachten war. Kapellmeister Hunyaczek hat mit der Abwicklung eines vaterländischen Musikprogramms und mit den temperamentvollen Dreingaben eine Meistertat voll­bracht, für die -wir ihm wärmsten Dank schuldig sind. Von Nummer zu Nummer steigerten sich die stürmischen Beifall­bezeugungen der begeisterten Zuhörer, die viele der Rhein-, Soldaten- und Vaterlan-dslieder der unermüdlichen Kapelle singend begleitete. Die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als der Vorstand des Kriegervereins, Branereidirektor Oskar Mönch, das Podium betrat, um in einer hochwertigen An­sprache die Bedeutung des Festabends zu würdigen. Wir brin­gen die glänzenden Ausführungen im Wortlaut. Hochverehrte Anwesende, deutsche Frauen, deutsche Männer! Eine der größten Stunden, in der an schicksalsschweren Ereignissen so reichen Geschichte des Rheinlandes ist angebrochen. Die Be­freiungsstunde hat geschlagen, nach fast zwölfjähriger Be- satzungszeit. Die letzten französischen Besatzungstruppen haben den rheinischen und Pfälzischen Boden verlassen. Der Rhein, der deutsche stolze Strom, Deutschlands Zierde, ist wieder frei. Stolz und hehr fließt der sagenumwobene Strom daher, «n- gebändigt und ungefesielt, so wie jener rheinische Dichter ihn besingtVom Felsen kommt er hoch und hehr, er fließe frei in Gottes Meer, frei ist der Grund und frei das Volk!" Auf­atmend und beglückt wird ein geknechtet gewesenes Volk an seinen Usern stehen und die Stunde der Freiheit segnen, die lange ersehnt und in bitterer Zeit erträumt, unter schwersten Opfern erlangt -worden ist. Am Niederwalddenkmal, am ge­heiligten Deutschen Eck in Koblenz wird die deutsche Flagge wieder wehen und aller Welt verkünden, daß die Knechtschaft am Rhein ein Ende gesunden hat. Glocken-geläute und Jubel­feier werden die einstens so gesegneten Lande am Rhein er­füllen! Ja sie, die so viel Leid getragen, die Rheinländer und Pfälzer, sie haben ein Recht so zu feiern und zu jubilieren. Aber uns im übrigen Deutschland geziemt es heute, ihnen herzlichst zu danken für das große Opfer, das sie um Gesamt­deutschlands willen gebracht, für ihren Opfermut, für ihre nie­versagende Pflichttreue, ihre Entsagungsfreudigkeit und ihre vorbildliche Treue gegen Volk und Vaterland. Das deutsche Volk wird dieses Opfer niemals vergessen. Es ist unauslöschlich eingetragen in das Buch der Geschichte. Es leuchtet als Flämmenzeichen des Opfermutes am Firmament. Mit ganz Deutschland stimmen wir Württemberger mit ein in den Jubel über die Befreiung der Rheinlande und der Pfalz. Wir grüßen am Tage der Freiheit die rheinischen Kämpfer und Dulder. Möge das Morgenrot der endgültigen Freiheit bald erscheinen, und wenn auch die Zukunft noch dunkel vor uns liegt, so wollen -wir uns an das Dichterwort halten:

Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben, an Deines Volkes Auserstehen I Laß diesen Glauben Dir nicht rauben Trotz allem, allem, was geschehen Die erste Strophe derWacht am Rhein" wurde von der gesamten Festgemeinde stehend mitgesungen. Gleichzeitig loderten von der Höhe des Maienbergs die Flammen eines Freudenfeuers empor, und GoethesWirkung in die Ferne" bewahrheitete sich wieder einmal, als in den Baumkronen des Kurgartens, die Kleider der unten sitzenden Damen bÄrohend,