thronend, wer dies alles schaute, der erlebte etwas ganz Großes. Wer diese 30 Bilder in kindlicher Einfalt betrachten durfte, der sah die deutsche Weihnacht in deutscher Kunst, wie sie nur die keusche germanische Seele in ihrer tiefsten Tiefe uns offen­baren konnte. Umrahmt und verinnerlicht wurden die schlich­ten Bilder von alten Weisen uns vertrauter Weihnachtslieder, vorgetragen von den jungdeutschen Schwestern aus Pforzheim, die sich ganz in den Dienst der großen Liebe gestellt haben. So möge denn die Weihnachtsfeier des Ordens ihr Licht noch tiefer in die Herzen ihrer Gaste und der Schwestern und Brü­der vom Orden senken, so daß diese, ein jeder für sich, Licht­träger werden, und Glanz und Wärme weiter tragen, in Hütten und Villen, daß unserem Volke der Heiland geboren werde.

Neuenbürg, 27. Dez. Der Bund für Heimatschutz, der auch hier eine Ortsgruppe hat, bewilligte dem Gottlieb Raisch in Waldrennach zur Renovierung seines Giebelhauses einen an­gemessenen Beitrag. Das Fachwerk des Giebels ist nämlich mit altertümlichen Zierbalken versehen, die vorher unter der Gypsschicht verborgen waren. Jetzt kommt diese Arbeit frühe­rer Zeit wieder zur Geltung.

(Wetterbericht.) Infolge der Depressionstätigkeit im Nordwesten ist für Sonntag und Montag immer noch vielfach bedecktes und auch zu zeitweiligen Niederschlägen ge­neigtes Wetter zu erwarten.

Birkenfeld, 26. Dez. Vergangenen Sonntag hatte der Turnverein zu seiner Weihnachtsfeier eingeladen. Welcher Beliebtheit sich die Veranstaltungen des Turnvereins erfreuen, zeigte der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal. Nummer um Nummer rollte über die Bretter und man ge­wann die Gewißheit, daß in den Turnstunden Tüchtiges geleistet wird. Den Reigen eröffnete eine kleine Turnerin mit dem PrologTurner-Weihnacht", welcher schön vorgetragen wurde. Die Schüler zeigten schneidige Fahnenübungen, die Schülerin­nen rhythmische Uebnngen mit Gesang. Schöneres kann nran sich kaum vorstellen, als Kinder in ihrem Element wirken zu sehen. Die Zöglinge ernteten mit ihren Stabübungen, die Turner mit ihren Freiübungen verdienten Beifall. Das Thea­terstückEin Weihnachtsstück" wurde schön wiedergegeben; jeder Spieler gab sein Bestes, der Verein hat damit einen guten Griff getan. Die Pause wurde durch die Gabenverlosung ausgefüllt. Den zweiten Teil eröffneten die Turnerinnen mit Pyramiden, sie fanden ungeteilten Beifall. Turner zeigten ihr Können am Barren. Eine Glanznummer war das Pferdchen­spiel von 3 Schülerinnen und der Huldigungsreigen der Damen. Die 3 Kleinen mußten ihre Sache wiederholen. Ein SchwankDie Erbschaft" undDie vier lustigen Kammerkätz­chen" bildeten den Abschluß der schön verlaufenen Weihnachts­feier. Die Streichabteilung der Feuerwehrkapelle hatte den musikalischen Teil übernommen und verstand es vorzüglich, sich dem Charakter des Gebotenen anzupassen. Möge das Ge­zeigte dazu beitragen, werbend für die Turnsache zu wirken, wünschen wir dem Verein im neuen Jahr kräftiges Blühen und Gedeihen. Zo.

Charlottenhöhe, 25. Dez. Wie uns aus Zuschauerkreisen berichtet wird, war das in diesem Jahr gebotene Weihnachts- prvgramm besonders reichhaltig und sorgsam ausgeführt wie auch bis ins letzte anerkennenswert vorbereitet. Durch nrusi- kalifche und deklamatorische Darbietungen umrahmt, schloß sich an die mit liebevollem Fleiß von der Leitung den Patienten gebotene Bescherung als besonders erwähenswerte Darbietung die Aufführung eines Krippenspiels nach altdeutschen Motiven. Die warm vorgetragenen einleitenden Worte des Leiters der Anstalt, Chefarzt Dr. Dorn, wie auch die Ansprache von Pfarrer Dr. Müller, Calmbach, erhöhten die persönliche Note der Feierstunde. Von dem Krippenspiel läßt sich berichten, daß die sorgsame, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln be­merkenswert gut ausgeführte Inszenierung, wie auch die ge­lungene Darstellung auffielen. Die Hauptrollen des Josef und der Maria wirkten in ihrer ruhigen Sicherheit überzeu­gend und stimmungsvoll. Die Bühne erzielte mit strenger Einfachheit und moderner Stilisierung überraschende Wirkung. In der Reihe der bisherigen Aufführungen erscheint diese als ein weiterer Fortschritt.

Württemverg

Stammheim, OA. Calw, 27. Dez. (Tödliche Folgen eines Unfalls.) Witwe Kober, die ihren Sohn im Ealwer Kranken­haus besuchen wollte, brachte den Fuß in das Hinterrad des Motorrads, auf dem sie mitfuhr. Das anscheinend unbedeu­tende Vorkommnis hat schlimme Folgen gehabt. Im Anfang schien die Heilung zwar glatt von statten zu gehen, aber plötz­lich trat Starrkrampf hinzu, dem die Frau nunmehr erlegen ist.

Stuttgart, 27. Dez. (Verbot der Einfuhr von Knochen­mehl und Knochen aus dem Ausland.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Durch eine im Regierungsblatt Seite 293 und im Staatsanzeiger Nr. 177 erschienene Verordnung des Innenministeriums vom 25. Juli 1929 ist die Einfuhr von Knochenmehl und Knochen aus dem Ausland verboten worden. Befreiung von diesem Einfuhrverbot kann für Leimfabriken, Fettextraktionsfabriken sowie für Gelatinefabriken und solche Betriebe, in denen eine Verarbeitung von Knochen und Bein­schwarz stattfindet, unter bestimmten Voraussetzungen auf An­trag erteilt werden. Die Einfuhr von Knochen, die auf Grund laufender Verträge noch nach dem 1. Januar 1930 geliefert werden sollen, bedarf ebenfalls der Genehmigung. Die An­träge sind rechtzeitig an das Innenministerium zu richten.

Ebingen, 27. Dez. (Bei Raufhändeln tödlich verletzt.) Am 36. Dezember abends wurde Karl Strölin, 15 Jahre alt, wohn­haft in der Lautlingerstraße hier, infolge Raufhändel, die in der Nähe der Petersburg in der Lautlingerstraße stattfanden, so schwer verletzt, daß er sofort in das Krankenhaus über­geführt werden mußte. Strölin ist seinen Verletzungen abends 8 Uhr bereits erlegen. Die Ermittlungen wurden sofort ein­geleitet und der Täter befindet sich bereits in Haft.

Ulm, 27. Dez. (Zum Erbacher Prozeß:) Im Erbackier Prozeß haben der Angeklagte Dehner und die Staatsanwalt­schaft bezüglich dieses Angeklagten auf Rechtsmittel verzichtet. Das Urteil des Schöffengerichts ist also insoweit rechtskräftig geworden.

Ehingen, 27. Dez. (Die zivilrechtliche Seite des Falles Erbach.) In der letzten Amtsversammlung wurde auch der Fall Erbach behandelt. Die Gemeinde Erbach schuldet der Oberamtssparkasse insgesamt 53000 Mark: davon sind rund 33 000 Mark Aufwertungsbeträge und 20 000 Mark Darlehen. Nach dem Sanierungsplan der Regierung ist eine Abfindung der Gläubiger mit ca. 38 bis 39 Prozent zu erwarten. Die Oberamtssparkasse würde demnach rund 23000 Mark von der Gemeinde Erbach und zwar in bar erhalten. Im Falle eines Konkurses jedoch ist mit einer Abfindung von höchstens 12 Prozent zu rechnen. Die Amtskörperschaft soll für den Be­trag von 150 000 Mark, der an die Gemeinde Erbach zu 5 Pro­zent ausgeliehen werden soll, die Zinsspanne zwischen Liesen 5 Prozent und dem jeweils geltenden Reichsbankdiskont über­nehmen und gleichzeitig für das gesamte an die Gemeinde Erbach zu gebende Darlehen von 450 Ovy Mark selbstschuldne­rische Bürgschaft leisten. Der Staat wäre andererseits aber

auch damit zufrieden, wenn die Amtskörperschaft ein Darlehen von 100 OM Mark, das sich innerhalb 3 Jahren durch Rückzah­lungen der Gemeinde Erbach auf ca. 50 000 Mark verringern würde und fernerhin die Bürgschaft für IM OM Mark und die Zinsspanne für 50MO Mk. übernimmt. Mese beiden in Frage stehenden Beteiligungsmöglichkeiten wurden eingehend bespro­chen mit dem Endergebnis, dem die Amtskörperschaft zustimmt, daß die Tragung einer Zinsspanne von 150000 Mark wirt­schaftlich günstiger ist. Die genauen Berechnungen haben er­geben, daß die Gemeinde Erbach in der Lage ist, ohne allzu große Gefährdung die Verpflichtungen aus dem Sanierungs­plan zu erfüllen. Nach eingehender Aussprache wurde der Standpunkt der Amtsversammlung dahin festgestellt, daß diese grundsätzlich eine Beteiligung an der Sanierung der Gemeinde Erbach nicht ablehnt, daß aber durch Verhandlungen erreicht werden soll, für die Amtskörperschaft möglichst milde Bedin­gungen zu erreichen.

Friedrichshafen, 27. Dez. (Der neue Zeppelin.) Mit dem Bau des neuen Luftschiffs L.Z. 128 soll alsbald nach Neujahr, sobald in der neuen Riesenhalle der Boden gelegt sein wird, begonnen werden. Das neue Luftschiff wird genau wie sein Vorgänger L.Z. 127 mit Wasserstoffgas gefüllt sein und nur in seinem unteren Drittel Zellen für Brenngas enthalten. Ein llebergang zum Rohölmotor kommt nicht in Frage; L.Z. 128 wird mit acht umsteuerbaren Zwölfzylinder-Maybach-Motoren von zusammen 4240 P S. ausgestattet. GegenüberGraf Zeppelin" erhöht sich die Reisegeschwindigkeit des L.Z. 128 da­durch von 117 auf IM, die Höchstgeschwindigkeit von 128 auf 135 bis 138 Km.-Std. Der Aktionsradius bleibt unverändert, da er sich auf der Weltreise desGraf Zeppelin" als ausrei­chend erwiesen hat. Die Nutzlast ist etwas größer als bei L.Z. 127. Mit 1-15 000 Kbm. Rauminhalt bei 228 Meter Länge und 38 Meter größtem Durchmesser übertrifft L.Z. 128 die beiden englischen Starrluftschiffe R. 100 und R. 101, bleibt aber in der Form etwas gestreckter und schlanker als sie. Dagegen nähert er sich ihnen in der Anordnung der Fahrgasträume an die in das untere Schiffsinnere und der Mitte zu gelegt werden, während die Kommandobrücke wie beimGraf Zeppe­lin" vorn unterm Bug bleibt. Die Innenausstattung steht auch eine feuersicher abgedichtete Rauchkabine vor. Ein Ersatz der äußeren Baumwollhülle durch Leinwand ist nicht beab­sichtigt. L.Z. 128 soll in eine große Verkehrsgesellschaft ein­gebracht werden, die zu dem Zweck gegründet wird und das Luftschiff bestellen soll. Ausgangspunkt der Fernfahrten bleibt vorläufig Friedrichshafen. Mit der Fertigstellung des L.Z. 126 ist frühestens für Sommer 1931 zu rechnen.

Neueste Nachrichten.

Freiburg. 27. Dez. Der Staatspräsident hat dem Papst zum Goldenen Priesterjubtläum die Glückwünsche der badischen Etaatsre- glerunq ausgesprochen.

München, 27. Dez. Wie dieMünchener Zeitung" meldet, bat heute das Bankhaus Heinrich Echert seine Zahlungen eingestellt. Um eine gleichmäßige Befriedigung aller Gläubiger zu gewährleisten, wurde Antrag aus gerichtlichen Vergleich gestellt. Das Bankgeschäs! hat auch in der Provinz eine Reihe von Zweigniederlassungen.

Fürth, 27. Dez. Gegen das vom Erweiterten Schöffengericht gefällte Urteil im Siegelsdorfer Eisenbahnprozeß hat der Staatsan­walt Berufung eingelegt. Ebenso hat der Angeklagte Obcrbahnmeister Stuhlsath durch leinen Verteidiger Berufung einlegen lassen.

Würzburg, 27. Dez. Im benachbarten Margetshöchheim tum- mellen sich heute nachmittag vier Knaben im Alter von neun du zehn Jahren auf dem dünnen Eise eines alten Arms des Main. Die Kinder brachen ein. Auf ihre Hilferufe eilte der in der Nähe be­schäftigte 30 Jahre alte Vitus Wittstadt herbei, um die Kinder zu retten. Dabei fand er selbst den Tod im Wasser und auch die vier Knaben ertranken.

Kassel, 27. Dez. Bei der gemeldeten Kundgebung des Reichs­banners sprach im Anschluß an Innenminister Grzesinski Bundes- fllhrer Otto Höffing über das wahre Gesicht der Feinde der Republik. Der Redner wies darauf hin, daß das Reichsbanner nicht nur die physische Kraft der Republik sein wolle, sondern auch ihr Gewissen und daß die Führung und überparteiliche Organisation für die weitere Tätigkeit des Reichsbanners unantastbar sein werden. Es werde dem notwendigen Kamps mit den Gegnern der Republik nicht aus- weichen.

Berlin, 27. Dezbr. Die preußische Regierung beabsichtigt, wie Tempo" wissen will, dcm Unfug der Untersuchungsausschüsse zu steuern. Sie geht dabei von der Erwägung aus, daß bei diesen Ausschüssen im allgemeinen herzlich wenig herauskomme. Auf jeden Fall steht der Aufwand, den sie erfordern, in keinem Verhältnis zu deren Ergebnissen. Eine einzige Vollsitzung, beispielsweise des Skla- rek-Ausschusses koste annähernd 2000 Mark. Die Untersuchungs­ausschüsse sollen in Zukunft ganz verschwinden oder eine andere Form erhalten. Schon bet der kommenden Etatsberatung will die Regierung dem Landtag bestimmte Vorschläge unterbreiten.

Berlin, 27. Dez. Der Zapfer Fritz Hensel, der von zwei jungen Burschen am Nollendorf angeschossen worden ist, Ist heute vormittag einen schweren Verletzungen erlegen. Er wollte als Angestellter eines Lokals gegen Ruhestörer Vorgehen, als ein paar Rowdys den großen Christbaum, der vor dem Lokal aus der Straße errichtet war. zu plündern versuchten. Daber erhielt er den tödlichen Schuß.

Berlin, 27. Dez. Die Iustizpressestelle teiit mit: In der Vor­untersuchungssache wegen der Bombenanschläge ist am 24. Dez. d. I. der Expedient Otto Rteper aus Hamburg festgenommen worden, weil er verdächtig ist, gemeinsam mit Hermann Schmidt den Anschlag ans das Finanzamt in Oldenburg in der Nacht vom 2. zum 3. Juli d. I. ausgesührt zu haben. Riepec ist dem Untersuchungsrichter vorge- iihrt, der die Voruntersuchung aus ihn ausgedehnt und Haftbefehl gegen ihn erlassen hat.

Berlin, 27. Dez. Die deutsch-englische Vereinigung Berlin hat von dem bekannten englischen Heerführer General Sir Hamilton fol­gendes Telegramm erhalten:Weihnachtsbotschast an Deutschland. Die schwerkriegsbeschädigten britischen Soldaten des Gifsord-Hauses in Roehampton senden allen in deutschen Krankenhäusern befindlichen Schwerkriegs verletzten herzliche Weihnachtsgrüße. I. Hamilton, Ge­neral".

Berlin, 27. Nov. Der Reichspräsident hat dem Präsidenten. Irigoyen ein Telegramm gesandt, in dem er ihn zu feiner ErretttnH von dem Attentat beglückwünscht.

Berlin, 27. Dez. Das Reichskabinett beschäftigte sich in Ab­wesenheit Dr. Schachts mit der Vorbereitung der Haager Käufers. Die Beratung wird heute fortgesetzt.

Hamburg, 27. Dezbr. Bei Harburg-Wilhelmsburg brachen am Freitag morgen auf der Eisdecke des Prinz August-Kanal drei Knaben ein. Nur einer konnte von hinzueilenden Passanten gerettet werden, die beiden anderen ertranken. In Puttgard auf der Insel Fehmarn sind zwei Mädchen im Alter von acht und zehn Jahren, die Töchter zweier Arbeiter-Familien, beim Schlittenfahren auf dem Eis des Dorfteiches eingebrochrn und ertrunken.

Hirschberg, 27. Dez. In über 600 Meter Höhe ist in d> r ver- zangenen Nacht im Ricsengebirge wieder Schneefall eingetreten. Es chneit weiter. Bisher sind etwa fünf Zentimeter Neuschnee gefallen.

Breslau, 27. Dez. Bei einer Weihnachtsfeier am ersten Feier- tag nachmittags erkrankten in einem Lokal im Vorort Klein-Gandau 26 Personen zum Teil sehr schwer an Kohlenoxydgasvergiftung. Die Gase waren vermutlich eisernen FUllöfen entströmt. Die Feuerwehr brachte die Erkrankten, unter denen sich auch Kinder befinden, ins Hospital. Im Laufe des zweiten Feiertags konnten 14 als geheilt entlassen werden, während 12 Personen, darunter mehrere Kinder, im Hospital verbleiben mußten. Lebensgefahr besteht für keine Per- on.

Pest, 27. Dezbr. In Szolnok begann heute dir Verhandlung

gegen die zweite Gruppe der GIftmischerinnen. Die 37 Jahre alte Frau Takacs, die beschuldigt war, ihren Schwiegervater vergiftet z« haben, um ihn beerben zu können, wurde aus Mangel an Beweisen sreigesprochen.

Sofia, 27. Dez. Entgegen den ersten Meldungen ergibt sich aus den fitzt vorliegenden Berichten, daß die Passagiere und die Besatzung des bulgarischen DampfersWarna", der im Marmara-Meer nach einem Zusammenstoß mit einem griechischen Dampfer gesunken ist. ge­rettet worden sind.

Athen, 27. Dez. In Ikanthi stieß ein Lastkraftwagen mit einem Personenkraftwagen zusaminen. Das Unglück forderte elf Todes­opfer. Sieben Personen wurden verwundet.

Paris, 27. Dez. Nach einer Meldung aus Rio de Janeiro entspann sich am Donnerstag in der brasilianischen Kammer ein leb- hafier politischer Wortwechsel zwischen zwei Abgeordneten. Der Ab­geordnete Lopes griff im Lause des Wortwechsels zu seinem Revolver und tötete seinen Gegner durch einen Schuß in den Kopf.

London. 27. Dez. Der Dollzugsrat des Allindischen National­rates hat eine Entschließung vorbereitet, in der die vollständige Un­abhängigkeit Indiens gefordert wird.

London, 27. Dez. Wie Reuter zu dem indischen Nationalkongreß ! in Lahore berichtigend mittetlt, nahm vorläufig erst der Ausschuß des Kongresses ohne Abänderungen die von Gandhi eingebrachte Entschlie­ßung an, in welcher der Vorschlag gemacht wird, eine Einladung zur Teilnahme an einer allgemeinen englisch-indischen Konferenz in Lon­don abzulehnen und die völlige Unabhängigkeit Indiens als Ziel des Kongresses bezeichnet wird.

Newyork, 27. Dez. Der Kamps zwischen den Anhängern und den Gegnern der Prohibition ist durch einen unerwarteten Ausfall Borahs gegen die Schlappheit der Behörden erneut ausgeflammt. Hoo- ver hatte eine lange Besprechung mit Borah. Er beabsichtigt, das Prohibitionsgesetz tm nächsten Jahr wesentlich zu verschärfen. Mit eiserner Faust will er, so erklärte der Präsident, die Mängel beseitigen, die dcm Gesetz anhasten. Geplant ist die Vereinheitlichung der Grenz­wachen, die Beschränkung der Zahl der Anlegehäfen für Schiffe aus Kanada und der weitere Ausbau der Prohibttionspolizei. Die Re­gierung wird zu diesem Zweck neue Kredite fordern.

Newyork, 27. Dez. Das amerikanische Schatzamt beglückte die Steuerzahler mit der Rückvergütung von 190 Millionen Dollar zu viel gezahlter Steuern.

Chikago, 27. Dez. Die Prohibitionsvehörde hat eine Untersuchung eingelettet, über eine Verschiebung für industrielle Zwecke bestimmten Alkohols im Werte von 50 Millionen Dollar, der dem Sptrituosen- Schleichhandel zugesührt wurde. Mehr als I OM Geschäftsleute, Pro- hibitionsbeamte, führende politische Persönlichkeiten und Schleichhänd­ler stehen unter dem Verdacht, tn die Angelegenheit vcrwick.lt zu sein.

Nanking, 27. Dez. Der politische Zentralrat beschloß in einer außerordentlichen Sitzung, am 1. Januar einen Erlaß zu veröffent­lichen, durch den die Exterritorialität aufgehoben wird und die in China ansässigen Ausländer den chinesischen Gerichten unterstellt wer­den. Ein mit diesem Erlaß verkündetes Gesetz regelt die Rechtsoer­sohren zwischen Chinesen und Ausländern.

Zur Bluttat in Marxzell.

Das Opfer der schweren Bluttat in Marxzell am vergan­genen Sonntag wurde am zweiten Weihnachtsfeiertag in Lei- nach, der Heimat der Familie Braun, bestattet. Der verhaftete 24jährige Schneider in Marxzell befindet sich weiterhin in Hast, wahrend der unter dem Verdacht der Mitwisserschaft fest- genommenc Vater und der jüngere Bruder wieder auf freien Fuß gesetzt worden sind. Die Kugel selbst soll nach einer andern Version nicht tödlich gewesen sein, dagegen sollen zwei tiefe Stiche in die Lunge und die Verletzungen im Gesicht den Tod des Forellenzüchters Braun herbeigesührt haben. Die Gen­darmerie Ettlingen ist noch unablässig beschäftigt, Atomente zur weiteren Aufklärung des Verbrechens üeizuschaffen.

Marxzell, 27. Dez. Die Erregung, die sich unseres Ortes und der Bevölkerung des ganzen Albtales wegen der Ermor­dung Karl Brauns begreiflicherweise bemächtigt hatte, hat sich immer noch nicht gelegt. Der Witwe und den unmündigen Kindern des Ermordeten, über dem sich jetzt das Grab ge­schlossen hat, wendet sich die allgemeine Teilnahme zu, umso­mehr, als Braun wegen seines lauteren Charakters und seiner Berufstüchtigkeit größte Achtung genoß und mörderische Bubenhünde den Mann nicht nur aus bestem Schaffen rissen, andern auch kurz vor dem Fest der Liebe Familienglück roh zerstörten. Die hiesige Bevölkerung ist ehrlich bemüht, den Untersuchungsbehörden und den Ettlinger Polizeibeamten, die von Anfang an mit größter Energie die Fahndung nach den Tätern aufnahm, bei der Aufklärung des Falles behilflich zu lein. Einen Fingerzeig auf die zu verfolgende Spur erhofft man von der Auffindung des Hutes des Ermordeten. Es ist nicht anzunehmen, daß der Hut von der Alb mitgerissen wurde, da Hindernisse und Rechen an beiden Ufern des Flusses ihn aufgefangen haben müßten. In der Mordaffäre wurden zwei weitere Verhaftungen vorgenommen, die jedoch nicht aufrecht­erhalten werden konnten, die beiden Verhafteten wurden wie­der auf freien Fuß gesetzt. Der Hut des Ermordeten wurde immer noch nicht aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft hat lür dessen Beibringung eine Belohnung ausgesetzt. Wie weiter verlautet, wurde der bisher des Mordes verdächtige Metzger Otto Schneider nun ebenfalls auf freien Fuß gesetzt, da er sein Alibi Nachweisen konnte. Dagegen befindet sich sein Bruder Eugen Schneider nach wie vor in Haft. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe und der Polizeikommissär von Ettlingen weilten auch den ganzen Freitag über in Marxzell. Von der Mord- stätte wurden erneut Skizzen und Pläne angefertigt, lieber das Ergebnis der behördlichen Nachforschungen wird aus be­greiflichen Gründen im Augenblick noch strengstes Stillschwei­gen gewahrt.

Kampf mit dem Dieb im Nacht-V-Zug Frankfurt-Berlin.

Berlin, 27. Dez. Einen aufregenden Kampf mit einem Eisenbahndieb hatte der Berliner Patentanwalt Emil Vorwerk im Nacht-V-Zug Frankfurt a. M.Berlin zu bestehen. Der Anwalt hatte ein Abteil zweiter Klasse für sich allein und 'chlief die ganze Nacht. Gegen Morgen erwachte er durch ein leises Geräusch und sah im Halbdunkel einen Mann, der die Tür geöffnet hatte, und seine Hand nach dem im Gepäcknetz aufgehängten Rock des Anwalts streckte, in dem eine Brief­tasche mit 600 Mark steckte. Vorwerk stürzte sich sofort auf den Dieb, und es kam zu einem Kampf, bei dem bald er, bald der Dieb, der gleichfalls sehr kräftig war, auf dem Boden lagen. Schließlich blieb aber der Anwalt, der ein durchtrainierter Sportsmann ist, doch der Ueberlegene und drückte den Dieb auf die Polsterbank nieder, bis dieser den Kampf aufgab und bat, ihn freizulassen. Der Angeklagte aber stellte ssch 3 Schritte von seinem Gegner und drohte zu schießen, falls dieser sicki rühre. Er hatte aber gar keine Waffe bei sich. Endlich gelang es ihm, einen Mitreisenden aus einem anderen Abteil zu rufen, der dann das Zugpersonal verständigte. In Berlin wurde der Dieb auf dem Bahnhof verhaftet. Es ist ein 21jähriger Bier- Händler aus Kassel namens Max Hamann. Er gab an, daß er in schwere Schulden geraten sei und sich mit dem letzten Geld eine Fahrbarte zweiter Klasse genommen habe, um einen Taschendiebstahl auszuführen.

Moröaufklärung nach 7 Jahren.

Der Berliner Kriminalpolizei ist es gelungen, ein grauen­haftes Verbrechen, das vor 7 Jahren, am 5. März 1922, ver­übt wurde, aufzuklären und einen der Täter zu verhaften.

Der Festgenommene ist der 33 Jahre alte Schnitter Franz