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Aus Stadt und Bezirk-
Somrtasssebaakeu.
Zum Ernte- und Herd st da nk fest.
Gib uns heut unser täglich Brot
und was man b'darf zur Leibesnot;
behüt uns vor llnfried und Streit,
vor Seuchen und vor teurer Zeit,
daß wir in gutein Frieden stehen,
der Sorg und Geizes müßig gehen. Luther.
Je mehr ich in der Natur studiere, desto mehr stehe ich erstaunt und bewundernd vor den Werken des Schöpsers. Ich bete während meiner Arbeit im Laboratorium.
L. Pasteur.
Die Freude, welche eine gute und reiche Ernte veranlaßt, ist eine Figur (Sinnbild) der wahren, ewigen und geistigen Freude, welche nicht besser als durch dieses Gleichnis kann abgemalt werden. Luther.
Neuenbürg, 15. Nov. (Zum Erntedankfest.) Am Sonntag nach Martini, wenn alle Arbeit auf dem Felde beendet ist, wenn der Winter schon seine Vorboten schickt, wird in den evangelischen Kirchen unseres Landes' Erntedankfest gehalten. Da und dort wird die Dorfkirche festlich geschmückt, der Altar ist mit Früchten des Feldes und des Weinbergs bedeckt und die festlich gestimmte Gemeinde, die auf den Jahreslauf zurückblickt, läßt aus Herzensgrund ihre Danklieder erschallen. So >var es Brauch und so wird es noch heute gehalten, überall, wo noch ungebrochener Gottesglaube vorhanden ist, trotzdem heutzutage auch auf dem Bauerstand schwere wirtschaftliche Not liegt und auch der reiche Segen des Landes seine Lage nicht wesentlich verbessert hat. Auch in den Städten versammelt sich eine dankbare Gemeinde derer, dre alle Tage Gott um ihr tägliches Brot anflehen und es aus Gottes Hand empfangen. Der Dankbare ist ein Nachdenker. Undankbarkeit ist immer ein Zeichen der Gedankenlosigkeit und der geistigen Armut, Der Nachdenkende sinnt über das Geheimnis des Lebens und er frägt nach den: letzten Urheber des Segens, der über unsere Arbeit und über die Kräfte der Natur ausgegossen ist. Ihm erscheint alles als Gabe. Aller Augen warten auf die Gabe und den Geber, auch diejenigen, die ihn nicht flennen und nicht nennen. Diejenigen, die ihn den himmlisä-en Vater nennen, nahen ihm mit kindlichem Gemüt und ihr Mund strömt über von dem, wes das Herz voll ist. In der badischen Landeskirche ist es Brauch geworden, am Erntedankfest auch Spenden für die unverschuldet Erwerbslosen zu sammeln. Dorfgemeinden schicken auch von ihrem Ueberfluß Erntegaben in die Städte zu den Wohlfahrtsdiensten. Die Dankbaren, die alles als Gabe Gottes ansehen, werden, der Not ihrer Brüder gedenkend, das Wohltun und Mitteilen nicht vergessen und damit ihre eigene Freude erhöhen.
(Wetterbericht.) Infolge der nordwestlichen Depression ist für Sonntag und Montag immer noch unbeständiges und auch zu zeitweiligen Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 15. Nov. Am morgigen Sonntag findet die Martinikirchweihe statt. In den meisten Weinbau treibenden Gemeinden und fast im ganzen Hohenloherland fällt die Martinikirchweihe nicht mit der „Schwobakirbe" zusammen. Die Einführung dieses Festtages reicht in das 9. Jahrhundert zurück. Der Tag sollte erinnern an die Weihe der Ortskirche und wurde von jeher fröhlich begangen. Diese Fröhlichkeit artete allmählich aus, daß es notwendig wurde, einen allgemeinen Kirchweihtag zu bestimmen, was um die Mitte des vorigen Jahrhunderts geschah, damit die allgemein Kirchweihsröhlichen nicht gar zu oft Gelegenheit hätten, die Kirchweihe der ganzen Umgegend immer wieder mitfeiern zu können. Eine zum Turm der Kirche heraus hängende Fahne mit weißem Kreuz auf rotem Grund zeigte früher den Ehrentag der Kirckie an, und auch im Innern der Kirche selbst wurden die 12 Apostelleuchter angezündet. Man hat schließlich die vor allem für das Landvolk geschaffene Feier auf den dritten Sonntag im Oktober verlegt. Die Kirchweih stellt gleichzeitig einen frohen Abschluß der Erntearbeiten dar. Die herbstliche Stimmung, die die Natur schon jetzt aufweist, führt jedoch die Gedanken selbst der Ausgelassensten auch schon in die Trübsal des November hinein.
Herrenalb. (Genwinderatssitzung vom 12. November.) Der heutigen Gemeinderatsverhandlung ging eine nicht öffentliche Sitzung der Ortsfürsörgebehörde voraus, in der 4 Ortsfürsorgefälle behandelt wurden.
Sodann nimmt der Gemeinderat Kenntnis von verschiedenen Erläßen der Auffichtsbehörde und von dem Eingang verschiedener Eingaben an den Gemeinderat.
Nach Prüfung der für die Uebernahme des städtischen Kurhauses vorliegenden Pachtangebote beschließt der Gemeinderat, mit I. Schwarz von hier einen Pachtvertrag zu tätigen.
Die Grab- und Betonarbeiten, die für die Erstellung eines Kabinengebäudes für das Freischwimmbad im Albtal erforderlich werden, erhält A. Romoser, Bauunternehmer hier zu Angebotspreisen übertragen.
Um einige Differenzen zu beheben, die sich hinsichtlich der Ausführung der Arbeiten für das Freischwimmbecken zwischen dem Unternehmer und dem Stadtbauamt ergeben haben, soll die Staatliche Beratungsstelle für das Baugewerbe Stuttgart um ein Gutachten über die strittigen Punkte ersucht werden.
Genehmigt wird die Fertigplanierung des künftigen Turn- und Spielplatzes hinter dem neuen Schulgebäude und die weitere Abdohlung des Bachs Nr. 4 nach den Vorschlägen der Bauleitung. Die Arbeiten sollen im Submissionswege vergeben werden.
Die Baufirmen und Lieferanten vom Schulhausneubau haben die Mittel zu einem Bild für die Ausschmückung des Treppenhauses gestiftet. Der Gemeinderat nimmt diese Stiftung mit Tank an
Den Schluß der Sitzung bildete die Wahl der Nachlaßrichter und der Mitglieder der örtlichen Jnventurbehörde sowie die Erledigung einiger sonstiger minderwichtiger Gegenstände.
Herrenalb, 14. Nov. (Versammlung.) Gestern hielten die Ortsvorsteher des Bezirks ihre Jahresversammlung in unserem Kurort, wo sich etwa 40 Herren mit ihren Damen eingefunden hatten, stkach den Beratungen über Standesfragen auf dem Rathause hielt Herr Stadtbaumeister Schnaitmann einen gediegenen Vortrag über das im Bau begriffene Freischwimmbad im obern Albtal und gab eingehende Erläuterungen an der Hand eigener Zeichnungen über Bauplan, Kabinengebäude, Cinlaufbauwerk und Einzelheiten in Ausstattung am Schwimmbecken mit Borwärmerkanal. Vortrag und Planfkizzen fanden lebhafte Anerkennung; ebenso eine Besichtigung des eben vollendeten neuen Schulgebäudes.
/X Herrenalb, 11. Nov. (Vom „Liederkranz".) Im Gasthaus zum „Hirsch" hielt der Männergesangverein „Lieder- kränz" am gestrigen Nachmittage unter Vorsitz keines Vor
stands Heinr. Romoser seine Generalversammlung. In seiner Eröffnungsansprache entbot der Vorsitzende den Erschienenen Gruß und Dank. Kassier Pfromm er gab den Kassenbericht, der ohne Beanstandung entgegengenommen wurde. Schriftführer W. Ecker verlas den Protokollauszug, in welchem vornehmlich die lebendige Schilderung des Ausflugs nach Konstanz-Bregenz viel Anerkennung und angenehmste Erinnerungen erweckte. Die Wahlen zeitigten folgendes Ergebnis: 1. Vorstand Karl Schweizer, 2. Vorstand H. Romoser, Will). Ecker, Schriftführer, Rud. Kälin, Kassier; dem Ausschuß gehören an Gottlob Pfeiffer, Herm. Waidner, Wilh. Zibold und Arnold Gräßle, dazu aus dem Kreise der Passiven Oskar Mönch. Chormcister Oberlehrer Brehmaher dankte dem seitherigen 1. Vorstand, wünschte seinem neugewählten Nach folger erfolgreiche Arbeit und schloß mit beherzigenswerten Mahnungen, die das Ziel verfolgten, den Verein wieder auf die Höhe zu bringen. Eine rege Aussprache schloß sich an. Auf Weihnachten soll wieder der gemischte Ehor zusammentreten, dessen Vortrüge seit .Jahren mit wärmster Anerkennung begrüßt wurden. Für Januar ist ein Familienabend, für 1. März ein Maskenball vorgesehen. Bei frohem Sang schlossen einige gemütliche Stunden die durchaus harmonisch verlaufene Versammlung. Möge der Verein unter neuer Leitung weiterer gedeihlicher Entwicklung entgegengehen!
Neueste Nachrichten,
Stuttgart, 15. Nov. Zur Feststellung des endgülttaen Eintragungsergebnisses beim Volksbegehren im 31. Stimmkreis (Württemberg und Regierungsbezirk Sigmaringen) ist der Abstimmungsausschuß zu einer Sitzung auf Samstag, den 16, November 1929, vormittags 11 Uhr in den Sitzungssaal des Württ. Innenministeriums einberusen worden.
Karlsruhe, 15. Nov. Wie aus parlamentarischen Kreisen verlautet, soll versucht werden, eine Regierung auf der Grundlage der großen Koalition zu bilden. Die Parteien haben bereits untereinander Fühlung genommen. Ob heute noch ein Ergebnis zu erwarten ist, steht noch dahin. Die Verhandlungen gehen weiter.
Offenburg, 15. Nov. In der heutigen Schwurgerichtsoerhandlung wurde der 24jährige Emil Demarez wegen Mordes an seiner Ehefrau Marie, geb. Böhler, zum Tode verurteilt. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte aus Lebenszeit aberkannt.
Bonn, 15. Nov. Alexander Subkoff wurde heute vormittag zur Vernehmung dem Richter beim hiesigen Amtsgericht vorgesührt. Nach der Vernehmung wurde er wieder ins Gefängnis zurückgebracht, da eine Freilassung nicht in Frage kommt. Die Anklage wird nunmehr nicht wegen fahrlässiger, sondern schwerer Körperverletzung und wegen Bannbruchs erfolgen.
Köln, 15. Nov. In Türnich-Balkhausen bei Liblar sind vier Personen festgenommen worden, die in zwei Fällen Dynamitkeller erbrochen und Sprengstoffe gestohlen haben. Außerdem wurden noch acht Personen als Mitschuldige ermittelt. Wie erinnerlich, sind schon vor kurzem mehrere jugendliche Personen festqenommen worden, weil sie in der näheren Umgebung Kölns Sprenqstoffdiebstähle ausgeführt hatten. Die Häufung der Sprengstoffdiebstäble hat unter der Bevölkerung große Beunruhigung hervorgerufen. Im übrigen sollen die Ermittlungen ergeben haben, daß nicht politische Motive den Anlaß zu den Diebstählen gegeben haben.
Düsseldorf, 15. Nov. Im Laufe der von der Polizei zur Aufklärung der Frauenmordangelegenheit angeordnetrn Nachgrabungen in der Nähe des Gutes Pappendell bei Gerresheim ist heute die Leiche des seit längerer Zeit vermißte» Dienstmädchens Maria Hahn gefunden worden. Der Ausfindungsort entspricht ungefähr der Stelle, die der angebliche Täter in seinem an die Polizei und die Presse gerichteten Schreiben angegeben hatte.
Bochum, 15. Nov. Im Röhrenwalzwerk des Bochumer Vereins ereignete sich ein gräßliches Unglück. Beim Abgießen einer Pfanne wurden zwei Arbeiter mit flüssigem Stahl überschüttet. Einer wurde sofort getötet, der andere mußte in hoffnungslosem Zustande nach dem Krankenhaus überführt werden.
Düren, 15. Nov. Die von der französischen Besatzung belegte Arttlleriekaserne mit den Staatsgebäuden und 90 Morgen Land ist nunmehr freigegeben worden. Die Freigabe der Bürgerquarticre macht gute Fortschritte. Auch die Reichswohnungen find bis auf eine Ausnahme zurückgegeben. Das Offizierskasino ist geräumt. Das Militärlazarett in der Heil- und Pflegeanstalt wird in der kommenden Woche frei. Es ist damit zu rechnen, daß die Stadt Düren in der letzten Novemberwoche vollständig geräumt sein. wird.
Koburg, 15. Nov. Bei der Bereinsbank. Koburg G. m. b. H. find bei einer Revision Unregelmäßigkeiten entdeckt worden, die zur Entlastung der beiden Direktoren geführt haben. Der Aufstchtsrat gibt solgende Darstellung des Vorganges: Wegen verschiedener Verstöße der Direktoren der Bereinsbank Koburg hat sich der Aufsichtsrat genötigt gesehen, die Vorstandsmitglieder Arno Krauß und Hans Mayer vorläufig ihres Amtes zu entheben, lieber die endgültige Entlastung Hot die einberusene Generalversammlung Entscheidung zu treffen. Die Depots sind nicht angegriffen, die Einlagen nicht gefährdet.
Lauchhammer, 15. Nov. In das Verwaltungsgebäude der Betriebskrankenkaste der Mitteldeutschen Stahlwerke wurde heute früh eingebrochen. Die Verbrecher sprengten mit einer starken Dynamit- ladung den Geldschrank aus. Ob und wie viel Geld sie erbeuteten, steht zur Zeit noch nicht fest, da durch die Gewalt der Explosion im ganzen Gebäude erheblicher Schaden angerichtet wurde. Die Verbrecher sind unerkannt entkommen, nachdem sie sämtliche Behälter und Schubfächer in den Bllroräumen durchsucht hatten. '
Berlin, 15. Nov. Zu dem am Mittwoch im städtischen Nachrichtendienst veröffentlichten Status der Berliner Stadtbank erfabren wir von unterrichteter städtischer Stelle, daß der im äußersten Fall errechnete Verlust von sechs Millionen Mark einschließlich aller aus den Sklarek-Geschäften entstandenen Risiken selbstverständlich zu Lasten der Stadt und nicht etwa zu Lasten der Einleger geht, da die Stadt für sämtliche Verbindlichkeiten der Berliner Stadtliank haftet.
Kiel, 15. November. Bon Mitgliedern der Besatzung eines der Reichsmarineverwaltung gehörenden Motorschiffes sind reichseigene Utensilien und Materialien veruntreut und an Flensburger Produkten- händler zu Schleuderpreisen verkauft worden. Die Kriminalpolizei hat nach Aufdeckung der Betrügereien den Fahrer, Heizer und einen Mann von der Besatzung des Schiffes, sämtlich aus Kiel, festqenommen. Das Motorschiff war dazu bestimmt, von Zeit zu Zeit Materialien und Betriebsstoffe von Kiel nach Flensburg—Mürwitz zu befördern. Auch die Produktenhändler, die das Diebesgut ankauften, wurden festgenommen. Die Verfehlungen gehen bis zum vorigen Jahre zurück.
Danzig, 15. Nov. Vom Danziger Senat find ehemals zaristische Offiziere ausgewiesen worden, weil ihr Treiben dem Staat Danzig Schwierigkeiten bereiten könne.
Saarbrücken, 15. Nov. In einer Zentrumswähleroersammlung sprach am Donnerstag abend hier der Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartei, Prälat Kaas, über die deutsche Innen- und Außenpolitik und erklärte zur Saarsrage, daß die Lösung der Saarfrage und die Anstrengungen, die der Partner zu machen habe, entscheidend seien sllr das Ja oder Nein des Zentrums zum Poungplan. Ein verfrühtes Ja, das Verhandlungen zu Deutschlands Ungunsien beeinflussen könne, komme nicht in Frage.
Warschau, 15. Nov. Wie aus Gdingen berichtet wird, wurden dort der frühere Bürgermeister August Krause und der Magistrats- beomte Frankowski, der Krause bei besten umfangreichen Geschäften Hilfe geleistet hat, verhaftet. Krause, der vor einem Jahr zürllck- getreten ist, hat zahlreiche Veruntreuungen begangen. Gleichzeitig find in Gdingen noch andere Personen verhaftet worden, die sich bei Zementlieferungen umfangreiche Betrügereien haben zuschulden kommen lasten.
Paris, 15. Nov. Der deutsche Botschafter v. Hoesch hatte heute abend erneut eine Unterhaltung mit dem französischen Außenminister, in welcher die Vorbereitungen für die zweite Haager Konferenz erörtert wurden.
London, 15. Nov. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Hender-
son, hat an die afghanische Regierung ein Telegramm gerichtet i» dem er im Namen der brbischen Regierung und der Regierungen der
Dominien die Regierung Nadir Khans anerkennt und oie
ausspricht, daß die freundlichen Beziehungen bestehen bleiben.
Konftantinopel, 15. Nov. Im Bergwerk Songulvak ereignu, sich eine schwere Schlagwetterexplosion, wobei elf Arbeiter auöin und vier schwer verl.tzt wurden. "
Buffalo, 15. Nov. Gestern abend drang eine Räuberbande durch das Fenster in einen Saal ein, wo 18 Personen zu einem Feit, essen versammelt waren. Die Gäste glaubten zuerst an einen Schm im Rahmen der Veranstaltung. Sie wurden aber bald eines Bessere» belehrt, als die Räuber sie an die Wand stellten und ihnen Echmuit!- tachen und Geld abnahmen. Die so gestohlenen Gegenstände werde« auf 40 000 Dollar geschätzt.
Zur württ. Lehrerbildungsreform.
Stuttgart, 15. Nov. Der, Württ. Industrie- und.handele tag gibt in der Württ. Wittschaftszeitschrist den württ. Lehrer- vereinen eine Antwort aus ihre Erklärung zur Stellungnahme des Württ. Industrie- und Handelstages in der Lehrerbii- dungsfrage. Darin heißt es u. a.: Die beiden Lehrervereini- gungen bestreiten dem Württ. Industrie- und Handelstag da; Recht und die Fähigkeit, ein sachlich richtiges Urteil über dH bisherige Lehrerbildung in Württemberg abzugeben. Sh lassen dabei außer Acht, daß die amtlichen Verussvertretunge, kraft Gesetzes berechtigt und — aus Erfordern der Behörde» wie inr vorliegenden. Fall — verpflichtet such, zu allen Frage»! die die Interessen der von ihnen vertretenen Wirtschastskreih berühren, Stellung zu nehmen. Die Frage der Lehrerbildung ist keineswegs eine interne Angelegenheit der Lehrerschaft bzv ihrer Organisationen. Die Wirtschaft hat an ihr das größte Interesse, nicht nur von dem Gesichtspunkt ihrer Bedeutung für die Frage der Vorbildung des ^Nachwuchses, sondern auch von finanziellen Erwägungen aus. Mcht die Lehrerschaft, sondern die - Wirtschaft ist es, die letzten Endes die finanziellen Auswirkungen der angestrebten Lehrerbildungsreform zn tragen hat; ihr das Recht zu eigener Arbeitsbildung und Geltendmachung desselben in dieser Frage zu bestreiten, inch mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Darüber hinaus rnuß mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß dH Stellungnahme des Württembergischen Industrie- und Han- delstags auf der Grundlage eingehender Erörterungen in de» Bildungsausschüssen der einzelnen Handelskammern sowie de» Württ. Industrie- und Hairdelstags erfolgt, die sich ausschließlich aus Persönlichkeiterr zusamnrensetzen, die seit lange» Jahren auf dem Gebiet des kaufmännischen und gewerblichen Schul- und Bildungswesens in vorderster Reihe Mitarbeiten und daher ans Grund ihrer Erfahrungen und Beobachtungen sehr wohl zu einem sachlichen Urteil in der Lage find.
Vor' einem europäischen Uhrentrust.
Stuttgart, 15. Nov. Wie wir bereits berichteten, sind seit einiger Zeit Zusamrnenschlußbesttebungen in der deutschen Uhreniudustrie tm Gange. Daneben gehen nun, wie von beji- infvrmierter Seite verlautet, Verhandlungen, die auf einen europäischen Uhrentrust hinauslaufen. Allerdings will man erst einmal in Len Verhandlungen wegen einer Zusammenarbeit in der deutschen Uhrenindustrie zu einem positiven Ergebnis kommen, um für den Export in Höhe von etwa öl Prozent der Gesamtproduktion klare Richtlinien aufstellen zn können. Nebenbei sucht man mit maßgebenden Führern der schweizerischen, französischen und italienischen Uhrenindnittir nach einem Uebereinkommen, das die Gewähr für eine solides Geschäft in dieser Branche auf dem europäischen Markt biete, Jetzt schon von einer nah« bevorstehenden internationalenWer- ständigung zu sprechen, ist, wie ausdrücklich versichert wird, zumindest verfrüht, da sich die Besprechungen über Art md Weise der Vereinbarung noch vollkommen im Anfangsstadim befinden.
Eine Jubiläumsfahrt.
Friedrichshafen, 15. Nov. Die heutige Werkstätten- mit Jubiläumsfahrt des „Graf Zeppelin" ist in Anbetracht der zürn Teil herrschendere starken Winde befriedigend verlauft». Nach fünfstündiger Fahrt erfolgte die Landung kurz vor l Uhr. Das Schiff nahm zunächst Kurs nach der Schweiz. Ueber Romanshorn wurde die Post abgeworsen, die das Luftschiff bei der wegen der schlechten Witterung vom Program« abgesetzten letzten Passagicrreise nach der Schweiz hätte befördern sollen. Sodann nahm „Graf Zeppelin" wieder nördliche» Kurs tznd kreuzte während einiger Stunden über dem Oberland und dem Allgäu. Dabei wurden die Städte Ravensburs. Laupheim, Biberach und Ulm überflogen. Ueber dem Federsee kehrte dann das Luftschiff wieder nach dem Heimathafen zurift Auf der heutigen Fahrt wurde wieder eine Reihe technischer Neuerungen ausprobiert: eine Selbststeuermaschine und einig« Spezialinftrumeute. Die Selbftsteuermaschine, die vom Kompaß geleitet wird, wird in Zukunft den Seitensteuermann ersetzen, der so diesen Teil der Steuerung nur noch Übertrag» muß. Geheimrat Professor Hausmann-Berlin, der bekanntlich an der im kommenden Frühjahr stattfindenden Arktisfahrt als magnetischer Sachverständiger teilnehmen wird, mach« Versuche mit den für diese Fahrt notwendigen Spezialinstru- merrten. Nach seinen Angaben sind diese Versuche überraschend gut gelungen. Während der Fahrt über dem Oberland' wurde« Höhen von 700 bis 1500 Metern aufgesuclst.
Friebrichshafen, 15. Nov. „Graf Zeppelin" ist kurz nach 3 Uhr von seiner Werkstättenfahrt wieder nach Friedrichshaft» zurückgeiehrt. Wegen des sehr starken Westwindes konnte di« Landung aber erst 3.38 Uhr erfolgen, nachdem die Lande- mannschast wesentlich verstärkt worden war.
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Siegelsdorser Eisenbahnunglück vor Gericht. Nürnberg, 15. Nov. Zu Beginn der Verhandlung gab der
Erste Stmttsanwalt Neuwieser bekannt, daß ihm zahlreiche ^ Pw Q
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Zuschriften von Leuten zugegangen sind, die sich als Zeug» dafür anbieten, daß der beschleunigte Personenzug 851 bei der Ausfahrt von Siegelsdorf erheblich schwankte. Der Staatsanwalt erklärte, daß er sich die Ladung dieser Zeugen Vorbehalte. Sodann wurde in der Vernehmung der Insassen d» Schnellzuges l) 55 fortgefahren. Bei dem Verhör des Pop inspektors Neusinger, der in der Nähe des Turmes hinter Siegels-dorf Stöße verspürt haben will, machte Prof. Halter die Bemerkung, daß es vielleicht gut wäre, nach Siegelsdorf M fahren, arm sich davon zu überzeugen, von welcher Stelle ma» den Turm sehen kann- Auf Veranlassung des Staatsanwalt» Wunden hierauf die Zngbeamten des O 55 den Postbeamte» dieses Zuges gegenübergestellt, die in ihren Aussagen erklari hatten, sehr starke Erschütterungen verspürt zu haben. D"
Sprechsaal.
(Für die unter dieser Rubrik stehenden Artikel übernimmt ^ Schriftleitung nur die preßgesetzliche Verantwortung.)
Achtung Radioteilnehmer! Seid etwa 8 Tagen haben wir in unseren Apparaten ein solches Gepfeiff (RückkopPlunN daß es manchmal fast nicht zum Aushalten ist. Es möchten ft»' die Neulinge, die einen Apparat nicht zu behandeln "nM- sich von einem Fachmann belehren lassen. Wir bitten deshw so höflichst wie dringend, aus die anderen Teilnehmer doch ^ etwas Rücksicht zu nehmen. Jedenfalls wissen die betrefft""" Rückkoppler nicht, daß solches strafbar ist.
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