Sonne klar vom Himmel lachte und anhaltend ihre Strahlen bis zur Unterbrechung der letzten zwei Tage, hell zur Erde sandte. Der Bauersmann, ein scharfer Beobachter des Wetters zu dieser Zeit, ging am Freitag und Samstag gleich daran, die Halme wankend und fallend zu machen. Ein emsiges Schaffen innerhalb und außerhalb des Ortes. Die große Hitze bei der Arbeit verursacht manchen Schweißtropfen und trockene Keh­lern Der weniger Borsichtige stillt seinen Durst durch rasches Trinken und so sieht man trotz aller Anstrengung fröhliche Bilder. Andere wieder lassen die Sonnenstrahlen auf den ent­blößten Oberkörper einwirken, jedoch ist hier größte Borsicht am Platze, um sich nicht zu schaden. Mit dem Ertrag in diesem Jahr darf man zufrieden sein, wenngleich das Heu etwas zu­sammengeht. Nun bitten wir den Wettergott, noch 3 bis 4 Tage schönes Wetter zu geben, dann ninrmt die Heuernte einen befriedigenden Abschluß.

Ottenhausen, 10. Juni. Daß unsere Feuerwehr auch eine Wasserwehr sein kann sein mußte lehrte die Nacht vom Samstag auf Sonntag. Nachdem schon bei Tage am Horizont Gewitter ihr Erscheinen durch dumpfes Grollen anzeigten, traten bei ÄLacht, etwa von 10 llhr ab, die Gewitterentladungen so furchtbar auf, daß älteren Leuten eine so grausige Nacht seit langem nicht mehr denkt. Donner auf Donner, Blitz auf Blitz, Sturm, zeitweiliger Hagel, Wolkenbruch, alles setzte den Reigen hartnäckig bis etwa 1>42 Uhr fort. Bei all dem grausigen Spiel ertönte Feueralarm zum Schrecken aller, aus den Betten wird wohl alles gewesen sein, doch brannte es nicht, es galt des Feuers unheimlicheren Bruder, dem Hochwasser. In donnernder Eile brandeten die Wassermassen in den Ort herein, Erde, Geröll, besonders Heu mitführend, dies alles verstopfend, die Not noch größer erscheinend lassen; tiefer ge­legene Häuser, Keller usw. füllten sich rasch, so daß die Feuer­wehr eingreiien mußte durch Abdämmen und Auspumpen. Morgens bei Tage tat die Feuerwehr weiteren Frondienst im Aufräumen der Geröllmassen, versetzte, zerrissene Straßen, Schuttansammlungen zeigten am Sonntagmorgen das Walten der Mächte der Stacht. Friedlich, unschuldig rieseln die Wasser­brünnlein wieder ihre Straße. Es dampft das ^al, die Lerche fingt im Feld!

Württemberg.

Schönmünzach, OA. Freudenstadt, 14. Juni. (Zündender Blitz. Gestern nachmittag erfolgte hier ein starker elektrischer Schlag und gleich darauf zogen auch schon Rauchwolken über den Berg her und es ertönte die Sturmglocke. Der Blitz hatte in das mitten im Walde gelegene und zur Gemeinde Huzenbach gehörige landwirtschaftliche Anwesen des Ioh. Wurster zum Blockhaus eingeschlagen. Dieses brannte vollständig nieder. Außer dem Vieh konnte wenig gerettet werden. Ein Glück war es, daß während des Brandes ein Gewitter­regen niederging, der ein Ueberspringen des Feuers auf den Wald verhütete.

Freudenstadt, 15. Juni. (Todesfall.) Oberamtspfleger a. D. Wünsch ist nach langem schwerem Leiden am Donnerstag im Alter von 74 Jahren gestorben.

Leonberg, 14. Juni. (Amtskörperschaftsumlage.) Unter dem Vorsitz von Landrat Baumann tagte die diesjährige Amtsoersammlung. Nach eingehender Beratung wurde die Amtskörperschastsumlagr von 465000 Mark (i. V. 480000) festgesetzt.

Stuttgart, 15. Juni. (Todesfall.) Im Alter von 70 Jahren ist am Freitag Oberpostrat a. D. Max Nestel gestorben. Er war am 5. April 1860 in Nürtingen geboren und gehörte viele Jahre als Kolle- gialmitglied, seit 1912 als Oberpostrat der Generaldirektion der Posten und Telegraphen, später der Oberpostdirekton an. Er war Schöpfer der umfangreichen Wertzeichensammlung der früheren württ. Post- oerwaktung. _

Oberndorf a. N., 14. Juni. (Um die Wetterführung der Mauser- Werke.) In der letzten Sitzung des Gemeinderats war das zurzeit aktuelle ThemaMauserwerke" erstmals Gegenstand öffentlicher Ver­handlung. Es handelte sich, wie derSchwarzwälder Bote" berichtet, in den letzten Wochen darum, daß das Oberndorfer Werk evtl, ge­schloffen und seine Fabrikationszweige an eine andere Fabrik des Konzerns angeschloffen werden sollten, falls es nicht gelingen würde, die nicht unmittelbar der Fabrikation dienenden Gebäulichkeiten und Liegenschaften zu einem günstigen Preise abzustoßen. In erster Linie dreht es sich um die Ncckarsiedlung, deren Siedlungshäuser durch die Bausparkaffe der Württ. Girozentrale aus Grund von Bau­sparverträgen an Bausparer verkauft werden sollen. Die von der Girozentrale nicht zu verwettenden Komplexe, das yilsskrankenhaus, die freien Plätze (Schillerplatz), weiter die Unterhaltung der Straßen und Kanäle hätte die Stadtgemeinde zu übernehmen. Der Vorsitzende

gab einen ausführlichen Bericht über das Ergebnis der Verhandlungen im Sitzungszimmer des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart am 10. Juni d. I. Den Vorsitz führte an Stelle des verhinderten Wlrt- schastsministers Ministerialdirektor Staiger. vertreten war das Innen­ministerium, das Finanzministerium, die Ministettalabteilung für Be­zirks- und Körperschaftsverwaltung, die Direktion der Girozentrale mit Präsident Neuster, Landrat Reihling von Oberndorf, ein Ver­treter der Konzernleitung in Berlin, die Direktion der Mauserwerke AG. aus Oberndorf, sowie der Stadtvorstand von hier mit sechs Gemeinderäten. Bei diesen schwerwiegenden Verhandlungen wurde eine grundsätzliche Einigung erzielt, auf Grund deren vorausgesetzt daß die Bausparverträge zum Abschluß kommen die Weitersüh rung des Werkes am hiesigen Platze als gesichert betrachtet werden kann. Nachrichten, nach denen die Mauserwerke ein größeres Staats­darlehen erhalten, sind unzutreffend.

Schwenningen, 14. Juni. (25 Prozent Umlage.) Der Gemeinde­rat genehmigte den städt. Etat für 1930 und beschloß die Erhebung einer Gemeindeumlage von 25 Prozent gegenüber 25,5 Prozent im Vorjahr. Die Stadtverwaltung hatte zuerst 26 Prozent beantragt.

Neckarsulm, 14. Juni. (Herabsetzung der Umlage.) Der Ge­meinderat hat den Voranschlag 1930 beraten und beschlossen, die Höhe der Gemeindenmlage für 1930 anstatt der beantragten 22 Proz. auf 20 Proz. festzusetzen. Hienach sind die Einnahmen auf 411 900 Mk., die Ausgaben aus 916 800 Mk. festgestellt. Der Abmangel von 504 900 Mk. soll gedeckt werden durch Erhebung einer Gemeindenmlage von 20 Proz., ferner durch einen Staatsbeilrag zu den Lehrergehältern und einen Zuschuß aus dem Ausqleichstock.

Laufen a. N., 14. Juni. (Ortsvorsteherwahl und Sterndeute- kunst. Neuer Bewerber.) Ein Wahlkuriosum zieht der nach 29 jäh­riger Wahlzett nun am 15. Juni wieder zur Wahl stehende Stadt- schulthetß Lamparter von Laufen in einer von ihm erlassenen öffent­lichen Erklärung ans Licht der Oeffentlichkeit: Es heißt da:Meine Gegner, die schon seit mehr als vier Jahren die gegenwärtige Wahl unter der Decke vorbereiteten, waren so liebenswürdig. Ende Dezem­ber 1929 einen Sterndeuter wegen meiner Wiederwahl und Gesund­heit zu befragen. Er sagte ilmen, ich werde nicht mehr gewählt und sei nicht gesund. Gott sei Dank trifft letzteres nicht zu. das andere bleibe dahingestellt." Stadtpfleger Lopp hat sich als Bewer­

ber um den Stadtvorstandsposten beworben. Nach Lage der Sache wird jetzt um die Wahl des Ortsvorstehers ein heftiger Kamps ent­brennen.

Ravensburg, 14. Juni. (Mit der Kaffe durchgebrannt.) Als Kassier des Arbeitsamts mit 18 000 Mark durchgegangen war über Weihnachten v. I. der 36 jährige Kaufmann Karl Kirsinger aus Ra­vensburg. Kirsinger, der früher in Brasilien war und dort eine Fa­milie gegründet hatte, war seit Herbst 1928 beim Arbeitsamt Ravens­burg als Kassier auf Prioatdienstoertrag angestellt. Mitte Dezember erfuhr Kirsinger von seiner Frau, daß sein Haus zur Zwangsverstei­gerung kommen solle. Um sein Heim zu retten und überhaupt wieder zu Frau und Kindern zu kommen, ging Kirsinger am Nachmittag des 24. Dezember v. I. mit 18125 Mark durch. Er wollte sich in Lissabon einschiffen, wurde aber an der französisch-portugiesischen Grenze verhaftet, wo er mit seinen vielen württembergischen Banknoten zu 500 Mark als Falschmünzer angesehen worden war. Von dem ver­untreuten Geld sind 16400 Mark bcigebracht. Jetzt wurde Kirsinger zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt unter Anrechnung von fünf Monaten Untersuchungshaft.

DabeiL

Pforzheim, 11. Juni. Bei der Bahnunterführung an der Erbprinzenstraße wurde Freitag nachmittag der 19 Jahre alte Streckenarbeiter Max Zrlly von Söllingen von einer Lokomotive angefahren. Er erlitt einen Tchädelbruch und eine weitere Kopfverletzung, an deren Folgen er nachts im städt. Krankenhaus starb.

Plittersdorf bei Rastatt, 11. Juni. Im Laufe des Donners­tag nachmittag ereignete sich im Unterdorf ein bedauerlicher Unglücksfall. Drei Kinder des Josef Schneider spielten mit anderen Kindern im Hofe. Tie hantierten auch mit einer Jnfanteriegewehrpatrone und klopften diese mit Steinen. Plötzlich entlud sich die Patrone. Dem 8 Jahre alten Söhn- chen des Schneider wurden der Daumen und der Zeigefinger der linken Hand abgerissen. Die Patronenhülse zer-sprang rn viele Teile. Ein dabeistehendes Mädäien blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Beide Knaben mußten in das Krankenhaus verbracht werden.

Vermischtes.

Aus der Welt des Wissens. Gegenwärtig befinden sich bei der ungeheuren Kapitalverknappung für langfristige Anleihen

nicht weniger als 8 Milliarden Mark deutschen Geldes im Ausland, und zwar überwiegend in der Schweiz. München ist nach Madrid die höchstgelegene Großstadt Europas. In mehr als 600 Sprachen ist, wie auf dem letzten Kongreß der britisck>en Bibelgesellschaft berichtet wurde, gegenwärtig die Bibel verbreitet; allerdings rechnen hier als Sprachen auch die zahllosen verschiedenen Dialekte afrikanischer und indischer Voltsstämme. Die Länge des Blitzes beträgt durchschnittlich 12 Kilometer, es kommen aber auch Blitze von 10 Kilometer Lange vor. Der Mauersegler ist der schnellste Vogel der Luft und mit seiner Stundeugeschwindigkeit von 220 Kilometer sogar dem Durchschnittsflugzeug überlegen. In Amerika wurden in einem Jahr doppelt so viel Automobile gestohlen, nämlich 300 000, wie in Deutschland insgesamt fabriziert werden, denn im Jahre l929 wurden in Deutschland rund 150000 Auto­mobile gebaut.

Das Stanitzer Brandunglück ein brutaler Racheakt. Das

entsetzliche Brandunglück in Stanitz bei Rande, bei dem, wie gemeldet, 4 Kinder und nachträglich auch die schwerverletzte Mutter den ^.od fanden, ist, nach den Ermittlungen der Poli­zei, auf einen verbrecherischen Anschlag zurückzusühren. Der Besitzer des abgebrannten Anwesens, der Grubenarbeiter Kischka, befand sich zur Nachtschicht auf der Grube. Seine Frau erwartete ihre Niederkunft und hatte deshalb 4 ihrer Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren auf dem Boden unter­gebracht, mährend die 3 kleinsten Kinder die 9lacht bei ihr ini Schlafzimmer zubringen sollten. Die Flammen griffen so rasch uni sich, daß die 4 auf dem Boden schlafenden Kinder nicht mehr gerettet werden konnten. Es gelang lediglich, die 3 kleinen Kinder und die Mutter zu retten. Fran Kischka nt dann im Krankenhaus ihren schweren Berletzungen erlegen. Illach den polizeilichen Feststellungen ist der Brand aller Wahr­scheinlichkeit von dem Bruder des Besitzers, dem Waldarbeiter Joseph Kischka aus Stanitz, und zwar aus Rache, weil er sich bei Erbstreitigkeiten benaclsteiligt glaubte, angelegt worden. Der Täter konnte noch nicht festgenommen werden.

In dem russischen Hafen Odessa haben eine Reihe von Hafenarbeitern den Genuß amerikanischen Alkohols mit dem Tode büßen müssen. Die staatliche russische Schiffahrtsgesell- sckmft hatte in den Bereinigten Staaten einen Dampfer ge­kauft, der auf seiner ersten Fahrt in russischen Diensten 8lX> Tonnen mit denaturiertem Alkohol nach Odessa brachte. Bei dem Entladen der Fracht wurde ein Faß aufgebrochen und mehr als 200 Hafenarbeiter beteiligten sich an der Leerung des alkoholischen Inhalts. Den Russen war nicht bekannt, daß in den Vereinigten Staaten der für gewerbliche Zwecke bestimmte Alkohol vergiftet wird, um ihn dem menschlichen Genuß zu entziehen. So kam es, daß 165 Hafenarbeiter nach dem Genuß des amerikanischen Alkohols ins .Krankenhaus gebracht werden mußten, wo alsbald 12 von ihnen starben. Im Laufe der nächsten Tage mehrte sich die Zahl der Todesopfer. Der Alko­hol war für die russische Holzindustrie bestimmt. Sieben Hasenüeamte sind.verhaftet worden, weil sie die Arbeiter nicht darauf aufmerksam gemacht haben, daß der Alkohol vergiftet war.

Handel, Verkehr und Volkswirtschaft

Stuttgart, 14. Juni. (Obst- und Gemüsemarkt.) Erdbeeren (Gartenprestlinqe) 4055; Stachelbeeren 1520; Kirschen, süße 2Z bis 45; Kartoffeln 34; Erbsen, Brockel- 1820; Kopfsalat 48; Wirsing (Köhlkraul) 10-12; Blumenkohl 1050; Rote Rüben 12 bis 15; Gelbe Rüben 6-10; Karotten, runde I Bund 1020; Zwi- bel 810; dto. mit Rohr M Bund 1012; Gurken, große 1 Stuck 2040; Rettiche 1 Stück 5-15; Monatsrettiche 1 Bund 68; Sel­lerie 1 Stück 2035; Spargeln Unterländer 1 Bund 6080; Spar- geln Schwäbische Ls Kg. 2550; Spinat L 2 Kg. 1215; Rhabar­ber 1 Bund 810; Kohlrabenkops 58.

Neueste Nachrichten

München, 15. Juni. Der Sonderzug mit der Leiche des Ge­sandten von Baligand traf heute nachmittag 1,40 Uhr auf dem hie­sigen Hauptbahnhos ein. Eine besondere Trauerfeterlichkeit fand nicht statt. Die sterblichen Ueberreste des Gesandten wurden um 4 Uhr nachmittags nach dem südlichen Friedhof übergeführi, wo am Diens­tag die Beisetzung stattfindet.

Mannheim, 15. Juni. Zwischen Reichsbannerleuten und Natio­nalsozialisten entstand am Samstag abend eine schwere Schlägerei.

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ball der Launen jemer Getreuen ist. Und ist er's nicht, dann steht er einsam, freudlos da wie der König von Preußen fast jetzt."

Der Kronprinz schwieg zu des Rittmeisters offener Rede u. d sprach nicht weiter, bis der Wagen in Berlin anlangte.

(Schluß.)

Wissen Sie, wie ich durch meinen Vater gelitten habe, meine Mutter und meine Geschwister? Wissen Sie das, Rittmeister? Namenlose Qua! hat er uns bereitet."

Das weiß ich nicht. Hoheit. Wenn Sie es sagen, wird es so sein. Ich weiß nur. daß er selbst am härtesten an seinem Leben trägt. Der König hat die anderen nicht verstanden, weil zuviel Lug und Trug, zuviel Falschheit um ihn war. sein rechtlicher Sinn sträubte sich immer dagegen. Tausend­mal hat er sich gesagt: Kann das sein? Dann wurde er durch die Menschen um ihn zum Despoten erzogen. Ich glaube, : oheit, es hat sich keiner bemüht, ihn zu verstehen, es Hai s keiner versucht Sie vielleicht auch nicht. König­liche Hoheit."

Sie können da recht haben. Herr Rittmeister. Wir hatten nicht den Mut. ihm Rückgrat zu zeigen und ihn trotzdem zu lieben."

Es ist so, Hoheit."

Sagen Sie mir. Herr Rittmeister. Man sagt. Sie seien der Sohn des Kurfürsten von Sachsen, und der Kurfürst habe Ihnen die Krone Polens angetragen."

Es wird wohl jo sein," antwortete Augsburger kurz.

Warum haben Sie Polens Krone ausgeschlagen?"

Weil ich dem, der rechter Erbe ist. nicht das geringste nehmen will, und dann will ich glücklich sein mit Marlene."

Kann ein Fürst nicht glücklich sein, Rittmeister?"

Ich glaub es nicht, Hoheit. Wär' ich auf Polens Thron gekommen, ich wäre kreuzunglücklich geworden."

Das müssen Sie mir näher erklären. Baron!"

Der Augsburger schwieg einige Augenblicke und strich seinem schlafenden Weibe über die rosige Wange.

Warum! Weil ich des Volkes Not gesehen habe und weiß, daß ich nicht helfen kann. Was kan» ein einzelner. Biele, viele Freunde müßt ich haben, um das durchzuführen, was ich wollte. Wtll's heute nicht sagen, wie ich helfen wollt. Gewiß nur ist: Ich könnt'« nicht, müßt vielmehr der anderen Seite zu Lobe sein. Und das vermag ich nicht. Königliche Hoheit wissen es selbst, daß ein Fürst ein Spiel-

* *

*

Der König von Preußen hatte sich wieder aufgerappelt. Obwohl ihn große Schmerzen quälten, war er wieder in seinem Privatkabinett und sah die Akten stöhnend und ächzend durch.

Schwarzkoff!"

Der Kammerdiener erschien und verbeugte sich devot.

Hör' Er. wenn der Augsburger kommt mit seiner jungen Frau, sofort vorlassen, nicht melden."

Jawohl, Majestät!"

Was meint Er, Schwarzkoff, ob der Augsburger mit seiner jungen Frau gleich kommen wird, ehe er seine Hoch­zeitsreise antritt?"

Sicher wird er kommen, Majestät."

Esel! Er wird nicht kommen. Müßt doch nicht der Augsburger sein, der einen Eisenschädel hat. Bielleicht hat er sich grad vorgenommen nach dem Sächsischen zu dem Kurfürsten zu fahren. Da kann der König von Preußen warten. Deubel noch mal! He, was sagt Er nun?"

Majestät halten zu Gnaden, ich glaub', der Augsburger liebt Ew. Majestät so, daß er nicht säumen wird," sagte Schwarzkoff schüchtern.

Ueber des Königs Gesicht glitt eitel Freude. Er nickte mit geschlossenen Augen und murmelte glücklich.Das hat Er gut gesagt, Schwarzkoff. Er hat auch recht, der Augsburger liebt seinen König. Ja, Schwarzkoff, der liebt seinen König, ist keine Kanaille. Ja, der Augsburgerl"

Plötzlich klopft' es draußen. Beide fuhren auf. Schwarz­koff wollte Hinausstürzen, aber der König hielt ihn zurück.

Bleib' Er. der König geht selbst. Ist der Augsburger, ich fühl's."

Und er schleppte sich ins Vorzimmer.

Richtig, der Augsburger stand drin und wartet. Mit seiner jungen, reizenden Frau.

Der Augsburger. Stolz und froh wie einst, und schöner noch, so schien es dem König, war er geworden.

Augsburger, lieber Augsburger. Sie sind gekommen?"

Ja, Majestät. Wär auch von allein gekommen, gleich den

nächsten Tag, wenn Sie mir die Kronprinzliche Hoheit nichi auf den Hals geschickt hätten.

Den Fritz?" staunte der König.

Ja, Ihren Sohn, den Kronprinzen, Majestät."

Der Fritz ist zu Ihnen selbst gefahren und hat Sie zu mir geholt. Wissen Sie, Augsburger, daß es mir nun doppelte Freude ist. Hab' Fritz nicht beauftragt. Ist selber gefahren."

Sein Antlitz, das große Freude spiegelte, wandte sich Marlene zu.

Das ist also die Herzliebste. Seien Sie mir herzlich will­kommen, Frau Baronin. Augsburger. Sie haben sich die Schönste herausgesucht. Das sieht sogar der König von Preußen mit seinen alten Augen noch."

Dann wandte er sich um. Seine Augen suchten Schwarz­koff.Schwarzkoff, hör Er gut zu. Ich geb' Ihm viel Auf­träge. Er heizt mir das große Staatszimmer gut und schmückt's mir schön. Kann kosten, was es will. Und sag' Er dem Koch, daß er für drei nein für viel anrichken soll, aber das Veste bitt' ich mir aus. Sag' Er ihm. soll keim Angst haben, wenn er ein paar Taler mehr verbraucht. Dann bestell' Er bei den Grenadieren die Musikusse für die siebente Stunde. Wollen einen schönen Tag heute haben."

Er strahlte über das ganze Gesicht.

Es war ein schöner Abend, der nicht nur das Band zwi­schen dem König und dem Augsburger fester machte, sondern er brachte auch den Kronprinzen seinem Vater näher.

Als sie am nächsten Tage schieden, weinte der König in seinem Privatkabinett. Er fühlte, daß er den scheidenden Augsburger lieber hatte, als seinen Sohn, daß er der einzige war und blieb, der ihn verstand.

Friedrich Augsburger fuhr mit seiner jungen Frau in den Frühling hinein nach dem goldenen Süden.

Was war aber des Königs Brautgeschenk: Eintausend Taler in Gold und die Herrschaft Loosenburg im Pommerschen.

Ein glänzendes Brautgeschenk für den sparsamen König- Ende.

Dieser Roman ist auch in Buchform erhältlich!

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