Vors. Bischofs cröfsuete die Versammlung und gab nacy einleitenden Worten Gemeinderat Heinzelmann das Wort zu Punkt 1 der Tagesordnung, Rathausbericht, welcher die Tätigkeit der Arbeitervertreter von den vergangenen 3 Jahren den Anwesenden vor Augen führte. Die Ausführungen wur­den mit Interesse verfolgt, die anschließende Diskussion brachte so richtig zum Ausdruck die Enttäuschung über einzelne bürger­liche Rathausvertreter, welche nur ihr eigenes Interesse aus dem Rathaus in den Vordergrund stellen. Es kam zum Aus­druck, diese Jnteressenwirtschaft mit allen Mitteln zu verhin­dern. Bei der darauf folgenden Wahl der vorzuschlagenden Vertreter wurden alle Richtungen berücksichtigt: Arbeiter, Angestellte, Kriegsbeschädigte, Sparer. Es ist in allen Teilen gelungen, der Bürgerschaft Männer vvrzuschlagen, die überall empfohlen werden können. Mit zuversichtlicher Stimmung fand die anregend verlaufene Versammlung ihr Ende: es wurde gelobt, alles zu tun. um der Vereinigten Arbeiterschaft zum Siege zu verhelfen.

(Wetterbericht.) Während über Italien Hochdruck liegt, befinden sich im Norden zwei Depressionsgebiete. Für- Donnerstag und Freitag ist mehrfach bedecktes, unbeständiges Wetter zu erwarten.

/(V. Herrenalb, 20. Nov. (H e r b st e r n t e d a u k f e st.) In der dichtbesetzten Ev. Stadtkirche wurde das Herbsterntedank­fest in herkömmlicher Weise gefeiert. Vor dem Altar war eine Fülle von Herbstfrüchten und sonstigen Gaben der Hiebe aus- gebaut. Der Kirchenchor unter Leitung von Lehrer Klenk bot den festlichen DankeschorKommt, kommt, den Herrn zu preisen". In tiefschürfender Predigt mahnte Stadtpfarrer Seilach er zu wahrer Dankbarkeit auch in schlimmen Zeiten.

Herrenalb, 10. Nov. (Fünfziger-Feier.) Im Saal des Hotels zumKühlen Brunnen", dessen Besitzer Karl Pseif- f e r selbst zu den Altersgenossen zählt, wurde am Samstag eine in allen Teilen wohlgelungene Fünfziger-Feier abgehalten, für welche Sattlermeister Albert KübIcr in Vor­bereitung und Durchführung eine besonders glückliche Hand zeigte. In Reden, Totenehrung, Gedichtvorträgen, Vorlesung von brieflichen und telegraphischen Begrüßungen, verhinderter Altersgenossen, in musikalischen Darbietungen (Fräulein Leh­rerin Roth und Frl. Elisabeth Kübler) wirkte sich eine höchst anregende Stimmung aus, die durch das vorzügliche Abend­essen, dessen Zubereitung dem Hauswirt und Küchenchef volle Ehren eintrug, noch wesentlich erhöht wurde. Fräulein Johanna Pfeiffer trug mit bestem Gelingen einen Prolog vor, den wir. da er für ähnliche Feiern da und dort dienstbar sein kann, hier wiedergeben wollen.

Nun gilt es Kränze zu binden, und herbstliche Blumen zu streun:

Wo Altersgenossen sich finden, kehrt auch die Freude mit ein.

Ihr alle seid heute gekommen zum Feste in stattlicher Zahl und habt nun teilgenommcn am frohen Erinnerungsmahl.

Eins und sieben mal sieben, das gibt ja die goldege Zahl.

Wie leicht ist cs hingeschricben wie schwer sind die Jahre zumal!

Eins und sieben mal sieben wir haben es alle bedacht, was sie dem Vater, dem lieben, was sie der Mutter gebracht:

Der Kindheit goldene Zeiten, des Lernens und Strebens Pflicht, wir sehn sie vorübergleitcn mit heiterm und ernstem Gesicht.

Ja all die glücklichen Tage voll Freude und Sonnenschein, die jedes im Herzen trage als goldnes Vergißnichtmcin.

Doch auch die Tage der Schrecken, des Krieges, der Inflation, der Krankheit finstere Strecken, der Feinde bitterer Hohn,

das Ringen im Lebensberufe, der Willis der schaffend genießt, bis glücklich von Stufe zu Stufe das halbe Jahrhundert sich schließt.

Tb künftig für Euch wohl erscheinen noch sieben mal sieben und eins?

Stürme des Herzens.

Roman von Hans v. Hekethausen.

Lopyright vy (Sretnec L Comp., Berlin NW 6.

(Nachdruck verboten.)

so. Fortsetzung.

H'ertas Erscheinung hatte ihn ja immer geblendet, heute erschien sie ihm in gerade überirdischem Lichte. Ein säst andächtiger Schauer erfaßte seine unberührte Seele. Er sah es gar nicht, daß kleine und große Mädels um sie her auch ausgeschnittene Kleider trugen, daß es hier gleichsam eine Uniform war, in der sich die Trägerinnen mit mehr oder weniger Geschick bewegten. Ihn packte nur plötzlich wieder eine ganz rasende Wut aus Siegmunü, der in seiner ungenierten Art Hertas herabgeglittenen Schal ergriff und ihn ihr um die Schultern legte . . . Wie der Kerl sie dabei ansah und wie dreist er sie daher berührte!

Bendemann beobachtete das alles. Wie leid tat ihm der gute Kerl wieder und doch mußte ihn dieser Abend die Augen öffnen. Er wußte, Herta selbst würde ihm in seiner Absicht dazu verhelfen.

Eie stand noch rmmer mit dem gleichen neugierigen Blick und musterte beide.

Als die Herren sre begrüßten, berührte sie nur flüchtig Eberles Hand; kaum dre Fingerspitzen hatte sie ihm ge­reicht. Aber Bendemann zog sie sofort in ein Gespräch. Seine vornehme elegante Erscheinung, die die Blicke auf sich zog, gefiel ihr. Sie überlegte im stillen, er müsse ausgezeichnet tanzen, und sie wollte sich mit ihm sehen lassen.

Er tat ihr aber den Gefallen nicht.

Eberhard hätte sie am liebsten einen Tanz abge­schlagen, sah aber ein, daß das nicht ging.

Als er den Arm um sie legte und mit ihr aufgeregt davonstampste, machte sie ein Gesicht wie ein unwilliges, verzogenes Kind, jo daß Siegmund laut auflachte. Mitten rm Saal ließ sie plötzlich Ederles Hand los, befreite sich aus seinen Armen, nickte kalt mit dem Kopf und ließ ihn stehen.

Wer will, mng's bejahen, verneinen für die Welt des irdischen Seins.

Wenn nnr in Glück und Gefahren gefestete Kraft Euch stützt, wenn nur in den kommenden Jahren Euch göttliche Güte beschützt.

Das Künftige bring für die Gäste, was hoffender Akut sich ersehnt!

So klinge die Losung zum Feste:

Mit Gott in das 6. Jahrzehnt!

Württemberg.

Stuttgart, 20. Nov. (Der Autounfall bei der Solitude vor Gericht.) Mit einer Gefängnisstrafe von 5 Monaten be­legte das erweiterte Schöffengericht Stuttgart den 22 Jahre alten Taxameterchauffeur Karl Großhirns von Stuttgart. Dieser fuhr in der Nacht vom 27. auf 28. Juli d. I. mit einem Auto nach der Schillerhöhe bei Stuttgart. Auf der Rückfahrt fuhr Großhans aus nicht aufgeklärten Umständen auf das Bankett und von da in den Graben. Unglücklicherweise kam noch ein doppelter Telephonmasten, auf den er mit voller Wucht auffuhr. Bei dem Zusammenprall wurde einer der Masten vollständig abgerissen. Von den 5 mitsahrenden Freunden des Angeklagten wurden 2 auf der Stelle getötet und die übrigen, wie auch der'Angeklagte selbst, zum Teil recht erheblich verletzt.

Der Angeklagte war, wie einwandfrei nachgewiesen werden konnte, nicht betrunken, da er überhaupt keinen Alkohol zu sich genommen hatte, dagegen wurde nach dem Tatbestand ange­nommen, daß er übermäßig rasch gefahren ist.

Untermberg, OA. Vaihingen, 20. Nov. (Ein Kalb ohne Schwanz.) Im Stalle eines hiesigen Landwirts brachte eine Kuh ein Kalb zur Welt, dem die wichtigste Waffe des Vier- füßlers gegen das Ungeziefer der Schwanz fehlt. Das junge Tier ist gesund und munter und gedeiht in seinem schwanzlosen Zustande vortrefflich.

Heilbronn, 10 . Nov. (Vier Personen in der Heilbrunner Gegend vermißt.) Die Kriminalpolizei hat bisher erfolglos nach dem spurlos verschwundenen Referendar Schlör und nach dem Geschäftsführer Glasier gesucht, für dessen Verschwinden ebenfalls keine Gründe vorliegen; man hat Unregelmäßigkeiten in seiner Geschäftsführung nicht feststellen können. Zu diesen Vermißten gesellt sich ein junges Liebespaar, das bereits seit mehren Wochen vermißt wird. Es handelt sich um den 17 Jahre alten Schneiderlehrling Kurt Hanselmann und die ebenso alte Frida Hilkert, beide von hier.

Schwaigern, 20. Nov. (Brandkatastrophe - 80 Menschen obdachlos - Hilfsmaßnahmen.) Zn deni Großfeuer in der Nacht auf Montag werden nun noch Einzelheiten bekannt. Die Zahl der abgebrannten Häuser beträgt .11 neben den 8 bereits gemeldeten Scheuern. Das Feuer brach in der Scheuer hinter dem Knie der Heilbronncr Straße aus. Die rechte Seite dieser Straße ist völlig eingeäschert. Sämtliche vom Unglück Be­troffenen sind Wohl versichert, doch meist ungenügend. Der Ge- samtschadcn dürfte weit über 100000 Mark betragen. Rechnet man noch den notwendigen Teuerungszuschlag dazu, so kommt man zu einein Gcsamtschaden von etwa löö OOO Mark. Der Mobiliarschaden ist dabei noch nicht eingerechnet. Es wird 23 Tage anstehen, bis man ein klares Bild über den tatsäch­lichen Schaden bekommt. Die zerstreut herumstehenden! Möbel usw. müssen erst znsammengetragen werden und es muß dann zunächst festgestellt werden, was verbrannt und was gerettet werden konnte. Sowohl Stadtschultheiß Neunhoefscr, als auch die Heilbronner Kriminalpolizei, sowie die meisten Kreise sind der bestimmten Auffassung, daß es sich um Brandstiftung han­delt. Positive Anhaltspunkte, abgesehen von der raschen Auf­einanderfolge der 3 Brände, fehlen allerdings noch. Obdachlos find etwa 80 Personen, die bei den Bürgern untergebracht sind: das Vieh ist ebenfalls gerettet und untergebracht. Es ist anzunehmen, daß ein Hilfswerk von der stadtgemeinde ein­gesetzt wird, an dem sich der Bezirk beteiligt. Auch sollen so­fort Notstandsarbeiten in Angriff genommen werden. Wie Stadtschultheiß Neunhoeffer mitteilte., ist im Ort bereits nnt der Sammlung von Geld, Lebensmitteln, sowie Heu und Stroh für das Vieh begonnen worden. Der Gesamtschaden wird auf 300 000 Mark geschäht.

Tübingen, .10. Nov. (Amtsversammlung.) Letzten Sams­tag fand unter dem Vorsitz von Obcramtsvorstand Landrat Gös die Amtsversammlung statt. Der Haushalt der Amts­körperschaft schließt bei 217 817 Mark Einnahmen und 675173 Mark Ausgaben mit 157 356 Mark Abmangel ab. Hievon wer­den 110OM) Mark durch Umlage, 10000 Mark durch Herüber- ^ nähme ans den Ucberschüssen der Oberamtssparkasse und der MZ Rest durch Restmittel der Oberamtspflege gedeckt. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich beim Abmangel ein Mehr von 50 000 Reichsmark.

Ulm, 10. Nov. (Der eigensinnige Farren.) Am Tarnst«» mittag führte ein Bauer einen mit Blende versehenen Farren die Olgastraße hinunter zum Schlachthof. Am Zundeltor über­kam den Farren jedenfalls Müdigkeit, denn er legte sich nieder und wählte sich, da er offenbar höherer Klasse war, den Gehweg vor dem Konsumladen zur Liegestelle aus. Der Bauer mühte sich vergeblich ab, das Tier wieder in die Höhe zu bringen Auch die Autorität eines Schutzmanns reichte hiezu nicht aus Da hatte der Bauer einen Einfall. Er übergab dem Schum mann das Halteseil, ging fort und kam mit einer gefüllten Gießkanne wieder. Den Inhalt schüttete er dem Farren über den Kopf. Der edle Kämpe schüttelte aber nur sein Haupt und rührte sich nicht vom Fleck. Erst als der Metzger unter dem Zuschauerschwarm den Rat gegeben hatte, die Blende abzuneh­men, beguemte sich der Farren dazu, seine Weiterreise a- zntreten.

Ellwangen, 10. Nov. (Glücklich gerettet.) Etwas, was nicht alle Tage passiert, trug sich vergangene Woche in F. zu. Machten da 2 Borstentiere, denen man im Garten freien Lauf gelassen, im Nachbarhof Besuch. Das eine durchbrach die Umzäunung des im Hofe stehenden Brunnens. Dabei kam anscheinend ein Brett ins Rutschen und brach ein. Plumps verschwand das Schwein itz der Tiefe des Brunnenschachts. Tst RettnngSarbeiten nahmen zirka eine Stunde in Anspruch, wobei man an der glücklichen Bergung stark zweifelte. Doch das im Wasser schwimmende Schwein tat selbst sein Möglich­stes. Mit den Füßen klammerte cs sich an den Brunnendeichel, was den herbeigeeilten Zuschauern trotz des Ernstes der Sache einen zum Lachen zwingenden Anblick bot. An.Leitern wurde in den Schacht gestiegen, das Borstenvieh mit Stricken um­wunden und so heraufgeholt. Zur großen Freude des Besitzers hat sich das Schwein von seinem unfreiwilligen Bade bereits wieder erholt.

Althausen, LA. Mergentheim, 20. Nov. (Billiges Fleisch.) Ta die Schlachtviehpreise von Woche zu Woche sinken, ohne daß die Fleischpreise in den Metzgerlädeiz der Stadt zurückgehen, hat dieser Tage ein hiesiger Bürger ein erstklassiges Schlacht­rind selbst geschlachtet und das Fleisch verkauft, das Pfund um 00 Pfennig. Im Handumdrehen war alles verkauft und jeder­mann war froh, so schönes Fleisch so billig zu bekommen.

Erweiterung der Wasserversorgung Stuttgart.

Stuttgart, 10. Nov. Das städt. Wasserwerk hat in der letzten Zeit seine Untersuchungen über die weitere Ausgestal­tung der Trinkwasserversorgung zum Abschluß gebracht und die Ergebnisse in einer Denkschrift niedergelegt, die heute der Presse von Bürgermeister Dr. Sigloch und Direktor Link mitgeteilt wurden. In der Denkschrift werden zunächst die Vorschläge für die weitere Bedarfsdeckung von Stuttgart allein" untersucht. Hiebei ist davon ausgegangen, daß Las neue Werk den künftigen Bedarf mindestens bis zum Jahr 1950 decken muß und demgemäß etwa bis zu 75 000 cbm Pro Tag und rund 15 Millionen cbm Pro Jahr zu liefern hat. Die untersuchten Projekte erstrecken sich auf den Schwarzwald, das Langenaner Ried, das Jllertal, den Bodensee und das Rhein­tal. Von diesen Projekten kommen in engere Wahl das Langenauer- und das Schwarzwaldprojekt und zwar erweist sich bei einer Versorgung von Stuttgart allein als die billigste Lösung die Schwarzwaldwasserversorgung mit Stausee im Eyachtal, hauptsächlich auch wegen der Möglichkeit des stufen­weisen Ausbaus . mit kleinstem Anfangskapital. Gegen die Ausführung dieses Planes können begründete Einwendungen nicht mehr erhoben werden, da nach den vorliegenden geologi­schen Gutachten eine Gefährdung der Wildbader Thermen durch den geplanten Stausee völlig ausgeschlossen ist. (?) DaaM bei den übrigen Abnehmern der Landeswasserversorgung ähn­liche, zum Teil noch größere Versorgungsschwierigkeiten vor­handen sind wie bei Stuttgart, so lag es nahe, auch die M- versorgung der Nicht-Stuttgarter Abnehmer der L.W. in die Untersuchungen mit einzubeziehen. In diesem Fall sind mil­einander zu vergleichen das vom Bauamt für das öffentliche Wasserversorgungswesen ausgestellte Projekt für eine Wasser­versorgung aus dem Langenauer Gebiet und das gegenüber dem Eyachtalprojekt zwar teurere, aber weitreichendere Hölzer- talprvjekt östlich Magstadt. Das Hölzertalprojekt bietet die größte Betriebssicherheit, weil ein neues, von der bestehenden Landeswasserversorgung vollständig unabhängiges Fassungs- gebiet erschlossen wird, weil die Wasserzuleitung mit natür-

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Atemlos folgte er rhr, er hatte ihr auf den Fuß ge­treten er wußte es wohl. ^

Als Herta bei.Siegmund und Bendemann wieder an- langte, funkelte es rn ihren Augen. Ehe Eberle eine Ent­schuldigung Herausstoßen konnte, wandte sie sich schnell herum und sagte spitz:

Ihre Art, zu tanzen, Herr Herzog, genügt doch wohl nur für die Berchtesgadener Almtänze! Sie reißen einen ;a herum, als hätten sie ein Stück Holz in Arm bitte, verschonen Sie mich in Zukunft."

Sie trat etwas hinkend zu Siegmund und flüsterte diesem ein paar Worte zu.

Siegmund zuckte mitleidig mit den Schultern und führte sie zu einem Stuhl. Im Fortgehen hörten ihn die beiden Herren noch sagen:

Sie müssen nicht so hart urteilen. Man kann ja von ihm nicht mehr verlangen. Ein Gemsbock vom Watz- mann würde sich hier in unserem Flachlande auch nicht zu benehmen wissen."

Diese verhältnismäßig gutmütig gemeinten Worte ! hatten aber rn Eberles Ohren einen bissigen Klang. Er ! war außer sich. Er packte plötzlich Bendemann am Arm ^ und keuchte:

>Ist es nicht wieder zum Dreinschlagen?"

Bendemann hob abwehrend die Hand und sagte be­gütigend :

Halt, mein Freund, hier zu Lande paukt man nicht so einfach drauf los, wenn einem die Worte eines anderen nicht passen. Oder wollen Sie, daß wir.auf zwar schnelle, aber doch empfindliche Art aus dem Tanzsaal hinaus­befördert werden? Fangen Sie keinen Skandal an, ich bitte Sie!"

Er hat das Mädel ganz und gar behext," stöhnte - Eberhard wieder.

lNein, Eberle, das Mädchen hat Sie behext und , ich meine, es ist Zeit, daß dieser Zustand ein Ende be- ! kommt."

Ja, aber wie Bendemann?" fragte Eberhard ge­quält und seine treuherzigen braunen Augen hingen an Bendemanns Lippen, als wolle er dort sein Schicksal üb­les en.

Fassen Sie sich ein Herz und fragen Sie das Mädel, ab sie einen Mann liebt."

Eberle starrte ihn an. Und wenn sie mir nun sagt ja aber des bist nimmer du! Bendemann was dann?"

Henning legte ihm die Hände aus die Schulter und sagte kopfschüttelnd:

Glauben Sie denn wirklich noch immer, dieses Mädel wäre imstande. Sie zu lieben? Die versteht Sie fa gar- nicht und alle Ihre tiefe Treue. Die will auf ganz plumpe Art umtanzt und gefeiert sein. Sie will einen eleganten und schönen Mann, mit dem sie oberflächlichen Staat machen kann, keinen Prachtkerl mit einem goldenen Herzen - - - , Dieses Herz hat schon ein dickes Fell be­kommen, mein Lieber, und Ihre Augen sind blind, daß Sie das ganze Verhalten des Mädels gegen Sie noch immer nicht durchschauen. Eine spröde Schöne teilt wohl Hiebe aus, aber sie läßt sich doch im nächsten Moment herab, zu lächeln und zu locken . . . Hier, Fräulein Herta hat Sie nie gelockt und nie angelächelt! Das ist der ein- , Zage Ruhm, den ich ihr zugeftel-en muß. Sie hat Ihnen von Anfang an gezeigt, daß Sie zu ihr nicht passen und darin hat sie ;a auch ganz recht."

Bendemann war sich nicht klar, ob Eberle seine Worte hörte und auffaßte, er sah wie gebannt zu Herta hinüber, drückte Henning die Hand und ging langsam davon.

Was hatte er vor? Er schritt mit einem so entschlosse­nen Gesicht dahin, als wollte er jetzt'sein Geschick mit fester Hand packen und ertragen.

Da Bendemann jetzt von Bekannten angeredet wurde, verlor er Eberhard für erne ganze Weile aus den Augen. Nur einmal war es ihm, als sähe er die breitschulterige, gedrungene Gestalt des guten Kerls unter der Säulen­galerie stehen. Diese Galerie lies rund um den ganzen Saal. In ihrem Halbdunkel standen und saßen die Zu­schauer oder ermüdete Tänzer. Gewiß stand er dort, um sich den neugierigen Blicken zu entziehen. Denn der Vor­fall zwischen ihm und Herta war natürlich doch nicht ganz unbemerkt geblieben.

(Fortsetzung folgt)

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