zeigen mochte. Diese Volkstümlichkeit ist durchaus echt, begründet aus die persönlichen Eigenschaften von Oberbürgermeister Jaekle, und man möchte wünschen, daß dem Schwäbischen Sängerbund diese Leitung noch lange erhalten bleiben möge.
Stuttgart, 18. Nov. (Von 10 Kommunisten niedergeschlagen.) ES war kein besonderes Heldenstück, als in der Nach-t vom 22. zum 26. 10. nach einer Versammlung der Nationalsozialisten in Stuttgart 10 Kommunisten einen aus dem Heimweg befindlichen Nationalsozialisten überfielen, und derart auf ihn einschlugen, daß er schwer verletzt inS Krankenhaus gebracht werden mutzte. Bisher konnten 3 der beteiligten Kommunisten ermittelt werden, nämlich Albert Beck von Stuttgart, der 23jährige Hermann Beckenbach und der 22jährige Max Schmidt von Stuttgart, die sich jetzt vor dem Schöffengericht wegen Körperverletzung zu verantworten hatten. Der Angeklagte Beck erhielt eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten, während der Angeklagte Beckenbach zu 1 Monat 15 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Der Angeklagte Schmidt wurde freigesprochen, La bei ihm die Beweise nicht ausreichen, um chn zur Strafe zu ziehen.
Sondelfingen, OA. Urach, 18. Nov. (Ein trauriger Fall.) Zu dem Freitod einer Sechzehnjährigen werden noch folgende Einzelheiten über Len Zusammenhang bei dem tragischen Vorfall gemeldet: ES handelt sich um die 16jährige Tochter eines MaurerS, die sich im Elternhaus das Leben nahm. Das Mädchen ehrbarer Eltern befand sich in anderen Umständen, und Lieserhalb gab es nach der Konsultation beirr: Arzt eine Auseinandersetzung mit der Mutter, bei der letztere einen seelischen Zusammenbruch erlitt. Als das Mädchen daS sah, ging eS in die Schlafstube. Plötzlich hörte man einen Schrei, und als man dem Schrei nachging, — es befand sich'noch eine andere Frau in der Stube — fand man das Mädchen in seinem Blute liegen: es hatte sich mit einem Rasiermesser den Hals durchschnitten, was den sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Vater des zu erwartenden Kindes ist bis zur Stunde nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft hat den Fall sofort in Behandlung genommen.
Reutlingen, 18. Nov. (Selbstmord auf den Schienen.) Sonntag früh wurde auf dem Bahngleis zwischen Reutlingen und Sondelfingen ein Mann tot aufgefunden. Es handelt sich um den 23 Jahre alten ledigen Chauffeur Johann Lampurter aus Wittlingen, der hier im Bruderhaus in Stellung war. Der Kopf war ihm vollständig vom Leibe getrennt. Es liegt Selbstmord vor. Was den jungen Mann in den 2 od trieb, ist noch nicht mit Sicherheit bekannt.
Friedrichshafen, 18. Nov. (Beschädigtes Schiss.) Das bei Unteruhldingen auf Grund gerate Schraubenmotorschiff „Mainau" mußte außer Dienst gestellt werden. Die Fahrten von Konstanz nach Ueberlingen und zurück werden nun wieder mit einem Dampfboot ausgeführt.
Vom Bodensee, 18. Nov. Daß die Vereinsmeierei bei uns in sehr hoher Blüte steht, ist bekannt. Weniger bekannt dagegen dürfte ein Verein sein, der gerade jetzt angesichts der Gemeindewahlen Interesse beanspruchen kann. Es handelt sich um einen Verein der „abgebauten Stadträte", der dieser Tage in Konstanz die- Feier seines zehnjährigen Bestehens begehen konnte. — In der Nacht ist in dem Oekononriegebäude der Villa Leuchtenberg in Lindau-Reutin Feuer ausgebrochen, dem das ganze Gebäude samt Inventar und den großen Heu- Vorräten zum Opfer fiel.
Gmünd, 17. Nov. (Brandstifter und Sittlichkeitsverbrecher.) Wegen vorsätzlicher Brandstiftung im Naturfreundehaus auf dem Himmelreich, wegen erscljwertcr Privaturkundenfälschung in Tateinheit mit Betrug und wegen mehrerer schwerer Einbruchsdiebstähle wurde vor dem erweiterten Schöffengericht Gmünd der 23jährige Hugo Droh aus B-argau abgeurteilt. Der Antrag der Staatsanwaltschaft ging auf 4 Jahre Zuchthaus und 5 Fähre Ehrverlust und Wafferwin- ziehung. Das Gericht erkannte auf eine Gesamtstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und Waffeneinziehung. Der 42 Jahre alte I. Sch. aus Steinenberg wurde wegen Sittlichkeitsverbrechens, begangen an einem Minderbegabten Kind zu einer Gefängisstrafe von 8 Monaten verurteilt.
Baden.
Pforzheim, 18. Nov. Zwischen Eutingen und Niefern ereignete sich letzte Nacht kurz nach 12 Uhr ein schwerer Unfall. Der in Stuttgart wohnende, aus Enzberg stammende Friedrich Neff brachte in seinem Sechssitzer-Kraftwagen nach einer Familienfestlichkeit 6 Personen von Enzberg nach Eutingen. Infolge Bruchs des linken Hinterreifens stürzte das Auto zwischen Euttngen und Niefern bei der Gießerei Hoffmann um und begrub alle Insassen unter sich. Dem Neff wurden vier Fingerspitzen der linken Hand abgequetscht, außerdem erlitt er
Prellungen. Später fand man in den Wagen eingeklemmt -noch ein Fingerstück, das vermutlich auch dem Neff gehört. Der 21jährige Schreiner Artur Döttinger von Enzberg und die 23jährige Berta Weidener von Eutingen mußten nach dem städt. Krankenhaus in Pforzheim gebracht werden. Die Art ihrer Verletzungen ist nicht bekannt.
Vermischtes«
Eine Spur des Düsseldorfer Mörders. Die Obduktion der Maria Hahn hat ergeben, daß der Tod infolge Verblutung durch Herzstiche eingetreten ist. Die Leiche zeigte deutliche Würgemale am Halse. Es wurden 3 Kopfstiche an der linken Schläfe, 7 Halsstiche und 10 Bruststiche festgestellt. Von den 10 Brustsrichen durchbohrten 2 das Herz und 2 die linke Lunge. Schuhwerk und Kleidung wurden von der Dienstherrschaft als Eigentum der Hahn erkannt. Der als vermißt gemeldete neunjährige Schüler Helmut Reinhardt wurde in Wülfrath von der Polizei aufgegriffen und seinen Eltern zugesührt. Der Junge hatte sich Herumgetrieben. Die Düsseldorfer kommunistische Zeitung „Freiheit" hat einen neuen Brief des viel gesuchten Düsseldorfer Mörders erhalten, in dem es u. a. heißt: „In Langenfeld bei Köln war der Anfang und, wenn meine Stunde dafür gut ist, dann auch das Ende meiner Not. Dort lebt ein Wesen, das im moralischen Leben und auch im Denken kaum einem Menschenkind zu vergleichen ist. Daß dies mir nicht gehören kann, hat mich zu all zu dem furchtbaren Tun getrieben. Die muß noch sterben und wenn es mein Leben kostet. Vergiften habe ich sie wollen, doch der gänzlich reine Körper hat das Gift überwunden." Im letzten Satz des Briefes werden die Namen Dr. Kehrmann und Dr. Müller als Gewährsmänner genannt. Diese zwei Genannten sind, wie festgestellt wurde, in der Nähe von Langenfeld in Ohligs ansässig. Dr. Kehrmann ist Arzt, Dr. Müller Pastor. Der genannten Düsseldorfer Zeitung ist es nun gelungen, festzustellen, daß sich die Angaben des Briefschreibers über das „Wesen" nur auf ein junges Mädchen beziehen kann, das zwischen Langenfeld und Hilden in dem kleinen Ort Richrath wohnt und eine gemeinsame Bekannte von Dr. Kehrmann und Dr. Müller ist. An ihr ist zwar nie ein Giftmordversuch verübt worden, doch wurde vor 2 oder 3 Jahren ihr Hund von fremder Hand vergiftet. Ob das Tier die giftige Speise zu sich genommen hat, die ursprünglich seiner Herrin zugedacht war, oder ob sich die Tatsachen in dem offenbar kranken Gehirn des Briefschreibers verwirrt haben, darüber kann man sich zurzeit nur in Vermutungen ergehen. Jedenfalls scheint der Brief auf eine wichtige Spur des gesuchten Mörders zu weisen. Am Samstag nachmittag glaubte man auch durch die Untersuchung des Papiers dem Mörder weiter auf die Fährte gekommen zu sein, jedoch hat sich dieses Beginnen als ein Fehlschlag erwiesen Die Aufregung ist nach wie vor außergewöhnlich groß.
Ein tapferer Junge. In einem Hause der Bellermannstraße in Berlin, an dem zurzeit Bauarbeiten vorgenommen werden, beobachteten gestern Passanten, wie sich plötzlich im zweiten Stockwerk ein Fenster öffnete, ein etwa zehnjähriger Junge sich auf das Baugerüst hinausschwang und an den Balken herabkletterte. Zweimal war der Junge nahe daran, abzustürzen, aber jedesmal hielt er sich noch im letzten Augenblick und gelangte schließlich unbeschädigt auf die Straße. Rasch lief er zur nächsten Feuerwehrstelle und alarmierte die Feuerwehr, die in wenigen Minuten zur Stelle war. Die Tür zur Wohnung im zweiten Stock wurde aufgeschlossen und die Feuerwehr konnte die vierjährige Schwester des Jungen retten, die dem Erstickungstode nahe war, nachdem der Gasschlauch vom Küchenherd abgerissen war. Die Eltern der Kinder hatten sich eine Stunde zuvor aus der Wohnung entfernt, um ihrer Wahlpflicht zu genügen. Nur das mutige Verhalten des zehnjährigen Willi Kluge hat chm und seinen Geschwistern das Leben gerettet.
Die Funkprüfung des vo X.
Rorschach, 17. Nov. Oo X startete heute zu einem weiteren Abnahmeflug, der dem Versuch der Nachrichten- und Funk- Programm-Uebermittlung von Bord des fliegenden Schiffes zur Erde und umgekehrt diente. Der Südfunk Stuttgart, der
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eine 'Sendestation in das Schiff eingebaut und an Land vor i der Werft in Altenrhein eine Bodenstation errichtet hattz führte während des 40 Minuten langen Fluges uni den Achensee ein wohlvorbereitetes Funkprogramm durch, welches sich trotz des starken Motorengeräusches und der verhältnisiM,» kurzen Flugdauer gut abwickeln ließ. Sowohl die Landstatio» als auch die Bordstation hatten mit geringer Ausnahme gute« Empfang, so daß der Versuch als absolut geglückt gelten kan«. Die Passagiere gingen um 1.15 Uhr an Bord des Flugschiff^ Zur gleichen Zeit übermittelte die Bodenstation des SüLfuntz in Altenrhein die Geschehnisse Len Rundfunkhörern. D? Stadtmusik Markdorf spielte einige Märsche und füllte so dir Pausen zwischen Einbootung und Start aus- Zur weitere, Unterhaltung der Hörer trug Schriftsteller Maier-Friedrichshofen durch eine Erzählung über das Flugwesen in Friedrichs- Hafen bei. .Ernst Baner-Friedrichshafen sprach über SeA sliegerei. Der Start des Oo X verzögerte sich etwas, da tu Motoren zu kalt waren. Ilm 2.04 Uhr stieg die Mascha welche voll belastet war, in die Luft. Bon Bord aus sprach Dr. Holzbauer-Mannheim, ferner Direktor Moritz Dornier über die weiteren Pläne seines Bruders. Dr. Berner, P Leiter der Werft in Altenrhein, führte dann einen Dialog M einem Piloten des Schiffes. Die Serrdestation ist ummttellq hinter der Maschinenzentrale eingebaut und besteht aus eine. Zweiröhren-Gerät mit 20 Watt Leistung. Der Sprechraum i. im Bug untergebracht und ist nur provisorisch mit Stoff abgedichtet; die Antenne ist von den beiden Flügelenden zm stabilen Seitenruderfläche gezogen und von dort aus auf d« Rumpf nach der Zentrale zurückgeleitet. Wenn dieser Versuch schon sehr günstige Ergebnisse gezeitigt hat, so ist sicher ai- zunehmen, daß die Reportage von Bord des Flugschiffes noch weit besser durchgeführt werden kann, sobald einmal das ganz! Passagierdeck mit SchwamMgummi schalldicht verkleidet ist unb durch stärkere Sender eine größere Reichweite erzielt Word«, kann. Es wird nicht mehr allzulange dauern, bis wir auch mit jedem Flugzeug, das sich in der Luft befindet, ungehindert sprechen können.
Handel» Verkehr? nnd Volkswirtschaft?
Stuttgart, 18. Nov. (Landesproduktenbörse.) Dem grost, Preisabschlag, der anfangs der Woche an den amerikanischen Ternm- börsen --ingetreten, ist letzter Tage eine kräftige Erholung gefolgt. Ä Kurse sind ungefähr gleich wie am letzten Montag. Daß bei dies!, Schwankungen die Käufer vorsichtig werden, ist selbstverständlich M beschränken sich die Umsätze auf Deckunq des nötigsten Bedarfs, k notierten je lOO Kg.: Auslandsweizen 26.50—31.25 (am II. Nov. AN bis 31 25), württ Wetzen 24.75—25.25 (24.50—25.25), Sommergkch 20-22 (unv), Hafer 16 50-17 (16 50-17.50), Wiesenheu 9-IN (>m°j Kieehen 10—12.50 (unv.), drahtqepreßtes Stroh 4.50—5 (unv.), M zenmebl 39.25—39 75 (unv), Brotmehl 31.25—31.75 (unv.), M 9 25—9.75 (unv.) Mark.
Neueste Nachrichten
Stuttgart, 18. Nov. Der Abstimmungsausschuß des 31. Sil» Kreises (Württemberg und Regierungsbezirk Stgmaringen) ist am IS. d°. Mts. zur Feststellung des endgültigen Eintragungsergebriisses p sammcngetreten. Die eingehende Prüfung der Eintragungslisten W nennenswerte Anstände nicht ergeben, sodaß das endgültige Ergebnis nur unwesentlich von dem vorläufigen Ergebnis abweicht. Ai G.saatzahl der im 31. Stimmkreis abgegebenen gültigen Uicki- schusten wurde festgestellt auf 110 553, davon entfallen aus Wiiriim- berg 110 273, aus den Regierungsbezirk Stgmaringen 280. Die kil- sprechenden Zahlen des vorläufigen Ergebnisses sind: 110 551, 11021! und 281.
Karlsruhe, 18. Nov. Die Eisen- und Metallgroßhandlung Rosni- seld und Co. hat sich genötigt gesehen, ihre Zahlungen einzustM
München, 18. Nov. Die Reichsbohndirektion München teilt nil In der vergangenen Nacht um 11'/z Uhr gerieten auf dem Bahchs Aubing drei Reisende, die aus dem Bahnsteig einen Zug erwartet!», als sie miteinander scherzten, ins Gleise des eben einführenden Pn- sonenzuges 610. Während es einem von ihnen gelang, noch recht- zeilig berauszukommen, wurden die beiden anderen überfahren. K pensionierte Pförtner Kastl aus München wurde sofort getötet. A Kaufma in Heigl aus München wurde schwer verletzt. Er starb Heck morgen >m Krankenhaus Pasing.
München, 18. Nov. Wie aus Pfarrkirchen gemeldet wird, Hit sich der Mtttetlhaber Ecker des dortigen Bankgeschäftes Sinzinger i Ecker, das zusammengebrochen ist, der Staatsanwaltschaft Passau gi- stellt. Es scheint nach Blüttermeldungen, daß verschiedene Unngel' Mäßigkeiten bet Wechseln und in einigen Depots vorgekomme» D> Eine Reihe von Psarrkirchener Geschäftsleuten und auswärttm Firmen sind durch die Ausstellung von Gefälligkeitswechseln in M° leidenschaft gezogen. Es handelt sick vereinzelt um Betrüge bis z» 100000 Mark. Die Höhe der Verpflichtungen konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Als Verlustträger bei Spareinlagen komm« etwa 1500 Kunden, meist kleine Leute, in Frage.
München, 18. Nov. Wegen Gehetmbündele! ist gegen zwanzig Münchener Kommunisten ein Strafverfahren eingeleitet worden. W Angeklagten haben trotz des Verbotes ves Roten Frontkämpferbundks
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Kinder der Berge.
71 Romau von Aut. Andrea Barel.
Aber Fred ging gelassen seinen Weg, und war der Konrad nicht an seiner Seite, hastete er, nach dem Inn zu kommen. Er dachte an seinen Dienst, an seine angenehmen freien Tage, an seinen Freund auf der Kranzeinöd, und manchmal träumte er hinaus ins Weite — nicht mit Sehnsucht und Unruhe, sondern mit dem Gefühl des Geborgenseins. Was er dann wohl mit Blik- ken leuchtender Bewunderung suchte und verfolgte, das waren nicht die hübschen, verliebten Mädchen, sondern die himmelragenden Berge und der dunkle, rauschende Hochwald.
20 .
Konrad packte den Rucksack: ein paar mächtige Butterbrote, Eier, sein Buch für Pflanzenkunde, sein Messer, ein Seil und einige andere Kleinigkeiten, die er auf einem längeren Marsch ins Kaisergebirge benötigen konnte.
„Möcht' mir amoal das Totenkirchl besehn."
»Jesses", rief die Mutter, „was für a dummen Witz. Nit denken sollst mir an die verrufene Stell'! I tät mich z' Tod ängstigen."
„Um mich?"
„Freili, um dich, meinen Aeltesten."
„Froh wirst sein, wann du mich amoal los bist."
„Meinst?" entgegnete die Frau wehmütig. „Dann weißt nimmer, wie's aner Mutter z' Mut ist. Was wär's für a gottverlassen Leben, wann i dich nit im Haus hätt'I Die Amely is lieber ig. Kufstein als daheim. Der Fred geht in seinem Dienst auf. Mit wem soll i amoal a Wort reden, wann nit mit dir? Und wann du auch nix
sagen mast, i Hab' allweft 's Gefühl, verstehen tuast nn , scho. Does is immer a große Tröstung, mei Kunrabua."
„Jst's wahr?" fragte der junge Mensch stockend.
„Wahr und wahrhaftig! Und in der Still' denk i scho, daß unser Herrgott dir dei Kreuz! aufg'laden-hat, damit du zur Stell' bist, deinem armen Muattt ihres tragen zu helfen."
Mit krummem Rücken, ein merkliches Zucken in den langen dürren Händen, stand Konrad vor seiner Mutter. Stammelnd und stockend begann er in seinem halb stoischen, halb überlegenen Tonfall zu sprechen: „Hörst, das Bucht mit den Rezepten is für dich! A hundertfünf sind's. Und wo die Krautl zu finden sind, Hab' i ang'- merkt. Kannst allmoal nachschlagen, wann du anen a Rezept geben willst. Nachher — hast a guates Wort g'sagt für mich — so viel guat, daß all' die bösen vom Vater darin verloren 'gangen sind. Grüaß mir's Amely, wanns kommt, und den Fredl."
„Freili — Aber's Amely kommt heut amoal extra früh heim, und den Fredl triffst noch, wann du z'ruck bist."
„Wann i z'ruck bin . . ." Wie unbewußt wiederholte er es, während er seinen Rucksack über die Schultern zog und den Bergstock faßte.
„Doa is a Wahrheit", fuhr er fort, „does Hab i g'lernt in der Anstalt von mein'm Oberdoktor: Merk auf, Muatter! Alle Ding, die g'schehen, ob sie dem Menschen g'fallen oder nit, führen zu a guats lAd'. weil es unser
Herrgott in sanen Händen halten tuat.-Behüt's
Gott! Und tua dich nimmer bangen, hörst!"
Ueber die Bahnstrecke schritt er dem Kaisergebirge zu: Seine Mutter lag im Fenster und blickte ihm nach. Sie hielt das Taschentuch bereit, um zu winken, wenn er sich umsehe; aber er sah sich nicht um. Rüstig ging er
> zu mit langen, bedächtigen Schrillen. Der Frau n-u Tränen in die Augen. Ihr war's, als zöge ihr Soh» die Fremde, ins weite Unbekannte — ein armer WaiM bursch, den Stock in der Hand, den Ranzen auf ds Rücken. Das ganze Leben ihres Sohnes sah sie inA sem Bilde vor sich.
Doch dann verschob es sich. Je weiter sich Knnft entfernte, desto gerader und elastischer wurden seine Altung und sein Gang. Er schritt wie einer, dem niema- zu befehlen hatte, dem die Weite gehörte, in die er stra- hineinmarschierte.
„Wie a g'sunder, a freier Mensch!" sagte die MN? , für sich und lächelte zufrieden.-
Der Kaiser stand in dem fließenden Glast der M gensanne. Auf seinem Schroffen lagen breite, golde» Lichter. Ueber seinen Schluchten und Abhängen schitt ten zarte, blaue Dünste. Eng umspannte er mit sm gewaltigen Felsenarmen das ganze Tal. Konrad P die erste kurze Rast gehalten. Eine heitere Unruhe tu« ihn weiter. Nicht ein Mensch begegnete ihm. Das um ihn immer froher. Er brauchte keinen Menschen, weil er seinen Kaiser hatte. Und schöner und majestätiM hatte er ihn nie gesehen. Seine Krone glänzte ft strahlte, wie aus hundert Sonnen geschmiedet, und goldener Mantel war umsäumt von des Hochwaldes ed.el Grün.
Von weitem erblickte Konrad die stolze Halt ft Elmau. Sie lag ganz im Blauen, und über " ^ flimmerndem Dunst, ragte ein anderes, das eine - stimmte Form noch nicht hatte: bald erschien sp>h ft bochstrebend, bald oval und sich zu beiden Seiten w bend, wie der Rücken einer Schildkröte.
Konrad winkte mit der Hand hinüber: „Wart w Liaüer, dich kenn' ich!"