füllt. Die Versammlung begann mit Ausführungen des vom Kolmarer Prozeh her bekannten Pariser Rechtsanwalts Four- nier, der in scharfen Worten die französische Politik geißelte, die verhindere, dah Elsaß-Lothringen Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich werde. Der kommunistische Abgeordnete Mourer berichtete über die französische Kammer- fitzung vom Donnerstag, in der die Abgeordneten Rosttz und Ricklin ihrer Mandate beraubt wurden. Gegen einen elsässi- schen Abgeordneten ständen 50 französische Abgeordnete, die nicht davor zurückschreckten, auch mit der Faust gegen die Elsässer vorzugehen. Der elsässische Autonomistenführer Hueber schilderte den Leidensweg der Elsaß-Lothringer seit 1916. Er spielte darauf an, daß auch der Generalstreik wirksam werden müsse. Alle durch den Komplottprvzeß Betroffenen, auch die im Ausland befindlichen, müßten die Amnestie erhalten. Dann kam die Sensation des Abends: Hueber forderte den i» Saal anwesenden Autonomistenführer Dr. Roos aus, das Wort zu ergreifen. Als er die Tribüne bestieg, brach die Me»ge in donnernden minutenlangen Beifall aus. Eine rot-weiße elsässische Fahne wurde enthüllt. Di« Polizeikommissare suchten sich durch die Menge einen Weg zu Dr. Roos zu bahnen, aber die Menge bildete einen eisernen Ring. Es entstand ein allgemeiner Tumult, in dem nur noch die Worte von Dr. Roos vernehmbar waren, daß er sich am Samstag vormittag freiwillig der französischen Polizei stellen werde. Der Polizeikommissar löste die Versammlung auf. Darauf bildete sich auf der Straße ein Demonstrationszug, dem sich Tausende anschloffen und der sich unter Rufen nach Amnestie in der Richtung auf die französische Präfektur hin bewegte.
Baldwins Guildhall-Redc.
London, 10. Nov. In Anwesenheit des englisckMi Kabinetts und sämtlicher Botschafter hielt Baldwin gestern abend die alljährlich am 9. November stattfindende Guildhall-Rede aus Anlaß der Einsetzung des neuen Lord-Mayors von London. Baldwin erklärte, daß in den 4 Jahren, in denen er sein Amt innegehabt habe, wesentliche Fortschritte in der Befriedung und dem Wiederaufbau Europas erzielt worden seien. Am Anfang stand das Londoner Reparations-Abkommen, das die Reparationsfrage der politischen Sphäre entzogen, und dann das Abkommen von Locarno, das die Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich endgültig aus der Welt geschafft habe. „Vor 4 Jahren gab es 2 Lager in Europa, Sieger und Besiegte. Sie sind verschwunden. Wir »vollen diese Worte Sieger und Besiegte in Zukunft überhaupt vergessen, weil die Völker beider Gruppen gemeinsam eine große Lehre durchgemacht hätten, die sie nie vergessen werden." Mit Frankreich, dem nächsten Nachbarn Englands, hat die Regierung stets engste Fühlung gesucht, aber diese Fühlungnahme habe keineswegs die ständige Verbesserung der deutsch-englischen Beziehungen beeinträchtigt. Daß die englisch-französischen Beziehungen gegen kein anderes Land eingestellt seien, beweise die Tatsache, wenn ein Beweis dafür erforderlich, daß, seitdem die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich bessere seien, sie sich auch ständig gebessert hätten. Die Politik von Locarno sei nach wie vor einer der Tragbogcn des europäischen Friedens und die Grundlage der englischen Politik. Nachdem Baldwin dann betont hatte, daß England und Belgien als Industrieländer wohl Interesse an der Erhaltung des Friedens hätten, hob er die Verdienste Frankreichs um seinen Wiederaufbau und die Stabilisierung seiner Währung hervor. Deutschlands Leistungen seien stärker und größer. Dr. Stresemann wünscht jeder in England eine baldige und völlige Genesung. (Stürmischer Beifall.) Deutschland befindet sich wieder auf dem Wege, eine industrielle Großmacht zu werden. Es sei von der Militärkontrolle befreit und habe Handelsverträge mit England und Frankreich abgeschlossen. Die deutsch-englisclien Beziehungen seien auf gegenseitiger Offenherzigkeit und Verständnis aufgebaut.
Fest der Thronbesteigung in Japan.
Kioto, 10. Nov. In Anwesenheit der Mitglieder des kaiserlichen Hauses, des diplomatischen Korps und zahlreicher Würdenträger begann heute das Fest der Thronbesteigung des neuen Kaisers von Japan unter Beobachtung der alten feierlichen Sitten und Gebräuche mit einer Huldigung an die Sonnengöttin Amaterasu, von der die japanische keiserliche Familie die Abstammung herleitet.
Oie lckönslen fflanlel
diÜiIjlen pk°ei;Ln
Sei ' j
IlIWS«E«lkkpkmrM
Aus Stadt und Bezirk.
- Aus Grund der in den Monaten September und Oktober 1928 vorgenommenen Allgemeinen Sekretärprüfung find u. a. für befähigt erklärt worden: Emil Baumann von Neuenbürg und Paul Rau von Wildbad.
Neuenbürg, 12. Nov. Bei dem kürzlich in der Aula der Tübinger Universität stattgehabten Festakt der akademischen Preisverteilung erhielt u. a. einen Preis von der naturwissenschaftlichen Fakultät der Studierende der Mathematik Otto Trinkner aus Wildbad für eine Arbeit über den „Ausbau der Methoden zur asymptotischen Abschätzung der Entwicklungskoeffizienten von Funktionen, deren Logarithmen eine bekannte Entwicklung besitzen". — Das Ergebnis der Arbeiten wurde vom Kanzler der Universität als ein sehr erfreuliches bezeichnet, da es eine Förderung der Wissenschaft bedeute, und ein gutes Zeichen für unseren Wiederaufbau sei.
Calmbach, 9. Nov. Nach Ueberwindung verschiedenartiger Schwierigkeiten hat jetzt auch Calmbach seine Schießbahn. Mit Hilfe einiger hochherziger Gönner konnte am Meistern i« Aeulesgrund, einige Minuten von der Peripherie des Ortes entfernt, eine Schießbahn erstellt werden, die sich, was Lage, Zweckmäßigkeit und Schönheit anbelangt, im Enztal und i« der Umgebung sehen lassen kann. Schon während des Baues haben viele Neugierige die schöne Spaziergelegenheit entlang dem Meistern, beim Seßling und Aeulesgrund benützt, um zu sehen, „was da gemacht wird". Möge mit der Bahn der edle Schießsport, der Sport und Spiel so ideal verbindet, auch hier seinen Aufschwung nehmen und auf die Jungen einen heilsamen. erzieherischen Einfluß ausüben. Bester ist ein Sonntag auf der Schießbahn als beim Tanz und in der Wirtschaft, oder die Zigarette im Mund an den Straßenecken. -e-
(Wetterbericht.) Uirter dem Einfluß des von Weste« nähernden Hochdrucks ist für Dienstag u. Mittwoch zeitweilig aufheiterndes und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Birkenfeld, 12. Nov. Mit dem gestrigen Kirchweihfest war zugleich eine besondere Festseier verbunden anläßlich des 100jährigen Bestehens unserer Kirche. Als um 10 Uhr die Glocken zur Kirche riefen, strömte eine unzählige Menge Andächtiger zum Gotteshaus, so daß die Jubilarin die Festgemeinde kaum zu fasten vermochte. Ein Schülerchor und der Kirchenchor haben durch ihre schönen Gesangsvorträge voll Dank und Anbetung die Feier in würdiger Weise erhöht. Zunächst gab der Ortsgeistliche einen ausführlichen Bericht über die Einweihungsfeier der Kirche vor 100 Jahren, lieber 6000 Personen sollen an ihr teilgenommeu und sie soll von 12—3 Uhr gedauert haben. An sie schloß sich'ein Tauf- und Trauungsakt an. Die Gemeinde war froh, wieder ein Gottes- Hans zu haben. Die Feier wurde mit einem Danklied beschlossen. An der Hand von Psalm 38 hielt nun Pfarrer Kunz die Festpredigt, in welcher er einen Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre warf. Hundert Jahre seien ein kurzer Zeitabschnitt, aber auch ein langer mit Bezug auf das Psalmwort: „Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's 80 Jahre; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon". Und was haben sie nicht alles gebracht? Zwei schwere Kriege hatten sie im Gefolge. Der eine ivar siegreich, der andere verloren und brachte viel Rot und Elend. Eine neue Zeit kam herauf. Von denen, die die Einweihung mit erlebt haben, ist keines mehr am Leben. Wenn sie zurückschauen könnten, würden sie über manches den Kopf schütteln, manches aber würden sie unverändert finden. Es ist noch die alte Kirche, das alte Wort Gottes, das in ihr verkündigt wird und der alte treue Gott. Sie bleiben unverändert bestehen. Des weiteren kam der Redner auf das kirchliche Leben während dieses Zeitabschnittes zu sprechen. Er freut sich, sagen zu dürfen, daß nicht bloß tüchtige Seelsorger, sondern auch manche tapfere Männer aus der Gemeinde das „Schwert des Geistes" in geschickter, unerschrockener Weise geführt haben. Leider aber
MeüuisMz-VorverllM z»! s!Ie 8 m«!lMsrste!
vom IO. bis 20 . dlovbr. 1 S 2 S.
Oelcsuste ^ppsrute vercleri MZen kleine AnrakIunA d-8 VLeisinuckten rurüekZestellt. DeiftskIuriA Aeslultet.
SerkmirS L SuokiwsIcLI,
Telefon 1613. — Loststruke I. „Im luckustrieliaug".
habe der Kirchenbesuch viel zu wünschen übrig gelassen ^ dessen habe das Dorf eine Umstellung erfahren. Aus d». Bauerndorf sei ein Jndustriedorf geworden, was deshalb keb! Segen gewesen sei, als viele Mütter ihrer Familie entrisst wurden, insofern sie sich mit den Männern der Jndustrietätia keit zugewendet Hütten. Damit ging vielen Kindern di» Mutterliebe und -Pflege verloren. Daß dadurch auch die Ziehung Not leidet, ist selbstverständlich. Manche Not ist Verhältnissen entsprungen. Dieser Not sollte am ehesten ae* steuert werden, denn Jugendnot ist Gemeindenot. Dies kan» aber nur geschehen, wenn die Mutter wieder der Familie rückgegeben wird. Möge Gott, so wie er in den letzten W Jahren unfern Ort und unsere Kirche gnädig beschützt behütet hat, uns auch in Zukunft behüten und bewahren der Not und dem Elend steuern. Die Feier hat in allen Her;«, tiefsten Eindruck Hinterlasten. Abends Uhr fand in der Kirche noch eine Gcmeinderversammlung mit Mitteilungen ander Geschichte des geistigen Lebens in Birkenfeld IW8—igs, statt.
Württemberg.
Frendenstadt, 8. Nov. (300 000 Mark aus einem Holzhieb) Der Gemeinderat hat in einer nichtöffentlichen Sitzung beschlossen, für die Realschule einen Neubau herzustellcn. Forsts meister Grammel legte dar, daß ein außerordentlicher Holzhiet aus dem Walde, der einen Ertrag von ungefähr 300 000 Atari ergäbe, möglich sei. Es sei selbstverständlich, daß bei diese« großen Bau, der für die Jugend so dringend notwendig sei auch der Wald ein Opfer bringen müsse. Im Ganzen ist ungefähr mit 600 000 Mark Kosten zu rechnen.
Calw, ll. Nov. (Stadischullhetßemvahl). Bei der heute sta», gehabten Stadtschultheißenwahl haben von 3547 Wahlberechtigte» 1894 abgestimmt. Ungültig waren 43 Stimmen. Stadtschultheitz Göhner erhielt 1851 Stimmen, 3 Stimmen wiesen andere Namen aus. Stodi- schultheiß Göhner ist somit gewählt. Die Stadtkapelle und der Gesangverein Conkordta brachten dem Gewählten ein Ständchen.
Stuttgart, 10. Nov. (Der ungetreue Krankenkassenverwalter.) Das Schöffengericht hat den früheren Verwalter der Zuffenhausener Ortskrankenkäsie Christian Frank von Ruppertshofen wegen Venin- treuung von 6000 Mark zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Stuttgart, 10. Nov. (Verleihung der Rettungsmedaille.) M Staatspräsident hat dem Werkmeister Albert Wörner in Marbach a.N. die Rettungsmedaille verliehen.
Heilbron«, 9. Nov. (Eine italienische Autofabrik in Hnl- bronn.) Die NSU-Werke können vorbehaltlich der Genehmigung durch die Generalversammlung nun als saniert gelter. Ueber die Auswirkung der Sanierung für die Stadt Heilbrom schreibt der Heilbronner „Generalanzeiger", daß durch dik Uebernahme des Hellbrauner Werks der NSU durch die new. sozusagen deutsche Fiatgesellschaft, Heilbronn zweifellos ein in Vergleich zu bisher bedeutenderes WirtschaftsunternehiM erhält, was sich sowohl nach der Beschäftigungs- wie nach bei Steuerseite in einem für die Stadt günstigen Maße auswiM dürfte, umsomehr, als für Heilbronn (und Neckarsulm) Erivei- terungspläne auf lange Sicht bestehen. Sollte nämlich der Motorradbau später die ganzen Neckarsulmer Anlagen beanspruchen, so würden in Neckarsulm nur noch Motoren gebaut und nach Heilbronn geliefert werden. Das würde den Ausbau des Heilbronner Werks zur deutschen Produkkionsstätte von Fiat bedeuten. Fiat selbst hat im Jahr 1928 bisher 5000 Wagen in Deutschland verkauft und beabsichtigt, in Zukunft den deutschen Markt nur noch von Heilbronn aus zu beliefern. Mag man in der Tatsache, daß diese Vorteile einer auslLMjen Firma (Fabbrica Jtalina Automobil Torino) zu veröaM sein werden, einen Schönheitsfehler erblicken, das Hellbwnner Werk bleibt jedenfalls der Stadt und den Arbeitern cMim und es ist volkswirtschaftlich auch für die deutsche WirtM immer noch bester, das Ausland Produziert mit deutscher Arbeitskraft und deutschen Hilfsstoffen im Lande, als daß es die fertigen Waren einführt.
Tettnang, 10. Nov. (Tod durch elektrischen Strom). Am Freitaz nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr sollte im Reuter'schen Sägewerk!» Löwental eine neue elektrisch betriebene Maschine zum Zerstückeln om Baumstämmen ausprobiert werden. Dabei wurde der Anfangs dir
8IIchIC87I! LL2flll80lII!I.I.I
kür
^eopolä8tr. 1 OeopoIästl.I
Gmür
Mch des ser Maure brsand, hc Weg warf
werdenden
fand er in ,2 Jahre Steinplatte
Ansttengur befreien. - hatte sich j bas Erdlo begrub.
Oben Donnersta Oberndorf Nähe des des Speise kommende faßt und Der hinw
gefehlt, so Minute dr wollte, da auch am : bere an d, erschwert nachdem war, die l
Ober wurde auf Jahre alt Der Wan Finger oe ausbezahl Nottweil oollständir Msorgea Mai- Schäfer 6 Stück, am
znm „Gri unterbrach noch fünf endetes 2 waren uni an dem d, tungen. ' sofort gef Tags da fehlen nvl Weh ein angeb und miet werden d Holden, r wecken K nahe war Reitpferd Dogel mr Nimmern
Reir
Re Schl in dem st Gedanken kindersrer werden, von Buck nungstür, gesunden zunächst naten Ge vor der i einem et ist dann sindung i selbst am geklagte, doch mit kam sie sängnis
Stürme des Herzens. §
Roman von Hans v. Hekethausen. i
Copyright Hy Greiner ^ Comp., Berlin NWS. >
(Nachdruck verboten.)
38. Fortsetzung.
,Menn sie nur erst weg wären", dachte Henning Bende- mann bei sich.
Er beschloß, Jolanthe vorläufig noch nichts von dem Gespräch mitznteilen. Erst wenn er sicher wußte, daß die Abreise erfolgt sei wollte er es ihr jagen.
12. Kapitel.
Frau Jotaiuhe begann das Dasein, das sie jetzt führte, unerträglich zu werden. Dies tatenlose Eingeschlossensein u: das Hotelleben, diie ganze Ungeklärtheit ihrer Lage lähmte sie auf die Dauer. Ach, wenn es doch erst Herbst wäre, und sie in das kleine Haus im Wiesengrunde ein- zrehen könnte! Sie fühlte ihre junge Kraft sich regen, wie schlaff und gedankenlos mußte sie all die Jahve gewesen fein — wie hatte sie nur so dahinleben können!
Manchmal dachte sie, es fei alles warme Leben abgestorben gewesen in ihr — nur wenn Siegmund gekommen war, rann es heiß durch ihre Adern . . . Und gerade das war eine Täuschung gewesen . . . Sie trug noch schwer an dieser Erkenntnis und grollte sich selbst.
Warum mußten ihr erst die Augen aufgehen über all das, als Henning Bendemann in ihr Leben trat! Warum war es ihr nicht ans eigener Kraft gelungen, — warum? War sie nicht nahe daran gewesen, in Gemeinschaft mit einem schlechten Manne selber schlecht zu werden? — Menschen sollen immer voneinander abfärben, wenn sie miteinander Hausen . . .
In solchen Grübeleien war sie wie tot i« ihren vier Wänden und gelobte sich heiß, ein neues Leben anzufanze« und ein nützliches Glied in dem ihr angewiesenen Keinen Kreise zu' werden. Was hatte sie denn auch bisher geleistet, über welche Kräfte oder welches Können verfügte sie? Welches Gut nannte sie ihr eigen . . . Man sagte ihr, daß
sie schön sei — aber vielleicht war gerade das ihr Unglück gewesen — die schrankenlose, halb rasende Bewunderung Lothars zu Anfang hatte sie geblendet und verwirrt. Wie rtz einem Taumel besangen, war sie in die Ehe gegangen, mutterlos und unbeschützt, und selbst noch zu jung, um die wahre Natur dieser Werbung zu verstehen.
Dann hatte sich das lockende Angesicht dev Zuneigung plötzlich verändert und eine rein äußerliche Leidenschaft starrte ihr entgegen.
Langsam, schrittweise hatte sich ihre starke Natur dagegen gewehrt — und dann hatte der Kampf begonnen. . .
War er nun zu Ende, oder sah dieser Mann noch auf neue Pein, die er ihr bereiten wollte? Sie kannte ihn, er würde es nicht scheuen. Er war grausam gewesen in seiner Liebe, er blieb auch grausam in seinem Haß . . . Wie war es nur möglich gewesen, daß sie jemals diese Heirat einging! Wie oft hatte sie sich in diesen sechs Jahren die Frage vorgelegt, ohne ihre Lösung zu finden. An die vorhandenen Charakterunterschiede hätte sie vordem nie gedacht, nie geahnt, dah das Leben solch bittere Probleme für sie bringen würde!
Ein Teil Künstlerblut ihres so früh verstorbenen Vaters steckte wohl auch ihr in den Adern. Ab^r ihr Vater hatte es verstanden seiner Frau und seinen zwei heißgeliebten Kindern ein sonniges, freies Leben zu schaffen . . . Mit seinem Tode fand das. alles ein jähes Ende. Die Sorgen hatten begonnen, und als die Mutter auch starb, standen Jolanthe und der Eberle ratlos den Verhältnissen gegenüber —
Da hatte man es allgemein für ein großes Glück gehalten, daß ein reicher Mann um sie freite, der auch dem Eberle das Geld znm Studium gab.
„Und doch, daheim hätte ich bleiben sollen", sagte sie sich immer wieder. Sie hatte es tausendmal in diesen sechs Jahren gedacht. Wie ein bleierner Druck hatte sich diese Erkenntnis aus ihre junge Kraft gelegt und alles Gute und Ureigene in ihr gelähmt.
Wie in einen Schraubstock eingespannt war ihr Leben dahingegangen, sie hatte nichts tun und nichts denken dürfen, ohne das Mißfallen ihres Mannes zu erregen. Als Bräutigam hatte ihn ihre frohe Natürlichkeit entzückt, als
Ehemann sah er hinter jedem heiteren Blick, de« sie andern schenkte, einen Verlust seiner Rechte.
Ja — daheim hätte sie bleiben sollen! Jetzt kehrte si? flügellahm zurück, ohne den alten festen Glauben an daZ Glück, an das jeder junge Mensch glauben soll . ..
Und was das allerschlimmste war, sie war cmgesieck von jenem unfreien, grüblerischen Geist, der die Dinge nicht mehr harmlos sieht, wie sie sind, der an alles mit einer erkältenden Bedachtsamkeit geht und wägt und sinnt, ehe er ein Ding ergreift.
O, wieder dahin kommen zu können, sich jauchzend in das Gras der Almen zu werfen, wie einst, nichts zu wollen und nichts zu wünschen, nur das elementare GlücksgeM im Herzen brennend zu empfinden: Ich bin — und darum bin ich ein seliges, dankbares Geschöpf!
Mcht eine Stund« war sie glücklich gewesen in den sechs Jahren, und daS Gefühl des Dankes, das Lothar gebieterisch von ihr und dem Bruder verlangte, war längst erloschen, ja es hatte sich zu einer drückenden Fessel gestaltet . . . Eberle hatte sie bald zerrissen, diese Fessel, und war seine eigenen Wege gegangen. Das war richtig und konsequent und paßte zur urwüchsigen Kraft seines Wesens. Aber sie mußte sich schleppen und tragen, ms auch für sie die Stunde kam, diese Ketten zu sprenge«.
Wieder war es eine neue Fessel des Dankes, die sich um ihr neues Leben legte — gegen den Mann, der lhr durch den Kauf des alten lieben Häuschens ein neues Dasein ermöglichte — aber diese Fessel tat nicht weh! S-c legte sich weich und leise um sie und zog sie empor.
Einige Tage später kam Eberle einmal wieder gegen Abend in das „Deutsche Haus".
Sein blasses Gesicht hellte sich nicht auf, als er kurz herausstieß : „Heute früh is die Gesellschaft aus der Z" Eldorado abgereist."
vr» .
,Moher weißt du das Eberle?" ^ ...
„Slegmunü hat es mir geschrieben". Er zog, farbiges Briefchen aus der Tasche »nd warf es aus
Tisch.- , ,,
(Fortsetzung folg"
Kar
vermißt aus ner sonen, Landes) durch K mer eibefürcht liegen e jetzt als Bal Mitterri tion l i
neuem Persouc und Be am Ko) Trittbr« Wegübe Hei Zierte f Nachher speist h Mann den, wo dem Bi Der M guten 8 Landstr traurigi
^ Am «igma, Kranke- iührunj uachgep Vrüfun, nach N unkenn z. T. z Mitteln